Rezension
Das verschlossene ZimmerWährend der Beginn des Krieges in Europa durch Russland gerade unser aller Welt auf den Kopf stellt, endete die Leserunde bei @lesejury zu „Das verschlossene Zimmer“ tatsächlich mit dem Beginn des zweiten ...
Während der Beginn des Krieges in Europa durch Russland gerade unser aller Welt auf den Kopf stellt, endete die Leserunde bei @lesejury zu „Das verschlossene Zimmer“ tatsächlich mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges in Polen. Allein diese Tatsache macht aus dem Roman mit historischem Hintergrund ein emotionales, erschreckendes und beängstigendes Leseabenteuer.
Zur Zeit kurz vor dem zweiten Weltkrieg, in Polen bringt sich die junge, intelligente Marie nicht nur mit ihrer Konversion zum Judentum selbst in Gefahr, sondern könnte mit ihrer Suche nach der vermeintlich verschollenen Mutter auch ihrem Vater Schaden zufügen. Die Handlung ist facettenreich und spannend. Der Spannungsbogen zieht sich durch das gesamte Buch und endet in einem leider sehr konstruierten Schluss, der mir mehr als unrealistisch und übertrieben kitschig vorkam.
Die gut durchdachten und liebevoll dargestellten Charaktere führen, mit nicht immer nachvollziehbaren Handlungen und Gedankengängen durch schwere Themen. Dabei lässt die Autorin ihre Figuren nicht nur Teil des beginnenden Krieges durch das Nazi-Regime werden, sondern macht auch auf die Stellung der Frau, die Judenfeindlichkeit und PTBS durch Kriegserfahrungen aufmerksam.
Mit einem ausgesprochen großartigen Schreibstil schafft es Givney, die Atmosphäre der Zeit, die Umgebung und Handelnden darzustellen. Die Geschichte liest sich angenehm flüssig und leicht. Die Autorin schreibt anschaulich und nachvollziehbar, baut Spannungsmomente gut platziert ein und nutzt eine lebendige Sprache, sodass kaum Längen entstehen.
Ein solider Roman, der mich gefesselt, unterhalten, nicht aber bis ganz zum Ende überzeugt hat.