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Veröffentlicht am 29.06.2020

Brutale Mordserie in der Wiener Nachkriegszeit

Der dunkle Bote
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Wien 1920: Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Winter ermitteln in einer brutalen Mordserie, bei welcher den Opfern die Zungen herausgeschnitten und einer Journalistin zugesendet werden. ...

Wien 1920: Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Winter ermitteln in einer brutalen Mordserie, bei welcher den Opfern die Zungen herausgeschnitten und einer Journalistin zugesendet werden. Zugleich versucht Emmerich, seine Lebensgefährtin und ihre Kinder aus den Fängen ihres brutalen Ehemannes Xaver Koch zu befreien, der seit Kriegsende in hochkriminelle Machenschaften verwickelt ist.
„Der dunkle Bote“ ist der dritte Band der historischen Krimi-Reihe um Emmerich und Winter, kann jedoch auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Das damalige Wien ist düster, Arbeitslosigkeit und Hunger bestimmen den Alltag. Diese Atmosphäre ist im Roman sehr gut spürbar. Emmerich und Winter sind ein sehr ungleiches, aber dennoch erfolgreiches Ermittlerteam: Der ruppige und unkonventionelle Bulle mit seinem bedächtigen, charmanten Kollegen. Beide wissen ihre Stärken erfolgreich einzusetzen und ergänzen sich wunderbar.
Der Fall gestaltet sich als spannend und undurchsichtig, während man parallel die Pläne von Xaver Koch mitverfolgen kann. Dass dieser mit Emmerich noch eine Rechnung offen hat, verleiht dem Roman einige recht bedrohliche Szenen. Beide Handlungsstränge haben mir sehr gut gefallen, wobei die Story für meinen Geschmack allerdings zunächst etwas schleppend in die Gänge kam, bevor sie mich so richtig fesseln konnte.
Das Hörbuch wird von Cornelius Obonya gelesen, der mit seinem Wiener Akzent auf sehr geniale Art dem Kriminalfall die richtige Wiener Note verleiht und die verschiedenen Charaktere sehr gut interpretiert.

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Veröffentlicht am 17.06.2020

Tödlicher Fluch

Night of Crowns. Spiel um dein Schicksal
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Cheerleaderin Alice muss die Sommerkurse an einem der beiden örtlichen Elite-Internate belegen, um den schulischen Anschluss nicht zu verlieren. Was sie nicht weiß: Über den Internaten, welche durch einen ...

Cheerleaderin Alice muss die Sommerkurse an einem der beiden örtlichen Elite-Internate belegen, um den schulischen Anschluss nicht zu verlieren. Was sie nicht weiß: Über den Internaten, welche durch einen Wald miteinander verbunden sind, liegt ein schrecklicher Fluch, welcher die Schüler, einem Schachspiel gleich, auf Leben und Tod gegeneinander antreten lässt. Und Alice ist ein Teil dieses Fluchs.
Der Beginn des Romans gefiel mir. Die 17-jährige Alice besucht mit ihrer besten Freundin eine Geheimparty der Internatsschüler, welche ansonsten unter sich bleiben und einen entsprechend versnobten Ruf unter den Schülern der nächstgelegenen Highschool haben. Nach der Party ist jedoch für Alice nichts mehr wie zuvor, sie sieht Dinge, die andere nicht sehen, und wird dadurch unkonzentriert und fahrig, was ihre schulischen Leistungen dramatisch verschlechtert. Die Sommerkurse im Internat sollen ihr da aus der Patsche helfen. Von dem Moment an, in dem sie ins Internat einzieht, ist sie von der Aussenwelt wie abgeschnitten und wird in einen tödlichen Fluch hineingezogen, welcher auf den Internaten Chesterfield und St. Barrington lastet.
Grad der Beginn, bis Alice ins Internat kommt, ist recht abwechslungsreich. Ihre Visionen, welche die anderen eben nicht sehen, ist schon auf eine gewisse Weise gruselig und ich konnte mit Alice regelrecht mitfühlen. Als sie ins Internat kommt lässt sie sich leider gleich vom ersten Typen um den Finger wickeln. Dieser entpuppt sich als der weiße König im blutigen Kampf Chesterfield gegen St. Barrington, und Alice will nicht wahrhaben, dass sie auch nur als Spielerin benutzt wird. Stattdessen ist sie viel zu sehr aufs Anhimmeln ihres neuen Schwarms konzentriert, was sie ziemlich naiv wirken lässt. Ihr einziger Vertrauer ist Curse, der, einigen Anspielungen zufolge, eine nicht unwichtige Rolle spielt und insgeheim mein Favorit der Story ist.
Der Fluch, welcher auf den Internaten lastet, geht auf die früheren Familien St. Barrington und Chesterfield zurück, welche die Namensgeber der Internate sind. Zwar werden die teilnehmenden Schüler des Spiels als Schachfiguren bezeichnet, das Spiel selbst erinnerte mich jedoch vielmehr an das gegenseitige Jagen im Wald im Stile von Tribute von Panem, mit Strategie hatte das nur wenig zu tun. Interessant sind die besonderen Fähigkeiten, welche die einzelnen Spieler entwickeln. Leider lernt man je Spielfarbe nur eine handvoll Spieler kennen, dem Rest scheint Alice überhaupt nicht zu begegnen. Oder sie ist viel zu sehr darauf konzentriert, die Spielkönige anzuhimmeln, ich weiß es nicht. Dadurch, dass alles aus Alices Sicht erzählt wird, weiß der Leser eben nur das, was auch Alice weiß, was aber genaugenommen eine sehr gute Wahl für das Buch ist. Dadurch tastet man sich langsam an Geheimnisse heran und kann sich von Wendungen überraschen lassen. Was mich leider stark gestört hat: Kaum ist der eine König weg vom Fenster, geistert ihr der nächste durch den Kopf. Dadurch rutscht die Story stark ins gängige YA-Klischee einer Dreiecksgeschichte ab.
Insgesamt hat mir das Buch recht gut gefallen, der Stil ist abwechslungsreich und unterhaltsam, es gibt einige Wendungen und vor allem zu Beginn konnte ich mich wunderbar in Alice hineinversetzen. Auch das Herantasten an die Hintergründe des Fluches empfand ich als sehr gelungen. Schwachstelle der Story ist das Klischee, wie Alice abwechselnd die beiden Könige anhimmelt und dadurch manchmal recht verblendet ist. Dies scheint sich jedoch zum Ende hin zu legen, zumindest lässt der Cliffhanger dies vermuten.
Das Hörbuch wird gelesen von Madiha Kelling Bergner. Sie hat eine angenehme, deutliche Stimme und kann dem Roman auch die passende Atmosphäre verleihen. Besonders Curse war da wohl eine Herausforderung, welche sie gut gemeistert hat. Da das Hörbuch ungekürzt gelesen wird, kann ich es auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Geheimnisse, die aufgedeckt werden wollen

Ein Wort, um dich zu retten
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Knapp 20 Jahre ist es nun her, dass sich der berühmte Schriftsteller Nathan Fawles aus der Öffentlichkeit auf die kleine französische Insel Île Beaumont zurückzog. Über die Gründe ranken sich die wildesten ...

Knapp 20 Jahre ist es nun her, dass sich der berühmte Schriftsteller Nathan Fawles aus der Öffentlichkeit auf die kleine französische Insel Île Beaumont zurückzog. Über die Gründe ranken sich die wildesten Vermutungen, auch wenn Fawles durch seinen Agenten ausrichten ließ, dass es keine zu ergründenden Geheimnisse rund um seinen Rückzug gäbe. Doch nun haben gleich zwei Personen stärkeres Interesse, seine Bekanntschaft zu machen: Ein junger Autor, der sich von Fawles hilfreiche Tipps erhofft sowie eine Journalistin, deren Beweggründe zunächst im Dunkeln liegen. Als ein Mordfall die Insulaner erschüttert und die Insel vom Festland abgeriegelt wird, stellt sich schon bald heraus, dass die Vergangenheit der Journalistin und die von Fawles miteinander verknüpft sind. Und mit ihnen ein grausames Verbrechen.
Das Buch ist angenehm vielseitig gestaltet mit Interviews und Perspektivenwechseln sowie vielen Zitaten aus dem Bereich der Literatur. Über allem schwebt natürlich die Frage, warum sich Nathan Fawles einst aus der Öffentlichkeit zurückzog und keine weiteren Bücher mehr verfasste. Nach und nach werden vereinzelte Puzzleteile im Roman zu einem Bild zusammengefügt, wobei es diesmal nicht allzu vielen Wendungen gibt. Zwar hatte ich beim Lesen immer mal so meine Vermutungen, wie es auch bei Krimis der Fall ist, die Wahrheit hinter dem Ganzen blieb jedoch bis zum Schluss verborgen, öffnete sich nur nach und nach wie die Blätter einer Blüte und strahlte zum Schluss mit einem Schlag die ganze Wahrheit dem Leser entgegen. Geheimnisse, sie seit rund zwanzig Jahren darauf warteten, aufgedeckt zu werden.
Ein wenig schade war, dass mir die Charaktere nie so richtig vertraut wurden. Bei Fawles war die Distanz und Unnahbarkeit, welche er im Buch zu den Menschen aufgebaut hatte, ebenso spürbar wie bei den anderen Charakteren. Zwar waren die Personen jede für sich vielschichtig gestaltet, eine Vertrautheit konnte ich jedoch zu keiner so wirklich ausmachen. Schade vor allem deswegen, weil der Autor im Roman selbst noch darauf hinweist, den Lesern die Charaktere eines Buches nahe zu bringen, um das Leseerlebnis zu intensivieren und die Emotionen des Lesers anzusprechen.
Ein gut geschriebener, abwechslungsreicher Roman mit einer stringenten Handlung und gleichbleibender Spannung, bei welchem mit leider die Charaktere etwas zu distanziert blieben.

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Veröffentlicht am 01.06.2020

KAMI und die Gegner der KI treten in den direkten Kampf

Cyber Trips
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Wer bereits den ersten Band der Trilogie, "Neon Birds", gelesen hat, weiß, dass die Künstliche Intelligenz KAMI sich nun einen Wirtskörper gegönnt hat, um, mit weiteren Fähigkeiten ausgestattet, die restlichen ...

Wer bereits den ersten Band der Trilogie, "Neon Birds", gelesen hat, weiß, dass die Künstliche Intelligenz KAMI sich nun einen Wirtskörper gegönnt hat, um, mit weiteren Fähigkeiten ausgestattet, die restlichen Menschen des Planeten zu Moja umzuwandeln und den Planeten Erde von der "Krankheit Mensch" zu heilen. Während Luke und sein infizierter Freund Flover auf der Flucht sind und sich Hilfe bei Flovers Mutter, General Liza Moore, erhoffen, ist sich die Gruppe um Okijen Van Dire uneins, ob sie mit KAMI kommunizieren sollen - wovon Andra überzeugt ist - oder die KI doch lieber gleich vernichten. Auf der Suche nach einer Waffe, welche das Kryptonit für KAMI wäre, wird ihnen ein weiterer Major des Militärs an die Seite gestellt. Als die Situation eskaliert wird klar, dass das einstige Triumvirat des Weltrates, bestehend aus Liza Moore, Marshall Lloyd und Alaska Pershing, längst getrennte Wege geht. Und einige davon sind recht radikal...

"Sie sind so schwach. Aber scheinbar stark genug, um über ihre eigenen Fehler hinwegzusehen." [Zitat KAMI]

Auch der zweite Band bietet wieder ein paar interessante technische Raffinessen der Zukunft wie z. B. die Besonderheit der Flashtrains. Direkt an den ersten Band anschließend, erlebt man zum Einen die Flucht von Luke und Flover mit, während auf der anderen Seite Okijen, Andra und Byth gemeinsam mit Marshall Lloyd versuchen, an KAMI heranzukommen. Schlüsselfigur ist hierbei Andra, die glaubt, eine Verbundenheit zu KAMI zu spüren und versuchen möchte, mit der KI in Kontakt zu treten. Gleichzeitig bietet sie den entscheidenden Hinweis auf eine Waffe, mit welcher KAMI möglicherweise aufzuhalten wäre. In diesem Zuge kommt ein weiterer Charakter ins Spiel, der die Trilogie angenehm bereichert.
Sehr gefallen haben mir wieder die Kapitel aus KAMIs Sicht sowie die Einblicke in frühere Militärakten. Auch die Uneinigkeit in Okijens Gruppe, wie mit KAMI umgegangen werden soll, war recht gut dargestellt. Weniger gefiel mit der Part um Luke und Flover, deren Kapitel um deren Flucht sich manchmal arg in die Länge zogen. Ebenfalls missfiel mir die radikale Wendung, welche der Roman nach einiger Zeit nahm, welche sich darin äusserte, dass plötzlich einige Charaktere über besondere Fähigkeiten verfügen, während andere zu sehr radikalen Maßnahmen greifen. Das war wir stellenweise zu superlativ. Und leider vermisste ich zum Schluss die Rationalität der Künstlichen Intelligenz, was mich persönlich doch ziemlich enttäuschte.
Cyber Trips ist ein unterhaltsamer Mittelband der Trilogie um die Künstliche Intelligenz KAMI, der wieder interessante Ansätze verfolgt, jedoch stellenweise zu superlativ daherkommt und dadurch nicht ganz an Band 1 heranreicht.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Liebes-Hin-und-her mit viel Kaffee und Cupcakes

Crazy in Love (Weston-High-Reihe 1)
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Sasha hat einen großen Traum: In die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters treten und Medizin an der Yale University studieren. Dafür zieht sie für das letzte Highschool-Jahr aus Kalifornien zu ihren reichen ...

Sasha hat einen großen Traum: In die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters treten und Medizin an der Yale University studieren. Dafür zieht sie für das letzte Highschool-Jahr aus Kalifornien zu ihren reichen Verwandten nach Boston, da ein Abschluss an der dortigen Upperclass-Schule ihr deutlich bessere Chancen bietet. Während ihre Tante sie mit offenen Armen empfängt, zeigen ihr Onkel sowie die Oma, direkte Verwandte ihres Vaters, ihr die eiskalte Schulter. Und ihre gleichaltrige Cheerleader-Cousine kommt ihr zunächst ebenso versnobt und arrogant vor wie der Rest der Mitschüler. Ohne groß Freundschaften zu schließen, stürzt sie sich also ins Lernen und ihren Nebenjob, frönt ihren Vorlieben Kaffee und Cupcakes - und verliebt sich ausgerechnet in die grünen Augen des Baseball-Stars Ben, Sohn einer reichen Familie und Frauenaufreißer schlechthin. Der Verstand sagt Sasha, dass Yale oberste Priorität hat. Aber das Herz...
Geschrieben ist die Story sowohl aus Sashas wie auch aus Bens Sicht. Sasha ist ein wenig nerdig, macht sich gerne für alles Listen, trinkt soviel Kaffee an einem Tag wie andere in der Woche und hat eine Vorliebe für Cupcakes. Zwar ist sie in vielen Dingen willensstark und auf ihre Art auch sehr sympathisch, dennoch konne ich nicht nachvollziehen, warum sie ausgerechnet einem Frauenaufreißer hinterherschwärmt, vor dem sie sogar explizit gewarnt wird. Nur wegen der grünen Augen? Ben selbst gehört einer der großen Bostoner Familien an, die die Karriere ihrer Kinder am liebsten von Beginn an durchplanen - und dem er sich zu widersetzen versucht. Bevor Sasha und Ben einander näher kommen, gibt es eine Vielzahl von Vorurteilen und Missverständnissen. Bis zu einem gewissen Punkt fand ich es ganz interessant, doch im Laufe der Story kam es wiederholt zu vorschnellen Schlussfolgerungen, Überreaktionen und entsprechend hausgemachtem Liebeskummer. Sashas Vorliebe für Kaffee und Cupcakes wurd mir auf Dauer zu sehr breitgetreten, ihr immenser Kaffeekonsum kam mir ebenso ungesund vor wie der Alkohol- und Drogenkonsum, welchen die Autorin unnötigerweise noch mit einbauen musste.
Die innere Zerrissenheit der beiden war von der Autorin recht gut dargestellt, allerdings machen die beiden sich durch ihr Verhalten lange Zeit unnötig alles viel zu schwer, wodurch sich die Handlung etwas in die Länge zieht. Da es ein Dreiteiler ist, endet Band 1 mit einem entsprechenden Cliffhanger.

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