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Veröffentlicht am 28.12.2022

Zu viele Fehler

Das letzte Versprechen
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Die Tatsachenromane von Hera Lind finde ich immer sehr bewegend. Sie schreibt Geschichten auf, die nicht vergessen werden dürfen. "Das letzte Versprechen" hat mich allerdings enttäuscht.
Klappentext:
Weihnachten ...

Die Tatsachenromane von Hera Lind finde ich immer sehr bewegend. Sie schreibt Geschichten auf, die nicht vergessen werden dürfen. "Das letzte Versprechen" hat mich allerdings enttäuscht.
Klappentext:
Weihnachten 1944 bricht im Banat die Hölle für die kleine Anni aus: Sie wird von bewaffneten Partisanen aus den Armen ihrer jungen Mutter Amalie gerissen – und in ein jugoslawisches Kinderheim verschleppt, während Amalie mit 180 Frauen des Dorfes in ein Arbeitslager nach Sibirien muss. Annis Großmutter lässt die 5-Jährige allen Gefahren zum Trotz nicht allein – wie sie es deren Mutter versprochen hat. Heimlich fährt sie mit und ermöglicht der Kleinen die Flucht. Für Anni wird ihre Oma zum Licht in der Dunkelheit, das ihr auch Jahre später noch leuchtet.
Denn im Deutschland der Nachkriegszeit hat niemand Zeit für die seelische Not eines Kindes. Erst als Anni dem Bauernsohn Hans begegnet, glaubt sie, ein wenig Glück gefunden zu haben. Bis ihre Liebe zum Leben und dem, was gut ist an den Menschen, erneut auf ungeahnte Weise auf die Probe gestellt wird …
Die Geschichte wird anfangs abwechselnd aus der Perspektive von Anni und ihrer Mutter Amalia erzählt. Auch die Erinnerungen von Amalia an eine Ausreise nach Südamerika spielen eine wichtige Rolle, enden dann aber ganz plötzlich. Außerdem verwechselt Hera Lind hier die Länder, mal wird der Bruder in Uruguay, mal in Argentinien geboren. Außerdem hat dieser Erzählstrang nichts mit Anni zu tun und wirkt etwas konstruiert.
Auch in der eigentlichen Geschichte gibt es handwerkliche Fehler, die gerade in einem Tatsachenroman nicht passieren sollten. so gibt es bereits in der 70er Jahren 16 Bundesländer. Manchmal passt die Zeitenabfolge auch nicht.
Der Stil ist sehr kindlich, manche sich ständig wiederholenden Redewendungen wie "meine liebe Oma" haben mich in ihrer Wiederholung genervt.
Das Schicksal der Banater-Schwaben war wirklich schrecklich und mir bis heute so nicht bekannt. Von daher ist es ein wichtiges, ein düsteres Buch. Gefehlt hat mir aber auch hier die historische Einordnung. Ich habe danach die historischen Fakten gegoogelt und hätte mir hier von Hera Lind unabhängig vom schrecklichen Einzelschicksal eine Einordnung gewünscht. Das "warum?" wird nicht thematisiert.
Die erste Hälfte des Buches schildert einfach nur die Grausamkeiten und ist manchmal nur schwer zu ertragen. In der zweiten Hälfte wird die Geschichte von Anni in der Bundesrepublik Deutschland geschildert. Diese ist oft langatmig und zeigt doch ein normales Leben. Manchmal möchte ich Anni in ihrer Naivität schütteln und frage mich, ob das wirklich die Bundesrepublik ist, in der ich gelebt habe.
Fazit: Hera Lind arbeitet mal wieder ein wichtiges Stück deutscher Geschichte auf. Leider ist ihr dies aus meiner Sicht in diesem Buch nicht wirklich gelungen.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Gelungene Fortsetzung

Erzglitzern
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Nach "Erzfieber" habe ich nun auch den 2.Band der Bergstadtkrimi-Reihe "Erzglitzern" von Marcus Wächtler gelesen. Das Buch hat mir wieder gut gefallen.
Klappentext:
Nach den Ereignissen um den ersten Bergstadtkrimi ...

Nach "Erzfieber" habe ich nun auch den 2.Band der Bergstadtkrimi-Reihe "Erzglitzern" von Marcus Wächtler gelesen. Das Buch hat mir wieder gut gefallen.
Klappentext:
Nach den Ereignissen um den ersten Bergstadtkrimi »Erzfieber« wollte Ariane eigentlich von vorn beginnen. Das Verschwinden eines Professors der Bergakademie und die Nachricht von einer neuerlichen Millionenspende für Freiberg werfen ihre Pläne aber über den Haufen. Erneut findet sie sich in ein mörderisches Komplott verstrickt wieder.
Nachdem ich im ersten Band recht viele Informationen zum Bergbau gelesen habe, habe ich nun einiges über Mineralien erfahren. Marcus Wächtler baut diese Informationen jedoch geschickt in den Krimi ein.
Viele Personen aus dem ersten Band sind mir auch im 2.Band wieder begegnet. Das liebe ich an Krimi-Reihen. Gefehlt hat mir allerdings Kommissar Ben Benserler. Die Person hat der Autor im ersten Band gut entwickelt und auch seine Beziehung zu Ariane hätte aus meiner Sicht gut weiterentwickelt werden können.
Ariane hat aus den Erfahrungen des ersten Bandes nicht allzu viel gelernt. Sie hat sich nicht weiterentwickelt und ermittelt genau so naiv und unbedarft wie im ersten Band. Das fand ich ein wenig schade.
Marcus Wächtler beschreibt Freiberg sehr schön. Wer Freiberg kennt, wird sicher so manchen Weg und so manche Sehenswürdigkeit wieder erkennen.
Der Stil ist flüssig, das buch lässt sich gut lesen.
Der Schluss lässt auch dieses Mal viele Fragen offen und macht neugierig auf den dritten Teil. Nachdem die Geschichte im mittleren Teil eher "dahinplätschert", kam der Schluss dann doch sehr plötzlich und passt in seiner Dramatik für mich nicht ganz.
Fazit: Eine gelungene Fortsetzung für alle Regionalkrimi-Fans, die Lust auf einen weiteren Krimi mit der etwas naiven aber liebenswerten Ariane Itzen macht.

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Veröffentlicht am 04.12.2022

Historischer Kriminalroman mit einer starken Frau

Die Methode Whitechapel
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Historische Romane über die Situation von Frauen sind im Moment "in". Corina Klengel verbindet dieses beliebte Genre mit einem historischen Kriminalroman. "Die Methode Whitechapel" ist ein klassischer ...

Historische Romane über die Situation von Frauen sind im Moment "in". Corina Klengel verbindet dieses beliebte Genre mit einem historischen Kriminalroman. "Die Methode Whitechapel" ist ein klassischer historischer Kriminalroman mit einer starken Frau als Protagonistin.
Klappentext:
1889 – Wilhelmina Strothmann kehrt von einer Englandreise zurück nach Braunschweig. Dort muss sie feststellen, dass ihr Schwager Baron von Dürkhoff das vormals gemächliche Leben in der Apotheke am Hagenmarkt mit seinem aggressiven Gebaren vergiftet. Seine Lüsternheit macht Wilhelmina Angst. Als sie nach einem brutalen Überfall durch den Baron aus dem Haus flieht, stolpert sie auf der gerade erbauten Kaiser-Wilhelm-Brücke über eine schrecklich zugerichtete weibliche Leiche – die zweite innerhalb kurzer Zeit. Sofort muss sie an die »Ripper-Morde« im Londoner Bezirk Whitechapel denken. Als der frisch ins Amt berufene Commissaire Georg Stollberg am Tatort eintrifft, zeichnet Wilhelmina wie im Wahn Bilder von der Toten. Es kommt zu weiteren grausamen Morden. Georg Stollberg zieht es immer wieder zu der ebenso eigenwilligen wie scharfsinnigen Wilhelmina hin. Ihre Zeichnungen enthüllen schließlich ein schockierendes Detail. Hat Jack the Ripper London verlassen und treibt nun sein Unwesen in Braunschweig?
Wilhelmina Strothmann ist eine starke junge Frau, die sich am Ende des 19.Jahrhunderts gegen die gesellschaftlichen Zwänge und Grenzen auflehnt. Sie ist gebildet, lebensfroh und mutig. Doch sie hadert auch, kennt persönliche Zweifel und ist absolut lebensnah. Doch Corina Klengel zeichnet auch das Bild der anderen Frauen dieser Zeit: Wilhelminas Schwester Serafina entspricht dem Frauenbild der Epoche; Marie, das Hausmädchen zeigt wiederum ein anderes Bild der Gesellschaft. Besonders überzeugt hat mich jedoch die Schilderung des Lebens der Huren, die sich trotz Armut und Ausbeutung durch das Leben kämpfen. Hier gelingt Corina Klengel auch sprachlich ein Meisterwerk. Sie passt die Sprache an, ohne das der wunderbar flüssige Stil durchbrochen wird. Vielmehr wird die Geschichte hier besonders lebendig.
Natürlich ist "Die Methode Whitechapel" ein Kriminalroman - und bleibt spannend bis zum Schluss. Der Spannungsbogen hält, es gibt immer wieder interessante Erkenntnisse und neue Spuren.
Ich bin in Braunschweig geboren und aufgewachsen und habe meine Heimatstadt in vielen Schilderungen wiedererkannt. Doch auch wer Braunschweig nicht kennt, kann sich gut in die Zeit und den Ort hineinversetzen. Das liegt nicht nur an Corina Klengels detailreichen Schilderungen sondern auch an den wunderbaren Bildern zu Beginn jedes der 87 Kapitel.
Selten habe ich ein so liebevoll gestaltetes Buch gelesen. Schon allein die historischen Zeichnungen - zum Teil von der Autorin selbst entworfen - machen das Buch zu etwas ganz Besonderem.
Fazit: Ein spannender historischer Kriminalroman mit vielen detailreichen Milieustudien und einer wunderbaren, individuellen Gestaltung. Wer noch ein passendes Weihnachtsgeschenk - nicht nur für Frauen - sucht, dem empfehle ich dieses Buch von ganzen Herzen. Natürlich kann sich auch jede/r selbst mit diesem Buch beschenken. Es lohnt sich auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Etwas anders als die Vorgänger

Achtsam morden im Hier und Jetzt
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"Achtsam morden" von Karsten Dusse hat mich damals sehr begeistert. Was für eine tolle Idee, habe ich gedacht. Als die Fortsetzungen erschienen, war ich eher skeptisch. Taugt diese Idee wirklich für eine ...

"Achtsam morden" von Karsten Dusse hat mich damals sehr begeistert. Was für eine tolle Idee, habe ich gedacht. Als die Fortsetzungen erschienen, war ich eher skeptisch. Taugt diese Idee wirklich für eine Serie?
Ich habe alle Bücher der Reihe gelesen und sie haben mich alle gut unterhalten, obwohl sich die Begeisterung des 1.Bandes nicht wieder einstellte.
"Achtsam morden im hier und jetzt" ist der 4.Band der Reihe und er unterscheidet sich ein wenig von seinen Vorgängern.
Klappentext:
Björn Diemel will reden: sowohl über die Einschulung seiner Tochter als auch über das Tantra-Seminar, das er aus Versehen mit seiner Ex-Frau besucht hat. Leider hat ein Unbekannter Björns Achtsamkeitstrainer, Joschka Breitner, krankenhausreif geprügelt – bei dem Versuch, dessen Tagebuch an sich zu bringen. Björn entwendet kurzerhand selbst die Aufzeichnungen seines Therapeuten und macht sich auf die Suche nach dem Täter. Als er entdeckt, dass Joschka Breitner in den frühen 1980er Jahren ein Anhänger Bhagwans war, wird das Tagebuch das Ticket zu einer Reise in die Kinderstube der Achtsamkeit. Der Weg führt nach Indien und in die USA, zu Lebensfreude und Todesgefahr, zu zeitlos erhellenden Weisheiten und den ganz normalen Abgründen der menschlichen Seele.
Dieses Mal steht nicht Björn Diemel im Mittelpunkt der Geschichte sondern Joschka Breitner. Daher gibt es auch kaum Szenen aus dem Leben von Diemel und das hat mir gefehlt.
Dafür gibt es seitenlange Auszüge aus dem Tagebuch von Breitner, mal mehr, mal weniger spannend. Am Ende hat mich die Geschichte Bhagwans doch in den Bann gezogen und es wurde spannend.
Die Lebensweisheiten erinnerten mich dann doch sehr an chinesische Glückskekse und waren bei weitem nicht so prägnant wie in den vorangegangenen Bänden.
Und es war eine doch sehr männliche Sichtweise auf das Leben und die Bedeutung von Sex. Aber das nur so am Rande 😉
Fazit: Wer die Bücher von Dusse mag, wird sich auch bei diesem Band köstlich amüsieren. Die etwas andere Herangehensweise hat mir persönlich nicht so gut gefallen. Für mich der schwächste Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Für mich eines seiner schwächeren Bücher

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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.Arno Strobel ist ein Garant für Spannung. In dieser Hinsicht ist auch sein neuester Thriller "Fake" lesenswert. Und wie so oft greift er ein brisantes Thema auf, die Deepfake-Technologie.
Klappentext:
Patrick ...

.Arno Strobel ist ein Garant für Spannung. In dieser Hinsicht ist auch sein neuester Thriller "Fake" lesenswert. Und wie so oft greift er ein brisantes Thema auf, die Deepfake-Technologie.
Klappentext:
Patrick Dostert freut sich auf einen freien Tag mit seiner Frau Julia, als noch vor dem Frühstück zwei Beamte der Kripo Weimar vor der Tür stehen. Patrick bittet sie herein, und von einer Minute zur anderen ändert sich alles für ihn.
Er wird verdächtigt, drei Tage zuvor eine Frau misshandelt und entführt zu haben. Patrick hat ein Alibi für die Tatnacht, doch der einzige Zeuge, der ihn entlasten könnte, bleibt unauffindbar. Und die beste Freundin des Opfers belastet ihn schwer.
Patrick beteuert seine Unschuld, bis das Video auftaucht. Das Video, in dem er zu sehen ist. Das ihn überführt. Obwohl er das Opfer noch nie gesehen hat. Aber das glaubt ihm keiner. Er kommt in Haft, soll verurteilt werden. Und kann absolut nichts tun, denn Bilder sagen mehr als tausend Worte. Oder?
So hundert Prozent konnte mich dieses Buch allerdings nicht überzeugen. Zu sehr führt Arno Strobel mich als Leserin an der Nase herum, Gaslighting darf auch in der Beziehung zwischen Leserin und Autor nicht überstrapaziert werden.
Das Thema hat viel Potential, doch dieses Mal konnte Strobel es nicht nutzen. Die Story liest sich wie immer gut, doch mit den vielen Kapiteln und den damit verbundenen Umbrüchen ist sie doch recht kurz geraten.
Der Schluss - und ich will ja nicht spoilern - hat mich wirklich genervt. Da es sich um einen Thriller handelt, war er von Anfang an vorhersehbar, wurde in der Geschichte aber überhaupt nicht vorbereitet und war für mich auch unpassend.
Ich hoffe auf den nächsten - besseren - Strobel.
Fazit: Ein solider Thriller zu einem brisanten Thema, das leider nicht wirklich überzeugend umgesetzt wurde. Der Schluss zu vorhersehbar und doch aufgesetzt. Ich habe schon bessere Thriller von Arno Strobel gelesen.

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