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Veröffentlicht am 18.09.2017

Ein irischer Dorfpolizist

Ein irischer Dorfpolizist
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Seargent Philipp James Collins, genannt "PJ", ein stark übergewichtiger, gutmütiger Mann, der sein Herz (bereits seit Kinderzeiten unter einer etwas dickeren Hautschicht) am rechten Fleck hat, jedoch von ...

Seargent Philipp James Collins, genannt "PJ", ein stark übergewichtiger, gutmütiger Mann, der sein Herz (bereits seit Kinderzeiten unter einer etwas dickeren Hautschicht) am rechten Fleck hat, jedoch von seinen Fähigkeiten als Polizist und auch im sonstigen Leben wenig überzeugt scheint, verrichtet schon viele Jahre einen ruhigen Polizeidienst in Duneen, einem schmucken, aber sehr abgelegenen Dorf weit unten im Süden Irlands.
Die Leute im Dorf vertrauen und mögen ihn - doch ein Verbrechen ist in Duneen noch nie passiert...

Bis PJ eines Tages die Nachricht ereilt, bei Schachtgrabungen an der Schule habe man Knochen gefunden, die er sich besser mal ansähe... Wie sich herausstellt, handelt es sich um die Überreste einer männlichen Leiche und im Dorf wird vermutet, es handele sich um Tommy Burke, der vor mehr als 20 Jahren plötzlich verschwand... Zwei Frauen, die dem jungen Mann nahestanden, werden von PJ befragt: Evelyn, eine der drei Ross-Schwestern, die zurückgezogen auf Aird Carraig leben und Brid Riordan, die sich in ihrem Leben furchtbar langweilt und wegen dieser Leere gerne zu einer vollen Weinflasche greift. Sie war damals öfter mit Tommy aus, erträumte sich ihn als ihren Ehemann...

Welche Rolle spielte Mrs. Meany, PJ's Haushälterin bei den Geschehnissen, die sich vor langer Zeit ereigneten und nun einweiteres, kleines Skelett zutage fördern? Der in Ermittlungen sehr ungeübte PJ führt erste Befragungen bei Evelyn und Brid durch, die jedoch fürs Erste keine weiteren Aufschlüsse bringen. Aus Cork schaltet sich DCI Linus Dunne ein, der "Sumo", wie er PJ für sich nennt, für eine Niete hält und dem auch PJ einen Spitznamen gibt. Nach anfänglicher großer Unsicherheit (sehr witzig portraitiert von Graham Norton) gefällt es PJ mehr und mehr, ein Teil des Ermittlerteams zu sein und auch Dunne erkennt, dass er es hier wohl doch nicht mit einem Schwachkopf zu tun hat (von denen er in Cork umgeben ist, wie er sagt).

Durch eine Menge Situationskomik stellte sich bei mir immer wieder ein Grinsen ein und dem Roman ist anzumerken, dass Graham Norton einen ausgeprägten Sinn für Komik besitzt und stilistisch (neben seiner Profession als Comedian) durchaus auch als Autor brillieren kann! Der schwarzhumorige Ton, in den die Geschicke des P.J. Collins gefärbt sind, ist äußerst amüsant und unterhaltsam wie auch leicht und flüssig zu lesen. Doch auch an Tiefgang fehlt es bei der Beschreibung all' der auftretenden Figuren wie z.B. Brid Riordan, Abigail, Florence und besonders Evelyn Ross, DCI Dunne, Mrs. Meany wie auch postum Tommy Burke keineswegs. Es handelt sich nicht unbedingt um einen Kriminalroman, jedoch liegen der Handlung kriminelle Fakten zugrunde, die im Dunstnebel der Vergangenheit so mancher Bewohner Duneens liegen.

Fazit:

Eine wirklich sehr berührende, schwarzhumorige Geschichte, die die ganze Palette menschlicher Verhaltensweisen und Emotionen in (situations)komischer und doch real erscheinender Weise beschreibt, dass man nur von einem Lesevergnügen der besonderen Art sprechen, nein schreiben kann. Für die meisten dieser überaus liebenswerten, etwas skurrilen und sehr facettenreich beschriebenen Hauptprotagonisten bedeutet der unverhoffte Knochenfund, dass das eigene Leben wieder - oder auch ENDLICH - "ins Rollen kommt", was sprichwörtlich am meisten auf den heldenhaften und allzu menschlichen PJ zutreffen mag. Gerne würde ich seinen Weg weiterverfolgen und vergebe für diesen witzigen Roman mit irischem Humor gewürzt und einem Augenzwinkern sowie ordentlichem Tiefgang angereichert 4*


Veröffentlicht am 11.09.2017

Wieder spannend, atmosphärisch, stimmig: Toller Norwegenkrimi mit sympathischem Ermittler-Duo!

Das Mädchen, das schwieg
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Nach "Totensommer" ist dies der 2. norwegische Kriminalroman von Trude Teige, der ins Deutsche von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann aus dem Norwegischen übersetzt wurde. Erschienen ist "Das Mädchen, ...

Nach "Totensommer" ist dies der 2. norwegische Kriminalroman von Trude Teige, der ins Deutsche von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann aus dem Norwegischen übersetzt wurde. Erschienen ist "Das Mädchen, das schwieg" im Aufbau-Verlag (TB, 2017).

Kajsa und ihr Mann Karsten leben mit Kajsa Kindern aus der Ehe mit Aksel und dem kleinen Jonas, dem gemeinsamen Sohn mit Karsten, in Losvika, einem kleinen Ort auf einer norwegischen Insel, das Kajsa von ihrer Tante erbte.
Sissel, die seit vielen Jahren kein Wort mehr gesprochen hat, wird ermordet - im gleichen Haus, in dem auch ihr Vater Peder Vage ein knappes Jahr zuvor einem gewaltsamen Ende zum Opfer fiel: Haben die beiden Morde miteinander zu tun?
Sissel, die sich nur mit Zetteln und Notizblöcken mit anderen Menschen verständigte, saß meist in ihrem Sessel am Fenster und beobachtete ihre Umwelt, ihre Mitmenschen im Dorf: Was hatte sie gesehen, dass sie sterben musste?

Diesen Fragen geht das Ermittlerteam nach, das Eggesbo um sich schart, wobei er Karsten bewusst miteinbeziehen möchte, ohne ihn zu überfordern: Nach einer schweren Verletzung, die er sich bei der Aufklärung des letzten Falles zuzog, hat er sich noch nicht wieder erholt und ist auf Krücken angewiesen. Allerdings ist er zu Kajsas Freude mehr und mehr fest entschlossen, sich ins Leben zurückzukämpfen: Seine Stärke liegt in Analysefähigkeiten und methodischem Vorgehen; so nimmt er sich z.B. die Aufzeichnungen Sissels zur Brust, die er zu entschlüsseln versucht....

Kajsa, eigentlich Journalistin, kannte die Ermordete vom Sehen und macht sich auf die Suche nach Informanten, um Spuren aufzunehmen, die zur Klärung des Falls führen könnten. So sucht sie z.B. Tone auf, ein Mädchen, das direkte Nachbarin Sessels war, sehr viel musikalisches Talent hat und auch gerne mal den kleinen Jonas spazierenfährt, in der Schule allerdings aufgrund ihrer Hautfarbe ausgegrenzt und gemobbt wird; Olga, die pensionierte Lehrerin; und Bente und Dag, die gutsituierten Adoptiveltern von Tone, die direkt neben Sissel wohnen.
Da das Mädchen als vermisst gemeldet wird, wird Verstärkung angefordert, die Suchmannschaft vergrößert und Karsten, der sich nicht direkt an der Suche beteiligen kann, nimmt sich nochmals die Notizbücher Sissels vor - bei ihrem letzten Eintrag hat er endlich das Gefühl, auf einer wichtigen Spur zu sein...

Der erste Wintersturm, der über Norwegen hinwegfegt, erschwert die Suche, erhöht aber die Spannung ungeheuer und erste Ideen, wer der Täter sein könnte, entstehen beim Lesen; es gibt immer wieder Rückblicke in eine gequälte Kindheit zweier Kinder, die mit ihrer Mutter gemeinsam in Angst und Schrecken vor der häuslichen und unberechenbaren Gewalt des Vaters leben...

Kajsa arbeitet sich unerbittlich und mit viel Intuition in die Vergangenheit Sissels, die Schreckliches (und für den Leser Erschütterndes) zutage fördert. Gegen Ende des sehr spannend geschriebenen und flüssig zu lesenden Kriminalromans spitzt sich die Situation zu; der vom Meer kommende Wintersturm macht das Geschehen umso dramatischer. Das fulminante Ende, das vom Sturm begleitet wird, ist sehr spannungsgeladen, der Plot stimmig. Der Bericht im "Sunnmorsposten", einer Lokalzeitung, für die Kajsa temporär arbeitet, setzt dieser Dramatik gewissermaßen noch "eins drauf".
Einziger 'Wermutstropfen' dieses ansonsten brillanten Krimis bestand für mich darin, dass sich mein Verdacht bestätigte (nach Motivlage), den ich zur Krimihälfte erwogen hatte. Dennoch habe ich den 2. Kriminalroman dieser norwegischen Autorin sehr gerne gelesen und würde mich über Fortsetzungen sehr freuen!

Fazit:

In den spannend zu lesenden und stimmigen beiden bisherigen Kriminalromanen von Trude Teige findet sich eine gewaltige Menge "sozialen Sprengstoffes"; hier in Form von Gewalt in der Familie, Übergriffe auch in religiösen Kreisen und in der Passivität der Mitmenschen, die oft wegschauen, um selbst nicht ins Fadenkreuz des Ärgers bzw. von Konflikten zu geraten! Für den atmosphärisch-spannenden Krimi, den ich gerne weiterempfehlen möchte, vergebe ich 4,5 * am skandinavischen Krimi-Firmament und hoffe auf weitere Fälle!

Veröffentlicht am 11.09.2017

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis - netter 'Teatime-Crime'

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
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Hampshire, England - Winter 1923:
Daisy Dalrymple (25), Journalistin aus London, erhält den Auftrag, eine Reportage über "Wentwater Court", ein Herrenhaus auf dem Land, zu schreiben und begibt sich auf ...

Hampshire, England - Winter 1923:
Daisy Dalrymple (25), Journalistin aus London, erhält den Auftrag, eine Reportage über "Wentwater Court", ein Herrenhaus auf dem Land, zu schreiben und begibt sich auf die Reise...

Selbst von 'blauem Blut', wird sie mit Begeisterung über ihr Vorhaben von der illustren Gesellschaft, die ihr teils bekannt ist, empfangen. Nachdem die geschwätzige Lady Josephine aus dem Nähkästchen und der Vergangenheit des ehrwürdigen Hauses und der Familie erzählt, nimmt Daisy mit Freuden an den üppigen Dinnern teil, fühlt jedoch die teils recht angespannte Atmosphäre bei Tisch. Die anderen Gäste überreden sie, am nächsten Morgen am nahe gelegenen See Schlittschuhe zu laufen - wozu es dann aber nicht kommen sollte: Im Eis finden die erschrockenen Schlittschuhläufer einen Toten....

Es handelt sich dabei um jemandem, dem niemand aus dem illustren Kreis große Sympathien entgegenbrachte. Ein gerade wegen eines Diebstahls von Schmuck in der Nähe weilenden Inspectors von Scotland Yard wird dieser kurzerhand nach Wentwater geschickt, um den Fall zu untersuchen: DCI Alec Fletcher macht die Bekanntschaft von Daisy, die sich - sehr talentiert, wie sie ist - gerne als Assistentin von Alec anbietet und fotografische sowie stenografische Kenntnisse besitzt. Wie Fletcher feststellt, ist sie auch mit einer guten Kombinationsgabe und Klugheit ausgestattet: Sie versuchen also mit Sgt. Tring und Piper, Zusammenhänge in beiden Fällen zu suchen.
Im Falle des Toten im See ist nicht klar, ob es sich um einen Unfall oder einen Mord handelt. Daisy steht auf Wunsch mancher Bewohnerinnen, so Lady Annabel z.B., der zweiten Frau des Viscount, in den nun folgenden Vernehmungen seitens Scotland Yards zur Seite.

Die Auflösung des Ablebens des Toten im See passt bestens zu dem etwas tradierten Stil, in dem dieser nette und vor allem unterhaltsame "Tea-Time-Krimi" geschrieben wurde. Der Stil Carola Dunn's ist flüssig und sehr leicht zu lesen, die Winterlandschaft im ländlichen England sehr gut vorstellbar, da atmosphärisch geschildert.

Wer kriminalistische Unterhaltung in "Downton Abbey" Ambiente liebt, dem sei die Reihe um 'Miss Daisy' empfohlen; wer jedoch anspruchsvollere Krimikost lesen möchte, kann diese getrost auslassen. Ich für meinen Teil bevorzuge aus dem England dieser Zeit z.B. die Kriminalromane von Rennie Airth, die mehr in die Tiefe gehen und spannender zu lesen sind (man möge es mir verzeihen).

Pluspunkte kann jedoch auf jeden Fall die sympathische Miss Dalrymple, Daisy verbuchen, die auf ihre Art eine emanzipierte, vielseitig talentierte und für diese Zeit recht unabhängige junge Frau darstellt, die hier auch kriminologischen Spürsinn aufweist, gewürzt mit einer Prise Romantik und weiblichem Scharfsinn. Ich vergebe 3 Sterne am Krimi-Firmament und 85° auf der "Krimi-Couch".

Veröffentlicht am 08.09.2017

Ein großartiges Romandébut!

Zeit der Schwalben
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"Zeit der Schwalben" von Nikola Scott (Originaltitel im Englischen "My mother's shadow') erschien (HC, gebunden) 2017 in der Rowohlt-Verlagsgruppe bei Wunderlich.
Der sehr berührende und gefühlvoll geschriebene ...

"Zeit der Schwalben" von Nikola Scott (Originaltitel im Englischen "My mother's shadow') erschien (HC, gebunden) 2017 in der Rowohlt-Verlagsgruppe bei Wunderlich.
Der sehr berührende und gefühlvoll geschriebene (sowie von Nicole Seifert ins Deutsche übersetzte) Roman beginnt mit einem Rückblick:

Sussex, England, 1958:

"Es ist ein goldener Sommer im England der späten 50er Jahre: Die sechzehnjährige Elizabeth ist begeistert von den jungen Leuten, die sie auf dem Anwesen der Freunde ihrer Eltern in Sussex kennenlernt. Sie erlebt unbeschwerte Tage mit Ausflügen, Picknicks und Partys. Und sie verliebt sich prompt....

London, 40 Jahre später:

Nach dem Unfalltod ihrer Mutter erhält Adele Harington einen mysteriösen Anruf: Ein Mann spricht von "neuen Spuren" und nennt immer wieder ein Datum. Und dann steht plötzlich eine Fremde vor der Tür und behauptet, Teil der Familie zu sein...
(Quelle: Buchrückentext)

Adele, genannt Addie, hat es zeitlebens schwer, eine innige Beziehung zu ihrer Mutter aufzubauen. Den Parolen der Mutter wie "die Schultern straffen und nach den Sternen greifen" kann sie nicht so gut Folge leisten wie ihre Geschwister: Während Venetia, ihre jüngere Schwester Architektin und ihr Bruder Jas Handchirurg wird, widmet sie sich anderen Aufgaben und macht aus ihrer Leidenschaft ihre Berufung: Bäckerin und Konditorin. Ihr alter Jugendfreund Andrew, ein weiterer Protagonist dieses wundervollen Romans, bestärkt sie jedoch und möchte als gelernter Koch am liebsten mit Addie zusammen das "Grand Bleu" eröffnen, in dem beide ihre berufliche (und gerne auch private) Erfüllung finden könnten, nach Auffassung Andrews jedenfalls...

Am Todestag der Mutter (Elizabeth Harington) versammelt sich die Familie und es ist spürbar, welche Lücke dieser viel zu frühe Tod in die Familie riss. Addies Beziehung zu Venetia ist nicht problemlos und Addie, die sehr kompromissbereit und etwas konfliktvermeidend ist (im Gegensatz zu Venetia) erhält einen merkwürdigen Anruf, der sie fortan nicht loslässt: Ein Mann hat neue Spuren gefunden, die in die Abteilung 'vermisste Personen' fällt und wiederholt ein Datum: Das Geburtsdatum von Addie, der 14. Februar 1960.....

Stück für Stück versucht Addie nun (voller Entschlossenheit, wie einst die Mutter), dieses Rätsel aufzulösen, zumal eine Frau vor der Tür auftaucht, die behauptet, ebenfalls am 14. Februar geboren worden zu sein - und dass Elizabeth ihre Mutter sei....

Um nicht die Spannung, die in diesem Roman sehr tiefgründig liegt, vorwegzunehmen, beschränke ich mich darauf, auf das Familiengeheimnis nicht in aller Form einzugehen, jedoch den gefühlvollen, prägnanten und sehr guten Schreibstil der Autorin sehr hervorzuheben: Seit dem Entschluss Addies, ihre Mutter völlig neu zu entdecken und das Unerklärliche (für den Leser Erschütternde) zu entschlüsseln, gelingt es Nikola Scott ganz hervorragend, die Charaktere - in vorderster Linie Addie, Venetia, den Vater George und auch besonders Elizabeth, die durch ihre Tagebucheinträge im Rückblick immer präsenter und nachvollziehbarer wird - wie auch Andrew, der sehr hartnäckig (und liebevoll) an der Seite Addies steht, herauszuarbeiten und sehr facettenhaft darzustellen. Man hat recht schnell große Sympathie für Addie, wogegen sich die für Venetia sehr im Rahmen hält; dennoch ist im Verlauf des Romans eine Annäherung festzustellen. Es gibt eine Person, die eine wirklich niederträchtige Rolle spielt und dessen Motiv lediglich das Ansehen "und der gute Ruf" seiner Familie ist; der in der Doppelmoral dieser Epoche denkt und auch agiert, in der nichts schlimmer ist als die Tatsache, als junge Frau (unverheiratet) ein Kind zu bekommen.

Man erfährt im Verlauf dieser sehr tragischen Familiengeschichte von Einrichtungen, die es seinerzeit (und noch bis in die 80er Jahre hinein!) in England gab (und natürlich nicht nur dort), in denen jungen Mädchen und Frauen ein Schuldgefühl eingeimpft wurde, sie gedemütigt und versklavt wurden ob ihrer "Schande", ein Baby zu bekommen. Hier geht die Tragik noch darüber hinaus, da es eine gefühllose, kalte Atmosphäre zu Hause gibt, Trauer das Lebensgefühl, die große Lebensfreude Jugendlicher in den 50ern sozusagen grundiert, da Elizabeth kurz zuvor ihre Mutter durch Krankheit verlor.... Hier gelingt es der Autorin sehr gut, die "Achterbahn der Gefühle", aber auch die Stärke von Elizabeth, nach einem Ausweg zu suchen und nicht klein beizugeben, darzustellen. In Form von Tagebüchern, die Addie findet, kommt sie ihrer Mutter immer näher - und das Rätsel um die fremde Frau löst sich auf sehr positive Weise....

Fazit:

Ein emotionaler, sehr ergreifender und berührender Roman, in der die Autorin der dunkleren Seite der 50er Jahre nachspürt - der Doppelmoral und gesellschaftliche Ausgrenzung alleinstehender junger Mütter, die sich noch bis in die 80er Jahre hinein halten sollten, so in ihrem Nachwort. Einfühlsam und bewegend wird durch die Protagonistinnen Elizabeth, Addie und Phoebe nachgezeichnet, welch verheerendes Erbe erzwungene Trennungen für die Betroffenen und deren weiteres Leben darstellt. Ein großes Dankeschön an die Autorin, den Wunderlich-Verlag und eine absolute Leseempfehlung bei 5 * am literarischen Firmament!

Veröffentlicht am 30.08.2017

Schwimmen lernen ohne Angst - aber dafür mit einem Freund ;)

Der Wal und das Mädchen
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Das Kinder- und Bilderbuch "Der Wal und das Mädchen" von Tanja Kinkel wurde (2017) vom Magellan-Verlag nachhaltig hergestellt und veröffentlicht.

Die bekannte Autorin hat hier - gemeinsam mit wunderschöner ...

Das Kinder- und Bilderbuch "Der Wal und das Mädchen" von Tanja Kinkel wurde (2017) vom Magellan-Verlag nachhaltig hergestellt und veröffentlicht.

Die bekannte Autorin hat hier - gemeinsam mit wunderschöner Illustrierung von Guiliano Ferri - eine schöne Geschichte geschrieben, die Kinder ab 3 Jahren ansprechen dürfte:

Maria fährt mit ihrer Familie zum ersten Mal ans Meer. Sie ist sehr aufgeregt und hat ein wenig Angst vor den ungestümen Wellen. Gerade angekommen, kann sie es aber kaum erwarten und läuft (in einem unbeobachteten Moment) alleine zum Strand....

Der kleine Wal, der es satt hatte, den anderen immer hinterherzuschwimmen, wollte auch den Teil des Meeres kennenlernen, der geheimnisvoll glitzerte. So schwamm er auf den helleren Teil zu, als die Walmutter einen Moment nicht achtgab....

Etwas kratzt den Wal am Bauch - er steckt im Sand fest! Maria, die ein solch großes Tier noch nie zuvor sah, erzählt es ihren Eltern, die mit Eimern und Tüchern zum Strand eilen, in der Absicht, den Wal nicht der Austrocknung und der Sonne preiszugeben, bis die Flut ihn befreien kann....

Es geht darum, schwimmen zu lernen (möglichst angstfrei) und auch Freunde zu finden, einander zu helfen. Mit wenig Text, aber sehr viel zum Betrachten (besonders auch zum gemeinsamen Betrachten wie auch zum Vorlesen geeignet) ist dieses schöne Kinderbuch der erfolgreichen Autorin ein pädagogisch wertvolles geworden, das Kindern helfen kann, die natürliche Angst vor dem Wasser, besonders vor dem Meer, zu überwinden und das Schwimmen zu erlernen, so wie es für den kleinen Wal selbstverständlich ist.


Fazit:

Ein wunderschön gestaltetes und getextetes Kinderbuch für Kinder ab 3 Jahren, das ich unbedingt weiterempfehle: Vor einem ersten Urlaub am Meer (oder auch an einem See) kann diese schöne Geschichte Kindern helfen, das Schwimmen zu erlernen - und keine Angst vor dem Wasser zu haben ("es trägt") ;)Sogar kleine (und sehr große) Wale! Von mir erhält es 5 (See)sterne!