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Veröffentlicht am 25.10.2024

Der Blick hinter die Fassaden

Das Comeback
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Eine junge Frau, die gebrochen scheint, kämpft sich Stück für Stück ins Leben zurück. Der Weg wieder anzukommen und den Hauch von Normalität zu spüren wird dabei durch Damönen der Vergangenheit, welche ...

Eine junge Frau, die gebrochen scheint, kämpft sich Stück für Stück ins Leben zurück. Der Weg wieder anzukommen und den Hauch von Normalität zu spüren wird dabei durch Damönen der Vergangenheit, welche verbissen bis in die Gegenwart eindringen und ihren Platz einfordern, fast bis zur Unmöglichkeit versperrt.
Das einzige was für viele Menschen noch erstrebenswerter ist als Geld, ist es Macht zu haben. Das Gefühl die Fäden in der Hand zu haben und nach Belieben kontrollieren zu können, führt dazu, dass sich Menschen teilweise von ihrer eigentlich innewohnenden Menschlichkeit entfernen und sogar komplett den Bezug zu jener verlieren. Diese unstillbare Gier hört dabei leider nicht bei Unternehmensprozessen oder ähnlichem auf, sondern überschreitet Grenzen, die niemals überschritten werden dürften. Macht über das Leben eines anderen Menschen auszuüben und in dem Leben der betroffenen Person quasi Gott zu spielen ist eine Hybris. Dabei jedoch noch bewusst Gewalt anzuwenden, seine Macht also zu missbrauchen, um egal wie an seine Ziele zu gelangen ist in keiner Millisekunde zu rechtfertigen und zu akzeptieren. Leider findet solch ein Machtmissbrauch zumeist hinter verschlossenen Türen statt und so, dass die Fassade der Perfektion immerwährend aufrecht erhalten werden kann. So geht es auch der körperlich und psychisch missbrauchten Protagonistin Grace Turner, die in ihrem Überlebenskampf mehrmals zu ertrinken droht und der Leserschaft bis zuletzt nicht die Sicherheit geben kann ein Happy End zu erwarten. Doch genau das, das ständige kurze Aufatmen und das stetige Hinabreißen bzw. Offenlegen der Abgründe, welche die junge Frau in ihren Kindheitsjahren erleiden musste, ist es was die Lektüre so fesselnd macht. Es wird nichts ausgespart oder beschönigt, die Worte der Autorin geben eins zu eins das Innenleben einer fast gebrochenen Persönlichkeit wieder. Die Momente des Aufatmens und die kleinen Hoffnungsschimmer auf eine mögliche Besserung, beispielsweise durch die aufkeimende innige Freundschaft mit der Frau ihres Peinigers oder die langsam zurückkehrende Bindung zu ihrer Schwester, sind durch Unterbrechungen und Niederschläge gekennzeichnet. Denn aus solch einem Gefängnis der Gedanken gespickt mit immer wiederkehrenden albtraumartigen Erinnerungen, welches der machtgierige Regisseur Able für sein Opfer sorgfältig über Jahre errichtet hatte, lässt es sich nicht leicht entkommen.
Alles in allem finde ich den Roman sehr gelungen, da er es erlaubt in die Psyche einer Person zu schauen, welche Opfer der Gier eines machtbessesenen Menschen und der so perfekt scheinenden Hollywood-Industrie wurde. Zudem wird deutlich, dass sich Traumata nicht durch wenige Worte oder "bessere" Momente beseitigen lassen, sondern das eine Heilung oftmals eine Lebensaufgabe darstellt, die man nur durch einen unermüdlichen Kampfgeist und die Unterstützung der richtigen Menschen meistern kann.

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  • Thema
Veröffentlicht am 03.03.2024

Das Glück ist kein Einzelgänger

Die Halbwertszeit von Glück
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Wenn ich Momente in meinem Leben erleben darf, in denen für mich nichts mehr besser sein könnte und ich rundum glücklich bin, dann nenne ich jene Marmeladenglasmomente. Es sind Zeitspannen, die ich gerne ...

Wenn ich Momente in meinem Leben erleben darf, in denen für mich nichts mehr besser sein könnte und ich rundum glücklich bin, dann nenne ich jene Marmeladenglasmomente. Es sind Zeitspannen, die ich gerne in ein kleines Glas packen würde, sodass ich sie bei Bedarf immer wieder erleben könnte. Ein Moment der Perfektion vergeht jedoch und Glück lässt sich eben nicht konservieren, auch wenn dieser Gedanke sehr erstrebenswert wäre. Könnten wir Glück aber eigentlich auch wirklich erfahren, wenn wir das Gegenteil davon nicht kennen würden?
Auch die Autorin Louise Pelt beschäftigt sich in ihrem Werk mit dem Thema Glück, wobei der Titel meines Erachtens eher negativ wirkt. Sie spricht von der sogenannten Halbwertszeit des Glücks, wonach sich Glück nach einer gewissen Zeitspanne abbauen soll, bis es nur noch die Hälfte beträgt und bald vollends verschwinden wird. Jene eher unglückselige Anschauung wird in der von ihr geschilderten Geschichte zunächst bestärkt, um die Leserschaft dann jedoch zur wohltuenden Katharsis zu bringen. Drei starke Frauen, drei zunächst voneinander komplett unabhängige und ergreifende Geschichten, die keine Überschneidungspunkte erahnen lassen, laufen am Ende des Werks ineinander über und werden zu einem Moment des Glücks, welcher die lesende Person mit sich zieht. Es wird offensichtlich, dass Glück tatsächlich eine Halbwertszeit hat und dass es bedauerlicherweise auch vollends verschwinden kann, um dann aber wieder in voller und neuer Pracht zurückzukehren. Demnach hat mir das Buch eine für mich in Zukunft wegweisende und aufheiternde Erkenntnis gebracht, das Glück ist eben kein Einzelgänger und kann in ganz neuer Erscheinung immer wieder ins Leben zurückfinden, auch wenn es oftmals gar nicht mehr danach aussieht. Indem sich Pelt in einem bewundernswert flüssigen, fesselnden und mitreißenden Schreibstil beweist, werden die geschriebenen Worte vor dem geistigen Auge lebendig und man kann sich leicht in die Figuren hineinversetzen. Dieses Hineinversetzen erlaubt es, dass man mitfiebern und mitfühlen kann und das die Charaktere nicht spurlos an einem vorübergehen. Dabei zu bemerken ist, dass sich die Verbindung zu den Figuren unterschiedlich stark ausbildet, je nach eigenem Verständnis und der eigenen Gefühlslage. So habe ich mich mit dem Schuldschmerz von Johanna sowie Holly und ihrem Kampf immer wieder aufs Neue Glück erfahren zu können schneller verbunden gefühlt als mit Mylene, die ihr Glück einfach nicht verstehen wollte und jenes aufgrund einer neuen Wahrheit markant in Frage stellte. Meiner Meinung nach ist der Schluss für die vorangegangene detailreiche und faszinierend echt gestaltete Erzählung der Gefühlswelten dreier Frauen zu kurz geraten und lässt für meinen Geschmack zu viele Freistellen offen, die mich unzufrieden zurücklassen. Hier hätte mir es besser gefallen, wenn die Figuren ihren verdienten Abschluss hätten finden können und jener für die Lesenden dargeboten worden wäre. Das Cover finde ich sehr passend zum Inhalt gewählt, denn trotz der Karthasis bleibt der Begriff Glück ein schillernder und sehr individueller Betrachtungspunkt im Leben eines jeden Einzelnen, der sich immer wieder wandelt und nicht zu fassen ist. Jene Anschauung und Wahrnehmung wird durch das abstrakte Farbenspiel auf dem Cover augenscheinlich.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 19.01.2024

Den "TV-Trash" aus einer ganz neuen Perspektive erleben

All The Right Reasons
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Für viele gehört es zum Alltag, dass sie nach einem harten Arbeitstag nach Hause kommen und sich erstmal etwas zu essen machen, um sich damit auf der Couch von einer x-beliebigen Trash-Serie berieseln ...

Für viele gehört es zum Alltag, dass sie nach einem harten Arbeitstag nach Hause kommen und sich erstmal etwas zu essen machen, um sich damit auf der Couch von einer x-beliebigen Trash-Serie berieseln zu lassen. Die bunten Kleidchen, die aufgesetzten SmallTalks und natürlich die ultimativen Dramen zwischen den KandidatInnen lassen das vielleicht eigene schwere Leben für ein paar Minuten in den Hintergrund treten. Viel wichtiger wird die Diskussion, um die Fehltritte und vermeintlich total verwerflichen Entscheidungen der dargebotenen TV-Stars. Was man jedoch schnell vergisst, ist der Fakt, dass hinter den funkelnden Persönlichkeiten Menschen stecken mit echten Gefühlen. Genau diese Einsicht lässt "All the right reasons" zu, denn trotz der hohen Figurenanzahl, wird jede für sich greifbar und verständlich. Anders als erwartet ist nicht die Liebesgeschichte zwischen Cara und Connor, den beiden Kinder der eigentlichen KandiatInnen der Show, im Fokus, sondern die Beziehungen aller Figuren untereinander. Dies führt dazu, dass das Werk einen mitreißt und es wirkt, als dürfte man als Leser endlich mal auch hinter die Kulissen solch einer Castingshow schauen und das eigentliche Gefühlschaos wirklich erkennen. Indem die Lovestory der beiden Jugendlichen nicht alleinig erzählt wurde, konnte zum Beispiel auch die auf die Probe gestellte eigentlich durchweg liebevolle Beziehung zwischen Mutter und Tochter während dieser emotionalen Achterbahn thematisiert werden. Die unendliche Liebe einer Mutter, die ohne mit der Wimper zu zucken erneut ihr Lebensglück hinter das ihrer Tochter stellen würde. Der Druck des Perfektionismus für das Außen, der die Beziehung zwischen Tochter und Vater auf die Probe stellt. Der Machteinfluss eines Mannes auf seine ehemals geliebte Frau, der weit über die moralisch vertretbaren und gefühlsmäßg ertragbaren Grenzen hinausgeht. So viele einzelne Handlungsstränge werden entwickelt und immer wieder miteinander verknüpft, sodass für die Leserschaft ein schillerndes Bild der Castingshow im Kopf entsteht und trotz all dieser Vielfalt ein flüssiges, verständliches und Spaß generierendes Lesen erlaubt wird. Ich kann das Buch also vor allem für "Trash-Liebhaber" empfehlen und Lesende, die Lust haben sich mit den Gefühlswirren anderer auseinanderzusetzen, um aus dem eigenen Alltag einmal genussvoll aussteigen zu können. Vor allem dürfte hierbei interessant sein, dass ein TV-Format dargeboten wird, welches es so auf dem Markt noch nie gegeben hat. Es wird nicht nur nach der nächsten Liebe, sondern quasi nach einer neuen Familie gesucht.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Wenn aus zwei Welten ein Universum wird

Sterne über Berlin
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Mit der Frage "Kann die Liebe alle Wunden heilen?" überschreibt die Autorin den Klappentext ihres Werkes und genau diese Frage stellt man sich durchgängig während man das Buch liest. "Zwei Menschen - Zwei ...

Mit der Frage "Kann die Liebe alle Wunden heilen?" überschreibt die Autorin den Klappentext ihres Werkes und genau diese Frage stellt man sich durchgängig während man das Buch liest. "Zwei Menschen - Zwei Schicksale" und der Moment als deren Welten kollidieren, so in etwa kann man sich die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten in Kurzform vorstellen. Dass am Ende aus beiden Welten ein Universum wird, ist zu Beginn der Geschichte und vor allem kurz vor dem Ende nicht zu erwarten, wodurch der Roman keinen 08/15-Plot hat, sondern die Fähigkeit besitzt den Lesenden mitzureißen und in deren Crash bzw. Verschmelzung miteinzubeziehen.
Mit der entsprechenden Liebe zum Detail schafft es Daniela Aring die Lichterwelt ihrer Protagonistin Indica lebendig werden zu lassen, sodass man selbst am liebsten diesen Moment des Entdeckens ihres Standes auf dem Markt oder sogar ihres Lichterfestes auf einem Trip in Berlin erleben möchte. Ich finde es bemerkenswert, inwiefern mit der Lichtmetapher gespielt wird und wie verheerend jener ein schwarzes Loch entgegengestellt wird, welche das Glück der beiden Liebenden zu verschlingen droht. Beide haben dabei ihren persönlichen Alb, der ihnen immer wieder die Luft zum Atmen rauben will. Besonders tragisch und mitreißend wird der Moment, in welchem es der jeweilige Alb schafft auf die Brust des Anderen zu springen und für beide die Gefahr besteht, dass sie der Grund werden könnten für das tiefe Leiden des geliebten Gegenstücks.
Tatsächlich ist es während dem Verlauf der Geschichte unmöglich nicht auch ein Tränchen zu verdrücken, vor allem als es Indica und Rene schaffen sich vollends gegenseitig zu öffnen und offensichtlich wird, wie tief die teils noch lange nicht verheilten Narben sind. Der Kampf beider um ihr junges Glück und das in der Lampenkünstlerin aufkeimende Licht, welches viel zu lange nur in ihren Kunstwerken versteckt blieb, lassen einen zufrieden auf das Werk zurückschauen und geben einem Mut, sich seinen eigenen Schatten zu stellen und Licht ins Dunkle zu lassen, denn für strahlende Liebe wird es immer einen Weg ins Leben zurück geben.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Ein fesselnder Zauber zwischen Gegenwart und Vergangenheit

Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde
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Vor allem der Untertitel lässt bereits zu Beginn erahnen, dass sich die folgende Geschichte nicht nur in der verzauberten und mystischen Umgebung der Gärten von Heligan abspielen wird. Tatsächlich spielt ...

Vor allem der Untertitel lässt bereits zu Beginn erahnen, dass sich die folgende Geschichte nicht nur in der verzauberten und mystischen Umgebung der Gärten von Heligan abspielen wird. Tatsächlich spielt ein Großteil der Erzählung in dem vor allem für das damalige Jahr 1815 nur schwer erreichbaren indischen Subkontinent. Beginnend im Hier und Jetzt wird von der jungen Lexi berichtet, welche sich mit größter Neugier und Begeisterung tief in ihrer Arbeit vergräbt, um den Geheimnissen der Heligan-Familie mit all ihren Mitgliedern auf die Spur zu kommen. Während sie alles für ihre Ausstellung bezüglich des Jubiläums der weltberühmten Gärten von Heligan plant, lernt sie anfangs nur beiläufig und dann immer intensiver ihren Kollegen Ben kennen. Doch auch jener lernt im Verlaufe ihrer Romanze Lexi von einer ganz neuen Seite kennen… Neben dieser bereits sehr spannenden Geschichte schafft es die Autorin die Entdeckungen und Erkenntnisse der jungen Nachforscherin mit den Originalhandlungssträngen aus dem 19. Jahrhundert zu verknüpfen. Hierbei greift sie nicht wie zunächst zu erwarten die Annalen der Gutsfamilie Tremayne auf, sondern nimmt sich einer zunächst unscheinbareren Randfigur an. Corbi verrät den Lesenden die Geschichte des jungen Mannes Avery, der einst durch einen unverzeihlichen Fehler jugendlichen Leichtsinns Heligan überstürzt und als Verachteter verlassen musste. Auf einem Segelschiff führte ihn sein Weg nach Indien als Mitglied einer botanischen Expedition, wobei er nicht nur die Liebe zur Pflanzenwelt entdeckte. So entsteht für die Leserschaft ein schillerndes Bild wie die Gärten zu den unterschiedlichsten Zeiten aussahen und es wird erfahrbar, welch grandioses und fesselndes Werk sie abgeben bzw. abgegeben haben müssen. All die Jahrzehnte ab dem 12. Jahrhundert an haben die Gärten die verschiedenen Etappen der voranschreitenden Zeitgeschichte überlebt und dabei selbst ihre ganz eigene Geschichte geschrieben. Die Autorin hat einen sehr ausführlichen und beschreibenden Schreibstil, weshalb die Welt der Protagonisten vor den eigenen Augen lebendig wird und man in die Gefühlswelt sowie Gedanken jener spielend leicht eintauchen kann. Was ebenfalls lobenswert zu erwähnen gilt, sind die liebevoll gestalteten Cover-Innenseiten für eine gute räumliche und zeitliche Orientierung, die Aufführung der handelnden Figuren für einen schnellen Überblick am Anfang des Buches sowie das Nachwort mit dem historischen Hintergrund, welcher zwischen Fiktion und Historie aufklärt. Es ist nicht nötig den ersten Teil der Reihe gelesen zu haben, da man auch ohne diesen die Erzählung als abgeschlossen und rund wahrnehmen kann. Für all diejenigen, welche historische Liebesromane als bevorzugtes Genre lesen, kann ich dieses Werk nur herzlichst weiterempfehlen für ein paar Stunden voller Geheimnisse, Spannung und Mysterien.

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