Profilbild von SillyT

SillyT

Lesejury Star
offline

SillyT ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SillyT über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2018

Fantasy mit zu viel Liebesgeschichte

Stormheart 1. Die Rebellin
0

Aurora, genannt Rora, ist die Prinzessin von Caelira, das schon seit langen Zeiten von schweren Stürmen heimgesucht wird. Um das Land und dessen Bewohner schützen zu können, sollte sie eigentlich magische ...

Aurora, genannt Rora, ist die Prinzessin von Caelira, das schon seit langen Zeiten von schweren Stürmen heimgesucht wird. Um das Land und dessen Bewohner schützen zu können, sollte sie eigentlich magische Fähigkeiten besitzen, die die Stürme bändigen können. Doch bisher scheint sie diese Macht nicht zu haben und so scheint der letzte Ausweg eine arrangierte Heirat mit Prinz Cassius Lock, der mit seiner dunklen Aura eher bedrohlich als magisch wirkt. Rora wird von Zweifeln über diese Ehe geplagt und als sie zufällig eine Gruppe Sturmjäger kennenlernt, scheint es einen Ausweg für sie zu geben. Kurzerhand begibt sie sich mit den Sturmjägern auf Reisen und stellt fest, das ihre Verbindung zu Stürmen auf eine ganz andere Art stattzufinden scheint.
Meine Meinung:
Dieses Cover zog mich mehr als nur magisch an und ich glaube, dass dieses Buch allein schon wegen seiner Optik einen Weg in mein Regal gefunden hätte, doch auch die Geschichte verlockt geradewegs dazu, dieses Buch zu lesen. Der Einstieg jedoch fiel mir nicht ganz so leicht, zwar bekomme ich hier einen guten ersten Eindruck auf die Magie, um die es hier geht und auch auf die politische Situation des Landes, doch es war auch ein wenig langatmig. Zwar geht es mir häufiger beim Einstieg in eine Fantasygeschichte so, aber hier hatte es rund 50 Seiten nötig, bis mich die Geschichte fesselte. Cora Carmack verfügt über einen sehr bildgewaltigen Schreibstil, mit dem sie ein sehr gelungenes Kopfkino erzeugt. Dabei ist die Sprache flüssig und einnehmend und läßt sich leicht und verständlich lesen. Allerdings fiel mir hier auf, dass der Einfluss ihres bisherigen Genres, nämlich des New Adult, sich immer mal wieder in ihrem Erzählten spiegelte. An manch einer Stelle hätte ich es mir sprachlich durchaus härter oder rauer vorstellen können.
Nach dem etwas schwierigen Einstieg, beginnt es sehr interessant zu werden und plötzlich war ich mitten im Geschehen. Der ganze Grundgedanke der Geschichte ist absolut beeindruckend und ich war immer wieder aufs Neue davon angetan, mit welchen Ideen sie hier z. B. die Stürme toben ließ. Auch alles, was es hier an Fantasy zu entdecken gab, konnte mich begeistern, allerdings muss ich zugeben, dass mir hier immer wieder viel zu viel Liebesgeschichte auftauchte. Es wäre für mich persönlich viel spannender geworden, wenn dies eher nebensächlich geblieben wäre und der Fokus auf die Kämpfe gegen die Stürme und die magischen Fähigkeiten geblieben wäre. So gab es dann auch immer wieder Längen, bei denen ich einfach den Bezug zur Geschicht verloren habe und es mir etwas schwerer fiel, am Ball zu bleiben. Doch zum Glück habe ich weitergelesen, denn dann gabe es wieder eine Wendung und ich war wieder in der Geschichte.
Diverse Perspektiven sorgen hier für einen guten Eindruck über die Charaktere und deren Eigenschaften und ich lernte hier die Hauptpersonen recht gut kennen, wobei es hier durchaus noch Geheimnisse gibt, die erforscht werden müssen und bei denen wohl erst so nach und nach in weiteren Bänden die Auflösung folgt. Erzählt wird hier durch einen personellen Erzähler, in der dritten Person, dabei liegt der Fokus auf Aurora, aber auch auf Cassius - dem Prinzen, auf Lock - dem Sturmjäger und auf Novaya - eine Bedienstete, aber auch Freundin Auroras.
Charaktere gibt es hier schon einige, doch die Zuordnung fällt relativ leicht, da Cora Carmack hier sehr viel Geschick aufweist, in der Vorstellung ihrer Charaktere und diese somit recht leicht im Gedächtnis bleiben. Aurora, auch Rora oder Roar genannt, ist die Protagonistin, die hier innerhalb der Geschichte einige Wandlungen mitmacht. Zu Beginn scheint sie eine eher unsichere Person, die nach ihrer Flucht mit den Sturmjägern zu einem Trotzkopf wird und mir erst im letzten Drittel der Geschichte doch noch näher kommen konnte. Sie macht hier auf jeden Fall eine sehr interessante Entwicklung durch. Lock ist durchaus der typische Held der Geschichte, der mir auch sympathisch war. Genervt hat mich das, für einen New Adult typische, hin und her zwischen den Beiden, das mir einfach auch die ganze Geschichte ein wenig vermieste. Prinz Cassius, der Gegenspieler, ist hier ein extrem spannender Charakter, der mir mit seiner Art durchaus Spannung in die Geschichte brachte. Nova, Roras Freundin, konnte mich ebenfalls ganz gut überzeugen und auch die ganze Sturmjägertruppe hatte etwas, was sie glaubhaft wirken lässt.
Mein Fazit:
Meine Erwartungen an diese Geschichte waren sehr hoch und die Bilder die beim Lesen im Kopf entstanden, konnten diese auch absolut erfüllen. Mir wäre es aber einfach viel lieber gewesen, wenn Cora Carmack hier die klare Linie der Fantasygeschichte deutlicher beibehalten hätte und die doch sehr nervige Geschichte zwischen Rora und Lock eher zur Nebensache geworden wäre. Eines hat die Autorin hier bewiesen, ihre Fantasie ist beeindruckend und die Grundidee absolut spannend und fesselnd und auch ihre Schreibstil ist absolut mitreißend. Das Ende der Geschichte lässt mich auch sehr auf eine spannende Fortsetzung hoffen und ich bin schon neugierig darauf, wie es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Leichte Lektüre für lustige Lesestunden

Manche Tage muss man einfach zuckern
0

Sarah ist Dauersingle und im Moment läuft es auch sonst nicht allzu gut, denn ihren Job in einer Anwaltskanzlei hat sie verloren und wohnt seitdem bei ihrem besten Freund Pete. Neben der Jobsuche im Internet ...

Sarah ist Dauersingle und im Moment läuft es auch sonst nicht allzu gut, denn ihren Job in einer Anwaltskanzlei hat sie verloren und wohnt seitdem bei ihrem besten Freund Pete. Neben der Jobsuche im Internet surft sie für ihr Leben gerne auf der Seite Missed Connections, einer Plattform, auf der Menschen einfach nach jemanden suchen können, dem sie auf den Straßen New Yorks begegnet sind, sich aber nicht getraut haben, diesen anzusprechen. Doch bisher passte keine der Beschreibungen auf Sarah. Dann kommt ein Lichtblick, denn ihr Bewerbungsgespräch in einer Massagepraxis ist erfolgreich und sie kann bei Ziggy und Fern anfangen, doch diese beiden sind Hippies wie aus dem Bilderbuch und empfange permanent irgendwelche Schwingungen, mit denen Sarah so gar nichts anfangen kann. Ihr Leid klagt sie Pete und das bekommt auch Jack, Petes Zwillingsbruder mit. Er leiht Sarah ein offenes Ohr und dabei kommen sie sich näher, als Sarah wollte, denn Jack ist gar nicht ihr Typ. Zu allem Überfluss scheint dann auch noch jemand sie auf Missed Connections zu suchen. Wer ist der Fremde? Vielleicht ihr neuer Kollege Blake?
Meine Meinung:
Dieses Buch ist ein absoluter Eyecatcher, denn die Gestaltung fand ich vom ersten Augenblick an so schön, dass ich einfach immer wieder um dieses Buch schlich und es dann doch einfach lesen musste. Tamara Mataya wirft den Leser gleich mitten ins Geschehen und man begleitet Sarah zu ihrem Vorstellungsgespräch bei Ziggy und Fern, den beiden Hippies. Das fand ich zunächst ein wenig langweilig, denn das Gespräch zog sich ein wenig und die Hippies sind alles andere als sympathisch. Doch der Schreibstil der Autorin ist zum Glück so leicht zu lesen, dass ich mich recht schnell durch die ersten Seiten gewühlt habe. Auch sonst hat mir der Stil der Autorin gut gefallen, flüssig und modern, ohne Schnörkel und Verschachtelungen.
Inhaltlich war es doch recht voraussehbar, was ich aber gar nicht so schlimm fand, da Sarah doch immer wieder in Situationen gerät, die mich zum Schmunzeln brachten. Allerdings muss ich auch sagen, dass es mir hier einfach zu viel wurde, was sich da auf Sarahs neuer Arbeitsstelle abspielte. Das ganze zog sich ein wenig und die Schwingungen, die die Hippies ständig empfingen, nervten doch ziemlich. Der Rest der Geschichte war dann wieder recht lustig zu lesen, vor allem die Chats zwischen dem großen "Unbekannten" und Sarah waren äußerst lustig zu verfolgen.
Manche Tage muss man einfach zuckern wird durch die Protagonistin Sarah erzählt, in der Ich-Form beschreibt sie ihre teils sehr skurrilen Alltagssituationen. Dadurch konnte ich Sarah auch recht gut kennenlernen und ich muss schon sagen, dass sie mir mehr als einmal deutlich jünger vorkam, als sie sein sollte. Im großen und ganzen mochte ich sie aber trotzdem, auch wenn sie mir immer mal wieder zu naiv dargestellt wurde. Sarah geht einfach an vieles sehr blauäugig ran und landet dann einfach immer mal wieder in einem Fettnäpfchen, aber genau das machte das Buch dann auch wieder lustig und lesenswerter.
Neben Sarah gibt es noch ein paar weitere Personen, die hier deutlich mit in die Handlung eingreifen. Zum einen sind da Sarahs Arbeitgeber im Inner Circle, Fern und Ziggy, die mir, gelinde gesagt, ganz deutlich nervige Schwingungen verpassten. Diese Beiden hätte ich am liebsten immer wieder tüchtig in den Allerwertesten getreten und ließen mich immer wieder die Augen verdrehen. Sie sind so überzogen hippiemäßig dargestellt, dass sie schon wieder glaubhaft wirkten.
Jack, Petes sexy Zwillingsbruder, ist hier ein absoluter Sympathieträger, den ich schnell mochte und bei dem ich mir durchaus vorstellen konnte, welche Wirkung er auf andere, vor allem auf Frauen hat. Natürlich gibt es auch einen Gegenspieler zu Jack, nämlich den äußerst charmanten und gut aussehenden Blake, der bei Sarah für einige Verwirrung sorgt.
Mein Fazit:
Ein leichter, witziger Roman, der mit dem ein oder anderen Klischee eines Liebesromans spielt und recht vorhersehbar ist. Trotzdem brachte das Buch einfach zum großen Teil lustige Unterhaltung und ließ mich immer mal wieder auflachen. Eine etwas naive Protagonistin, ein schwuler bester Freund und sein sexy Bruder, aber auch zwei Arbeitgeber der anderen Art, sorgen hier für Wirbel. Wer lockere und lustige Liebesromane mag, kann hier bestimmt gute Unterhaltung finden. Wer tiefsinnige Unterhaltung sucht, ist hier allerdings eher falsch.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Wunderschönes, warmherziges Buch

Mirabellensommer
0

Marita ist glücklich in Frankreich in der Domaine de Lafleur im Hinterland von Nizza. Nachdem sie Lucien, den Sohn des Unternehmers George Lafleur, für den sie Amrun verließ, um seine Pflege zu übernehmen, ...

Marita ist glücklich in Frankreich in der Domaine de Lafleur im Hinterland von Nizza. Nachdem sie Lucien, den Sohn des Unternehmers George Lafleur, für den sie Amrun verließ, um seine Pflege zu übernehmen, geheiratet hat, geht sie förmlich in der Arbeit auf den Jasmin- und Rosenfeldern auf. Sie hat in Babette Babajou und Ségolène Verbier gute Freundinnen gefunden und auch die Familien verstehen sich sehr gut untereinander. Doch dann verstirbt George Lafleur und auf der Beerdigung taucht zum ersten Mal die Enkelin der Verbiers, Julie, auf. Rachid, der Sohn der Familie Babajou, die vor dreißig Jahren von der Elfenbeinküste kamen, verliebt sich in Julie und plötzlich spürt man, dass die Verhältnisse unter den Freunden viel angespannter sind, als je gedacht. Als Julie und Rachid nunmehr auf Unverständnis für ihre Beziehung stoßen, fliehen sie regelrecht aus Nizza und ihre Familien bleiben in Panik zurück.
Meine Meinung:
Mit Mirabellensommer erscheint bereits der zweite Band rund um die Familien Lafleur, Babajou und Verbier, doch ich muss sagen, dass man auch dieses Buch ohne jegliche Vorkenntnisse lesen kann und trotzdem keinerlei Verständnisprobleme auftauchen. Die Autorin hat einen wirklich wunderschönen, sehr warhmherzigen Schreibstil, mit dem sie schnell den Leser in ihren Bann zieht und man sich mitten in Frankreich wieder findet. Man spürt regelrecht die Sommersonne und riecht den Duft der Jasmin- und Rosenfeldern und alles in allem hat dieses Buch einfach nur ganz viel Charme und Wärme, aber auch Tiefgang.
Mit ihrem Buch greift Marie Matisek unterschiedliche Themen auf, wie z. B. die zunächst gar nicht spürbaren, doch immer stärker werdenden sozialen Gegensätzlichkeiten zwischen der alteingesessenen Familie Verbier und der eingewanderten Familie Babajou. Wo man zunächst nur Freundschaft vermutet, klafft nach Meinungsverschiedenheiten der Familienväter plötzlich eine tiefe Kluft und es beginnt eine Zeit, in der es darum geht umzudenken und sein eigenes Handeln zu überdenken. Aber auch sonst greift die Autorin vieles auf, Freundschaft, das Leben als Paar, trotz erwachsener Kinder und vieles mehr, fließt hier in das Geschehen.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, wobei hier deutlich Babette Babajou aus ihrer Sicht erzählt. Der Erzähler ist ein personeller Erzähler in der dritten Person, der dem Leser einen gelungenen Einblick in die Erlebnisse, aber auch in die Gefühlswelt der Charaktere gibt. Gleichzeitig erlebt man aber auch alles und spürt die ganze Atmosphäre, die das Buch ausstrahlt. Gelungen fand ich die Perspektive durch den kürzlich verstorbenen George Lafleur, der das Geschehen ab und an aus seiner Sicht über dem Ganzen schildert und dabei seine Meinung deutlich kund tut. Dadurch erfährt man auch über ihn noch aus seiner Vergangenheit und auch durch Babette Babajou erfährt man mehr über ihre Herkunft.
Besonders viel Liebe hat die Autorin in der Ausarbeitung der Charaktere gesteckt, die einfach alle viel Lebendigkeit ausstrahlen und absolut glaubwürdig und authentisch wirken. Jeder Einzelne ist etwas besonderes, wobei hier wirklich das Hauptaugenmerk auf Babette liegt. Man lernt sie und auch ihre Herkunft kennen, erfährt, dass ihr Leben oft hart war und aus viel Arbeit bestand und auch die langjährige Beziehung zu ihrem Mann oft nur nebenbei läuft. Es fehlt so oft die Zeit für Zweisamkeit, die man sich doch unbedingt nehmen sollte.
Mein Fazit:
Ein Buch, das einfach ganz viel Wärme ausstrahlt, mit einem sehr schönen, gefühlvollen Schreibstil, der Begebenheiten und Personen lebendig werden lässt. Liebevoll ausgearbeitete Charaktere und eine Geschichte mit Tiefgang runden das gesamte Bild des Romans ab. Ein wohlfühl Sommerbuch, das ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Unerwartetes Highlight

Marthas Widerstand
0

Gerade einmal sechzehn Jahre alt ist Martha Honeydew, als sie einen Mann auf offener Straße erschossen haben soll. Nun sitzt sie den ersten von sieben Tagen in Zelle eins von sieben, denn genau sieben ...

Gerade einmal sechzehn Jahre alt ist Martha Honeydew, als sie einen Mann auf offener Straße erschossen haben soll. Nun sitzt sie den ersten von sieben Tagen in Zelle eins von sieben, denn genau sieben Tage lang darf die Bevölkerung Englands per Telefonvoting darüber abstimmen, ob Martha Leben darf oder hingerichtet werden soll. Schon die Umfragewerte zeigen, dass Martha sehr schlechte Chancen auf ein Überleben hat und doch plädiert sie noch nicht einmal auf unschuldig. Aber auch das hat seine Gründe, denn Martha möchte dem Völk die Augen öffnen, vor den Ungerechtigkeiten einer solchen Abstimmung.
Meine Meinung:
Der Klappentext und auch das Cover dieses Buches machten mich sehr neugierig, trotzdem hatte ich zu Beginn des Buches gar keine großen Erwartungen, doch schon nach kurzer Zeit war ich wie gebannt von Martha und ihrer Geschichte. Der Schreibstil der Autorin ist sehr schmucklos, die Sätze sind knapp und hämmern sich dabei aber während des Lesens regelrecht in den Kopf. Mir kam die Sprache hier genau richtig vor, denn das Thema, das die Autorin hier aufgreift ist leider nur allzu gut vorstellbar und dadurch noch um einiges erschreckender. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und durchlebte während des Lesens eine wahre Gefühlsachterbahn, mal war ich einfach nur wütend, auf Grund der geradezu schreienden Ungerechtigkeit, dann spürte ich Marthas Trotz, aber auch ihre Angst und ihre Liebe zu den Menschen, die ihr nahe standen und im nächsten Moment wurde es so spannend, dass der Adrenalinspiegel nur so nach oben schoß. Von Hoffnung über Angst, über Wut und Fassungslosigkeit, wirklich alles an Gefühlen war dabei.
Das Thema der Geschichte klingt sehr abgeschmackt, doch dabei absolut aktuell, denn es ist für uns doch gar nichts besonderes mehr, wenn man z. B. über Z-Promis "Abendessen" per Telefonvoting abstimmen darf. Wie weit ist es dann hergeholt, dass das Volk über die Todesstrafe abstimmen darf? Natürlich ist das noch kein richtiger Vergleich und doch kann ich mir vorstellen, wie sehr solch eine Sendung anziehen kann, die Sensationslüsternheit ist doch heutzutage nichts ungewöhnliches und dem Leiden eines anderen zuzusehen unterhaltsam. Die Einschaltquoten eines solchen TV-Spektakels dürften gigantisch hoch sein, doch wo ist da noch die Gerechtigkeit? Genau darum geht es hier in dieser Geschichte.
Die Spannung steigt hier mit dem Fortschreiten der Geschichte, so wie Martha täglich die Zelle wechseln muss, um ihrem Urteil näher zu kommen, wechseln auch die Abschnitte im Buch. Dabei hängt das Urteil wie ein Damoklesschwert über dem Leser und auch wenn es hoffnungslos scheint, spürt man doch permanent, wie sehr man Martha einen guten Ausgang wünscht. Die Frage nach Marthas Schuld oder Unschuld ist dabei noch nicht einmal ausschlaggebend, denn diese Frage kann man sich selber sehr schnell beantworten.
Die Perspektiven des Buches sind vielseitig, denn man bekommt hier einen kompletten Rundumblick. Wir erleben manches Geschehen aus Marthas Sicht und die Erzählform schwankt dabei zwichen der Ich-Erzählung und Momenten, in denen sich Martha in Gedanken an andere Personen wendet. Dabei erfährt man, was bisher überhaupt geschehen ist, wer der Mann war, den Martha getötet hat und wie sie bisher aufgewachsen ist. Aber wir erleben hier auch noch andere Sichtweisen, zum einen kommt Eve, Marthas psychologische Betreuerin während der Haft, zur Sprache, mal Marthas Nachbarin, mal ein ausgemusterter Richter. Dann gibt es Szenen der Fernsehshow, die so richtig realistisch herüber kamen und bei denen ich beinahe platzen konnte vor Ärger über die Moderatorin, die ihre Rolle hier perfekt spielt.
Die Charaktere der Geschichte sind relativ überschaubar, dabei wird hier eines sehr schnell glasklar: die Kluft zwischen arm und reich, zwischen denen, die den Ton angeben und die, die nichts dagegen machen können. Diese Kluft ist auch heute schon gegeben und dementsprechend ist dieses Zukunftsbild, das Kerry Drewery hier entwirft, absolut vorstellbar. Die Vielschichtigkeit der Charaktere ist hier sehr gut gelungen und greifbar. Man entwickelt schnell Sympathien oder Antipathien und Martha, aber auch die Psychologin Eve und noch einige weitere Charaktere sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Daneben gibt es aber auch Personen, die geradezu Überheblichkeit, Ignoranz und Arroganz aus jeder Pore ausstrahlen und mich beinahe vor Ärger über ihre Art schreien ließen.
Ich könnte hier noch Ewigkeiten über mein Gefühlsspektrum beim Lesen schreiben, aber ich würde dann einfach viel zu viel über diese Geschichte, deren Ende übrigens offen ist, verraten. Ich hoffe sehr, dass die Geschichte eine Fortsetzung erhält, wobei ich mir dann durchaus die Handlung vorstellen kann, aber äußerst gespannt auf deren Umsetzung bin.
Mein Fazit:
Ein Buch, das mich mit auf eine regelrechte Reise durch die Gefühlswelt mitnahm und mich kaum zur Ruhe kommen ließ. Ein durchaus vorstellbares Szenario und überzeugende Charaktere ließen mich regelrecht durchs Geschehen fliegen und konnten mich fesseln. Der Schreibstil mag für manch einen gewöhnungsbedürftig erscheinen, aber ich fand ihn hier perfekt,kurz, knapp, beinahe kalt und dadurch realistisch. Ein offenes Ende lässt mich auf eine Fortsetzung hoffen. Ich habe mit Marthas Widerstand ein unerwartetes Highlight erhalten, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Familiendrama

SCAR
0

Die elfjährige Delia Cross steht schon seit vielen Jahren immer im Licht der Scheinwerfer. Immer wieder wird sie von ihrer ehrgeizigen Mutter ins Rampenlicht gezogen und gerade scheint sie es richtig geschafft ...

Die elfjährige Delia Cross steht schon seit vielen Jahren immer im Licht der Scheinwerfer. Immer wieder wird sie von ihrer ehrgeizigen Mutter ins Rampenlicht gezogen und gerade scheint sie es richtig geschafft zu haben, denn das Vorsprechen zu einer TV-Serie sieht vielversprechend aus. Delias Vater hingegen umgibt sich gerne mit teuren Dingen, wie großen Fernsehern oder schnellen Autos und ihr Zwillingsbruder Rob scheint fast schon unsichtbar für seine Eltern. Zum Glück gibt es da Caity, den Hund der Familie oder eher noch Delias Hund, denn die Beiden haben eine ganz besondere Verbindung zu einander. Als es dann eines Nachts zu einem großen Unglück kommt, wird Delia im letzten Moment von ihrer Hündin gerettet.
Meine Meinung:
Ich habe eine ganze Weile überlegt, wie ich hier überhaupt beginnen soll, denn eigentlich bin ich von Jack Ketchum etwas ganz anderes gewohnt, z. B. seine Beute-Reihe, die hier allerdings so gar nicht mit Scar verglichen werden kann. Der Schreibstil ist durchaus mitreißend, die Sprache gut verständlich und das Erzählte auch so gut beschrieben, dass man sich sowohl Familie Cross als auch das Geschehen vorzustellen. Aber es dauerte etwas, bis ich wirklich mit dem Geschriebenen warm wurde, doch ab einem gewissen Punkt, war ich völlig fasziniert vom Geschriebenen. Was mir hier auch auffällt, dass die Sätze recht kurz, aber dadurch auch sehr prägnant sind. Die Stimmung der Geschichte spiegelt sich also auch durchaus in der Sprache wieder.
Das Buch beginnt noch recht langsam, wobei man hier die Familie, zumindest das, was sie nach aussen vorgibt zu sein, kennenlernt und auch die ersten Blicke in den Hintergrund gibt es hier auch. Doch es gibt hier weder viel Gefühl, noch großes Tempo, es ist eher das, was Ketchum und McKee nicht aussprechen, dass mich immer wieder inne halten ließ. So ist es vor allem die Mutter, die in mir die meisten Gefühle hervorrufen konnte, ja und diese sind nicht gerade freundlich, denn sie ist ein Mensch, die alles dafür gibt, um im Ruhme ihrer Tochter mitzuschwimmen. Tatsächlich ist dies ein Thema, dass immer wieder aktuell ist, denn mal ehrlich, wieviele Kinder würden von sich aus lieber den ganzen Tag vor einer Kamera stehen, anstatt mit den Freunden zu spielen. Genau diesen Umstand greifen die Autoren hier sehr geschickt auf und mit dem Tempo, das die Geschichte vorgibt, steigerte sich auch meine Abneigung gegenüber Delias Familie, bzw. ihren Eltern.
Wirklich gelungen fand ich die Darstellung der besonderen Beziehung zwischen Delia und ihrem Hund, die auch eine ganz besondere Rolle in diesem Buch einnimmt. Allerdings möchte ich hier gar nicht zu viel verraten, da es etwas wichtiges sonst vorweg nehmen würde.
Die Geschichte wird hier aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, vieles erfährt man aus Delias Perspektive, aber auch die Mitglieder der Familie und vor allem der Hund Caity bekommen ihren Raum. Genau diese Perspektive aus der Sicht des Hundes hat dann wieder etwas ganz besonderes, das dem die Geschichte eine ganz aussergewöhnliche Wendung gibt. Das meiste wird hier in der dritten Person erzählt, aber hier und da gibt es da eine kleine Änderung, die das mysteriöse unterstreicht.
Die Personen haben wenig Tiefgang, allerdings ist das genau das, was die Autoren hier auch bezwecken, die Hervorhebung der Oberflächlichkeiten der Personen. Delia konnte durchaus am Anfang mein Mitleid erwecken, ist aber innerhalb der Geschichte eine sehr interessante Persönlichkeit geworden und diese Entwicklung gefiel mir gut. Rob, Delias Zwillingsbruder, scheint für seine Eltern beinahe unsichtbar und nimmt hier sehr wenig Raum im Leben seiner Eltern ein, er ist das Kind am Rande und auch wenn man nicht merkt, dass er nach Aufmerksamkeit sucht, ist es genau das, was nachher ebenfalls eine Wendung der Geschichte ausmacht. Delias Mutter ist kalt und unsympathisch, Geld und vor allem Ruhm sind es, was sie will. Ansonsten helfen ihr Alkohol und Pillen über den Tag und durch die Nacht. Tja, und Delias Vater? Der ist alles andere als die hellste Kerze auf der Torte, aber wenn es darum geht, für sich den größten Nutzen heraus zu holen, ist er sehr erfinderich. Am meisten gefiel mir hier der Hund der Familie, Caity, die hier der Charakter mit dem größten Herzen ist.
Mein Fazit:
Ich habe zwar noch nicht alle Bücher des Autors Ketchum gelesen, aber dieses hier ist auf jeden Fall anders, als ich erwartet habe. Der Beginn konnte mich noch nicht ganz so fesseln, aber die Geschichte nahm dann einen ganz eigenen Verlauf und konnte mich schließlich doch noch einnehmen und fesseln. Wer allerdings einen Horror-Splatter-Roman erwartet ist hier falsch, denn Ketchum und McKee lassen ihren Horror eher in Mystery wandeln und bleiben mit dem Grauen ganz unterschwellig. Ein gelungenes Buch, das ich an nur einem Abend gelesen habe und dem ich eine Leseempfehlung gebe!