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Veröffentlicht am 09.09.2018

Wenn das perfekte System doch nicht so perfekt ist...

Sternenscherben
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2356 A.D. : In einem perfekten System der fernen Zukunft ist es eine Ehre, zu den elitären Privilegierten zu gehören. Als solche ist es Nora Stars' Aufgabe, das Leben der Menschen zu schützen. Aufgrund ...

2356 A.D. : In einem perfekten System der fernen Zukunft ist es eine Ehre, zu den elitären Privilegierten zu gehören. Als solche ist es Nora Stars' Aufgabe, das Leben der Menschen zu schützen. Aufgrund hoher Strahlenwerte ist ein Leben ausserhalb der geschützten Städte undenkbar. Und obwohl ihre Erinnerungen vor dem 18. Lebensjahr gelöscht wurden, sieht sie in ihren Träumen Bilder aus ihrem früheren Leben - ausserhalb der Stadt.
Die Zukunft ist in diesem Buch recht düster gezeichnet. Nach einem interstellaren Angriff ist die Strahlung auf dem Planeten so hoch, dass die Menschen in abgeschirmten Städten leben. Dort werden sie streng hierarchisch eingeteilt in Privilegierte, Minderwertige und Wertlose, wobei letztere als Feinde des Systems aus den Städten verbannt werden. Während die Minderwertigen als ausgebeutete Arbeiter leiden, leben die Privilegierten zwar komfortabel, dafür streng systemtreu und werden mittels Chipimplantat dauerüberwacht. Gefühle und Spaß sind verboten, Systemtreue und Disziplin erwünscht. Also eine Welt, die einem als Leser schnell alles andere als perfekt oder wünschenswert vorkommt.
Nora befindet sich noch in der Ausbildung und will im System ganz nach oben aufsteigen. Als Partner wird ihr ausgerechnet Darian zugeteilt, welcher schon mehrfach durch regelwidriges Verhalten auffiel. Das passt der ehrgeizigen Nora natürlich so gar nicht ins Konzept - und dennoch bring er eine Saite in Nora zum Schwingen, welche sie anfangs nicht einordnen kann. Zudem gehört er zu denjenigen, welche das System stark kritisch betrachten und bringt Nora dazu, ihre Sichtweise zu ändern.
Das Worldbuilding ist auf jeden Fall stark dystopisch und von der Autorin in sich stimmig und verständlich aufgebaut. Dass die Anwärter der Privilegierten von Luxus und Versprechungen so verblendet sind, dass sie das System nicht hinterfragen, ist ebenso realistisch dargestellt. Auch ist die Gefühlskälte zwischen ihnen schon fast greifbar. Leider erfährt man dadurch aber auch nur Oberflächliches über die einzelnen Personen. Interessant war auf jeden Fall, dass nicht nur hinter Nora ein Geheimnis zu stecken schien, sondern auch Darian etwas verbarg, worauf bereits im Prolog hingewiesen wird. Das Liebesgeplänkel zwischen den beiden wirkte mir persönlich jedoch etwas zu aufgesetzt und störte mich eher, als dass es zur Story passte. Ebenso kam das Ende etwas zu abrupt, auch wenn es inhaltlich zum Buch passte und die Erzählung sehr gut abschloss.
Eine in sich abgeschlossene, unterhaltsame Dystopie mit gesellschaftkritischem Thema und schönen Ideen, die stellenweise gefühls- und systemtechnisch etwas zu oberflächlich blieb.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Wolfshund Oberon darf Sherlock Holmes spielen

Oberons blutige Fälle
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Wolfshund und Sherlock Holmes-Fan Oberon sieht seine Chance, als erfolgreicher Schnüffler im wahrsten Sinne des Wortes zu glänzen, als er erfährt, dass in letzter Zeit teure Zuchthunde spurlos verschwanden. ...

Wolfshund und Sherlock Holmes-Fan Oberon sieht seine Chance, als erfolgreicher Schnüffler im wahrsten Sinne des Wortes zu glänzen, als er erfährt, dass in letzter Zeit teure Zuchthunde spurlos verschwanden. Gemeinsam mit seinem "Hausdruiden" Atticus begibt er sich auf Spurensuche. Als er anschließend einen Toten entdeckt, der Atticus zum Verwechseln ähnlich sieht, schlittern sie sogar umgehend in einen zweiten Kriminalfall.
Das Buch ist ein Spin off zu Kevin Hearns erfolgreicher Serie "Die Chronik des Eisernen Druiden". Ich muss gestehen, die Serie bisher nicht zu kennen. Ein Krimi aus der Sicht eines Hundes, der zugleich Filmnerd und Sherlock-Fan ist, machte ich jedoch neugierig. Deswegen entschloss ich mich, das Pferd von hinten aufzuzäumen und mich über das Spin off an die Serie heran zu tasten.
Oberon ist der Wolfshund des irischen Druiden Atticus. Atticus ist 21 - Jahrhunderte alt! Sieht aber aus wie ein junger Mann und fällt somit nicht weiter auf. Die beiden können sich mental unterhalten, über magisch miteinander vernetzte Bäume schnell von Ort zu Ort reisen und noch einiges mehr. Da ich die Serie nicht kenne war ich umso erfreuter, dass sich der Roman trotzdem problemlos lesen lässt. Zwar gibt es einige Anspielungen zu Geschehnissen in der Serie, doch sind diese so verpackt, dass ich auch ohne Vorwissen problemlos durch das Buch kam.
Sehr gut gefiel mir der Wortwitz, mit welchem das Buch geschrieben ist. Vor allem die Dialoge zwischen Oberon und Atticus ließen mich häufig schmunzeln und machten mich neugierig auf die Serie. Überhaupt sind die beiden sehr sympathisch. Atticus ist schlagfertig und hat so einiges auf dem Kasten. Oberon hat definitv ein Problem mit Zahlen und Mengeneinheiten, was immer etwas drollig wirkt. Auch ist seine Sicht auf die Unstimmigkeiten der Menschen, was Begriffe angeht, immer wieder amüsant zu lesen. Als Filmnerd bleiben zudem Anspielungen auf Filme und Serien nicht aus. Oberons Vorteil ist, dass er bei "seinen" Ermittlungen typisch Hund sein darf, während die beiden ihre Ermittlungen durchführen. Nebenbei erfährt man, warum Eichhörnchen das Böse auf vier Pfoten sind und wie wichtig gutes Essen ist. Ebenso kommt dem auf dem Cover abgebildeten Boston Terrier Starbuck eine nicht unwichtige Rolle bei den Ermittlungen zu.
Oberons blutige Fälle ist auf jeden Fall ein sehr amüsant-unterhaltsames Fantasy-Buch mit einem hundenasigen Ermittler und seinem Druiden, welches zugleich einen Einblick in die Hauptserie des Eisernen Druiden gibt.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Die böse Seite der Märchenwelt

Mundus Perditus
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Vernita traut ihren Augen nicht: Mitten in New Rise City steht auf einmal ein riesengroßer, undurchdringlicher Wald. Wie magisch wird die junge Polizistin von diesem angezogen - und steht plötzlich Rotkäppchen ...

Vernita traut ihren Augen nicht: Mitten in New Rise City steht auf einmal ein riesengroßer, undurchdringlicher Wald. Wie magisch wird die junge Polizistin von diesem angezogen - und steht plötzlich Rotkäppchen gegenüber. Das letzte, woran sie sich erinnert, als sie Tage später im Krankenhaus erwacht, sind diese dämonischen Augen. New Rise City hat sich in der Zwischenzeit in einen blutigen Albtraum verwandelt. Und Vernita wird bereits von jemandem erwartet...
Die Beschreibung des Romans hatte mich sofort neugierig gemacht: Eine Märchenadaption, bei der es blutig wird? Wunderbar, her damit! Beim Lesen stellte ich begeistert fest, dass es nach einer kurzen Einleitung auch schon gleich in die Vollen geht. Die Autorin hat sich nicht mit langwierigen Einleitungen aufgehalten sondern schmeißt die Protagonistin sofort ins Abenteuer. Vernita ist tough, aber sympathisch. An ihrer Seite steht Ruiz, ein Dämonenwächter der vergessen Welt, welcher den geheimnisvollen Kampf-Dämon Marno dabei hat. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen die Dämonen auf, welche in Gestalt von Märchenfiguren die Bewohner von New Rise City regelrecht abschlachten.
Der Roman ist wirklich sehr spannend und unterhaltsam geschrieben. Es gibt Wortwitz, schwarzen Humor - und es ist verdammt blutig. Keine Sorge, es gibt keine ekligen Horrordetails, bei denen einem schlecht wird beim Lesen. Aber die Grundstimmung ist schon recht düster und gefährlich. Mir gefiel die Idee, was es mit den Märchendämonen auf sich hat, welch ungeahnte magische Rolle Vernita im Kampf gegen die Dämonen einnimmt und wie sich eine kleine Gruppe zusammenfindet, um die Stadt aus den Klauen des Grauens wieder zu befreien. Dabei war mir jeder aus dem Team auf seine eigene Art sympathisch und verlieh dem Ganzen den gelungenen Pep. Optisch aufgewertet wird das Buch durch ein paar Zeichnungen passend zur Story. Märchenkitsch wird man in diesem Roman allerdings vergeblich suchen.
Mundus Perditus ist definitiv eine völlig andere Märchenadaption: Spannend, blutig, schleimig - und mit ausreichend Humor an den richtigen Stellen. Eine fesselnde Story, spannend bis zur letzten Seite. Eine absolute Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Von Sirenen und anderen starken Frauen

Die Grimm-Chroniken (Band 4)
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Der vierte Teil der Serie der Grimm-Chroniken startet langsam, um zum Schluss hin ordentlich an Tempo zuzulegen. Man erfährt von einer magischen Bibliothek, macht Bekanntschaft mit den gefährlichen Sirenen, ...

Der vierte Teil der Serie der Grimm-Chroniken startet langsam, um zum Schluss hin ordentlich an Tempo zuzulegen. Man erfährt von einer magischen Bibliothek, macht Bekanntschaft mit den gefährlichen Sirenen, entdeckt das düstere Geheimnis des Käptain Blaubart und ist bei einer folgenschweren Entscheidung dabei, welche Königin Mary trifft. Zudem gibt es erste Hinweise, welche Macht Worten und Namen innewohnen kann. Auch gewinnen die Nebencharaktere langsam mehr an Bedeutung, so dass bisherige Geschehnisse und zukünftige Ereignisse geschickt immer mehr miteinander verknüpft werden.
Mir hat der vierte Teil deutlich mehr gefallen als der dritte Teil, da hier spannende Handlungen und das Aufdecken von Geheimnissen und Wissen wieder in einem besseren Verhältnis vorliegen. Die Verknüpfungen der einzelnen Personen machen die Story jetzt etwas komplexer und natürlich hat es sich die Autorin nicht nehmen lassen, auch hier wieder nicht nur Wissen zu streuen, sondern vor allem auch neue Rätsel zu säen, so dass die Neugier weiterhin vorhanden bleibt, was wohl hinter all den Geschehnissen stecken könnte. Der Schluss allerdings zog wie ein plötzlicher Wirbelwind durchs Buch, das ging mir dann fast schon etwas zu schnell.
Der Gesang der Sirenen ist der vierte Band eines Zyklus von 13 Bänden, in denen Märchenelemente geschickt zu einer "neuen Wahrheit" über die Märchen miteinander verknüpft werden. Ich empfehle, die Bände in ihrer Reihenfolge zu lesen, da diese aufeinander aufbauen.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Familiendrama mit aussergewöhnlicher Erzählstruktur

Summer
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Die neue Wandfarbe ist Schuld: Plötzlich erinnert sich Benjamin Wassner wieder, als vor 24 Jahren seine 19-jährige Schwester Summer spurlos bei einem Picknick am Genfer See verschwand. Ein einschneidendes ...

Die neue Wandfarbe ist Schuld: Plötzlich erinnert sich Benjamin Wassner wieder, als vor 24 Jahren seine 19-jährige Schwester Summer spurlos bei einem Picknick am Genfer See verschwand. Ein einschneidendes Erlebnis für den damals 14-jährigen schüchternen Jungen, der seine Schwester nahezu vergötterte. Doch was damals wirklich geschah, weiß Ben bis heute nicht. Wird er Antworten finden in den Erinnerungen, welche er bis vor kurzem verdrängte?

"Ich möchte den Arm ausstrecken, aber ich bin wie gelähmt oder gar nicht da, die Fische schwärmen und spinnen ein dichter werdendes Netz um meine Schwester, bis sie sie ganz eingewickelt haben, ihre Haare treiben weiter im Wasser, doch ihr Körper ist fort." (Zitat S. 27)

Benjamins Erinnerungen an die Momente seiner Kindheit und Jugend kommen sehr durcheinander und verworren zurück, eine entsprechend chronologische Unordnung findet sich somit auch im Buch wieder. Zudem sind seine Erinnerungen teilweise recht düster und wirken, als würde er nicht richtig zur Familie gehören. Erst mit der Zeit schafft Benjamin es, Ordnung in sein Erinnerungschaos zu bringen und die richtigen Schlüsse aus seinen Beobachtungen zu ziehen, zu welchen er damals noch nicht in der Lage war. Dabei entwickelt sich der Roman von Seite zu Seite immer mehr zu einem Familiendrama.
Das Buch besticht durch seine poetische Wortwahl, welche manchmal passte, stellenweise jedoch wie übertrieben wirkte. Zudem stellte sich beim Lesen heraus, dass "Summer" vielmehr ein Buch über Ben selbst ist als nur über seine Schwester. Atmosphäre hat der Roman auf jeden Fall, die chonologische Unordnung von Bens teils stark subjektiven Erinnerungen machte das Lesen vor allem zu Beginn zu einer Herausforderung. Dennoch war es interessant mitzuverfolgen, wie Benjamin nach und nach den Vorhang lichtete und begann, seine Familie mit den Augen der Erkenntnis zu betrachten, wie Glanz und Glamour nach und nach erloschen.
Sehr gefallen hat mir, wie Monica Sabolo Benjamins Erinnerungen zu einem Knäuel verstrickte, aus dem lange Zeit nicht ersichtlich war, was die einzelnen Details für eine Bedeutung haben könnten. Auch ist Ben als in sich gekehrter Charakter gut gezeichnet, wenn auch mir von Kapitel zu Kapitel immer unsympathischer werdend. Ein atmosphärischer, etwas düsterer Roman mit einer aussergewöhnlichen chronologischen Erzählstruktur, bei welchem man als Leser miträtseln kann, welches Schicksal Summer einst erlitt.