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Veröffentlicht am 31.01.2023

Tolles Buch zu interessantem Thema

Stay away from Gretchen
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Für "Stay away from Gretchen - Eine unmögliche Liebe" von Susanne Abel müsste ich eigentlich zwei Rezensionen schreiben, so unterschiedlich sind die beiden Handlungsstränge von 2015/16 und für den Zeitraum ...

Für "Stay away from Gretchen - Eine unmögliche Liebe" von Susanne Abel müsste ich eigentlich zwei Rezensionen schreiben, so unterschiedlich sind die beiden Handlungsstränge von 2015/16 und für den Zeitraum von 1939 bis 1953.
Klappentext:
Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.
Ich finde diese zunehmend englischen Titel für deutsche Bücher nicht gut, hier aber passt er. "Stay away from Gretchen" war eine Aufforderung an die amerikanischen Besatzungssoldaten. Und wie der Zufall so will, heißt die Hauptfigur dieses Dramas ausgerechnet Greta/Gretchen.
Die Geschichte von Greta hat mich von Beginn an in den Bann gezogen. Susanne Abel schafft es, die Zeit des 2.Weltkrieges und die Nachkriegszeit in ihrer Figur lebendig werden zu lassen. Sie hat keine Schau davor, auch Gretas kindlich-liebevolle Schwärmerei für Adolf Hitler zu zeigen, auch die gesamte Familie ist - bis auf den Großvater - eher regimetreu und nimmt viele Glaubenssätze der Nazis noch mit in die Nachkriegszeit. Dies macht Gretas Geschichte für mich besonders glaubwürdig. Ihre Liebe zu einem schwarzen Soldaten wird so lange akzeptiert, wie sie für die Familie Vorteile bringt, ein farbiges Baby kommt jedoch nicht in Frage.
Greta entwickelt sich in dieser Geschichte, sie wird mutig und stark. Gleichzeitig erleben wir sie im hier und jetzt als zunehmend verwirrte und erfahren von ihrer Verbitterung, ohne dass die Ursachen hierfür zu Beginn der Geschichte klar sind.
In Gretas Geschichte ist Susanne Abel ein ganz besonderes Stück Zeitgeschichte gelungen.
Tom Monderath, Gretas Sohn, ist für mich weniger glaubwürdig. Der arrogante Nachrichtensprecher erscheint auf den ersten Blick überheblich und wenig zugänglich. Sein Frauenbild ist abstoßend. Dazu passt die posttraumatische Belastungsstörung, die er angeblich von seiner Mutter übernommen hat wenig und erscheint konstruiert. Gut gefallen hat mir in diesen Passagen, wie Susanne Abel die politischen Ereignisse von 2015 und 2016 aufgegriffen hat und mit der Geschichte von Greta verbindet.
Am Ende führt Susanne Abel beide Handlungsstränge geschickt zusammen und auch Tom ist nicht mehr so schablonenhaft.
Der Stil ist sehr prägnant, fast journalistisch. Trotzdem gelingen Susanne Abel stellenweise wunderbare Bilder zum Beispiel, wenn es um Gretas Wahrnehmung geht.
Fazit: Ein gut recherchiertes Buch zum wichtigen Thema "Brown Babys", das mich wirklich in seinen Bann gezogen hat. Nachdem ich anfangs etwas mit Tom Monderath gefremdelt habe, möchte ich jetzt wissen, wie es weitergeht und freue mich auf den zweiten Band.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Schlechtester Band der Reihe

Als die Nacht am tiefsten war
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Serien lesen, ist für mich ein bisschen wie in meinen Geburtsort zurückkehren. Ich treffe alte Bekannte wieder. Der älter gewordene Sohn des Nachbarn ist noch genau frech wie früher, die Nachbarin genauso ...

Serien lesen, ist für mich ein bisschen wie in meinen Geburtsort zurückkehren. Ich treffe alte Bekannte wieder. Der älter gewordene Sohn des Nachbarn ist noch genau frech wie früher, die Nachbarin genauso neugierig und der Schwarm meiner Jugend hat immer noch eine tolle Ausstrahlung. Im 19.Band der Gerlach-Reihe von Wolfgang Burger "Als die Nacht am tiefsten war" ist alles anders und der Schwarm meiner Jugend hat Bierbauch und Glatze.
Klappentext:
Nach einem Date erwacht Kripochef Gerlach verwirrt und mit Erinnerungslücken im Hotel. Seine Begleitung Nora Vestergaard ist offenbar abgereist und reagiert nicht auf seine Anrufe. Irritiert von Blutspuren im Bad, wäscht Gerlach diese fort. Zu spät fragt er sich, ob sie von Nora stammen. Ist ihr etwas zugestoßen? Kurz darauf hat Gerlach einen schweren Autounfall, der sich schon bald als Mordversuch entpuppt. Wegen seiner Verletzungen dienstunfähig, macht er sich im Alleingang auf die Suche nach der verschwundenen Nora. Was er herausfindet, verschlägt selbst dem erfahrenen Ermittler den Atem.
Die Story ist an der Haaren herbeigezogen und völlig unglaubwürdig. Das passiert in Krimis manchmal und wenn das Drumherum stimmt, dann stört es mich auch nicht wirklich. Aber hier passt nichts.
Theresa, die langjährige Freundin von Gerlach, war plötzlich ein Drachen und verstand sich nicht mit seinen Töchtern. Das war mir ganz neu.
Gerlach ist völlig vernarrt in Nora, vergisst darüber die einfachsten Grundsätze der Polizeiarbeit und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob er sich nicht Arm und Fuß sondern den Kopf ernstlich verletzt hat.
Richtig spannend ist es auch nicht. Es passieren ein paar Morde (irgendwann habe ich da den Überblick glatt verloren), aber die sind auch nicht wichtig. Gerlach sucht Nora. Balke und Laila sind ebenso Statisten wie alle Figuren, denn Gerlach sucht Nora.
Irgendwann hat er endlich eine Spur, handelt dann aber genauso unprofessionell wie im gesamten Buch. Dann ist Nora frei - und Gerlach in Gefahr. Er konnte den Bösen zwar nicht finden, aber der findet ihn. Es entwickelt sich am Ende des Buches ein Dialog, der spannend sein könnte. Aber Gerlach ist weiterhin völlig unprofessionell und die Motive und das Verhalten des Täters sind so etwas an den Haaren herbeigezogen und psychologisch unglaubwürdig, dass einfach keine Spannung aufkommen wollte.
Fazit: Ich habe alle Bücher der Reihe gelesen, doch dieses ist mit Abstand das schlechteste. Ich hatte beim Lesen immer die Hoffnung Gerlach - und mit ihm Wolfgang Burger - finden noch zur alten Form zurück. Vergeblich. Ich hoffe, der nächste Band wird wieder besser. Oder hat sich auch diese Reihe überlebt?

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Einige unnötige Längen

Brennender Zorn
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"Brennender Zorn" ist der zweite Band des Autorinnen-Duos Line Holm und Stine Bolther mit der Kriminalhistorikerin Maria Just und dem Kommissar Mikael Dirk.
Klappentext:
In Jütland wird das Skelett einer ...

"Brennender Zorn" ist der zweite Band des Autorinnen-Duos Line Holm und Stine Bolther mit der Kriminalhistorikerin Maria Just und dem Kommissar Mikael Dirk.
Klappentext:
In Jütland wird das Skelett einer jungen Frau gefunden. Sie starb durch einen Schuss in den Nacken. Die Tat liegt über siebzig Jahre zurück, Polizeihistorikerin Maria Just übernimmt die Ermittlungen. Währenddessen wird der Leiter des Dezernats für Gewaltverbrechen in Kopenhagen überfahren und beinahe getötet. Die Polizei steckt in einer tiefen Krise, und in diesem aufgeheizten Klima soll Kommissar Mikael Dirk herausfinden, wer den Anschlag auf seinen Chef verübt hat und das Land destabilisieren will. Als es zu einem weiteren Attentat kommt, erhält Mikael unerwartete Hilfe von Maria. Wer profitiert davon, wenn die Polizei ihr Gewaltmonopol verliert, und was verbindet die tote junge Frau mit den Tätern von heute?
Natürlich gibt es wieder eine Schnittmenge zwischen Marias historischen Ermittlungen und den aktuellen Geschehnissen und da ich das als Leserin natürlich wusste - wie sollte das Buch sonst funktionieren - war ich den beiden immer einen Schritt voraus. Trotzdem war die Geschichte spannend, wenn auch etwas vorhersehbar.
Die beiden Autorinnen nehmen wieder sehr viel Bezug auf die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Dänemark und gerade am Anfang geht es mir ein wenig zu sehr um Aluhüte und Verschwörungstheoretiker.
Ob sich ein Land wirklich so entwickeln würde, wenn 15 Prozent der Polizisten nicht zum dienst erscheinen würden, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht fehlt mir hier die Fantasie oder ich bin einfach zu naiv. Für mich war das alles ein wenig zu viel, zu unglaubwürdig und zu konstruiert. Dabei wäre es gar nicht nötig gewesen. Die Geschichte wäre auch ohne Übertreibung spannend gewesen. So erschien mir Dänemark kurz vor dem Chaos - aber vielleicht ist es ja dort so.
Toll gelungen sind den beiden Autorinnen die einzelnen Charaktere. Auch die Nebenfiguren sind glaubwürdig entwickelt und haben einen hohen Wiedererkennungswert.
Besonders der historische Kriminalfall hat mich in den Bann gezogen. Trotz einiger Längen habe ich das Buch gerne gelesen.
Fazit: Ein dänischer Krimi mit interessanten Protagonisten allerdings mit einigen unnötigen Längen. Die aktuelle Situation in Dänemark konnte ich so nicht ganz nachvollziehen. Der erste Band "Gefrorenes Herz" hat mir besser gefallen.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Dichter historischer Roman

Fräulein Gold: Die Rote Insel
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Im 5.Band ihrer Serie um die Hebamme Hulda Gold "Die rote Insel" nimmt uns Anne Stern mit in das Berlin 1926.
Klappentext:
Berlin, 1926. Hulda Gold musste ihre Stelle als Hebamme in der Frauenklinik aufgegeben ...

Im 5.Band ihrer Serie um die Hebamme Hulda Gold "Die rote Insel" nimmt uns Anne Stern mit in das Berlin 1926.
Klappentext:
Berlin, 1926. Hulda Gold musste ihre Stelle als Hebamme in der Frauenklinik aufgegeben und lebt nun in einem Arbeiterviertel fern von ihrem alten Kiez. Hier auf der sogenannten Roten Insel kann sie in der Praxis von Grete Fischer mitarbeiten. Gemeinsam kümmern sich die beiden Frauen um Menschen, die täglich gegen Armut und Not kämpfen - während in ganz Berlin die politischen Spannungen zunehmen. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Kommunisten, Anhängern der nationalsozialistischen Bewegung und den Ringvereinen. Auch das Viertel auf der Roten Insel ist von den Unruhen geprägt. Grete, die einer kommunistischen Gruppe anhängt, scheint es mit dem Gesetz nicht so genau zu nehmen. Als sich die brodelnde Stimmung in handfeste Gewalt entlädt, gerät Hulda zwischen alle Fronten. Und sie muss sich der größten Bewährungsprobe ihres Lebens stellen.
Wieder gelingt es Anne Stern das historische Berlin in wenigen Sommertagen lebendig werden zu lassen. Sie schildert die Armut, die Kämpfe zwischen den erstarkenden Nazi-Kampftruppen und der KPD, die Zwietracht zwischen SPD und KPD. Durch die vielen, liebevoll gestalteten Nebenfiguren überlastet sie damit auch dieses Mal ihre Figur Hulda nicht. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzungen steht Grete, eine Ärztin, die bereits als Nebenfigur in den vorangegangenen Bänden aufgetaucht ist. Damit hat Anne Stern eine zweite starke Frauen eingeführt, die hoffentlich auch in den Folgebänden noch eine Rolle spielen wird.
Hulda ist schwanger - und ihre Schwangerschaft nimmt einen breiten Raum ein. Dabei kommt mir die Geschichte um den Zeitungsverkäufer Bert dieses Mal etwas zu kurz, während Karls Geschichte weitererzählt wird.
Für mich ist die Reihe um Hulda Gold etwas Besonderes. Im Unterschied zu zahlreichen anderen historischen Romanen steht hier nicht nur eine starke Frau im Mittelpunkt. Durch eine Vielzahl von Personen schafft Anne Stern es, verschiedene Milieus und gesellschaftliche und politische Probleme aufzuzeigen. Absolut lesenswert.
Fazit: Für mich eine der dichtesten historischen Romanreihen der letzten Jahre. Immer wieder lesenswert.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Etwas überfrachtet

Wand des Schweigens
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Isländische Krimis sind oft etwas Besonderes. Sie heben sich vom Mainstream ab, sind gemächlich, dunkel, mystisch, verlieren sich oft in Einzelheiten. Bei "Wand des Schweigens" hat Arnaldur Indridason ...

Isländische Krimis sind oft etwas Besonderes. Sie heben sich vom Mainstream ab, sind gemächlich, dunkel, mystisch, verlieren sich oft in Einzelheiten. Bei "Wand des Schweigens" hat Arnaldur Indridason für mich ein wenig übertrieben.
Klappentext:
Dieser Fund, mitten in Reykjavík, ist ein Schock für die Bewohner: Hinter der Kellerwand ihres Wohnhauses entdecken sie ein menschliches Skelett. Offenbar wurde hier vor Jahrzehnten ein Mordopfer eingemauert und vor der Welt verborgen. Die Kripo Reykjavík nimmt die Ermittlungen auf, eine Vermisstenmeldung, die passen würde, finden sie jedoch nicht. Wer bloß ist das Opfer? Welches Verbrechen wurde hier begangen? Als der pensionierte Kommissar Konráð sich einschaltet, blocken die ehemaligen Kollegen ab. Sie vermuten, dass Konráð ihnen wichtige Infos bei früheren Ermittlungen verschwiegen hat. Konráð forscht daraufhin auf eigene Faust weiter. Hat das lange zurückliegende Verbrechen tatsächlich etwas mit seiner eigenen Familiengeschichte zu tun - mit dem Mord an seinem Vater?
Es ist der vierte Band der Reihe. Konrad ist inzwischen im Ruhestand und der Mord an seinem Vater lässt ihn nicht los. Er ermittelt auf eigene Faust.
Das Buch hat verschiedene Handlungsstränge und Zeitebenen. Diese sind nicht durch Überschriften getrennt und da einige Personen in allen Ebenen auftauchen, musste ich mich beim Lesen sehr konzentrieren, um den Faden nicht zu verlieren. Dazu kommt der sehr minutiöse Stil, dass viele Klein-Klein und einige für mich unnötige Wiederholungen. Da fiel es mir doch manchmal schwer, das Buch nicht einfach aus der Hand zu legen.
Es gelingt Indridason jedoch geschickt, einen Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und so habe ich das Buch doch zu Ende gelesen.
Am Ende fügt sich einiges zusammen, wird deutlicher und klarer. Ich war davon ausgegangen, es wird der letzte Band der Reihe. doch noch sind einige Fragen offen. Ob ich den 5.Band wirklich lese, kann ich noch gar nicht sagen.
Fazit: Ein etwas überfrachteter, typisch isländischer Krimi, der für mich nicht einfach zu lesen war.

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