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Veröffentlicht am 06.12.2017

Packend und ergreifend

Tausend Teufel
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Ein von Russen besetztes Dresden im Jahr 1947 - in einer klirrend kalten Winternacht wird Max Heller, Kommissar bei der gerade gegründeten Volkspolizei, wird zu einem Tatort gerufen. Doch bei seiner Ankunft ...

Ein von Russen besetztes Dresden im Jahr 1947 - in einer klirrend kalten Winternacht wird Max Heller, Kommissar bei der gerade gegründeten Volkspolizei, wird zu einem Tatort gerufen. Doch bei seiner Ankunft muss Heller feststellen, dass der Tote bereits abgeholt wurde. Ein Rucksack am Tatort weckt allerdings seine Aufmerksamkeit und beim Hineinsehen, entdeckt er etwas grässliches: den Kopf eines Mannes. Schnell wird hier mehr als deutlich, dass Heller und sein Kollege Oldenbusch nicht so gerne gesehen werden, bei den Ermittlungen. Aber genau dies ist es, was ihn nicht mehr loslässt.
Meine Meinung:
Mit Tausend Teufel erschien bereits der zweite Fall rund um den ermittelnden Beamten der Volkspolizei Heller aus der Feder von Frank Goldammer. Auch mit diesem Fall brachte der Autor eine ganz bestimmte Atmsophäre und man hatte hier einfach auch den Eindruck, sich tatsächlich in einem besetzten Dresden der Nachkriegszeit zu befinden. Goldammer verschafft hier neben dem äußerst spannenden Fall noch etwas besonderes, denn man spürt das hier historisch sehr gut recherchiert wurde. Er verschönigt rein gar nichts und je mehr man liest, desto mehr fühlt man mit den Menschen mit und spürt, wie es damals war. Er beschreibt die Gefühlslage der Menschen, in beinahe jeder Familie hat man Tote zu betrauen und eins kristallisiert er hier ganz besonders heraus: das Leid und Elend vieler Kinder. Das alles hatte neben dem Fall eine durchaus beklemmende, bedrückende Wirkung und war hier perfekt mit eingearbeitet.
Mit einem sehr fesselnden Schreibstil, der sich flüssig und angenehm lesen lässt und wirklich geradlinig bleibt, versinkt man in diese, zum Glück, längst vergangene Zeit.
Der Fall ist spannend und nimmt immer wieder Wendungen, die sich nicht vorausahnen lassen. Interessant zu verfolgen ist es, wie Heller, trotz des ständigen Mauerns der Russen, sich nicht von seinem Weg abbringen lässt und hartnäckig am Ball bleibt. Erschreckend war es, wenn man so las, wieviele Menschen wirklich noch nationalsozialistisches Denken verinnerlicht hattn, doch auch das macht den Krimi absolut glaubwürdig und authentisch.
Ein personeller Erzähler in der dritten Person lässt und in der Perspektive von Max Heller das Geschehen miterleben. So verfolgen wir das Geschehen wie einen Film, wird aber trotzdem mitten in das Geschehen gezogen.
Der Protagonist Heller ist ein sehr aussergewöhnlicher Protagonist, der mich mit seiner Art absolut beeindrucken konnte. Er war, auch wenn er schon während des Krieges bei der Polzei war, weder damals in der NSDAP noch lässt er sich heute dazu bringen Parteimitglied der SED zu werden. Er ist absolut geradlinig und buckelt nicht, dabei bleibt er sympathisch und glaubwürdig. Aber auch die Beziehung, die er zu seiner Familie hat, hat mir gut gefallen. Gemeinsam mit seiner Frau Karin warten sie auf ihre Söhne, die wie durch ein Wunder beide den Krieg überlebt haben. Doch einer bleibt erst einmal der Heimat fern, der andere hat sich völlig verändert. Diese Interaktionen zwischen den Familienmitgliedern machen das Geschehen noch einmal mehr glaubwürdig.
Neben Heller gibt es noch einige Personen, die hier mit auf das Geschehen wirken. Jeder bekommt einen gut durchdachten Charakter und dadurch auch Wiedererkennungswert. Betroffen hat mich die Beschreibungen der Kinder nach dem Krieg gemacht. Doch da müsst ihr wirklich selbst lesen, damit ihr genauer wisst, was ich meine.
Mein Fazit:
Glaubwürdig, atmosphärisch und gut recherchiert ist dieser historische Krimi wirklich ganz großes Kino. Krimiliebhaber werden hier absolut auf ihre Kosten kommen, vor allem, wenn man auch an der Geschichte im eigenen Land Interesse hat. Mich konnte Frank Goldammer von Beginn an fesseln und brachte mich immer mal wieder beim Lesen dazu, innezuhalten und das gerade Gelsene zu durchdenken. Vielleicht keine seichte Lektüre für mal eben zwischendurch, aber mit viel Tiefe und einem Protagonsiten, der mich völlig von sich überzeugen konnte. Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Krimis des Autors.

Veröffentlicht am 06.12.2017

Einfach süß

Winterküsse in New York
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Die sechzehnjährige Lexi ist bei ihrer Großmutter, die seit über dreißig Jahren im Bundesstaat New York lebt und dort ein kleines Hotel betreibt, über den Winter zu Besuch. Am Neujahrstag beschließt sie, ...

Die sechzehnjährige Lexi ist bei ihrer Großmutter, die seit über dreißig Jahren im Bundesstaat New York lebt und dort ein kleines Hotel betreibt, über den Winter zu Besuch. Am Neujahrstag beschließt sie, auch einmal etwas zu machen, von dem so viele schwärmen: nämlich Schlittschuhlaufen im Central Park. Doch das an diesem Tag so viel dort los ist, hätte sie nicht gedacht und das sie so ungeschickt auf den Schlittschuhen steht, ebenfalls nicht. Als sie von einem kleinen Mädchen angerempelt wird und hinfällt, stellt sich der Begleiter des Mädchens als der attraktive neunzehnjährige Liam raus. Dieser passt auf seine kleine Nichte auf und ist deshalb heute auch auf der Eisbahn. Lexi und Liam verstehen sich vom ersten Moment an und Liam möchte Lexi wiedersehen. Doch das Schicksal meint es anders, denn seine Handynummer schreibt er auf Lexis Zeichenblock und diesen verliert sie. Ausgerechnet Liams Nichte hat diesen gefunden und mitgenommen. Doch was nun? Werden sie sich wiedersehen?
Meine Meinung:
Das Cover dieser Geschichte sieht einfach bezaubernd aus und ich muss auch sagen, dass mich auch der Inhalt nun sehr winterlich gestimmt hat. Susanne Mischke erzählt hier flott und locker eine süße Geschichte über zwei Teenies in New York und mit kurzen Beschreibungen versetzt sie den Leser mitten in diese Stadt. Dabei bleibt sie sprachlich so fließend und mitreißend und auch angenehm, dass das Buch perfekt für die Zielgruppe ist, aber auch mir ein permanentes Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Mit dem eher kurzen Umfang der Geschichte ist sie auch perfekt für kleine Lesemuffel, die man vielleicht hiermit zum Lesen verführen könnte.
Im Großen und Ganzen wurde hier zwar nicht das Rad neu erfunden, aber die komplette Art des Erzählens war so angenehm und schön, dass ich die Geschichte in kürzester Zeit gelesen habe. Hier ist kein Wort zu viel und keines zu wenig, es gibt nicht den typischen Bad Boy und die naive Dorfschöne, sondern zwei ganz normale Teenager.
Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive zwischen Lexi und Liam erzählt. Beide beschreiben ihre Erlebnisse in der Ich-Form und als Leser kann man sich hier wunderbar in die Beiden hineinversetzen, mitfühlen und mitfiebern.
Liam und Lexi waren zwei überaus angenehme Charaktere, die ich trotz der Kürze der Geschichte durchaus gut kennenlernen konnte. Sie sind sehr lebendig beschrieben, wirken authentisch und durchweg sympathisch. Ich konnte Lexi hier absolut verstehen, dass sie Liam wiedersehen wollte. Aber auch die Nebenfiguren brachten hier eine Portion Leben in die Geschichte. Sei es Lexis Großmutter oder der Portier oder die kleine Nichte Liams. Jeder versprüht Charakter und passt hier einfach an seinen Platz.
Mein Fazit:
Eine zuckersüße Geschichte, die sich perfekt für einen kuscheligen Nachmittag mit einer Tasse Kaffee oder Kakao eingemummelt in eine Decke verschlingen lässt. Lebendige und sympathische Charaktere, ein ebenfalls lebendiges Setting und ein wirklich angenehmer und flüssiger Schreibstil haben die Geschichte regelrecht vorbeifliegen lassen. Wer in winterliche Stimmung versetzt werden möchte, sollte hier unbedingt reinlesen.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Erschreckend realistisch

NEXX: Die Spur
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Bereits in einer Fernsehsendung treffen die Moderatorin Valerie de Crécy und der eigentlich medienscheue Hellseher Gabriel Nexx zum ersten Mal aufeinander. Nexx soll sein Können beweisen, aus diesem Grunde ...

Bereits in einer Fernsehsendung treffen die Moderatorin Valerie de Crécy und der eigentlich medienscheue Hellseher Gabriel Nexx zum ersten Mal aufeinander. Nexx soll sein Können beweisen, aus diesem Grunde werden vor laufender Kamera drei Umschläge geöffnet, in dem er etwas vorausgesagt hat. Erschreckenderweise liegt er bei zwei von drei der Ereignissen richtig, das dritte Ereignis sagt den Tod der Morderatorin voraus, doch diese glaubt es gar nicht richtig. Stattdessen setzt sie alle Hebel in Bewegung, Nexx auf die Schliche zu kommen und schafft es sogar, ihn zu einem Interview zu überreden. Doch dieser Schachzug scheint nach hinten loszugehen, denn Nexx entpuppt sich noch einmal mehr anders, als sie jemals geglaubt hat. Nexx beginnt Valerie zu stalken, doch so gut wie niemand glaubt ihr. Einzig Lenny Koriatis, Kripobeamter, scheint sie ernst zu nehmen.
Meine Meinung:
Der Thriller war mein erstes Buch des Autors Volker Dützer und ich muss gleich vorweg schon sagen, dass es nicht mein letztes war. Schnell konnte mich Dützer mit seinem spannend umgesetzten Thriller in seinen Bann ziehen und ich war gefesselt. Das liegt auf jeden Fall auch an dem sehr guten, sehr flüssigen und einnehmenden Schreibstil, denn der Autor beschreibt seine Szenen detailreich und lässt dem Leser trotzdem Raum für eigenes Mitraten.
Geradlinig und schnörkellos, dabei aber sehr spannend und neugierig bis beinahe schon nachdenklich stimmend, fliegt man durch diesen Thriller. Das Thema Stalking wird hier der Mittelpunkt, doch die Art des Stalkings ist so modern, dass es dem Leser einen Schauer über den Rücken läuft. Mir war durchaus bewusst, wie trangsparent man in unseren heutigen Zeit ist, doch wieviel mehr Möglichkeiten es gibt, zeigt uns der Autor in seinem Buch. Das macht es zum einen unglaublich spannend, aber auch immer wiederkehrende Wendungen und unvorhersehbare Ereignisse halten den Leser am Ball.
Der Thriller wird durch einen personellen Erzähler in der dritten Person erzählt, allerdings gibt es hier immer wieder wechselnde Perspektiven, die dem Leser auch andere Blickwinkel ermöglichen. So verfolgen wir das Geschehen mal aus der Sicht der Moderatorin Valerie de Crécy, mal aus der Sicht des Polizisten Lenny Koriatis und dabei erfährt man so einiges auch über den Mann mit den hellseherischen Fähigkeiten, nämlich Gabriel Nexx. Schnell wird man genau diesem gegenüber mehr als misstrauisch und doch tappt man, so wie auch die Ermittler, lange Zeit im Dunkeln.
Die gesamte Darstellung des Antagonisten hat mir hier aussergewöhnlich gut gefallen, denn Nexx ist schon sehr speziell und sehr besonders. Je mehr man über ihn erfährt, desto unheimlicher wird er und doch übt er auch eine gewisse Faszination aus, denn sein Können ist ohne Frage erstaunlich. Worum es da allerdings geht, werde ich natürlich nicht verraten.
In die Moderatorin Valerie konnte ich mich durchaus sehr gut hineinversetzen. Eine alleinstehende Frau und die Situation im Dunkeln nach Hause zu kommen und das Gefühl zu haben, etwas ist anders, genau diese Situation finde ich immer wieder aufs Neue beängstigend. Die Probleme, dass man ihr keinen Glauben schenkt, macht noch einmal mehr Spannung aus, denn als Leser weiß man hier durchaus mehr über das Stalking.
Valerie an für sich war mir recht sympathisch und auch der Polizist Lenny sprach mich durchaus an, aber ich muss schon zugeben, dass Beide ein wenig hinter Nexx standen, denn dieser ist durchaus beeindruckend ausgearbeitet. Nexx sorgt hier auf jeden Fall immer wieder für Überraschungen, von denen es so einige in sich haben.
Mein Fazit:
Ein wirklich spannender Thriller mit einem brandaktuellen Hintergrund dessen Ausarbeitung mir sehr gut gefallen hat. Spannende Wendungen, interessante Charaktere und der zuvor genannte Hintergrund lassen den Thriller zu einem wahren Pageturner werden. Alles in allem bleibt das Buch recht unblutig, was es aber nicht weniger spannend sein lässt. Gelungener Thriller für spannende Lesestunden - meine Empfehlung!

Veröffentlicht am 02.12.2017

Gefühlvoll

Die Stille zwischen Himmel und Meer
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Als die junge Edda für vier Wochen ihren Urlaub in einem kleinen Ort an der Nordsee beginnt, ahnt niemand, wer die junge Frau ist. Denn Edda war nicht immer so frei wie im Augenblick, viele Jahre wurde ...

Als die junge Edda für vier Wochen ihren Urlaub in einem kleinen Ort an der Nordsee beginnt, ahnt niemand, wer die junge Frau ist. Denn Edda war nicht immer so frei wie im Augenblick, viele Jahre wurde sie von einer Frau in einem Raum gefangen gehalten. Auch wenn das einige Jahre zurückliegt, hat sie immer noch Angst vor endlosen Weiten, wie z. B. die des Himmels oder des Meeres. Doch nun will sie sich ihren Ängsten stellen und beginnt mit ihrem Urlaub einen neuen Lebensabschnitt. Aber wie so oft im Leben kommt vieles anders und so stellt sich schon kurz nach ihrer Ankunft an der Nordsee heraus, dass ihrer Vermieterin ein Missgeschick passiert ist. Ihre Ferienwohnung wurde doppelt vermietet und der zweite Mieter möchte nicht abreisen. Zum Glück hat die Wohnung zwei Zimmer und Edda ist bereit, ihre Wohnung zu teilen. Schon bald stellt sich dann heraus, dass sie nicht die einzige in dieser Wohnung ist, die mit der Vergangenheit kämpft.
Meine Meinung:
Allein die Tatsache, dass Kati Seck dieses Buch geschrieben hat, machte mich neugierig, denn bereits mit ihren beiden Fantasybüchern Die silberne Königin und Tochter des dunklen Waldes konnte die Autorin mich absolut überzeugen. Auch mit ihrem realistischen Roman konnte sie wieder bei mir punkten, denn auch hier macht sich ihr gefühlvoller und besonderer Schreibstil bemerkbar. Ich mag es, wie sie ihre Geschichten erzählt und damit ihre Leser in diese hineinzieht. Sie schafft es, mit Worten Dinge und auch Gedanken oder Gefühle zu beschreiben, so dass diese direkt lebendig werden.
Die Geschichte selber ist schon sehr beängstigend, wenn man von Eddas Vergangenheit erfährt und versucht, sich in diese hineinzuversetzen. Das wirkt beängstigend und doch kaum vorstellbar, ein Schicksal, dass man einfach nie am eigenen Leib erfahren möchte. Das alles hat Kati Seck mit ganz viel Emotionen umgesetzt und damit konnte sie mich auch tief berühren.
Die Geschichte ist jetzt nicht voller Tempo und Action und trotzdem ist man hier gefesselt, denn es geht hier um einen Weg ins Leben zu finden, seine Vergangenheit zu verlieren, sie einfach hinter sich zu lassen. Das ist oftmals alles andere als leicht und einfach und genau diesen Weg beschreibt Kati Seck.
Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch die Protagonistin Edda erzählt. Gerade das bringt sie dem Leser ganz nah und macht sie lebendig. Man kann sich in sie hineindenken, kann nachvollziehen, warum sie wovor Angst hat. Dieses Gefühl der verschlossenen Türen, die sie nicht mag und gleichzeitig die Angst vor der Weite, der Freiheit, das alles klingt glaubwürdig. Aber Edda ist noch viel mehr als die Frau mit der schlimmen Vergangenheit, denn sie ist gleichzeitig voller Mut und voller Willen, sich ein Leben aufzubauen.
Dann lernt ausgerechnet Edda Sebastian kennen, der ebenfalls mit seinen eigenen Dämonen der Vergangenheit kämpft. Sebastian ist auf den ersten Blick das perfekte Ekelpaket, doch auch bei ihm stellt sich bald heraus, dass da viel mehr hintersteckt, als man auf dem ersten Blick vermutet.
Neben Edda und Sebastian gibt es aber auch noch ein paar Nebencharaktere, die das Gesamtbild des Buches einmal mehr abrunden. Ganz besonders das Mädchen Mia hat mein Herz erobert mit ihrer frechen und forchen Art und wächst sehr schnell ans Herz.
Ein Buch, das Hoffnung macht auf ein Leben, das Mut macht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen Neubeginn zu wagen.
Mein Fazit:
Ein Buch, das mich ganz besonders mit seiner sehr greifbaren und authentischen Protagonistin Edda erreichen konnte. Aber auch Kati Secks Schreibstil schafft dies immer wieder aufs Neue, egal welchem Thema sie sich widmet, sie versetzt den Leser in ihre Geschichte und macht diese durch detaillierte Beschreibungen geradezu fühlbar. Man hat das Geschehen vor Augen, kann fühlen, sehen und fast schon schmecken, was vor sich geht. Ich hatte beinahe das Gefühl, das Salz der See in der Luft zu schmecken. Ein tolles Buch voller Empathie, das ich sehr gerne empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Schöne Familiengeschichte mit kleinen Schwächen (3,5 Sterne)

Das Glück an Regentagen
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Als Mae durch einen furchtbaren Unfall schon früh ihre Eltern verlor, wuchs sie bei ihren Großeltern in dem kleinen Ort Alexandria Bay am St. Lorenz Strom auf. Mit ihrem besten Freund Gabe ging sie lange ...

Als Mae durch einen furchtbaren Unfall schon früh ihre Eltern verlor, wuchs sie bei ihren Großeltern in dem kleinen Ort Alexandria Bay am St. Lorenz Strom auf. Mit ihrem besten Freund Gabe ging sie lange Zeit durch dick und dünn, doch dann verloren sie sich aus den Augen, als Gabe Hals über Kopf, ohne Mae Bescheid zu sagen, aus dem Ort verschwand. Heute ist Mae eine Frau, die dachte, mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen. Doch als sich ihre Beziehung und auch damit zusammenhängend ihre berufliche Laufbahn plötzlich vor dem Aus befinden, kehrt sie zu ihren Großeltern nach Alexandria Bay zurück. Doch auch hier hat sich vieles verändert und zu ihrer Verblüffung muss Mae feststellen, dass sie nicht die einzige ist, die zurück in die Heimat kam.
Meine Meinung:
Das Cover dieses Romans ist wirklich traumhaft schön und man sieht dadurch förmlich das Setting der Geschichte vor sich. Es ist auf jeden Fall ein richtiger Hingucker, der dazu einlädt, das Buch in die Hand zu nehmen. Auch der Einstieg fällt hier recht leicht, da die Autorin Marissa Stapley einen sehr flüssigen und leicht verständlichen Schreibstil hat. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig finde ich es zwar immer, wenn die Geschichte in der Gegenwart erzählt wird, stört aber im Hinblick auf das Geschehen in keinster Weise. Man befindet sich hier schnell mitten im Geschehen, bekommt aber auch so nach und nach immer mal wieder Rückblicke auf vergangene Tage.
Die Geschichte ist im Grunde eine wirklich schöne Geschichte, deren hintergründige Idee mir wirklich sehr gut gefallen hat. Auch die Spannung ist hier gegeben, wenn es auch an manch einer Stelle zu schnell eine Lösung gab. So fehlte mir ein bisschen das eigene Miträtseln können und ich denke, da hätte man noch ganz viel mehr rausholen können, denn Geheimnisse gibt es hier genügend. Die Autorin zieht durch ihre kurzen Kapitel und der schnellen Änderung der Blickwinkel allerdings am Tempo und da hätte man ruhig tiefer ins Geschehen greifen können. Ein bisschen Tempo also rausnehmen, dafür deutlich mehr Tiefgang hätten mir in dieser Geschichte sehr gut gefallen.
Ein Erzähler in der dritten Person beschreibt die Ereignisse, der Leser beobachtet hier diese. Durch die rasch wechselnden Perspektiven allerdings kann man sich nicht allzu sehr auf die Charaktere einlassen. Die Perspektiven wechseln dann auch zwischen einigen Personen, mal erzählt Mae, mal Gabe, aber auch Maes Großeltern kommen zu Wort. Innerhalb der einzelnen Perspektiven gibt es dann auch noch gedankliche Rückblicke, so dass der Leser nach und nach den Geheimnissen auf die Spur kommt. Es gibt immer mal wieder schnellere Wendungen, z. B. einen Schicksalsschlag in Maes Familie, der mich erschreckt hat, diese Wendungen rücken immer wieder den Fokus in andere Richtungen.
Die Atmosphäre der Geschichte ist auf Grund der teilweise recht dramatischen Ereignisse eher bedrückend und doch gibt es hier immer wieder Momente der Hoffnung und des Umdenkens.
Die Charaktere der Geschichte bleiben recht überschaubar. Mae und Gabe sind hier die Protagonisten, aber auch Maes Großvater George bekommt seinen Part. Alles in allem waren diese Charaktere gut beschrieben und wirkten authentisch. Allerdings fehlten mir hier ein wenig diese Momente, in denen man mit einem oder mehreren Charakteren mitfiebern kann. Ich blieb hier mehr der Beobachter und hielt eher Abstand zu den Personen.
Mein Fazit:
Eine Geschichte, deren Grundidee mir sehr gut gefallen hat und die mit einer Familiengeschichte voller Geheimnisse aufwarten kann. Trotzdem fehlte mir hier einfach das hineindenken und -fühlen können, so dass ich im Großen und Ganzen nur ein Betrachter des Geschehens blieb. Ich denke, dieser Geschichte hätte es nicht geschadet, wenn sie ein paar Seiten mehr gehabt hätte. Trotzdem ist es eine schöne Geschichte für zwischendurch. Eins möchte ich noch unbedingt erwähnen: nämlich den tollen Einstieg in die einzelnen Kapitel, an denen der Leser Vorschläge bekommt, was man alles an Regentagen machen kann.