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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2023

Leichter Roman mit Humor, Lebensweisheit und ganz viel Meer

Im Leben ist noch Platz für Meer
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Bei "Im Leben ist noch Platz für Meer" von Jule Nielsen war es der Titel und das Cover, die mich zum Buch greifen ließen. Ich habe es nicht bereut.
Klappentext:
Ingvild und Theodor sind schon lange ein ...

Bei "Im Leben ist noch Platz für Meer" von Jule Nielsen war es der Titel und das Cover, die mich zum Buch greifen ließen. Ich habe es nicht bereut.
Klappentext:
Ingvild und Theodor sind schon lange ein Paar. Sie haben sich kurz nach dem Abitur kennengelernt, in derselben Stadt studiert, geheiratet, Kinder bekommen. Inzwischen sind die Kinder aus dem Haus, und die beiden verbindet ... Ja, was eigentlich? Außer der gemeinsamen Vergangenheit? Tagsüber gehen beide ihrer Arbeit nach, abends eigenen Hobbys, und selbst die Nächte verbringen sie seit einem Jahr getrennt, weil Theodor schnarcht. Als eine ziemlich schräge Ehetherapeutin ihnen rät, sich ein gemeinsames Projekt zu suchen, beschließen sie, sich endlich einen längst begrabenen Traum zu erfüllen: ein eigenes Holzhaus am Meer. Nie hätten sie damit gerechnet, dass der Weg zum Glück so holprig wird ...
Das Buch zeigt teilweise humorvoll auf, wie das Leben nach einer langen Ehe nun einmal ist. Ich musste oft schmunzeln und habe mich in einigen Szenen wiedererkannt. Dabei gelingt es der Autorin geschickt, Lebensweisheiten einzubauen, ohne das es platt wirkt. Und natürlich konnte ich den Traum vom Holzhaus am Meer gut nachvollziehen.
Am Ende zieht sich die Geschichte etwas. Es werden ein paar Nebenhandlungen eingebaut, die aus meiner Sicht nicht nur überflüssig sind, sondern auch nicht zur Geschichte passen. Und warum die Ehetherapeutin plötzlich verschwindet, hat sich mich auch nicht erschlossen. Da wünschte ich mir die Leichtigkeit des Anfangs zurück.
Fazit: Ein leichter Roman mit einer Prise Humor, einem Löffel Lebensweisheit und ganz viel Meer.

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Veröffentlicht am 27.02.2023

Leider ein etwas kitschiges Ende

Was ich nie gesagt habe
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Nach "Stay away from Gretchen: Eine unmögliche Liebe" habe ich jetzt auch "Was ich nie gesagt habe: Gretchens Schicksalsfamilie" von Susanne Abel gelesen. Ich kann nur empfehlen beide Bücher zu lesen, ...

Nach "Stay away from Gretchen: Eine unmögliche Liebe" habe ich jetzt auch "Was ich nie gesagt habe: Gretchens Schicksalsfamilie" von Susanne Abel gelesen. Ich kann nur empfehlen beide Bücher zu lesen, auch wenn sich Einiges wiederholt.
Klappentext:
Tom Monderath ist frisch verliebt: Mit Jenny erlebt er die glücklichste Zeit seines Lebens. Bis er durch Zufall auf seinen Halbbruder Henk stößt, der alles über ihren gemeinsamen Vater wissen will. Doch Konrad starb vor vielen Jahren und seine demente Mutter Greta kann Tom nicht befragen. Als sich weitere Halbgeschwister melden, wird es Tom zu viel. Jenny und Henk hingegen folgen den Spuren Konrads. Selbst fast noch ein Kind, kämpfte Toms Vater im Krieg, geriet in amerikanische Gefangenschaft, bevor er in den späten 40er-Jahren nach Heidelberg kommt. Dort verliebt er sich Hals über Kopf in die junge Greta, nicht ahnend, dass ein Geheimnis aus der dunkelsten Zeit des Nationalsozialismus ihre gemeinsame Familie ein Leben lang begleiten wird ...
Das Buch ist wieder flüssig geschrieben. Die Geschichte von Toms Vater Konrad - und darum geht es im ersten Teil des Buches - hat mich allerdings nicht so sehr berührt wie Gretas Geschichte. Insgesamt war es jedoch interessant, einig Ereignisse jetzt aus einer anderen Sicht geschildert zu bekommen.
Wieder ist es Susanne Abel gelungen, die Verstrickungen der Menschen in der Nazi-Zeit aus meiner Sicht lebensnah darzustellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern, die in jener Zeit spielen, sind eben nicht alle Figuren Opfer oder Mitläufer. Sie beschreibt auch das Leben der Täter, mit Distanz und trotzdem Empathie.
Der zweite Teil des Buches hetzt durch die deutsche Nachkriegsgeschichte. Von Vietnamkrieg bis Mauerfall, vom heiteren Beruferaten bis zum Schmuddel-TV der Privatsender. Das geht mir alles ein wenig schnell, bleibt plakativ und zeigt nicht, was dies alles mit Tom - oder den Menschen allgemein - macht.
Sie greift als zweites großes Thema die Suche der Menschen nach ihren Wurzeln auf und überfrachtet das Buch damit ein wenig. Und am Ende wird es richtig kitschig. Auch das hat dieses aus meiner Sicht sehr gelungene Buch nicht verdient.
Fazit: Auf jeden Fall lesenswert, auch wenn Susanne Abel das Buch aus meiner Sicht etwas mit Themen überfrachtet und das Ende ein wenig zu kitschig und weichgespült ist.

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Veröffentlicht am 27.02.2023

Berührende Familiengeschichte

Die Töchter der Kornmühle
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Regine Kölpin ist für mich eine der vielseitigsten deutschen Autorinnen. Noch besser als ihre humorvollen Krimis gefallen mir ihre Familiengeschichten. So war ich sehr gespannt auf "Die Töchter der Kornmühle".
Klappentext:
Die ...

Regine Kölpin ist für mich eine der vielseitigsten deutschen Autorinnen. Noch besser als ihre humorvollen Krimis gefallen mir ihre Familiengeschichten. So war ich sehr gespannt auf "Die Töchter der Kornmühle".
Klappentext:
Die beiden Schwestern Rena und Viktoria könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Rena sich Zeit ihres Lebens pflichtbewusst um die Kornmühle der Familie gekümmert hat, zog es Viktoria schon früh in die weite Welt. Jetzt wohnt sie in Hamburg in einer kleinen Wohnung und hat kaum Kontakt zu ihrer Familie. Doch dann bekommt sie die Nachricht, dass ihre Mutter im Krankenhaus liegt und mit den Schwestern ein letztes Mal sprechen möchte – über die Mühle und ein Geheimnis aus ihrer Kindheit, das die Leben der beiden Frauen für immer verändern wird.
Regine Kölpin erzählt die Geschichte der Kornmühle und ihrer Frauen auf zwei Zeitebenen. Beide Geschichten haben mich in ihren Bann gezogen und gefesselt.
Besonders bei der Schilderung der Ereignisse aus dem 2.Weltkrieg beweist Regine Kölpin sehr viel Einfühlungsvermögen. Es gelingt ihr die richtige Mischung aus Nähe und Distanz, so dass die Kriegsschilderungen realistisch und bedrückend wirken, auch ohne das sich die Autorin in schaurigen Einzelheiten verliert. Sie zeigt die Unmenschlichkeit des Krieges, was Krieg für den Einzelnen bedeutet und wie die Erlebnisse das Verhalten der Menschen dauerhaft prägen, oft bis in die nächste und übernächste Generation hinein. Angesichts des herrschenden Ukraine-Krieges eine schreckliche Vorstellung. Hier habe ich deutlich gespürt, wie viel Recherchearbeit in diesem Roman steckt.
Auf der zweiten Zeitebene geht es um Familie, um Zusammenhalt und Konkurrenz, um Schuldgefühle und Abhängigkeiten.
Alles das erzählt Regine Kölpin atmosphärisch dicht, fesselnd und immer mit sehr viel Einfühlungsvermögen.
Es ist Regine Kölpin sogar gelungen, mir die Arbeit und das Leben in einer Mühle näher zu bringen, auch wenn ich dazu bisher überhaupt keinen Bezug hatte. Wie bei ihren Naturschilderungen malt sie mit Worten wunderbar anschauliche Bilder, so dass ich die Mühle im Wind rattern hörte und ich bei der schweren körperlichen Arbeit besonders mit Hilka mitgelitten habe.
Die Sprache ist wie immer anschaulich, empathisch und leicht lesbar.
Die Geschichte der vier starken Frauen der Kornmühle hat mir wunderbare Lesestunden bereitet, sie hat mich berührt, zum Nachdenken angeregt und wird noch lange nachwirken.
Einzig das Cover hat mich etwas irritiert. Wer sind die drei Frauen auf dem Beld?
Fazit: Eine atmosphärisch dichte Familiengeschichte, mit sehr viel Empathie erzählt. Ein Buch über die Schrecken des 2.Weltkrieges, über Versöhnung und die Suche nach der eigenen Geschichte. Ein Buch, das ich gerne empfehle.

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Veröffentlicht am 02.02.2023

Warmherzig, spannend, humorvoll

Den Letzten beißen die Robben
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"Den Letzten beißen die Robben" ist der 3. und leider letzte Fall von Regine Kölpin für Ino Tjarks & Co.
Schon der Titel ist köstlich und passt zu diesem humorvollen Küstenkrimi mit viel Flair und einer ...

"Den Letzten beißen die Robben" ist der 3. und leider letzte Fall von Regine Kölpin für Ino Tjarks & Co.
Schon der Titel ist köstlich und passt zu diesem humorvollen Küstenkrimi mit viel Flair und einer Prise norddeutschen Humor.
Klappentext:
Nach ihren letzten Ermittlungserfolgen kehrt endlich Ruhe ein in Tjarkshusen an der Nordsee – denkt Ino Tjarks. Doch seiner Haushälterin Gerda Janßen ist langweilig, weshalb sie sich einer Theatergruppe anschließt, die im Gasthaus »Zur Robbe« probt.
Als Gerda nach einer Probe gemeinsam mit Ex-Kommissar Traugott Fürchtenicht nach Hause radelt, fallen die beiden beinahe über eine Leiche: Hannes Grassmanns, der wenig beliebte Hauptdarsteller ihres Theaterstücks, wurde überfahren. Natürlich ist das tragisch – aber Gerda kann ihre Freude über die neue Ermittleraufgabe nicht ganz verbergen. Ino muss sofort über den neuen Fall informiert werden, und natürlich muss auch Bäckerin Theda Graalfs wieder mit ran! Und Traugott besteht darauf, diesmal ebenfalls mit im Team zu sein. Dafür hat er allerdings ein ganz eigenes Motiv…
Aus dem Detektiv-Trio wird in diesem Band ein Quartett, mischt doch bei den Ermittlungen und auch privat der pensionierte Kommissar Traugott Fürchtenicht ordentlich mit - und auch Berta Griese macht Tjarks & Co. Konkurrenz.
Wie immer bei Regine Kölpin sind alle Figuren sehr liebevoll gezeichnet und entwickeln sich individuell. Besonders gut hat mir auch die Figur Ocko gefallen, der sein Stottern und seine Unsicherheit zum richtigen Zeitpunkt ablegen kann und sogar eine Hauptrolle im Musical übernehmen kann.
Regine Kölpin schreibt wie gewohnt flüssig. Die Geschichte ist humorvoll und unblutig, aber sie ist trotzdem ein richtig spannender Krimi. Ich jedenfalls musste einige Zeit rätseln, um die Lösung zu finden. Und der Spannungsaufbau bleibt trotz der privaten Nebenhandlung immer erhalten.
Am Ende gab es ein wenig Wehmut: Tjarks & Co. werden wohl nicht mehr weiter ermitteln - aber wer weiß? Zum alten Eisen gehören die Hobby-Ermittler:innen noch lange nicht.
Fazit: Ein warmherziger, spannender Küsten-Krimi mit einem außergewöhnlichen Ermittlungsteam. Das Richtige für gemütliche Lesestunden im Urlaub an der Küste oder jetzt mit einer Kuscheldecke und einer Tasse Tee auf dem Sofa.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Gute Milieustudie

Der Buchhändler
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In "Der Buchhändler" greift Petra Johann ein brisantes Thema auf. Achtung: Ich muss ausnahmsweise etwas "spoilern".
Klappentext:
Nach einem einschneidenden Ereignis verlässt der vierunddreißigjährige Erik ...

In "Der Buchhändler" greift Petra Johann ein brisantes Thema auf. Achtung: Ich muss ausnahmsweise etwas "spoilern".
Klappentext:
Nach einem einschneidenden Ereignis verlässt der vierunddreißigjährige Erik seine Heimat und übernimmt in einer bayrischen Kleinstadt eine Buchhandlung. Der Neustart scheint zu gelingen. Erik fühlt sich in Neukirchen wohl – bis die Tochter eines seiner neuen Freunde verschwindet. Die Grundschülerin hat in aller Frühe ihr Elternhaus verlassen und ist nicht zurückgekehrt.
Eine groß angelegte Suche beginnt. Hauptkommissarin Judith Plattner, die nach einem persönlichen Schicksalsschlag nie wieder eine Ermittlung leiten wollte, übernimmt den Fall. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass jemand aus dem Umfeld des Mädchens für sein Verschwinden verantwortlich ist. Schon bald richten sich alle Augen auf Erik, den Neuen. Und dann macht jemand eine Entdeckung – mit fatalen Folgen.
Das Buch ist nur stellenweise ein Thriller. Gerade zu Beginn dominieren (aus in dem meiner Meinung nach überflüssigen Prolog, der bereits eine viel zu eindeutige Spur legt) eher langsame Passagen. Petra Johann beschreibt ihre beiden sehr unterschiedlichen Ermittlerinnen und ihr Privatleben. Sie widmet sich ausführlich der kleinstädtischen Idylle mit ihren sympathischen Normalbürgern. Langsam kratzt sie an der Oberfläche, zeigt Verwerfungen auf, familiäre Tragödien, oberflächliche Freundschaften, Neid und Missgunst.
Und dann ist da Erik. Seine Geschichte wird in Ich-Form eingefügt, er wirkt sympathisch, ist der nette Buchhändler von nebenan - oder vielleicht doch nicht.
Immer wieder gibt es neue Verdächtige für das Verschwinden von Tessi, alle Spuren decken Geheimnisse auf, doch sie führen nicht zu Tessi.
Petra Johann greift sehr feinfühlig und vorurteilsfrei das Thema "Pädophilie" auf und dies gelingt ihr aus meiner Sicht sehr gut. Schon allein das macht das Buch lesenswert.
Es gibt einige Szenen im Buch, die sind mir persönlich zu blutig. Ich liebe psychologisch ausgefeilte Thriller, rohe Gewalt ist für mich nicht nötig, um ein Buch spannend zu machen.
Überhaupt die Spannung. Der Prolog nimmt für mich zu viel vorweg. Die Auflösung und das ende kommen dann doch sehr plötzlich und mit Hilfe von Kommissar Zufall. Wobei ich die Hintergründe doch schon recht schnell geahnt habe.
Fazit: Ein Thriller zu einem sehr wichtigen Thema, flüssig geschrieben und teilweise eine sehr gute Milieustudie. Leider bleibt die Spannung dabei etwas auf der Strecke.

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