Allen Gerichten dieses Kochbuchs von "Nadiyas Lust & Laune Küche" (erschienen bei arsvivendi, HC, 255 S., 2022) haben gemeinsam, dass sie schnell und unkompliziert zubereitet werden können. Wobei an Geschmack ...
Allen Gerichten dieses Kochbuchs von "Nadiyas Lust & Laune Küche" (erschienen bei arsvivendi, HC, 255 S., 2022) haben gemeinsam, dass sie schnell und unkompliziert zubereitet werden können. Wobei an Geschmack - ob süß oder herzhaft - nicht gespart wird: Ganz im Gegenteil!
So finden sich in diesem sehr übersichtlich gestalteten und mit vielen Fotos versehenen Kochbuch zahlreiche Rezepte, die wie folgt (zum besseren Finden der entsprechenden Rezeptsuche) untergliedert ist:
- Kräuteriges, Würziges, Cremig-Käsiges, Nussiges, Zitroniges, Rustikales, Fruchtiges und Süßes.
Ein Register und Hinweise zur Zubereitung schließen sich am Buchende an. Von den zahlreichen Rezepten fanden unser größtes Interesse:
- Rosmarin-Lammeintopf; Estragon-Hähnchen; Birnen-Ingwer-Porridge, Scharfe Karotten-Pasta, und Orangen-Knoten (um nur mal einige zu nennen ;) und auf den baldigen "Maronen-Schokoladen-Kuchen" bin ich schon sehr gespannt (muss nur noch die Maronen sammeln...).
Fazit:
Sehr vielseitig und für jeden Geschmack finden sich hier tolle Rezepte, die durch gute Zubereitungsbeschreibung leicht und locker nachgekocht werden können: Von mir gibt es für dieses sympathische Kochbuch von Nadiya 4* und eine Weiterempfehlung - an alle, für die es auch mal schneller gehen soll in der Küche - die aber auf guten Geschmack dennoch nicht verzichten wollen.
"London Rules" (Ein Fall für Jackson Lamb 5) von Mick Herron ist ein würdiger weiterer Nachfolge in Sachen humorvolle, schwarzhumorig und tiefgründig geschriebene Spionage-Thriller der bisher erschienenen ...
"London Rules" (Ein Fall für Jackson Lamb 5) von Mick Herron ist ein würdiger weiterer Nachfolge in Sachen humorvolle, schwarzhumorig und tiefgründig geschriebene Spionage-Thriller der bisher erschienenen Bände, die vom Englischen von Stefanie Schäfer ins Deutsche übersetzt wurden. Erschienen ist die Reihe um die "Abservierten" im Slough House, Finsbury, Aldersgate Street (als ungeliebter Ableger des Geheimdienstes MI5), London im Verlag Diogenes, Zürich (brosch., TB, 2022).
Da Mick Herron ausser viel Spannung und wendungsreiche Plots auch ein Faible für Poesie zu besitzen scheint, führt den geneigten Leser (zu denen ich mich seit Bd. 1 zähle) dieses Mal die Morgendämmerung ins Slough House: So schweben wir durch den Flur mit dieser in die Büros von Jackson Lamb, Catherine Standish (trockene Alkoholikerin), River Cartwright (Enkel des 'Old Bastard', der inzwischen in einem speziellen Pflegeheim lebt, nachdem klar ist, dass er nicht mehr weiß, welche Wahrheiten er verschweigt und welche Lügen er verbreitet), Luisa Guy, Shirley Dander, Roddie Ho und J.K. Coe. Letzterer ist noch nicht lange in der Truppe, die allesamt einen Fehler machten und daher ins Slough House abserviert wurden; wobei die Dogs um Whelan (Leiter des MI 5) und dessen Stellvertreterin Lady Di (Diana Taverner) allesamt hoffen, dass einer nach dem anderen freiweillig kündigt, um der stupiden Langeweile im Slough House zu entgehen. Doch sie haben nicht damit gerechnet, dass unsere schlauen und ehrgeizigen "Slow Horses" sich nicht so schnell verdrängen lassen; Jackson Lamb schon überhaupt nicht, "regiert" er doch das Slough House, nachdem er einst ein "Joe" war....
So hat unsere Truppe es schon bald mit einer Reihe von Attentaten zu tun: Eine Söldnergruppe mäht ein englisches Dorf nieder; ein Pinguingehege fliegt durch eine Rohrbombe in die Luft, in einem Zug explodiert eine Bombe (zum Glück ohne Todesopfer) und ein Attentat wird auch auf den IT-Nerd Roddie Ho verübt, der dank dem blitzschnellen Eingreifen Shirley Dander's (die gerade eine Therapie durchführt, um ihre Aggressionen besser im Griff zu haben) vereitelt wird. Was haben diese Vorgänge gemeinsam und wie kann (wenn auch widerwillig, Ho ist nicht sehr beliebt in der Truppe), Ho vor weiteren Anschlägen auf sein Leben geschützt werden?
Diesen Fragen stellen sich die Slow Horses und es stellt sich heraus, dass der MI5 alle Gründe hat, einiges unter den Teppich zu kehren, da es sonst auf Fehler des Geheimdienstes selbst zurückzuführen sein könnte. Hier schafft Mick Herron wiederum amüsante und sehr realistische Einblicke in die Realpolitik, wo Intrigen, Missgunst u.a. vorherrschen und jeder auf der Abschussliste des anderen steht. So ist nicht nur der Premierminister, sondern auch Whelan als Chef des MI5 mehr als bedacht, bloß keinen Fehler zu begehen...
Wir lernen "zwielichtige" Freundinnen kennen (besonders jene von Roderick Ho) wie auch zwielichtige Politiker, wie Zafar Jaffrey, der alles dafür unternimmt, Bürgermeister zu werden. Auch die Selbstverliebtheit wird aufs Korn genommen, die so manchen Politiker umgibt; hier in persona von Gimball: Sowohl der MI5 als auch die Slow Horses befürchten, dass einer dieser beiden zu Tode kommen könnte und so kommt es zum showdown, als klar wird, dass eine mächtige Organisation dahinter stecken könnte, die ein weiteres Attentat "vor laufender Kamera" verüben könnte: River und Coe 'sichten das Gelände' eines möglichen Tatorts, während Shirley und Louisa nach Birmingham fahren (wobei alle nicht interessiert, dass sie offiziell im "Lockdown" sein sollen). Einer der Agenten, bisher noch blass und sehr "maulfaul", hat jedoch den richtigen Riecher und eine Vergangenheit als "Wiesel", so dass er eins und eins zusammenzählen kann - und mehr redet als im Band zuvor.
Wenn ich es richtig sehe, könnte eine sehr clevere, wenn auch gehandicapte Person des MI5, die durch das "Mistvieh" - die Mutter aller Datenbanken - demnächst ihre Stelle verlieren soll, im Slow House einziehen: Lamb gelingt es in einem "Gentleman agreement" mit Lady Di, dieser den Weg in die Chefetage durch gewisse Informationen zu ebnen; als Gegenleistung will er Molly Doran.
Nach einem spannenden und verzwickten weiteren Fall und sehr schwarzhumorigen Passagen; das Markenzeichen von Mick Herron, die er meisterlich beherrscht, verabschieden wir uns mit der Abenddämmerung (der Zwillingsschwester der Morgendämmerung, die sich jedoch niemals treffen) aus Slough House: Auf Wiedersehen in Band 6, auf den ich mich bereits jetzt sehr freue! Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und 5 *
"Isidor" - Ein jüdisches Leben - von Shelly Kupferberg erschien (HC, geb.) im Diogenes-Verlag, Zürich (2022).
Es ist nicht der einzige Roman, den ich über Schicksale jüdischer Mitbürger - hier eines ...
"Isidor" - Ein jüdisches Leben - von Shelly Kupferberg erschien (HC, geb.) im Diogenes-Verlag, Zürich (2022).
Es ist nicht der einzige Roman, den ich über Schicksale jüdischer Mitbürger - hier eines österreichischen Juden - gelesen habe, da die millionenfachen Opfer des Holocausts dadurch "Gesichter" bekommen: So würde ich "Isidor" als weiteren (literarischen) Stolperstein betrachten, die nicht übersehen oder in diesem Falle ungelesen bleiben sollten, um die Vergangenheit nicht zu vergessen.
Shelly Kupferberg führt ihre LeserInnen durch das schillernde Leben ihres Großonkels Isidor (einst Israel, der Vater war Talmudgelehrter), das als Kind armer Eltern in Galizien begann. Wir begeben uns mit der Autorin auf eine Zeit- und auch Geschichtsreise nach Galizien, Lemberg und Wien in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts: Auf den Spuren des Großonkels und auf Pfaden, die stilistisch sehr gut und spannend zu lesen sind.
Die Autorin nutzt für ihre Recherchen Archive, Akten, Fotos und Briefe sowohl in Österreich als auch in der Wohnung des Großvaters Walter in Tel Aviv (Walter sollte es im Gegensatz zu Isidor gerade noch gelingen, Europa zu verlassen....
Isidor ist bereits als Kind allem Kulturellen sehr zugeneigt, intelligent und will es einmal zu etwas bringen in seinem Leben: Er folgt seinen Brüdern nach Wien, studiert Jura und wird Kommerzialrat; finanziell gelingt es ihm, steinreich zu werden und kann später von den Zinsen leben wie auch seine Familie unterstützen. Er ist Gastgeber von Herrenklubs in der wohlangesehen Canovagasse in Wien, besucht für sein Leben gerne Caféhäuser (in denen sich Intellektuelle und KünstlerInnen gerne trafen), Opern und Konzerthäuser und liebt die kulturelle Vielfalt und das Angebot in der Metropole Wien. Anders als viele andere Juden verharmlost er jedoch lange Zeit das Aufkommen des Antisemitismus (bereits zur Jahrhundertwende gab es diesen bereits; besonders die jüdischen Einwanderer aus Russland berichteten zu dieser Zeit Schlimmes!); verkennt die Zeichen der Zeit und kann Europa demzufolge nicht mehr rechtzeitig verlassen: Die Vorstellung, dass auch ihm Furchtbares widerfahren könne, muss abseits seiner Gedankenwelt gelegen haben. Dies hat mich sehr betroffen gemacht, zumal Isidor Geller, einst Kommerzialrat und durch Fleiß wie auch Intelligenz zu Ruhm und Ehre gekommen, enteignet wurde von den Nationalsozialisten und krank sowie mittellos starb (1938).
Shelly Kupferberg hat anhand von Fragmenten und großer Recherchearbeit in der eigenen Familie wie auch in Archiven Spurensuche betrieben. Sie hat dafür gesorgt, dass eine wirklich interessante Persönlichkeit einen literarischen Stolperstein erhält, der ihm gebührt. Ich kann diesen auf wahren Hintergründen beruhenden Roman allen LeserInnen mehr als empfehlen, die sich für Zeitgeschichte und Einzelschicksale im letzten Jahrhundert, besonders jüdischer Familien, interessieren und vergebe 5* mit großem Dank an die Autorin!
"Die Köchinnen von Fenley" von Jennifer Ryan wird im Oktober 2022 (brosch, 504 S.) im Verlag Kiepenheuer & Witsch verlegt: Ich hatte das Vergnügen, diesen sehr herzerwärmenden und atmosphärischen Roman ...
"Die Köchinnen von Fenley" von Jennifer Ryan wird im Oktober 2022 (brosch, 504 S.) im Verlag Kiepenheuer & Witsch verlegt: Ich hatte das Vergnügen, diesen sehr herzerwärmenden und atmosphärischen Roman vorab lesen zu dürfen.
England, 1942, Dorf Fenley:
Um die Moral der Menschen in Kriegszeiten zu stärken, in der die Bevölkerung mit Rationierungen der Lebensmittel auskommen musste, soll Ambrose Hart, der BBC-Moderator der Radiobeiträge "Kitchen Front", einen Wettbewerb ausrufen, um einen weiblichen Co-Moderation zu gewinnen. Diesem Kochwettbewerb stellen sich 4 sehr unterschiedliche Frauen, die allesamt von einem neuen und vor allem besseren Leben träumen. Wer der Ladys wird den Wettbewerb gewinnen?
Meine Meinung:
Wir lernen hier vier sehr liebenswürdige junge Frauen kennen wie auch ihre familiären Hintergründe (gut, eine der Frauen ist anfangs alles andere als liebenswürdig; wandelt sich jedoch im Laufe der Handlung, so dass immer mehr Verständnis und auch Sympathie aufkommt). Zwei sehr ungleiche Schwestern bewerben sich: Audrey und Gwendoline: Erstere verlor ihren Mann Matthew im Krieg und hat drei Söhne durchzubringen sowie die Angst auszuhalten, ihr Haus zu verlieren, das ohnehin sanierungsbedürftig ist. Gwen hat es da gut getroffen: Sie hat Sir Strickland, einen sehr reichen und ebenso ehrgeizigen und an Aufstieg bedachten Mann geheiratet, hilft Audrey finanziell, lässt diese jedoch spüren, dass "sie es bereits schaffte" und auch den Kochwettbewerb mit Selbstverständlichkeit gewinnen will: Dabei greift sie auch auf unerlaubte Unterstützung durch einen Chefkoch, der wiederum bereits im Leben von Zelda Dupont (ihr eigentlicher Name lautet anders) Spuren hinterlassen hat. Als Quartiersmeisterin bringt Gwen eine schwangere Evakuierte bei Audrey unter, die ihrerseits bereits mehr als ausgelastet ist, zumal sie ihr Zubrot durch Backen und Kochen damit verdient, bis in die Nacht hinein in ihrer Küche zu stehen (u.a. versorgt sie Fenley Hall, das Gwen mit Sir Strickland bewohnt, mit diversen Köstlichkeiten aus ihrem Garten). Zelda arbeitet als Chefin in der Küchenbrigade der Fabrik und legt als gelernte Köchin ("Haute Cuisine") viel Wert auf Qualität - in Zeiten des Krieges allerdings mehr als schwierig, wie sich herausstellen sollte. Auch sie ist ehrgeizig und will ein selbständiges Leben führen, in einem sehr guten Restaurant arbeiten wie zuvor in London. Die vierte im Bunde ist Nell Brown, ein Küchenmädchen von Fenley Hall, einst im Waisenhaus aufgewachsen, unsicher mit wenig Selbstwertgefühl, allerdings sehr talentiert und kreativ in der Küche, die sie mit ihrer Mentorin, Mrs. Quince, der alten Köchin von Fenley Hall, teilt: Besonders diese Figur geht aus ihrer anfänglichen Schüchternheit heraus und wird selbstsicherer, um ihres italienischen Freundes willen und besonders für Mrs. Quince! So begleiten wir die Frauen, die sich immer mehr annähern und feststellen, dass Solidarität in schwierigen Zeiten unerlässlich ist für das persönliche Glück und Weiterkommen, durch die 3 Teile des Wettbewerbs, die stilistisch für die drei Romanteile stehen: Die Vorspeise, das Hauptgericht und - das Dessert.
Wie im Romanvorgänger (Der Frauenchor von Chilbury) versteht es Jennifer Ryan auch hier, sehr viel Atmosphäre in die Handlung zu bringen; die Figuren sehr gut und detailliert auszuleuchten und es zu ermöglichen, Sympathie beim Lesen für jede Frau zu empfinden, die sich durch Stärke, Freundschaft und Zusammenhalt in Kriegszeiten auszeichnen. Zudem hervorragende Köchinnen sind und sich dem Wettbewerb stellen.
Fazit:
Eine gelungene Hymne an die Freundschaft und den Zusammenhalt sowie Solidarität, zu der Frauen gerade in schwierigen Zeiten wie hier dem 2. Weltkrieg, fähig sind: EngländerInnen lieben Wettbewerbe und die Radiosendung "Kitchen Front" hat es in der Tat bei BBC gegeben, wurde ab 1942 ausgestrahlt. Die Basis dieses Romans waren Gespräche mit Zeitzeugen und ist eine Hymne auf die menschliche Stärke in schweren Zeiten sowie Solidarität! Da zudem ein hoher Unterhaltungsfaktor hinzukommt, gebe ich die volle Punktzahl und empfehle den Roman sehr gerne weiter!
Peter Swanson "Acht perfekte Morde" erschien (tb, 2022, 348 S.) im blanvalet-Verlag.
(Gute) Kriminalromane und (Psycho)thriller gehören zu meinen Lieblingsgenres. Doch weder Peter Swanson noch die "Acht ...
Peter Swanson "Acht perfekte Morde" erschien (tb, 2022, 348 S.) im blanvalet-Verlag.
(Gute) Kriminalromane und (Psycho)thriller gehören zu meinen Lieblingsgenres. Doch weder Peter Swanson noch die "Acht perfekten Morde" konnten mich hier überzeugen: Leider konnte ich beim Lesen dieses Romans, der weder von einem guten Kriminalroman sonderlich viel hat (Spannung fehlte mir komplett!) noch von einem "Thriller", den man hinter den angekündigten Buchdeckeln vermuten sollte, keine positive Resonanz empfinden:
Ich habe selten einen solch' langweiligen, etwas stupiden "Krimi" gelesen. Ich nehme an, dass die anderen Bücher von Peter Swanson (die ich nicht kenne) wohl besser sind als dieses hier:
Am besten fand ich die Buchidee; schade fand ich das Spoilern anderer Werke aus der Kriminalliteratur und an der (etwas wirren) Umsetzung dieser für mich grottenlangweiligen Ich-Erzählung eines Bostoner Buchhändlers fand ich die Umsetzung "alles andere als perfekt". Von mir weder Lese- noch Kaufempfehlung - es gibt wesentlich Besseres im Genre bzw. den Genres Krimi/Thrill. Daher nur 40° und 2 Sterne. Sorry, nix für mich!