Eine schonungslos offene und mutige Biografie.
Ich bin auch JonathanKlappentext:
Als schwarzes Schaf der Familie bezeichnet Jonny Fischer den Jungen, der er einst gewesen ist. Auf den Namen Jonathan getauft, wuchs er in einem streng christlichen Elternhaus auf. Für bedingungslose ...
Klappentext:
Als schwarzes Schaf der Familie bezeichnet Jonny Fischer den Jungen, der er einst gewesen ist. Auf den Namen Jonathan getauft, wuchs er in einem streng christlichen Elternhaus auf. Für bedingungslose Liebe war kein Platz. Als Jonathan zehn war, gründete sein Vater eine radikale Glaubensgemeinschaft und teilte die Welt noch mehr als zuvor in Gut und Böse ein. Obwohl Jonny Fischer als Teenager dem Sektenjungen Jonathan den Rücken kehrte, seinen Namen änderte und am Lehrerseminar in Zug ein neues Leben begann, konnte er sich der Prägung, die er in seiner Kindheit erfahren hatte, nie ganz entziehen. Erst recht nicht, als er sich einzugestehen begann, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Sosehr er sich auch bemühte, er fand nicht, wonach er suchte. Jonny Fischer verausgabte sich bis zur Erschöpfung. Verletzungen, Schlaflosigkeit, Alkohol in rauen Mengen und 2012 der Zusammenbruch, der in einer Klinik endete. Der Weg aus der Krise führte ihn in die dunkelsten Winkel seiner Vergangenheit und zur Erkenntnis, dass er Anerkennung und Liebe zuallererst bei sich selbst suchen musste. In diesem Buch schildert er die Versöhnung mit seiner Geschichte, die Versöhnung mit Jonathan.
Meinung:
Niemals hätte ich gedacht, dass hinter dem strahlenden und gutgelaunten Jonny Fischer ein so verletzter Mensch steckt. Es ist erschreckend und traurig zu lesen, was fehlende Elternliebe und der christliche Glaube alles an einem Menschen zerstören können. Je mehr ich mich mit dem christlichen Glauben, insbesondere dem strengen Glauben der katholischen Kirche, befasse, desto mehr wirkt der Glaube für mich toxisch und gar nicht so toll, wie man es den Gläubigen weismacht. Was bitteschön soll ich mit einem Gott anfangen, der Homosexuelle nicht anerkennt? Sollte Gott nicht jeden Menschen lieben? Was für ein Vorbild ist ein solcher Gott? Aber genug davon, kommen wir zum wichtigsten – der Biografie.
Ich bin wirklich überrascht, wie schonungslos offen Jonny über sein Leben, seine Erlebnisse und seine eigenen "Ausraster" berichtet. Diese "Ausraster" zeigen, dass es wohl nicht immer einfach mit ihm war und gerade deshalb finde ich es sehr mutig von ihm, dass er auch diese Seite thematisiert hat.
Der Aufbau der Biografie hat mir grundsätzlich sehr gut gefallen, war aber an wenigen Stellen doch etwas verwirrend – manchmal hatte ich das Gefühl, dass zwischen verschiedenen Jahreszahlen hin- und hergesprungen wurde. Die Interviews zwischendrin haben mir gut gefallen.
Alles in allem war die Biografie sehr berührend und bewegend. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Jonny nun wirklich im Reinen mit sich ist bzw. es irgendwann werden wird.
Fazit:
Eine schonungslos offene und ehrliche Biografie, welche gleichzeitig sehr berührend und sehr bewegend ist.