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Veröffentlicht am 03.05.2019

Doppeltes Lottchen in Marseille

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Ein junges Mädchen wird in Marseille brutal hingerichtet vorgefunden. Die Europol-Ermittler Zara von Hardenberg, eine erfolgreiche Profilerin, und ihr Kollege Isaakson finden den Verdacht des terroristischen ...

Ein junges Mädchen wird in Marseille brutal hingerichtet vorgefunden. Die Europol-Ermittler Zara von Hardenberg, eine erfolgreiche Profilerin, und ihr Kollege Isaakson finden den Verdacht des terroristischen Hintergrundes bestätigt, stoßen aber auf eine kriminelle Mauer des Schweigens. Um an die „Fiches S“, die potentiellen Terroristen mit islamischem Hintergrund, zu kommen, welche hinter der Bluttat stehen und noch weitaus Größeres planen, sieht Zara nur eine Möglichkeit: Sie bittet ihre Zwillingsschwester Zoë um Hilfe. Diese arbeitet für die korsische Mafia und ist für ihre Skrupellosigkeit bekannt. Doch kaum einer weiß, wie sie aussieht. Und sie trägt einen gewaltigen Hass auf Zara in sich…
Mit „Zara & Zoë“ startet der für seine Aquitaine-Krimis bekannte Autor eine Thriller-Reihe mit zwei Zwillingsschwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Berlinerin Zara ist ruhig und korrekt und nimmt auf leicht autistisch wirkende Weise mehr Details auf als andere, was sie zur erfolgreichsten Profilerin Interpols werden ließ. Zoë hingegen ist impulsiv, zielstrebig und machte schon als Kind, was sie wollte. Ihre Skrupellosigkeit ließ die in Nizza Geborene zur rechten Hand eines korsischen Drogenbosses werden.
Sehr gut gefiel mir der Aufbau des Thrillers: Kurze Kapitel mit Datum sowie Ortsangabe, welche jeweils aus der Perspektive unterschiedlicher Personen sind. Dadurch gestaltet sich der Roman angenehm abwechslungsreich und vielseitig. Zwei Karten vorn und hinten im Buch helfen bei der Orientierung in Marseille bzw. an der Côte d’Azur, wo sich die Story abspielt. Thematisch hat der Autor Drogenkriminalität, Gewalt und Armut sowie die Bedrohung des Terrors gewählt, welche vor allem in Marseille durch den vermehrten Zuwachs aus islamischen Ländern angestiegen sind. Hierbei zeigt sich, dass Alexander Oetker sich recht gut mit den dortigen Gegebenheiten auskennt. Doch auch das Aufeinandertreffen der beiden Schwestern sowie deren Hintergründe gestaltete sich als äußerst interessant.
Mir hat der Thriller sehr gut gefallen, er ist abwechslungsreich, vielseitig und hat mich sowohl thematisch wie auch stilistisch gut unterhalten.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Vollwertiges Kopfkino in Spielfilmlänge

Der Fall Collini
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Das Hörspiel zur aktuellen Romanverfilmung „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach ist eine gelungene Kombination aus Erzähler und akustischen Einspielungen des Films. Thematisch behandelt der Roman ...

Das Hörspiel zur aktuellen Romanverfilmung „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach ist eine gelungene Kombination aus Erzähler und akustischen Einspielungen des Films. Thematisch behandelt der Roman den Mord von Fabrizio Collini, einem seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Italiener, an dem Industriellen Jean-Baptiste Meyer. Collinis Verteidigung übernimmt der junge Anwalt Caspar Leinen. Brisant ist, dass der Ermordete der Großvater von Caspars Jugendliebe war und diesen während seiner Kindheit wie einen Sohn behandelte. Und obwohl der erfolgreiche Strafverteidiger Professor Richard Mattinger ihm einen Deal vorschlägt, falls Collini sich für schuldig erklärt, geht Caspar Leinen seinen eigenen Weg und versucht, Collinis Tat zu verstehen. Dabei deckt er im Rahmen des Mordprozesses Fakten auf, welche einst geschickt unter den Tisch gekehrt wurden.
Nicht nur die Story selbst ist sehr gut erdacht, auch das Hörspiel zum Film konnte mich überzeugen. Der Erzähler Stephan Schad macht seine Rolle sehr gut und verbindet gekonnt die Originaleinspielungen aus dem Film zu einer stimmigen Erzählung. Zudem nutzt er die Möglichkeit, die Story um Wissen und Gedanken der Protagonisten zu ergänzen. Das Hörspiel liegt mit 140 Minuten Spielzeit nahe der Spielfilmlänge , was bei Hörspielen selten ist. Und dennoch hatte ich nicht das Gefühl, dass Wichtiges fehlen würde. Meiner Meinung nach ist dieses Hörspiel zum Film ein gelungenes, vollwertiges Kopfkino!

Veröffentlicht am 02.05.2019

Mir zu unrealistisch und vorhersehbar

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Faye lebt in ihrer Ehe mit Jack wie ein Vogel im goldenen Käfig: Sie soll gut aussehen und gefügig sein. Dabei war sie einst die schlauere von den beiden und half ihrem Mann, die eigene Firma zum Erfolg ...

Faye lebt in ihrer Ehe mit Jack wie ein Vogel im goldenen Käfig: Sie soll gut aussehen und gefügig sein. Dabei war sie einst die schlauere von den beiden und half ihrem Mann, die eigene Firma zum Erfolg zu bringen unter dem Opfer ihrer eigenen Karriere und zugunsten der Familie. Als es zur Trennung kommt und Jack sie dabei unfair abserviert schwört sie Rache. Und sie hat auch bereits einen Plan…
Der als Psychothriller kategorisierte Roman beginnt mit dem Verschwinden der gemeinsamen Tochter Jahre nach Fayes Trennung von Jack. In Rückblicken wird anschließend erst Fayes Leben mit Jack beschrieben, von Kennenlernen bis zur Trennung, gefolgt von Fayes Neuorientierung des Lebens und ihren Racheplänen.
Ich muss sagen, ich war regelrecht schockiert, in welche Rolle Faye sich damals als Mutter selbst hinein bugsiert hatte und wie Jack sie behandelte. Zum Ende der Beziehung hatten weder Jack noch Faye selbst Respekt vor ihr und beide lebten ein Leben voller Lügen und Betrug, während nach aussen der Schein der Perfektion gewahrt wurde.
Die Beschreibung, wie Faye nach der Trennung im Leben Fuß fasste, war ziemlich unrealistisch, mir ging das alles zu schnell, wie sie plötzlich Karriere machte. Erschreckend kam hinzu, dass sie, die jahrelang als devotes Weibchen lebte, buchstäblich über Leichen ging, sobald sie in die Enge gedrängt wurde. Das stand im Gegensatz zur mir unverständlichen Selbstaufgabe innerhalb der Ehe. Das Frauen- und Männerbild wird im Roman etwas klischeehaft dargestellt: Männer machen primär die Frauen unglücklich. Und sollte es einmal nicht so sein, sorgt das Schicksal schon dafür, dass das Glück nicht von Dauer ist. Zudem blieben die Charaktere alle durch den gesamten Roman ziemlich distanziert.
Die Idee des Roman ist nicht übel, jedoch hätte ich mir eine Protagonistin gewünscht, in welche ich mich eher hineinversetzen könnte, was dem Roman mehr emotionalen Tiefgang verliehen hätte. So ließ mich der Roman gefühlsmäßig doch eher kalt und mich interessierte lediglich, welchen Weg Faye einschlagen würde. Der Umstand, dass mir Fayes Werdegang nach der Trennung, ihr beruflicher Aufstieg in so kurzer Zeit, zu unwirklich erschien, machte es nicht besser. Letztendlich muss ich sagen, war der Ausgang doch ziemlich vorhersehbar, die Spannung hielt sich in Grenzen. Schade.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Abwechslungsreiche Sammlung – mir noch zu brav

éclair blanche
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Mit „éclair blanche“ bringt der Verlag die zweite Sammlung mit 15 Kurzgeschichten von 15 Mangaka zum Thema Girls Love heraus. Auch diesmal unterscheiden sich die Geschichten wieder sowohl stilistisch wie ...

Mit „éclair blanche“ bringt der Verlag die zweite Sammlung mit 15 Kurzgeschichten von 15 Mangaka zum Thema Girls Love heraus. Auch diesmal unterscheiden sich die Geschichten wieder sowohl stilistisch wie auch inhaltlich, was die Anthologie sehr abwechslungsreich macht. Meistens geht es wieder um Mädchen im Schulalter oder junge Frauen, aber auch eine Superheldin ist diesmal mit dabei. In den meisten Fällen geht es um Schwärmerei oder erste Annäherungsversuche, erotische Szenen kommen kaum vor, was ich persönlich schade finde. Durch das größere Format kommen die Panels recht gut zur Geltung, ebenso die drei ganzseitigen,farbigen Bilder zu Beginn.
Die Mangas gefielen mir unterschiedlich gut, wie es bei Anthologien meist der Fall ist. Auch diesmal hätt ich mir etwas mutigere Szenen zum Thema Girls Love gewünscht, das meiste war für eine Alterempfehlung 15+ zu brav gehalten.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Die Geschichte büßte unterwegs an Charme ein

Die Töchter von Ilian
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In der Welt Ilians gab es einst vier magische Artefakte, mit denen die Völker beherrscht wurden: Eine Flöte, ein Becher, ein Spiegel und eine Sternenscheibe. Davon berichtet Fayanú, ein Waldelf und reisender ...

In der Welt Ilians gab es einst vier magische Artefakte, mit denen die Völker beherrscht wurden: Eine Flöte, ein Becher, ein Spiegel und eine Sternenscheibe. Davon berichtet Fayanú, ein Waldelf und reisender Erzähler, der jungen Magierin Walgreta vom Kleinen Volk. Entgegen der Pläne der Waldelfen, die mit Hilfe der vier Artefakte die Regentschaft über den gesamten Kontinent und somit über alle Völker gewinnen wollen, schmieden die beiden den Plan, die Artefakte zu sammeln und sie den Weisen Frauen, den Wyken, zu schenken, auf dass sie die Völker im ewigen Frieden einen mögen. Der Haken an der Sache: Die Artefakte gewinnen ihre Magie dadurch, dass sie in Liebe verschenkt werden. Ein Diebstahl raubt ihnen hingegen ihre Kräfte.
Zuallererst möchte ich die wunderbare Idee loben, welche die Autorin mit Ilian verwirklicht hat. Sie hat eine Welt geschaffen, in welcher aus dem Bereich der Fantasy bereits bekannte Völker wie Elfen, Zwerge und Menschen leben. Neu ist jedoch die Religion, die Schöpfungsgeschichte, an welche die Völker glauben und welche man beim Lesen des Romans kennen lernt. Zudem wird ihre Liebe zum Detail beim Lesen deutlich und lässt einen hervorragend in die Welt Ilians eintauchen.
Walgreta ist eine junge Magierin aus dem Kleinen Volk, wie die Zwerge sich selbst bezeichnen. Als Hochgewachsene ging sie jahrelang bei den Weisen Frauen, den Wyken, in die Lehre und ist enttäuscht darüber, von keiner Wyka zur Nachfolgerin ernannt worden zu sein. Ich empfand Walgreta leider als eine Frau, der es wichtiger war, vor anderen mit Erfolg zu glänzen statt wirklich Gutes zu tun. Falscher Stolz und eine gewisse Naivität prägten zudem ihren Charakter, wodurch sie mir bis zum Schluss des Romans unsympathisch blieb.
Fayanú, ein Waldelf, ist ein ganz spezieller Charakter, der bereits viel Leid hinter sich hat und von dem sein Volk aufgrund einer Prohpezeiung viel erwartet. Hier empfand ich die Idee des Charakters als sehr aussergewöhnlich und hätte mir stellenweise mehr Tiefgang erhofft, da ausreichend Potential vorhanden war.
Ansonsten kommen noch viele unzählige weitere Charaktere vor wie Händler Mauskin, der seine eigenen Rachepläne verfolgt oder Rianon, Fürst eines Urierstammes, eine Art Nomadenvolk, dessen Status auf einer Lüge beruht.
Zu Beginn gefiel mir die Geschichte noch sehr gut, jeder hatte seine eigenen Pläne und Walgreta wurde unfreiwillig zum Spielball der Politik. Mit der Zeit wurde es jedoch sehr wechselhaft, das Persönliche der Geschichte wich immer mehr dem Charakter eines Berichtes, Ereignisse wurden einfach hintereinander gereiht und die Emotionen blieben wiederholt auf der Strecke . Ebenfalls gingen mir Walgretas Naivität und falscher Stolz immer mehr auf die Nerven, und ich konnte ihr Handeln oftmals nicht nachvollziehen, welches wiederholt einen egoistischen Beigeschmack aufwies. Wobei Fayanú im Punkt falscher Stolz ihr leider irgendwann in nichts mehr nachstand, was für mein Empfinden nicht zu seinem ursprünglichen Charakter passte. So schön, wie alles begann, so unstimmig und oberflächlich fühlte es sich für mich zum Ende hin immer mehr an, vieles wirkte wie aneinandergereiht statt fließend ineinander übergehend, so dass ich stellenweise die Lust an der Geschichte verlor und nach dem Lesen der letzten Seite enttäuscht war.