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Veröffentlicht am 19.05.2019

So viele gute Ansätze, so viel verschenktes Potential!

Elite
1

Die Rezension enthält Spoiler! Diese sind leider notwendig, um meine Meinung zu begründen.


Inhalt

Die Fullbrook Academy, ein Elite-Internat für die Kinder der Reichen, steht für alte Traditionen und ...

Die Rezension enthält Spoiler! Diese sind leider notwendig, um meine Meinung zu begründen.


Inhalt

Die Fullbrook Academy, ein Elite-Internat für die Kinder der Reichen, steht für alte Traditionen und Eleganz. Viele der Traditionen, Bräuche und alltäglichen Verhaltensweisen, die sich über die Jahre in diesem „geschützten Ökosystem“ entwickeln konnten, sind jedoch sexistisch und frauenfeindlich. Jules scheint die Einzige an ihrer Schule zu sein, die sich daran stört und die dagegen ankämpft. Damit macht sie sich viele Feinde. Als sie auf einer Party vergewaltigt wird, stellt sie sich zusammen mit James, einem neuen Schüler, und ihren anderen Freunden endgültig gegen die Elite. Doch hat sie eine Chance gegen deren Reichtum und Macht?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 384
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: abwechselnd Kapitel aus weiblicher und männlicher Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt oder getötet. Aber: An einer Stelle landen Scherben in einem Fluss und am Ufer, was als Umweltverschmutzung gilt und für Mensch und Tier gefährlich enden kann.

Warum dieses Buch?

Als ich das erste Mal von diesem Jugendbuch gehört habe, wusste ich, ich muss es unbedingt lesen! Die Themen des Buches – Sexismus, frauenfeindliche Traditionen und Diskriminierung – liegen mir nämlich als Frau, Mensch und angehende Lehrerin sehr am Herzen.

Meine Meinung

Einstieg (+)

Ich habe zwar nicht sofort in die Geschichte gefunden, aber nach einigen Seiten war ich angekommen. Mir hat gut gefallen, dass sich der Autor im ersten Drittel Zeit nimmt, die Figuren und das Leben am Internat detailliert zu beschreiben. Das war sehr wichtig, um ein Gefühl für den Alltag an diesem besonderen Ort zu bekommen.

„Aber so funktioniert das ja an einem Ort wie hier. Gerüchte werden zu Geschichten. Geschichten werden zur Wahrheit.“ Seite 70

Schreibstil (+/-)

„‘Die ist total verzweifelt, mein Freund‘, sagte er und entfernte sich weiter. ‚[…] Macht aus einer Mücke einen Elefanten und behauptet, vergewaltigt worden zu sein. Das ist unheimlich gefährlich. Mit diesem Wort kann man einem Jungen das gesamte Leben ruinieren.‘“ Seite 308

Was den Schreibstil betrifft, so bin ich leider zwiegespalten. Einerseits ist die Sprache einfach, gut für die Zielgruppe geeignet und flüssig lesbar. Manchmal sind sogar schöne, geradezu poetische Formulierungen dabei. Auch Emotionen werden in vielen Momenten sehr gut vermittelt – sodass es mir oft leicht gefallen ist, mit den Figuren mitzufühlen. Andererseits weist der Schreibstil manchmal auch Wiederholungen auf und konzentriert sich oft zu stark auf unwichtige Dinge. Zusätzlich ist er streckenweise nicht anschaulich, präzise, knackig genug, oder aber sehr langatmig zu lesen. Zudem wäre es schön gewesen, wenn die Dialoge mehr Begleitsätze gehabt hätten – manchmal war nicht sofort klar, wer gerade spricht, was mich aus dem Lesefluss gerissen hat. Außerdem hätten die Sportbegriffe dringend kurz erklärt werden müssen: Menschen, die sich z. B. mit Eishockey nicht auskennen (wie ich), werden oft nicht wissen, wovon der Autor spricht.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)

„Es war eine Woche, in der ich versuchte, den Fuß aufzusetzen, ohne jemals den Boden zu finden. So fühlte sich das an.“ Seite 250

Zuerst: Ich finde es ganz toll, dass es immer mehr Jugendbücher zu geben scheint, die Sexismus und sexualisierte Gewalt gegen Frauen für Teenager verständlich aufbereiten, thematisieren und kritisieren. Besonders schön finde ich, dass es sich bei diesem Buch um einen männlichen Autor handelt, der ein großes Bewusstsein für das Thema hat und an vorderster Front gegen Diskriminierung kämpft. Vielen Männern (und auch Frauen!) ist Sexismus nämlich gar nicht bewusst, oft halten sie schädliche gesellschaftliche Strukturen, die zu weiblicher Benachteiligung führen, schlicht für „normal“. Das ist traurig! Schön, dass Brendan Kiely erkannt hat, wie dringend wir den Feminismus immer noch brauchen. Und wer das Buch gelesen hat, weiß spätestens (!) dann: sehr dringend!

Generell spricht Brendan Kiely in seinem Buch neben Themen wie Macht, Freundschaft und Internatsleben sehr viele wirklich wichtige Dinge an. Es geht um Homophobie, die immer noch vorherrschende Tabuisierung der Periode, Sexismus. In seinem Roman zeigt Brendan Kiely auf, wie tief sexistisches, frauenfeindliches Gedankengut in unserer Gesellschaft verwurzelt ist und wie gerne wir toxische Männlichkeit rechtfertigen und stattdessen Victim-blaming und Slut-shaming betreiben. Jungen sind Helden, wenn sie ein aufregendes Liebesleben haben, Frauen sind Schlam---, deren Wert sich an der Zahl der Partner bemessen lässt. Nicht nur Männer, auch Frauen halten diese schädlichen gesellschaftlichen Strukturen am Leben. Wenn ein Mädchen vergewaltigt wird, werden immer noch die falschen Fragen gestellt. Statt „Wer war es und wie können wir gegen diese Person vorgehen?“ fragen viele lieber: „War Alkohol im Spiel? Hatte das Opfer einen kurzen Rock an? Hat sie vielleicht falsche Signale gesendet?“ Das muss endlich aufhören!

Starre Geschlechterrollen stellen übrigens einen Risikofaktor für sexualisierte Gewalt dar. Wusstet ihr, dass es bei Vergewaltigungen meist nicht um Verlangen, sondern hauptsächlich um Macht geht? Und wusstet ihr, dass in Deutschland statistisch gesehen immer noch jeden dritten Tag eine Frau von ihrem (Ex-)Partner ermordet wird? Viel zu oft wird Täter- statt Opferschutz betrieben. Wer erinnert sich nicht an diesen jungen Stanford-Studenten, der für die von ihm verübte Vergewaltigung eine lächerlich niedrige Strafe bekommen hat, weil man ihm ja nicht die Zukunft verbauen wollte? Das Leben wollen wir einem Vergewaltiger natürlich nicht zerstören, wo kämen wir da hin! Und dass er das Leben einer jungen Frau zerstört hat, das ist ja nicht so schlimm. Denn: Boys will be boys – und so sind die nun mal. Dieses Buch und der Umgang mit Sexismus und sexualisierter Gewalt haben mich sehr wütend gemacht!

Die Faktenlage ist hier leider sehr traurig. In Österreich hat 2016 nicht einmal jede 10. Frau nach einer Vergewaltigung eine Anzeige erstattet, und in nur etwa einem Neuntel der Fälle wurde der Täter verurteilt. Meist ist es (wie in Jules Fall) so, dass das Opfer den Täter kennt - in ca. 80% der Fälle ist es ein Freund, Bekannter oder sogar ein Familienmitglied. (Übrigens machen „erfundene“ Vergewaltigungen nur einen ganz kleinen Prozentsatz aus, also bitte hört auf, Frauen pauschal vorzuwerfen, dass sie ja nur Aufmerksamkeit wollen.) Es ist zwar schön, zu sehen, dass sich – auch durch Debatten wie #Metoo – etwas tut. Es ist beruhigend, dass nun auch immer öfter die Mächtigen und Reichen Konsequenzen für ihr Verhalten zu spüren bekommen, wie zum Beispiel Weinstein oder Kevin Spacey. Dennoch haben wir noch einen weiten Weg vor uns, den wir gemeinsam gehen müssen, wenn wir wollen, dass unsere Töchter (und Söhne) in einer freieren, gerechteren und glücklicheren Welt aufwachsen.

Das erste Wort, das mir nach der Lektüre dieses Buches durch den Kopf ging, war leider trotzdem ein großes „Schade“ – diese Geschichte hätte so, SO gut werden können. Hier wurde so unglaublich viel Potential verschenkt, dass es fast körperlich wehtut. Trotz des vorbildlichen Grundgedankens des Autors ist die Umsetzung leider nicht durchgehend gelungen – vieles wird nur angerissen und sehr oberflächlich behandelt. Manchmal wird auch vergessen, Handlungsstränge zu Ende zu erzählen. Immer wieder wartet man vergeblich auf Erklärungen, oft fehlt Tiefe.

Das Ende hat mich zudem absolut enttäuscht und wütend gemacht. Das lag nicht nur daran, dass es meiner Meinung nach viel zu früh gekommen ist, sondern auch daran, dass es keinerlei Konsequenzen für den Täter gibt. Und genau das finde ich sehr problematisch! Das Ende ist nicht düster genug, um aufzurütteln und zu schockieren, sondern da schwingt so etwas vage Positives / Kämpferisches mit - obwohl eigentlich fast gar nichts erreicht wurde. Ich konnte hier auch das Verhalten der Figuren nicht nachvollziehen: Warum wurde nicht einmal Anzeige erstattet? Warum wird es so dargestellt, als hätten die Betroffenen alles versucht? Ich kann nicht verstehen, warum sie so halbherzig kämpfen und so schnell aufgeben! Die rückgratlosen Erwachsenen an diesem Internat, die die Opfer verraten, um es sich mit den Mächtigen nicht zu verscherzen, haben mich zudem echt angewidert. „Elite“ vermittelt Jugendlichen Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit - das Gefühl, dass man nichts dagegen tun kann, wenn einem so etwas passiert. So kann ich das Buch Jugendlichen leider nicht ohne Einschränkung empfehlen. Ich würde mehr Geschichten wünschen, die den Opfern Mut machen und zeigen, dass es etwas bringen kann, wenn man sich wehrt und Anzeige erstattet. Nur mit einer intensiven Nachbesprechung (in der das inkompetente Verhalten der Erwachsenen kritisiert wird) und Hinweisen auf Hilfsangebote, an die man sich wenden kann, wenn einem so etwas passiert, ist das Buch für Jugendliche geeignet.

„An einem Ort wie Fullbrook konnte ein Mann mit mir – mit jedem Mädchen, jeder Frau – machen, was er wollte, und ungestraft davonkommen. […] Alles in Fullbrook war darauf ausgerichtet, sie zu schützen, nicht mich.“ Seite 326

Protagonisten & Figuren (+/-)

Die beiden Hauptfiguren waren mir sehr sympathisch. Mit Jules konnte ich mich sofort identifizieren, da auch ich mich (natürlich!) als Feministin betrachte und mich für Gleichberechtigung einsetze. Jules ist eine starke, mutige, empathische und ziemlich coole Figur, die jungen Frauen als Vorbild dienen kann. Auch James mochte ich mit jeder Seite mehr. Er kann jungen Männern als Vorbild dienen, weil er ihnen vormacht, wie man mit anderen Menschen umgehen sollte: liebevoll, respektvoll und einfühlsam. James beweist, dass es keine toxischen Vorstellungen von Männlichkeit braucht, um ein selbstbewusster Mann zu sein. Im Gegenteil – manchmal ist es sehr mutig, seine Gefühle zu zeigen und sich gegen Ungerechtigkeiten aufzulehnen – besonders dann, wenn man sich damit selbst zum Außenseiter macht. Es gab Szenen, in denen ich intensiv mit den beiden (vor allem aber mit James) mitgefühlt und mitgelitten habe. In anderen Momenten hat mich die Geschichte aber erstaunlich kalt gelassen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich Jules Verhalten nach der Tat glaubwürdig fand (obwohl natürlich jede Frau hier anders reagiert). Hier hätte der Autor aber auf jeden Fall noch mehr in die Tiefe gehen müssen. Das war mir nicht genug.

Die anderen Figuren sind verschieden gut ausgearbeitet, manche von ihnen bleiben sehr blass, scheinen nur aus der Funktion zu bestehen, die sie für die Geschichte haben, wie z. B. „sexistischer Bösewicht“. Andere wiederum sind sehr sympathisch, vielschichtig und liebevoll gezeichnet und erhalten ihre ganz eigene, schwierige Vergangenheit.

„Dann hörte sie damit auf und hielt die Handflächen starr auf die Sterne gerichtet. ‘Kennt ihr dieses Gefühl, das könnte alles jeden Moment herunterfallen und euch unter sich begraben?‘, fragte sie. ‚Als müsstet ihr es da oben festhalten, weil andernfalls alles über euch zusammenbricht?‘“ Seite 148

Spannung & Atmosphäre (-)

Leider konnte mich die Umsetzung trotz einiger gelungener Momente nicht überzeugen. Vor allem im Mittelteil fehlten mir Spannung und Tempo, die Geschichte kam einfach nicht richtig in Schwung. Immer wieder gab es auch Szenen, die mir eher unwichtig erschienen und die man weglassen können hätte. Meiner Meinung nach hätte man die Geschichte etwas griffiger gestalten müssen, um die gewünschte Wirkung bei den LeserInnen zu erzielen. So hinterlässt das Buch aufgrund der Umsetzung einen eher schalen, enttäuschten, unbefriedigten Nachgeschmack. Es hätte SO gut werden können. Aber das wurde es leider nicht. Schade!

Feministischer Blickwinkel (♥)

Hier bekommt der Autor natürlich alle Punkte, denn auch wenn es mit der Umsetzung nicht so geklappt hat, wie ich mir das gewünscht hätte, zählt doch das Vorhaben und der Mut, gegen Sexismus und Diskriminierung anzuschreiben. Danke dafür! Es ist so wichtig, dass über solche Themen gesprochen wird – auch in Jugendbüchern. Immerhin sind die Teenager von heute die Erwachsenen von morgen.

Mein Fazit

„Elite“ ist ein Jugendbuch, das bei mir (trotz der anfänglichen Vorfreude und Begeisterung) leider einen eher schalen, ernüchterten, unbefriedigten und enttäuschten Nachgeschmack hinterlässt. Dabei hätte diese Geschichte so gut werden können! Hier wurde so unglaublich viel Potential verschenkt, dass es fast körperlich wehtut. Der Schreibstil ist zwar einerseits flüssig zu lesen, vermittelt in vielen Momenten intensive Gefühle und überrascht mit so mancher poetischen Formulierung – andererseits ist er stellenweise zu langatmig, zu wenig anschaulich und enthält störende Wiederholungen. Die sympathischen Hauptfiguren – die mutige, starke Feministin Jules und der ebenso starke, einfühlsame Riese James – konnten mich meist überzeugen, auch wenn ich ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen konnte. Die Nebenfiguren hingegen bleiben teilweise sehr blass. Viele wichtige Themen, die mir am Herzen liegen, wie Slut-shaming, Victim-blaming, sexualisierte Gewalt, Sexismus und Homophobie werden angesprochen und kritisiert. Leider wird vieles dabei nur angerissen, oft fehlt Tiefe. Das Ende hat mich zudem sehr enttäuscht und wütend gemacht, weil nichts erreicht wurde, aber trotzdem so getan wird, als hätte man einen Sieg errungen. Die fehlenden Konsequenzen für den Täter mögen zwar realitätsnah sein, aber sie sind in einem Jugendbuch als sehr problematisch zu erachten. Diese Geschichte lehrt Jugendliche vor allem eines: Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit - das Gefühl, dass man nichts dagegen tun kann, wenn einem so etwas passiert. Aus diesem Grunde ist dieses Buch Jugendlichen nur zu empfehlen, wenn der Lektüre eine intensive Nachbesprechung mit Hinweisen auf Hilfsangebote und Kritik am inkompetenten Verhalten der Erwachsenen folgt. Ich würde mir mehr Geschichten wünschen, die Opfern Mut machen und zeigen, dass es etwas bringen kann, wenn man sich wehrt und Anzeige erstattet. Kurz: „Elite“ ist ein Buch mit vielen guten Ansätzen, aber auch großen Schwächen, das mich leider enttäuscht hat.

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 3 Sterne
Worldbuilding: 3,5 Sterne
Einstieg: 3,5 Sterne
Schreibstil: 3 Sterne
Hauptfiguren: 4 Sterne
Nebenfiguren: 3 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Spannung: 2-3 Sterne
Ende / Auflösung: 1 Stern!
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: ♥
Macht wütend!

Insgesamt:

❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir drei leider enttäuschte Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
  • Spannung
Veröffentlicht am 11.05.2019

Beklemmende, atmosphärische, faszinierende Dystopie, die mich ganz in ihren Bann gezogen hat

Milchzähne
1

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die junge Skalde und ihre Mutter Edith wohnen gemeinsam mit ihren zwei Doggen in einem abgeschiedenen Haus neben dem Wald. Das abgelegene Stück Land, auf dem sie (und ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die junge Skalde und ihre Mutter Edith wohnen gemeinsam mit ihren zwei Doggen in einem abgeschiedenen Haus neben dem Wald. Das abgelegene Stück Land, auf dem sie (und wenige andere Menschen) leben, ist von der Außenwelt abgeschnitten, seit vor Jahren die einzige Brücke über einen reißenden Fluss gesprengt wurde, um sich vor den drohenden Gefahren einer dystopischen Welt zu schützen. Das Leben dort ist hart, doch alles hat eine bestimmte, beruhigende Ordnung. Diese wird jedoch empfindlich gestört, als ein kleines Mädchen auftaucht und Skalde dieses mit nach Hause nimmt. Ihre Andersartigkeit und unbekannte Herkunft schüren die Angst der anderen DorfbewohnerInnen, die bald in Hass umschlägt. Skalde soll das Kind ausliefern…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Blumenbar
Seitenzahl: 256
Erzählweise: Ich-Erzähler, hauptsächlich Präteritum, selten Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: sehr kurz (weniger als eine Seite) bis mittel
Tiere im Buch: -! Dieses Buch ist für TierfreundInnen nicht leicht zu ertragen: Kaninchen werden geschlachtet und gegessen, ihr Fell wird zu Mänteln verarbeitet, generell wird viel Fleisch verzehrt, Rehe werden zusammengetrieben und erschossen, Insekten werden grausam in Klebefallen gefangen, Schnecken werden mit kochendem Wasser übergossen (bitte, haltet von solcher Tierquälerei Abstand und greift zu einer tierfreundlichen Methode im Kampf gegen Schnecken (z.B. Schnegel, Laufenten).) Edith hat in ihrem Haus eine Sammlung toter Schmetterlinge, streunende Katzen werden ertränkt, eine Streunerkatze wird sich selbst überlassen und Hunde werden aus Rache ermordet. Als mildernder Umstand kann, was die Schlachtungen angeht, angesehen werden, dass Skalde und Edith das Fleisch brauchen, um zu überleben – und dass kein Tier von ihnen absichtlich gequält wird. Zudem werden die Hunde von ihnen sehr liebevoll und gut behandelt.

Traurige Information an dieser Stelle, was das Ertränken von Katzen betrifft: Es passiert leider immer noch! Auch diesen Frühling werden wieder unzählige Katzenbabys grausam ihr Leben verlieren, weil sie ertränkt, erschlagen oder auf andere Weise getötet werden, weil schlechte Menschen sich die Kastrationskosten sparen wollen. Deshalb mein Appell an euch: Lasst nicht zu, dass so etwas weiterhin passiert, sondern klärt über die Wichtigkeit von Kastrationen auf und zeigt jene TierquälerInnen an – auch dann, wenn es sich dabei um eure NachbarInnen, FreundInnen oder sogar Familienmitglieder handelt.

Warum dieses Buch?

Bei diesem Buch haben mich die Leseprobe und der Klappentext sehr neugierig gemacht – ich wollte die Geschichte unbedingt lesen. Dass das Buch schon Lob von KritikerInnen erhalten hatte, hat mein Interesse nur noch verstärkt.

Meine Meinung

Einstieg (♥)

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, was nicht nur an den kurzen Kapiteln und dem gelungenen Schreibstil, sondern auch an der intensiven Stimmung liegt, die schon auf den ersten Seiten aufgebaut wird.

"Einige sagen, es hat ein Feuer gegeben. Die Trockenheit der Wälder. Ein einzelner Funke. Ungünstiger Wind. Ich stelle mir eine schwarze Ebene vor. Die Asche fällt wie Schnee." Seite 7

Schreibstil (♥)

Helene Bukowskis Schreibstil finde ich wunderbar. Er ist einfach, flüssig und angenehm lesbar, dennoch ist er niemals oberflächlich. Die Autorin schreibt sehr anschaulich, verliert sich jedoch nicht in Details. Teilweise wirkt die Sprache nüchtern, teilweise durch die tollen Vergleiche und Metaphern aber auch richtig schön und poetisch – und immer wohnt den kurzen, oft abgehackt wirkenden Sätzen eine unvermutete Intensität inne, die einen sofort in ihren Bann zieht.

„Mit dem Kind im Haus sind die Nächte heller geworden. Die Dunkelheit ist jetzt weich wie ein Mantel aus Pelz. Ich lege sie mir um die Schultern.“ Seite 43

„Der Himmel war von einem dunklen Blau, wie hundert Meter tiefes Wasser.“ Seite 210

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (♥)

Mit „Milchzähne“ hat die junge Autorin eine erstaunlich düstere, schwermütige, beklemmende Dystopie geschaffen, die nicht immer einfach zu verdauen ist, die aber ohne Frage Faszination auslöst. Das Debüt wird durch die wenigen Figuren und die Einsamkeit im Wald zu einer Charakterstudie (fast schon zu einem Psychogramm) – Helene Bukowski nimmt sich Zeit, ihre Figuren in all ihren Facetten zu entdecken. Über allem hängt stets eine vage, nicht greifbare, unheilvolle Bedrohung. Die Welt scheint nämlich auf ihren Untergang zuzusteuern, während die DorfbewohnerInnen stoisch ihrem Alltag nachgehen. Es wird (durch den Klimawandel?) immer heißer, Tiere verlieren ihre Farbe und Obstbäume blühen das ganze Jahr, ohne Früchte zu tragen. Man erfährt nicht viel, die Fragen, die sich einem im Laufe der Lektüre stellen, werden immer drängender: Was passiert gerade auf der Welt? Warum wurde die Brücke damals gesprengt? Was befindet sich auf der anderen Seite? Doch genau diese Ungewissheit ist auch eine der größten Stärken des Buches (deshalb ziehe ich auch keine Sterne ab), denn man weiß nicht mehr als die Figuren darin, man erhält keine wissenschaftliche Erklärung – und das löst Unbehagen aus und macht Angst.

Vor allem zu Beginn handelt es sich bei diesem Buch um eine Aneinanderreihung verschiedener (mal bedeutender, mal alltäglicher) Momente der Kindheit und Jugendzeit von Skalde. Erst als Meisis, das unbekannte Mädchen, auftaucht und die bestehende Ordnung durcheinanderbringt, wird eine lineare Handlung erzählt. Helene Bukowski geht hierbei in die Tiefe, viel scheint zwischen den Zeilen zu stecken. Eine detaillierte Analyse der Symbole und verborgenen Bedeutungen würde vermutlich sehr interessante Erkenntnisse zutage fördern. Dabei ist der Roman von der Realität nur scheinbar weit entfernt – nach und nach treten Parallelen zu unserer Gesellschaft und aktuellen Lage (Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Angst vor Flüchtlingen) deutlich in den Vordergrund. Die Autorin befasst sich in ihrem Roman mit psychischen Krankheiten, Aberglauben, der Engstirnigkeit von Menschen, die nie ihren Geburtsort verlassen haben und mit der oft irrationalen Angst vor dem Fremden, die blitzschnell in Hass umschlagen kann. So wird die Dystopie an manchen Momenten zu einer Parabel und sehr gelungenen Gesellschaftskritik.

Der Schluss hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die Geschichte meiner Meinung nach viel zu früh endet. So viele Fragen bleiben unbeantwortet – und während es einen Teil in mir gibt, der das gelungen findet, so gibt es auch einen Teil in mir, der sich wenigstens ein paar mehr Informationen und Antworten gewünscht hätte.

„‘Wieso haben sie Angst vor mir?‘, fragte sie.
‚Weil du nicht so bist wie sie'“, antwortete ich.“ Seite 78

Haupt- & Nebenfiguren (♥)

Die Figurenzeichnung ist sehr gut gelungen. Es handelt sich bei Skalde und ihrer Mutter Edith um zwei vielschichtige, dreidimensionale Figuren, die sehr liebevoll ausgearbeitet wurden und dennoch immer schwer greifbar und schwer einzuschätzen bleiben. Immer wieder entdeckt man als LeserIn neue, oft unerwartete Facetten an ihnen. Keine der Hauptfiguren ist eindeutig sympathisch oder unsympathisch, viel eher bewegen sie sich ständig auf dem Kontinuum dazwischen hin und her. Manchmal wirken sie labil, manchmal weiß man nicht so recht, ob man ihnen vertrauen kann. Skalde verliert sich z. B. oft in Mordfantasien über ihre Mutter. Trotzdem wachsen diese Menschen einem irgendwie, auf eine sich kompliziert anfühlende Weise, ans Herz. Besonders Edith fand ich sehr faszinierend, manchmal sogar unheimlich gezeichnet. Sie sperrt sich manchmal tagelang in ihrem Kasten ein, nimmt stundenlange Bäder, hat nie ihre Milchzähne verloren, scheint nicht zu essen und Hunde strömen von allen Höfen zu ihr, wenn sie nach ihnen ruft. Manchmal stellt sich unweigerlich die Frage: Ist Edith eigentlich menschlich? Ist sie real?

Die anderen Figuren haben nur kleine Nebenrollen, aber alle sind ausnahmslos sehr gelungen ausgestaltet. Sie wirken lebendig, eigenbrötlerisch, sehr authentisch. Dafür hat die Autorin ein großes Lob verdient!

„Ich möchte den Körper meiner Mutter nehmen, im staubigen Sand platzieren und darüber mit dem Pick-up meine Runden drehen.“ Seite 172

Spannung & Atmosphäre (♥)

Die beklemmende, dichte Atmosphäre in diesem düsteren Roman ist seine größte Stärke. Während man diese Geschichte liest, taucht man völlig in sie ab, ist wie gebannt, schwitzt mit Skalde und Edith in der Hitze und wartet darauf, dass etwas Schlimmes passiert. Manche Sequenzen wirken albtraumhaft, manchmal überträgt sich die träge, statische, trostlose Stimmung der heißen Sommertage auf einen selbst. Man fühlt sich zunehmend eingesperrt, ängstlich. Kryptische An- und Vorausdeutungen und so manche überraschende Wendung und dramatische Szene sorgen für zusätzliche Spannung und emotionale Momente, die mich nicht kaltgelassen haben. Hier hat Helene Bukowski meiner Meinung nach alles richtig gemacht!

„Der Wald ist ein anderer. Vielleicht wurden über Nacht die Bäume ausgetauscht, und nun stehen dort stattdessen Attrappen, deren einzige Funktion es ist, Verstecke zu sein, um das Auflauern zu optimieren.“ Seite 49

Feministischer Blickwinkel (♥)

Ich liebe die vielen starken, sturen, mutigen, manchmal merkwürdigen Frauen, die diesen Roman bevölkern. Der drohende Weltuntergang hat die alte Geschlechterordnung etwas durcheinandergewirbelt, Frauen jagen, verfallen dem Alkohol und kümmern sich ums Überleben – sie haben gelernt, sich durchzusetzen. Dennoch wäre es natürlich cool gewesen, wenn die Anführerin des Dorfes eine Frau gewesen wäre. Vielleicht ja beim nächsten Buch!

Mein Fazit

Helene Bukowski hat mich mit ihrer düsteren, beklemmenden Dystopie vollkommen in ihren Bann gezogen. Das liegt unter anderem an ihrem einfachen, aber sehr intensiven Schreibstil, und an ihren vielschichtigen, hochinteressanten Figuren, die immer wieder überraschen. Die Geschichte weist Parallelen zu unserer aktuellen Gesellschaft auf und kritisiert diese subtil. Die Autorin behandelt Themen wie Klimawandel, psychische Krankheiten, die Engstirnigkeit von Menschen, die nie ihren Geburtsort verlassen haben und die irrationalen Angst vor dem Fremden, die blitzschnell in Hass umschlagen kann, tiefgründig. Dabei wird auch mit Symbolen gearbeitet, viel steckt zwischen den Zeilen. Die größte Stärke dieses Debüts ist aber meiner Meinung nach die dichte, unheilvolle Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Dadurch und durch unerwartete Twists und kryptische Andeutungen entsteht eine ganz eigene Art von Spannung, bei der ständig eine vage Bedrohung im Hintergrund mitschwingt. Fazit: „Milchzähne“ ist ein einzigartiges, faszinierendes Debüt, das auch euch gefangen nehmen und erst nach der letzten Seite wieder loslassen wird! Unbedingt lesen!

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 4,5 Sterne
Worldbuilding: 5 Sterne ♥
Einstieg: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Figuren: 5 Sterne ♥
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Spannung: 5 Sterne ♥
Ende / Auflösung: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: ♥
Regt zum Nachdenken an!

Insgesamt:

❀❀❀❀❀♥ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir fünf begeisterte Lilien und ein Herz – und somit den Lieblingsbuchstatus!

Veröffentlicht am 28.04.2019

Gut, aber nicht großartig: hochinteressante Themen & eine unglaublich unsympathische Protagonistin

Ein wirklich erstaunliches Ding
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

April May ist die Einzige, der die riesige Roboter-Skulptur mitten am Gehweg von New York City auffällt – alle anderen scheinen davon keine Notiz zu nehmen und gehen ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

April May ist die Einzige, der die riesige Roboter-Skulptur mitten am Gehweg von New York City auffällt – alle anderen scheinen davon keine Notiz zu nehmen und gehen einfach daran vorbei. Nach einem anstrengenden Arbeitstag ist April übermüdet und erschöpft – aber als Kunststudentin ist sie trotzdem sofort fasziniert von dem ungewöhnlichen Stück Kunst. Kurzerhand ruft sie ihren besten Freund an, dreht mit ihm ein Video und lädt es auf Youtube hoch. Mit einem Schlag ist April berühmt, denn überall auf der Welt sind Roboter aufgetaucht, und niemand weiß genau, warum oder woher sie gekommen sind. Die Ungewissheit führt auf der einen Seite der Menschheit zu Neugier und Hoffnung, auf der anderen zu Angst und Misstrauen – und April ist mittendrin…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band #1 einer Dilogie, der Folgeband wird (zumindest auf Englisch) voraussichtlich im Juli 2020 erscheinen. Um den drängenden Fragen zuvorzukommen, hat Hank Green übrigens Humor bewiesen und sich auf Twitter kurzerhand in „Hank (Yes, I'm Working on the Sequel) Green“ (dt. Hank (Ja, ich arbeite am Folgeband) Green) umbenannt. Ziemlich coole Idee!
Verlag: bold, dtv
Seitenzahl: 448
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: hauptsächlich weibliche Perspektive, selten männliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis sehr lang (60 Seiten)
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt oder getötet.

Warum dieses Buch?

Da ich John Greens Erzählungen liebe („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist immer noch eines meiner absoluten Lieblingsbücher!) und generell die beiden Brüder und ihre lehrreichen Videos toll finde, war ich natürlich sehr neugierig, wie und was Hank Green schreibt. Zudem ist das Buch in Amerika bereits ein gefeierter Bestseller. Daher führte an diesem Werk kein Weg vorbei!

Meine Meinung

Einstieg (+/-)

Ich muss leider sagen, dass ich nicht sofort in die Geschichte eintauchen konnte, was mit Sicherheit an der wenig zugänglichen Hauptfigur lag. Es dauerte einige Seiten – aber dann war ich in der Geschichte angekommen.

"Falls ihr am Ende aus alldem irgendwas mitnehmt, sollte das idealerweise nicht darin bestehen, dass ihr euch eher dem einen oder dem anderen Lager zurechnet, sondern verstanden habt, was ich in erster Linie bin (oder zumindest war) - nämlich ein Mensch." Seite 7

Schreibstil (+/-)

Vor allem was den Schreibstil betrifft, waren meine Erwartungen unglaublich hoch, denn auch wenn man es sich noch so oft vornimmt – es ist schwer, ein solches Buch tatsächlich absolut unvoreingenommen zu lesen. Bei John Green, der übrigens Englische Literatur studiert hat, merkt man meiner Meinung nach bei jedem Wort, dass er Sprache liebt und ihm Ästhetik wichtig ist. Hank Green hingegen kommt aus der Naturwissenschaft – genauso schreibt er auch: Sein Schreibstil ist anschaulich, sehr flüssig zu lesen und aufgrund seiner Lockerheit perfekt für die Zielgruppe geeignet. Aber: Seine Sprache ist auch pragmatisch, nüchtern, scheint für ihn nur ein Mittel zum Zweck zu sein und wirkt manchmal sogar ein wenig lieblos. Auf Poesie, sprachlichen Hochgenuss und gelungene sprachliche Bilder oder Metaphern wartet man hier vergeblich – stattdessen bekommt man flapsigen Humor und den einen oder anderen unangenehmen „Fremdschäm-Moment“ geboten. Zudem hätte es oft nicht geschadet, englische Begriffe kurz zu erklären – oder wisst ihr, was ein Elevator Pitch ist? Außerdem verstehe ich nicht, warum zunehmend englische Redewendungen, die es bei uns nicht gibt, wörtlich übersetzt werden, wie zum Beispiel: „Bist du okay damit?“ Warum nicht einfach: „Ist das okay für dich?“ Mein Tipp ist hier, die Erwartungen (was den Schreibstil betrifft) vor Beginn der Lektüre erst einmal drastisch runterzuschrauben.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+)

„Man kann nur bis zu einem gewissen Grad so tun, als wäre man jemand anders, ohne zu diesem anderen zu werden.“ Seite 97

„Und ich hatte mir angewöhnt, meine Lebensqualität in Likes zu messen.“ Seite 220

Hank Green hat sich für seinen Debüt-Roman auf jeden Fall eine sehr kuriose und kreative Geschichte ausgedacht, deren größte Stärke es ist, dass sie absolut niemals vorhersehbar ist. Zu keinem Zeitpunkt des Buches hatte ich das Gefühl, dass ich wüsste, was auf den nächsten Seiten passieren würde. Der Autor vermeidet Genre-Klischees und geht hier seinen ganz eigenen Weg – was sehr erfrischend ist, weil er einen damit tatsächlich immer wieder überraschen kann. Ich habe die Geschichte gerne gelesen, auch wenn vieles nur angerissen wird und man bei einigen Aspekten noch mehr in die Tiefe gehen hätte können und müssen. Begeisterungsstürme hat dieses gute, aber nicht großartige Buch leider trotzdem nicht in mir ausgelöst.

„Ein wirklich erstaunliches Ding“ weist viele Parallelen zur realen Welt (zum Beispiel zur Flüchtlingsdebatte) auf und kritisiert auf diese Weise teilweise auch unsere Gesellschaft, was mir sehr gut gefallen hat. Immer wieder regt der Roman auch zum Nachdenken an, weil man sich unweigerlich fragt: Auf welcher Seite würde ich stehen? Wie würde ich reagieren? Aktuelle, für Jugendliche relevante Themen nehmen im Buch eine große Rolle ein – auch wenn man es bei einer Geschichte über Aliens eigentlich nicht erwarten würde. Es geht um die Angst vor dem Unbekannten, menschliche Neugier, Hetze, Radikalisierung, die Sucht nach Anerkennung, die Gefahren des Ruhmes und die Sonnen- und Schattenseiten der sozialen Medien. Da der Autor selbst seit Jahren zusammen mit seinem Bruder John in der Öffentlichkeit steht, konnte er hier natürlich aus seiner eigenen Erfahrung einiges zum Buch beisteuern. So erlaubt er uns einen Blick hinter die Kulissen von Video-Dreharbeiten und Auftritten in TV-Formaten. Ich finde es toll, dass er sich an dieses Thema herangetraut und solch einen modernen Jugendroman geschrieben hat, der perfekt für die Zielgruppe geeignet ist.

Sehr enttäuscht hat mich jedoch das Ende. Es handelt sich beim Buch nämlich (wie mir vorher nicht bekannt war) um den ersten Teil einer Dilogie, die voraussichtlich 2020 fortgeführt wird. Leider war das Ende noch viel offener, als ich befürchtet hatte. Anstatt uns endlich Antworten zu liefern, werfen die letzten Seiten nur noch mehr Fragen auf. Das fand ich sehr unbefriedigend und schade! Den Folgeband werde ich wahrscheinlich trotzdem lesen – ich bin nämlich gespannt, wie Hank Green das alles erklärt und auflöst – außerdem ist er mir noch ein paar Antworten schuldig.

Protagonistin (-!)

„Ganz oben auf der Liste
Ja da stehe ich
Du mußt mir schon verzeih'n
Aber ich liebe mich“ – Songtext: Falco – „Egoist“

Falls ihr das oben zitierte Lied nicht kennt, solltet ihr es euch unbedingt anhören – April könnte es nämlich geschrieben haben. Mir ist schon lange keine dermaßen unsympathische Protagonistin mehr in einem Buch „begegnet“. Es ist zwar toll, dass April bisexuell ist und eine schwarze Freundin hat – denn Diversität in Romanen ist ziemlich cool – aber das war auch schon alles, was man hier loben kann. Mit der Wahl dieser prätentiösen Protagonistin (sie schaut zum Beispiel NUR Komödien aus den 80er-Jahren) hat sich Hank Green mit Sicherheit keinen Gefallen getan. Sogar sie selbst weiß, wie unsympathisch sie ist! Ich habe das ganze Buch über mit ihr gekämpft, habe versucht, sie zu verstehen (bin aber gescheitert!), konnte absolut keine Verbindung zu ihr aufbauen und habe sie bis zum Ende der Geschichte mit Leidenschaft gehasst. Warum? Ganz einfach: Sie tut ständig nur, was SIE will, nimmt auf niemanden Rücksicht, nutzt ihre Freunde aus, verletzt Leute, wie es ihr gerade in den Kram passt, kann ziemlich gemein sein und interessiert sich überhaupt nicht dafür, wie es anderen geht. Tut mir leid, aber mit einer Figur, die eigentlich nur aus schlechten Eigenschaften besteht (mit dem gelegentlichen Aufflackern von schlechtem Gewissen) kann ich leider nicht mitfühlen und mich identifizieren. „Aber was ist mit ihren guten Eigenschaften? Sie hat doch sicher auch gute Seiten!“, werdet ihr nun (zu Recht) fragen. Tja, nehmt eine Lupe mit und helft mir – ich suche nämlich immer noch.

Figuren (+/-)

Die anderen Figuren sind besser gelungen, aber auch nicht so liebevoll und einzigartig gezeichnet, dass sie mir ans Herz gewachsen sind. Viele von ihnen bleiben leider ziemlich blass, viel erfährt man nicht über sie. Sie scheinen nur aus jenen Fähigkeiten zu bestehen, die April weiterhelfen, und keine richtigen, lebendigen Menschen zu sein. Aber vielleicht ist das auch nur der Filter (Aprils Augen), durch den wir die Welt wahrnehmen – würde mich eigentlich nicht überraschen.

Spannung & Atmosphäre (+)

„Ein wirklich erstaunliches Ding“ ist zwar kein Buch, das von atemloser Spannung geprägt ist, aber ich habe die Geschichte mit großer Neugier verfolgt. Dadurch, dass Hank Green hier etwas Frisches, Neues erschaffen hat, wollte ich immer wissen, wie es weitergeht. Mit vereinzelten Spannungsmomenten, kryptischen Vorausdeutungen und unerwarteten Wendungen gelingt es dem Autor spielend, immer wieder neues Interesse zu entfachen. Zwischendurch gibt es allerdings schon ein paar ruhigere, vielleicht sogar ans Langatmige grenzende Abschnitte. Hier hätte man kürzen und die Geschichte straffen können – das hätte ihr gutgetan und mehr Tempo verliehen.

Feministischer Blickwinkel (♥)

Was diesen Aspekt betrifft, hat mich der Autor vollkommen überzeugt. Die zwei Szenen mit frauenfeindlicher Sprache verzeihe ich da („Medienhu++“, „Verräterhu++“) gerne. Die Frauen in seinem Roman sind stark, intelligent und oft sehr erfolgreich. Oftmals haben sie Führungspositionen inne: Es gibt zum Beispiel eine weibliche Präsidentin (wie cool ist das, bitte!), eine gefeierte Agentin und eine schlaue Materialwissenschaftlerin. Oft kehrt Hank Green das traditionelle Geschlechterbild, das man in Büchern und anderen Medien ja leider immer noch regelmäßig serviert bekommt, einfach um. So ist Aprils charmanter und aufopferungsvoller Assistent männlich. Dennoch wird er wegen dieser Position niemals lächerlich gemacht – im Gegenteil, seine Fähigkeiten und seine tolle Leistung werden immer wieder gelobt. Sehr gut gefallen hat mir natürlich auch, dass LBGTQIA-Themen und Diversität ganz selbstverständlich eingewebt wurden. Zudem hat April ein erfülltes Liebesleben, wofür sie als Frau niemals verurteilt wird, was ich super finde. Mit „Ein wirklich erstaunliches Ding“ hat Hank Green ohne Frage einen zeitgemäßen, modernen Jugendroman erschaffen, in dem er mutig und engagiert gegen Intoleranz, gläserne Decken und die Verurteilung von Frauen aufgrund ihres Liebeslebens anschreibt. Toll!

Mein Fazit

In „Ein wirklich erstaunliches Ding“ beschreitet Hank Green neue Wege und präsentiert uns eine kreative, frische und sehr kuriose Geschichte, die mich gut unterhalten konnte. Der Schreibstil ist zwar für die Zielgruppe gut geeignet, locker, anschaulich und flüssig lesbar, war mir jedoch oft auch zu pragmatisch, nüchtern und irgendwie auch zu lieblos. Von John Greens poetischer Sprache ist Hank jedenfalls weit entfernt. Was die Figuren betrifft, so können manche überzeugen, andere bleiben leider blass und farblos. Mit der Wahl seiner unglaublich egoistischen, unsympathischen Protagonistin hat sich Hank Green allerdings sicherlich keinen Gefallen getan: Sie hat mir viel ruiniert. Aktuelle und zeitgemäße Themen wie die Angst vor dem Unbekannten, Hetze und Radikalisierung, die Sucht nach Anerkennung, die Gefahren des Ruhmes und die Sonnen- und Schattenseiten der sozialen Medien werden gelungen und für Jugendliche ansprechend aufbereitet. Vieles wird jedoch nur angerissen, hier hätte man noch mehr in die Tiefe gehen müssen. Sehr enttäuscht hat mich das offene Ende, weil uns der Autor keine Antworten liefert, sondern nur neue Fragen aufwirft. Mit der Unvorhersehbarkeit der Geschichte, mit vielen unerwarteten Wendungen, vereinzelten Spannungsmomenten und kryptischen Vorausdeutungen gelingt es dem Autor, eine permanente Neugier zu erzeugen, die einen nur selten loslässt. Zudem schreibt der Autor in seinem Buch engagiert gegen Geschlechterstereotypen, Intoleranz und gläserne Decken an, was ich großartig finde! Fazit: „Ein wirklich erstaunliches Ding“ ist ein guter Jugendroman – aber kein großartiger. Deswegen kann ich den Hype nicht wirklich nachvollziehen.

Den zweiten Band werde ich vermutlich lesen – der Autor schuldet mir nämlich noch einige Antworten!

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 3,5 Sterne
Schreibstil: 3-4 Sterne
Protagonistin: 1 Stern
Figuren: 3,5 Sterne
Atmosphäre: 3,5 Sterne
Spannung: 3,5 Sterne
Ende / Auflösung: 2 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3-4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: ♥
Regt zum Nachdenken an!

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir knappe 4 Lilien!

Veröffentlicht am 23.04.2019

Berührend, erschreckend, atemlos spannend - möglicherweise das beste Jugendbuch des Jahres!

Sadie
0

Die Rezension enthält leichte Spoiler!


Inhalt

Sadies geliebte kleine Schwester wurde ermordet – damit hat Sadie alles verloren, was ihr je etwas im Leben bedeutet hat. Nun hat sie nur noch ein Ziel: ...

Die Rezension enthält leichte Spoiler!


Inhalt

Sadies geliebte kleine Schwester wurde ermordet – damit hat Sadie alles verloren, was ihr je etwas im Leben bedeutet hat. Nun hat sie nur noch ein Ziel: Sie will Matties Mörder finden und sich an ihm rächen. // West McCray erhält einige Monate später einen Hilferuf von May Beth, der „Ziehgroßmutter“ der beiden Mädchen. Obwohl er zu Beginn eigentlich nicht will, willigt er schließlich ein, Sadie zu suchen. Er folgt ihrer Spur von Stadt zu Stadt und wird dabei immer tiefer in ihre düstere Vergangenheit gezogen. Wird er Sadie rechtzeitig finden? Kann er sie heil zu May Beth zurückbringen?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Beltz & Gelberg
Seitenzahl: 359
Erzählweise: True-Crime-Podcast und Ich-Erzähler, Präsens
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt oder getötet.

Warum dieses Buch?

Da Rot nicht gerade meine Lieblingsfarbe ist, hätte ich im Laden wohl eher einen Bogen um das Buch gemacht. Doch als so viele Leser/innen so davon geschwärmt haben und ich nur Gutes darüber gehört habe, wurde ich nach und nach immer neugieriger, bis irgendwann feststand: Ich muss dieses Buch unbedingt lesen!

Meine Meinung

Einstieg (♥)

Ich habe absolut problemlos in die Geschichte gefunden, konnte sofort in sie eintauchen. An die originelle Erzählweise – den Podcast – musste ich mich nicht erst gewöhnen, vielmehr habe ich von der ersten Seite an beim Lesen West McCrays Stimme in meinem Ohr gehört.

"Es ist eine Geschichte über Familie, über Schwestern und das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt. Darüber, wie weit wir gehen, um unsere Liebsten zu beschützen ... und wie hoch der Preis ist, wenn es uns nicht gelingt.
Und sie beginnt, wie so viele Geschichten, mit einem toten Mädchen." Seite 5

Schreibstil & Aufbau (♥)

„Es verschwinden ständig Mädchen.“ Seite 21

Für ihre kreative Erzählweise hat die Autorin großes Lob verdient: Kapitel, in denen Sadie selbst zu Wort kommt, wechseln sich ab mit dem transkribierten True-Crime-Podcast des Journalisten West McCray, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die verschwundene Neunzehnjährige zu finden und sie heil zurückzubringen. Dabei verfolgt West immer fieberhafter ihre Spur von Stadt zu Stadt. Immer dichter scheint er ihr auf den Fersen zu sein, immer mehr scheint er aufzuholen. Schon auf den ersten Seiten kommt dieses typische „Podcast-Feeling“ auf, was an der mündlich geprägten Sprache und den sehr lebendigen, authentisch unperfekten Dialogen liegt. Auch, wenn ich am Anfang nicht immer wusste, wer gerade im Studio ist anwesend ist, so fühlte ich mich schon bald, als würde ich tatsächlich den verschiedenen Stimmen im Radio lauschen. Diese Erzählweise ist so wunderbar erfrischend und originell, dass mir das Lesen großen Spaß gemacht hat!

An dieser Stelle noch ein Vorschlag: Als Hörbuch wäre dieses Buch sicher auch ein ganz tolles Erlebnis. Wenn es möglich wäre, sich Wests Show wirklich anzuhören, wäre das die Kirsche auf der Torte und würde die Atmosphäre noch dichter werden lassen. Auch eine Verfilmung könnte ich mir übrigens sehr gut vorstellen.

Aber die Kapitel aus Sadies Sicht sind mindestens ebenso gelungen. Auch wenn sie am Beginn etwas langatmig wirkten und ich mich erst an Sadies Stimme gewöhnen musste, fand ich sie mit jeder Seite besser. Courtney Summers schreibt zwar einfach – was der Zielgruppe gefallen wird –, aber niemals oberflächlich. Im Gegenteil, ihre Worte sind eindringlich, bewegend und intensiv und beschreiben auf einfühlsame Weise die Gefühls- und Gedankenwelt einer Jugendlichen, die sich im Ausnahmezustand befindet. Beide Teile dieser Erzählweise greifen hierbei ineinander wie Zahnräder und verbinden sich zu einer großartigen Geschichte.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (♥)

Sadie und Mattie sind in einem Trailerpark aufgewachsen – als Kinder einer Drogensüchtigen und in einer Stadt ohne Perspektiven. Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass diese Geschichte zum Teil auch eine Milieu-Studie ist, die das harte Leben der Unterschicht im ländlichen Amerika eindrucksvoll in all seiner deprimierenden Trostlosigkeit und Tristesse beschreibt. An diesem Ort beginnt die Geschichte. Courtney Summers ist mit diesem Roman einen mutigen Weg gegangen. Sie beschäftigt sich mit menschlichen Abgründen und sehr ernsten Themen und schafft es, diese tiefgründig, einfühlsam und für Jugendliche geeignet aufzubereiten. Trotzdem werden auch Erwachsene an der Geschichte großen Gefallen finden. Themen wie Verlust, die Sehnsucht nach Liebe, zerrüttete Familien, Drogen, Alkohol und ein Leben voller Armut und Perspektivlosigkeit behandelt die Autorin in ihrem Roman. Im Mittelpunkt stehen jedoch Pädophilie, sexueller Missbrauch, das Leid der Opfer, unverzeihliche Fehler, Schuldgefühle und Rache – Themen, die eine Herausforderung für wohl jede/n Autor/in darstellen – Courtney Summers meistert sie problemlos.

„Sadie“ verlangt seinen Leser/innen einiges ab und präsentiert ihnen eine komplexe und schmerzhafte Realität: Das Böse lauert oft dort, wo man es nicht erwarten würde, Unschuldige werden verletzt, Verbrecher kommen davon und die Hauptfigur ist eine gebrochene Frau, die einen Mord plant. „Sadie“ betet Jugendlichen nicht vor, welches Verhalten gut und welches schlecht ist, sondern spielt mit den Graubereichen zwischen richtig und falsch und lässt das Publikum selbst entscheiden.

„Sadie“ ist ein Roman, der sich mit jeder Seite mehr in mein Herz geschlichen hat, ein Roman, der mich mit jedem Satz mehr fesselte, berührte, schockierte und zum Nachdenken brachte. Auch Tage nach der Lektüre hat mich die Geschichte immer noch nicht richtig losgelassen. Wohl auch wegen des relativ offenen Endes, das mich zwar unfassbar unbefriedigt und wütend zurückgelassen hat, das aber gerade deswegen so genial ist: Courntey Summers lässt Sadies Geschichte enden, wie viele ähnliche Geschichten in der realen Welt nun einmal enden und schafft damit einen Schluss, der schockiert, bewegt und lange nachhallt. Das Buch eignet sich auch perfekt als Schullektüre – allerdings würde ich dringend empfehlen, dass es im Anschluss intensiv nachbereitet wird, um die Heranwachsenden mit ihren Gefühlen nicht allein zu lassen, um moralische Fragen zu diskutieren und deutlich zu machen, dass Selbstjustiz niemals der richtige Weg sein kann. Und um mit ihnen über Missbrauch und sexualisierte Gewalt zu sprechen und auf Hilfsangebote und Anlaufstellen zu verweisen.

„‘Menschen ändern sich nicht. Sie lernen nur, besser zu verheimlichen, wer sie wirklich sind.‘“ Seite 80

Protagonistin und Figuren (♥)

Der Verlag schreibt, dass Courtney Summers Bücher sich durch eigensinnige, kompromisslose Frauenfiguren auszeichnen – und genau so könnte Sadie beschrieben werden. Sie ist eine starke, komplexe, intelligente Heldin, die sich zwar oft härter gibt, als sie eigentlich ist, die die Leser/innen aber in selten, berührenden Momenten aber auch ihre verletzliche Seite sehen lässt. Zudem stottert sie und kann sich dadurch meist nicht so ausdrücken, wie sie möchte. Doch auch davon lässt sich Sadie nicht unterkriegen. Sie ist eine wunderbare Protagonistin, die mir mit jeder Seite mehr ans Herz gewachsen ist. Auch wenn ich niemals handeln würde wie sie, konnte ich die Motive dieser trauernden, wütenden Jugendlichen, der alles genommen wurde, die nichts mehr zu verlieren hat und die gerade deshalb wie besessen an ihrem Plan festhält, den Mörder ihrer Schwester zu töten und sie damit zu rächen – auch wenn sie sich selbst dabei in große Gefahr begibt –, absolut nachvollziehen. Ihre widerstreitenden Gefühle, Ängste und Zweifel haben mich tief berührt, und die Tragik von Sadies Geschichte hat mir das Herz gebrochen.

Auch die anderen Figuren sind erstaunlich dreidimensional und liebevoll gezeichnet, obwohl die meisten Sadie nur auf einem ganz kurzen Stück ihrer Reise begleiten. Sie hat dabei das Glück, auf einige ganz tolle Menschen zu treffen. Die Figuren sind meiner Meinung nach bei einem Roman sehr wichtig – und was das betrifft, hat Courtney Summers alles richtig gemacht.

"Aber Liebe ist kompliziert, sie ist wirr. Sie kann Selbstlosigkeit hervorrufen, Egoismus, unsere größte Erfolge und unsere schlimmsten Fehler. Sie bringt uns zusammen und kann uns genauso gut auseinanderreißen." Seite 155

Spannung & Atmosphäre (♥)

Dabei schafft es die Autorin nicht nur, große Emotionen auszulösen, sondern auch atemlose, unheilvolle Spannung und eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Immer wieder hatte ich beim Lesen Gänsehaut, immer wieder konnten mich Wendungen vollkommen überraschen. Je dichter West Sadie auf den Fersen war, desto schneller habe ich gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht und weil ich so gehofft habe, dass er Sadie finden und heil nach Hause bringen kann, bevor sie eine Dummheit begeht oder ihr etwas Schlimmes zustößt. Über allem liegt ein gewisser Zeitdruck: Man hat beim Lesen ständig das Gefühl, dass West die Zeit davonrennt, was einen die Seiten automatisch noch schneller umblättern lässt. Ein Treufelskreis entsteht – und ein unglaublicher Pageturner, der auch euch nicht kaltlassen wird!

Feministischer Blickwinkel (♥)

Was diesen Aspekt betrifft, gehört die Autorin mit Lob überschüttet: Sie setzt eine starke, furchtlose junge Frau ins Zentrum ihrer Geschichte, erlaubt Männern zu weinen (ohne dass sie dafür jemals verurteilt werden), adressiert LGBTQAI-Aspekte, kritisiert toxische Männlichkeit (Missbrauch, Sexismus, Gewalt gegen Frauen) und zeigt auf, wie gefährliche die Welt für junge Frauen und Kinder auch heute leider noch ist. Nirgends sind sie sicher: Nicht in fremden Autos, wenn sie trampen, nicht beim Sporttraining – nicht einmal in den eigenen vier Wänden. Das stimmt übrigens: Die größte Gefahr für Frauen und Kinder geht nicht vom Fremden aus, der sie ins Auto locken will oder ihnen in einer dunklen Gasse auflauert – sondern von Freunden, Bekannten und der eigenen Familie. Danke an Courtney Summers dafür, dass sie versucht, mit diesem Buch aufzurütteln und uns zu ermahnen, ganz genau hinzusehen. Missbrauch kann nämlich jede/n treffen – auch die geliebte Nichte, den kleinen Bruder oder das eigene Kind.

Mein Fazit

„Sadie“ ist ein originell geschriebener, rundum gelungener Jugendthriller, der mich absolut begeistern konnte. Das lag unter anderem am einfachen (perfekt für die Zielgruppe geeigneten), aber unheimlich eindringlichen, einfühlsamen und intensiven Schreibstil, an der liebevollen Figurenzeichnung und an der kreativen Erzählweise, die Kapitel aus Sadies Sicht und einen True-Crime-Podcast gelungen verbindet. Mit Sadie hat die Autorin eine starke, mutige, kompromisslose und tragische Hauptfigur geschaffen, die auch ihre schwachen Momente hat, mit der ich mitfühlen und mitleiden konnte und die mir mit jeder Seite mehr ans Herz gewachsen ist. Atemlose spannend, wendungsreich und atmosphärisch dicht behandelt Courtney Summers schwierige Themen wie sexuellen Missbrauch, Trauer, Schuld- und Rachegefühle tiefgründig und eindrucksvoll. Dabei gelingt es der Autorin, uns aufzurütteln und uns zu ermahnen, ganz genau hinzusehen. Missbrauch kann nämlich jede/n treffen – auch die geliebte Nichte, den kleinen Bruder oder das eigene Kind. Die Geschichte hat mich aufgewühlt, schockiert, berührt, mitgerissen und mich nach der Lektüre lange nicht losgelassen.Fazit: "Sadie" ist ein großartiges Jugendbuch, das mir das Herz gebrochen hat – möglicherweise sogar das beste des Jahres.

Empfehlung: Das Buch ist auch als Schullektüre geeignet. Im Anschluss sollte das Buch aber auf jeden Fall intensiv mit den Jugendlichen nachbesprochen werden, um sie nicht alleine mit ihren (ohne Zweifel aufgewühlten) Gefühlen zu lassen, um über Moral und Selbstjustiz zu diskutieren und um mit ihnen über Missbrauch, sexualisierte Gewalt und Hilfsangebote zu sprechen.

Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 5 Sterne ♥
Worldbuilding: 5 Sterne ♥
Einstieg: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Figuren: 5 Sterne ♥
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Spannung: 5 Sterne ♥
Ende / Auflösung: 5 Sterne ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: ♥

Insgesamt:

❀❀❀❀❀♥ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir fünf begeisterte Lilien und ein Herz – und somit den Lieblingsbuchstatus!

Veröffentlicht am 22.04.2019

Leider nicht so berührend wie erhofft

Ein Song bleibt für immer
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Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Alice Martineau leidet schon seit ihrer Geburt an Mukoviszidose, einer vererbbaren Stoffwechselstörung, die vor allem zu Problemen mit den Atemwegen und der Verdauung ...

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Alice Martineau leidet schon seit ihrer Geburt an Mukoviszidose, einer vererbbaren Stoffwechselstörung, die vor allem zu Problemen mit den Atemwegen und der Verdauung führt. Wie lange sie noch zu leben hat, weiß sie nicht. Aber als sie eines Tages ihren Modeljob kündigt, beschließt sie, von nun an ihrem Herzen zu folgen und die ihr verbliebene Zeit zu nutzen, um sich endlich ihren größten Traum zu erfüllen: eine berühmte Sängerin zu werden und die Menschen mit ihrer Musik zu berühren. Eine anstrengende Reise voller Hindernisse und großer Hoffnungen beginnt…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 432
Erzählweise: Ich-Erzählerin, Präteritum und Präsens
Perspektive: aus weiblichen Perspektiven (Mutter und Tochter)
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: +/- Im Buch werden zwar keine Tiere verletzt oder getötet – im Gegenteil, Alice und ihre Familie kümmern sich sehr liebevoll um ihre zwei (juhuu! Endlich mal keine Einzelhaltung) Katzen. Jedoch wird im Buch Pelz getragen und viel Fleisch gegessen.

Warum dieses Buch?

Der Klappentext klang so interessant, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Zudem hat es natürlich auch mein Interesse geweckt, dass Robbie Williams dieses Buch als „Inspirierend“ bezeichnet hat. Nach dem Lesen wurde mir auch klar, warum gerade er am Cover zitiert wird: Er hat selbst eine kleine „Rolle“ im Buch. Ein geschickter Schachzug der Autorin!

Meine Meinung

Einstieg (+/-)

„Ich lebe seit sechsundzwanzig Jahren mit Mukoviszidose. Wenn ich aufwache, spüre ich meine Lungen und meine Brust und sonst gar nichts. Bevor ich das Haus verlasse, muss ich immer eine Handvoll Pillen schlucken und bestimmte Wirkstoffe aus Maschinen inhalieren, die mir das Atmen erleichtern. Mein Husten ist immer da. Es ist mein ständiger Begleiter, Tag und Nacht.“ E-Book, Position 162

Der Einstieg ist mir leicht gefallen, da sich die Geschichte sehr flüssig lesen lässt. Jedoch hat es trotzdem lange gedauert, bis ich in der Geschichte angekommen war und sie mich in gewissem Maße fesseln konnte.

Schreibstil & Aufbau (+/-)

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Alices Sicht erzählt, doch dazwischen gibt es immer wieder Tagebucheinträge ihrer Mutter zu lesen, die uns ihre Sichtweise der Ereignisse und ihre Sorgen mitteilt. Es muss sehr schwer sein, ein todkrankes Kind zu haben und zu wissen, dass man es in nicht allzu ferner Zeit verlieren wird.

Einerseits ist der Schreibstil sehr einfach, flüssig und angenehm zu lesen. Alice Peterson schreibt anschaulich, aber geht bei ihren Beschreibungen nicht zu sehr ins Detail, wodurch sich die Geschichte sehr schnell lesen lässt. Leider wirkte die Sprache auf mich durch die geringe Komplexität und die einfache, wenig abwechslungsreiche Wortwahl ein wenig oberflächlich. Sie erinnerte mich stellenweise (nicht immer) an diesen „Chick-Lit“-Stil, den ich leider nicht besonders mag. Auch die pathetische, teilweise sehr kitschige Art der Autorin, Vorkommnisse zu schildern trug zu diesem Eindruck bei. Manche Szenen haben bei mir daher zu innerlichem Augenrollen geführt.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)

„Als sie mich auf meine schlanke Figur ansprach, hätte ich ihr erzählen können, dass ein Teil meines Darms entfernt worden ist – inzwischen fehlen mir bestimmt drei Viertel. Ich bin so schlank, weil ich Nahrung nicht richtig verdauen und daher auch nicht ausreichend verwerten kann; dazu kommen das ständige Husten und das mühsame Atmen. Das alles verbrennt in jeder Sekunde meines Lebens Tausende Kalorien.“ E-Book, Position 175

Viele Dinge haben mir, was den Inhalt betrifft, sehr gut gefallen. Zum einen gefiel mir, wie sensibel und doch ehrlich die Autorin das Leben mit dieser furchtbaren Krankheit beschreibt. Dabei konnte ich sehr viel dazulernen. Die Lebensfreude, die Alice und ihre ebenfalls erkrankten Freundinnen trotz allem haben, ist stets spürbar, und Alice Peterson zeigt in ihrem Roman, dass Kranke viel mehr sind als ihre Krankheit: Sie sind ebenso komplex, emotional, humorvoll und launisch wie gesunde Menschen. Im Buch geht es um Liebe, Freundschaft, Hoffnungen und Träume, Familie, den Alltag mit einer tödlichen Krankheit, den Umgang mit der eigenen Sterblichkeit und den Wunsch, der Nachwelt etwas von sich zu hinterlassen und somit in gewisser Weise unsterblich zu werden.

Alices Kraft und ihren Ehrgeiz, es trotz aller Hindernisse bis ganz nach oben zu schaffen, haben mich sehr beeindruckt! Ihre Hoffnungen, Ängste und Zweifel wurden zudem glaubwürdig und tiefgründig geschildert. Sehr überrascht war ich, als ich am Ende des Buches herausgefunden habe, dass das Buch auf einer wahren Geschichte und Person basiert. Alice Martineaus Lieder kann man sich auf „Youtube“ tatsächlich anhören. Das Ende kam dann überraschend schnell; ich fand es (auch wenn ich mir ein anderes gewünscht hätte) dennoch rund und gelungen.

Leider hat es auch Aspekte gegeben, die mir nicht gefallen haben. Zum einen kam es im Mittelteil durch Alices gesundheitliche Probleme und durch andere Rückschläge immer wieder zu inhaltlichen Wiederholungen, was manche Abschnitte etwas langatmig machte. Hier hätte man kürzen können, um dem Buch mehr Spannung und Tempo zu verleihen. Außerdem fand ich das Buch trotz allem sehr deprimierend, es hat mich beim Lesen runtergezogen, obwohl die Autorin doch eigentlich inspirieren, berühren und die Hoffnung in den Mittelpunkt rücken wollte. (Das das nicht sein muss, auch wenn ein Buch ein deprimierendes Thema behandelt, hat John Green mit „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ eindrucksvoll gezeigt. Falls ihr es übrigens immer noch nicht gelesen habt (Schande! ;) ) – ich möchte es euch hiermit wärmstens ans Herz legen.) Obwohl das Buch einige traurige und berührende Momente beinhaltet, gab es leider auch Stellen, die mich kaltgelassen haben. Zum Weinen gebracht hat mich das Buch nicht ein einziges Mal, und ich bin eigentlich eine emotionale Leserin. Das Buch konnte mich somit leider nicht durchgehend überzeugen.

Protagonistin und Figuren (+)

„‘Ich möchte etwas hinterlassen, wenn ich sterbe, etwas, das mir wichtig ist und anderen, etwas, bei dem man sich an mich erinnert, etwas, das bleibt…‘“ E-Book, Position 987

Alice hat mir als Protagonistin gut gefallen. Sie ist eine starke, ehrgeizige Frau, die nicht aufgibt, egal wie viele Steine ihr vom Leben auch in den Weg geworfen werden. Zudem habe ich ihren Humor geliebt, der manchmal durchaus recht schwarz ist. Dennoch konnte sie mich nicht ganz erreichen, ständig war da eine gewisse Distanz zu ihr. Leider konnte sie mir daher nicht ans Herz wachsen und zu einer unvergesslichen Heldin für mich werden. Ich habe zwar teilweise mit ihr mitgelitten und um sie gebangt, aber oft auch nur moderat mitgefühlt. Das ist ein schade, hier hätte ich mir mehr erwartet. Genervt hat mich zudem die irritierende Häufigkeit, mit der sie von anderen Personen als „wunderschön“ beschrieben wurde. Ja, wir haben es langsam verstanden – sie ist schön, auch wenn sie krank ist!

Die anderen Figuren sind verschieden gut gelungen. Manche von ihnen bleiben blass und eindimensional, andere werden greifbar und wirken sehr lebendig und echt. Besonders gerne mochte ich Alices Familie. Sie hat wirklich Glück, solche Eltern zu haben.

Liebesgeschichte (+/-)

Alice Petersons Geschichte ist eine Mischung aus Roman und Liebesroman. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Liebesgeschichte sich langsam und glaubwürdig entwickelt. Sie ist nicht perfekt, es gibt Streit und Meinungsverschiedenheiten. Gerade das fand ich sehr erfrischend und authentisch. Dennoch ist es der Autorin nicht gelungen, dass ich beim Lesen auch ein Kribbeln spürte und mich ebenfalls in Tom verliebte. Deshalb hielt sich die Begeisterung leider trotzdem in Grenzen.

Spannung & Atmosphäre (+/-)

Auch was diesen Unterpunkt betrifft, hat der Roman seine Stärken und Schwächen. Einerseits enthält die Geschichte sehr spannende Momente und Passagen, bei denen ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Manchmal weil ich Angst um Alice hatte, manchmal weil ich auf den erhofften Durchbruch wartete. Andererseits gab es auch Abschnitte in der Mitte, die sich für mich sehr zogen, weil es inhaltliche Wiederholungen gab oder weil wenig (Neues) passierte. Was die Atmosphäre betrifft, so hatte das Buch, wie schon weiter oben angesprochen, eine deprimierende Wirkung auf mich, die mich beim Lesen eher runtergezogen hat. Daher auch meine Empfehlung: Wenn ihr gerade selbst depressiv oder traurig seid, solltet ihr um dieses Buch eher einen Bogen machen.

Feministischer Blickwinkel (+/-)

Im Zentrum von Alice Petersons Buch steht eine sehr starke und selbstbewusste Heldin, die sich nicht unterkriegen lässt. Zudem werden toxische Beziehungen und Gewalt gegen Frauen thematisiert und scharf kritisiert, was ich toll finde! Jedoch werden Geschlechterstereotypen (die immerhin einen Risikofaktor für Gewalt gegen Frauen darstellen) teilweise (nicht immer!) gefördert, was gar nicht gut bei mir ankommt. Beispielsweise sind es immer die Frauen, die bei jeder Gelegenheit kochen. Warum? Zudem ist die Rollenverteilung in der Familie sehr klassisch: Die Mutter hat ihren Job und ihre Träume aufgegeben, um für ihre Tochter zu sorgen, der Mann ist Anwalt. Sehr problematisch finde ich, dass es so dargestellt wird, als würde der Ehemann überhaupt keine Ahnung vom Haushalt haben. Cool! Also bleibt neben der Pflege der Tochter auch noch der ganze Haushalt (auch am Wochenende) an der Mutter hängen. Ernsthaft? Es wird auch für „berührende Romane“ Zeit, im Jahre 2019 anzukommen.

Mein Fazit

„Ein Song bleibt für immer“ hat durchaus seine gelungenen, emotionalen und berührenden Momente, konnte mich jedoch leider nicht so bewegen und mitreißen, wie ich mir das gewünscht hätte. Taschentücher brauchte ich beim Lesen jedenfalls keine. Auf sensible und doch sehr ehrlich Weise beschreibt die Autorin den Alltag mit Mukoviszidose, einer unheilbaren Krankheit, die zu Alices Tod führen wird. Themen wie Liebe, Freundschaft, große Träume, der Umgang mit der eigenen Sterblichkeit und der Wunsch, der Nachwelt etwas von sich zu hinterlassen, stehen dabei im Zentrum der Geschichte und werden tiefgründig behandelt. Alice ist eine sympathische, lebensfrohe und sehr starke Heldin, die mich dennoch nicht immer erreichen konnte. Die anderen Figuren sind großteils gelungen, die authentisch unperfekte Liebesgeschichte konnte mich nicht ganz überzeugen. Der Schreibstil ist zwar flüssig und angenehm lesbar, leider war er mir aber auch oft zu oberflächlich, kitschig und pathetisch. Nicht so gut gefallen hat mir außerdem, dass das Buch eine sehr deprimierende Wirkung auf mich hatte und mich beim Lesen runtergezogen hat, auch wenn es mich eher inspirieren und mich hoffnungsvoll zurücklassen hätte sollen. Auch inhaltliche Wiederholungen und Spannungseinbrüche führen dazu, dass ich Sterne abziehen muss. Fazit: Insgesamt ist „Ein Song bleibt für immer“ ein Buch mit vielen guten Momenten, aber auch Schwächen, von dem ich mir schlussendlich doch mehr erwartet hätte.

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 3 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 3 Sterne
Schreibstil: 3 Sterne
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Liebesgeschichte: 3,5 Sterne
Atmosphäre: 4 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Ende / Auflösung: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: + / -

Insgesamt:

❀❀❀,5 Lilien

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Lilien!