Profilbild von Schugga

Schugga

Lesejury Star
offline

Schugga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schugga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2018

Psychothriller mit wenig Thrill

Das Böse in deinen Augen
0

Das Böse geht um in dem kleinen Ort Gaunt. Und es hat einen Namen: Ellie Atkinson. Das glauben zumindest viele Bewohner des Ortes wie unter anderem ihre Lehrerin oder ihre Pflegemutter, in deren Familie ...

Das Böse geht um in dem kleinen Ort Gaunt. Und es hat einen Namen: Ellie Atkinson. Das glauben zumindest viele Bewohner des Ortes wie unter anderem ihre Lehrerin oder ihre Pflegemutter, in deren Familie die elfjährige Ellie nach dem tragischen Feuertod ihrer Eltern und Geschwister unterkommt.
Kinderpsychologin Imogen Reid zieht mit ihrem Mann nach Gaunt in das Haus ihrer verstorbenen Mutter, zu welcher sie ihr Leben lang ein schwieriges Verhältnis hatte. Schnell gerät sie in ihrem neuen Job an die kleine Ellie und setzt sich in den Kopf, das Mädchen vor den abergläubischen Anschuldigungen der Bewohner zu schützen. Die Lage spitzt sich jedoch gefährlich zu, als unerwartet ein Mord geschieht und alle Anzeichen scheinbar auf Ellie hindeuten. Hat sie wirklich psychokinetische Fähigkeiten, wie viele dem Mädchen unterstellen?
In diesem Roman geht es wie in einem klassischen Psychothriller um die Frage, was Wahrheit und was Täuschung oder Einbildung ist. Geschrieben ist der Thriller sowohl aus Imogens Sicht sowie erzählend über Ellie. Zu Beginn kommt der Roman nur langsam in Fahrt, die unheimliche Atmosphäre, welche Ellie umgibt, wird nur langsam aufgebaut und erinnert stellenweise an Stephen Kings Carrie. Als Leser wird man lange Zeit im Unwissenden gehalten, ob Ellie über besondere psychokinetische Kräfte verfügt oder nicht. Leider wurde mir beim Lesen zu früh klar, wer oder was hinter all den abergläubischen Anschuldigungen gegen Ellie steckt, wodurch die Spannung des Romans, kaum dass sie entstand, auch bereits wieder abflaute. Die psychischen Probleme der Kinderpsychologin Imogen, welche ebenfalls Teil des Romans sind, wirkten auf mich überwiegend uninteressant und raubten dem Roman zusätzlichen Biss. Das Ende alldems ließ mich zudem unbefriedigt zurück, da es für meinen Geschmack nicht zum Charakter der Ellie passte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Geschichte
Veröffentlicht am 25.04.2018

Französischer Wohlfühlkrimi

Château Mort
0

Der jährliche Marathon du Médoc im französischen Aquitaine ist ein Riesenspektakel: Die Strecke führt vorbei an den schönsten Wein-Châteaus und an den Versorgungsstationen können die zumeist verkleideten ...

Der jährliche Marathon du Médoc im französischen Aquitaine ist ein Riesenspektakel: Die Strecke führt vorbei an den schönsten Wein-Châteaus und an den Versorgungsstationen können die zumeist verkleideten Läufer nebst Wasser auch leckere Weinproben erhalten. Kommissar Luc Verlain ist wegen seines erkrankten Vaters zur Zeit vor Ort stationiert und bekommt mit, wie plötzlich mehrere Läufer zusammenbrechen - einer von ihnen, ein angesehener Winzer, überlebt diesen Zusammenbruch nicht. Schnell stellt sich heraus, dass die betroffenen Läufer vergiftet wurden, doch wer hatte es auf den Winzer abgesehen und mit welchem Motiv? Leider fällt der Verdacht schnell auf Lucs Freund aus Kinderzeiten, Richard. Doch Luc weigert sich, seinen Freund zu verdächtigen, sehr zum Missfallen seiner Kollegin Anouk, auf die Luc mehr als nur ein Auge geworfen hat...
Bei Château Mort handelt es sich um den zweiten Krimi mit Luc Verlain, lässt sich jedoch auch ohne Kenntnis des Vorgängerromans "Retour" wunderbar genießen. Ein herrlicher, französischer Wohlfühlkrimi, bei dem die Krimihandlung an sich nicht zwingend im Vordergrund steht sondern das Leben und die Leute als Gesamtpaket beinhaltet. Vor allem der Wein steht hier ein wenig im Vordergrund, ebenso ist es dem Autor gelungen, die Atmosphäre der Landschaft sowie das Leben der Leute so zu beschreiben, dass ich regelrecht in das Buch eintauchen konnte. Der Kriminalfall an sich ist angenehm gestaltet, Luc und seine Kollegin Anouk benötigen einige Zeit, um dem Täter endgültig auf die Schliche zu kommen, der Täter ist keinesfalls frühzeitig erkennbar.
Das Hörbuch wird gesprochen von Frank Arnold, welcher die Atmosphäre hervorragend einfängt und die unterschiedlichen Charaktere überzeugend interpretiert.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Eine neue Heldin für Asgard?

Die Götter von Asgard
0

Rachel "Ray" ist eine junge münchener Studentin, die grad dabei ist, den Glauben an ihre Fähigkeiten zu verlieren. Zeitgleich wird sie jedoch von den Nornen, den nordischen Schicksalsgöttinnen, als neue ...

Rachel "Ray" ist eine junge münchener Studentin, die grad dabei ist, den Glauben an ihre Fähigkeiten zu verlieren. Zeitgleich wird sie jedoch von den Nornen, den nordischen Schicksalsgöttinnen, als neue Heldin erkannt, was laut einer Prophezeiung nicht ohne Folgen für Asgard bleiben soll. Und so machen sich mehrere Bewohner Asgards auf die Suche nach Ray, um sie ins Reich der Götter und Helden zu bringen. Doch nicht jeder ist ihr wohlgesonnen...
Ich fand die Idee sehr erfrischend, dass sich mehrere Götter wie Thor, Tyr und Loki um Ray bemühen und man erstmal nicht weiß, welche Hintergedanken die Götter jeweils haben. Bei ihrer Reise durch die Welten des Weltenbaums begegnen wir zudem weiteren Wesen der nordischen Mythologie, welche mehr oder minder gefährlich sind.
Zu Beginn zog sich der Roman für meinen Geschmack etwas zu sehr wie ein zäher Kaugummi, Spannung wollte erst aufkommen, als Loki ins Spiel kam. Von da an war der Roman doch sehr unterhaltsam und ich konnte beobachten, wie Ray nach und nach selbstbewusster wurde und ihrer Aufgabe, eine Heldentat zu vollbringen, mit wachsendem Mut entgegensah. Ein paar mehr spannende Szenen hätten dem Roman jedoch auch hierbei gut getan. Der Schluss fiel mir leider wieder etwas zu abrupt aus und ließ mich enttäuscht zurück. Schade, der Roman hätte etwas aufgepeppt werden können, das Potential wäre vorhanden.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Wie ein Fisch im Strom der Zeit

Wie man die Zeit anhält
1

Tom Hazard ist londoner Geschichtslehrer, Einzelgänger, spielt Klavier - und ist über 400 Jahre alt! Was, das glauben Sie nicht? Dann halten wir mal die Zeit an - und drehen diese zurück ins Jahr 1581. ...

Tom Hazard ist londoner Geschichtslehrer, Einzelgänger, spielt Klavier - und ist über 400 Jahre alt! Was, das glauben Sie nicht? Dann halten wir mal die Zeit an - und drehen diese zurück ins Jahr 1581. In diesem Jahr kam Tom in Frankreich zur Welt, wuchs wie jeder Junge normal auf - bis er im Alter von ca. 14 Jahren äußerlich aufhörte zu altern. Wobei, so ganz korrekt ist dies nicht, denn er altert auch, nur leider deutlich langsamer als andere Menschen. Und dies zu einer Zeit des Aberglaubens und der Hexenverfolgung. Seiner Mutter, mittlerweile mit ihrem Sohn in England lebend, bekam dies leider gesundheitlich gar nicht gut, sie bestand den Hexentest nicht. Und Tom lebt seitdem auf der Flucht vor der Zeit und dem Aberglauben der Menschen...

"Ich war in meinem Leben so viele Menschen, habe so viele Rollen gespielt. Ich bin nicht einer. Ich bin viele in einem Körper." (Zitat S. 128)

Eine Regel, an die Tom sich hält, ist, niemanden an sich, an sein Herz zu lassen. Dies ging jahrhundertelang mehr oder weniger gut, doch nun ist da Camille, die Französischlehrerin, welche sein Herz zu berühren scheint. Und so erzählt Tom abwechselnd aus seinen früheren und seinem jetzigen Leben. Die früheren Leben sind recht interessant, ist er doch Persönlichkeiten wie Shakespeare oder Cpt. Cook begegnet. In seinem jetzigen Leben jammert er leider viel über seine Kopfschmerzen und seine Einsamkeit, ist mit sich und allem unzufrieden und beginnt zu spüren, dass sich etwas ändern muss, um nicht im Strom der Zeit unterzugehen.
So interessant seine Erinnerungen der Vergangenheit auch sind, blieb mir Tom leider stets etwas unnahbar. Er lässt nicht nur andere Menschen, sondern auch den Leser nicht sehr nah an sich heran, was ich recht schade finde. Diese Mischung aus Distanziertheit und Resignation lässt mir stellenweise die Gefühle fehlen, welche selbst, oder gerade ein Einzelgänger haben müsste. Wettgemacht wird dies zum Glück durch ein Ende, welches weder kitschig noch unrealistisch ist und den Roman wunderschön abrundet.

Veröffentlicht am 14.04.2018

Serienauftakt mit Prequel-Charakter

Rosen & Knochen
0

Die zwei Dämonenjägerinnen Muireann und Rose, besser bekannt unter dem Namen Schneeweißchen und Rosenrot, wurden von einem Dorf beauftragt, den Geist einer Hexe zu bekämpfen, welcher deren Wälder unsicher ...

Die zwei Dämonenjägerinnen Muireann und Rose, besser bekannt unter dem Namen Schneeweißchen und Rosenrot, wurden von einem Dorf beauftragt, den Geist einer Hexe zu bekämpfen, welcher deren Wälder unsicher macht. Und so machen die beiden sich auf zu dem verfallenen Hexenhaus, aus welchem Grete vor einigen Jahren die Flucht gelang...
Rosen und Knochen ist der Auftakt der Hexenwald-Chroniken. In dieser Märchenadaption werden wir Muireann und Rose bei ihren Einsätzen im Kampf um Hexen, Dämonen und Trollen begleiten. Gleich im ersten Teil ist die Anspielung an Hänsel und Gretel doch recht offensichtlich. Und dennoch fällt das Ende längst nicht so happy aus, wie wir es aus dem Märchen gewohnt sind. Und da muss ich den Autor für seine Idee (und dein Cliffhanger) loben. Neben dem adaptierten Hauptmärchen lernen wir natürlich auch die beiden Dämonenjägerinnen kennen, von denen eine der beiden ein Geheimnis in sich trägt.
Erzählt wird die Chronik aus Muireanns Sicht. Die Erzählung ist gespickt mit Spannung, Magie, Visionen und Vertrauen und liest sich wirklich schön. Was mir jedoch etwas fehlte war die Beschreibung der Welt, in welcher die beider Protagonistinnen leben. Wir begleiten sie nur auf ihrem Einsatz der Hexenjagd. Dadurch wirkt das Buch auf mich wie eine Einführung in eine Serie, was wohl auch so gewollt ist, fühlt sich aber etwas unausgefüllt an, die Tiefe fehlt. Mehr wie ein Prequel. Auch fiel mir eine der Visionen deutlich zu lang aus, was mir in dem Moment den Lesespaß vermieste.
Angehängt an den Roman sind noch eine Kurzgeschichte (Der Flötenspieler) sowie einige Informationen über "Grimmige Märchen", beides sehr lesenswert.