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Veröffentlicht am 12.11.2023

Auf Forschungsreise mit K. O. Boldt

Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
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Als begeisterte Leserin fantastischer Literatur halte ich immer mal wieder Ausschau nach fiktiven Sachbüchern über mythische Wesen und verborgene Völker. Bereits von außen macht dieses Buch im schwarz-goldenen ...

Als begeisterte Leserin fantastischer Literatur halte ich immer mal wieder Ausschau nach fiktiven Sachbüchern über mythische Wesen und verborgene Völker. Bereits von außen macht dieses Buch im schwarz-goldenen Design viel her. Im Inneren entdeckt man einen faszinierenden Expeditionsbericht des damaligen Naturforschers K. O. Boldt, welcher im (fiktiven) Original vor rund 100 Jahren erschien und die Ergebnisse seiner vierjährigen Forschungsreise innerhalb Europas auf der Suche nach magischen Geschöpfen beschreibt.
Gestaltet ist das Buch wie ein Reisetagebuch der damaligen Expedition in einem unterhaltsamen Schreibstil, vielfach unterbrochen durch Bilder und Skizzen, Zeitungsausschnitte, Notizen, wissenschaftliche Einschübe sowie der Darstellung des Reiseverlaufs auf Landkarten. Wobei allem ein fantastischer Touch anhaftet, mal mehr, mal weniger. Okay, die Expedition verlief nicht immer problemlos und zwischendurch galt es so einige Hindernisse oder Gegner zu überwinden, doch im Großen und Ganzen erhält man ein faszinierendes Abenteuer zu lesen.
Zugegeben, mein Hauptaugenmerk galt den vielen Wesen und Kreaturen, welche im Buch behandelt werden. Ein erster Blick aufs Inhaltsverzeichnis lässt da bereits einiges erahnen. Und tatsächlich laden die vielen Zeichnungen und Beschreibungen der Wesen auch nach dem Lesen immer wieder zum Nachschlagen ein, ob so bekannte Wesen wie Einhorn und Greif oder weniger bekannte wie Trécouche und Gloson. Für mein Empfinden unnötig schwierig zu lesen sind einige Notizen in Schreibschrift, ebenfalls sind die Zeitungsauschnitte in altdeutscher Druckschrift evtl für mancheinen eine Herausforderung. Wichtig ist mir jedoch, dass das Buch dank seiner vielfältigen Gestaltung auch nach dem Lesen des Berichts immer wieder zum drin Stöbern einlädt, dazu sind die vielen Beschreibungen und Skizzen einfach zu faszinierend.
Diese wunderschön gestaltete Schmuckausgabe ist ein wahrer Augenschmaus für Fans magischer Wesen und Kreaturen, perfekt zum Selberlesen oder zum Verschenken.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Kurztrip nach Horror-London

Ein Fluss so rot und schwarz
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Nachdem ich bisher nur düstere Fantasy des Autors kenne, war ich auf seinen Thriller gespannt, der nicht minder düster ausfällt. Tatsächlich entwickelt sich der Roman schnell zu einem brutalen Endzeit-Szenario, ...

Nachdem ich bisher nur düstere Fantasy des Autors kenne, war ich auf seinen Thriller gespannt, der nicht minder düster ausfällt. Tatsächlich entwickelt sich der Roman schnell zu einem brutalen Endzeit-Szenario, in welchem ein halbes Dutzend Erwachsener ohne Erinnerungen an ihre Vergangenheit auf einem Militärboot erwacht. Mit einem tätowierten Namen auf dem Unterarm und Fachwissen zu den unterschiedlichsten Bereichen ausgestattet erhalten sie nach und nach Anweisungen und Hilfsmittel via Satellitentelefon, durch welche sie in ein London gelangen, welches mit der heutigen Version nur noch wenig gemein hat. Und mit einem Feind, welcher einem Albtraum entsprungen scheint.
Stilistisch schreitet Anthony Ryan in seinem Roman schnell voran, hält sich nicht lang mit unnötigen Details oder Erklärungen auf und verzichtet auf Vor- und Nachspiel. Seine ProtagonistInnen sind ebenfalls erstaunlich schnell aufs Handeln fokussiert, Erkenntnisse und Vermutungen werden manchmal schon etwas vorschnell als Fakt akzeptiert. Und dennoch ist das Grauen spürbar, trotz des reduzierten, dafür manchmal erschreckend direkten Stils. Wer zum Kopfkino neigt könnte das Buch ab einem gewissen Punkt auch als Horror-Thriller bezeichnen, ein Teil des Grauens spielt sich beim Lesen zusätzlich im Kopf ab.
Auch wenn der Roman erstaunlich kurz ausfällt (eher wie eine Horror-Novelle) und der Autor auf allzu viele Ausschmückungen verzichtet, empfand ich die Bedrohung und das Grauen als ausreichend spürbar. Stellenweise knallhart und direkt, darf man sich auf einen etwas anderen Kurztrip in eine Horrorversion Londons freuen.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Klassisches Monster im neuen Gewand

Biblioteca Obscura: Frankenstein
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Mir gefällt, dass einige Klassiker in optisch aufwendiger Ausstattung neu herausgebracht werden. Einer der empfehlenswerten Klassiker ist definitiv Mary Shelleys Frankenstein. Diese Ausgabe lässt bereits ...

Mir gefällt, dass einige Klassiker in optisch aufwendiger Ausstattung neu herausgebracht werden. Einer der empfehlenswerten Klassiker ist definitiv Mary Shelleys Frankenstein. Diese Ausgabe lässt bereits von aussen erahnen, in welchem Stil das Buch im Inneren optisch ausgestattet ist. Im düsteren, stimmungsvollen Gothic-Stil hat der Künstler kleine sowie ganzseitige Illustrationen in den Farben schwarz, grau, weiß und blutrot gestaltet, welche dem Roman die passende Atmosphäre verleihen.
Denjenigen, die die Story bereits kennen, kann ich dieses Buch aus optischen Gründen ans Herz legen. Wer meint, die Handlung bereits aus Verfilmungen zu kennen, sollte sich erst recht an diese stimmungsvolle Ausgabe heranwagen, da die Verfilmungen lediglich eine Interpretation mit verschobenem Schwerpunkt darstellen. Vielmehr stellt sich im Original die Frage, wer wirklich das Monster ist: Der junge, auftrebende Wissenschaftler Victor Frankenstein, der Gott spielt und eine Kreatur (nach seinem inneren Ebenbild) zum Leben erweckt, für welche er keine Verantwortung übernehmen will? Oder die namenlose Kreatur, welche rein aufgrund ihres abscheulichen Äußeren von allen missachtet und verstoßen wird, statt Liebe nur Hass und Gewalt erfährt und an seiner Einsamkeit verzweifelt?
Ein Leseerlebnis ist dieses Buch allemal, ob für Neu- oder Wiederholungsleser.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Eigenwillige historische Erzählung mit etwas Fantasy

Das Vogelmädchen von London
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Ein aussergewöhnliches Buch welches sich ganz anders gestaltete, als ich zuvor erwartete. Ging ich zunächst von einem Fantasybuch mit historischem Setting aus würd ich das Buch im Nachhinein als historischen ...

Ein aussergewöhnliches Buch welches sich ganz anders gestaltete, als ich zuvor erwartete. Ging ich zunächst von einem Fantasybuch mit historischem Setting aus würd ich das Buch im Nachhinein als historischen Roman mit einigen Fantasyelementen beschreiben.
Im Mittelpunkt steht zunächst Londons Blackfriars-Theater mit seinem Jungen-Theater. Publikumsmagnet ist ein jugendlicher Akteur, der sich Nonesuch nennt und bei seinen Streifzügen auf den Dächern Londons dem Botenjungen Shay aus der Patsche hilft. Shay, in Wahrheit ein Mädchen, gehört einer Glaubensgemeinschaft vor den Toren der Stadt an, die Vögel als gottgleiche Geschöpfe betrachtet und an eine gewisse Form der Wahrsagerei glaubt. Fasziniert von der Welt des Theaters rutscht Shay immer mehr in diese aussergewöhnliche Welt hinein und sitzt plötzlich der Königin als wahrsagendes Vögelchen gegenüber.
Mat Osmans Stil ist bildhaft, teilweise provozierend direkt, während er an anderer Stelle nur oberflächlich die Handlung streift. Wäre der Roman ein Theaterstück, sähe man mal ein detailliertes Bühnenbild mit entsprechenden Akteuren, mal eine fast schon surreale Inszenierung, mal ein reduziertes Bühnenbild mit provokanter Darstellung.
Mit Interesse las ich die Zustände im Blackfriars Theater, welche unter heutigen Bedingungen mehr als schockierend waren. Umso unverständlicher empfand ich es, dass Shay, die mit Stolz ihre Freiheit über den Dächern Londons genießt, sich freiwillig wie ein Vogel in den Käfig des Theaters begibt, ihr Leben und ihre Freiheit einfach aufgibt für, ja, für was? Generell war dies ein gewichtiger Punkt, weswegen ich mit Shay als Protagonistin nicht warm wurde. Als Tochters eines Falkners und mit einer Zukunft als eine Art Seherin ihrer Gemeinde vor sich, scheint sie nicht fähig, die Konsequenzen ihres Handelns für sich und ihre Mitmenschen absehen zu können. Mit scheinbar romantisch verklärter Sicht auf das Leben der Theaterjungen setzt sie alles aufs Spiel und ist in ihrer Naivität entsetzt, als sie wiederholt mit der harten Realität konfrontiert wird.
Was mir ebenso fehlte war ein Spannungsbogen. Mal geht der Autor überaus explizit ins Detail, dann wischt er nur so über die Handlung rüber, um dann wieder zäh auf der Stelle zu treten oder seine Leserschaft durchs Geschehen zu hetzen. Das ist schade, denn die historischen Details sind meist gut platziert, gehen nur leider in ermüdenden Szenen samt anstrengendem Stilmix unter.

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Veröffentlicht am 31.10.2023

Der Monster-Anwalt ermittelt wieder

Monsteranwalt
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Mittlerweile hat Daniel Becker sich selbstständig gemacht und betreibt seine kleine Kanzlei für besonders monströse Fälle. Unterstützung erhält er von Praktikant Phil sowie Hund Dennis. Neben vereinzelten ...

Mittlerweile hat Daniel Becker sich selbstständig gemacht und betreibt seine kleine Kanzlei für besonders monströse Fälle. Unterstützung erhält er von Praktikant Phil sowie Hund Dennis. Neben vereinzelten kleineren Aufträgen der besonderen Art bittet ihn die Bürgermeisterin von Seattle um Hilfe: Bereits mehrere Schiffe sind auf unerklärliche Weise vor Seattle gesunken und Becker soll dieses Problem bitte klären, damit die Bürgermeisterin sich voll auf ihre Werbekampagne konzentrieren kann, die Eishockey-Mannschaft der Seattle Kraken in die Stadt zu bekommen.
Im zweiten Band darf man sich auf ein Wiedersehen diverser Charaktere des ersten Bandes freuen, sofern sie diesen überlebt haben. Neben Phil und Dennis sind z. B. auch Privatschnüfflerin Martina sowie Monster Brett wieder mit dabei. Zudem haben einige weitere interessante Wesen ihren Auftritt. Die kleine Kanzlei läuft mehr schlecht als recht: Klienten gibt es zwar genug, nur können Monster meistens nicht sonderlich viel zahlen, so dass Daniel Becker zunächst weiterhin auf seinem Hausboot wohnen muss. Dafür nimmt er sich immerhin wieder mehr Zeit für seine Tochter Lucy.
Diesmal geht es im Gegensatz zum ersten Band schnell spannend los, denn auf Daniel wird ein Anschlag verübt. Zudem empfand ich es als deutlich angenehmer, dass der Ich-Erzähler kein arroganter Großkotz mehr ist, auch wenn er weiterhin seine Macken hat. Die Interaktionen mit den anderen Charakteren sind diesmal deutlich vielseitiger, was in Bezug auf den Unterhaltungswert viel ausmacht. Die Handlung an sich gestaltet sich um einiges komplexer im Vergleich zum ersten Band. Und Daniel und sein Team kommen diesmal viel herum, wobei der Besuch einer ComicCon fast zu einem Cameo des Autors geführt hätte.
Mehr Spannung, mehr Spaß, der zweite Band des Monsteranwalts bietet neben aussergewöhnlichen Fällen und Wesen lustige Urban-Fantasy-Unterhaltung gleich von der ersten Seite an.

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