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Veröffentlicht am 08.02.2021

Gute Grundidee, Feminismus und starke Heldin, aber leider enttäuschende Umsetzung!

River of Violence
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Als kleines Kind hat Harley zum ersten Mal gesehen, wie ihr Vater, ein mächtiger Drogenbaron, einen Menschen tötet. Gewalt, Drogen Revierkämpfe – in Gefahr zu sein, ist ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Als kleines Kind hat Harley zum ersten Mal gesehen, wie ihr Vater, ein mächtiger Drogenbaron, einen Menschen tötet. Gewalt, Drogen Revierkämpfe – in Gefahr zu sein, ist für Zwanzigjährige Alltag. Mithilfe von harten Lektionen wird sie von ihrem Vater auf ihre Zukunft vorbereitet – denn eines Tages soll sie seine Nachfolgerin werden…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: +/- Es wird gejagt, ein Hirsch wird angeschossen und danach getötet, es gibt einen leichten Fall von Tierquälerei (die Hunde können aber gerettet werden), Fleisch wird gegessen.
Triggerwarnung: Gewalt, Tod von Tieren, Tod von Menschen, Folter, Gewalt gegen Frauen und Kinder, sexualisierte Gewalt (Vergewaltigung, Belästigung, Missbrauch von Kindern), Blut, Übergeben, Krankheit, Rape Culture, Rassismus, Sexismus, Sucht, Drogen, Alkohol;

Warum dieses Buch?

Der Klappentext klang spannend und nach einer starken, mutigen Protagonistin!

Meine Meinung

Einstieg (2 Lilien)

„Ich bin acht, als ich zum ersten Mal erlebe, wie mein Daddy einen Mann umbringt. […]
Auf irgendeine Art musste ich es ja erfahren. Was er war. Und was ich werden würde.“ “ E-Book, Position 22 & 61

Im ersten Kapitel sehen wir durch Harleys Augen, wie ihr Vater einen Menschen tötet – und das ist natürlich spannend. Ab da ging es leider bergab – bis ich dann wirklich im Buch angekommen war und in die Geschichte gefunden hatte, dauerte es bis weit über die Hälfte.

Schreibstil (2 Lilien)

Mit Tess Sharpes Schreibstil konnte ich mich leider bis zum Ende nicht anfreunden. Ich habe an sich nichts gegen eine einfache und schnörkellose Sprache, aber den Erzählstil fand ich irgendwie uninspiriert, langweilig und lieblos. Er hat es nicht geschafft, mich mitzureißen – und wenn ich den Schreibstil nicht mag, hat es ein Buch bei mir schwer.

Idee, Ausführung & Themen (2 Lilien)

„‘Er will mich doch bloß beschützen.‘
‚Es liegt nur an ihm, dass du überhaupt in Gefahr bist, Harley‘, gibt Jake leise zurück.“ E-Book, Position 2717

An „River of Violence“ bin ich eigentlich ohne große Erwartungen herangegangen. Trotzdem hat mich das Buch leider sehr enttäuscht. Das lag unter anderem auch seinem Aufbau. Das Buch besteht nämlich zur Hälfte aus Rückblenden. Nun bin ich generell kein riesengroßer Fan von Rückblenden, aber wenn sie gut gemacht sind, habe ich nichts dagegen. Das Problem bei „River of Violence“ ist allerdings, dass die Rückblenden nicht nur zu zahlreich sind, sondern dass die verschiedenen Episoden aus Harleys Leben nicht chronologisch erzählt werden; sie ist z. B. in einem Kapitel 16, im nächsten aber 5. Die Zeitstruktur ist dadurch verwirrend (man weiß irgendwann nicht mehr, was Harley wann schon erlebt hat und was erst in der Zukunft passiert) und es gelingt nicht, eine Verbindung zur jungen Harley aufzubauen. Zudem behandeln fast alle Rückblenden sehr ähnliche Situationen (Harley wird von irgendeinem Mann bedroht oder gerät in eine gefährliche Situation), wodurch es auch zu vielen Wiederholungen kommt, die bei mir wiederum zu Langeweile geführt haben.

Generell hat das Buch für seinen Seitenumfang wenig Handlung, was die Geschichte zäh macht. Man hätte es wahrscheinlich um die Hälfte kürzen können und es wäre trotzdem nichts Wichtiges verloren gegangen. Dass das Buch stellenweise sehr blutig und brutal ist, stört mich überhaupt nicht, denn wer den Klappentext gelesen hat, weiß, worauf er sich einstellen muss: auf ein knallhartes Leben im kriminellen Milieu. Leider waren mir viele Stellen einfach „too much“, oft wurde so dick aufgetragen, dass ich das Buch nicht mehr ernst nehmen konnte bzw. die Authentizität verloren ging. Hier wäre weniger mehr gewesen. Das wird auch beim Blick auf die lange Trigger-Liste deutlich.

Ich habe die Geschichte gemeinsam mit einer Blogger-Kollegin gelesen und eigentlich nur deshalb bis zum Schluss durchgehalten. Bis weit über die Hälfte habe ich mit der zähen und langweiligen Geschichte gekämpft und permanent überlegt, sie abzubrechen. Den Spannungsbogen habe ich meist vergeblich gesucht. Die Genre-Bezeichnung „Thriller“ ist hier meiner Meinung absolut falsch gewählt.

„River of Violence“ hat natürlich aber auch Stärken! Dass die Umsetzung nicht so gut gelungen ist, ist sehr schade, da die Grundidee sehr gut ist und viel Potential hatte. Auch die Themen des Buches (Erwachsenwerden, Emanzipation von der Familie, Mut, Freundschaft, Verantwortung, Liebe, schwere Entscheidungen, schwierige Beziehung zu den Eltern) und ihre teilweise sogar tiefgründige Umsetzung konnten mich überzeugen. Zudem enthält das Buch durchaus einzelne starke, gelungene Momente und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer mehr. Das letzte Viertel mit seinen unerwarteten Wendungen und seiner endlich aufkeimenden Spannung war für mich der beste Teil des Buches – und auch das Ende hat mir gefallen.

Protagonistin & Figuren (4 Lilien & 3 Lilien)

„Vielleicht wäre ja Entsetzen, bei jeder Frau, bei jeder Prellung, jeder Platzwunde, die angemessene Reaktion.
Vielleicht ist ein unempfindliches Herz nicht die Lösung, sondern das Problem.“ E-Book, Position 501

Die Protagonistin Harley war mir vor allem in der ersten Hälfte ein Dorn im Auge. Ich empfand sie als unsympathisch und scheinheilig. Es hat lange gedauert, bis ich angefangen habe, sie zu verstehen, mit ihr mitzufühlen und mich mit ihr anzufreunden. Meine liebste Hauptfigur aller Zeiten ist sie zwar immer noch nicht, aber: Am Ende des Buches fand ich sie ziemlich cool und habe sie anfeuert und ihr für ihren Mut applaudiert.

Die anderen Figuren sind verschieden gut gelungen. Es gibt komplizierte, interessante Personen, die sich nicht wirklich in Gut und Böse einteilen lassen (wie Harleys Vater), aber auch Charaktere, die sehr blass und flach bleiben. Wer übrigens ein Buch mit sympathischen Leuten sucht, ist hier definitiv an der falschen Adresse. Außer Will, Brooke und Jake mochte ich eigentlich niemanden – und wenn plötzlich alle gestorben wären außer Harley und Jake (der ist echt mein Favorit!), ich hätte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, so egal war mir das Schicksal der meisten Figuren.

Spannung (1 Lilie) & Atmosphäre (3 Lilien)

Da ich mich stellenweise so durchs Buch gequält habe, kann ich leider nicht mehr als eine Lilie für die (fehlende) Spannung vergeben.

Die bedrohliche Atmosphäre im Buch fand ich stellenweise durchaus gelungen, auch wenn manche Orte und Szenen schon recht klischeehaft beschrieben wurden.

Feministischer Blickwinkel (4 Lilien)

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schla+++, Fo+++, Hu++, Miststück, Bitch, Bordsteinschwalbe

„‘Die wichtigste Lektion war: Sogar ein Mann, der dich liebt und der sein ganzes Leben damit zugebracht hat, etwas Starkes und Mächtiges aus dir zu machen, sogar dieser Mann wird dich höllisch unterschätzen, nur weil du eine Frau bist.‘“ E-Book, Position 22

Ich würde „River of Violence“ insgesamt als feministisches Buch bezeichnen und zwar vor allem wegen seiner starken, mutigen, intelligenten Protagonistin, die gegen häusliche Gewalt kämpft und sich in einer Welt aus toxischer Männlichkeit behaupten muss und das auch schafft. Harley ist eine Heldin, die nicht gerettet werden muss, sondern die sich selbst rettet! Der Thriller enthält viele „empowernde“ und feministische Sätze, kritisiert Sexismus, weibliche Unterdrückung und (sexualisierte) Gewalt, besteht den Bechdel-Test und zeigt, wie eine Frau zur knallharten Herrscherin über ein Drogenimperium erzogen wird. Mit „River of Violence hat Tess Sharpe also zumindest diesbezüglich sehr viel richtig gemacht – dafür gibt es von mir ein großes Lob und eine halbe Lilie extra.

Manches hat mich aber auch gestört: Das waren zum einen die unzähligen Szenen, in denen Frauen bedroht, verletzt, belästigt oder vergewaltigt wurden, die ausufernden frauenfeindlichen Beleidigungen (irgendwann habe ich aufgehört, zu zählen) und die Tatsache, dass gefühlt 90% der Männer in diesem Buch ungepflegte, dumme Sexisten sind, die ständig Frauen schlagen und/oder vergewaltigen. Ein paar Szenen hätten hier doch gereicht, um das Problem zu verdeutlichen, hier hätte also nicht (gefühlt) alle zwei Seiten eine Frau beim Leiden gezeigt werden müssen.

Mein Fazit

„River of Violence“ konnte mich leider nicht überzeugen. Das lag am langweiligen, lieblosen Schreibstil, der kaum vorhandenen Spannung, den unsympathischen, teilweise blassen Figuren, der spärlichen Handlung, den vielen Rückblenden (mit sich wiederholendem Inhalt) und daran, dass in einigen Szenen zu dick aufgetragen wurde. Die Stärken des Buches – seine interessanten Themen, die teilweise sogar tiefgründige Umsetzung, die starke, mutige Protagonistin und der deutlich spürbare Feminismus – können die Schwächen nicht ausgleichen. „River of Violence“ konnte das Potential einer guten Grundidee leider nicht nutzen, was sehr schade ist. Eine Leseempfehlung kann ich hier nur aus feministischer Sicht aussprechen, da mich das Buch ansonsten leider insgesamt enttäuscht hat.

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 2 Lilien
Umsetzung: 2,5 Lilien
Worldbuilding: 3 Lilien
Einstieg: 2 Lilien
Ende / Auflösung: 5 Lilien
Schreibstil: 2 Lilien
Protagonistin: 4 Lilien
Figuren: 3 Lilien
Spannung: 1 Lilie
Atmosphäre: 3 Lilien
Emotionale Involviertheit: 2 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 4 Lilien
Einzigartigkeit / Chance, dass ich das Buch nie vergessen werde: niedrig

Insgesamt:

❀❀,5 Lilien

Dieses Buch bekommt von mir zweieinhalb Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.01.2021

Liebevoll illustriertes Kinderbuch mit niedlicher Hauptfigur, aber fragwürdigen Botschaften!

Das kleine Stinktier Riechtsogut
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Inhalt

Stinktiere haben schon immer gestunken und werden auch immer stinken. Da scheinen sich alle Tiere einig zu sein. Doch das kleine Stinktier Riechtsogut sieht das anders: Es lieb es nämlich, sich ...

Inhalt

Stinktiere haben schon immer gestunken und werden auch immer stinken. Da scheinen sich alle Tiere einig zu sein. Doch das kleine Stinktier Riechtsogut sieht das anders: Es lieb es nämlich, sich zu waschen und sauber zu fühlen! Dafür erntet es viel Unverständnis.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: 3-5
Erzählweise: Figuraler Erzähler
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt oder getötet.
Triggerwarnung: -

Warum dieses Buch?

Der Titel hat mich in Kombination mir dem süßen Cover neugierig gemacht. Zudem mochte ich schon die „Bommel“-Reihe der Autorin und war gespannt, was sie sich hier wieder einfallen lassen hat.

Meine Meinung

Schreibstil (4 Lilien)

Dieses Kinderbuch ist in einem einfachen, leicht verständlichen Schreibstil verfasst, der auch für Kinder ab 3 Jahren gut geeignet ist. Es gibt zwar keine schwierigen Wörter, aber teilweise waren mir die Sätze ein wenig zu lang für diese Zielgruppe und manche Seiten wirkten durch den (recht umfangreichen) Text ein wenig überladen.

Geschichte / Inhalt (2,5 Lilien)

„‘Ein richtiges Stinktier stinkt doch für sein Leben gern!‘
‚Ich wasche mich aber für mein Leben gern‘, wehrt sich das
kleine Stinktier.“ Seite 2

In Britta Sabbags Kinderbuch geht es um ein Kind, in diesem Fall ein Stinktier, das anders ist als die anderen und deshalb von der Gesellschaft und seinen Eltern schief angeschaut wird. Sehr gefallen hat mir, dass hier wichtige Themen wie Anderssein und Individualität angesprochen werden. Trotzdem konnten mich die Botschaften des Buches leider nicht ganz überzeugen. Erstens weil die Eltern lange nicht einmal versuchen, ihr Kind zu verstehen, und es alles vor ihnen verheimlichen muss. Und zweitens weil der Sprössling am Ende „praktischerweise“ entdeckt, dass er doch gerne stinkt und seine Individualität zugunsten von gesellschaftlicher Akzeptanz ein Stück weit aufgibt. Er stinkt also 6 Tage die Woche, am siebten gibt es einen Waschtag für alle Waldtiere – immerhin scheinen diese dann auch gefallen daran zu finden. Das ist mir allerdings eine zu einfache Lösung für den Konflikt, der mit dem Anderssein einhergeht! Mir hätte es besser gefallen, wenn die anderen Tiere das Stinktier einfach so akzeptiert hätten, wie es ist, und ihm trotzdem Liebe und Zuneigung gezeigt hätten. Für mich hat man hier die Gelegenheit verpasst, Kinder wissen zu lassen, dass es okay ist, anders zu sein, dass man trotzdem geliebt wird und dass Vielfalt etwas Schönes ist.

Drittens finde ich es in dieser Altersgruppe problematisch, das Stinken als etwas Positives darzustellen, da viele Kinder sich nicht waschen wollen und dieses Buch sie wohl darin bestätigt – nach dem Motto: Sich einmal in der Woche zu waschen ist mehr als genug! Die Zähne wollen aber jeden Tag geputzt, die Haare jeden Tag gebürstet werden etc. Ich finde die Botschaften, die das Buch vermittelt also insgesamt etwas fragwürdig und würde das Buch daher eher nicht weiterempfehlen.

Schade finde ich auch, dass das Lied, das am Ende im Buch abgedruckt ist, nicht (z. B. auf Yout…) frei zugänglich ist, wie es bei den „Bommel“-Büchern war. Hier müsste man sich das Hörbuch mit dem Song dazukaufen, was einfach zu teuer ist. Was sollen Eltern und Kinder also mit dem abgedruckten Text ohne Melodie anfangen? Hier hoffe ich, dass für das nächste Buch wieder eine bessere Lösung gefunden wird.

Figuren (4 Lilien)

Wie schon bei der „Bommel“-Reihe der Autorin steht auch dieses Mal ein sehr niedliches Tier im Mittelpunkt, das man nur gernhaben kann. Die Nebenfiguren (die Eltern, andere Tiere) fand ich insgesamt in Ordnung, auch wenn sie recht flach bleiben.

Illustrationen (5 Lilien ♥)

Die Illustrationen von Igor Lange konnten mich auf ganzer Linie überzeugen! Sie wurden offensichtlich mit viel Liebe gemalt und enthalten viele Details, die man gemeinsam mit dem Kind entdecken kann. Unter anderen hat das Stinktier einen kleinen Vogel zum Freund, den man auf jeder Seite suchen muss, was dem Zielpublikum sicher Spaß macht.

Geschlechterrollen (4 Lilien)

Ich habe das Stinktier als männlich gelesen (obwohl das Geschlecht nicht ganz eindeutig erkennbar ist). Gefallen hat mir hier, dass Geschlechterstereotypen gebrochen werden, indem das Stinktier sich gerne pflegt, wäscht und einparfümiert. Problematisch finde ich hingegen, dass dieses Buch den Bechdel-Test nicht besteht und dass die Mutter immer ein kleines bisschen „hysterischer“ (ich benutze das Wort hier absichtlich) dargestellt wird als der Vater.

Mein Fazit

Ein einfacher, leicht verständlicher Schreibstil, ein niedlicher Protagonist (der Genderstereotypen bricht), ein wichtiges Thema und liebevoll gemalte Illustrationen – lediglich die Botschaften, die das Buch vermittelt (man muss sich den Normen anpassen, muss sein Anderssein vor den Eltern verheimlichen, einmal in der Woche waschen reicht), fand ich fragwürdig und nicht überzeugend. Schade finde ich auch, dass das abgedruckte Lied nicht frei zugänglich ist und sich nicht von den Eltern und ihren Kindern angehört werden kann. Eine Empfehlung kann ich dieses Mal deshalb leider nicht aussprechen.

Bewertung

Idee: 4 Lilien
Geschichte / Inhalt: 2,5 Lilien
Ausführung: 3 Lilien
Schreibstil: 4 Lilien
Figuren: 4 Lilien
Illustrationen: 5 Lilien ♥
Rollenbilder: 4 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀ Lilien

Dieses Buch erhält von mir drei Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2021

Zwar kein Jahreshighlight, aber ein gelungener, ruhiger Roman mit unerwarteten Wendungen, Tiefe und komplexer, faszinierender Protagonistin!

Zugvögel
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

In einer Welt, in der das Artensterben seinen Höhepunkt erreicht hat, folgt eine Vogelforscherin auf einem Fischerboot mit exzentrischer Besatzung den letzten Küstenseeschwalben ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

In einer Welt, in der das Artensterben seinen Höhepunkt erreicht hat, folgt eine Vogelforscherin auf einem Fischerboot mit exzentrischer Besatzung den letzten Küstenseeschwalben auf ihrem langen und beschwerlichen Weg in die Antarktis. Doch Franny strebt nicht nur einem Ziel entgegen, sie versucht auch vor ihrer Vergangenheit zu fliehen – doch vor Gefühlen kann man nicht weglaufen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens & Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: +/- Es geht zwar um Fischfang, trotzdem werden keine Fische getötet. Das Artensterben wird jedoch detailliert thematisiert. Es sterben ein Reiher (ertrinkt), Seeschwalben (ertrinken) und ein Hund (erschossen, wird nicht im Detail beschrieben). Die Protagonistin ist dafür eine große Tierfreundin und lebt vegetarisch.
Triggerwarnung: Psychische Krankheiten (Depression, Suizidgedanken, Panikattacken), Fehlgeburt, Tod von Tieren, Tod von Menschen, sexualisierte Gewalt (drohende Vergewaltigung);

Warum dieses Buch?

Neugierig gemacht haben mich hier der interessante Klappentext, das Lob der KritikerInnen und die vielen begeisterten Rezensionen.

Meine Meinung

Einstieg (4 Lilien)

„Die Tiere sterben. Bald sind wir hier ganz allein.“ E-Book, Position 22

Schon die ersten Sätze dieses Romans verursachten bei mir eine Gänsehaut. Der Einstieg ist mir relativ gut gelungen, bei etwa 10% des Buches fühlte ich mich in der Geschichte angekommen.

Schreibstil (5 Lilien)

„Meine Seeschwalbe erhebt sich als Erste. Inzwischen nenne ich sie nur noch ‚meine‘, denn sie hat sich in mich hineingebohrt und ihr Nest in meinem Brustkorb gebaut.“ E-Book, Position 1073

Den Schreibstil der Autorin habe ich als sehr flüssig und angenehm empfunden. Sie schreibt relativ einfach, aber verleiht ihren Sätzen dennoch Tiefe. Kurioser Humor, gelungene Vergleiche und anschauliche Naturbeschreibungen machen das Lesen hierbei zum Genuss. Wer eine schöne Stelle aus dem Buch zitieren will, tut sich schwer damit, sich zu entscheiden.

Idee, Ausführung & Themen (4 Lilien)

„‘Wir rotten sie aus. Lebewesen, die gelernt haben, alles und jedes zu überleben, alles, nur nicht uns.‘“ E-Book, Position 753

Im Vorhinein habe ich viele Lobeshymnen auf dieses Buch gelesen – für viele LeserInnen war es sogar ein Jahreshighlight. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch. „Zugvögel“ blieb leider etwas dahinter zurück. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Trauer, Fernweh, Liebe, Freundschaft, die Flucht vor der Vergangenheit, der Zerstörungstrieb der Menschheit und das Artensterben, das in dieser dystopischen Zukunft beängstigende Ausmaße annimmt. ForscherInnen versuchen verzweifelt die wichtigsten Wildtiere zu retten – größtenteils erfolglos. Unweigerlich fragt man sich mit Sorge, ob wir auch einmal an diesem Punkt landen werden. Das Buch macht auf jeden Fall nachdenklich. Ohne Frage, „Zugvögel“ ist ein gelungener, ruhiger dystopischer Roman mit überraschenden Wendungen, der seine Themen tiefgründig und atmosphärisch behandelt und mit seinen emotionalen und tragischen Momenten berührt. Zudem überzeugen die interessante zeitliche Struktur mit vielen Rückblenden (wer das nicht mag, ist hier definitiv an der falschen Adresse!) und die ungewöhnliche Liebesgeschichte.

Wenn das jetzt klingt, als würde noch ein Aber kommen, dann liegt das wahrscheinlich daran, dass auch eines kommt. „Zugvögel“ hat mir gut gefallen, ABER es hat mich nicht so begeistert wie viele andere LeserInnen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich es über einen längeren Zeitraum gelesen habe, aber der Roman hat mich nicht so mitgerissen und emotional erreicht, wie ich mir das gewünscht hätte. Er hat sich nicht in mein Gedächtnis eingebrannt, ist für mich kein unvergessliches Lieblingsbuch. Manches habe ich jetzt schon (wenige Wochen nach dem Lesen) nur noch verschwommen in Erinnerung. Das ist aber Kritik auf hohem Niveau, eine Leseempfehlung erhält „Zugvögel“ deshalb natürlich trotzdem!

„‘Die Fische werden zurückkehren‘, sagt Ennis unvermittelt.
‚Nein, werden sie nicht. Nicht, solange es Menschen gibt.‘
‚Das sind doch immer Zyklen…‘
‚Es ist ein Massensterben, Ennis. Sie kommen nicht mehr zurück.‘“ E-Book, Position 2051

Protagonistin & Figuren (5 Lilien ♥ & 3,5 Lilien)

„Mam sagte immer, in den Seiten eines Romans lebe die einzige Schönheit, die die Welt zu bieten habe. Den Tisch deckte sie mit Tellern, Gläsern und Büchern.“ E-Book, Position 169

Die tierliebende und intelligente Franny hat mir als starke und komplexe Protagonistin mit ihren authentischen Stärken und Schwächen und ihrem unglaublichen Willen, ihr Ziel zu erreichen, sehr gut gefallen. Ihre Innenwelt wird intensiv geschildert, sodass es mir leichtgefallen ist, mit ihr mitzufühlen. Im Laufe des Romans ist sie mir daher auch sehr ans Herz gewachsen.

Die anderen Figuren konnten mich hingegen, trotz der Versuche der Autorin, sie uns als LeserInnen näher zu bringen und dreidimensional zu zeichnen, nicht auf ganzer Linie überzeugen. Da blieb immer eine gewisse Distanz, ich kam irgendwie nicht an sie heran, fand manche auch etwas blass. Trotzdem ist die Besatzung eine bunte, exzentrische Truppe, die mir in ihrer Gesamtheit gut gefallen hat (nur einzeln betrachtet offenbaren sich Schwächen).

Spannung (3,5 Lilien) & Atmosphäre (4 Lilien)

„Zugvögel“ hat sie durchaus, seine spannenden Momente. Insgesamt handelt es sich hier jedoch um ein relativ stilles Buch, das seinen Fokus auf die inneren Vorgänge von Franny legt. Im Mittelteil trat der Roman etwas auf der Stelle und hat sich für mich daher ein wenig gezogen.

Sehr gefallen haben mir dafür die atmosphärischen und teilweise auch beklemmenden Beschreibungen des Alltags auf dem Boot, des Massensterbens der Tiere und der Natur selbst.

Feministischer Blickwinkel (5 Lilien ♥)

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schla+++, F++++

„Franny Stone trifft eine Entscheidung, sagte er, und das Universum fügt sich.“ E-Book, Position 1681

Trotz zwei frauenfeindlicher Beleidigungen stufe ich diesen Roman als feministisch ein! „Zugvögel“ besteht ohne Zweifel den Bechdel-Test, enthält starke, mutige und beruflich erfolgreiche weibliche Figuren (auch wenn die Männer in der Überzahl sind) und kritisiert Sexismus. Zudem präsentiert das Buch eine Beziehung, die ich als sehr modern und feministisch wahrgenommen habe, und bricht immer wieder mit Geschlechterstereotypen, was mir sehr gut gefallen hat. Auch LGBT-Themen werden angesprochen. Ich bin jedenfalls rundum zufrieden und kann der Autorin nur ein großes Lob aussprechen!

Mein Fazit

Ohne Frage, „Zugvögel“ ist ein gelungener, ruhiger dystopischer Roman mit einem wunderbaren Schreibstil und vielen überraschenden Wendungen, der seine Themen tiefgründig behandelt und mit seinen emotionalen und tragischen Momenten berührt. Zudem überzeugen die interessante zeitliche Struktur und die ungewöhnliche Liebesgeschichte. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, allerdings hat es mich nicht so begeistert und emotional mitgerissen wie viele andere LeserInnen. Es hat sich leider nicht in mein Gedächtnis eingebrannt, ist für mich kein unvergessliches Lieblingsbuch. Mir waren die Nebenfiguren etwas zu blass und der Mittelteil zog sich ein wenig für mich. Wenn ihr Lust auf eine tiefgründige Dystopie habt, dann begleitet Franny auf ihre langen Reise, die vielleicht nicht nur sie, sondern auch euch verändert zurücklassen wird. Von mir gibt es für diese feministische Geschichte jedenfalls eine Leseempfehlung!

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Lilien
Umsetzung: 4 Lilien
Worldbuilding: 5 Lilien ♥
Einstieg: 4 Lilien
Ende / Auflösung: 4 Lilien
Schreibstil: 5 Lilien
Protagonistin: 5 Lilien ♥
Figuren: 3,5 Lilien
Spannung: 4 Lilien
Atmosphäre: 5 Lilien ♥
Emotionale Involviertheit: 4 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 5 Lilien ♥
Einzigartigkeit / Chance, dass ich das Buch nie vergessen werde: mittel

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir vier Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2020

Solides Kinderbuch mit schöner Botschaft, aber etwas ungünstig gewähltem Reimschema!

Zusammen sind wir nie allein
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Inhalt

Dieses Buch erzählt, wie verschiedene Tiermütter mit ihren Kindern (Hase, Wolf, Vogel, Maus) den kalten, grauen Winter verbringen.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: ...

Inhalt

Dieses Buch erzählt, wie verschiedene Tiermütter mit ihren Kindern (Hase, Wolf, Vogel, Maus) den kalten, grauen Winter verbringen.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: 4+
Erzählweise: Ich-Erzähler, Wir-Erzähler, Gedichtform
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt oder getötet. Hasen werden allerdings von Wölfen gejagt und dieser Kampf ums Überleben schwingt schon mit.
Triggerwarnung: -

Warum dieses Buch?

Der Titel und das Cover haben mir auf Anhieb gefallen, deshalb wollte ich mir dieses Kinderbuch nicht entgehen lassen. Ich bin ja immer auf der Suche nach empfehlenswerten Geschichten für die zukünftigen Kinder in meinem Leben.

Meine Meinung

Schreibstil (3 Lilien)

„Zusammen sind wir nie allein“ ist interessanterweise nicht in Prosa, sondern in Gedichtform verfasst. Das einfache Vokabular ist dabei für die Zielgruppe (ab 4 Jahre) sehr gut verständlich. Generell mag ich gereimte Kinderbücher sehr gern, da dieses Spielerische, Lyrische Kindern normalerweise gefällt und sie sich so die Geschichte auch leichter einprägen können.

Hier ist jedoch das Reimschema ungünstig gewählt. Manche Zeilen bleiben nämlich ungereimt, und der zum ersten Vers passende Reim kommt immer erst am Schluss, was für die Zielgruppe meiner Meinung nach zu spät ist. Die Verbindung kann dann wahrscheinlich nicht mehr so leicht geknüpft werden. Aufgrund des Reimschemas wirkt der Text auch holprig beim Vorlesen. Hier wurde leider Potential verschenkt.

Geschichte / Inhalt (4 Lilien)

„‘Der Wind wird kalt, die Tage grau.
Drum bau‘n wir uns ein warmes Nest.
Regendicht und winterfest.‘
‚Aus Moos und Stroh?‘
‚Genau.‘“ Seite 7

An der Oberfläche behandelt dieses Kinderbuch, wie verschiedene Tierarten den Winter verbringen. Dabei entspricht nicht immer alles den Fakten (Wölfe z. B. bekommen ihre Jungen im Frühling und nicht im Winter/Herbst), daher sollte das Buch weniger als reines Sachbuch und mehr als Mischung aus Geschichte, Poesie und Sachbuch gesehen werden. Auf einer tieferen Ebene geht es aber auch um Geborgenheit und darum, dass Kinder nie allein sind, sondern dass sie immer von ihren Eltern beschützt werden. Diese Botschaft hat mir sehr gut gefallen!

Für das empfohlene Alter (4+) ist das Kinderbuch meiner Meinung nach gut geeignet – auch wenn die Schilderungen der Angst und des Überlebenskampfes (unter anderem gibt es einen Perspektivwechsel vom Hasen, der gejagt wird, zum Wolf, der ihn jagt) sensible Kinder überfordern oder traurig machen könnten. Hier ist es wichtig, mit dem Kind über seine Gefühle zu sprechen und zu erklären, warum sowohl der Hase als auch der Wolf eine wichtige Funktion in der Natur haben. „Zusammen sind wir nie allein“ endet schließlich positiv und hoffnungsvoll mit dem anbrechenden Frühling, was ich schön finde.

Figuren (4 Lilien)

Die kleinen Tierkinder und ihre Mütter sind niedlich anzusehen, aber bleiben aufgrund ihrer kleinen Rolle etwas farblos, was hier aber nicht wirklich stört. Loben möchte ich, dass auch Fleischfresser wie der Wolf erfrischenderweise nicht verteufelt werden.

Illustrationen (3,5 Lilien)

Die Wasserfarben-Illustrationen haben mir nicht durchgehend gleich gut gefallen. Manche (wie zum Beispiel die mit den Mäusen), fand ich zauberhaft und schön, andere (wie zum Beispiel die Jagd der Wölfe) etwas leer und nichtssagend.

Geschlechterrollen (3 Lilien)

Wie es im Tierreich üblich ist, kümmern sich hier nur die Mütter um ihren Nachwuchs. Um veralteten Geschlechterrollen entgegenzuwirken, kann man erklären, dass das bei Menschen anders ist oder man kann gezielt auch andere Bücher vorlesen, in denen auch Väter eine Rolle bei der Kinderbetreuung und -erziehung spielen.

Mein Fazit

„Zusammen sind wir nie allein“ ist ein solides Kinderbuch mit schöner Botschaft, aber auch kleineren Schwächen beim Schreibstil (ungünstiges Reimschema) und bei den Illustrationen (manche wirken etwas leer und nichtssagend). Für das empfohlene Alter (4+) ist das Buch meiner Meinung nach geeignet. Umgehauen hat es mich zwar nicht, aber es hat mir insgesamt doch gut gefallen. Daher gibt es von mir 4 Lilien und eine Leseempfehlung!

Bewertung

Idee: 4 Lilien
Geschichte / Inhalt: 4 Lilien
Ausführung: 4 Lilien
Schreibstil: 3 Lilien
Figuren: 4 Lilien
Illustrationen: 3,5 Lilien
Rollenbilder: 3 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch erhält von mir knappe vier Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2020

3,5*: Interessantes Sachbuch mit wunderschönen Illustrationen – leider nur bedingt für die Zielgruppe (3+) geeignet !

Das Faultier und die Motte
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Inhalt

In diesem Buch stehen Symbiosen und Freundschaften im Tierreich im Mittelpunkt – eingerahmt von einer kleinen Geschichte um einen unzufriedenen Kater auf Wanderschaft.

Übersicht

Einzelband oder ...

Inhalt

In diesem Buch stehen Symbiosen und Freundschaften im Tierreich im Mittelpunkt – eingerahmt von einer kleinen Geschichte um einen unzufriedenen Kater auf Wanderschaft.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: 3+
Erzählweise: Ich-Erzähler, Sachbuchstil, Präsens
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt oder getötet. Lediglich die Strategien der Beutegreifer werden kurz erläutert. Mich freut es übrigens sehr, dass in diesem Buch einmal keine Katze alleine gehalten wird – so muss das sein, da Katzen in Einzelhaltung unglücklich sind.
Triggerwarnung: -

Warum dieses Buch?

Ich liebe die Illustrationen von Emilia Dziubak, deshalb lasse ich mir auch keine ihrer Neuerscheinungen entgehen!

Meine Meinung

Geschichte / Inhalt (3 Lilien)

„PISTOLENKREBS und GRUNDEL – Die Grundel (ein Fisch) beschützt den Krebs. Der baut dafür die
gemeinsame Höhle.“ E-Book, Seite 4

Bei „Das Faultier und die Motte“ handelt es sich um ein bedingt kindgerechtes Sachbuch über das Tierreich, durch das ein Kater führt. Kleinen Kindern wird es sicher gefallen, die niedliche Katze auf jeder Seite zu suchen und durchs Buch zu begleiten. Thematisch stehen Symbiosen, die Liebe zwischen verschiedenen Tierarten (z. B. Esel und Pferd) und „Freundschaften“ (Zusammenarbeit) im Tierreich im Mittelpunkt. Beschrieben werden bekannte Symbiosen wie die Seeanemone und der Clownfisch, die Orchidee und der Pilz und der Kapuzineraffe und der Feigenbaum. Für Kinder wird jedoch das meiste neu sein – und auch ich konnte noch einiges dazulernen! Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Nyala-Antilope und der Pavian zusammenarbeiten, indem sie gegenseitig auf ihre Warnrufe hören? Kindern, die sich für Tiere, Biologie und die Natur interessieren (also so gut wie alle Kinder!) wird es Spaß machen, die verschiedenen Tierfreundschaften in diesem Buch zu entdecken. Auch die Botschaft am Ende, dass es zu Hause, wo man geliebt wird, doch am schönsten ist, hat mir sehr gut gefallen. Am Schluss gibt es noch einen Psycho-Test, mit dem man herausfinden kann, welcher Freundschaftstyp man ist, und ein Labyrinth, das zum Mitmachen animiert.

Ganz so begeistert wie von den anderen Büchern der Autorin, in denen meist herzerwärmende fiktive Geschichten erzählt werden, bin ich von diesem Sachbuch allerdings leider nicht. Das liegt daran, dass es auch Schwächen hat. Mein größter Kritikpunkt ist die schwierige Altersempfehlung. Einerseits soll das Buch für Kinder ab 3 Jahren geeignet sein, dafür ist der Text aber teilweise zu nüchtern, zu schwer verständlich und vermutlich auch nicht interessant genug. Der Psycho-Test mit seinen vielen Antwortmöglichkeiten scheint sich hingegen an Schulkinder zu richten. Andererseits sind die Informationen für ältere Kinder schon wieder zu oberflächlich und das Labyrinth viel zu leicht. Generell finde ich, dass das Buch vieles zu schnell und oberflächlich behandelt. Ich bin mir nicht sicher, ob da wirklich Begeisterung und Interesse geweckt werden können. Ich hätte es besser gefunden, sich hier auf weniger Aspekte zu konzentrieren und dafür mehr in die Tiefe zu gehen (z. B. mehr Bilder zu einer Symbiose). Insgesamt scheint das Buch für keine Altersgruppe so richtig geeignet zu sein, was ich schade finde. Die Idee, dass man mit dem Buch aufwächst, sich zuerst die Bilder anschaut und erst später mit dem Text beschäftigt, wie in manchen Rezensionen vorgeschlagen wurde, finde ich nicht schlecht. Das kann funktionieren.

Allerdings gibt es meiner Meinung nach bessere Sachbücher für kleine Kinder. Hier kann ich zum Beispiel meine letzte Lektüre, „Wenn es Winter wird im Wald“ von Marion Dane Bauer, wärmstens empfehlen. Dort werden Sachinformationen geschickt in eine herzerwärmende Geschichte eingebettet.

Schreibstil (3 Lilien)

„RAUPE DES AMEISENBLÄULINGS und AMEISE – Die Raupe des Ameisenbläulings lockt mit einem süßen Nektar Ameisen an und sondert eine Substanz ab, die die natürliche Aggressivität der Ameisen senkt. Die Ameisen halten die Raupe dadurch für eine Ameisenlarve, füttern sie und ziehen sie groß.“ E-Book, Seite 13

Der Schreibstil an sich hat mir trotz seiner Schwächen (siehe „Inhalt“) nicht schlecht gefallen. Die Bilder sind mit Nummern versehen, die dazu gehörende Erklärung findet sich in „Fußnoten“, also gesammelt in einem Textfeld, wodurch viel Platz für die Illustrationen bleibt. Die Informationen sind kurz und knapp, meist auch leicht verständlich. Fachbegriffe (wie z. B. Bestäubung) werden in einem eigenen Feld erklärt, manchmal sind jedoch trotzdem noch zusätzliche Erklärungen von den Vorlesenden nötig (Woher sollen Kinder zum Beispiel wissen, was der „Stempel“ einer Pflanze ist?).

Figuren (4 Lilien)

Homer ist ein süßer, sympathischer Protagonist, der meiner Meinung nach als Begleitung durch das Buch sehr gut gewählt wurde. In die Tiefe konnte bei der Figurenzeichnung aufgrund seiner kleinen Rolle verständlicherweise aber leider nicht gegangen werden.

Illustrationen (5 Lilien ♥)

Auch dieses Mal überzeugt Emilia Dziubak mit wunderschönen, kunstvollen Illustrationen. Dieses Mal sind ihre gemalten Bilder allerdings nicht so fantasievoll wie gewöhnt, sondern bis auf kleine Details sehr naturnah gehalten. Das nächste Buch der Autorin werde ich mir alleine wegen der Illustrationen sicher wieder nicht entgehen lassen!

Geschlechterrollen (5 Lilien)

Dieses Buch ist (auch aufgrund des tierischen Inhalts) vollkommen frei von Geschlechterstereotypen und klischeehaften Geschlechterrollen.

Mein Fazit

Bei „Das Faultier und die Motte“ handelt es sich um ein bedingt kindgerechtes Sachbuch über das Tierreich, durch das ein Kater führt. Begeistert haben mich auch dieses Mal wieder die wunderschönen, kunstvollen Illustrationen, doch der interessante, aber auch oberflächliche Inhalt und der nüchterne, nicht immer leicht verständliche Schreibstil lassen mich zwiespältig zurück. Die größte Schwäche des Buches ist, dass es für keine Altersgruppe so richtig geeignet ist. Deshalb ist „Das Faultier und die Motte“ sicher nicht das beste Buch der Autorin (ich empfehle hier eher „Linas Reise ins Land Glück“ und „Als Larson das Glück wiederfand“), und es gibt meiner Meinung nach bessere Sachbücher für kleine Kinder. Hier kann ich euch zum Beispiel meine letzte Kinder-Lektüre, „Wenn es Winter wird im Wald“ von Marion Dane Bauer, wärmstens ans Herz legen. Dort werden Sachinformationen geschickt in eine herzerwärmende Geschichte eingebettet. Das nächste Buch der Autorin werde ich mir trotzdem (alleine schon aufgrund der wunderschönen Illustrationen!) wieder nicht entgehen lassen!

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Geschichte / Inhalt: 3 Lilien
Ausführung: 3 Lilien
Schreibstil: 3 Lilien
Figuren: 4 Lilien
Illustrationen: 5 Lilien ♥
Rollenbilder: 5 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀,5 Lilien

Dieses Buch erhält von mir dreieinhalb Lilien!

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