Eine andere Liebesgeschichte
Ich fühle so tief ich kann
Lilly (Liane) ist 57 und gesundheitlich angeschlagen.
Nach mehreren Operationen landet sie bei Andreas, einem knapp 30jährigen Physiotherapeuten, der ihr helfen soll.
Trotz des Altersunterschieds entsteht ...
Lilly (Liane) ist 57 und gesundheitlich angeschlagen.
Nach mehreren Operationen landet sie bei Andreas, einem knapp 30jährigen Physiotherapeuten, der ihr helfen soll.
Trotz des Altersunterschieds entsteht eine Verbindung zwischen den Beiden und Lilly fühlt schnell mehr, als sie sich selber eingestehen möchte.
Zwischen den Beiden entwickelt sich eine seelische Verbindung auf einer Ebene, die nicht alltäglich ist; jedoch stößt Andreas sie immer wieder von sich.
Beide haben zu kämpfen mit Problemen aus der Vergangenheit und tragen emotionalen Ballast mit sich, der ihnen die Situation erschwert, sie aber gleichzeitig miteinander verbindet.
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Ein ungewöhnliches Buch mit einem ungewöhnlichen Thema. Eine Beziehung auf einer Ebene, die nicht alltäglich ist.
Man muss sich einlassen auf Lillys (Lianes) Geschichte, sich einfinden in das, was sie uns zu erzählen hat.
Und sie erzählt es uns direkt, aus ihrer Sicht, unverblümt und geradeaus. Der poetische Titel „Ich fühle so tief ich kann“ lässt eigentlich einen anderen Schreibstil erwarten, und man ist zu Beginn überrascht, wenn einem kurze, prägnante, oft sehr pragmatische Sätze entgegenkommen.
Das ist aber absolut nicht negativ zu sehen, denn genau das macht das Reiz des Buches aus. Wir erfahren die Geschichte von Lilly selbst und es wirkt, als würde sie einem gegenüber sitzen und erzählen. Man ist persönlich berührt und grade das oft kurze, pragmatische bewirkt, dass man selber emotional reagiert auf das, was sie uns zu sagen hat.
Allerdings ist das Erzählen „frei von der Leber weg“ manchmal auch etwas verwirrend, Lilly springt in ihren Gedanken, verwickelt, verschachtelt, wechselt das Thema. Es fällt nicht immer leicht, ihr zu folgen. Manchmal bleibt man auf der Strecke, muss den Faden neu suchen, was etwas schwierig im Lesefluss ist.
Es sind teils schlimme Dinge, die man erfährt, grade in der Retrospektive. Beide, Lilly und Andreas haben ihre Dämonen, die sie verfolgen, Traumata, die sie zu verarbeiten haben.
Dabei ist es faszinierend zu beobachten, welch starke Persönlichkeit sich bei Lilly vielleicht auch aus diesen Erfahrungen gebildet hat. Eine Frau, die immer wieder auf Hindernisse trifft aber eine innere Stärke hat, sie zu meistern und an ihnen zu wachsen.
Andreas wiederum ist ein schwieriger Fall. Das nicht nur aus Sicht eines Therapeuten vermutlich, sondern auch aus Sicht des Lesers. Natürlich wird einem schnell klar, was ihm alles aufgebürdet wurde in seiner Vergangenheit und man versteht, dass so manches an seinem Verhalten Resultat daraus ist. Jedoch rechtfertigt keine Vergangenheit der Welt das Manipulieren anderer Menschen zum eigenen Vorteil.
Die Beziehung der beiden findet auf einer Ebene statt, die für mich faszinierend aber nicht immer greifbar ist. Vermutlich fehlt mir das Hochsensible, um mich einfühlen zu können. Nichtsdestotrotz sind es spannende Aspekte, die einem beim Lesen bewusst und näher gebracht werden.
Ein gänzlich andere „Liebesgeschichte“, dieses Buch. Nicht für jedermann vermutlich, aber eine faszinierend Lektüre.