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Veröffentlicht am 14.04.2024

Verloren in einem verlassenen Bergdorf – gibt es ein Entkommen?

Das Resort
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„Das Resort – Du kannst nicht entkommen“ ist das zweite in Deutschland erschienene Buch der Thrillerautorin Sarah Goodwin. In diesem vermixt sie eine schaurige Location, eine düstere Atmosphäre und eine ...

„Das Resort – Du kannst nicht entkommen“ ist das zweite in Deutschland erschienene Buch der Thrillerautorin Sarah Goodwin. In diesem vermixt sie eine schaurige Location, eine düstere Atmosphäre und eine von Ängsten und Selbstzweifeln geplagte Protagonistin und erschafft so einen Thriller mit einer einzigartig spannungsgeladenen Atmosphäre.

Um was geht es?
Mila ist gemeinsam mit ihrem Mann Ethan auf dem Weg zu einer Hochzeit. Ihre Schwester Jess möchte ihren Mann Pete in einem luxuriösen Resort in den Alpen heiraten. Auf ihrem Weg bleibt der Mietwagen während eines Schneegestöbers liegen. Mila und Ethan haben keine andere Wahl und machen sich auf den Weg, Hilfe zu suchen. Als die Nacht reinbricht landen die beiden im verlassenen Dorf Witwerberg und beschließen dort zu übernachten, insbesondere da Mila sich den Fuß verstaucht hat. Am nächsten Morgen ist Ethan spurlos verschwunden und Mila muss sich nun der Einsamkeit und ihren Ängsten stellen und ums Überleben kämpfen. Zu allem Überfluss, scheint sie nicht allein zu sein …

Faszinierend ist an dem Buch, dass es mit so wenig auskommt. So haben wir zum Beispiel nur eine Protagonistin, Mila. Eine junge von Ängsten und Selbstzweifeln geplagte Frau, immer mit einem schlechten Gewissen ihrer großen Schwester gegenüber, die von ihrer gemeinsamen Mutter ungerecht behandelt wurde. Im Laufe des Buches erfahren wir viel über Milas psychische Probleme, aber wir erleben auch ihre Weiterentwicklung und das eine oder andere Mal überrascht sie den Leser wirklich, wenn sie wider Erwarten aktiv wird. Zudem gibt es noch ein paar Nebencharaktere – ihren Mann Ethan und ihre Schwester Jess – über die wir ebenfalls Stück für Stück mehr erfahren, die aber über weite Teile der Handlung wenig greifbar sind.

Obwohl der Großteil des Buches sich auf Mila und die Location Witwerberg bezieht, schafft es Sarah Goodwin, durch ihre düsteren Beschreibungen der Atmosphäre und Schilderung der Ängste von Mila eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, die den Leser in Atem hält, obwohl wenig passiert. Die Haupthandlung wird immer wieder durch kurze Rückblenden unterbrochen. In diesen erfahren wir Stück für Stück, woher das schlechte Gewissen von Mila gegenüber Jess kommt und welcher große Streit die Schwestern entzweit hat. Diese Rückblenden lassen aber auch immer neue Spekulationen zur Haupthandlung zu. Insgesamt erleben wir über das ganze Buch ein großes Psychospiel, dass aber nicht offensichtlich ist.

Wer „Stranded – Die Insel“ gelesen hat, wird auch in „Das Resort“ den speziellen Schreibstil von Sarah Goodwin erkennen, die auch hier wieder psychische Abgründe zum Kern ihrer Handlung macht. Trotz allem hat mich persönlich „Stranded – Die Insel“ damals noch mehr gefesselt und im Nachhinein beschäftigt. „Das Resort“ ist ein würdiger Nachfolger, erreicht aber die große Klasse des Debütromans von Sarah Goodwin nicht. Gerade das erste Drittel des Buches war geprägt durch viele Wiederholungen, was es für mich als Leser phasenweise langatmig gemacht hat. Die letzten beiden Drittel des Buches haben aber richtig Fahrt aufgenommen und mich für die Längen in Abschnitt 1 mehr als entschädigt. Kleine Logikfehler sind im Buch vorhanden, haben aber meine Lesefreude in keinster Weise getrübt.

Fazit:
Wer gerne Thriller liest, die sich vor allem mit psychischen Abgründen und Problemen beschäftigen und damit spielen, ist bei diesem Buch perfekt aufgehoben. Der Thriller kommt mit wenig „Drumherum“ aus und fokussiert komplett auf den Protagonisten. Wer aber Thriller mit Ermittlungsarbeit, actiongeladener Spannung oder viel Abwechslung sucht, sollte von „Das Resort“ die Finger lassen.

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Die etwas andere Familiensaga voller Schatten der Vergangenheit, die die Gegenwart in Atem halten

Meeresfriedhof
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„Meeresfriedhof“ ist der Auftakt einer dreiteiligen, etwas anderen Familiensaga voller Thriller-Vibes, Geheimnisse der Vergangenheit, Intrigen und vielen Überraschungen.

Um was geht es?
23. Oktober 1940. ...

„Meeresfriedhof“ ist der Auftakt einer dreiteiligen, etwas anderen Familiensaga voller Thriller-Vibes, Geheimnisse der Vergangenheit, Intrigen und vielen Überraschungen.

Um was geht es?
23. Oktober 1940. Das Hurtigrutenschiff DS Prinsesse Ranghild sinkt. Mit an Bord – der erfolgreiche Reeder Thor „Store“ Falck mit Frau Vera und Sohn Olav. 1970 verfasst ebendiese Vera Falck das Manuskript zu „Meeresfriedhof“ über den Untergang des Schiffs. Ein Manuskript, das so brisant ist, dass es vom Staatsschutz beschlagnahmt wird und nie veröffentlicht werden darf. Heute: Die Enkelin von Vera Falck – Sasha – macht sich nach Vera Falcks Selbstmord auf die Suche nach der Wahrheit über den Untergang. Mit an Bord – der Elitesoldat Johnny Berg aus dem „schlechten“ Bergenser Zweig der Familie. Sasha möchte mit allen Mitteln verhindern, dass die einflussreiche Falck-Stiftung SAGA und damit das Ansehen und der Reichtum der Familie Falck Schaden erleidet. Doch dazu muss sie das Geheimnis lüften – rund um die DS Prinsesse Ranghild und Vera.

Das Buch ist in zwei Haupt-Handlungsstränge unterteilt, die zu zwei verschiedenen Zeiten spielen. Handlung 1 spielt in der Jetzt-Zeit. Diese beginnt so richtig mit dem Selbstmord von Vera Falck, ihrem verschwundenen Testament und der Suche nach Veras unveröffentlichtem Manuskript „Meeresfriedhof“. In diesem Abschnitt lernen wir die einzelnen Mitglieder der Familie Falck und einige wichtige Mitglieder aus dem Familienzweig der Bergs sowie ihre jeweiligen Lebensgeschichten kennen. Handlungsstrang 2 beginnt mit dem Auftauchen des ersten Teils des Manuskripts von „Meeresfriedhof“. Wir erleben ein Buch im Buch, denn wir dürfen das vom Staatsschutz beschlagnahmte Buch „Meeresfriedhof“ als erste Außenstehende lesen – Stück für Stück – und decken so das große Geheimnis der Familie Falck mit auf.

Protagonistin im Haupthandlungsstrang 1 ist die Enkelin von Vera Falck – Sasha. Ihrerseits Tochter des SAGA-Geschäftsführers Olav Falck. Eine zielstrebige, ehrgeizige junge Frau, die zunächst harmlos erscheint, aber im Laufe des Buches überraschenderweise härter und skrupelloser agiert als zunächst erwartet. Begleitet wird sie auf ihrer Suche nach der Wahrheit vom Elitesoldaten und Geheimdienstmitarbeiter Johnny Berg aus dem „verhassten“ Bergenser Familienzweig von Thor Falck. Ein ausgezeichneter Manipulator, mit allen Wassern gewaschen, von Kriegs- und Geheimdiensteinsätzen traumatisiert, scheint er sein eigenes Spiel zu spielen. Im Sinne der Bergs? Das bleibt abzuwarten. Im Handlungsstrang 2 – die Vergangenheit – ist die Hauptperson Vera, deren interessante Familiengeschichte wir mit viel Spannung verfolgen dürfen und die massive Auswirkungen auf die Gegenwart hat.

Das Buch liest sich wahnsinnig flüssig. Allerdings baut sich die Spannung relativ langsam auf. Deswegen war ich zunächst vom ersten Viertel des Buches nicht ganz so begeistert. Doch dann ist das Manuskript zu „Meeresfriedhof“ aufgetaucht und die dadurch entstandene Dynamik in der Story hat mich komplett in ihren Bann geschlagen. Man hat mitgefiebert, blieb bei überraschenden Wendungen oder Entwicklungen der Hauptcharaktere mehr als erstaunt zurück und wollte unbedingt wissen, was als nächstes passiert. Ganz großes Kino zum Lesen.

Als die letzte Seite gelesen war, habe ich deswegen das Buch etwas traurig zugeklappt. Einige Geheimnisse haben sich gelöst, doch das Ende deutet es an – es wird noch viel in den nächsten beiden Bänden passieren. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, weiterzulesen, muss mich allerdings noch gedulden. Denn Band 2 „Felsengrund“ ist erst für Mai 2025 angekündigt.

Fazit:
Wer gerne eine interessante Familiensaga lesen möchte, die Thriller-Elemente sowie Drama, Intrigen, Kriegsszenen und mehr enthält, wird hier voll und ganz auf seine Kosten kommen. Es ist unglaublich spannend, die Geschichte der Familie Falck, aber auch der Bergs zu verfolgen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch alle keine gewöhnlichen Leben geführt haben oder führen. Das Buch kann Stand-Alone gelesen werden. Aber wer es liest, möchte sicher wissen wie es weitergeht, da echtes Suchtpotenzial gegeben ist 😊

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Wenn alle Stricke reißen, kommt die Last Line of Defense

Last Line of Defense, Band 1: Der Angriff. Action-Thriller von Nr. 1 SPIEGEL Bestseller-Autor Andreas Gruber!
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„Last Line of Defense – Der Angriff“ ist der actiongeladene Auftakt der neuen Trilogie von Andreas Gruber. Atemberaubende Spannung, rasant wechselnde Szenarien und tolle Protagonisten inklusive.

Um was ...

„Last Line of Defense – Der Angriff“ ist der actiongeladene Auftakt der neuen Trilogie von Andreas Gruber. Atemberaubende Spannung, rasant wechselnde Szenarien und tolle Protagonisten inklusive.

Um was geht es?
Sofia, junge Investigativ-Journalistin ist in Buenos Aires auf der Flucht. Denn sie hat dem High-Tech-Konzern Futurotec brisante Daten gestohlen. Gerade noch schafft sie es in die britische Botschaft und beantragt Asyl. Der junge Jayden, Angestellter der Postabteilung in der Botschaft, soll sich um sie kümmern, bis sie nach England gebracht werden kann. Doch kurz vor der Fahrt zum Flughafen wird die Botschaft angegriffen. Was für Daten hat Sofia, die so einen hochkarätigen Angriff rechtfertigen? Und warum ist Jayden so ein ausgezeichneter Kämpfer? Gemeinsam begeben sie sich auf eine atemberaubende Flucht durch Argentinien.

Das Buch ist in zwei Handlungsstränge unterteilt. Die Haupthandlung findet in Argentinien mit den beiden Protagonisten Sofia und Jayden statt. Sofia ist eine zielstrebige, junge Journalistin, die sich manchmal mit mehr Glück als Verstand, aber auch einer großen Portion Cleverness aus schwierigen Situationen befreit. Jayden, der mit ihr nach dem Anschlag aus der Botschaft flieht, ist zunächst weniger durchschaubar. Doch in einem zweiten Handlungsstrang erfahren wir seine Geschichte. Waise, clever, bringt sich gerne selbst in Schwierigkeiten, hat nicht den besten Umgang, guter Kämpfer – der perfekte Kandidat für den Spezial-Geheimdienst „Last Line of Defense“. Diese bilden ihn mit zwei anderen Jugendlichen zum Team Omega aus. Wir begleiten Jayden auf seinem ersten richtigen Außeneinsatz, auf dem er sich beweisen soll. Auch wenn nicht alles rund läuft, ist er doch zielstrebig und smart unterwegs, manchmal aber auch noch ein wenig kopflos und unbedacht. Es macht Spaß seine persönliche Entwicklung während des Einsatzes zu verfolgen.

„Last Line of Defense“ liest sich unglaublich flüssig und zeichnet sich durch einen rasanten Schreibstil aus – passend zu den vielen actiongeladenen Situationen, die Sofia und Jayden meistern müssen. Das Buch selbst ist sehr bildlich geschrieben, sodass vor dem inneren Auge ein Actionfilm abläuft. Es ist ein echter Pageturner, den man kaum auf die Seite legen kann und will. Denn man möchte unbedingt wissen, ob Sofia und Jayden es endlich schaffen zu fliehen oder auf neue Schwierigkeiten stoßen. Diese sind so vielseitig, wie die Lösungen. Mir hat das Buch auf jeden Fall viel Lesespaß bereitet.

Fazit:
Wer gerne actiongeladene Thriller liest, bei denen Geheimdienste und kriminelle Organisationen eine wichtige Rolle spielen und nicht zu sehr auf realistische Darstellungen wert legt, wird bei diesem Buch voll und ganz auf seine Kosten kommen. Wer aber lieber tiefgründige Thriller mit detailreich konstruierten Storys und Verwicklungen liest, ist bei diesem Buch nicht gut aufgehoben.

Hinweis: “Last Line of Defense – Die Bedrohung” erscheint bereits am 01. November 2024. Ich persönlich freue mich sehr darauf 😊

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Familiengeheimnisse, die ergründet werden wollen

Der heimliche Beobachter
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Lisa Unger widmet sich in ihrem neuesten Thriller Familiengeheimnissen, die lange verborgen wurden und nun mit voller Wucht an die Oberfläche drängen. Eine spannungsgeladene und irgendwie bedrohliche Atmosphäre, ...

Lisa Unger widmet sich in ihrem neuesten Thriller Familiengeheimnissen, die lange verborgen wurden und nun mit voller Wucht an die Oberfläche drängen. Eine spannungsgeladene und irgendwie bedrohliche Atmosphäre, unterschwellige Konflikte, unter der Oberfläche brodelnde Geheimnisse und eine Prise Voyeurismus sind für den Leser garantiert.

Um was geht es?
Hannahs Familie, ihre Eltern und ihr Bruder mitsamt Frau erhalten zu Weihnachten ein Überraschungsgeschenk: DNA-Kits mit denen man nach unbekannten Verwandten suchen kann. Ein halbes Jahr später verbringt Hannah mit ihrem Mann Bruce, Bruder Mako mit Frau Liza und ihrer besten Freundin Cricket mit Partner Joshua ein Wochenende in einem Luxusferienhaus. Doch die DNA-Kits sind nicht ohne Folgen geblieben und lang gehütete Familiengeheimnisse drängen unaufhaltsam an die Oberfläche und bedrohen die luxuriöse Auszeit.

In „Der heimliche Beobachter“ nimmt uns Lisa Unger mit auf eine spannende Reise in das Innerste ihrer Protagonisten. Müssen Geheimnisse zwangsläufig irgendwann an die Oberfläche gelangen? Wir erleben die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Hannah, die immer alles richtig gemacht hat, Familie über alles gestellt hat und diese immer um jeden Preis verteidigt hat. Dabei hat sie oft ihre eigenen moralischen Grundsätze zurückgestellt. Nun gerät sie im Feriencottage in eine Ausnahmesituation und muss sich nicht nur dem heimlichen Beobachter stellen, sondern auch ihren falsch getroffenen Entscheidungen in der Vergangenheit. Das erschüttert ihre Grundsätze bis in die Tiefen.

Auch wenn Hannah die Protagonistin ist, so wird die Geschichte aus Sicht vieler weiterer sehr unterschiedlicher Personen geschildert: Bruce, Mako, Liza, Cricket und mehr. Immer wieder wechseln sich die Kapitel, geschrieben aus der Sicht der einzelnen Personen, ab. Das lässt uns tief in die Gefühlswelt der einzelnen Personen eintauchen und bringt gleichzeitig eine unglaubliche Dynamik in die Geschichte.

Obwohl dieses Buch keine actiongeladene Spannung beinhaltet, so führen die Geheimnisse, die wir als Leser ergründen möchten, dazu, dass eine unglaubliche, unterschwellige Spannung und unangenehme Atmosphäre erzeugt wird. Es hat fast schon ein wenig was von Voyeurismus, wenn wir die „Darsteller“ im Buch begleiten.

Darsteller bringt es auf den Punkt. Lisa Unger hat einen besonderen Schreibstil, den man mögen muss. In diesem Buch legt sie den Schwerpunkt sehr auf die einzelnen Personen, ihre Charakteristiken und Gefühlswelt und die angespannten Beziehungen unter den Freunden. Einen absoluten Sympathieträger gibt es, wie in so vielen anderen Romanen, nicht. Fast jede Person im Buch hat etwas gemacht, das den Leser betroffen zurücklässt und den schönen Schein bröckeln lässt. Wir erleben hier also kein schwarz und weiß, sondern sehr viele unterschiedliche Grauschattierungen.

Fazit:
Mit „Der heimliche Beobachter“ hat Lisa Unger eine ungewöhnliche Story geschaffen, die vor allem durch unterschwellige Spannung besticht und zum Ende der Geschichte eine wichtige Moral aufzeigt. Diese möchte ich an dieser Stelle nicht näher erläutern, sonst würde ich einen wichtigen Teil der Handlung verraten 😉 Fans actiongeladener Spannung sollten besser die Finger von dem Buch lassen. Wer aber Psychospielchen und die Abgründe der menschlichen Natur interessant findet und nicht permanent große Ereignisse in einer Handlung braucht, wird bei diesem Buch mehr wie auf seine Kosten kommen. Ungewöhnlich, atmosphärisch, gut.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Die Märchenmorde gehen weiter

Vöglein schweigt
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In Band 2 der Grimm-Trilogie geht das grausame Morden nach den Grimmschen Märchenmotiven weiter – diesmal spielen Frauen und Vögel eine zentrale Rolle.

Um was geht es?
Nora Rothmann ist zurück im Dienst ...

In Band 2 der Grimm-Trilogie geht das grausame Morden nach den Grimmschen Märchenmotiven weiter – diesmal spielen Frauen und Vögel eine zentrale Rolle.

Um was geht es?
Nora Rothmann ist zurück im Dienst und wird von ihrem Vorgesetzten Dieter Quast nur auf nicht fordernde Tätigkeiten angesetzt. Gut so, denn sie muss feststellen, dass sie von Kevin schwanger ist. Der Kevin, der als Mörder verhaftet wurde und nicht der ist, der er vorgegeben hat zu sein. Als wäre Noras Gefühlschaos noch nicht groß genug, meldet sich ihre alte Kindheitsfreundin Fiona bei ihr und hat Hinweise zu Grimm. Und dann geht auch noch Fitchers Vogel um und läutet eine neue abartige Mordserie ein. Der Täter entführt Frauen, um sie in lebensechte Vögel zu verwandeln und quält sie im Verlauf ihrer Metamorphose bestialisch – so brutal, dass mehrere sterben. Wer steckt hinter Fitchers Vogel und Grimm? Wird Nora das Geheimnis ihrer Familie endlich aufdecken?

Band 2 der Grimm-Trilogie schließt nahtlos dort an, wo Band 1 aufgehört hat. Alle Hauptcharaktere aus Band 1 begleiten uns auch weiterhin. Nora lernen wir dabei, bedingt durch ihre Schwangerschaft, von einer überraschend weichen Seite kennen, die man ihr so gar nicht zugetraut hätte. Selbst Manja kann ein paar kleine Sympathiepunkte sammeln. Generell merkt man allen Ermittlern im Buch an, dass das gesamte LKA auf dem Prüfstand steht. Alle stehen unter Druck, die Nerven liegen blank. Interessant ist auch die Rolle von Kevin, Noras Ex-Lover und Verdächtiger in einem Mordfall, der entgegen meinen Erwartungen eine größere Rolle im Buch einnimmt.

Die vielen unterschiedlichen Personen und Handlungsstränge haben mir in Band 2 keine Probleme mehr bereitet, da mir die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten bereits aus Band 1 hinreichend vertraut waren. Grundsätzlich glaube ich aber, dass Band 2 nicht losgelöst von Band 1 gelesen werden kann und sollte. Es sind zwar Rückblenden vorhanden, aber aufgrund der Vielzahl an Personen und Handlungssträngen in Vergangenheit und Gegenwart, wird man ohne Vorwissen der Handlung nur schwer folgen können.

Elias Haller greift in seinem Thriller erneut ein Märchenmotiv der Gebrüder Grimm auf und pervertiert es: Fitchers Vogel. Für mich war das Märchen unbekannt, aber ich habe es mir parallel zum Buch durchgelesen. Überraschend brutal, genauso wie „Vöglein schweigt“. Auch dieses Mal werden die bestialischen Folterungen und Morde detailliert beschrieben und sind nichts für schwache Nerven. Wer damit Probleme hat, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen. Alle anderen erleben einen spannenden Thriller mit Sogwirkung, bedingt durch die kurzen Kapitel. Diese sind nach den einzelnen Personen und Handlungssträngen geordnet und sorgen auf diese Weise für eine rasante, strukturierte Entwicklung der Geschichte.

Auch wenn in „Vöglein schweigt“ die ersten offenen Fragen beantwortet und ein paar Geheimnisse gelüftet werden, so bleiben doch nach wie vor viele Fragen offen. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei diesem Buch um den „Sandwich-Teil“ der Grimm-Trilogie handelt. Dies tut der Spannung allerdings keinen Abbruch. Die große Auflösung kommt in Band 3, dem ich bereits entgegenfiebere.

Ein Hinweis an alle, denen es so geht wie mir: Band 3 erscheint am 16. April 2024 unter dem Titel „Schneeweißchen stirbt“. Na, wenn das mal kein böses Omen ist.

Fazit:
Das Buch „Vöglein schweigt“ ist nichts für schwache Nerven. Thriller- und Horrorfans, denen detaillierte Schilderungen von Morden nichts ausmachen, werden bei diesem Buch voll auf ihre Kosten kommen. Ich empfehle allen interessierten Lesern, nicht bei Band 2 der Grimm-Trilogie einzusteigen, da hier in meinen Augen zu viele Aspekte der Handlung und persönliche Entwicklung der Figuren verloren gehen. Wer Band 1 „Rotkäppchen lügt“ noch nicht kennt, sollte sich dieses unbedingt zuerst holen, um voll und ganz auf seine Lesekosten zu kommen.

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