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Veröffentlicht am 24.09.2018

Bewegender, bedrückender Ermittlerroman

Der Narr und seine Maschine
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Tabor Süden ist ein Profi, wenn es darum geht, verschwundene Personen zu finden. Nach dem grausamen Tod seines Kollegen beschließt er, ebenfalls alle Brücken hinter sich einzureißen und aus seinem Leben ...

Tabor Süden ist ein Profi, wenn es darum geht, verschwundene Personen zu finden. Nach dem grausamen Tod seines Kollegen beschließt er, ebenfalls alle Brücken hinter sich einzureißen und aus seinem Leben zu verschwinden. Seine Chefin kann den Vermisstenfahnder jedoch noch für einen letzten Auftrag einspannen: Der 64-jährige Krimiautor Cornelius Hallig ist seit einigen Tagen spurlos verschwunden.
Friedrich Ani hat mit diesem Roman einen beeindruckenden und zugleich bedrückenden Roman geschrieben über zwei Einzelgänger, die ihr bisheriges Leben komplett hinter sich lassen wollen. Interessant ist hierbei vor allem der Stil des Autoren. Gekonnt schafft er es, viel Aussage mit wenigen Worten zu vermitteln. Dies unterstreicht die Persönlichkeit des Ermittlers, welcher nur wenig sagt, jedoch ein guter Beobachter ist mit einem geschulten Auge fürs Detail. Verdeutlicht wird dies ebenso durch seine Gesprächspartner, welche Friedrich Ani fast schon Monologe führen lässt, während Tabor Süden die Rolle des geschulten Zuhörers übernimmt.
Gekonnt zeigt der Autor die Parallelen der beiden Protagonisten auf, die jeweils aus unterschiedlichen Gründen ihres bisherigen Lebens müde sind. Ein bewegender Ermittlerroman, der weniger durch Spannung als vielmehr durch den Einblick in das Leben zweier Einzelgänger lebt, die ihr Ziel verloren haben.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Wird die Prophezeiung sich erfüllen?

Der Schatten
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Die Journalistin Norah Richter flieht vor ihrem alten Berliner Leben nach Wien. Dort will sie einen Neuanfang wagen, einen guten Job hat sie bereits in der Tasche. Doch wird ihr Enthusiasmus jäh gebremst, ...

Die Journalistin Norah Richter flieht vor ihrem alten Berliner Leben nach Wien. Dort will sie einen Neuanfang wagen, einen guten Job hat sie bereits in der Tasche. Doch wird ihr Enthusiasmus jäh gebremst, als eine Bettlerin in der Fußgängerzone sie mit folgenden Worten anspricht:

„Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“ (Zitat)

Natürlich kennt Norah keinen Arthur Grimm, und töten könnte sie auch keinen Menschen. Auffällig ist für sie jedoch das Datum: Der 11. Februar ist ein Tag, an welchem in der Vergangenheit Schreckliches in ihrem Leben geschah. Als weitere, merkwürdige Dinge vorfallen und Norah Informationen über Grimm sammelt, meldet sich irgendwann ihr starker Gerechtigkeitssinn und in ihr reift der Gedanke, Arthur Grimm vielleicht doch zu töten…

„Der Schatten“ ist das dritte Buch von Melanie Raabe. Im Vergleich zu ihren bisherigen Büchern ist die Protagonistin eine recht aktive Frau, die viel mit anderen Menschen interagiert und sich mit ihnen austauscht, statt alles nur mit sich auszumachen. Das gefiel mir diesmal deutlich besser, wobei auch hier Einblicke in Norahs Gefühlswelt nicht ausbleiben. Natürlich klingt die Prophezeiung der Bettlerin erstmal völlig absurd, aber auch ich war neugierig, was wohl dahinter stecken könnte, zumal das Datum recht auffällig ist. Nach und nach gewinnt man Einblicke in Norahs bisheriges Leben, welches von einigen Tiefen durchzogen wurde, während sie Nachforschungen über Arthur Grimm anstellt. Das Bild, welches sie sich von ihm bildet, wird dabei stark von ihrem Gerechtigkeitssinn geprägt, der sie bereits früher schon in Schwierigkeiten brachte. Interessant wird es, als eine fremde Person sich anonym bei ihr meldet, welche im Roman selbst einige Passagen hat, ohne sich zu erkennen zu geben.
Mir war schnell klar, dass Norah am besagten Tag zum Prater gehen wird. Gehen muss. Als es dann soweit war, hat die Autorin es tatsächlich geschafft, mich doch noch zu überraschen. So soll es bei einem guten Thriller auch sein.
Ich habe mich von Beginn an gut unterhalten gefühlt mit diesem Roman. Die Spannung baut sich langsam auf, ist gespickt mit Details, von denen manche einem erst im Nachhinein als wichtig auffallen. Zudem lebt der Thriller nicht nur von dem Rätsel um die Prophezeiung, sondern auch von Norahs Emotionen und Verwirrung, die Geschehnisse betreffend.
Gehört habe ich den Thriller als Hörbuch in der gekürzten Fassung. Katja Bürkle liest das Buch hervorragend und in der richtigen Betonung, die Dialoge klingen dabei wie gesprochen statt nur vorgelesen. Den Part des anonymen Schattens spricht eine unbekannte Person, die Stimme wurde, nach Aussage der Autorin, leicht verstellt, um das Geschlecht nicht sofort zu verraten. Und selbst Melanie Raabe hat diesmal einen Part im Hörbuch, welchen sie spricht. Sowohl den Thriller selbst wie auch das Hörbuch kann ich empfehlen.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Zauberhafte Abenteuer im 20. Jahrhundert

Das Glück des Zauberers
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Pahroc hat in seinem langen Leben viel erlebt – mehr, als so manch einer glauben möchte. Denn Pahroc gehört zu den besonderen Menschen, die mit der Fähigkeit des Zauberns geboren wurden. Eine Fähigkeit, ...

Pahroc hat in seinem langen Leben viel erlebt – mehr, als so manch einer glauben möchte. Denn Pahroc gehört zu den besonderen Menschen, die mit der Fähigkeit des Zauberns geboren wurden. Eine Fähigkeit, die natürlich geheim gehalten werden muss, um nicht unnötig in Schwierigkeiten zu geraten. Als er im Alter von 106 Jahren die ersten Anzeichen dieser Gabe bei seiner neugeborenen Enkelin Mathilda entdeckt, beginnt er, Briefe an sie zu schreiben, welche sie als Erwachsene erhalten soll und in denen er von seinem bisherigen, aufregenden Leben und den verschiedenen Fähigkeiten der Zauberkunst berichtet.
„Das Glück des Zauberers“ ist eine wunderschöne Reise durch das 20. Jahrhundert. Pahroc erzählt von seinen Erlebnissen, welche teilweise von großen Ereignissen der Geschichte überschattet oder gar mit diesen kombiniert wurden. Wie er nach und nach neue Zaubertricks erlernte (durch Wände gehen, sich verwandeln, die „Lange Hand“ machen), welche manchmal erst ab einem bestimmten Alter möglich wurden. Wie seine geheime Gabe ihm manchmal durchs Leben half, insbesondere zu Kriegszeiten. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Und natürlich hat Sten Nadolny, inspiriert von Kurt Kusenbergs Roman „Zwist unter Zauberern“, Pahroc einen Zauberer als Gegner kreiert, welcher ihm immer wieder das Leben unnötig schwer machte.
Die Erzählungen sind eine bunte Mischung aus spannenden, schönen, aufregenden, amüsanten, aber auch gefährlichen Momenten. Jeder seiner Briefe hat zudem einen Zaubertrick als Thema, welchen er im beschrieben Zeitraum erlernte, und warnt hier und da vor Fehlern, welche Mathilda beim Zaubern vermeiden sollte. Dass er ein sympathischer Mensch mit Humor ist, wird einem beim Lesen der Briefe schnell klar.Und so war es für mich ein regelrechter Genuss, mit Pahroc durch das 20. Jahrhundert zu reisen, die vergangene Zeit mit einem philosophischen ebenso wie mit einem humorvollen Auge zu betrachten und Abenteuer eines Zauberers zu erleben, die natürlich stets im Geheimen abliefen.
Nachdem ich das Buch bei einer Lesung des Autos kennenlernte, in welcher Sten Nadolny Auszüge von Pahrocs Briefen vorlas, war mir schnell klar, dass ich mir die Briefe von Zauberer Pahroc vorlesen lassen möchte, um sie besser auf mich wirken zu lassen. So griff ich zum Hörbuch, welches in der ungekürzten Fassung wirklich hervorragend gesprochen wird und somit zum regelrechten Hörgenuss wurde, welchen ich jedem uneingeschränkt ans Herz legen möchte.

Veröffentlicht am 20.09.2018

Spannender, etwas unterkühlter Start einer komplexen Fantasy-Trilogie

Das Erwachen des Feuers
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In einer Welt, in der Technik und Fortschritt auf Drachenblut basieren, werden drei völlig unterschiedliche Personen in spannende und gefährliche Abenteuer verwickelt: Eine Spionin, ein Dieb und ein Marineoffizier. ...

In einer Welt, in der Technik und Fortschritt auf Drachenblut basieren, werden drei völlig unterschiedliche Personen in spannende und gefährliche Abenteuer verwickelt: Eine Spionin, ein Dieb und ein Marineoffizier. Denn die Quelle des Drachenelexiers scheint zu versiegen: Die wilden Drachen werden weniger, und die Blutqualität der in Gefangenschaft gehaltenen Drachen verschlechtert sich rapide. Die Hoffnung liegt nun im Auffinden des legendären Weißen Drachen. Doch wird dieser Drache dem Fortschritt der Menschen dienen – oder ihren Untergang einläuten?
Die Welt im Roman wird hauptsächlich von zwei Großmächten kontrolliert: Dem Corvantinischen Kaiserreich sowie der Wirtschaftsmacht Mandinorien. Beide nutzen sie das ökonomisch wertvolle Drachenblut-Elixier, auf dem ein Großteil des technischen Fortschritts aufgebaut ist. Doch auch in anderen Lebensbereichen sind die Elixiere hilfreich. Je nach Art des Drachens – blau, grün, rot oder schwarz – wohnen dessen Blutelixier andere magische Kräfte inne. So können nicht nur magische Feuer zum Antrieb von Motoren erzeugt, sondern auch körperliche und mentale Fähigkeiten massiv gesteigert werden, wenn dies auch hauptsächlich den Blutgesegneten vorbehalten ist.
Der Lebensraum der Drachen beschränkt sich auf auf eine Insel, welche von beiden Großmächten besetzt ist. In dessen Wildnis wird Claydon „Clay“ Torcreek, der bisher als Dieb und unregistrierter Blutgesegneter Karriere machte, im Auftrag des mandinorianischen Eisenboot-Handelssyndikats auf eine Drachen-Expedition geschickt. Gleichzeitig versucht Spionin Lizanne, an Informationen zum Aufenthaltsort des Weißen Drachen zu gelangen. Doch die Dinge laufen anders als erwartet…
Der Roman hält sich nicht mit einer Einleitung auf – vielmehr wird man vom Autor einfach in eine Welt hinein geworfen, in der Drachen brutal abgeerntet werden, um Reichtum und Fortschritt zu bedienen. An den Gedanken musste ich mich erstmal gewöhnen, ebenso, dass eine Weltmacht rein auf Wirtschaft aufgebaut ist, in der Handelssyndikate die Zügel in Händen halten. Leider beginnt der Roman sehr gefühlskalt, was sich leider auch im Laufe der Handlung kaum ändert. Dadurch blieben mir die Protagonisten bis zum Schluss emotional fremd. Der ganze Roman wirkt recht distanziert, wenn auch das Worldbuilding selbst wiederum sehr gelungen ist. Doch auch hierbei sucht man ausschweifende Ausschmückungen vergeblich. Bei einer Seitenzahl von über 700 Seiten ist dies allerdings von Vorteil, sonst wäre das Buch noch umfangreicher geworden. Sehr gefiel mir der leichte Steampunk-Charakter des Romans in Verbindung mit viktorianischen Anklängen.
Der Roman ist so aufgebaut, dass den drei Hauptprotagonisten jeweils eigene Kapitel im Wechsel zugeteilt sind. Da die Kapitel eine gewisse Länge aufweisen hatte ich dadurch manchmal Probleme, nach mehreren Zwischenkapiteln in den Handlungsstrang eines Protagonisten wieder einzusteigen.
Mit „Das Erwachen des Feuers“ beginnt eine sehr komplex aufgebaute Fantasy-Trilogie, die „Draconis Memoria“, die Elemente von Spionage und (See-)Abenteuern sowie Steampunk aufweist, mir jedoch emotional etwas zu unterkühlt blieb.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Anfangs philosophisch, später jedoch zu überzogen

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Suzy Swanson passt mit ihren 12 Jahren einfach nicht zu den anderen Mädchen: Statt den Jungs schöne Augen zu machen und sich mit Kleidung und Make up auseinander zu setzen, betrachtet sie die Welt lieber ...

Suzy Swanson passt mit ihren 12 Jahren einfach nicht zu den anderen Mädchen: Statt den Jungs schöne Augen zu machen und sich mit Kleidung und Make up auseinander zu setzen, betrachtet sie die Welt lieber wissenschaftlich, ist fasziniert von Astronomie und Quallen. Und als wär ihr Leben als Aussenseiterin nicht schon schwer genug, ertrinkt ihre frühere beste Freundin im Sommerurlaub.

"Nicht alles ergibt einen Sinn, Su. Manchmal passieren Dinge einfach." (Zitat S. 19)

Suzy kann dies nicht hinnehmen, als ihre Mutter diese Worte zu ihr sagt. Vielmehr glaubt sie, es müsse für alles einen Grund geben. Und so beschließt sie in ihrer Trauer, für Frannys Tod eine Erklärung zu finden, schließlich war diese eine hervorragende Schwimmerin, die ertrinken nicht so einfach.
Ich muss sagen, anfangs war Suzys Verwirrtheit um den Tod der Freundin noch recht gut dargestellt. Sie zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück, lässt niemanden mehr an sich heran, beginnt Nachforschungen anzustellen. Auch der Unglaube, dass eine Freundin plötzlich tot ist, ist nur allzu verständlich, das kann auch Erwachsenen noch passieren. Je weiter das Buch jedoch voranschritt, desto mehr versteifte Suzy sich auf ihre Theorie, wurde regelrecht fanatisch. Zudem kristallisierte sich immer mehr heraus, wie sie sich in Gedankenspiralen verrannte, welche zu teils schon absurden Handlungen führten, die einfach nicht mehr zu dem Mädchen vom Anfang des Romans passten, und bei denen ich begann, an ihrer sozialen Intelligenz zu zweifeln. Der philosophische Ansatz, mit welchem das Buch begann, ging im Laufe der Geschichte immer mehr verloren und machte überzogenen Handlungen und Gedanken platz, nur um am Ende mit der plötzlichen Erkenntnis zu enden, dass manche Dinge wirklich einfach passieren.
Das Buch ist sehr schön aufgemacht. Passend zu Suzys Charakter ist der Roman wie ein wissenschaftlicher Bericht über Quallen grob gegliedert in Zielsetzung, Hypothese, Untersuchung usw. Aktuelles Geschehen und Gedanken wechseln sich ab mit früheren Erlebnissen, so dass nach und nach ein Bild des Mädchens entsteht. Neben einigem interessanten Wissen sind zudem auch optisch die Quallen thematisch im Buch immer wieder dargestellt. So hat mir anfangs das Buch wirklich Spaß gemacht, zu lesen, welche Gedanken Suzy als Aussenseiterin auf die Sicht der Dinge hat. Doch je mehr der Roman voranschritt, desto unglaubwürdiger und absurder wurden ihre Handlungen und Suzy mir dadurch einfach unsympathisch, so dass mir die Lust am Lesen verging. Die schönen philosophischen Gedanken über das Leben und die Welt, wie sie anfangs gemacht wurden, fehlten mir an Schluss komplett. Das Ende kam mir nach all der Zeit, in welcher Suzy sich in ihrer Theorie und ihren Plänen verrannte, einfach zu abrupt und ließ mich enttäuscht zurück. Daher kann ich das Buch nur eingeschränkt empfehlen.

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