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Silkem

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Zu viele Nebenhandlungen

Gefrorenes Herz
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"Diese Autorinnen wissen genau, wie die Ermittlungsarbeit im echten Leben abläuft" schreibt der ehemalige Leiter der Mordkommission Kopenhagen zum Krimi-Debüt "Gefrorenes Herz" von Line Holm und Stine ...

"Diese Autorinnen wissen genau, wie die Ermittlungsarbeit im echten Leben abläuft" schreibt der ehemalige Leiter der Mordkommission Kopenhagen zum Krimi-Debüt "Gefrorenes Herz" von Line Holm und Stine Bolther. Tatsächlich wird der Mord nicht in 90 Minuten sondern in mehreren Wochen aufgeklärt und die beiden Cold Case erst nach über 50 Jahren. Das mag realistisch sein, führt aber im Buch zu einigen Längen und Wiederholungen, zumal ich als Leserin immer mehr wusste als die Ermittler und die Polizeihistorikerin Maria.
Klappentext:
Polizeihistorikerin Maria Just bereitet gerade eine Ausstellung zum Thema »100 Jahre ungelöste Mordfälle« im Polizeimuseum von Kopenhagen vor. Da wird mitten in der Stadt der Generalsekretär des Roten Kreuzes auf bestialische Art ermordet. Der Tote hängt gekreuzigt an einem Geländer, auf seinem Körper wurde ein rätselhaftes Zeichen eingeritzt. Die Polizei ermittelt unter hohem Druck von Presse und Politik. Doch es ist Maria, die schließlich eine Verbindung zu einem ungeklärten Doppelmord entdeckt, der über fünfzig Jahre zurückliegt. Ein dunkles Kapitel dänischer Geschichte dringt ans Licht. So dunkel, dass jemand auch nach Jahrzehnten noch Vergeltung sucht. Kann Maria den Rachefeldzug stoppen, bevor es zu spät ist?
Nach einem wirklich mühsamen Beginn nahm die Geschichte dann doch noch Fahrt auf und wurde am Ende richtig spannend. Trotzdem wirkte alles auf mich sehr konstruiert. Musste Maria tatsächlich auch noch eines der Opfer persönlich kennen? Musste wirklich jede Nebenfigur noch eine eigene tragische Geschichte haben? Dadurch wurde der Lesefluss oft durchbrochen.
Ich mag normalerweise gerade diese Nebengeschichten, aber hier wurde es selbst mir etwas zu viel.
Und dann das Thema: Klar, der Krimi ist politisch (mag ich) und es ging um Kinder (funktioniert eigentlich immer). Aber auch hier wieder zu viel des Guten. Die Autorinnen moralisieren häufig und erklären immer wieder, warum das alles so schrecklich ist - bis auch die letzte Leser:in die Zeilen nur noch überfliegt.
Fazit: Ein dänischer Krimi mit einem spannenden, gut recherchierten Thema und einem interessanten Ermittlungsansatz. Doch leider von allem ein bisschen zuviel. Weniger als 569 Seiten hätten auch gereicht.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Keine wirkliche Spannung

DIE LÜGEN
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"Die Lügen" von Lesley Kara wird vom Verlag als "Psychospannung, die unter die Haut geht. Schlaflose Nächte garantiert" angekündigt. Das kann ich so nicht bestätigen. Vielmehr empfand ich das Buch als ...

"Die Lügen" von Lesley Kara wird vom Verlag als "Psychospannung, die unter die Haut geht. Schlaflose Nächte garantiert" angekündigt. Das kann ich so nicht bestätigen. Vielmehr empfand ich das Buch als durchschnittlich, mit einigen eher langatmigen Passagen.
Klappentext:
Sie waren unzertrennliche Freundinnen, Lizzie und Alice. Dann: die Tragödie bei einem Spaziergang auf den Gleisen. Doch bis heute hat Lizzie keinerlei Erinnerung an das Zugunglück, bei dem Alice mit 13 ums Leben kam. Sie ist nicht einmal sicher, ob es wirklich ein Unglück war – oder ob sie selbst schuld am Tod ihrer Freundin ist. Die Ungewissheit belastet sie auch als Erwachsene noch zutiefst. Aber jetzt endlich scheint es möglich, ein neues Kapitel aufzuschlagen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Da bekommt sie plötzlich unheimliche Nachrichten und Drohungen von jemandem, der zu wissen scheint, was damals wirklich passiert ist.
Die Geschichte war nicht außergewöhnlich, allein die Epilepsie von Lizzie unterschied diesen Psychothriller von anderen. Überraschungsmomente gab es kaum. Lediglich die Einschübe aus einer anderen Perspektive sorgten für etwas Spannung, aber auch nur bis zur Hälfte, denn da wurde ohne Notwendigkeit aufgedeckt, um welche Person es sich handelt. Danach war für mich die Spannung weg, dass Ende vorhersehbar. Auch wenn sich die Handlung am Ende noch einmal zuspitzte, konnte das die fehlende Spannung für mich nicht wegmachen.
Fazit: Solider Psychothriller ohne große Spannung und Raffinesse. Auch eine schöne Lektüre für abends im Bett.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Solider skandinavischer Krimi

Todesfall
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Ich liebe die etwas geruhsamen skandinavischen Krimis. "Todesfall" von Randi Fuglehaug war mir dann aber doch etwas zu geruhsam. Erst im letzten Drittel kam die Geschichte doch etwas in Schwung.
Klappentext:
Zwischen ...

Ich liebe die etwas geruhsamen skandinavischen Krimis. "Todesfall" von Randi Fuglehaug war mir dann aber doch etwas zu geruhsam. Erst im letzten Drittel kam die Geschichte doch etwas in Schwung.
Klappentext:
Zwischen schneebedeckten Bergen, plätschernden Flüssen und spiegelglatten Seen findet alljährlich in Norwegens Westen ein großes Sportfestival statt. Agnes Tveit, ehemalige Starreporterin aus Oslo, ist hautnah mit dabei, als sich der Fallschirm einer der vier Springerinnen nicht öffnet. Vor den Augen hunderter Zuschauer stürzt die junge Frau, Mutter zweier Kinder, in den Tod. Ein tragischer Unglücksfall?
Agnes, die seit einem Jahr wieder in ihrem Heimatort wohnt, kannte die Frau seit ihrer Jugend und sucht nach Antworten. Bei den Recherchen für ihre Lokalzeitung entdeckt sie, dass diese idyllische Stadt viele dunkle Geheimnisse birgt, die seit Jahren im Verborgenen ruhen. Ein tödlicher Verrat und die Lügen der Vergangenheit – Agnes Tveit recherchiert in ihrem ersten Fall.
Nach dem direkten Einstieg auf den ersten Seiten plätschert die Geschichte etwas dahin. Viele Personen und viele Schauplatzbeschreibungen verzögern die Handlung und sorgen für wenig Spannung. Hinzu kommt, dass ich die Journalistin Agnes Tveit schlichtweg unsympathisch finde. Hauptpersonen dürfen Ecken und Kanten haben, sie müssen nicht unbedingt nett sein. Doch Agnes erscheint mir öfter mal wie ein trotziges Kind und nicht wie eine 39-jährige, erfahrene Journalistin. Und ihre unmotivierten ständigen Fressattacken führten dazu, dass ich mir manchmal ein kleines Walross vorgestellt habe. Auch kann ich ihre Motivation für die halbherzig geführten Ermittlungen nicht nachvollziehen.
Zum Schluss wird die Geschichte dann doch noch spannend. Die drei Freundinnen der Toten werden sehr viel differenzierter gezeichnet als Agnes und die Vielschichtigkeit der Beziehungen in dem kleinen Ort Voss ist wirklich gut herausgearbeitet. Da passt auch der gut herbeigeführte Schluss.
Der Stil ist typisch skandinavisch - oder entsprechend gut übersetzt.
Es handelt sich um den ersten Band einer Reihe. Ich werde de zweiten Band bei aller Kritik lesen - wohl auch in der Hoffnung auf etwas mehr Spannung.
Fazit: Solider skandinavischer Krimi, für mich ein bisschen zu geruhsam mit einem interessanten Plot und einer noch sehr unreifen Ermittlerin. Da ist noch Potential nach oben.

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Gut lesbar mit schwachen Figuren

Die andere Schwester
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"Die andere Schwester" ist nach "Der andere Sohn" der zweite Band des Autorenduos Mohlin und Nyström um den ehemaligen FBI-Agenten John Adderly, der im Zeugenschutzprogramm in Karlstadt in Schweden ermittelt. ...

"Die andere Schwester" ist nach "Der andere Sohn" der zweite Band des Autorenduos Mohlin und Nyström um den ehemaligen FBI-Agenten John Adderly, der im Zeugenschutzprogramm in Karlstadt in Schweden ermittelt. Beim ersten Band habe ich mich gefragt: Klappt die Kombination aus amerikanischen und skandinavischen Krimi? Mein Ergebnis war eindeutig: Das hat geklappt. Und so habe ich mich auf den zweiten Band gefreut.
Klappentext:
John Adderley ermittelt in seinem zweiten Fall im schwedischen Karlstad. Die Geschäftsführerin einer erfolgreichen neuen Dating-App wird ermordet aufgefunden. Schnell gerät die Schwester der Toten ins Visier der Ermittlungen. Beide Frauen hatten seit jeher ein schwieriges Verhältnis, geprägt von Neid und Abhängigkeit. Je tiefer John in die Vergangenheit der Schwestern vordringt, desto deutlicher wird, dass der Mord nur ein Puzzleteil eines Verbrechens viel größeren Ausmaßes ist. Während John der Spur folgt, holt ihn sein altes Leben ein, das er glaubte, in den USA zurückgelassen zu haben. Und zwar mit tödlicher Wucht.
Im zweiten Band muss ich mein Urteil revidieren. Hier hat es nicht wirklich funktioniert. Der Krimi besteht aus zwei Handlungsebenen: Die Ermittlungen im Mordfall Stella und die Enttarnung von John. Die zweite Handlungsebene war typisch amerikanisch mit Verfolgungsjagden und einem unglaubwürdigen Showdown mit Superhelden. Das konnte mich nicht überzeugen.
Die Ermittlungen im Mordfall Stella ziehen sich hin. Mir war die Lösung schon sehr schnell klar. John wird mir im Laufe der Ermittlungen immer unsympathischer. Ein Protagonist muss nicht unbedingt sympathisch sein, aber er muss glaubwürdig bleiben. Dies ist aus meiner Sicht bei John Adderley nicht gelungen.
Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Der Stil ist wie im ersten Band flüssig. Es gelingt den beiden Autoren den Spannungsbogen auch dann zu halten, wenn einem - wie mir - die Lösung schon lange klar ist.
Fazit: Ein gut lesbarer Krimi mit unglaubwürdigen Protagonisten und einem fragwürdigen Ende.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Fortsetzung nach dem Tod von Nina Ohlandt

Tiefer Sand
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Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Nina Ohlandt im Dezember 2020 gestorben ist. Ich hatte mich nur gewundert, dass 2021 keine Band der Krimireihe um Hauptkommissar John Benthien erschienen ist.
Die Fortsetzung ...

Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Nina Ohlandt im Dezember 2020 gestorben ist. Ich hatte mich nur gewundert, dass 2021 keine Band der Krimireihe um Hauptkommissar John Benthien erschienen ist.
Die Fortsetzung "Tiefer Sand", von Jan F. Wielpütz nach einer Idee und Fragmenten von Nina Ohlandt geschrieben wurde, habe ich mit großer Spannung gelesen. Die Krimireihe von Nina Ohlandt habe ich immer sehr gemocht.
Klappentext:
Nach dem Verschwinden ihrer Mutter wendet sich Nieke Dornieden an Hauptkommissar John Benthien. Obwohl ihm die junge Frau merkwürdig vorkommt, nimmt er sich der Sache an. Wenig später wird Niekes Mutter tot aufgefunden, und Benthien beginnt auf Föhr zu ermitteln. Auf der Insel hatten nicht wenige Grund, der alten Dame nach dem Leben zu trachten, unter anderem Nieke selbst. Auch die Vergangenheit der Toten gibt Rätsel auf: Ihr Mann und ihre Tochter aus erster Ehe werden seit Jahren vermisst; niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist. Benthien begreift, dass beide Fälle zusammenhängen - und stößt auf ein Familiengeheimnis und eine Wahrheit, die ihn selbst in eine dramatische Situation bringen ...
Auch dieser Band konnte ich mich großen Teilen überzeugen. Die Geschichte an sich war spannend, der Stil gewohnt flüssig. Dort konnte ich keinen Unterschied zu den Vorgängerbänden merken.
Deutlich wurde in meinen Augen, dass Wielpütz die Figuren noch fremd sind. Es fehlt sowohl bei John als auch bei Lilly und Tommy an Tiefe. Auch die Beziehungen untereinander bleiben seltsam leblos. Das ist besonders schade, weil in diesem Band die Beziehungen zwischen den Dreien auf eine harte Probe gestellt wird und sehr viel Raum einnimmt. Vielleicht war das die Intention von Nina Ohlandt. Wielpütz hätte gut daran getan, sich mehr auf die Geschichte zu konzentrieren.
Gestört hat mich, dass Wielpütz scheinbar selbst das Beziehungsgeflecht der Familie Dornieden nicht durchschaut. Er bringt an mehreren Stellen Stief- und Schwiegermutter durcheinander. Eine Szene wirkt völlig konfus. Da habe ich von einem langjährigen Lektor mehr erwartet.
Der Schluss passt nach meinem Gefühl nicht zu dem John Benthien, den ich aus vielen Bänden kenne. Wielpütz lässt viele Fragen offen. Wie wird es mit dem Team weitergehen? Ein anderes Ende, dass auch das Ende der Krimireihe gewesen wäre, war aus meiner Sicht möglich und vielleicht besser gewesen. Doch laut Nachwort plant Wielpütz bereits die Fortsetzung.
Fazit: Ein gut gemeinter Versuch, eine gelungene und sicher wirtschaftlich erfolgreiche Krimi-Reihe fortzusetzen. Ich hoffe, der nächste Band zeigt, dass Wielpütz wirklich in der Lage ist, die Figuren authentisch weiterzuentwickeln.

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