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Veröffentlicht am 17.05.2021

Manchen zieht es hinaus aufs Meer, manchen ins Meer hinein

Der dunkle Sog des Meeres
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Ein Roman über eine Frau mitte Dreißig, die in einem kanadischen Fischerdorf nach ihren Wurzeln sucht, dort auf eigenwillige Bewohner trifft und durchs Entschleunigen am Meer ihre Wurzeln in sich selbst ...

Ein Roman über eine Frau mitte Dreißig, die in einem kanadischen Fischerdorf nach ihren Wurzeln sucht, dort auf eigenwillige Bewohner trifft und durchs Entschleunigen am Meer ihre Wurzeln in sich selbst findet. Ein in die Jahre gekommener Polizist, der bei seiner Ankunft in demselben Dorf droht, in eine Midlife-Crisis zu rutschen und aufklären soll, warum die Mutter der Frau kurz nach deren Auftauchen tot aus dem Wasser gefischt wird. Und über allem der ewige Sog des rauschenden Meeres.
Ein Roman, so eigenwillig wie die Bewohner des Fischerdorfes Caplan. Auch wenn ein vermeintlicher Mord geschieht ist es dennoch kein Krimi, vielmehr steht das Meer im Mittelpunkt und dessen Bedeutung für die einzelnen Menschen. Freiheit, Bedrohung, Ruhe, Unendlichkeit, für jeden bedeutet das Meer etwas anderes. Wenn es um das Meer geht, sind die Bewohner der fremden Frau gegenüber gesprächig - sobald es jedoch um ihre Mutter geht, driften sie ab wie ein herrenloses Boot bei Sturm, selbst dem ermittelnden Polizisten gegenüber, der mit seiner großstädtischen Ungeduld langsamer vorankommt als durch gemächliches Zuhören.
Der Roman lädt definitiv zum Entschleunigen ein, mit Ungeduld kommt man hier nicht weiter, vielmehr sollte man sich durchs Buch treiben lassen wie ein Schiff auf der Brandung. Als störend empfand ich die Stereotypen, welche primär gezeichnet wurden, wobei vor allem die Frauen ausgelutschten Klischeebildern nachempfunden wurden (sexy aber blöd, stutenbissig, Dramaqueen). Ebenso reizte der Polizist in seiner Midlife-Crisis die gängigen Klischees aus, was es nicht besser machte. Ohne diese Stereotypien wäre das Buch deutlich besser gewesen, so blieb das Buch atmosphärisch und die Handlung betreffend gelungen, charakterlich jedoch eher enttäuschend. (3,5/5 Punkten)

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Der Schöne wird zum Biest

Emanio – Der Schöne und das Biest
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In dieser Märchenadaption wird Emanio, Erstgeborener des Herzogs und somit zukünftiger Regent, wegen seines verwerflichen Verhaltens in einen Panther verflucht. Retten kann ihn nur die einzig wahre Liebe, ...

In dieser Märchenadaption wird Emanio, Erstgeborener des Herzogs und somit zukünftiger Regent, wegen seines verwerflichen Verhaltens in einen Panther verflucht. Retten kann ihn nur die einzig wahre Liebe, aber leider gibt es hier eine zeitliche Frist - Eile ist also geboten. So ganz verstehen kann Emanio sein Schicksal nicht, da er in seinen Augen niemandem etwas angetan hat. Klar, welcher Bösewicht wäre da einsichtig? Allerdings stellt sich hier selbst dem Leser die Frage, ob nicht vielleicht eine Verwechslung vorliegen könnte.
In einer weiteren Hauptrolle lernt man den jungen Wildhüter Lerio kennen, der als Gestaltwandler bereits viel Boshaftigkeit in Menschengestalt ertragen musste. Als Luchs könnte er den verwandelten Emanio verstehen und somit eine Kommunikation mit dessen Familie und Bediensteten ermöglichen. Will er aber nicht. Denn er hat mit dem Regentensohn noch eine Rechnung offen.
Mit Emanio ist Nicole Gozdek eine wunderschöne Adaption des Märchens „Die Schöne und das Biest“ gelungen. Vertrauen, Verrat, Missgunst und Neid geben sich hier die Hand bzw. die Pfote. Neben dem allmählichen Versuch von Emanio und Lerio, einander zu verstehen und zu vertrauen, bleibt es vor allem lange Zeit spannend, wer Emanio warum etwas Böses will. Eine eigens für diese Erzählung ausgeklügelte Magie-Hierarchie zwischen Zauberern, Hexenkünsten und Wandlern gibt hier kleine Hinweise, der Schwerpunkt liegt jedoch bei den beiden Männern sowie ihrer jeweiligen Familie. Zudem gibt es genügend Personen, die sich verdächtig (un)auffällig verhalten und es somit nicht einfach machen, den Verrat zu durchschauen.
Ein gelungenes Wohlfühlbuch mit Märchencharakter, welches problemlos als AllAge-Fantasy durchgeht und zum Miträtseln einlädt, wer der wahre Bösewicht dieser Geschichte ist.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Abenteuer in virtuellen Welten

Cryptos
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Irgendwann in der Zukunft: Die bewohnbaren Flächen auf der Erde sind rar, ebenso die Lebensmittel. Viele Menschen verbringen die Tage in VR-Kapseln und somit in virtuellen Welten, welche von Weltendesignern ...

Irgendwann in der Zukunft: Die bewohnbaren Flächen auf der Erde sind rar, ebenso die Lebensmittel. Viele Menschen verbringen die Tage in VR-Kapseln und somit in virtuellen Welten, welche von Weltendesignern angelegt werden. Eine dieser Designer ist Jana. In ihrer Lieblingswelt Kerrybrook, einem idyllischen Fischerdorf nachempfunden, lassen es sich die Leute im Pub oder bei Angelwettbewerben gutgehen, während ihr tägliches Horoskop sie auf dem Laufenden hält. Als ihre Welt auffällig viele „Exits“ anzeigt und sogar ein Mord geschieht, wird nicht nur die Security darauf aufmerksam, sondern auch Jana will auf eigene Faust herausfinden, was in ihrer virtuellen Welt geschehen ist. Und gerät dadurch schon bald in tödliche Gefahr.
Das Worldbuilding dieses Romans ist spannend konstruiert: Die reale Welt befindet sich am Rand einer Klimakatastrophe, Lebensmittel und Wasser sind streng limitiert und ein Großteil der Bevölkerung steigt täglich in VR-Kapseln, um in einer der vielen virtuellen Welten ein erträglicheres Leben zu führen. Die Vielfalt ist erstaunlich, es gibt Welten, die auf früheren Zeiten basieren, Fantasywelten und sogar Gefängniswelten. Tatsächlich hat mich Ursula Poznanski nicht enttäuscht und mich in eine Vielzahl dieser Welten mitgenommen, welche Jana im Laufe des Romans bereist. Die Gefahr, in welche Jana sich begibt, nimmt immer mehr zu und lange ist nicht sicher, wer die Guten und wer die Bösen sind. Das Geheimnis dahinter gefiel mir gut, die Auflösung des Ganzen passt für einen Jugendroman, da doch einiges recht glatt läuft am Schluss. Jana selbst ist mit ihren jungen Jahren tatsächlich stellenweise noch etwas naiv und läuft mitten in die Gefahr hinein, statt vorher nachzudenken. Dennoch ist sie als Protagonistin und Erzählerin sympathisch und bringt eine gute Portion Spannung und Emotionalität mit sich. Ein wenig illusorisch blieb mir die ganze Energieversorgung dieser Unzahl an Welten und VR-Kapseln sowie die Versorgung der Nutzer, was meiner Meinung nach auf Dauer einen Riesenaufwand bedeutet und das Unentdecktbleiben einiger Beteiligter ziemlich unrealistisch machte. Wegen dieser Ungereimtheit in der ansonsten recht spannenden Story gebe ich Cryptos 4,5/5 Punkten.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Abenteuer in virtuellen Welten

Cryptos
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Irgendwann in der Zukunft: Die bewohnbaren Flächen auf der Erde sind rar, ebenso die Lebensmittel. Viele Menschen verbringen die Tage in VR-Kapseln und somit in virtuellen Welten, welche von Weltendesignern ...

Irgendwann in der Zukunft: Die bewohnbaren Flächen auf der Erde sind rar, ebenso die Lebensmittel. Viele Menschen verbringen die Tage in VR-Kapseln und somit in virtuellen Welten, welche von Weltendesignern angelegt werden. Eine dieser Designer ist Jana. In ihrer Lieblingswelt Kerrybrook, einem idyllischen Fischerdorf nachempfunden, lassen es sich die Leute im Pub oder bei Angelwettbewerben gutgehen, während ihr tägliches Horoskop sie auf dem Laufenden hält. Als ihre Welt auffällig viele „Exits“ anzeigt und sogar ein Mord geschieht, wird nicht nur die Security darauf aufmerksam, sondern auch Jana will auf eigene Faust herausfinden, was in ihrer virtuellen Welt geschehen ist. Und gerät dadurch schon bald in tödliche Gefahr.
Das Worldbuilding dieses Romans ist spannend konstruiert: Die reale Welt befindet sich am Rand einer Klimakatastrophe, Lebensmittel und Wasser sind streng limitiert und ein Großteil der Bevölkerung steigt täglich in VR-Kapseln, um in einer der vielen virtuellen Welten ein erträglicheres Leben zu führen. Die Vielfalt ist erstaunlich, es gibt Welten, die auf früheren Zeiten basieren, Fantasywelten und sogar Gefängniswelten. Tatsächlich hat mich Ursula Poznanski nicht enttäuscht und mich in eine Vielzahl dieser Welten mitgenommen, welche Jana im Laufe des Romans bereist. Die Gefahr, in welche Jana sich begibt, nimmt immer mehr zu und lange ist nicht sicher, wer die Guten und wer die Bösen sind. Das Geheimnis dahinter gefiel mir gut, die Auflösung des Ganzen passt für einen Jugendroman, da doch einiges recht glatt läuft am Schluss. Jana selbst ist mit ihren jungen Jahren tatsächlich stellenweise noch etwas naiv und läuft mitten in die Gefahr hinein, statt vorher nachzudenken. Dennoch ist sie als Protagonistin und Erzählerin sympathisch und bringt eine gute Portion Spannung und Emotionalität mit sich. Ein wenig illusorisch blieb mir die ganze Energieversorgung dieser Unzahl an Welten und VR-Kapseln sowie die Versorgung der Nutzer, was meiner Meinung nach auf Dauer einen Riesenaufwand bedeutet und das Unentdecktbleiben einiger Beteiligter ziemlich unrealistisch machte. Wegen dieser Ungereimtheit in der ansonsten recht spannenden Story gebe ich Cryptos 4,5/5 Punkten.
Das ungekürzte Hörbuch wird von Laura Maire gelesen, eine in meinen Ohren ausgezeichnete Wahl. Sie schafft es, die Atmosphäre gekonnt wiederzugeben und insbesondere wenn Jana aufgeregt oder verzweifelt ist kann man beim Zuhören regelrecht mitfiebern.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Alte Sage neu interpretiert

Sanguis Corvi – Das Blut des Raben
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Soldat Krayan Batur kehrt 1555 in einem kleinen Ort in der Nähe der Schwarzwasser ein, um den Müller der nahegelegenen Schwarzen Mühle zu vernichten. In seinem Gepäck hat er ein magisches Lehrbuch, welches ...

Soldat Krayan Batur kehrt 1555 in einem kleinen Ort in der Nähe der Schwarzwasser ein, um den Müller der nahegelegenen Schwarzen Mühle zu vernichten. In seinem Gepäck hat er ein magisches Lehrbuch, welches ihn zu einem mächtigen Magier werden ließ. Dem dämonischen Müller hatte er vor zwölf Jahren selbst gedient, bis ihm die Flucht aus den Fängen dieser Teufelsmühle gelang. Damals kannte man ihn unter dem Namen Krabat.
Vielen ist die Erzählung „Krabat“ von Otfried Preußler ein Begriff. Tatsächlich basiert sein Roman auf der sorbischen Sagengestalt Krabat, der nachgesagt wird, seine magischen Kräfte in der Oberlausitz gewirkt zu haben. „Sanguis Corvi“ ist demnach keine Neuinterpretation von Preußlers Roman, sondern von der Sage selbst und entsprechend im früheren Verlauf, als der junge Krabat noch in den Diensten des Müllers stand, ein wenig anders ausgearbeitet.
Aufgeteilt ist die Erzählung in zwei Handlungsstränge, welche zeitlich zwölf Jahre auseinander liegen und im Wechsel geschrieben sind. So erlebt man einerseits, wie der junge Krabat 1543 in die Fänge des Müllers der schwarzen Mühle gerät, aus denen er versucht, sich wieder zu befreien. Ebenso erlebt man Krabat als erwachsenen Soldat und mächtigen Magier, zurückgekehrt, um den Müller und die dämonische Mühle endgültig zu vernichten. Beide Handlungsstränge sind spannend und ergänzen sich jeweils recht gut. Die latente Bedrohung der Schwarzen Mühle für die Bewohner in der Umgebung ist stets spürbar, über dem gesamten Roman liegt eine dunkle Atmosphäre, welche durch das Wirken der Blutmagie noch verstärkt wird.
Sanguis Corvi ist eine faszinierende Neuinterpretation einer alten Sage und düster-magisches Leseerlebnis zugleich. Empfehlenswert.

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