Großer Familienroman mit unsympathischem Protagonisten
Flüchtiges GlückWie in "Geteilte Träume" bringt uns Ulla Mothes wieder die deutsch-deutsche Geschichte und besonders die Geschichte der ehemaligen DDR nahe. Und das macht sie sehr gut.
Cover und Titel passen jedoch aus ...
Wie in "Geteilte Träume" bringt uns Ulla Mothes wieder die deutsch-deutsche Geschichte und besonders die Geschichte der ehemaligen DDR nahe. Und das macht sie sehr gut.
Cover und Titel passen jedoch aus meiner Sicht überhaupt nicht zum Buch. Es geht nicht um flüchtiges Glück, sondern um die Frage, was Glück überhaupt bedeutet und was dafür notwendig ist. Arbeit? Vertrauen? Liebe? Familie?
Und es geht um die Frage, inwieweit Schuld in einer Familie weitervererbt wird, sich über Generationen fortsetzt und das Leben vergiftet.
Ein spannendes Thema, das mich sehr beschäftigt, aber bei Ulla Mothes wirkt es etwas konstruiert.
Das liegt an der Figur Navid, einem afghanischen Flüchtling, der Milla erst heiraten will, wenn das großes Familiengeheimnis gelüftet ist. Das ist nicht nur unsympathisch sondern wirkt auch konstruiert. Ein afghanischer Flüchtling, der Schweinefleisch ist, Alkohol trinkt, Sex in der Öffentlichkeit liebt - aber in Familienbanden von Schuld und sühne verfangen ist? Ein junger werdender Vater, der seine Freundin angeblich liebt, aber die Hochzeit an schmerzende Bedingungen knüpft? Die Figur ist mir nicht nur unsympathisch, sie wirkt auf mich auch völlig unglaubwürdig. Das irgendwann in der zweiten Hälfte endlich Navids Geschichte erzählt wird, die das Motiv für sein Verhalten erklären soll, kam für mich viel zu spät.
Auch die Symbolik des "Drachen steigen lassen" wird für mich überstrapaziert.
Die Schilderung des DDR-Alltags im Industriegebiet ist gelungen, die Figuren sind glaubwürdig.
Auch die Familiengeheimnisse erscheinen mal groß, mal klein, berühren aber. Und nicht alles ist so, wie es auf dem ersten Blick scheint und so bleibt das Buch bis zum Ende spannend.
Fazit: Ein spannendes Stück DDR-Geschichte, ein großer Familienroman, der allerdings selbst ein Stück Glaubwürdigkeit verspielt.