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Veröffentlicht am 06.06.2019

Die (bedrohte) Artenvielfalt erhalten - Nützlingen Raum geben!!

Wo die wilden Nützlinge wohnen
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Mit "Wo die wilden Nützlinge wohnen" - erschienen im Löwenzahn-Verlag (HC, gebunden, ISBN 978-3-7066-2645-3; Seiten: 320) hat die promovierte Landschaftsplanerin Sonja Schwingesbauer mit ihrem Sach- und ...

Mit "Wo die wilden Nützlinge wohnen" - erschienen im Löwenzahn-Verlag (HC, gebunden, ISBN 978-3-7066-2645-3; Seiten: 320) hat die promovierte Landschaftsplanerin Sonja Schwingesbauer mit ihrem Sach- und Gartenbuch (Untertitel "Gärtnern für eine bunte Tier- und Pflanzenwelt") ein äußerst spannendes, informatives und mit tollen Fotografien versehenes Gartenbuch für BiogärtnerInnen, Selbstversorger, Küchengärtner, BalkonbegrünerInnen und Urban Gardener vorgelegt, das sich unbedingt zu lesen lohnt!


Das Sachbuch besteht aus 3 Teilen; wovon Teil I die Definition des "Nützlingsgartens" erklärt und die Vorteile für Mensch und Tier hervorhebt (naturnah, pflegeleicht, tierfreundlich, Schutz und Förderung von Artenvielfalt, ein Ort der Freude und zum Leben).

Teil II befasst sich mit den Tieren (die in Fotoporträts genial vorgestellt werden), die im wilden Nützlingsgarten leben. Es geht um emsige 'Gourmets' und umtriebige Genießer (Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Ameisen, Eichhörnchen, Vögel, Igel, Fledermäuse, Eidechsen, Frösche, Schlangen etc.) wie auch um Beutefänger wie Spinnen, Käfer, Wespen, Libellen etc.

Besonders beeindruckt haben mich die Bodenbereiter und "Recyclingspezialisten" wie Regenwürmer, Asseln, Springschwänze etc., die allesamt, besonders die Regenwürmer als Bodenlockerer gern gesehene Gartengäste bei Gärtnern sind....

Teil III beschäftigt sich mit dem wichtigsten Anliegen dieses Gartenratgebers: Die wichtigsten Informationen und sehr wertvolle Erfahrungen und Tipps der Autorin, wie der eigene Garten ein Nützlings-Schlaraffenland wird: Es geht auf über 200 Seiten um die Gestaltung und Umsetzung verschiedener Projekte, die benannt und bestens erklärt werden: Wie eine Wildblumenwiese anzulegen ist, vertikales Grün geschaffen werden kann, Wasserstellen installiert werden können, Futter- und Nisthilfen für Nahrungsaufnahme und Unterschlupf für Igel & Co gebaut werden können, um diesen ein Überleben zu sichern.

In einzeln beschriebenen, übersichtlichen Schritten hat Sonja Schwingesbauer jedes Projekt oder Vorhaben - samt Pflanzenangaben, die sich eignen) genau dargestellt und somit eine große Hilfe für angehende NützlingsgärtnerInnen geschaffen, die jeweiligen Projekte im eignen Garten, auf dem Balkon oder auch in der Umgebung realisieren zu können. Die Übersichtlichkeit und ansprechende, strukturierte, höchst effiziente Darstellungsweise habe ich SO noch in keinem anderen Gartenbuch oder Ratgeber finden können: Chapeau an die Autorin!

Fazit:

Ein informativer, gut umsetzbarer, da sehr gut strukturierter Gartenratgeber und ein absolut empfehlenswertes Sachbuch für alle BiogärtnerInnen, denen in Zeiten des Bienen- und Insektensterbens, ja sogar des Artensterbens sehr daran gelegen ist, im eigenen Garten, auf dem Balkon oder in der Umgebung den schützenswerten Nützlingen Raum zur Entfaltung und Erhaltung der Arten zu geben! Eine absolute Leseempfehlung von mir für diesen wunderbaren, sehr informativen und mit tollen Fotografien versehenen Sach/Garten-Ratgeber! 5*****

Veröffentlicht am 06.06.2019

Erinnerungen - in "gebundener" Form...

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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"Die verborgenen Stimmen der Bücher" von Bridget Collins, erschien im Aufbau Verlag (RL, HC, 467 Seiten) und besitzt ein wirklich wunderschönes, blumiges Cover: Doch der äußere Anschein trügte mich etwas; ...

"Die verborgenen Stimmen der Bücher" von Bridget Collins, erschien im Aufbau Verlag (RL, HC, 467 Seiten) und besitzt ein wirklich wunderschönes, blumiges Cover: Doch der äußere Anschein trügte mich etwas; da der Romaninhalt durch den Erzähl- bzw. Schreibstil eine gewisse Düsterkeit nicht vermissen ließ. Erwartet hatte ich eine andere Geschichte als diejenige, die ich vorgefunden habe:


"Obwohl in seiner Welt Bücher geächtet sind, wird der junge Emmett bei einer Buchbinderin in die Lehre gegeben. Hier lernt er die Macht von Geschichten kennen - und begreift, dass er eine besondere Gabe besitzt. Er kann wie seine Lehrmeisterin Menschen ihre dunklen Erinnerungen nehmen. Doch was ist mit seiner eigenen Geschichte? Emmett muss erkennen, dass er selbst in ein Geheimnis eingebunden ist - in eine Geschichte voller Liebe und Leid". (Quelle: Buchrückentext)

Es geht in diesem opulent geschriebenen Roman um Erinnerungen, die von Emmetts Lehrmeisterin Seredith "gebunden" werden: "Erinnerungen, die die Menschen nicht ertragen, mit denen sie nicht leben können - und die an einem Ort verwahrt werden, an dem sie keinen Schaden anrichten können" - so ein Textauszug.

Der Roman hat drei Teile; wobei mir leider nur der letzte (der auch die Auflösung der vorangegangen Teile beschreibt), gefallen hat: Trotz sehr atmosphärischen Beschreibungen und interessanter Einblicke in die Arbeit eines (früheren) Buchbinders - die eine Kunst war - konnte mich der erste Teil des Romans, in dem es hauptsächlich um Emmett, seine Familie auf dem Hof, auf dem er mitarbeitet, bis er ein mysteriöses Fieber bekommt und die Buchbinderlehre beginnt, geht. Die Geschichte spielt in einem vorigen Jahrhundert, würde z.B. ins viktorianische Zeitalter mit Kutschen, Kerzen, Holzöfen etc. passen oder ins 18. Jhd. Um Bücher geht es im Grunde genommen weniger als um Erinnerungen, die darin aufbewahrt werden und Emmett zeigen, dass er ein Buchbinder ist: Er selbst soll gebunden werden, was jedoch aus diesem Grunde nicht funktioniert und er infolgedessen halb wahnsinnig wird und längere Zeit benötigt, um zu gesunden.
Nach dem Tod der alten Buchbinderin, eine sehr einfühlsame und sympathische Figur, sieht es ein anderer Buchbinder als seine Pflicht an, ihn als Lehrling aufzunehmen: De Havilland. Er nutzt seine Kunst allerdings anders als Seredith und Macht und Geld stehen obenan. So zählt er auch vermögende Bürger zu seinen Kunden; u.a. den Vater von Lucian Darney, der in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt...

Die Lesefreude am Handlungsverlauf des Romans, der zwar sprachlich filigran und im Grunde genommen schön zu lesen ist, wurde für mich durch die Langatmigkeit und zuweilen fast ausufernde Beschreibungen, eine gewisse Detailverliebtheit und eine oftmals erscheinende Düsterkeit sehr getrübt; die Längen nahmen mir leider die Spannung. Der zweite Teil ist eine Rückblende, die sehr gut das Leben auf dem Bauernhof mit seinen vielfältigen Aufgaben der Familie Emmetts beschreibt. Winter und Frühling auf dem Land sind sehr atmosphärisch geschildert; Lucian Darney lernt Alta, die Schwester Emmetts kennen - und Emmett selbst. In diesem Teil nimmt der Roman eine völlig andere Richtung an; es geht um Freundschaft, aber auch um "verbotene" (damals zumindest) Liebe; auch um Macht und Einfluss, den der Vater Lucian Darney's, ein Fabrikbesitzer, hat: Hier ist - zusammen mit dem völlig sinnlosen Tod und dargestellten Brutalität eines Hundes - für mich die Handlung etwas "aus den Fugen": Eigentlich müsste, wir sind inzwischen im dritten Teil, der alte Darney "gebunden" werden, der übergriffig ist - und um seine Missetaten stets zu wiederholen, die betreffende Person von de Havilland "binden" lässt. Zudem schafft er sich selbst "eine kleine Bibliothek" an, die sein Sohn später findet - und sich fragt, ob er ebenso eiskalt und brutal ist wie der Vater.... Bis gegen Ende des Romans blieb die Figur Lucian Darney für mich ungreifbar und blass, obgleich dessen Beweggründe und Persönlichkeit der Auslöser der Geschehnisse waren....

Gegen Ende des Romans geschieht ein Mord, der nicht weiter verwundert und eine Bibliothek geht in Flammen auf: Das Ende lässt mich leider mit sehr zwiespältigen Gefühlen zurück und vielen offenen Fragen: Die Sprache von Bridget Collins gefiel mir sehr, die Handlung dieses Romans leider sehr viel weniger; sie hat mich leider nicht erreicht, daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Individuell, informativ - der ultimative Normandie-Reiseführer!

Normandie Reiseführer Michael Müller Verlag
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Nicht nur das Land des Cidre, Calvados und Käse stellt uns der von der Normandie begeisterte Autor Ralf Nestmeyer in seinem Reiseführer "Normandie" 'etwas anderen', sehr individuellen und höchst informativem ...

Nicht nur das Land des Cidre, Calvados und Käse stellt uns der von der Normandie begeisterte Autor Ralf Nestmeyer in seinem Reiseführer "Normandie" 'etwas anderen', sehr individuellen und höchst informativem Reiseführer vor(erschienen im Michael-Müller-Verlag, 2019): Er nimmt uns mit in einer der schönsten, landschaftlich sehr reizvollen nordfranzösischen Region überhaupt: Neben wahren Bilderbuchlandschaften hat die normannische Kulturlandschaft schöne Städte und sehr hübsche Dörfer, alte Klöster und Kirchen, Schlösser und Gärten, Kunst und Museen sowie eine wunderschöne Küstenlandschaft und Klippen zu bieten!


Der Reiseführer ist fantastisch strukturiert und umfasst alle Regionen, die zur Normandie gehören. Ralf Nestmeyer stellt uns auf informativen Seiten, die sehr interessant zu lesen sind, besonders auch die Hintergrundinformationen "zum Nachlesen und Nachschlagen" die Seine-Region, die Cote d'Albatre, Calvados, Manche und Orne vor. Auch für Wanderfreunde hat er Touren zusammengestellt, die sich problemlos nachwandern lassen, so kommen auch diese auf ihre Kosten.

So ist man "orientiert unterwegs in der Normandie", wofür natürlich auch die Faltkarte sorgt, die dem Reiseführer beiliegt: Es gibt zu jeder Stadt, jedem Ort (den man auch leicht im Register finden kann) "praktische Tipps" des Autors und -was mir besonders gefiel, persönliche Tipps ("Mein Tipp") an sehr vielen Stellen. So hat man außer den Basis Infos, die in jedem anderen Reiseführer wohl auch zu finden sind, nochmal speziellere Informationen zur Hand, die sich als sehr wertvoll vor Ort erweisen dürften!

Ich habe am Beispiel "Mont-Saint-Michel", dem weltberühmten und unter dem Unesco-Welterbe stehenden Kloster erfahren, dass 2014 der alte Steg zwischen Insel und Festland durch eine Stelzenbrücke ersetzt wurde (ich war Ende der 70er Jahre dort, da gab es noch den Steg und es war nur möglich, in Zeiten der Ebbe die Insel zu besuchen. Auch die geschichtlichen Infos, die über Richard Löwenherz z.B. oder die historischen Hintergründe zur Landung der Alliierten (1944) hier benannt und gut recherchiert erklärt werden, fand ich sehr beachtlich. Dadurch ist es mehr als ein Reiseführer; die Geschichte der Normandie betreffend, die man im Anhang nachschlagen kann (und auch sollte).

Ausser den praktischen Reisehinweisen, auch Hinweise für Radreisende, Angaben zu landestypischen Übernachtungsmöglichkeiten gibt es tolle Informationen zu Brauchtum, Festen und Veranstaltungen in der Normandie, die mir persönlich besonders zusagten und worüber sich alle kulturell interessierten Normandie-Reisenden sehr freuen dürften. Auch der sprachliche Ausflug ins Französische (die Franzosen lieben ihre eigene Landessprache halt ;) finde ich sehr gut, er betrifft u.a. die Speisekarte und viele andere nützliche Rubriken für die Reise.

Fazit:

Ein individueller, sehr informativer und lesenswerter Normandie-Reiseführer von Ralf Nestmeyer, dessen Verbundenheit mit diesem wunderschönen und sehr geschichtsträchtigen nordfranzösischen Landstrich sehr zur Geltung kommt - und dessen Tipps für den nächsten Normandie-Urlaub ich jedem Reisebegeisterten empfehlen kann! Der Reiseführer lässt keine Wünsche offen - on y va!! 5*

Veröffentlicht am 27.05.2019

Ausruhen im "Hohlen Land"

Bell und Harry
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Der neue Roman von Jane Gardam, "Bell und Harry" im englischen Original bereits 1981 erschienen ("The Hollow Land"), wurde ins Deutsche von Isabel Bogdan übersetzt und erschien (HC, gebunden) 2019 im ...

Der neue Roman von Jane Gardam, "Bell und Harry" im englischen Original bereits 1981 erschienen ("The Hollow Land"), wurde ins Deutsche von Isabel Bogdan übersetzt und erschien (HC, gebunden) 2019 im Hanser Verlag. Da ich bereits die Trilogie um "The Old Filth" mit großem Vergnügen gelesen habe, war ich auf diesen Roman sehr gespannt - und wurde belohnt!

Ein köstlicher Roman über das Zusammentreffen zweier Familien; die Batemans aus London, die sich im alten Farmhaus "Light Trees" vom Londoner Gestank, Lärm und der Hektik in den 60er Jahren, in denen die Geschichte beginnt, ausruhen möchte und Familie Teesdale, traditionelle Farmer und Landbesitzer seit vielen Generationen, die das Farmhaus an die Batemans verpachten.

In sieben einzelnen Kapiteln lässt Jane Gardam den Leser an dem Beginn der zarten Freundschaft zwischen den Batemans und den Teesdales teilhaben, die sich später zu einer echten Freundschaft entwickelt und die Batemans die einzige Familie sein wird, die sogar im Winter ihr "Light Trees", das dem Großvater von Bell Teesdale gehört, beziehen und sich darin sehr wohlfühlen....

Familie Bateman bringt vier große Jungs mit, der Vater ist Journalist und es gibt noch Harry, der mit Bell (11) schnell Freundschaft schließt, auch wenn er etwas jünger als Bell ist. Eine großartige Jungenfreundschaft dieser zwei Hauptprotagonisten nimmt ihren Lauf, obgleich der erste Urlaub der Batemans unter einem schlechten Stern steht: Der Trecker der Teesdale's macht mächtig Lärm und es dauert bis in die Nacht, bis die Heuernte vom "Home Field" eingebracht ist (natürlich ist dieses Feld später immer schon abgeerntet, bis die Batemans kommen ;)

Mit Bell und Harry erleben wir wundervolle Ausflüge, lernen den Zigeunerhügel kennen (KEINE ZIGEUNER) und Jane Gardams wunderbaren trockenen Humor, da gerade dort natürlich immer wieder Zigeuner zu finden sind, die jedoch auch wieder spurlos verschwinden können: Sie räumt gar - ganz in ihrer unnachahmlichen Manier - mit so manchem Vorurteil auf und lässt zwei Zigeuner später die Fahrräder unserer jungen Helden zurückbringen, womit sie widerlegt, dass Zigeuner nur auf's Klauen aus sind ;)

In weiteren Episoden geht es zum Fischen mit Mr. Kendal, der am besten Kamine fegen, Fische fangen und besonders gut Geschichten erzählen kann; wir erfahren, weshalb die Hochmoore um Appleby "Hohles Land" genannt werden, erleben Granny Crack und die Geschichte der alten Eierhexe; sind auf einem "Fahrradeisflug" dabei und begleiten Bell und Harry bei tiefstem Frost zu dem Wasserfall, der im Winter einen sehr seltenen Anblick bietet. Schließlich kommt noch eine "Tnstitution" zu Besuch, die eine schmollende Tochter mitbringt und Bell und Harry genervt sind (was sich später ändern soll). Schlussendlich taucht ein Verwandter des alten Hewitson auf, der für sich das Recht beansprucht, "Light Trees" geerbt zu haben (und darüber hinaus eine weitere Goldgrube wittert, obgleich er in Südamerika bereits sein Glück gemacht hat und steinreich im Bergbau wurde).

Am Tag der totalen Sonnenfinsternis (wir schreiben den 11. August 1999) marschieren alle, wie es die Tradition gebietet, zu den Nine Standards - und der Held der Stunde ist Bells Great-Grandad, der die Lage sehr gelassen und souverän klärt.... Jane Gardam gelingt es in wenigen Sätzen, die Gier nach Reichtum und Gewinn eines Menschen zu persiflieren - und die wahrhaften Schätze des Menschseins dagegen zu halten. Respekt!

Der Stil Jane Gardams ist für mich unnachahmlich; atmosphärisch, mit skurrilen und sehr liebenswerten Haupt- und auch Nebenprotagonisten (hier sei besonders auch John Meccer erwähnt), die man sich gut im dörflichen Leben vorstellen kann. Zwischen den Zeilen tritt ausser dem gewohnten trockenen britischen Humor auch immer eine große Portion Menschlichkeit hervor, z.B. bei der Beschreibung von Granny Crack, die man als LeserIn zutiefst nachempfinden kann. Die herrlichen Dialoge, die teils ironischen Bemerkungen sorgen desweiteren dafür, auch diesen Roman der Autorin bezaubernd zu finden, federleicht und doch voller Tiefgang; gespickt mit knochentrockenem englischem Humor und Wortwitz. Die Romane Jane Gardam's lassen mich stets mit einem Schmunzeln zurück ;)

Fazit:

Eine wundervolle Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten; von Werten, die es hochzuhalten gilt (Freundschaft, Verständnis füreinander z.B.). Niemand kann auf solch' witzige, skurrile Art, versehen mit teils schnoddrigem englischen Humors, Romane schreiben wie Jane Gardam, daher reihe ich "Bell und Harry" zu der Reihe meiner "trouvailles" ein - meiner literarischen Juwelen, die mich sehr berühren, mich wunderbar unterhalten, Tiefgang haben und mich begeistern! Ich danke sowohl der Autorin für diese Sommergeschichte einer Freundschaft als auch Isabel Bogdan für die tolle Übersetzung und dem Hanser-Verlag für sehr vergnügliche, unterhaltsame und dennoch nachdenklich stimmende und tiefgründige Lesestunden, die ich im Hochmoor von Yorkshire (übrigens wirklich eine wundervolle Landschaft!!) literarisch verbringen durfte: Lesetipp von mir und 5*

Veröffentlicht am 15.05.2019

Die Vergangenheit berühren.....

Die Nähmaschine
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"Die Nähmaschine" von Natalie Fergie erschien (HC, gebunden) im Wunderraum-Verlag (Verlagsgruppe Randomhouse) im März 2019. Bereits in der Verlagsvorschau wurde ich auf diesen Roman aufmerksam, da ich ...

"Die Nähmaschine" von Natalie Fergie erschien (HC, gebunden) im Wunderraum-Verlag (Verlagsgruppe Randomhouse) im März 2019. Bereits in der Verlagsvorschau wurde ich auf diesen Roman aufmerksam, da ich mich für alte Nähmaschinen und ihre Geschichten sehr interessiere; selbst nähen kann und auch eine solche mechanische Nähmaschine besaß und die Freude hatte, im Oktober 2018 (erstmals in Schottland weilend) in der Glasgower Innenstadt in einem mehrstöckigen Glasschaufenster immens viele solcher wunderschönen, oftmals 100 Jahre alter Nähmaschinen bewundern zu dürfen....


Dieser Roman, in dem eine alte "Singer 99k" die Hauptrolle spielt; in weiteren Hauptrollen die sehr sympathischen Besitzer und Protagonisten Jean, Connie, Ruth, Annie und Fred, der Enkelsohn von Jean und seinem geliebten Großvater Alfred Morrison dürfte allen LeserInnen sehr gefallen, die sich für alte Dinge und deren Geschichten interessieren - und dürften bei der Lektüre von "Die Nähmaschine" ebenso wie ich literarisch auf ihre Kosten kommen und den Roman sehr mögen!

"In der Wohnung seines verstorbenen Großvaters in Edinburgh findet Fred eine über 100 Jahre alte Singer-Nähmaschine, die einst seiner Urgroßmutter Kathleen gehörte. Darin versteckt: 27 Notizbücher mit Nähproben, die minuziös aufzeichnen, was auf der Maschine genäht wurde. Wie kleine Zeitkapseln erzählen sie vom Alltag und den Schicksalen der Frauen in Freds Familie. Durch sie stößt er auf ein lange gehütetes Geheimnis, das sein Leben für immer verändern wird". (Quelle: Buchrückentext)

Lesend begibt man sich auf eine Reise in die Vergangenheit gemeinsam mit Fred, die es ermöglicht, in das Leben der vier Frauen einzutauchen, für die die alte Nähmaschine eine wichtige Bedeutung hatte: Die junge Jean, die 1911 durch die Beteiligung an einem Streik in der Singer-Fabrik in Clydebank ihre Arbeit verliert, versteckt in einem Akt des Widerstands eine Botschaft im Inneren der Nähmaschine; ihr Weg wird sie nach Leith führen und wir verfolgen das Leben dieser starken Frau, lernen ihren sympathischen Ehemann kennen und treffen sie am Ende wieder, als alte Frau, die sich nochmals die Fabrik in Clydebank anschauen möchte....

Connie, die als Schreibkraft arbeitet, möchte einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen; wir schreiben das Jahr 1954, und bewirbt sich in der Nähstube des Krankenhauses Royal Infirmary. Dort lernt sie Alf Morrison kennen. Hier versteht es die Autorin, dem Leser vor Augen zu führen, wie es Kathleen, der Mutter Connies, mit Hilfe ihrer Näharbeiten in Kriegszeiten gelang, die Familie über Wasser zu halten. Es wird deutlich, welche Kraft und Energie Mütter besonders in schwierigen Zeiten besaßen - und dass die Nähmaschine hierbei eine nicht unerhebliche Rolle innehatte.
Wir begleiten den Lebensweg von Connie durch die Zeit von 1954 bis 1964 - und mit einem Zeitsprung bis Anfang der 80er Jahre.
Hier treffen sich einige der ProtagonistInnen und ein Geheimnis, das erst viel später gelüftet werden soll, befindet sich in der hölzernen Hinterwand einer Telefonzelle im Krankenhaus...

Ein sehr cleverer und absolut sympathischer junger Mann, Fred, ist mir in diesem Roman besonders ans Herz gewachsen: Er untersucht das Erbe - die alte Singer - und entdeckt darin die Notizbücher; da er seit einiger Zeit ohne Arbeit ist und bei Zeitarbeitsfirmen nicht mehr anheuern will (was man bestens nachvollziehen kann), beschließt er, die alte Nähmaschine zu reparieren und - sie auszuprobieren! Hilfe hat er hierbei durch die sympathische Ellen, die aus den Einzelteilen solch alter Maschinen wertvollen und kreativen Designer-Schmuck entwickelt. Man erfährt durch die blog-Einträge Freds (einer Art Tagebuch) sehr viel von seinem Gefühls- und Innenleben; diese Passagen sind in anderer Schriftart gedruckt - und konnten mich mehr als einmal zum Schmunzeln - und auch zum Staunen bringen! Ein kreativer, humorvoller und empathischer junger Mann lernt Nähen und kommt fast nebenbei einem ungeheuren Familiengeheimnis auf die Spur, das auf einer Versammlung der Familie im Oktober 1980, nach dem Tod von Jean, endlich an die Oberfläche gelangt.
Auch der warmherzige Großvater, seines Zeichens Gärtner, was sich auch oft in seinen Äußerungen zeigte, die stets einen botanischen Bezug hatten, hatte meine große Sympathie.

Natalie Fergie gelingt es stilistisch sehr interessant und auch spannend, die Geschichte um eine alte Singer-Nähmaschine mit den Lebensgeschichten der jeweiligen Besitzer zusammen zubringen; eine gut eingefädelte und wirklich zuweilen herzzerreißende, gefühlvolle Geschichte entspinnt sich vor dem Auge des Lesers. Zudem lädt dieser wunderschöne Roman auch dazu ein, selbst mal wieder kreativ zu werden: Bei mir weckte er große Lust auf das Nähen und kreative Ideen, die auch die Autorin mitbringt, da sie Besitzerin einiger alter Nähmaschinen ist und Wolle selbst einfärbt.

Fazit:

Ein wundervoller und emotionaler Roman, in dem ein Familiengeheimnis gelüftet wird, das vier Generationen umfasst. Hauptrolle ausser ihren sympathischen und ihren Mann stehenden jeweiligen BesitzerInnen spielt eine alte Singer-Nähmaschine, die in schwierigen Zeiten besonders Frauen die Gelegenheit bot, Geld zu erwirtschaften und zu überleben.
Natalie Fergie setzt damit den zauberhaften alten Nähmaschinen wie hier der "Singer 99k" auch ein historisches Denkmal, das sie in einen Mantel voller Gefühle, Spannung und guter Unterhaltung
eingenäht hat. Es war mir eine große Freude, diesen Roman zu lesen und empfehle noch die Seite der National Library of Scotland, auf der man die Geburt einer solchen Nähmaschine miterleben kann.
www.movingimage.nls.uk/film/1592
Vielen Dank dafür auch an die Autorin sowie für die Übersetzung ins Deutsche an Christine Heinzius!