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Veröffentlicht am 25.10.2018

Die Welt aus der Sicht einer Krähe

KA – Das Reich der Krähen
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Mit „Ka – Das Reich der Krähen“ erscheint ein neuer, schön gestalteter und poetischer Fantasyroman im Golkonda-Verlag. Hier ist es die Krähe Dar Eichling, schon immer ein neugieriger Einzelgänger, welche ...

Mit „Ka – Das Reich der Krähen“ erscheint ein neuer, schön gestalteter und poetischer Fantasyroman im Golkonda-Verlag. Hier ist es die Krähe Dar Eichling, schon immer ein neugieriger Einzelgänger, welche in frühen Zeiten den Kontakt zum Menschen herstellt und die Bedeutung eines Namens für jedes Individuum erkennt, um durch erzählte Geschichten nicht in Vergessenheit zu geraten. Über die Menschen lernt die bereits in frühen Zeiten schon zu den Totenvögeln zählende Krähe die menschliche Vorstellung vom Tod kennen, durchschreitet mit Hilfe von Schamanen das Tor zwischen den Welten der Lebenden und der Toten – und stiehlt aus einem Impuls heraus den Menschen die Unsterblichkeit. Fortan kann die Krähe zwar sterben, erwacht jedoch stets erneut als Krähe und erlebt so viele Jahrhunderte, in welchen sich die Menschen, deren Beziehung zum Tod sowie zu den Krähen wandeln, bis Dar Eichling in naher Zukunft auf einen Menschen trifft, welcher die Erlebnisse der Krähe als Buch niederschreibt.
Gleich vorweg muss ich sagen, dass man bei diesem Roman keine Actionfantasy erwarten sollte. Vielmehr werden die Beziehungen zwischen Krähen und Menschen sowie zwischen Mensch und Tod im Wandel der Zeit aus Krähensicht erzählt, wie Dar Eichling es mit seinem Verständnis wahrnahm. Mehrfach schaffte Dar es, intensive Beziehungen zu Menschen aufzubauen und eine Möglichkeit zu entwickeln, sich mit ihnen zu unterhalten, Gedanken und Informationen auszutauschen. In der Regel waren dies spirituell orientierte Menschen, wodurch Dar jedesmal Einblicke in die Vorstellung der Menschen bekam, was mit den Seelen der Verstorbenen geschah. Doch auch die Akzeptanz der Krähen wandelte sich im Laufe der Zeit vom Boten der Seele ins Totenreich hin zum verhassten Feind der Landwirte.
Das Buch liest sich sehr gemächlich. Viele Beobachtungen sind mit dem Verständnis einer Krähe beschrieben, welche natürlich die Dinge anders versteht als ein Mensch. Auch werden die unterschiedlichen Denkweisen zwischen Mensch und Krähe immer wieder deutlich. Auf der einen Seite fand ich es schön zu lesen, wie eine Krähe wohl ihre Welt wahrnimmt, in dem Punkt konnte ich mich recht gut in Dar Eichling hinein versetzen. Etwas langatmig und verwirrend erschienen mir leider Dar Eichlings Ausflüge in die Totenreiche, welche teilweise sehr surreal waren.
Ein sowohl inhaltlich wie auch in der Aufmachung hochwertiges Buch mit einer besonderen Sicht auf das Leben und den Tod sowie das Verhältnis zwischen Krähe und Mensch im Laufe vieler Jahrhunderte, welches zuweilen einige Längen aufweist.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Spannendes Fantasyabenteuer mit wunderschönen Details

Der Spiegelwächter
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Es gibt eine Welt hinter dem Spiegel: Eldrid. Erreichbar über fünf besondere Spiegel, welche unter dem Schutz der magischen Spiegelwächter stehen. Getrieben von ihrer Neugier findet Ludmilla im verbotenen ...

Es gibt eine Welt hinter dem Spiegel: Eldrid. Erreichbar über fünf besondere Spiegel, welche unter dem Schutz der magischen Spiegelwächter stehen. Getrieben von ihrer Neugier findet Ludmilla im verbotenen Zimmer ihrer Großmutter Mina den uralten Familienspiegel, Tor in eine fremde Welt – und reist nach Eldrid. Dort wird sie bereits erwartet, denn die Welt Eldrids wird vom mächtigen Zamir bedroht, der mit Hilfe des von ihm geschaffenen Schattenwesens Godal die Macht an sich reißen und Eldrid in ewigen Schatten stürzen will. Und Ludmilla könnte im Kampf gegen Zamir eine wichtige Rolle übernehmen…
Geschickt beginnt der Roman mit einem Einblick in die Welt Eldrids und dessen zauberhafte Wesen, welcher mich sofort faszinierte. Dorthin reist die 15-jährige Ludmilla, welche bei ihrer Großmutter Mila aufwächst. Im Grunde ihres Herzens ein lieber Mensch, ist der Teenager ein recht aufmüpfiger und frecher Einzelgänger, was die Geschichte aber an den richtigen Stellen rasch voran treibt. Natürlich weiß Mila von diesem Spiegel, doch verbirgt sie ein Geheimnis, welches sie ihrer Enkelin nur langsam offenbart und weshalb sie den Spiegel nicht ohne Grund unter Verschluss hält. Bis der Spiegel Ludmilla regelrecht zu rufen scheint und das Mädchen eine Welt der Feen, Elfen und Riesen betritt, welche sie natürlich sofort fasziniert, jedoch auch große Gefahren für sie birgt.
Neben mehr oder weniger mächtigen Schatten, aufmüpfigen Spiegelbildern, geheimnisvollen Gestaltwandlern und bedrohlichen Riesen spielt vor allem die Zahl 5 in dieser Geschichte eine magische Rolle. Nicht zuletzt, weil die Saga von Eldrid auf fünf Bände ausgelegt ist.
Mir hat die Idee um Eldrid, der Welt hinter dem Spiegel, sehr gefallen. Der Roman gestaltet sich erstaunlich komplex, birgt unvorhersehbare Gefahren, stellt die Protagonisten vor unlösbare Aufgaben und bringt sie in ausweglos scheinende Situationen. Auch die magischen Wesen Eldrids, von denen man im ersten Band bereits einige kennen lernt, sind faszinierend und manche auf eine gewisse Art einzigartig gestaltet.
Ein faszinierendes Fantasyabenteuer mit wunderschönen Details und einer unlösbar scheinenden, spannenden Aufgabe, welche nicht nur junge Leser ab 12, sondern auch Erwachsene noch vollauf begeistern kann.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Fantastisches Abenteuer mit mystischem Anklang

Der Mitternachtsladen
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Linas altes Auto streikt. Natürlich spät abends und mitten im Wald. Handy? Geht auch nicht. Also macht sie sich zu Fuß auf den Weg, als sie plötzlich mitten im strömenden Regen beleuchtete Fenster entdeckt: ...

Linas altes Auto streikt. Natürlich spät abends und mitten im Wald. Handy? Geht auch nicht. Also macht sie sich zu Fuß auf den Weg, als sie plötzlich mitten im strömenden Regen beleuchtete Fenster entdeckt: Der Mitternachtsladen. Öffnungszeiten: Nach Sonnenuntergang. Wie es der Zufall will, wird kurz darauf eine Aushilfe für den Laden gesucht, was Lina gern annimmt. Der Besitzer ist sehr freundlich, wenn auch seltsam altmodisch in einigen Dingen. Dafür ist sein junger Sohn Brendan umso interessanter für Lina. Doch warum muss sie immer pünktlich kurz vor Mitternacht den Laden verlassen? Und was sind das für rätselhafte Dinge, die es in dem Laden zu kaufen gibt? Als Lina zufällig hinter das Geheimnis kommt, gerät sie mit Brendan in ein nicht ungefährliches Abenteuer…
„Der Mitternachtsladen“ ist eine abenteuerliche Jugendfantasy, welche bereits optisch wunderschön aufgemacht ist: Das Cover leuchtet im Dunkeln. Entgegen meiner Erwartung spielt der Laden selbst jedoch nur zu Beginn eine Rolle, bevor Lina und Brendan ihre Abenteuerreise sowohl in der Menschenwelt wie auch in der Anderwelt starten. Für mich nahm der Roman dadurch eine überraschende Wendung, welche mir sehr gefiel und auch von der Autorin angenehm bildhaft beschrieben wurde. Eine wundervolle Reise durch alte Mythen und vergangene Welten, mit einem gefährlichen Antagonisten, der mir für meinen Geschmack jedoch etwas zu blass blieb. Dafür waren andere magische Momente wiederum sehr atmosphärisch beschrieben.
Erzählt wird der Roman von einem allwissenden Erzähler, welcher mich ein wenig an frühere Geschichten erinnerte. Geschickt nimmt er einige Anspielungen vorweg, um die Neugier des Lesers zu wecken, verrät auf der anderen Seite aber nur soviel, dass der Leser kaum mehr weiß als Lina. Kombiniert mit Mystik und alter Geschichte zauberte Tanja Karmann daraus einen spannenden Roman, welcher nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene begeistert. Eine aussergewöhnliche Geschichte, auf deren Fortsetzung ich gespannt bin.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Überzeugt durch realistische Ermittlerarbeit und fachliche Details

Rachgier
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Ein kniffliger Fall hält das ReMIT-Team um Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill in Atem: Der „Wedding Killer“ sucht sich seine weiblichen Opfer auf Hochzeiten – und hinterlässt ...

Ein kniffliger Fall hält das ReMIT-Team um Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill in Atem: Der „Wedding Killer“ sucht sich seine weiblichen Opfer auf Hochzeiten – und hinterlässt nichts, als eine verkohlte Leiche im ausgebrannten Auto. Sämtliche Spuren sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, selbst das Identifizieren der Leichen gestaltet sich als schwierig. Ein schwer zu fassender Täter scheint hier am Werk zu sein. Doch lastet ein hoher Erfolgsdruck auf dem Spezialermittlungs-Team. Und auch privat geht es bei einigen Mitgliedern alles andere als ruhig zu…
Ich muss gestehen, für mich war „Rachegier“ der erste Roman von Val McDermid, entsprechend benötigte ich eine Weile, um mit den Ermittlern des ReMIT-Teams vertraut zu werden. Doch hat die Autorin es geschafft, auch für mich als Neuling die einzelnen Hauptprotagonisten ausreichend verständlich darzustellen. Der Fall gestaltete sich als gut durchdacht, zumal auch der Täter selbst seine eigenen Kapitel hat und man dadurch als Leser den Ermittlern einen Schritt voraus zu sein scheint. Naja, genau genommen nur einen halben Schritt, denn der Täter versteht es geschickt, keine verwertbaren Spuren bei seinen Taten zu hinterlassen. Sehr gefallen haben mir die Ideen des Profilers Tony Hill, sowohl den Fall wie auch sein Privatleben mit Carol Jordan betreffend. Carol hingegen hat in diesem Band stark mit den Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen, ihr Verhalten war bisweilen recht anstrengend.
Die Nebenhandlungen waren ebenfalls unterhaltsam gestaltet und gaben dem Roman etwas Abwechslung. Weniger gefallen hat mir der Schluss, auch wenn dieser für mich recht überraschend kam. Da konnte ich die Handlung einiger Protagonisten nicht so ganz nachvollziehen. Aber das mag jeder Leser etwas anders sehen – genauer kann ich nicht darauf eingehen, ohne zu spoilern.
Val McDermid hat einen Schreibstil, der weniger auf Effekthascherei setzt sondern damit punktet, dass ihre Fälle fachlich sehr gut recherchiert sind, erkennbar an dem vielen Fachwissen, welches sie geschickt in ihrem Roman einbaut. Ebenso zeigt sie sehr realistisch, wie frustrierend die Ermittlerarbeit zuweilen sein kann, wenn entscheidende Beweise fehlen.
Das Hörbuch wird in der ungekürzten Fassung gelesen von Wolfgang Berger. Zu Beginn empfand ich sein Lesen des Romans als recht monoton, was sich jedoch zum Glück nach einigen Kapiteln besserte, fast, als hätte der Sprecher sich erst warmlesen müssen.
Ich denke, „Rachegier“ ist vor allem für Fans von Val McDermid hervorragend geeignet. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, so wie in meinem Fall, könnte zunächst Schwierigkeiten haben, wenn es um das Private der einzelnen Ermittler geht. Auf jeden Fall überzeugt der Krimi durch realistisch gestaltete Ermittlerarbeit und geschickt platzierte fachliche Details.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Eine Liebe durch Zeit und Raum

Jasmin
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Ich liebe das Märchen aus 1001 Nacht um den frechen Straßenjungen Aladin. Wer kennt es nicht? Doch vielleicht verlief seine Geschichte ja ganz anders? Als plötzlich der verdammt gut aussehende Dalan in ...

Ich liebe das Märchen aus 1001 Nacht um den frechen Straßenjungen Aladin. Wer kennt es nicht? Doch vielleicht verlief seine Geschichte ja ganz anders? Als plötzlich der verdammt gut aussehende Dalan in Jasmins Zimmer steht und die Schülerin mit seinen dunklen Augen anblickt, beginnt ein zauberhaftes Abenteuer für die beiden…

Blau traf auf das warme Braun seiner Augen, aus denen er mich aufmerksam ansah. (Zitat S. 58)

Jasmin hat es nicht leicht in ihrem Leben. In der Schule wird sie als Streberin und Brillenschlange gemobbt. Als ihre Tante ihr von einer ihrer Reisen eine orientalische Öllampe mitbringt, befreit Jasmin zufällig den darin seit rund 170 Jahren gefangen gehaltenen Djinn Dalan. Und der sieht nicht nur umwerfend aus, sondern ist auch zudem ein äußerst charmanter Flaschengeist. Kurzerhand wird er ihrer Mutter als Austauschschüler vorgestellt – und wirbelt Jasmins Leben fortan gewaltig durcheinander. Doch trägt Dalan eine düstere Vergangenheit mit sich, an welche er sich bisher nur in seinen Träumen erinnert.

Ich war eine Bedrohung für Jasmin. Ich brachte ihre Mutter und sie in Gefahr, wenn ich bei ihnen blieb. Das konnte ich nicht verantworten. (…) Doch die Wahrheit war: Ich genoss ihre Nähe, selbst wenn das bedeutete, nicht zu Hause sein zu können. (Zitat S. 106)

Der erste Band der Reihe um Dalan und Jasmin liest sich wie ein zauberhafter Young Romance Roman mit einer kleinen Portion Magie. In erster Linie geht es um Jasmin, die sich vom Mauerblümchen zu einer selbstbewussteren Person entwickelt. Dalan ist daran nicht ganz unschuldig. Doch ist es nicht nur Dalan, in dessen Augen Jasmin ein ums andere Mal versinken möchte, was Dalan wiederholt auf die Palme bringt. Spannung bringen zudem erste Andeutungen, welch düsteres Geheimnis Dalan verbirgt und wer er in Wirklichkeit sein könnte.
Das Buch liest sich wunderschön. Mareike Allnoch hat einen sehr unterhaltsamen, humorvollen Stil und legt ihren Protagonisten gern auch mal den ein oder anderen frechen Spruch auf die Lippen. Ein Großteil des Buches ist aus Jasmins Sicht geschrieben, doch auch Dalan hat einige Kapitel, die eine andere Sicht bieten. Aus Dalans Welt wird bisher nur wenig beschrieben, aber erste Andeutungen machen neugierig auf die Fortsetzung und die weiteren Pläne des Bösewichts. Loben möchte ich übrigens auch die wundervolle Aufmachung des Buches: Jede Seite ist dekoriert und jede Menge Öllampen zieren die Seiten.
Ein traumhafter, unterhaltsamer Einstieg in eine wundervolle Adaption des Märchens aus 1001 Nacht um Aladin und Jasmin.