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Veröffentlicht am 12.11.2017

Zauberhafter Winterschmöker mit viel Herz & auch Verstand ;)

Ein Winter voller Wunder
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Als ihr Mann nach über 30 Ehejahren stirbt, stürzt sich Bea in die Arbeit in ihrem Café in einem Stadtteil von Sydney, wo sie von Kim und Tait, zwei wundervollen Mitarbeitern, unterstützt wird. Ihren Sohn ...

Als ihr Mann nach über 30 Ehejahren stirbt, stürzt sich Bea in die Arbeit in ihrem Café in einem Stadtteil von Sydney, wo sie von Kim und Tait, zwei wundervollen Mitarbeitern, unterstützt wird. Ihren Sohn Wyatt hingegen sieht sie eher selten; die beiden haben ein eher distanziertes Verhältnis. Als es jedoch Probleme in der Schule für die Enkelin Flora gibt, wendet sich Wyatt doch an seine Mutter und die Familie sorgt erst mal für Abstand zwischen der 13jährigen Flora und ihren Eltern Wyatt und Sarah. Bea freut sich sehr über den Besuch der Enkeltochter und die beiden kommen sich näher: Man kommt überein, dass Flora nicht mit den Eltern in den Weihnachtsurlaub fährt, stattdessen jedoch eine spontane Reise ins entfernte Schottland mit Bea antritt.... Diese Entscheidung entpuppt sich als die beste, die die Familie je treffen konnte, denn es gibt ein Geheimnis, dem sich Bea nach Jahrzehnten endlich stellt und die mit einer verlorenen Liebe zu tun hat, über die sie stets schwieg...

Dieser Roman, der mich wirklich bezaubern konnte, behandelt die Themen Konflikte in der Familie, Geheimnisse und ein spätes zweites Glück, die Pubertät und das Älterwerden, moralische Vorstellungen gegenüber unverheirateten jungen Müttern gestern und heute, den Neuanfang und einiges mehr: Amanda Prowse hat mit Bea, Flora, Wyatt, Sarah und auch Mr. Giraldi sehr authentische Figuren in dieser wunderschönen und hoffnungsstimmenden Geschichte geschaffen, die mir sehr sympathisch waren. Ihr Stil ist sehr gut zu lesen, flüssig und klar und die Charaktere sind in all ihren Facetten schillernd dargestellt: Die Probleme der Familie wirken sehr realistisch und die Handlung ist spannend, emotional und sehr in die Tiefe gehend. Es gibt einige sehr weise und lebenskluge, auch lebensbejahende Sätze zu entdecken, die mir gut gefallen haben und inhaltlich sehr stimmig waren, etwa

"Wenn die Zeit sie (Bea) etwas gelehrt hatte, dann, dass die Welt ein schönerer Ort war, wenn man weder Bedauern noch Groll im Herzen trug" (Zitat)

Auch das bestickte Tuch von 1850 aus St. Andrews und die Botschaft der Stickerin fand ich sehr schön: Die erste Romanhälfte ist in Australien, Sydney verortet und die zweite Hälfte - nachdem Bea und Flora aufbrachen, spielt in Schottland/Edinburgh oder auch "Auld Reekie". Bea ist in England aufgewachsen und erstmals seit Jahrzehnten wieder im Königreich: Edinburgh in der Vorweihnachtszeit mit seinem allein architektonischen Zauber und die Stimmung Beas und Floras ist in einer Art beschrieben, dass man selbst große Lust empfindet, vor Weihnachten noch in diese tolle Stadt zu reisen. Ein elektronischer Briefkontakt führte im Grunde nach Edinburgh, der als solcher ebenfalls einige (witzige) Überraschungen bereithält.

Fazit:

"Ein Winter voller Wunder" von Amanda Prowse ist gerade jetzt in der trüben und dunklen Jahreszeit ein zauberhafter, sehr positiver Frauen- und Liebesroman, der mich sehr gut unterhalten konnte und nie trivial war: Ein richtiger "Wohlfühlroman" mit dennoch wichtigen Botschaften, Mut im Leben zu haben und einen Neuanfang zu wagen, wenn er angezeigt ist - auch jenseits der 50 ;) Mit einer absoluten Leseempfehlung vergebe ich die volle Punktezahl und 5*. Vielen Dank an den Piper-Verlag fürs Veröffentlichen und Anja Mehrmann für die Übersetzung!

Einzelbeurteilung:

Schreibstil: 5/5
Charaktere: 5/5
Spannung: 4/5
Ende: 5/5
Cover: 5/5

Veröffentlicht am 09.11.2017

Wenn etwas endet, beginnt etwas Neues

Das Geräusch der Dinge, die beginnen
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Im Alter von nur drei Jahren wird Ada von ihrer Mutter verlassen - und wächst bei Teresa, ihrer Großmutter auf, die sie abgöttisch liebt: Sie bringt dem kleinen Mädchen bei, auf das Geräusch der Dinge ...

Im Alter von nur drei Jahren wird Ada von ihrer Mutter verlassen - und wächst bei Teresa, ihrer Großmutter auf, die sie abgöttisch liebt: Sie bringt dem kleinen Mädchen bei, auf das Geräusch der Dinge zu achten, die beginnen. Achtsam zu sein und jedes Blatt am Olivenbaum zu sehen, dass neu gewachsen ist - und nicht übersehen werden sollte. Teresa tröstet sie, wenn sie wütend aus der Schule kommt und lehrt sie, dass es wichtig ist, sich von allem etwas zu bewahren - auch das Gefühl der Erwartung auf etwas Schönes.
Als Ada 27 ist, erkrankt Teresa unheilbar und Ada kümmert sich sehr liebevoll um ihre geliebte Großmutter. Im Krankenhaus gibt es noch eine Frau, die sich ebenfalls liebevoll um Teresa kümmert, der es immer schlechter geht: Giulia, eine Krankenschwester, mit der sich die introvertierte, sensible und zuweilen etwas zerfahrene Ada anfreundet. Eines Tages lernt Ada auch einen Mann kennen, der sie in der Cafeteria der Klinik in seinen Bann schlägt: Matteo...
Die beiden werden ein Liebespaar und Ada ist ob ihrer mangelnden Lebenserfahrung unsicher, sie vertraut sich daher Giulia an, die ihrerseits kurz vor der Hochzeit steht....
Matteo, der einzige männliche Protagonist in dem Roman, der sehr einfühlsam und sanft die einzelnen Charaktere zeichnet, spielt eine besondere Rolle: Sein Hauptanliegen ist es, niemanden zu verletzen - doch eine Entscheidung zu treffen, ist für ihn sehr schwer. Ada und Giulia sind zwei sehr unterschiedliche Frauen: während Ada sehr in ihren Traum- und Märchenwelten gefangen scheint, wirkt Giulia sehr lebenserfahren, geradlinig und pragmatisch. Sie ist - im Gegensatz zu Ada - auf der Sonnenseite des Lebens aufgewachsen, in einer wohlbehüteten und gutsituierten Kindheit mit sie sehr liebenden Eltern. Ada hingegen hatte nur ihre Großmutter, die sie mit eigenen Defiziten infizierte; etwa damit, dass sie niemals Fragen stellen sollte und alles als gegeben hinnehmen solle. Teresas 'zurückstecken können' entstand durch die Benachteiligung gegenüber ihren Brüdern und so lernte sie bereits "in den Kinderschuhen", dass sie an zweiter Stelle kam: Allerdings bewahrte sie sich ein tiefes Gefühl für "die kleinen Glücke" und rebellierte auf ihre Art: Zwei Dinge spielten für sie eine wesentliche Rolle: Ihr Lippenstift und ihre Tanzschuhe.
Während Teresa ins Koma fällt, wird Adas Beziehung zu Matteo obsessiv, ihr Abhängigkeitsverhältnis größer: Sie fürchtet um den unweigerlichen Verlust der Großmutter, der unweigerlich bevorsteht. Dieser Verlust und die Momente nach dem Tod Teresas werden von Evita Greco sehr authentisch und nahegehend (so man dieses erlebt hat, was bei mir der Fall ist) beschrieben und Ada hält sich trotz eines weiteren Schicksalsschlages sehr tapfer.
Am unsympathischsten fand ich die Figur von Matteo - er nutzt die Kraft und die Stärke beider Frauen für sich selbst, wenn er auch wohl auf seine Art beide liebt: Am Romanende gibt es unvorhersehbare Wendungen, die mich teils überraschten und die ich mir etwas anders gewünscht hätte - im Falle von Ada. Andererseits endet er sehr positiv und das fortwährende "Lächeln" steht für eine positive Zukunft, die ich nach dem Zuklappen dieses lesenswerten und auch mitunter nachdenklich stimmenden Romans Ada sehr wünsche. Ergreifend und lebensklug fand ich den Brief Teresas - der Ada über ihren Tod hinaus Kraft gibt. Stellenweise erinnert mich das Ganze aber auch an eine Art Soziogramm, auf das man sich als LeserIn einlassen sollte.

Fazit:
Ein Roman der leisen Töne, der doch tiefe und starke, sehr authentische Gefühle der drei (mit Teresa vier) Hauptprotagonisten "offenlegt"; der an Schmerzgrenzen geht, aber all' das Schöne, Verstehende zwischen Menschen (und in der Liebe) nie aus dem Blick verliert, diese zum Zentrum erklärt und zur Kernbotschaft der Lebensreisen von Ada, Matteo und Giulia macht. Von mir gibt es mit einem Dankeschön an den Thiele-Verlag 4* und 89° von 100 auf der Werteskala der "Belletristik-Couch".

Veröffentlicht am 08.11.2017

High-Fantasy um die welkende Weltenesche und zürnende Götter

Ein Reif von Eisen
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"Die Königschroniken" - Band 1 (Ein Reif von Eisen) von Stephan M. Rother erschien im Rowohlt Polaris-Verlag (2017, brosch.); sehr hilfreich beim Einstieg in dieses erste Werk der geplanten Trilogie ist ...

"Die Königschroniken" - Band 1 (Ein Reif von Eisen) von Stephan M. Rother erschien im Rowohlt Polaris-Verlag (2017, brosch.); sehr hilfreich beim Einstieg in dieses erste Werk der geplanten Trilogie ist das Personenregister am Romanende und für Kartenliebhaber hat mir die entsprechende Karte der Länder, in denen die Fantasy angesiedelt ist, sehr gut gefallen. Ein Augenschmaus und haptisch sehr gelungen ist überdies das sehr ansprechende Cover, das einen Hauptprotagonisten darstellt, um dessen welkende Blätter sich das Geschehen der Trilogie drehen wird: Die Esche.

"Im Kaiserreich der Esche herrscht Unruhe. Die Blätter des heiligen Baumes beginnen zu welken - ein Machtwechsel steht kurz bevor. Stammesfürst Morwa sucht in der düsteren Zeit die Völker des Nordens unter seinem Banner zu einen. Nur einen Stamm gilt es noch zu besiegen. Eile ist geboten, er spürt sein Ende nahen. Einzig die Kräfte einer geheimnisvollen Sklavin erkaufen ihm diese letzte Frist. Doch welchen seiner Söhne soll er den Reif des Anführers anvertrauen? Die falsche Entscheidung könnte die Welt in Dunkelheit stürzen.
Zur selben Zeit will die junge Leyken aus dem Oasenvolk des Südens einen Schwur erfüllen: Sie begibt sich auf die Suche nach ihrer Schwester Ildris und fällt dabei in die Hände von Söldnern. Kurz darauf findet sie sich in der kaiserlichen Rabenstadt im Netz höfischer Intrigen wieder.
In der längsten und kältesten Nacht des Jahres spitzen sich die Ereignisse zu, das Schicksal der Welt liegt in den Händen dreier Frauen: Ildris, die ein Geheimnis mit sich trägt, der ehrgeizigen Leyken und Morwas unehelicher Tochter Sölva. Kann eine von ihnen das Land aus der Dunkelheit führen?"
(Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Wie aus dem Inhalt des fantastischen Geschehens bereits hervorgeht, spielen in diesem High-Fantasy-Roman, der den Beginn der geplanten Trilogie beinhaltet (ET beider Nachfolgebände 2018 bei Rowohlt Polaris) drei Frauen eine sehr wichtige Rolle, deren außerordentliche und magische Fähigkeiten ans Tageslicht kommen und das Geschick der Völker bestimmen: Des Nordens mit Morwa, einem kränkelnden Anführer, der es jedoch schaffte, die Völker des Nordens bis auf einen Stamm zu einen, bevor er einen seiner Söhne zu seinem Nachfolger bestimmen wird und so manche Schlacht geschlagen hat; der Wüsten- und Oasenvölker des Südens, denen Leyken und Ildris entstammen sowie den freien Städten wie Carcosa, in denen Pol, eine Schlüsselfigur des Romans, lebt bis hin zum Kaiserreich und der Rabenstadt, wo Leyken eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat und einen Weg finden muss, ins Innere der Esche zu gelangen, wo sie ihre entführte Schwester Ildris vermutet, deren Spur sie verfolgt...

Der Roman ist aus immerwährendem Perspektivwechsel sowie Szenenwechseln beschrieben und erhält im Verlaufe der Handlung immer mehr Struktur, da sich die Ereignisse um Sölva, Morwa, Leyken und Ildris wie auch Pols abwechseln und weiterentwickeln: Zum Einen ist nicht zu übersehen, dass der Autor aus der historischen Fraktion stammt, da einiges am Setting ans Mittelalter angelehnt erscheint, zum Anderen aber trifft der Leser (wie bei Stephan M. Rother nicht anders zu erwarten war ;) auf hochkarätige, geschliffene und sprachlich sehr versierte Fabulier- und Erzählkunst: Die detaillierten Beschreibungen gar eines Münzsäckleins am Gewand einer Goldschmiedegattin, auf das es Pol abgesehen hat, ist nur ein Beispiel hierfür. Auch die Vergangenheit Pols im verrufen Viertel der Stadt, der "Rattensteige" mitsamt des Wirtshauses "Drachenfuther": Speyhs unt Trankh" belegt die humoristische Seite des fantasiebegabten Autors und ist gar köstlich zu lesen ;)

Die Nordlande, die Rabenstadt, die Wüste und ihre Bewohner sind sehr detailreich und brillant beschrieben, so dass man sich als Leser ein Bild schaffen kann, das einen in diese Fantasywelt entführt. Besonders gefiel mir die Beschreibung der Esche, die ob ihrer welkenden Blätter eine zentrale Bedeutung einnimmt: Laut der Prophezeiung steht ein Krieg bevor und die "alten Götter zürnen": Hier gibt es durchaus Parallelen zur realen Welt, wenn es etwa heißt: "Die Sommer werden heißer, die Winter werden kälter" oder auch laut dem Prediger Fra Théus, der dem Blutgerüst entkam (....) "Die Welt gleicht einem Rad, das seine Spur verloren hat" (Zitat S. 274). Etwas später richtet er weitere kritische Worte an Pol: "(....) kein Tier aber raubt so viel wie der Mensch. So viel mehr, als er benötigt" (Zitat S. 281/82). Auf Pol, dem eine wichtige Schlüsselrolle zukommt, liegt wahrlich eine schwere Bürde....
Ob er dieser Rolle entsprechen kann, ist in diesem "entrée" nicht zu klären, der erste Band der Trilogie lässt viele Fragen offen und endet mit einem Cliffhanger, den ich mir etwas anders gewünscht hätte.

Fazit:

Für High-Fantasy-Fans (mit etwas Geduld, der zweite und dritte Band der Trilogie erscheinen erst 2018), die jedoch wissen möchten, wie es mit Sölva, Leyken, Ildris und Pol sowie Morwa und seinen Söhnen im Norden weitergeht, sei dieser Roman gerne weiterempfohlen: Sprachlich anspruchsvoll, grandios geschrieben, atmosphärisch und mit starken Frauen in den Hauptrollen, die über magische Kräfte verfügen und die für die Geschicke der Völker äußerst wichtig sind, hatte ich nach langer Zeit der Abstinenz im Genre Fantasy durchaus unterhaltsame Lesestunden und vergebe 4 * und 87° auf der "Phantastik-Couch."

Veröffentlicht am 23.10.2017

Hochkarätiger Thriller-Auftakt!

Oxen. Das erste Opfer
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"Oxen - Das erste Opfer" des dänischen Autors Jens Henrik Jensen ist der Auftakt-Thriller der geplanten Trilogie um Niels Oxen, ein hochdekorierter dänischer Elite-Soldat, der seine außergewöhnliche Tapferkeit ...

"Oxen - Das erste Opfer" des dänischen Autors Jens Henrik Jensen ist der Auftakt-Thriller der geplanten Trilogie um Niels Oxen, ein hochdekorierter dänischer Elite-Soldat, der seine außergewöhnliche Tapferkeit in den Kriegen im Balkan (1993 und 1995) sowie in Afghanistan unter Beweis stellte, jedoch schwer traumatisiert zurückkehrt und 2010 aus dem militärischen Dienst ausscheidet, um mit seinem Hund, Mr. White, in den Wäldern des nördlichen Dänemark seinen inneren Dämonen ("die 7") zu entkommen und in Ruhe im Wald zu leben.

Doch das Gegenteil passiert, nachdem er bei einem nächtlichen Ausflug zum Schloß Norlund zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall verstrickt wird: Der dänische Ex-Botschafter Corfitzen, der auch Gründer eines Thinktanks ist und ein Consilium führt, ist auf seinem Schloss zu Tode gefoltert worden. Nachdem die örtliche Kriminalpolizei mit Kommissar Grube eingeschaltet wird, rückt auch der Inlandsgeheimdienst (PET) mit Axel Mossman und Rytter an der Spitze, an, um Oxen zu befragen. Verwahrlost und mittellos, seines treuen Gefährten beraubt, trifft Oxen die Entscheidung, auf Anfrage Mossmans 'undercover' zur Klärung des Falles beizutragen; wie sich herausstellt, war Corfitzen nicht das erste Opfer....

Des großen Risikos ist sich Oxen mehr als bewusst, zumal sein Einsatz eher inoffiziellen Charakter hat und so lotet er aus, ob er mit Margrethe Franck, mit der er - wenn auch aus anderem Hintergrund - sein Schicksal teilt, kooperieren und ihr vertrauen kann. Etwa ab der Mitte des Thrillers treten kurz Menschen in Erscheinung, die mit den Morden zu tun haben könnten, da das Motiv jedoch lange Zeit unklar bleibt, steigert dies die ohnehin auf hohem Level fixierte Spannung: Der Mörder verfolgt einen großen Plan und das Katz- und Mausspiel mit Oxen, der sich stets im Fadenkreuz der Gefahr befindet, kehrt nach langer Zeit im Wald mehr und mehr in menschliche Gefilde, aber auch Abgründe zurück, auch wenn ihn seine "7" Dämonen des Nächtens immer wieder besuchen und ihn nicht loslassen. Schließlich stellt sich heraus, dass Spuren zum "Danehof", einem Machtinstrument mächtiger Männer Dänemarks aus dem Mittelalter (dessen historische Existenz verbürgt ist), hinweist und dass der Danehof nicht im 18. Jahrhundert aufhörte, zu existieren....
In fulminantem Tempo liest sich dieser spannungsgeladene Thriller, dessen Hauptprotagonist Oxen mit seiner sensibel gezeichneten PTBS mir sehr sympathisch war, da er weder als Superheld noch als völlig psychisch kranker Ex-Elite-Soldat dargestellt wurde, sondern authentisch. Es ist ein sehr gut und flüssig sowie inhaltlich stimmig und nachdenklich machender Thriller, der durch sein hohes Spannungsniveau seinesgleichen sucht und m.E. zurecht in die gleich Reihe neben Stieg Larsson zurecht bestehen kann. Die Themen sind brisant, da es um Geheimbünde geht, "Gauklermächte" und die eigentlichen Strippenzieher, die die Geschicke eines jeden Landes lenken. Jensen schafft es, ohne blutrünstige Szenen und brutale Gewalt auszukommen, stattdessen setzt er auf Doppelspiele und Intrigen; dies ist im hervorragend gelungen. Mit großer Sensibilität stellt er gleichfalls Oxen selbst dar, mit all seinen Traumatisierungsproblemen, die sehr authentisch beleuchtet werden und man sich fragt, wieviele Oxen's bereits auf dieser Welt vertreten sind, was mich persönlich auch betroffen macht, da sich grausame Kriegserlebnisse in jede Menschenseele brennen - und ihn zuweilen nie mehr im Leben loslassen. Sehr zwielichtig und undurchsichtig ist für mich der Chef des PET, Axel Mossman und da dieser Oxen in das schier undurchschaubare Machtspiel hievte, dem gnadenlos Menschen zum Opfer fallen, die entweder zu neugierig oder auch zu alt sind, war mir Mossman sehr suspekt. An Tierfreunde (besonders Hundehaltern) sei eine Warnung vorausgeschickt, dass das Morden immer als Warnung auch dem betreffenden Opfer gilt - jedoch scheint mir dies nicht sehr unrealistisch und machte deutlich, wie besonders in Spanien mit Hunden umgegangen wird.... - Diese auch kritischen Punkte des Thrillers fand ich durchaus herausstellenswert.

Fazit:

Ein hochspannender, fulminanter Auftakt der Trilogie um den traumatisierten Ex-Elitesoldaten Niels Oxen, der sich unbedingt für Thrillerfans lohnt, zu lesen! Von mir eine absolute Thrillerempfehlung, der ein pageturner ist und sprachlich wie inhaltlich in derselben Liga spielt wie die Trilogie von Stieg Larsson - daher von mir 5 * und 98° auf der "Krimi-Couch"!

Veröffentlicht am 22.10.2017

Der weiße Regenschirm

Pawlowa
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Mr. B - der Hauptprotagonist dieses zauberhaften Romans von Brian Sewell, treibt Mitleid und seine große Tierliebe an, der kleinen Eselin auf der Straße von Peschawar/Pakistan zu helfen, die - noch viel ...

Mr. B - der Hauptprotagonist dieses zauberhaften Romans von Brian Sewell, treibt Mitleid und seine große Tierliebe an, der kleinen Eselin auf der Straße von Peschawar/Pakistan zu helfen, die - noch viel zu jung zum Lasten schleppen - unter selbigen fast zusammenzubrechen droht. So springt er aus dem Auto, in dem er mit einer Filmcrew auf dem Weg zum Flughafen saß - und rettet Pawlowa, wie er die kleine Eselin fortan nennt....

Der Roman beschreibt nun die Reise der beiden über Landwege von Pakistan nach England, da ein Flug ausgeschlossen werden muss, wobei die beiden viel erleben und wobei es naturgemäß zum einen viel zu erzählen gibt und zum zweiten die Freundschaft zwischen Mr. B und Pawlowa unaufhaltsam auf der gemeinsamen Reise wächst. Die Stationen des Weges auf dem Weg nach London sind von Persien bzw. das heutige Iran, Isfahan, Täbris, die Türkei, Griechenland, Deutschland, Frankreich und schließlich die Fähre nach England...

Mr. B ist ein sympathischer englischer Gentleman, der immer seinen großen weißen Schirm dabei hat, der beide vor zu viel Sonne schützt und hier auch ein Symbol für den Schutz ist, dessen Menschen und besonders Tiere auf dieser Welt zuweilen bedürfen. Mr. B mag antike Geschichte, Literatur, Gedichte, alte und wertvolle Teppiche und mit seinem 'white umbrella' ist er bereits von Weitem als Engländer zu erkennen, der nicht gerade arm ist, auch wenn das Rechnen ihm nicht liegt.
Besonders aber mag Mr. B Alexander den Großen und so beinhaltet der Roman ganz nebenbei auch eine Exkursion zur Geschichte der Menschheit, die sich auf der Reise der beiden (und durch Mr. B's zahlreiche früheren Reisen) auf wundersame Weise vor dem Leser entfaltet. Immer wieder finden die beiden Helfer, die sie im Lastwagen oder anderem Gefährt mitzunehmen bereit sind und ihn auch mal bis zur Grenze begleiten, um eine sichere Passage zu gewährleisten. Gegen Ende des Romans begegnet Mr. B (und der Leser) einem alten Rolls Royce Silver Shadow, der von Hector, einem britischen Buchhändler und Antiquar gefahren wird, der Mr. B und Pawlowa 'aufliest'. Hector hat zwar nicht viel übrig für die Menschheit, für "eine Eselin in Not" jedoch sehr viel ;)

So machen die drei noch einen Ausflug durch die Kunstgeschichte, die Reise durch Deutschland und Frankreich gleicht einer Gourmet-Reise und es gelingt ihnen, Pawlowa an der Quarantäne-Falle für ungeimpfte Tiere vorbeizuschmuggeln, als sie die Fähre nach England besteigen. Viele Jahre sollte die tiefe Freundschaft zwischen allen, besonders aber zwischen Mr. B und Pawlowa, die von den Hunden und Mrs. B ebenfalls ins Herz geschlossen wurde, fortbestehen...

Fazit:

Ein sehr berührender, herzerwärmender Roman über die Kraft der Freundschaft, zuweilen mit märchenhaften, aber immer auch sehr menschlichen Zügen. Die Reise von Mr. B und der Eselin Pawlowa, die er nicht ihrem (sicher aussichtslosen) Schicksal in Peschawar überlassen konnte, zeugt von großer Tierliebe und Respekt anderen Geschöpfen gegenüber, die man dem Autor nachsagt, an denen es aber vielen Menschen mangelt. Die zauberhaften Illustrationen von Sally Ann Lasson verstärken auf ihre Weise das (Lesereisen) Erlebnis und man wünscht sich einfach nur, es möge mehr dieser "Mr. B's" geben - mit einem großen weißen Schirm und einem Esel, der sich dankbar an ihn schmiegt.
Eine absolute Leseempfehlung von mir mit 5* und einen Dank an die Übersetzerin Claudia Feldmann und den Insel-Verlag!