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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2023

Geniale Grundidee, aber man hätte so viel mehr daraus machen können!

Die Gabe
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Auf der ganzen Welt entwickeln Mädchen und Frauen plötzlich die „Gabe“, sie können mit ihren Händen starke Stromstöße abgeben und sind auf einmal das körperlich stärkere ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Auf der ganzen Welt entwickeln Mädchen und Frauen plötzlich die „Gabe“, sie können mit ihren Händen starke Stromstöße abgeben und sind auf einmal das körperlich stärkere Geschlecht. Wie wird das die Welt, die Gesellschaften und die Machtverhältnisse verändern?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis lang

Inhaltswarnung: Tod von Menschen, explizite Gewalt, Blut, Drogenmissbrauch, sexualisierte Gewalt (bis Vergew+ltigung, Missbrauch von Minderjährigen), Tod von Tieren, Tierversuche, Tierquälerei, Menschenhandel, Sexismus, Misogynie, Operationen
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schl+mpe, Fo+++ (mehrmals), H+re,

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen (dieser Abschnitt ist inspiriert von @sassthxtic auf Lovelybooks):

- Feminismus
- Gesellschaftskritik
- historical fiction (= fiktive Geschichte)
- Gedankenexperimente
- viele verschiedene POVs (dt. Perspektiven / Sicht)
- schonungslose Brutalität
- nüchterner Schreibstil

Meine Rezension

„Abertausende von Lichtpunkten senden eine neue Botschaft aus. Wenn sich die Menschen verändern, kann der Palast nicht standhalten. Denn so steht es geschrieben: ‚Der Blitz ruht in ihrer Hand, und sie befiehlt ihm einzuschlagen.‘“ Seite 7

Als ich vor vielen Jahren den Klappentext von „Die Gabe“ gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich es lesen musste. Beim ersten Versuch habe ich das Buch schon nach wenigen Seiten weggelegt, weil ich einfach nicht reingekommen bin. Doch da es mir immer wieder mit einem gewissen Nachdruck empfohlen wurde und auch vor kurzem die dazugehörige Serie auf Prime erschienen ist, war diesen Sommer der perfekte Zeitpunkt für eine zweite Chance. Dieses Mal habe ich es dann auch wirklich durchgezogen. Doch hat sich das denn gelohnt? Von mir gibt es ein klares… JEIN.

Was hat mir denn gefallen? Begeistert haben mich hier die kreative Grundidee, das Worldbuilding und die philosophischen Fragen, die immer wieder gestellt werden und mich zum Nachdenken gebracht haben: Wie würde es Gesellschaften auf der ganzen Welt verändern, wenn plötzlich Frauen durch die Gabe, starke Stromstöße abgeben zu können, das körperlich stärkere Geschlecht wären? Wenn Frauen plötzlich Rache nehmen könnten für all das, was ihnen angetan wird? Wenn sie es plötzlich wären, die herrschen würden? Wäre die Welt eine bessere, eine friedlichere – oder wäre sie genau wie die heutige, nur mit umgekehrten Geschlechterrollen? Autorin Naomi Alderman, die in Margaret Adwood eine Mentorin gefunden hat, zeichnet jedenfalls ein düsteres, dystopisches Bild dieser neuen Weltordnung. Themen wie Macht und ihr Missbrauch, Rache, Ungerechtigkeiten, Fraussein, Sexismus, Gewalt gegen Frauen (und Männer), Religion und Politik werden tiefgründig behandelt.

„‘Jetzt werden sie wissen‘, brüllt eine Frau in Tundes Kamera, ‚dass sie nachts nicht mehr allein aus dem Haus gehen sollten. Dass sie es jetzt sind, die Angst haben sollten.“ Seite 195

Plötzlich sind es Burschen und Männer, die abends nicht mehr alleine das Haus verlassen sollen, plötzlich werden sie vergewaltigt, überfallen, getötet, plötzlich werden ihre Genitalien verstümmelt. Nicht nur einmal habe ich mir hier beim Lesen gedacht: „Wie grausam, wie schrecklich, wie krank, wie gestört wäre das, wenn wir als Gesellschaft DAS mit Männern machen würden?“ – bis mir dann wieder eingefallen ist, dass ja GENAU das bereits gemacht wird. Nur halt mit Frauen. Nur, dass wir so daran gewöhnt sind, dass wir so abgestumpft sind, dass es für uns traurigerweise in gewisser Weise NORMAL geworden ist und wir gar nicht mehr sehen, was für ein Wahnsinn das eigentlich ist. Immer wieder hält Naomi Alderman so unserer Gesellschaft auf oft schmerzhafte Weise den Spiegel vor. Stellenweise fühlte es sich aber ehrlicherweise auch wie eine Form von Katharsis an, zu lesen, wie sich Zwangsprostituierte an ihren Tätern rächen, wie Frauen sich gegen das Unrecht, das ihnen widerfährt, endlich wehren.

„Man streitet darüber, ob dieses neue Organ schon immer im menschlichen Genom versteckt war und jetzt zum Leben erweckt wurde, oder ob es sich hier um eine Mutation handelt, eine schreckliche Deformierung.“ Seite 26

Stellenweise war ich aber auch schockiert und entsetzt von der Grausamkeit, mit der manche Frauen im Buch agieren, mit der sie ihre neu gewonnene Macht missbrauchen. Ob ein weltweites Matriarchat wirklich genauso schlimm wie das aktuell vorherrschende Patriarchat wäre, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, wohl aber zeichnen Berichte von Menschen, die matriarchalische Dörfer oder Städte besucht haben, ein anderes, friedlicheres Bild. (Hier ist aber natürlich auch wieder die Frage zu stellen, wie sich Frauen verändern würden, wenn die Machtverhältnisse über Generationen vertauscht wären, wenn sie eine ganz andere Erziehung bekämen.) Deshalb gehe ich bei Aldermans Zukunftsvision voller brutaler Schilderungen und Gewaltexzesse (bitte nicht unterschätzen!) nicht ganz mit, was mich aber nicht weiter gestört hat, weil ich mich gerne auf ihren Weltenentwurf eingelassen habe. Großartig fand ich übrigens die aus Briefen bestehende Rahmenhandlung (die in einer matriarchalischen Zukunft spielt) und das Ende, bei dem dann alle vier Handlungsstränge meisterhaft und spannend und mit einem großen Knall zusammengeführt werden. Das hat mich für vieles entschädigt!

Denn leider habe ich auch einige Kritikpunkte. Das größte Problem hatte ich von Anfang an mit dem sehr nüchternen, distanzierten Schreibstil – der wohl auch dazu geführt hat, dass ich wie beim ersten Versuch wieder sehr schwer ins Buch gefunden habe. Stellenweise finden sich im Text wirklich schöne Sätze und tiefgründige Passagen, aber die meiste Zeit blieben für mich leider die Gefühle vollkommen auf der Strecke. Und ein Buch, das mich emotional kaltlässt, kann niemals ein Lieblingsbuch sein. Das führte auch zu meinem nächsten Problem: den Figuren. Meiner Meinung nach blieben sie zu farblos, ich konnte zu ihnen einfach keine Verbindung aufbauen, nicht mit ihnen mitfühlen und mitfiebern, habe ihr Handeln eher neutral von einem Beobachtungsposten aus verfolgt. Dazu kommt, dass das Buch aus so vielen verschiedenen Perspektiven geschrieben ist, dass es irgendwann unübersichtlich wird. Der Gedanke dahinter ist mir klar, man wollte besonders viele Einzelschicksale zeigen und einen Überblick geben, was überall auf der Welt passiert, aber mir war es hier einfach irgendwann zu viel.

Der dritte Punkt, der mich gestört hat, waren das zu langsame Tempo mit den ungünstig platzierten Zeitsprüngen und der (einzelne Szenen sind ausgenommen) absolute Mangel an Spannung. Die Ereignisse an sich wären hochspannend und dramatisch gewesen, aber hier passieren sie eben so unspektakulär „vor sich hin“ – hier ein bisschen was, dort ein bisschen was –, dass einen das Buch einfach nicht fesselt. Stellenweise habe ich mich wirklich durchgequält und war dann auch froh, als ich das Ende erreicht hatte. Jetzt kann ich zumindest mitreden, wenn es um dieses immerhin oft als feministisch gefeierte, hochgelobte und auch prämierte Werk geht. Meiner Meinung nach hätte man SO viel mehr aus dieser grandiosen Grundidee machen können – hier wurde so viel Potential verschenkt, was ich unglaublich schade finde. Da fand ich „The Handmaid’s Tale“ (dt. Der Report der Magd) von Atwood, mit dem „Die Gabe“ ja immer wieder verglichen wird, schon deutlich stärker und überzeugender.

Mein Fazit

„Die Gabe“ ist ein Buch, über das ich im Vorfeld unglaublich viel Gutes gehört hatte. Mit dementsprechend hohen Erwartungen bin ich an die Lektüre herangegangen. Leider konnten diese trotz vieler guter Ansätze und einer grandiosen Grundidee nicht erfüllt werden, dafür sind mir die Emotionen einfach zu sehr auf der Strecke geblieben. Froh bin ich trotzdem, diese tiefgründige feministische Dystopie gelesen zu haben, weil sie mich stellenweise doch zum Nachdenken bringen konnte und ich jetzt endlich mitreden kann. Eine klare Leseempfehlung gibt es von mir dieses Mal nicht, ich verweise stattdessen auf die Leseprobe. Wenn die euch überzeugt, dann go for it!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 3 Sterne
Ende: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 3 Sterne
Protagonist:innen: 3 Sterne
Figuren: 2,5 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Tempo: 2 Sterne
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 2 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2023

Knisternde Slow-Burn-Liebesgeschichte, aber zu wenig Handlung…

A Crown of Fangs and Fury
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Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Prinzessin Élèntine wird von ihrem Vater nach einem langen Krieg mit dem König der Werwölfe verheiratet, um den Frieden zu sichern. Für Élèntine, die als Kind schwer ...

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Prinzessin Élèntine wird von ihrem Vater nach einem langen Krieg mit dem König der Werwölfe verheiratet, um den Frieden zu sichern. Für Élèntine, die als Kind schwer von einer solchen Kreatur verletzt wurde, ist es nicht leicht, sich in ihrem neuen Leben mit ihrem unterkühlten, abweisenden Ehemann und einem Volk, das sie nicht will, zurechtzufinden…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: Tod von Menschen, Blut, Gewalt, sexualisierte Gewalt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schl+mpe (1x)

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen (dieser Abschnitt ist inspiriert von @sassthxtic auf Lovelybooks):

- Werwölfe
- Slow-Burn-Liebesgeschichten (= dt. sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte)
- Enemies-to-Lovers (= dt. Feindschaft verwandelt sich in Liebe)
- zartes Love Triangle (dt. Liebesdreieck)
- Arranged Marriage (= dt. arrangierte Heirat)
- starke weibliche Hauptfigur
- Liebesgeschichte im Fokus, Handlung als Beiwerk
- mittelalterlich angehauchte Fantasy-Welt

Meine Rezension

„Seine Stimme war tief und samtig weich, wie ein Kissen, auf das ich mich fallen lassen wollte.“ Seite 136

„A Crown of Fangs and Fury” wurde mir von einer Bookstagram-Kollegin empfohlen und mit einigen geschickt platzierten Sätzen wärmstens ans Herz gelegt. Obwohl mich die letzten Geschichten, die im Selfpublishing erschienen sind, alle auf die eine oder andere Weise enttäuscht hatten, war ich mal wieder bereit, der Sparte eine neue Chance zu geben. So zog das Buch mit dem wunderschönen Cover auch schnell bei mir ein.

Nun gleich zur wichtigsten Frage: Hält meine Pechsträne an? Reiht sich „A Crown of Fangs and Fury” ein in die lange Reihe von SP-Enttäuschungen? Hier kann ich Entwarnung geben: Nein, Ursa Jaumanns Debüt hat mich durchaus positiv überrascht, mir gefallen und mich ein paar Stunden ganz gut unterhalten. Ein Jahreshighlight war es für mich aber auch nicht, dazu gleich mehr.

„Mir blieb nur ein kurzer Blick über die Schulter zu Floréane, die wie eingefroren in ihrem wunderschönen, roten Kleid auf dem eingeschneiten Waldweg stand. Ein Spritzer Blut auf weißem Samt.“ Seite 15

Zuerst möchte ich aber auf die Stärken dieses Romans eingehen. Ganz zentral ist für mich hier die überzeugende Liebesgeschichte, die mich wirklich begeistert und berührt hat. Die Autorin lässt ihren zwei Hauptfiguren viel Zeit, sich gegenseitig kennen- und (nach der anfänglichen Abneigung = enemies to lovers) lieben zu lernen. Ein Werwolfkönig, der langsam auftaut, Gespräche über Consent, knisternde Momente, tiefe Blicke und eine ausgezeichnete Chemie zwischen den beiden machten es mir als Leserin leicht, mit Élèntine und Cayden mitzufühlen und auf den ersten Kuss usw. hinzufiebern. Und wenn die Liebesgeschichte bei einem Romantasy-Buch stimmt (die ja im Mittelpunkt steht), dann stimmt schon einmal sehr viel!

Aus feministischer Sicht haben mir die immer stärker und selbstbewusster werdende Hauptfigur, die unaufgeregte Einbindung von LGBT-Themen und die relativ gleichberechtigte Gesellschaftsform der Werwölfe gefallen. So ist es im (mittelalterlich angehauchten) Königreich Darington im Gegensatz zu Élèntines Heimat üblich, dass Frauen praktische Hosen tragen und dass ein Volk von je einem weiblichen und einem männlichen Werwolf gemeinsam angeführt wird, damit die Interessen aller Geschlechter vertreten werden. Die letzten Seiten und den Schluss fand ich besonders stark, weil alle vorher sorgsam ausgelegte Puzzle-Teile plötzlich an ihren Platz fallen und die Geschichte zu einem sehr gelungenen, runden Ende geführt wird – inklusive Drama, unerwarteter Wendungen, großer Emotionen und eines spannenden Showdowns.

„Die Türme aus dunklem Stein reckten sich wie eine Schattenhand der untergehenden Sonne entgegen, als wollten sie sie vom Horizont reißen.“ Seite 16

Es gab allerdings auch ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben. Insgesamt mochte ich den flüssigen, anschaulichen Schreibstil zwar und das Korrektorat hat sich ohne Zweifel bezahlt gemacht, aber nach einer Weile sind mit doch ein paar Wiederholungen und „Lieblingsformulierungen“ aufgefallen, die mich zunehmend gestört haben. Ich bin mir nicht mehr sicher, wie oft die Protagonistin ihre Fingernägel in irgendetwas gekrallt oder gebohrt hat (oft!), aber zumindest weiß ich dank der Kindle-Suchfunktion, dass ganze 68 Mal im Buch gegrinst wird – das ist einfach zu viel (vor allem, da es auch noch gehäuft bei manchen Figuren oder in manchen Kapiteln auftaucht). Solche Dinge hätte man noch rauslektorieren können – und auch sollen.

Sehr genervt hat mich auch, dass sich die Heldin (und teilweise auch andere Figuren) immer wieder nicht nachvollziehbar, ja, sogar teilweise richtig dumm verhält und dabei nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Freund:innen praktisch grundlos in Gefahr bringt. Aber dann ist sie am Boden zerstört, wenn eine Mission, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war (und das ist einem als Leser:in so etwas von sonnenklar!), auch wirklich schiefgeht. Tja, mein Mitleid hielt sich da beim Lesen in Grenzen. Versteht mich bitte nicht falsch – ich liebe eigenwillige Frauenfiguren, die sich von der Männerwelt nichts vorschreiben lassen, aber dann bitte doch mit Sinn und Verstand! Nach einer Weile hat mir Cayden, ihr Ehemann, wirklich leidgetan, der alle Hände voll damit zu tun hat, seine scheinbar völlig lebensmüde Gemahlin immer wieder vor sich selbst und ihren „guten“ Ideen zu schützen.

Außerdem war der Plot den Großteil des Buches über doch recht dünn – hier hätte ich mir mehr Handlung, mehr Worldbuilding (Gesellschaftssystem), Spannung und Tiefe gewünscht. Wenn der Plot nur Beiwerk ist, dann reicht mir das nicht – ich bin aber sicher auch nicht die typische Romantasy-Leserin. Und: Auch wenn die zwei Liebenden wunderbar ausgearbeitet sind, so bleiben viele Nebenfiguren doch etwas blass – sie hätten noch mehr Farbe vertragen. Auf manche Formulierungen hätte ich zudem verzichten können – ich weiß, es geht hier um ein Wolfsrudel usw., aber wenn ich Worte wie „er ist der Alpha“ lese, MUSS ich einfach an diese selbsternannten Flirt-Coaches denken und meine Augen verdrehen. Keine Ahnung, warum ich euch das erzähle, das soll nämlich gar keine Kritik am Buch sein – ich schätze, ich wollte es mir einfach nur von der Seele schreiben! ;)

Mein Fazit

Was die Enemies-to-Lovers-Liebesgeschichte angeht, hat Ursa Jaumann bei ihrem Debüt alles richtig gemacht – und das sage ich selten über Liebesgeschichten! Die Schwächen (wenig Handlung, fehlende Spannung, unlogisches Verhalten, Wiederholungen) haben mich zwar gestört, vermiesen konnten sie mir mein Leseerlebnis aber zum Glück nicht. So hat mich „A Crown of Fangs and Fury“ doch einige Stunden lang ganz gut unterhalten und konnte mich emotional abholen. Ich sehe jedenfalls Potential und greife sicher gerne wieder einmal zu einem Buch von dieser Autorin. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung gibt es von mir nicht, aber für Fans von sich langsam entwickelnden Liebesgeschichten mit Fantasy-Setting ist dieser Roman sicher einen Blick wert!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 3 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 3,5 Sterne
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 4 Sterne
Ende: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 3,5 Sterne
Liebesgeschichte: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 3,5 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Tempo: 3,5 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 4 Sterne
Einzigartigkeit: 2 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2023

Wie man richtig gute Fantasy schreibt… Jahreshighlight!

Wie man einen Prinzen tötet
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Eine Prinzessin will ihre Schwester vor einem gewalttätigen Prinzen (ihrem Ehemann) retten, indem sie ihn tötet. Werden Marra und ihre nur mittelmäßig kompetente Reisegruppe ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Eine Prinzessin will ihre Schwester vor einem gewalttätigen Prinzen (ihrem Ehemann) retten, indem sie ihn tötet. Werden Marra und ihre nur mittelmäßig kompetente Reisegruppe ihr Ziel gemeinsam erreichen?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis lang

Inhaltswarnung: Tod von Menschen, Gewalt gegen Frauen, Gewalt, Blut, Krankheit, Geburt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen (dieser Abschnitt ist inspiriert von @sassthxtic auf Lovelybooks):

- Found Family (dt. Wahlfamilie) / bunte Reisetruppe
- lange Reise
- düstere Fantasy
- Märchen
- untypische Prinzessin als Heldin
- Rettungsmission
- David-gegen-Goliath-Story
- Slow-Burn-Liebesgeschichte
- Unvorhersehbarkeit

Meine Rezension

„[…] und ihr wurde klar, dass sie noch nie zuvor gehasst hatte. DAS musste dieses neue Gefühl sein. Es nahm so viel Platz in ihrer Brust ein, dass sie nicht wusste, ob sie noch um es herum atmen konnte.“ Seite 80

Als ich das deutsche Cover und den coolen Titel gesehen habe (eines der wenigen Male, bei denen der übersetzte Titel besser ist als der des Originals), habe ich mich sofort in dieses Buch verliebt! Die positiven Rezensionen auf Bookstagram und die Tatsache, dass die Protagonistin schon 30 Jahre alt ist (endlich mal keine Jugendprobleme!) haben den Rest erledigt. Ich MUSSTE es lesen – und zwar am besten sofort. Die Erwartungen waren also wieder einmal unverschämt hoch, das konnte ja nur schiefgehen – oder?

Lasst und gleich am Anfang die wichtigste Frage klären: Ist das Buch so gut wie erhofft? JA! Seit „Bird Box“ im Jänner hatte ich leider kein einziges Jahreshighlight mehr, nur mittelmäßige bis gute Bücher – doch nun scheint der „Fluch“ endlich gebrochen! Denn „Wie man einen Prinzen tötet“ konnte mich auf ganzer Linie überzeugen.

„Als junges Mädchen hätte sie das wohl nicht verstanden, doch Marra war nicht mehr das Mädchen von früher. Sie war dreißig Jahre alt, und alles, was von jenem Mädchen übrig geblieben war, waren die Knochen.“ Seite 13

Schon die ersten Seiten voller Eiter-Metaphern, Verwesung und Kannibalismus, in denen eine unglaublich düstere Welt beschrieben wird, haben mein Leserinnen-Herz höher schlagen lassen! T. Kingfisher schreibt sehr angenehm, nuanciert (besonders, wenn es um Gefühle geht), anschaulich, aber nicht zu ausufernd, und an manchen Stellen echt zum Niederknien schön! Die Dialoge wirken zudem lebendig und fühlen sich sehr natürlich und authentisch an. Außerdem wird man als Leserin immer wieder mit kreativen Ideen und neuartigen Wesen überrascht, sodass einem nie langweilig wird und es großen Spaß macht, die magische Welt dieses „Anti-Märchens“ zu entdecken. Tatsächlich spielt T. Kingfisher nämlich immer wieder mit typischen Märchentropen – nur um diese dann im nächsten Satz zu brechen oder ins Gegenteil zu verkehren. Das mochte ich sehr!

„Beobachte einen Mörder, der durch die Welt geht, und du wirst sehen, wie all seine Opfer an schwarzen Schnüren hinter ihm herlaufen, wie Geister, die auf ihre Chance warten.“ Seite 110

So steht im Mittelpunkt der Geschichte auch keine Prinzessin der Kategorie „Jungfrau in Nöten“, sondern eine Adelstochter, die sich aufmacht, um – allen Widrigkeiten zum Trotz – ihre Schwester aus den Fängen ihres gewalttätigen Ehemannes, dem titelgebenden Prinzen, zu retten. Schnell steht fest: Der Prinz muss sterben! Aber wie? Begleitet wird sie hierbei von einer leicht inkompetenten, aber unglaublich charmanten, bunten Reisetruppe – ihrer neuen „Found Family“. Man fühlt und fiebert mit und fliegt nur so durchs Buch, weil man unbedingt wissen will, wie diese gänzlich unvorhersehbare, wendungsreiche „Quest“ am Ende aus- und wie es den liebgewonnenen Figuren (neben Marra habe ich vor allem Agnes, das Küken und den Knochenhund echt ins ♥ geschlossen) am Ende ergeht. Deshalb war „Wie man einen Prinzen tötet“ für mich auch ein absoluter Wohlfühlroman, zu dem ich nach einem anstrengenden Tag immer gerne zurückgekehrt bin.

„WENN WIR MÄNNER WÄREN… […] Sie waren keine, und die Geschichte der Welt wurde in den Bäuchen von Frauen und mit ihrem Blut geschrieben, und niemals würde ihr erlaubt werden, etwas daran zu ändern.“ Seite 92

Zwischendurch wird die scheinbar zum Scheitern verurteilte Mission immer wieder durch humorvolle Passagen aufgelockert, die mich das eine oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht haben. Auch aus feministischer Sicht gibt es hier ganz und gar nichts auszusetzen, da wir im Buch auf viele starke, intelligente, mächtige Frauen treffen und schwierige Themen wie die Unterdrückung von Frauen, ihre Abhängigkeit von ihren Ehemännern und Gewalt gegen Frauen angesprochen und kritisiert werden. Die sanftmütige Marra (aber auch die anderen Figuren) bricht immer wieder Geschlechterstereotype, zum Beispiel, indem sie gleich auf den ersten Seiten klarstellt, dass SIE keinen Prinzen haben wolle (nein, sie nicht!), und zeigt, wie wenig sie mit neugeborenen Babys anfangen kann. Als Frau ohne Kinderwunsch konnte ich mich deshalb sehr gut mit ihr identifizieren und fand ihre Ansichten sehr erfrischend!

Große Kritikpunkte habe ich glücklicherweise nicht, einen gibt es aber schon (mehr als einen halben Stern kann und will ich aber dafür nicht abziehen): beim Erzähltempo ist noch etwas Luft nach oben. In manchen Momenten schritt mir die Handlung zu schnell voran, hier hätte ich mir gewünscht, dass nicht so viel übersprungen wird bzw. manche Szenen genauer auserzählt worden wären. In anderen Momenten hingegen (vor allem im zweiten Viertel) hätte ich mir wiederum etwas mehr Tempo und Spannung gewünscht. Außerdem hätte ich gerne noch mehr über die eitrige Welt der ersten Kapitel erfahren – schade, dass sie nur so kurz zum Schauplatz gemacht wurde. Vielleicht ist das ja dann Stoff für ein anderes Buch – ich würde mich jedenfalls freuen. Die letzte Geschichte von T. Kingfisher wird es für mich nämlich definitiv nicht bleiben!

Mein Fazit

Meine Erwartungen an „Wie man einen Prinzen tötet“ waren unverschämt hoch, zum Glück hat das Buch dann aber auch abgeliefert – und wie! Von der märchenhaften Erzählweise über die liebevolle Figurenzeichnung, die starken Frauenrollen und den Humor bis hin zum kreativen Worldbuilding konnte mich dieser erfrischende Fantasy-Roman auf ganzer Linie überzeugen und mit seinen unerwarteten Wendungen immer wieder überraschen. SO geht gute Fantasy! Bitte mehr davon! Und an euch: Unbedingt lesen!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 4,5 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 5 Sterne ♥
Ende: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Humor: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 5 Sterne ♥
Figuren: 5 Sterne ♥
Spannung: 4 Sterne
Tempo: 3 Sterne
Wendungen: 5 Sterne ♥
Atmosphäre: 5 Sterne
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 5 Sterne ♥

Insgesamt:

❀❀❀❀,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir viereinhalb begeisterte Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2023

Originelle Idee, aber die Umsetzung überzeugt nicht!

P.S. Morgen bist du tot
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Psychopathin Chloe hat sich nur aus einem einzigen Grund die John-Adams-Universität für ihr Studium ausgesucht: Sie hat mit einem anderen Studenten noch eine Rechnung ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Psychopathin Chloe hat sich nur aus einem einzigen Grund die John-Adams-Universität für ihr Studium ausgesucht: Sie hat mit einem anderen Studenten noch eine Rechnung offen. Mit 13 Jahren wurde sie von ihm vergewaltigt, nun soll er dafür bezahlen und durch ihre Hand sterben. Praktisch, dass Chloe bei einer Psychopathie-Studie teilnehmen darf und so ein Stipendium ergattern konnte. Chloes Plan gerät jedoch ins Wanken, als plötzlich die anderen Studienteilnehmer:innen nach und nach ermordet werden. Plötzlich schwebt Chloe selbst in Gefahr und weiß: Sie darf den anderen Psychopath:innen aus dem Programm auf gar keinen Fall vertrauen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Ich-Erzählerin, Präteritum
Perspektive: hauptsächlich weibliche Perspektive, zwischendurch auch männliche
Kapitellänge: meist kurz

Inhaltswarnung: Alkohol, Tod von Menschen, Gewalt, Gewalt gegen Frauen, sexualisierte Gewalt, häusliche Gewalt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: F+tze, Schl+mpe (viele Male), H+re, Bitch, Luder

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen (dieser Abschnitt ist inspiriert von @sassthxtic auf Lovelybooks):

- Uni-Leben
- Serienkiller:innen
- Dexter-Vibes
- moralisch graue Hauptfigur
- detaillierte Beschreibungen von Gewalt
- Rachemotiv
- Jeder-misstraut-jedem-Thriller
- Thematisierung von sexualisierter Gewalt

Meine Rezension

„Will Bachmann trinkt zu viel und hängt mit Leuten rum, die nicht auf ihn aufpassen. Will Bachmann hat einige Fehler gemacht. Will Bachmann hat noch 60 Tage zu leben.“ E-Book, Position 234

Das Debüt von Vera Kurian wollte ich vor allem deshalb lesen, weil ich die Idee frisch und originell fand und außerdem mehr über das spannende Thema „Psychopathie“ erfahren wollte. Hätte ich die Rezensionen im Vorhinein gelesen, hätte ich gewusst, dass die Leser:innen-Meinungen durchwachsen sind, und hätte ich in die Zukunft schauen können, hätte ich gewusst, dass sich meine mittelmäßige Bewertung dort perfekt einreihen wird.

Doch zuerst zu den Stärken des Buches. Auf ganzer Linie überzeugen konnten mich die spannende Prämisse (wie gesagt) und die Art, wie sich der Plot entwickelt. Da gab es doch die eine oder andere unerwartete Wendung, die mich eiskalt erwischt hat. Die Geschichte hatte eindeutig Dexter-Vibes, weil einen die manipulative, eiskalte, moralisch dunkelgraue Protagonistin mit ihren Racheplänen sofort für sich einnimmt. Denn auch wenn man wie ich im echten Leben ganz klar gegen Selbstjustiz ist, versteht man Chloes Motive und denkt beim Lesen (tut ja niemandem weh): Dieser Vergewaltiger Will hat es doch irgendwie verdient!

„Ich habe noch nie jemanden wie mich kennengelernt. Doch wenn es irgendwann passiert, denke ich, dass es wie die Begegnung zweier Wölfe in der Nacht sein wird, die sich beschnüffeln und den anderen als Jagdgefährten erkennen.“ E-Book, Position 113

Auch die Einblicke in die Innenwelt und Gedanken der Psychopath:innen (es gibt mehrere Perspektiven) fand ich äußerst spannend und interessant – da wird schnell mal ein bei einem Autounfall verbrannter Junge als „knusprig gebratener kleiner Sche+ßer“ beschrieben. Derart empathielose, pietätlose Formulierungen muss man mögen oder zumindest aushalten können, wenn man mit diesem Buch seinen Spaß haben will. Sehr gut gefallen hat mir auch das gegenseitige Misstrauen, das sich die Studienteilnehmer:innen entgegenbringen, weil man ja nie wissen kann, wie gefährlich die andere Person ist. So etwas liebe ich ja in Büchern! Eine kleine Liebesgeschichte wurde auch eingebaut, die fand ich eigentlich ganz nett – mehr aber auch nicht.

Leider gab es aber auch ein paar Aspekte, die mich enttäuscht haben. Das begann schon mit dem sehr einfachen, nichtssagenden, sich wiederholenden Schreibstil – der wohl auch schuld daran ist, dass das Buch trotz guter Themenwahl (Leben als Psychopath:in, Trauma, Rache, Freundschaft) leider bis zum Ende sehr oberflächlich bleibt. Außerdem gab es (liegt wohl an der Übersetzung) immer wieder Fehler bei der Zeitenfolge, die mich ziemlich gestört haben. Und auch wenn das Buch stellenweise wirklich atmosphärisch dicht und sehr spannend ist (vor allem im ersten Drittel, auch durch den Countdown bis zum geplanten Mord), gibt es im Mittelteil einige lange Durststrecken, in denen der Spannungsbogen einbricht und in denen die Handlung nicht von der Stelle kommt. Aus diesem Grund habe ich das Buch auch immer wieder weggelegt und sehr lange für die Lektüre gebraucht – weil es mich einfach nicht gefesselt hat. Aus der grandiosen Grundidee hätte man so viel mehr machen können! Hier wurde sehr viel Potential verschenkt. Das Verhalten der Hauptfigur und den Schluss fand ich zudem teils unglaubwürdig.

Etwas ratlos lässt mich die feministische Analyse zurück: Auf scharfsinnige, kritische Kommentare darüber, wie (schlecht) Frauen in unserer Gesellschaft behandelt werden, folgen immer wieder extrem unreflektierte sexistische, Frauen objektifizierende und toxische Bemerkungen und extrem viele gegenderte Beleidigungen (Schl+mpe, F+tze, B+tch, H+re). Meine Vermutung ist, dass die feministischen Stellen bewusst eingebaut wurden, der Autorin ihre verinnerlichte Misogynie aber eben NICHT bewusst war, wodurch sie immer dann durchkommt, wenn sie sich nicht darauf konzentriert hat. Hier hoffe ich natürlich, dass Vera Kurian bis zu ihrem nächsten Buch dazulernt – es wäre dringend nötig!

Mein Fazit

„P. S. Morgen bist du tot“ ist ein Thriller mit einer richtig coolen Grundidee, der sein Potential aber leider nicht nutzen kann (Spannungseinbrüche, oberflächlich, enttäuschender Schreibstil)! Aus dieser Geschichte hätte man so viel mehr machen können! Deswegen bin ich insgesamt etwas enttäuscht und spreche (auch wegen der teilweise sehr sexistischen Aussagen der Protagonistin) keine Leseempfehlung aus. Es gibt dort draußen bessere und vor allem feministischere Thriller – lest lieber die!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 3 Sterne
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 2,5 Sterne
Umsetzung: 3 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 4 Sterne
Ende: 2 Sterne
Schreibstil: 2 Sterne
Protagonistin: 3 Sterne
Figuren: 3 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 2 Sterne
Einzigartigkeit: 3 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir drei Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2023

Roman mit Humor und Tiefe, aber auch Längen!

Die Geschichte von Kat und Easy
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nach fast 50 Jahren treffen sich 2 Jugendfreundinnen in Griechenland wieder. Vieles blieb damals ungesagt, ein Unfall hat alles verändert. Werden die 2 Frauen endlich ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nach fast 50 Jahren treffen sich 2 Jugendfreundinnen in Griechenland wieder. Vieles blieb damals ungesagt, ein Unfall hat alles verändert. Werden die 2 Frauen endlich den Mut aufbringen, miteinander zu reden und die Geheimnisse von damals offenzulegen?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Ich-Erzählerin, Präteritum und Futur
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel

Inhaltswarnung: Alkohol, Drogen, Tod von Menschen
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen (dieser Abschnitt ist inspiriert von @sassthxtic auf Lovelybooks):

- Jugend in den 70er-Jahren
- erste Liebe
- Urlaub in Griechenland
- alte Freund*innen treffen sich nach langer Zeit wieder
- Schilderungen von Drogenkonsum
- Beziehungen und Unausgesprochenes im Fokus
- Geschichten, die langsam ins Rollen kommen


Meine Rezension

„Kat hat die Macht. Sie hat die Macht, Wörter zum Leuchten zu bringen und Räume mit ihrer Wut zu verpesten.“ E-Book, Position 27

Bei diesem Buch haben mich damals tatsächlich die ersten Sätze der Leseprobe so neugierig gemacht, dass ich es unbedingt lesen musste, ohne auch nur eine Rezension dazu gesehen zu haben. Obwohl die Geschichte eher kurz ist, musste ich sie allerdings dreimal beginnen, weil ich davor irgendwie nie über das erste Kapitel hinausgekommen bin. Da aber bekanntlich aller guten Dinge drei sind, kommt nun endlich meine Rezension!

„Easy hat keine Angst, Easy ist sicher, dass immer einer neben ihr stehen wird, um sie aufzufangen.“ E-Book, Position 418

Für mich ist „Die Geschichte von Kat und Easy“ ein Buch, das man durchaus als leichte Sommerlektüre zwischendurch lesen kann, aber sicher nicht gelesen haben MUSS. Gefallen haben mir an diesem Roman der locker-leichte, flüssig lesbare Schreibstil, der Humor, der mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat (besonders die Szenen mit Lothar als fünftes Rad am Wagen waren wirklich witzig), und die unausgesprochenen Dinge und Geheimnisse von damals, die in der Gegenwart nach und nach aufgedeckt werden.

Wissen muss man hierbei, dass das letzte Viertel der mit Abstand stärkste Teil des Buches ist, weil sich die zuvor oberflächliche, irgendwie banale Geschichte dort in etwas Besseres, Spannenderes, Tiefgründigeres verwandelt, was ich sehr mochte und mich auf den letzten Seiten auch berührt hat. Das liegt sicher auch daran, dass einem die Figuren zwar erst ganz am Ende (vorher bleiben sie einem zu fern), aber eben doch irgendwie ans Herz wachsen, besonders Fripp. ♥

„Wenn wir gelassen altern wollen, müssen wir gute Verliererinnen werden und das Loslassen lernen.“ E-Book, Position 1230

Leider muss man ziemlich geduldig sein, um es überhaupt so weit zu schaffen, da der Roman immer wieder Längen und Durststrecken bereithält. Ich glaube auch, dass Menschen, die selbst in den 70ern ihre Jugend erlebt haben, aus Nostalgiegründen mehr Freude mit „Kat und Easy“ haben werden – mich aber als Kind der 90er konnten die ziemlich ausführlichen Schilderungen von banalen Jugendsorgen und Drogenkonsum über weite Strecken leider nicht wirklich fesseln. Dafür konnte ich nicht tief genug in diese Zeit eintauchen, dafür waren die Beschreibungen einfach nicht atmosphärisch genug. Da habe ich schon deutlich bessere Bücher über diese Zeit gelesen. Aus feministischer Sicht bin ich leider auch nicht ganz zufrieden, weil doch einige Rollenklischees und Geschlechterstereotype in der Geschichte vorkommen.


Mein Fazit

„Die Geschichte von Kat und Easy“ ist meiner Meinung nach vor allem ein Buch für die ehemaligen (und bestenfalls nostalgischen) Jugendlichen der 70er und für geduldige Leser_innen, die auf der Suche nach einer eher leichten Sommerlektüre für zwischendurch sind, die erst am Ende wirklich in die Tiefe geht. Mich hat die Geschichte stellenweise gut unterhalten, stellenweise sehr berührt (vor allem im letzten Viertel), stellenweise aber auch ziemlich gelangweilt. Für mich ist es deshalb ganz klar ein Roman, den man lesen kann, aber sicher nicht gelesen haben muss.

Bewertung

Cover / Aufmachung: 3 Sterne
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 3 Stern
Ende: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 4 Sterne
Humor: 5 Sterne ♥
Protagonistinnen: 3,5 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 3 Sterne
Einzigartigkeit: 2 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!

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