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Veröffentlicht am 15.09.2024

Alles völlig überzogen und voller Klischees

Pi mal Daumen
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Sechzehnjähriges Mathegenie mit autistischen Zügen trifft auf mathebegabte Oma mit schlechtem Geschmack. So ließe sich der Roman zusammenfassen. Hierbei ist Oscar das Mathegenie, der sich erhofft, an der ...

Sechzehnjähriges Mathegenie mit autistischen Zügen trifft auf mathebegabte Oma mit schlechtem Geschmack. So ließe sich der Roman zusammenfassen. Hierbei ist Oscar das Mathegenie, der sich erhofft, an der Uni seinem Vorbild der Mathematik zu begegnen während Moni mit 53 bereits dreifache Oma ist und mit ebendiesem Vorbild einst zusammen zur Schule ging. Und genau die beiden haben sich zum Mathestudium eingeschrieben und treffen am ersten Tag aufeinander. So unterschiedlich wie Tag und Nacht arbeiten sie dennoch für die Gruppenaufgaben zusammen.
Während Oscar Moni als Anschlag auf seinen olfaktorischen Kortex bezeichnet, empfand ich den Roman als Anschlag auf meine Toleranzgrenze. Der Grund dafür ist recht simpel: Das Buch ist eine Aneinanderreihung von Klischees und Übertreibungen. Angefangen bei Moni, bei der das fehlende Geld zwangläufig mit fehlendem Geschmack einhergehen muss, gefolgt von diversen weiteren Klischees und Vorurteilen rund um finanzschwache Familien. Und Oscar, aus dessen Sicht das Buch geschrieben ist, erhält als Autist eine Mischung aus Klischees und ein paar Griffen zuviel in die Kiste der Superhelden-Fähigkeiten, wird wie ein hochintelligenter Volldepp mit Superkräften dargestellt. Macht das Bild der Autisten in der Gesellschaft keinen Deut besser. Hinzu kommen so viele weitere Klischee-Situationen, natürlich können arme Leute sich nur asozial verhalten und kleiden und Moni muss trotz ihrer Lebenserfahrung wie ein romantisch verklärter Teenager ihrem Jugendschwarm hinterherlaufen.
Mir war das einfach too much, diese Klischees fürchterlich und das Überzogene hat hier nichts mit überspitzten Darstellungen wie bei Loriot zu tun sondern wirkt einfach nur plump und anspruchslos. Einige mögen das Buch humorvoll finden, ich empfand dies lediglich bei einigen von Oscars nerdigen Kommentaren. Das konnte den Rest des Romans nur leider auch nicht mehr rausreißen.
Sorry, no sorry, mein Buch war dies nicht.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.09.2024

Spannender Fall, anstrengende Hauptfigur

The Reappearance of Rachel Price (deutsche Ausgabe)
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Vor 16 Jahren verschwand Rachel Price spurlos, hinterließ ihre damals zweijährige Tochter Annabel allein im Wagen am Straßenrand. Das perfekte Thema für eine True-Crime-Doku eines Falles, der bis heute ...

Vor 16 Jahren verschwand Rachel Price spurlos, hinterließ ihre damals zweijährige Tochter Annabel allein im Wagen am Straßenrand. Das perfekte Thema für eine True-Crime-Doku eines Falles, der bis heute für allerlei Spekulationen sorgt, jedoch nie geklärt werden konnte. Während er Dreharbeiten geraten nicht nur einige Familienmitglieder aneinander, auch Rachel selbst steht plötzlich vor ihrer Tochter. Ist sie es wirklich? Und viel wichtiger: Was geschah damals wirklich?
Nachdem mich A Good Girl`s Guide to Murder so begeistern konnte war ich natürlich gespannt auf diesen Roman. Tatsächlich hat Holly Jackson auch diesmal wieder ein wichtiges Thema in der Handlung versteckt und weist zunächst lediglich durch kleinste Hinweise darauf hin. So bietet der Roman Unmengen an Spekulationsmaterial. Verhält Person X sich etwa auffällig? Sagt die zurückgekehrte Rachel wirklich die Wahrheit? Was mir den Spaß am Buch etwas vermieste war Bels wirklich sehr subjektive Perspektive der Dinge, welche zunächst gar nicht als solche auffällt, im Laufe des Romans mich jedoch immer mehr störte. Auch weil Bel selbst ein sehr anstrengender Charakter ist. Mögen andere anders empfinden. Und obwohl die Jagd auf die Puzzleteile, was damals geschah, grundsätzlich spannend ist, gibt es hier und da Spannungslöcher und das Ende nach der Auflösung war mir leider zu superlativ, zu abgehoben und dadurch längst nicht so stimmig wie bei Holly Jacksons AGGGTM. Schade, ohne das Ende bzw. mit einem realistischeren Ende hätte mir das Buch deutlich besser gefallen. Auch die Idee mit der True-Crime-Doku ist an sich klasse, nur leider etwas unglücklich im Buch verteilt, erst zuviel, dann geht es plötzlich fast komplett unter. So bewerte ich das Buch mit soliden 4 von 5 Filmrollen.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 15.09.2024

Kaleidoskop aus Sünde und Gewalt, betrachtet aus Kindersicht

Unser Buch der seltsamen Dinge
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Dies ist eines der Bücher, bei welchen ich zu Beginn nicht wusste, in welche Richtung es sich entwickeln wird. Der Klappentext hätte auf eine Yorkshire-Version von Enola Holmes hindeuten können: Zwei Freundinnen ...

Dies ist eines der Bücher, bei welchen ich zu Beginn nicht wusste, in welche Richtung es sich entwickeln wird. Der Klappentext hätte auf eine Yorkshire-Version von Enola Holmes hindeuten können: Zwei Freundinnen überführen einen Mörder, damit die Familie des einen Mädchens nicht aus Furcht vor Gewalt wegzieht. Doch so einfach hat es sich die Autorin nicht gemacht und bietet ein emotional deutlich bewegenderes Werk.
Tatsächlich basiert der Roman auf einem damaligen Serienmörder, welcher bekannt als Yorkshire Ripper in Jennie Godfreys Kindheit aktiv war. Die zwölfjährige Miv ist ein Kind der Arbeiterklasse. Seitdem ihre Mutter aus für Miv unerklärlichen Gründen nur noch ein Schatten ihrer Selbst ist bewirtschaftet Tante Jean nach Feierabend den Haushalt, während der Vater immer öfter abends verschwindet. Als der Vater und seine Schwester, Tante Jean, überlegen fortzuziehen setzt Miv sich in den Kopf, die Gegend wieder sicher zu machen, indem sie mit ihrer besten Freundin Sharon eigenhändig den Yorkshire-Ripper überführt. Dann könnte sie bei ihrer besten Freundin wohnen bleiben. Sharon ist so ziemlich das Gegenteil von Miv mit der gut betuchten Familie, den schönen Kleidern und dem hübschen Aussehen. Und trotzdem halten die beiden zusammen und beginnen, sich die Menschen um sie herum genauer zu betrachten.
Und genau hier setzt die Autorin an, bei der Betrachtung der Mitmenschen. Wobei Miv noch eine sehr naive Sicht der Dinge hat, während Sharon bereits so manche Dinge besser versteht. Im Laufe des Romans kommt so ziemlich alles vor an Sünde, Hass und Gewalt der damaligen Zeit. Hass gegen alle, die anders sind, Gewalt hinter verschlossener Tür oder gegenüber Kindern, Mysogynie, Mobbing und so einiges mehr. Manches war regelrecht erschreckend zu lesen und einige Male wünschte ich mir, dass die richtigen Leute gewisse Anzeichen rechtzeitig deuten, um Schlimmeres zu verhindern. Der Schluss des Romans hinterließ mich mit einem erleichterten sowie einem traurigen Auge. Und auf dem Weg dorthin hatte ich so manch emotional aufwühlende Momente, da die Autorin recht viele Problemthemen in der Gesellschaft versteckt hat, welche die Mädchen nach und nach aufdecken, bewusst oder unbewusst.
Ein gelungenes Buch über Gewalt und Sünde der damaligen Gesellschaft, zwar aus Kindersicht, jedoch nicht weniger schonungslos.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Dystopische, kriegslastige Zukunft mit Menschenexperimenten

Skyhunter – A Silent Fall
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Irgendwann in der fernen Zukunft sieht sich die Karensa-Bevölkerung als wahre Nachfahren, welche die Völker einen muss, um erneute Kriege und somit den Untergang der Menschheit zu verhindern. Dass diese ...

Irgendwann in der fernen Zukunft sieht sich die Karensa-Bevölkerung als wahre Nachfahren, welche die Völker einen muss, um erneute Kriege und somit den Untergang der Menschheit zu verhindern. Dass diese Einigung wiederum mit kriegerischer Gewalt erfolgt sei mal nebensächlich. Experimente an Menschen auf angeblicher Basis früherer Aufzeichnungen sind da nochmal eine ganz andere Hausnummer.
Das letzte verbleibende Land des Kontinents in Freiheit ist Mara. Doch auch hier stehen die Truppen der Föderation bereits vor den Grenzen, bereit, diese einzureißen. In diesem Grenzgebiet ist Talin Kanami als eine von mehreren Spezialkämpfern unterwegs, um die Vorhut der Föderation, blutrünstige Monster als Ergbenis brutaler Experimente, niederzuringen. Als ein Überläufer des Feindes hingerichtet werden soll, hört Talin auf ihr Bauchgefühl und rettet den Mann vor dem Tod. Zur Strafe bekommt sie den Kerl aufgebrummt, um auf ihn aufzupassen. Doch auf ihren Instinkt ist verlass und der Fremde bietet schon bald eine Möglichkeit, dem Feind empfindlich zu schaden.
Dies ist der erste Band einer Dilogie, wobei der Cut am Ende in sich stimmig ist. Insgesamt ist die Atmopshäre sehr kriegslastig, sehr bedrückend. Talin selbst ist ein Flüchtling des Nachbarlandes und hat auf ihrer Flucht durch Giftgas ihre Stimme ruiniert. Ihre nonverbale Kommunikation ist im Grenzgebiet sogar von Vorteil, um sich lautlos dem Feind nähern zu können. Trotzdem hat sie es nicht leicht, werden die Flüchtlinge doch vom Adel als Rattenplage angesehen.
Was es mit dem Überläufer Red auf sich hat wird Talin auf überraschende Art klar, ein Blick auf das Buchcover liefert erste Hinweise. Ebenso hat mir die Karte im Buch ein wenig geholfen, die Handlungsorte räumlich einzuordnen. Die kurz-vor-Krieg-Atmosphäre und die vielen Kampfszenen sind schon recht bedrückend, Romantik sucht man in dieser Stimmung erstmal vergeblich, kommt wohl im zweiten Band. Generell wird die Beziehungen der Menschen untereinander nur wenig thematisiert, höchstens mal angerissen, der Schwerpunkt liegt auf den politischen Themen. Ich selbst find es sehr anstregend seitenweise Kriegsbedrohung und Rückblicke in kriegerische Szenen zu lesen. Auch erfährt man von der Welt und den vergangenen Geschehnissen kaum etwas, die Handlungsorte sind sehr begrenzt. Dafür waren die subtilen Anspielungen auf die Hinterlassenschaften der Vorfahren ganz amüsant. Ein großer rechteckiger Platz vor einer Anlage ließ bei mir z. B. gleich den Verdacht aufkommen, das könnte mal ein Parkplatz gewesen sein. Im Großen und Ganzen schon recht beeindruckend, auch von den Ideen her, auch wenn ich das technische Know How des Feindes im Vergleich zum Land Mara schon sehr futuristisch fand, insbesondere in Bezug auf die Experimente an Menschen.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Clankämpfe und Drogen in Pariser Schattenwelt

City of Dust and Shadows
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Wow, einfach nur wow. Ihr liebt spannende Urban Fantasy, eine toughe Protagonistin und einen grumpy-but-hot Love Interest? Dann ab mit euch nach Paris!
Erst ist Tess enttäuscht, dass ihre Schwester Claire ...

Wow, einfach nur wow. Ihr liebt spannende Urban Fantasy, eine toughe Protagonistin und einen grumpy-but-hot Love Interest? Dann ab mit euch nach Paris!
Erst ist Tess enttäuscht, dass ihre Schwester Claire sie bei ihrer Ankunft in Paris nicht vom Bahnhof abholt. Aus Enttäuschung wird Sorge, weil Claires WG-Mitbewohner sie ebenfalls schon eine Weile nicht mehr gesehen haben. Und als Tess herausfindet, in welcher Szene Claire zuletzt unterwegs war, ist sie schockiert. Da werden Parties in den Schatten der Stadt abgehalten, verbotene Drogen verkauft, Monster springen aus den Wänden, ein heißer Typ im Hoodie rettet Tess auf magische Weise das Leben - und am nächsten Tag kann sie sich an nichts mehr erinnern. Glaubt mir, und hier geht das Ganze erst so richtig los, denn Tess ist nicht die Einzige die auf der Suche nach Claire ist. Und irgendwer ist plötzlich Tess auf den Fersen.
Woah, ich bin durch das Buch regelrecht durchgeflogen. Was die Autorin sich da alles hat einfallen lassen mit der Schattenwelt, den herrschenden Clans, den zu bekämpfenden Monstern und und und. Es ist so fantastisch, so spannend, so abwechslungsreich, ihr werdet es lieben. Nebenbei gilt es noch, den oder die Bösen zu finden in der Hoffnung, zugleich eine Spur zu Claire zu erhalten. Und ein echt fieser Twist ist auch dabei. Sehr genial, ich hoffe, auf dem Level bald weitere Bücher der Autorin lesen zu können.

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