Profilbild von Schugga

Schugga

Lesejury Star
offline

Schugga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schugga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2021

Episodenbuch aus teilweise vermenschlichter Katzenperspektive

Das Geschenk eines Regentages
0

Das Buch ist ein Episodenband mit vier einzelnen Erzählungen plus gemeinsamem Epilog, welche hauptsächlich durch befreundete Katzen miteinander verknüpft sind. In jeder Episode geht es um eine andere Frau ...

Das Buch ist ein Episodenband mit vier einzelnen Erzählungen plus gemeinsamem Epilog, welche hauptsächlich durch befreundete Katzen miteinander verknüpft sind. In jeder Episode geht es um eine andere Frau und eine erzählende Katze, wobei die Katzen jeweils erst zu ihren Besitzerinnen finden. In der ersten Episode beginnt es mit einer jungen Frau, die an einem Regentag ein Katzenjunges an der Straße findet und bei sich aufnimmt, quasi das Geschenk des Regentages. Durch das Streifen durch die verschiedenen Reviere lernen die Katzen sich nach und nach kennen und erzählen von ihren zukünftigen Besitzerinnen. Die Perspektiven wechseln dabei zwischen Mensch und Katze, was an sich ganz interessant ist und für Abwechslung sorgt, die Welt mal aus Katzensicht zu betrachten. Als störend empfand ich jedoch, dass die Katzen sehr vermenschlicht dargestellt werden - so erwarte ich von einem Katzenjungen bestimmt keine philosphischen Gedankenansätze.
Durch die vier so unterschiedlichen Frauen mit ihren jeweiligen Erfahrungen, Sorgen und Problemen werden in den Episoden auch verschiedene brisante Themen angerissen wie das dortige Bild der Frau in Familie und Gesellschaft, das Pochen auf Familienehre und ihre Mitarbeiter bis zur Belastungsgrenze ausnutzende Vorgesetzte. Allerdings wirkten nur zwei der vier Frauen auf mich wirklich authentisch, die anderen doch eher stark überzogen, ihr Handeln stellenweise nicht nachvollziehbar. Zudem wurden viele Probleme oder gesellschaftliche Missstände nur oberflächlich behandelt, statt die Chance zu nutzen, die Leser ein wenig mehr aufzurütteln. Das machten in meinen Augen die vermenschlichte Katzenperspektive oder die poetische Wortwahl leider auch nicht mehr wett.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2021

Optisch wunderschön, inhaltlich zunächst romantisch verklärt mit aufkommenden Längen

Die Welt ohne Fenster
0

Auf dieses Buch war ich neugierig, da es von einer damals erst 12-jährigen Schriftstellerin geschrieben wurde und quasi eine Liebeserklärung an die Natur darstellen soll. Sehr schön ist auf jeden Fall ...

Auf dieses Buch war ich neugierig, da es von einer damals erst 12-jährigen Schriftstellerin geschrieben wurde und quasi eine Liebeserklärung an die Natur darstellen soll. Sehr schön ist auf jeden Fall das Vorwort im Buch, welches etwas ausführlicher ausfällt und von der Frau verfasst wurde, welche das zauberhaft gestaltete Buch mit vielen wunderschönen Bildern versehen hat, welche die Tiere und Pflanzen aus Eepersips Welt zeigen.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Das junge Mädchen Eepersip möchte nicht länger die Welt nur durch die Fenster betrachten, sondern mittendrin leben. Also reißt sie eines Tages aus, will eins werden mit der Natur und widersetzt sich erfolgreich allen Versuchen der Erwachsenen, sie wieder nach Hause zu holen.
Tatsächlich gefiel mir der Anfang sehr, eine Mischung aus liebervoller, kindlich-naiver Betrachtung der Natur, von Tieren und Pflanzen, und dem Abenteuer, den Erwachsenen immer wieder zu entwischen. Da mag jeder Leser, je nach Alter, für sich entscheiden auf wessen Seite man stehen möchte und ob man Eepersip die Daumen drückt, den Erwachsenen zu entkommen oder den Eltern wünscht, ihre Tochter wieder in die Arme schließen zu können. Dieser erste von drei Abschnitten war zugleich der schönste, da Eepersip eine vertrauliche Bindung zu verschiedenen Tieren eingeht, ohne diese zu vermenschlichen. Und auch die Naturbeschreibungen waren wie zum drin Eintauchen und Miterleben. Mit Beginn des zweiten Abschnitts empfand ich das Buch jedoch schleichend zäher und langatmiger. Eepersip scheint nie an einem Ort länger zufrieden zu sein, wie dieses Phänomen, dass der Rasen auf der anderen Seite des Zauns viel saftiger erscheint. Irgendwann kamen einige unwirklich scheinende Momente hinzu - so kann ich mir nicht vorstellen, dass tatsächlich jemand bei Sturm ins Meer geht zum Schwimmen, nur um anschließend stundenlang noch am Strand umherzutanzen. Überhaupt nahm ihr Tanzen und Singen gemeinsam mit dem unsteten Umherstreifen und Entdecken neuer Gebüsche und Hügel mit der Zeit überhand. Erschreckend kam für mich dann noch hinzu, dass Eepersip zu der Überzeugung gelangte, ein Kind zu sich zu locken, um nicht weiter alleine zu sein. Das erinnerte sich mich stark an Peter Pan, der ebenfalls Jungen in sein Ewig-Sorglos-Reich lockte, um Gesellschaft zu haben. Schwer zu sagen, ob die junge Autorin sich vom kurz zuvor erschienenen Peter Pan inspiriert fühlte. Jedenfalls empfand ich diese Entwicklung arg erschreckend und ließ mich am Verstand des Mädchens zweifeln. Ansonsten bleibt natürlich jedem selbst überlassen, in dem Mädchen eine Entwicklung hin zu einer Elfe oder Nymphe zu sehen oder nicht.
Ein in der Gestaltung wirklich sehr gelungenes Buch mit liebevollen Darstellungen von Pflanzen und Tieren. Die Geschichte selbst war zunächst eine wunderschöne Komposition aus Naturbeobachtungen und abwechslungsreichen Erlebnissen, verlor sich dann jedoch in häufigem Umherstreifen, Tanz und Gesang und weiteren Plänen des Mädchens, die ich als stark fragwürdig empfand und nicht gutheißen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2021

Freiheitskämpfe voller Klischees

Elbendunkel 2: Kein Weg zu dir
0

Band 2 der Elbendunkel-Dilogie dreht sich schwerpunktmäßig um den Freiheitskampf der diskriminierten Elben, insbesondere der Dunkelelben gegen ihre Unterdrücker Mensch und Lichtelben. Da der Band ohne ...

Band 2 der Elbendunkel-Dilogie dreht sich schwerpunktmäßig um den Freiheitskampf der diskriminierten Elben, insbesondere der Dunkelelben gegen ihre Unterdrücker Mensch und Lichtelben. Da der Band ohne große Einleitung an Teil 1 anschließt, brauchte ich einige Kapitel, um der Handlung wieder drin zu sein.
Stilistisch ist die Handlung in mehrere, sich abwechselnde Perspektiven aufgeteilt, was mir recht gut gefiel. Inhaltlich ist es diesmal sehr politisch, es gibt nun einen ganzen Haufen beteiligter Elben, so dass man schnell die Übersicht verlieren kann, wer nun auf wessen Seite steht. Denn über das WIE der Freiheitskämpfe sind sich die Elben nicht einig. Kurz gesagt: Es gibt alte Männer (Elben ebenso wie Menschen), die egoistisch und radikal denken und ihre Anhänger haben. Und es gibt die Jungen, die ihre Zukunft in der Gleichberechtigung sehen. Neben diesem „Alt vs. Jung“-Klischee ist die Autorin leider ihrer Linie treu geblieben und lässt wie bereits in Band 1 primär Männer die Entscheider sein - und das in unserer nahen Zukunft! Fast alles wird von Männern entschieden, während die Frauen bis auf wenigste Ausnahmen passiv bleiben, schöne (überbewertete) Lieder singen oder darauf hoffen, dass ihr Liebster gesund zurückkehrt. Also eher dekoratives Beiwerk. Zwar soll Luz alias Ash als tougher Mischlings-Teenie das Klischee durchbrechen, aber genaugenommen hat sie wie bereits in Band 1 das Klischee des Naivchens, welches ihren Bad Boy anhimmelt, nur weitergeführt. Nach ein paar Wochen Kampftraining hält sie sich für unbesiegbar und trifft Entscheidungen im Alleingang, die für meinen Geschmack einfach nur dämlich und riskant waren. Hinzu kommt ihr wiederholtes Gedankenspiel, wie sehr sie doch auf Darel steht, ob wohl dieser sie aggressiv-arrogant behandelt - und zudem ihr Halbbruder sein könnte! Jedes annähernd clevere Mädchen hätte diesem Macho den erhobenen Mittelfinger gezeigt - Luz/Ash hingegen will ihn weiterhin beeindrucken und verhält sich ihm gegenüber extra-arschig. Man zeige mir die Logik dahinter. Wobei besagter Darel ihr da in nichts nachsteht und genau dasselbe tut. Dieses kindische Hin und Her ging mir stark auf die Nerven, die beiden haben seit Band 1 kein Stück dazu gelernt. Die anderen Handlungsstränge waren deutlich interessanter, hatten jedoch alle so ihre Längen und, ganz ehrlich, mir war das irgendwann zuviel Pärchenbildung. Dazu kam dann noch ein dringend benötigter Zufall zum Voranbrigen der Handlung, der so unwahrscheinlich war wie „Hey, wir benötigen jetzt Schneefall“ - und es schneit plötzlich bei hochsommerlichen dreissig Grad im Schatten. Konstruierter ging kaum noch.
Das Worldbuildng hatte ich bereits im ersten Band gelobt, da nun nichts Weiteres mehr hinzu kam spar ich mir das an dieser Stelle. Mich konnte der zweite Teil einfach nicht überzeugen, es war mir zuviel politisches Hin und Her, zuviele Machogehabe an diversen Stellen, deutlich zuviele Klischees und eine anstrengende Naivchen-Bad Boy-Konstellation. Einige wenige Wendungen gab es, davon waren manche ganz interessant, manche keine wirkliche Überraschung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2021

Scharf wider Willen

Animalis – Die Legende des ersten Drachen
0

Durch einen Zufall erfährt die Volontärin Pamina, dass ihre Wurzeln in der Welt der Animalis liegen, eine Art Spiegelwelt, in der die Bewohner sich in Wesen verwandeln können, welche wir aus Mythen und ...

Durch einen Zufall erfährt die Volontärin Pamina, dass ihre Wurzeln in der Welt der Animalis liegen, eine Art Spiegelwelt, in der die Bewohner sich in Wesen verwandeln können, welche wir aus Mythen und Sagen kennen. Und als wär das noch nicht alles, ist sie jetzt dummerweise unfreiwillig an einen dieser Animalis gebunden: Robin, jung, gutaussehend und ihr von Beginn an unsympathisch. Leider hat diese Bindung ein paar pikante Nebenwirkungen.
Zu Beginn befürchtete ich, Pamina sei eines dieser Naivchen, die von einer Blitzkarriere im Journalismus träumen, besteht ihr Alltag doch nur aus Redaktion und Coffee-to-go. Zum Glück entpuppte sie sich als eine starke Frau, die sich nicht alles gefallen lässt und auch sonst nicht auf den Mund gefallen ist. Wobei sie mir manche Dinge schon etwas zu penetrant kommentierte. Dass ihr Typen wie Robin, die auf die schnelle Nummer mit heißen Frauen stehen, zuwider sind, war da nur allzu verständlich. Nach ihrer unfreiwilligen Begegnung erfährt sie von der geheimen Welt voller Silphen, Drachen, Trollen und Sphinxe, ebenso, warum sie als Kind davon ausgeschlossen wurde. Das fand ich eine recht spannende Idee, welche zudem noch zu einer erstaunlichen Wendung führt. Dazu kommt, dass Pamina und Robin durch ihre Berührung eine Art Mal auf der Haut tragen, welches die beiden immer weiter zusammenzuziehen scheint. Das äusserst sich irrsinnigerweise darin, das die zwei Menschen, welche nicht müde werden zu betonen, dass sie sich nicht abkönnen, regelrecht wild aufeinander werden, sobald sie sich nahe kommen. Nebenher läuft dann noch eine kleine Mordserie an Animalis, die sich mit dem Schicksal der beiden irgendwann verknüpft.
So einfallsreich sich das Ganze auch anhört - leider liegt der Fokus stark auf Pamina und Robin, darauf, wie sie sich Freundlichkeiten der unschönen Art und diverse Vorurteile an den Kopf werfen und zugleich immer wieder versuchen, sich aus irgendwelchen pikanten Momenten zu hangeln, in denen sie magisch am liebsten übereinander herfallen und sich die Kleider vom Leib reißen wollen. Klingt ein wenig absurd und wirkt auch oftmals so. Dass die beiden sich verhassten Charaktere so nach und nach auch mal über den anderen nachzudenken beginnen war klar.
Die Welt der Animalis kam mir leider viel zu kurz und ging im ewigen Hin und Her zwischen Sexlust und Abneigung unter. Es kommen einige magische Wesen vor, manche mit ihren besonderen Eigenschaften, aber leider fast alle nur am Rand. Auch das Rätsel um die Morde und die Male auf der Haut blieb mir zu peripher, um wirklich spannend zu sein.
Animalis ist ein Fantasyroman, bei dem sich der Hauptteil der Handlung um ein stark ungleiches Paar dreht, welches zu Beginn gegen seinen Willen scharf aufeinander ist, während die eigentliche Welt voller magischer Wesen leider nur so nebenbei läuft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2021

Unglaubwürdig, konstruiert und vorhersehbar

Wenn Schweigen tötet
0

Ein sehr verstörendes Szenario: Nina hält ihre Mutter daheim an einer Kette wie andere einen Hund. Beides absolut inakzeptabel, nur dass niemand die Situation von Ninas Mutter Maggie mitbekommt, da sie ...

Ein sehr verstörendes Szenario: Nina hält ihre Mutter daheim an einer Kette wie andere einen Hund. Beides absolut inakzeptabel, nur dass niemand die Situation von Ninas Mutter Maggie mitbekommt, da sie schall- und blickdicht weggesperrt ist. Welcher Leser möchte da nicht wissen, was zu dieser grotesken Konstellation führte?
Auch ich war neugierig, wie es dazu kam, dass die Situation in dieser Familie derart eskalieren konnte. Gestaltet ist das Buch derart, dass man neben der Gegenwart Sprünge in die Vergangenheit zu diversen Schlüsselerlebnissen macht, im Wechsel aus der Sicht von Nina oder Maggie beschrieben. Klingt zunächst ganz gut, wurde mir aber mit der Zeit langweilig. Was geschah, lässt sich schnell erahnen, so dass der Roman mit seinen vielen Zeitsprüngen dazu dient, nach und nach seine Vermutungen bestätigt zu bekommen. Von einer unvorhersehbaren Komponente mal abgesehen, war das Thema dann auch schnell abgefrühstückt und es ging nur noch um Details sowie die Auflösung, wie das Szenario wohl endet.
Wenn ich etwas nicht mag sind es Romane, die nur deshalb funktionieren, weil zu schräge Charaktere zu schräge Dinge tun und ganz bestimmte Zufälle die Handlung in die gewünschte Richtung lenken. Das ist in diesem Roman der Fall, mit genaueren Details würde ich leider spoilern. Von der grotesken Ausgangssituation mal abgesehen war mir Nina allerdings von Beginn an suspekt, als sie sich allen Ernstes so lange bei der Arbeit auf der Toilette versteckte, wie eine Kollegin mit ihrem Baby dort zu Besuch kam. Solchen Leuten kann man einfach nichts vorbehaltlos abkaufen. Desweiteren konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, dass zur heutigen Zeit Personen einfach so von der Bildfläche verschwinden können und eine Familie (Maggie und Nina) diesbezüglich mit ein paar Lügen durchkommt. Allein Maggie als Beispiel: Sie stand im Berufsleben, hat eine entfernt lebende Verwandte und war gut mit der Nachbarin befreundet. Dennoch kann Nina allen irgendwelche Lügen auftischen und niemand hakt da mal genauer nach? Das höchste der Gefühle war, dass die befreundete Nachbarin ab und an mal neugierig über den Gartenzaun späht!? Und Maggie ist nicht die einzige Person im Buch, die verschwindet. Glaubhaft waren dafür die Szenen, in denen Maggie ihre Gefangenschaft schildert, auch wenn ich so meine Zweifel habe, dass Nina mit ihrem kleinen Bibliothekerinnen-Gehalt solch einen immensen Aufriss überhaupt finanzieren konnte, um ihre Mutter derart wegzusperren.
Mir war das Szenario des Romans zu konstruiert und unrealistisch und die Auflösung leider zu durchschaubar, um wirklich spannend zu sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere