Profilbild von Schugga

Schugga

Lesejury Star
offline

Schugga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schugga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Die Geschichte einer liebenswerten Serienmörderin

Die Prinzessin von Arborio
0

Die Italienerin Elisabetta Zorzi, von allen nur 'Zorzi' genannt, ist eine erfolgreiche, junge Frau. Sie führt ein hochklassiges Restaurant in Wien, die 'Cantinetta Zorzi', ist intelligent, kultiviert, ...

Die Italienerin Elisabetta Zorzi, von allen nur 'Zorzi' genannt, ist eine erfolgreiche, junge Frau. Sie führt ein hochklassiges Restaurant in Wien, die 'Cantinetta Zorzi', ist intelligent, kultiviert, gutaussehend und wird von den Männern umgarnt. Jedoch umgibt sie ein dunkles Geheimnis: Wird sie ihrer Männer überdrüssig, bringt sie diese um, statt sich von ihnen zu trennen. Die ersten Male kam sie unbemerkt damit davon, beim dritten Mord jedoch begeht sie einen kleinen, aber feinen Fehler, durch den sie die Polizei letztendlich überführen kann.
Dies umfasst inhaltlich ca. die erste Hälfte des Buches. Doch damit hört die Story noch lange nicht auf. Der Kriminalpsychologe Arnold Körber interessiert sich für diese außergewöhnliche Frau, bringt so nach und nach die Beweggründe Zorzis an Licht - und verfällt ihr letztendlich auch. Die Liebe zu einer mehrfachen Mörderin, kann dies gutgehen? Doch auch Zorzi ist nicht auf den Kopf gefallen und weiß Körbers Zuneigung geschickt zu nutzen...
Dieser Roman ist kein Krimi im klassischen Sinne. Man erfährt bereits zu Beginn so nach und nach, wie es in Zorzis Kopf aussieht. Auf eine gewisse Art kann sie einem sogar richtig sympathisch sein, will sie im Grunde genommen doch nichts Böses. Sie hat lediglich eine mörderische Art, ihre Ziele zu verfolgen. Als Leser wird man quasi selbst zu einer Art Profiler, macht sich Gedanken über Zorzis Vergangenheit und die Gründe ihrer Entscheidungen. Der Roman ist ebenso durchzogen von mehreren Zeitsprüngen, so dass sich die Handlung nicht immer flüssig lesen lässt. Dies macht das Buch jedoch nicht weniger interessant. Was den Roman von einem klassischen Krimi am meisten unterscheidet, ist der fehlende Höhepunkt, auf den das Buch hinarbeitet, da der letzte Mord bereits sehr früh geschieht. Dies kann auch das unerwartete Ende leider nicht mehr ausreichend ausgleichen, daher ziehe ich einen Stern in der Bewertung ab.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Eine unterhaltsame Reise durch das 20. Jahrhundert

Alles ist relativ und anything goes
0

Noch ein weiteres Geschichtsbuch über das 20. Jahrhundert? Ja. Und nein. Denn dies ist kein Geschichtsbuch im klassischen Sinne, vielmehr hat der Autor John Higgs sich ein paar bedeutsame Entdeckungen ...

Noch ein weiteres Geschichtsbuch über das 20. Jahrhundert? Ja. Und nein. Denn dies ist kein Geschichtsbuch im klassischen Sinne, vielmehr hat der Autor John Higgs sich ein paar bedeutsame Entdeckungen und Ideen des 20. Jahrhunderts herausgepickt und anhand dessen besagte Zeit erläutert. Dabei entstand eine bunte Mischung aus Weltraum und Mondlandung, die Moderne, Individualismus, Relativitätstheorie, Jugend, Sex(ualität), SF, nur um einige Themen zu nennen, wobei jedem Thema ein eigenes Kapitel zugeordnet wurde. Hierbei ist zu erwähnen, dass sämtliche Kapitel in sich geschlossen sind und unabhängig voneinander in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können. So habe ich mich nach dem vielversprechenden Vorwort auch als erstes auf mein Lieblingskapitel gestürzt, die Science Fiction. Und wurde sogleich entäuscht. Denn was keinerlei Beachtung fand, waren die einflussreichen SF-Autoren der Ostländer, allen voran der russische Autor Isaac Asimov, von dem die berühmten Roboter-Gesetze stammen, oder der polnische Autor Stanisław Lem. Für das Kapitel der Relativitätstheorie hat der Autor eigenen Aussagen zufolge Einsteins Buch "Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie" mehrfach gelesen, um dem Leser seines Buches die Theorie unterhaltsam verpackt erklären zu können. Meines Wissens gibt es mittlerweile genügend populärwissenschaftliche Bücher wie z. B. von Stephen Hawking, in denen die Relativitätstheorie bereits leicht verständlich behandelt wird. Warum also soviel Mühe, wenn es auch einfacher geht? Und auch in diesem Kapitel fehlt mir wieder etwas Entscheidendes: Der Hinweis, was durch die Relativitätstheorie überhaupt erst ermöglicht wurde, wie z. B. GPS und Navigationssysteme, nur um ein Beispiel zu nennen.
Nichtsdestotrotz merkt man dem Buch beim Lesen die vielen Recherchen an, welche das Buch mehr oder weniger bereichern. Nicht alle Zitate waren m. E von Belang, aber das mag Geschmackssache sein. Auch ist die historisch-soziologische Auseinandersetzung einzelner Punkte mit der damaligen Zeit mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Grad um Vergangenes besser verstehen zu können, ist dies jedoch manchmal notwendig. So fallen die Kapitel für meine Geschmack mal mehr, mal weniger gut gelungen aus.
Warum für die deutsche Ausgabe ein denglischer Titel gewählt wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Der Originaltitel passt besser zum Inhalt. Und die alberne Collage mit dem Hummer auf dem Telefon impliziert, es könne sich um ein lustiges Buch halten. Dabei ist es vielmehr ein unterhaltsam geschriebenes Sachbuch.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Ein Thriller, spannend von der ersten bis zur letzten Seite

18 - Zahlen des Todes
0

Mit Mia Winters "18 - Zahlen des Todes" hielt ich einen wirklich gelungenen Thriller in Händen, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselte. Allein rein optisch ist der Roman bereits ein Eyecatcher: ...

Mit Mia Winters "18 - Zahlen des Todes" hielt ich einen wirklich gelungenen Thriller in Händen, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselte. Allein rein optisch ist der Roman bereits ein Eyecatcher: Ganz in schwarz, selbst der Buchschnitt wurde schwarz eingefärbt, mit roten Buchstaben und 18 abgezählten Strichen. Der Roman selbst ist zwar nicht ganz so blutdurchtränkt, wie man nach dem Blick auf das Cover vielleicht meinen mag, jedoch tut dies der Spannung keinen Abbruch.
Hauptfigur Leana Meister kehrt nach 18 Jahren Polizeiarbeit in Südafrika ihrem dortigen Job und ihrer Familie den Rücken und übernimmt die Leitung des LKA-Kompetenzcenters Düsseldorf. Ihr bisheriger Job hat sie zu sehr eingenommen, was sie nicht nur gesundheitlich an ihre Grenzen brachte, sondern auch ihre Ehe nach und nach zerstörte. Mit den pubertierenden Töchtern auf Seiten des Vaters, war der Schritt gen Heimat für sie die einzig richtige Wahl. Kaum ist ihr Flieger in Deutschland gelandet, muss sie sich sogleich in den neuesten Fall stürzen.
Ihre neuen Kollegen des LKA-Kompetenzcenters sind die 'Crème de la Crème' der Ermittler, bestens ausgebildet in ihrem jeweiligen Gebiet wie Spurensicherung, Gerichtsmedizin, Datenrecherche etc. Zu kleinen Kabbeleien kommt es zwischen Leana Meister und ihrer Stellvertreterin Dr. Natalia Rac, welche sich ursprünglich Leanas Poster erhofft hatte und nun entsprechend missmutig auf ihre neue Chefin reagiert. Dank Leanas Erfahrung können die beiden gegensätzlichen Frauen jedoch schon bald ihre Stärken kombiniert einsetzen.
Bei Leana Meisters erstem Fall in Düsseldorf handelt es sich um den in Szene gesetzten Mord eines Mannes, dem kurz darauf weitere, über die Bundesrepublik verteilte Morde folgen. Schnell ist Leana klar, dass es sich um eine Mörderin handeln muss. Als das LKA beschließt, mit dem Fall an die Öffentlichkeit zu gehen, kommen solch grauenhafte Hintergründe der Tat zutage, bei denen selbst ich als Leser heftig schlucken musste und froh war, dass ich keine Fotos betrachten musste wie das Ermittlerteam des Romans. Schnell ist das Primärziel der Ermittler, die noch ausstehenden Opfer der Serienmörderin auszumachen und deren Leben zu schützen.
Der Thriller ist durchweg spannend gestaltet. Das LKA-Kompetenzzentrum scheint schon fast zu perfekt ausgestattet, um wahr zu sein. Die familiären Probleme Leanas werden nur soweit angerissen, um der Figur den notwendigen Tiefgang zu verpassen. Die anfänglichen Kabbeleien zwischen ihr und Dr. Natalia Rac lockern die Story etwas auf und machen neugierig darauf, wie die beiden sich zusammenraufen werden. Alles in allem ein wunderbarer Roman, dem eine Fortsetzung sicherlich gut stünde.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Venezianische Schatten

Venezianische Schatten
0

Im winterlichen Venedig verschwinden mehrere Frauen, jeweils jung und blond. Als eine von ihnen, halberfroren und an Amnesie leidend, völlig verstört und offensichtlich misshandelt, vom Commissario Luca ...

Im winterlichen Venedig verschwinden mehrere Frauen, jeweils jung und blond. Als eine von ihnen, halberfroren und an Amnesie leidend, völlig verstört und offensichtlich misshandelt, vom Commissario Luca Brassoni sowie dessen Freundin aufgefunden wird, nimmt sich der Commissario umgehend des Falls an. Schnell wird klar, dass es sich um einen Serientäter handeln muss...
Bei "Venezianische Schatten" handelt es sich um Brassonis dritten Fall, den die Autorin im wunderschönen Venedig ermitteln lässt. Die Stadt wird im Roman anschaulich beschrieben, so dass man beim Lesen in die Umgebung eintauchen kann. Leider hat die Autorin einen Hang zu Bandwurmsätzen und unnötigen Wiederholungen, was den Lesespaß ziemlich mindert. Auch ist die Story für einen erfahrenen Krimileser relativ schnell durchschaubar, was die Spannung eher gemächlich daher kommen lässt wie das scheinbare Leben in der Stadt selbst.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Solider Provence-Krimi

Brennender Midi
0

Le Midi - der Süden Frankreichs. Während viele bei "Provence" einen entspannten Sommer mit leckerem Rotwein vor sich sehen, sieht Capitaine Roger Blanc in das grinsende Gesicht einer Leiche. Pünktlich ...

Le Midi - der Süden Frankreichs. Während viele bei "Provence" einen entspannten Sommer mit leckerem Rotwein vor sich sehen, sieht Capitaine Roger Blanc in das grinsende Gesicht einer Leiche. Pünktlich zum Ende der Sommerferien stürzt ein Propellerflugzeug des örtlichen Militärflughafens in einen Olivenhain, der Pilot ein bis dahin hervorragender Flugschüler. Doch längst nicht alle Anwohner sind vom Tod des jungen Mannes betroffen, ebenso scheinen nicht alle Zeugenaussagen zusammen betrachtet einen Sinn zu ergeben. Als kurz darauf einer der Zeugen ermordet aufgefunden wird, versucht Roger Blanc, die losen Fäden zu einem Beweisteppich zu verknüpfen.

Mit "Brennender Midi" liefert Autor Cay Rademacher seinen dritten Fall des französischen Capitaine Roger Blanc. Nachdem Blanc als pariser Korruptionsermittler den falschen Leuten auf die Füße getreten ist, darf er nun, dank des französischen Staatssekretärs, in einer kleinen provenzalischen Gendamerie seinen Dienst leisten. Dass Capitaine Blanc mit dessen einflussreicher Gattin ein heimliches Verhältnis laufen hat, scheint wie eine kleine Genugtuung anzumuten. Ohne Scheu ermittel Blanc im aktuellen Fall in die verschiedensten Richtungen, nutzt seine Kontakte sowie nicht immer ganz legale Methoden.

Gekonnt hat der Autor in diesem Roman verschiedene, teils recht aktuelle Themen aus Politik und Weltgeschehen miteinander kombiniert und daraus einen soliden Krimi gestrickt. Die Story ist in sich schlüssig und lässt sich angenehm lesen, selbst wohldosierte Einblicke in das Privatleben des Capitaine kommen nicht zu kurz. Es handelt sich um einen in sich geschlossenen Fall und lässt sich auch ohne Kenntnis der vorangeganenen Fälle wunderbar lesen. Lediglich der Schreibstil des Autors lässt eine gewisse provenzalische Gemächlichkeit erahnen, was der Spannung ein wenig den Pep nimmt.