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Veröffentlicht am 24.01.2023

Ein Dreamteam zum gesunden Abnehmen

Abnehmen mit der HAWEI-Methode
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"Abnehmen mit der HAWEI-Methode von Dr. med. Winfried Kenthage erschien im GU-Verlag (brosch; 174 Seiten, 2022).

Da ich schon immer ein Fan der gesunden und sehr sättigenden Haferflocken und von Porridge ...

"Abnehmen mit der HAWEI-Methode von Dr. med. Winfried Kenthage erschien im GU-Verlag (brosch; 174 Seiten, 2022).

Da ich schon immer ein Fan der gesunden und sehr sättigenden Haferflocken und von Porridge bin, kam mir dieser interessante Ernährungsratgeber nach der Weihnachtszeit (mit vielen Süßigkeiten) sehr recht: Der revolutionären Formel aus HAFER & EIWEISS incl. über 60 Rezepten als Abnehmmethode passt also sehr zu meinen bevorzugten Lebensmitteln: Hafer!

Es geht darum, nicht nur abzunehmen, sondern auch um eine langfristige Gewichtsreduktion; der Autor nennt die "Gegenspieler" beim Abnehmen (Gehirn, Muskelabbau, Stress, Hunger, Alkohol, Insulinresistenz und die Darmflora) und präzisiert hier, wie man gesund gegensteuern kann. Die hafer- und eiweißreichen Rezepte im Sachbuch/Ratgeber verleiten dazu, sie allesamt auszuprobieren - sofern man auch Eiweißpulver (in Drogerien, Fitnessstudios und im Internet erhältlich) zu Hause hat; dies wäre ein Kritikpunkt für mich, da mir Eiweiß in Pulverform bis dato nicht geläufig war.

Der Inhalt ist in drei Sachgebiete gegliedert, von Strategien des Körpers, der HAWEI-Methode bis zu den HAWEI-Rezepten, wobei der Autor dazu rät, speziell gemäßigte Hafertage in den Wochen-Ernährungsplan zu integrieren (ein bis zwei Tage).

Die Rezepte selbst sind sehr vielfältig und reichen vom Frühstück, Aufstrichen und Brot, Salaten, Suppen, Eintöpfen bis hin zu herzhaften Hauptgerichten. Die Quiche HAWEI sowie Golden Oat Nuggets - mit der Extraportion Hafer - sind mir z.B. sehr positiv aufgefallen; ebenso "Svenja's Frühstücks-Cheesecake" mit Himbeeren, der sicher so köstlich schmeckt, wie er aussieht. Zum Nachkochen und Zubereiten einladende Fotos runden den Ernährungsratgeber positiv ab.

Fazit:

Eine sehr gesunde, ausgewogene Methode des Abnehmens; voller ansprechender Rezepte und auch wissenschaftlicher Erklärungen zur Erfolgsformel HAFER & EIWEISS - ein Ernährungskonzept, das sich gut in den Wochenplan integrieren lässt und sicher für alle geeignet, die Hafer in all seinen Zubereitungsformen ohnehin lieben!

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Ein wunderschöner Winterroman, der meine Erwartungen übertroffen hat!

Der Duft von Tee und Winter
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"Der Duft von Tee und Winter" von Hannah Luis zog mich durch das wirklich schöne Cover magisch an; wähnte ich darin einen Wohlfühlroman, der an stürmisch-regnerischen Wintertagen einfach schöne Lesestunden ...

"Der Duft von Tee und Winter" von Hannah Luis zog mich durch das wirklich schöne Cover magisch an; wähnte ich darin einen Wohlfühlroman, der an stürmisch-regnerischen Wintertagen einfach schöne Lesestunden garantiert: Hier wurde diese Erwartung noch übertroffen, da die Handlung wie auch die HauptprotagonistInnen wirklich sehr sympathisch (und authentisch) 'rüberkommen'.


Witney/England in den späten 40er Jahren:

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Agatha besucht mit ihrem Vater als 7jährige einen Zirkus und lernt dort einen jungen Inder kennen, der sich um die Elefanten kümmert: Jeevan Raye. Agatha und Jeevan haben eine seltene und besondere Verbindung: Es sind Seelenfreunde, wie sich in den nächsten Jahren durch brieflichen und auch persönlichen Kontakt herausstellen sollte: Allerdings entstammt Agatha einer wohlhabenden Familie, während Jeevan und seine Schwester nach dem Tod der Eltern alleine im Zirkus ihre Existenz sichern müssen.... Da für den Vater Agathas eine freundschaftliche oder gar Liebesbeziehung seiner Tochter zu Jeevan gänzlich gesellschaftlich ausgeschlossen wird, werden durch diesen Standesunterschied die beiden alsbald getrennt werden - fast zeitlebens....

Wiesbaden/Hamburg in unserer Zeit:

Laura und Oliver, beide workaholics und immer an dem nächsten step der Karriereleiter in der Werbebranche interessiert, wollen zusammen nach Hamburg ziehen, wo auch Laura ein neuer Job erwartet. Bevor Laura nach Hamburg fährt, sucht sie noch ein Buch in einem offenen Bücherschrank, um im Zug etwas zu lesen: Es ist ein Teebuch, das von indischen Teeplantagen handelt. Heraus fällt ein Foto, das Jeevan Raye als jungen Mann in den 50er Jahren zeigt. Ein exlibri weist die Besitzerin aus: Agatha Sperlich, die in Wiesbaden wohnt... interessiert liest Laura in dem Buch, da sie selbst es liebt, Kräuter- und exquisite Teemischungen herzustellen... 

In Hamburg angekommen, die neue Wohnung inspizierend, kommt alles anders als geplant..... Laura fährt zurück nach Wiesbaden und besucht Agatha, um ihr das Foto aus dem Teebuch wieder zurückzugeben: Agatha, eine beeindruckende Persönlichkeit, ist 'not amused' und möchte weder Buch noch Foto zurückhaben: Wollte sie wirklich für alle Zeiten ihre Vergangenheit hinter sich lassen?

Meine Meinung:

Dies herauszufinden, überlasse ich sehr gerne dem geneigten Leser/der geneigten Leserin und empfand das Buch wirklich als eine Wohltat für die Seele: Hannah Luis hat es wunderbar verstanden, Spannung aufzubauen und sehr sympathische Charaktere zu schaffen, die dieses Buch bevölkern. Angefangen von Laura, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihr Leben positiv zu verändern - und auch ein empathisches Gespür für ihre Mitmenschen aufweist, so dass sie Agatha zu schätzen weiß, obgleich diese (vorerst) äußerst schroff daherkommt. Steigt man jedoch in die Lebensgeschichte der alten Dame ein, weiß man auch, woher dieser "äußere Panzer", mit dem sie sich umgeben hat, stammt! Laura merkt, dass Agatha ihr etwas Wichtiges auf ihren Lebensweg mitgeben möchte und damit zu verhindern sucht, dass Laura den gleichen Fehler begeht, wie sie es einst tat. So tritt Laura eine Reise nach Kent an, die nicht ohne (posititive) Folgen bleibt und ihr zeigt, was wirklich wichtig im Leben ist: Auch auf sein Herz, seine innere Stimme zu hören!

So fiebert der Leser mit, wenn es um Liebe, Missverständnisse, Sturheit und Abneigung; aber auch um Zuneigung, Familiengeheimnisse und eine Schuld geht, für die niemand der noch lebenden Beteiligten einstehen muss. Es fehlt wundersamerweise absolut an Klischees und Trivialem, so dass mir das Lesen dieses Romans wahrlich großes Vergnügen bereitet hat: Man geht mit Laura (und auch mit Agatha) durch Höhen und Tiefen ihres Lebens; kämpft sich voran - und stellt fest, dass sich viele wahren Lebensweisheiten im Buch verbergen; die Figuren Tiefgang besitzen, was mir sehr gut gefallen hat!

Ganz besonders mochte ich ausser Laura und Joshua, dem Großneffen von Jeevan auch Agatha sowie die wahren Freundinnen von Laura: Besonders fasziniert hat mich hier die Rahmenhandlung, die sehr real wirkt: Eine Frau findet ein Buch in einem offenen Bücherschrank, aus dem ein Foto fällt - und versucht, dieses vermutlich verlorengegangene Relikt der Eigentümerin wiederzubringen..... (Ich selbst besuche ebenfalls des öfteren offene Bücherschränke, daher habe ich einen engen Bezug zu diesem Umstand: 

Fazit:

Eine sehr tolle Buchidee, die überhaupt nicht unecht oder aufgesetzt wirkt. Hannah Luis hat auch sehr viel Atmosphäre (Wiesbaden, Hamburg und vor allem die Grafschaft Kent!) in ihren Roman einfließen lassen; was ich sehr schätze. Auch die flüssige und gut zu lesende, jedoch nicht triviale Sprache der Autorin gefiel mir sehr ("Mädels-WG" ;) Hinter diesem traumhaften Cover hätte ich eine so authentische Geschichte (fast) nicht vermutet und freue mich sehr, dass ich sie lesen durfte! Vielen Dank an die Autorin - und gerne "mehr davon" - Potential für diese - oder eine andere Geschichte sehe ich auf jeden Fall!

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Veröffentlicht am 03.01.2023

Der Auftakt einer Wohlfühl- und Liebesromanserie

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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"Das kleine Bücherdorf - Winterglitzern" von Katharina Herzog ist der erste Band einer geplanten Reihe, die allesamt in einem fiktiven Bücherdorf in Schottland "Swinton-on-Sea" verortet ist (und an das ...

"Das kleine Bücherdorf - Winterglitzern" von Katharina Herzog ist der erste Band einer geplanten Reihe, die allesamt in einem fiktiven Bücherdorf in Schottland "Swinton-on-Sea" verortet ist (und an das reale Vorbild Wigtown im südlichen Schottland angelehnt ist) verortet sind. Ich hatte zuvor noch keine Bücher von Katharina Herzog gelesen; hoffte jedoch auf einen schönen Wohlfühlroman zur Advents- und Weihnachtszeit:


Genau zu dieser beginnt der Roman; der kleine Finlay und sein Vater Graham, Besitzer des "Reading Fox", trauern um Pat, Finlays Mutter und Finlay möchte ihr einen "Luftballonbrief" in den Himmel schreiben, den beide draußen auf dem Hügel steigen lassen.... Durch Zufall nimmt den Brief ein LKW-Fahrer mit, der für das Aktionshaus Lambach aus München in Schottland unterwegs ist: Da weder Fahrer noch Pförtner sich ohne Englischkenntnisse einen Reim auf den Brief des Jungen machen können, bitten Sie Viktoria (genannt Vicky) zu Hilfe, die ihnen gerne den Brief übersetzt. Als Firmenchef und Vater von Vicky das Foto sieht, leuchten seine Augen: Es hat den Anschein, dass hier ein überaus wertvoller Bücherfund aufzuspüren ist, der das rennommierte Aktionshaus noch berühmter machen könnte. So beauftragt Hubert Lambach seine Tochter (die mehr als andere arbeitet und eine Leitung der Berliner Filiale anstrebt), nach Schottland zu fahren und dem Vater des Jungen ein Angebot zu machen.


Schnell merkt Vicky, dass sie ohne Weiteres nicht an das Buch gelangen kann, da es unverkäuflich ist und verdingt sich, um eine persönliche Ebene zu Graham herzustellen, kurzerhand als Weihnachtsaushilfe in dessen Buchladen. Was sie nicht ahnen konnte, ist die Tatsache, wie sehr ihr der Besitzer des wunderschönen Buchladens (der ähnlich aussieht übrigens wie der von Shaun Bythell) gefällt und dass sie sich in ihn verlieben wird. Auch die Nebenfiguren und schrulligen Dorfbewohner nehmen sie herzlich auf und sie spürt, wie sehr sich das Leben in Swinton-on-Sea von ihrem recht einsamen, immer arbeitsreichen Leben in München unterscheidet. Ihr fällt mehr und mehr auf, dass sie eigentlich zur Marionette ihres äußerst geschäftstüchtigen Vaters geworden ist, bringt es jedoch nicht über's Herz, Graham endlich die Wahrheit über ihren Auftrag und den Aufenthalt im Bücherdorf zu erzählen....


Meine Meinung:


Der Roman hat alle ("erforderlichen") Zutaten, um dem Leser/der Leserin einige schöne Lesestunden zu schenken: Schottland, ein Bücherdorf, eine Hauptprotagonistin mit allerdings ambivalenten Gefühlen, eine trauernde Familie, die sich nichts mehr als eine neue Frau an der Seite des sympathischen Graham wünscht, viel Weihnachtsatmosphäre, eine quirlige über 80jährige Bewohnerin, die ein B&B anbietet und bei der Vicky wohnt, Ann, eine sympathische Ladenbesitzerin, Finlay und Gertie, seine sehr direkte Spielkameradin, die mir außerordentlich sympathisch war und Paul Erskine, der Großvater Finlay's, der zuviele Krimis liest und in jeder Ecke kriminelle Taten wittert.


Wir sind mit den Protagonisten auf dem Weihnachtsmarkt, bei der After-Dinner-Party im Pub, beim Eisbaden (huuuuh ;) und bei einem Reitausflug mit Gertie und Finlay: Wird Vicky den richtigen Moment noch finden, um Graham doch noch die Wahrheit zu sagen?


Gegen Ende des Romans gibt es einen Überraschungsbesuch und ein danach ausbrechendes Chaos, das die Abreise von Vicky nach München zur Folge hat: Gibt es noch eine Zukunft für die beiden Liebenden? Das muss der geneigte Leser dann selbst herausfinden...


Fazit:


Ein Wohlfühlroman mit den besten Zutaten, die man dafür benötigt: Dennoch fehlte mir zuweilen etwas Tiefgang und ich fand einige Passagen als etwas "bemüht"; andere als eher unrealistisch (über 80jährige fahren wohl selten Schlitten); die Gegensätze zwischen arm und reich wurden wohl angesprochen, aber leider auch arg stigmatisiert. Dennoch eine recht klug eingefädelte Wohlfühlgeschichte, zeitweise humorvoll und warmherzig wie flüssig geschrieben. Wer gerne mal leichtere, triviale Kost in den Wintermonaten liest, kann beherzt zugreifen; etwas mehr Tiefe und weniger Stigmatas hätte ich noch besser gefunden; insgesamt betrachtet vergebe ich dennoch 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Zauberhafte Einstimmung und viele Inspirationen zur Adventszeit

Dezember Journal
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Das Dezember Journal von Theresa Baumgärtner erschien in schmucker Gestalt (Halbleinen, HC, gebunden, 192 Seiten) 2022 im Brandstätter Verlag, Wien.


Der Advent bietet die Bühne dieses sehr gestalteten ...

Das Dezember Journal von Theresa Baumgärtner erschien in schmucker Gestalt (Halbleinen, HC, gebunden, 192 Seiten) 2022 im Brandstätter Verlag, Wien.


Der Advent bietet die Bühne dieses sehr gestalteten und kreativen Begleiters in der Vorweihnachtszeit. Die Autorin (inzwischen sehr bekannt auch durch viele andere wundervollen Bücher!) lädt dazu ein, glanzvolle Streiflichter und unvergessliche Momente des Dezembers im Herzen weiterzutragen: Das Journal bietet hierzu Inspirationen und Anregungen, auf der weihnachtlichen Bühne ein ganz persönliches "Stück" aufzuführen; sei es mit der Freude an kreativer Gestaltung; dem Erzählen von Winterreisen oder Weihnachtsmärkten, von Lieblingsfilmen oder weihnachtlichen Buchklassikern; seien es Familienrezepte oder festlichen Schmuck, für jeden findet sich hier im Journal etwas!


Die Gestaltungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und für persönliche Eintragungen jede Menge Platz! Auch eine Playlist gibt es, in der man die Lieblingssongs zur "christmas time" festhalten kann, so entstehen einzigartige weihnachtliche Emotionen. Theresa Baumgärtner, deren "Frühlingserwachen" ich auch bezaubernd fand, gibt hier Tipps zum Schreibatelier und zum kreativen Gestalten, zu Utensilien, die zum Schreiben und Zeichnen sowie zum Basteln unerlässlich sind.


Besonders gefallen haben mir persönlich die folgenden Inspirationen:

- festliches Schmücken (Kränze z.B.)

- tanzende Papierfiguren (Scherenschnitt)

- geliebte Bücher für lange Winterabende (selbst auszuwählen)

- Übungsblatt Kalligrafie (ABC....)

- Rezepte wie Mariniertes Wintergemüse; Kartoffel-Kichererbsen-Curry z.B.)

- Weihnachtspost schön gestaltung 

- Unterwegs in der Natur und

- Poesie (weihnachtliche Gedichte und Wintergeschichten).


Fazit:

Ein kreativer, inspirierender Begleiter durch den Dezember mit vielen Vorschlägen, Ideen, Rezepten und Geschichten, die dazu einladen, sich ganz persönlich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten und viel Platz für Eintragungen sehr persönlicher Art bietet! Sowohl zum 'sich selbst' schenken als auch zum Verschenken hervorragend geeignet.


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Veröffentlicht am 05.12.2022

Spannende Zeitgeschichte, geniale Erzählkunst!

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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"Die Bücher, der Junge und die Nacht" von Kai Meyer erschien (HC, geb. 496 Seiten) 2022 im Verlag Droemer Knaur. Auf diesen Roman war ich aufgrund der Thematik (die Liebe zu Büchern und Zeitgeschichte) ...

"Die Bücher, der Junge und die Nacht" von Kai Meyer erschien (HC, geb. 496 Seiten) 2022 im Verlag Droemer Knaur. Auf diesen Roman war ich aufgrund der Thematik (die Liebe zu Büchern und Zeitgeschichte) mehr als neugierig; da ich Kai Meyer's "Die Alchimistin" vor Jahren sehr begeistert gelesen habe und vom Stil des Autors, der es mühelos schafft, den Leser mit auf Zeitreisen zu nehmen und eine unglaubliche Nähe zwischen den sehr gut ausgeleuchteten ProtagonistInnen und den LeserInnen herzustellen, sehr beeindruckt bin. Er zählt damit zu meinen favorisierten deutschen Erzähltalenten durch seine Themen und seinem atmosphärischen Schreibstil.


Die Haupthandlung dieses Romans dreht sich um das Auffinden eines verschollen geglaubten mysteriösen Buches, das nur einmal gedruckt wurde und im Grunde zum Selbstgebrauch bestimmt war:


Leipzig, Graphisches Viertel : (Zeit des 2. Weltkriegs)


"Das Alphabet des Schlafs" bekommt 1943 Jakob Steinfeld, Inhaber des Antiquariats "Montecristo" (spezialisiert auf Abenteuerliteratur, Geheimbund und Logenromane sowie romantische Literatur) von einer jungen Frau mit der Bitte unterbreitet, das Buch zu binden; mit dem Vater, einem Verleger namens Konrad Pallandt, hat sich Jakob nicht grundlos überworfen hat. Jedoch hat Jakob die Tochter namens Juliane (Juli), sofort nach ihrem Erscheinen in der Buchbinderwerkstatt bereits in sein Herz geschlossen und eine dramatische Liebe beginnt, da Juli nach wenigen Tagen ihres Kennenlernens spurlos verschwindet...


40 Jahre später; Barockschloss der Verlegerfamilie Pallandt, bei München:


Marie, eine bekannte Bibliothekarin und Sachverständige für Bibliotheken und wertvolle Bücher, soll die Bibliothek von Maximilian Pallandt, Sohn des Verlegers Konrad P. schätzen und veräußern: Sie entdeckt darin ein Konvolut von Büchern, die von Jakob Steinfeld gebunden wurden; einer der besten Buchhändler Leipzigs zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Gemeinsam mit Robert Steinfeld, mit dem sie nicht nur den Beruf und die Leidenschaft für Bücher teilt, sondern auch eine Liaison vor Jahren hatte, begibt sie sich auf Spurensuche und hilft ihm fortan, der Geschichte um das Geheimnis des "Alphabet des Schlafs" auf den Grund zu gehen; denn dieses Buch könnte letzten Endes die wahren Eltern von Robert und den Grund seiner Gefangenschaft als Junge während der ersten 10 Lebensjahre enträtseln.


Wir begegnen vielfältigen Charakteren auf dieser literarischen und für Robert sehr persönlichen "Spurensuche" - sowohl in der Vergangenheit als auch 1971: So lernen wir Grigori Gomorov, Gärtner und besonders im Winter Mitarbeiter von Jakob sowie sein bester Freund in der Zeit der Nazidiktatur kennen (und schätzen); Juli, die Verlegertochter Pallandt, die im Roman eine Hauptrolle einnehmen wird; ihren Bruder Maximilian und die Mutter Aurelia. Die Mutter frönt der okkulten Literatur und ist so besessen von derartigen Werken wie einige historische Figuren der Nazis, z.B. Himmler: Sie verlegt diese Bücher (zum Mißfallen ihres Mannes Konrad) in einem eigenen, sehr reaktionären Verlag und macht auch vor "Experimenten" nicht halt, der ihre Töchter anheimfallen. Auch Mena, Julis Schwester sollten wir später einen Besuch abstatten. Mit Grigori begegnen wir auch der legendären "Rabenfrau", die nachts über die Dächer Leipzigs auf einem Seil tänzelt und Grigoris Herz eroberte.


Ein wichtiger Hauptcharakter ist ausser den Büchern, um die es in oftmals poetischer Weise geht, ausser Jakob, Juli, Robert und Marie von Beginn an der mysteriöse "Maskenmann", der Bücherdieb, der Robert aus der brennenden Villa rettete und ein Jahr während des Krieges mit ihm durchs zerstörte Deutschland ziehen sollte: Immer auf der Suche nach Raritäten, die nicht den Flammen zum Opfer gefallen waren. Ist dieser Bücherdieb identisch mit dem finsteren Bibliothekar der Pallandts; Mercurio oder auch Flügelschlag genannt, mit dem Konrad Pallandt einst einen Pakt einging?


Die beiden Zeitebenen, die immer wieder wechseln, lassen die Spannung fast unmerklich sich steigern und sind historisch interessant, da man einige Fakten über die alte Bücherstadt Leipzig und das Graphische Viertel erhält; zudem fand ich Informationen zu wertvollen und vergessenen Büchern, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Buchmessen sehr interessant (ich habe auch einige Dokus über Leipzig vor dem 2. WK angeschaut, die die beschriebene Atmosphäre des Romans noch verdeutlichen können). Großen Respekt habe und hatte ich vor Jakob, der als einer der besten Buchbinder Leipzigs galt und ein sehr aufrichtiger, sympathischer Mensch und Buchfreund war; ebenso wie Grigori, der den Garten beim Antiquariat "Montecristo" hegte und pflegte. Im letzten Romandrittel nimmt das Buch gar kriminalistische Züge an, so dass man als Leser schier den Atem anhält. Aber auch die Poesie, die trotz der historischen Zeitgeschichte hier und da einfließt, hat mir sehr gefallen:


Etwa am Ende, als Robert und Marie, die mit Büchern handeln und somit Traditionen fortführen, feststellen, dass "die eigene Bibliothek zu platzen droht, aber dennoch immer mehr Bände hinzukommen:


- vor allem die alten, die verblichenen, die Geschichten, aus denen ein Ruf ertönt, der durch die Jahrhunderte hallt." (Zitat S. 495)


Fazit:


Mit sehr großem Erzähltalent verwebt Kai Meyer sehr gekonnt und mit atmosphärischer Dichte, teils düster, teils hoffnungsvoll in seinem neuen Roman Zeitgeschichte und Historisches zur Bücherstadt Leipzig; zwei Liebesgeschichten (anno 1943/1971) sowie vor allem die Liebe zu Büchern und die Spannung eines Kriminalromans. Der Roman ist gleichbedeutend mit einer abenteuerlichen Suche nach dem Geheimnis und auch dem Vermächtnis eines Buches, das für Robert Steinfeld existenziell wichtig ist und in dem es Kai Meyer gelingt, seine Leserschaft auf eine spannende Zeitreise mitzunehmen - sehr große Nähe zu den Figuren herzustellen: Großartig, spannend und eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher!

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