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Veröffentlicht am 25.03.2019

Unterhaltsame Hommage an Sherlock Holmes und Watson

Ein perfider Plan
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Privatdetektiv Daniel Hawthorne benötigt Geld, daher bitte er Bestsellerautor Anthony Horowitz, ihm bei seinem aktuellen Fall zu assistieren, um ein Buch daraus zu schreiben: Eine alte, wohlhabende Dame ...

Privatdetektiv Daniel Hawthorne benötigt Geld, daher bitte er Bestsellerautor Anthony Horowitz, ihm bei seinem aktuellen Fall zu assistieren, um ein Buch daraus zu schreiben: Eine alte, wohlhabende Dame wurde daheim erdrosselt aufgefunden. Das Brisante: Nur wenige Stunden vor ihrem Tod plante sie ihre eigene Beerdigung. Hawthorne glaubt nicht an einen Zufall, als er von der Polizei bei diesem rätselhaften Fall um Mithilfe gebeten wird. Bei seinen Recherchen deckt er so einige düstere Geheimnisse der Vergangenheit auf…
Das Buch ist wirklich eine gelungene Idee. Krimiautor und Sherlock Holmes Fan Anthony Horowitz hat sich einen Krimi ausgedacht, bei welchem er als er selbst in die Rolle des Watson schlüpft, während er einen brillianten, wenn auch recht verschlossenen Privatermittler bei einem verzwickten Fall begleitet. Die ganze Handlung ist so erdacht, als wäre sie wirklich geschehen. Selbst ein Treffen mit wichtigen Personen der Filmbranche hat er eingebaut, um alles authentischer wirken zu lassen. Dabei treffen mit Horowitz und Hawthorne zwei Dickschädel aufeinander, welche erst einmal lernen müssen, miteinander zu arbeiten, denn jeder möchte dem anderen in dessen Arbeit reinreden. Lustig war beim Lesen auch, wie Anthony Horowitz, Autor von Krimis mit brillianten Ermittlern, im Roman an einem Tatort selbst blind wie ein Maulwurf bleibt und Details übersieht. Auch wenn der Autor in diesem fiktiven Fall selbst versucht, den Fall zu lösen und sich dabei in arge Gefahr bringt, lädt dieser Krimi wie die klassischen Sherlock Holmes Krimis den Leser ebenso zum Miträtseln ein. Und ich muss sagen, mir hat es Spaß gemacht, sowohl Hawthornes Deduktionen zu verfolgen als auch mich von Wendungen überraschen zu lassen, welche geschickt im Roman eingebaut sind.
Ein unterhaltsamer Krimi, der sich wie eine Hommage an Doyles Sherlock Holmes Krimis liest, erzählt von einem modernen Watson.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Spannende Abenteuerserie mit U-Boot

Code Genesis - Sie werden dich finden
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Eigentlich ist Terry West ein ganz normaler Teenager, allerdings lebt die Vierzehnjährige mit ihrem Onkel Simon sowie Cousin Ethan auf einem Forschungs-U-Boot und bereist die Weltmeere! Mit dabei: Frettchen ...

Eigentlich ist Terry West ein ganz normaler Teenager, allerdings lebt die Vierzehnjährige mit ihrem Onkel Simon sowie Cousin Ethan auf einem Forschungs-U-Boot und bereist die Weltmeere! Mit dabei: Frettchen Charlie. Terrys Mutter starb vor 10 Jahren unter mysteriösen Umständen, ihren Vater kennt sie nicht. Als Terry das frühere Haus ihrer Mutter besucht, entdeckt sie zufällig deren verstecktes Forschungslabor. Und gerät damit ins Visier einer mächtigen Frau: Valerie de Boes, Inhaberin eines riesigen Pharmakonzerns. Es dauert nicht lang, und Terry und ihr Onkel sind vor gefährlichen Feinden auf der Flucht. Was ist so wichtig an den damaligen Forschungsergebnissen von Amanda West, dass de Boes selbst vor Mord nicht zurück schreckt, um diese in ihre Finger zu bekommen? Um dies heraus zu finden, beschließen Terry und ihr Onkel, selbst nach den Spuren von Amandas Arbeit zu suchen. Ein gefährlicher Wettlauf gegen Valerie de Boes beginnt…
Nachdem ich bereits mehrere Erwachsenenbücher von Andreas Gruber kenne war ich
auf sein neues Jugendbuch gespannt. Das Thema ist gut gewählt, es geht um Forschungsergebnisse einer Biologin, welche irgendwie in Bezug zu „Code Genesis“ stehen und die einer mächtigen Frau sehr wichtig sind. So wichtig, dass Terrys Mutter damals sterben musste? Es gibt also mehrere Rätsel zu lösen: Was geschah wirklich mit Terrys Mutter und woran forschte sie? Und wer ist Terrys Vater? Erschwert wird diese Schnitzeljagd dadurch, dass die Gegnerin über Geld, Technologien und skrupellose Killer verfügt.
Auch die Charaktere gefallen mir. Terry ist ein Teenager frei von Prinzessinnen-Allüren, ihr Cousin ein Technik-Nerd und ihr Onkel ein sympathischer Forscher samt U-Boot. Unterstützt werden sie von Johann, der bereits seit mehreren Generationen für Familie West arbeitet und bei dem man erst so nach und nach herausfindet, was dieser Mann alles für Fähigkeiten hat. Immerhin war er in seiner Jugend mal auf die schiefe Bahn geraten. Seine verborgenen Talente erinnern mich ein wenig an Batmans Butler Alfred. Schmunzeln musste ich bei dem Namen Valerie de Boes, der ist ebenso Programm wie bei Cruella deVille. Und Frettchen Charlie lockert so manche Situation gekonnt auf.
Code Genesis ist ein spannendes Abenteuer, bei welchem die Guten von den Bösen auf der Jagd nach Forschungsergebnissen gnadenlos verfolgt werden. Eine abenteuerliche Jagd nach Antworten, welche Simons U-Boot wohl von Band zu Band um den gesamten Globus führen wird. Mir hat der Einstieg sehr gefallen und ich werde Terry und Co. auf jeden Fall weiter begleiten.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Mit Herz und Courage gegen den düsteren Feind - ein fantastisches Lesehighlight

Herzenmacher
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Unerwartet ändert sich die ganze Welt für den 16-jährigen Léo Mellino, als er einem geheimnisvollen Fremden durchs nächtliche Briançon folgt und sich plötzlich in einer verschneiten Stadt wiederfindet ...

Unerwartet ändert sich die ganze Welt für den 16-jährigen Léo Mellino, als er einem geheimnisvollen Fremden durchs nächtliche Briançon folgt und sich plötzlich in einer verschneiten Stadt wiederfindet – mitten im Sommer! Durch ein magisches Tor geriet er in eine Spiegelwelt, welche unter dem Einfluss der wunderschönen, aber gefährlichen Winterhexe steht.

„Diese Welt war anders als seine eigene. Böser. Kälter.“ (Zitat S. 47)

Léo lernt eine Welt kennen, welche die seine ist – und doch völlig anders. Neben der Hexe und ihren magischen Helfern gibt es noch Zwerge und mechanische Menschen, welche von ganz besonderen Handwerkern gefertigt und mit einem künstlichen Herz versehen werden: Den Herzenmachern. Und ehe sich Léo versieht, steckt er mitten in einer Rebellion gegen die Hexe…

„Wir stecken in einem Märchen und wissen nicht, wie es ausgehen wird.“ (Zitat S. 271)

So wie die Herzenmacher seines Romans versteht auch Akram El-Bahay sein Handwerk und versieht seine Erzählung gekonnt mit soviel Herz, dass ich schon nach wenigen Seiten mitten im Abenteuer steckte. Schnell geht es voran, wird Spannung aufgebaut sowie eine düstere Atmosphäre der Spiegelwelt erzeugt, welche förmlich danach schreit, erkundet zu werden. Neben einem Blick für’s Detail in Beschreibung und Wortwahl (wie z. B. "Federn aus Flammen") gefiel mir zudem, wie schnell die Charaktere im Roman für mich greifbar wurden, ich ihr Handeln sowie ihre Emotionen nachvollziehen konnte.
Ebenfalls sehr gelungen ist das Worldbuilding der Spiegelwelt, indem Ursachen und Konsequenzen aus der Macht der Hexe sowie des immerwährenden Winters beleuchtet werden.
Herzenmacher ist in meinen Augen ein hervorragender Roman, bei dem einfach alles stimmt: Spannung, Abenteuer, Worldbuilding, Charaktere sowie ein sehr gelungenes Ende. Vielen Dank an den Autor für dieses wunderschöne Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Eine schöne Idee verkommt zu einer langweiligen Story mit blassen Charakteren

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Einst zerbarst unsere Welt - seitdem fliegt sie in 21 Archen und viele kleinere Trümmer zerschlagen um ihren Weltkern. Diese Archen sind so unterschiedlich wie heutzutage die Nationen. Auf der Arche Anima ...

Einst zerbarst unsere Welt - seitdem fliegt sie in 21 Archen und viele kleinere Trümmer zerschlagen um ihren Weltkern. Diese Archen sind so unterschiedlich wie heutzutage die Nationen. Auf der Arche Anima lebt z. B. Ophelia mit ihrer Familie in einer matriarchaischen Welt. Die Animisten haben in Bezug auf Gegenstände besondere Fähigkeiten, können diese durch Berührung reparieren, bewegen oder die Gefühle der früheren Besitzer auslesen. Im letzteren ist Ophelia sehr gut, zudem kann sie durch Spiegel reisen, in denen sie bereits ihr Antlitz sah. Ihre Welt gerät aus den Fugen, als über ihren Kopf hinweg eine Ehe mit Thorn arrangiert wird, einem Bewohner der Arche Pol. Die Welt dort gleicht dem ewigen Winter Skandinaviens und die Bewohner haben gänzlich andere magische Fähigkeiten. Und ihr Zukünftiger würdigt sie kaum eines Blickes…
Das Buch begann so schön mit ein bißchen Magie hier und da: Gegenstände haben ein Gedächtnis, Gebäude einen Charakter und Ophelia und ihr Patenonkel wirkten zu Beginn etwas skurril, aber auf ihre Art liebevoll. Anima war wie ein früheres Frankreich aufgebaut und ich freute mich, dass es zur Abwechslung mal ein Matriarchat gab, die Frau in der Zukunft endlich mal dem Mann gleichgestellt. Und da hörte es dann aber auch schon auf. Plötzlich gibt es eine arrangierte Ehe mit einem völlig Fremden, der sich seine Frau einfach nach ihren Fähigkeiten (eine gebärfreudige Animistin!) aussuchen durfte und der nur ein wenig maskulin auftreten muss, damit auf Anima alle nach seiner Pfeife tanzen. Als er seine Verlobte gleich nach seiner Ankunft wie seinen Besitz einfach mitnehmen will, begehrt keiner aus Ophelias Familie auf oder nimmt sie in Schutz - stattdessen murren sie nur rum wegen der vielen geplanten Freizeitaktivitäten, welche sie für Ophelias Anwärter geplant hatten und die nun ins Wasser fallen. Ophelias Rechte? Gestrichen! Auf der Arche Pol wird es dann tatsächlich noch schlimmer: Dort regiert der Adel, welcher sich durch soziale Inkompetenz, Tratsch und Intrigen auszeichnet - und natürlich sind alle Adligen blond. Ophelia wird dort ignoriert, schikaniert, gedemütigt, misshandelt, wie Eigentum oder Freiwild betrachtet - und was macht sie? Sie ist devot und lässt sich den ganzen Mist gefallen! Bezeichnet sich selbst auch noch als undankbar. Zudem hat sie die Macke, rund um die Uhr uralte, abgetragene Leserinnenhandschuhe zu tragen, mit denen sie alles anfasst und auch noch daran herumknabbert. Das ist keine Marotte mehr, das ist eklig! Bei Ophelia hatte ich wirklich den starken Verdacht, dass sie nicht mehr alle Sticker im Album hat.
Der Großteil des Romans dreht sich leider um gähnend langweiligen Klatsch und Intrigen in und um den Mondscheinpalast, eine unterwürfige Ophelia, die sich Misshandlungen und Demütigungen gefallen lässt und eine zukünftige Schwiegerfamilie, die nur scharf auf Ophelias magische Fähigkeiten ist, um dadurch am Hofe mehr Einfluss zu gewinnen. Und ihre eigene Familie kommt nach einem Dreivierteljahr der Funkstille seitens Ophelia endlich mal auf die Idee, dass vielleicht doch irgendwas mit ihr nicht stimmen könnte. Na, wer solch eine Familie hat benötigt keine Feinde mehr.
Begann der Roman anfangs noch recht vielversprechend, war der Großteil jedoch einfach nur fürchterlich, troff vor Dekadenz, Intrigen und Misshandlungen, wobei der Adel selbst vor Mord nicht Halt macht. Eine wirklich spannende Handlung suchte ich zwischen Schampus und Hochnäsigkeit leider vergeblich. Ophelias Fähigkeiten kamen kaum zu Einsatz, erst zum Ende hin wurde es langsam wieder interessant. Die Charaktere blieben alle farblos und oberflächlich bis auf einen Nebencharakter: Die Mechanikerin Gwenael, welche eine starke Persönlichkeit ist und sich durch eine bewegende Vergangenheit kämpfen musste. Das ist auch die einzige Person, welche man in dem Roman als Heldin bezeichnen könnte.
In meinen Augen hat die Autorin zwar eine geniale Idee gehabt mit ihrer Welt voller magischer Gegenstände und verzauberter Gebäude, ihr Potential jedoch komplett verschenkt durch diesen unsinnig langen Adelsabschnitt, blasse Charaktere und eine Protagonistin, die alles devot über sich ergehen lässt statt für ihre Rechte zu kämpfen. Bleibt zu hoffen, dass die Folgebände besser ausfallen.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Der magische Funke verlosch mittendrin

Das schwarze Uhrwerk
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Das schwarze Uhrwerk ist die Führungsriege einer Inselgruppe, welche von den als „13 Stunden“ bezeichneten Regenten recht despotisch überwacht und kontrolliert wird. Wer auch nur etwas gegen die Regierung ...

Das schwarze Uhrwerk ist die Führungsriege einer Inselgruppe, welche von den als „13 Stunden“ bezeichneten Regenten recht despotisch überwacht und kontrolliert wird. Wer auch nur etwas gegen die Regierung andeutet, wird als Rebell von der Garde verhaftet und mit Glück mit Hirndrähten im Schädel wieder in die Freiheit entlassen. Dem Adel hingegen geht es wunderbar, wer es sich leisten kann, wertet seinen Körper dank Funkenmagie zu einem Metallhybriden auf.
Taiden Belarron ist ein Kind des Adels, er kennt das Leid der Bevölkerung nicht. In ihm schwelt jedoch der Hass gegen die Rebellen, weil ein solcher Schuld trägt, dass er seit seiner Kindheit eine verstümmelte Hand hat. Mit jedem Jahr wächst sein Wunsch, den Schatten von Assara, den Rebellenführer, zu töten. Bis dieser ihm das Leben rettet…
Mir gefällt die Idee hinter dieser Steampunk-Fantasy sehr. Es gibt Rebellen, welche die Tyrranei der Regierung zu Fall bringen wollen, die Kunst der Metallhybride, wobei jedes Metall seine eigenen Eigenschaften mit sich bringt, und das Wissen, den Lebensfunken zu nutzen, welcher vielfältiger einsetzbar ist als die elektrische Energie. Neben der Klassenhierarchie kommt im Roman zusätzlich noch die Diskriminierung anderer Völker zum Tragen.
Zu Beginn ist Taiden noch ein naiver, sich bemitleidender Schnösel, der einfach keine Ahnung hat, was in der Welt vor sich geht. Mit seiner verklärten Vorstellung, sich mal eben wie ein Held am Rebellenkönig zu rächen, reitet er sich jedoch schnell in arge Schwierigkeiten. Kyron, der Schatten, ist hingegen ein charismatischer Rebell, welcher das gemeine Volk wie ein maskierter Ritter der Armen unterstützt und der menschlich auf der Sympathieskala ganz weit oben steht. Bis hier ist alles noch verständlich und gut, allerdings hätte ich mir ab dem Punkt, an dem die beiden aufeinander treffen und sich besser kennen lernen, eine Wendung von Taidens Charakter erhofft. Leider blieb diese aus, Taiden charakterlich naiv, er handelte wiederholt unverständlich und dumm und brachte dadurch nicht nur sich, sondern auch andere fahrlässig in tödliche Gefahr. Setzte Kyron sich für andere ein, glänzte Taiden damit, vor brenzligen Situationen buchstäblich davon zu laufen oder schlicht unüberlegt zu handeln. Da er jedoch immer mehr zum Hauptcharakter der Erzählung mit relevanter Position wurde, machte mir das Buch von Seite zu Seite immer weniger Spaß. Ich konnte seinen Werdegang ebenso wie sein Handeln nicht mehr nachvollziehen. Da wurde in meinen Augen die Chance vertan, aus einem Naivling einen Mann zu machen. Sehr schade vor allem vor dem Hintergrund der wirklich fantastischen Ideen dieser Welt und einem so gelungenem Anfang.