Charmantes Buch über geplatzte und erfüllte Träume
Die Melodie meines LebensIst es möglich, der Gesellschaft auf charmante Art einen Spiegel vorzuhalten? Fragen wir doch mal Antoine Laurain.
"Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest du alles noch mal genauso machen?" (Zitat ...
Ist es möglich, der Gesellschaft auf charmante Art einen Spiegel vorzuhalten? Fragen wir doch mal Antoine Laurain.
"Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest du alles noch mal genauso machen?" (Zitat Buchrücken)
Nach 33 Jahren findet ein Brief der Firma Polydor seinen Weg in die Hände Alains: Seine Band "The Hologrammes" wurden zwecks Aufnahmen für einen Plattenvertrag eingeladen. Alain Massoulier, mittlerweile über fünfzig und praktizierender Arzt, beginnt, in Erinnerungen zu schwelgen und die ehemaligen Bandmitglieder nach langer Zeit zu kontaktieren.
"Wenn man jemanden ansieht, sieht man nur die Hälfte" (Zitat S. 128)
Anfangs ist der Roman sehr verwirrend, da viele Personen auf einmal vorkommen, diese aber uneinheitlich mal mit Vor-, mal mit Nachnamen genannt werden. Zudem wirkt das Ganze erstmal wie eine Aneinanderreihung von Personenbeschreibungen vergleichbar den Perlen auf einer Kette. Dadurch verkommt der rote Faden der Erzählung zu vielen kleinen roten Fäden, welche erstmal wieder zu einem Strang verknüpft werden müssen. Das Ziel des Buchs scheint vielmehr, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Die Geschichte um den nicht zustande gekommenen Plattenvertrag ist hierbei nur das Gerüst. So werden einzelne Charaktere und deren Schicksale teils doch recht überspitzt dargestellt, und das Spiegelbild, welches im Roman sichtbar wird, zeigt eine bunte Mischung aus Respektlosigkeit, schnell beleidigten und schlecht gelaunten Menschen, Oberflächlichkeit und Gehetzheit.
"... dass wir tatsächlich alle aus demselben Material wie unsere Träume sind und dass es an und ist, sie zu verwirklichen" (Zitat S. 253)
Die Auflösung, was es mit dem verpatzten Plattenvertrag auf sich hat, ließ mich zum Ende hin ein zweites Mal schmunzeln (beim ersten Mal war es das defensive Verhalten des Postbeamten auf den unter ein Regal gerutschen Brief). Leider fällt der Schluss des ohnehin bereits ein wenig überspitzt dargestellten Romans mir zu überzogen aus. Hier hat der Autor für meinen Geschmack die Chance vertan, dem Roman ein realistisches Ende zu verleihen. Doch der Refrain des Songs der "Hologrammes" bleibt als Kernaussage zu erkennen: Wir sind aus demselben Material unserer Träume und es ist an uns, sie zu verwirklichen.
Ein charmantes, kleines Buch über geplatzte Träume und "was wäre, wenn..."-Gedanken. Leider lässt die Buchbeschreibung einen anderen Verlauf erhoffen und wird dadurch wohl nicht nur bei mir zu Enttäuschungen führen.