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Veröffentlicht am 08.10.2017

Ein Buch, das mich berühren konnte

Als ich Amanda wurde
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Als Amanda zu ihrem Vater in ein kleines Örtchen in Tennessee zieht, weiß niemand dort etwas von ihrer Vergangenheit. Das junge Mädchen hat nämlich schon einige Erfahrungen hinter sich, unter anderem ein ...

Als Amanda zu ihrem Vater in ein kleines Örtchen in Tennessee zieht, weiß niemand dort etwas von ihrer Vergangenheit. Das junge Mädchen hat nämlich schon einige Erfahrungen hinter sich, unter anderem ein Selbstmordversuch vor drei Jahren. Dieser hatte auch einen Hintergrund, den Viele in ihrer Umgebung nicht verstanden, denn Amanda war damals noch Andrew. Ein Mädchen gefangen im Körper eines Jungen. Doch Amanda hat es geschafft und hat ihre Angleichung vom Jungen zum Mädchen hinter sich. In ihrer Heimat stösst sie auf Missverstädnis und wird mehr als einmal angegangen und verprügelt. Bei ihrem Vater zu leben, scheint die letzte Lösung ihres Problems. Hier fühlt sie sich zum ersten Mal glücklich und verstanden, auch wenn niemand ahnt, wer sie ist. Als sie Grant kennenlernt, verliebt sie sich zum ersten Mal und es scheint, als wäre sie endlich angekommen.
Meine Meinung:
Zufällig entdeckte ich dieses Buch auf Facebook in einer Werbung für eine Blogtour. Das Thema Transgender ist mir noch nie in einem Buch begegnet und ich fand es gleich so interessant, dass ich hier einfach mehr erfahren musste. Ich muss sagen, dieses Buch ist etwas ganz besonderes, denn die Autorin Meredith Russo, selbst eine Transgender, widmet sich hier mit sehr viel Gefühl dem Thema und man spürt, dass hier viele eigene Gedanken und Emotionen mit eingeflossen sind. Die ein oder andere Freiheit hat sich die Autorin herausgenommen, in dem sie hier z. B. Amanda schon als Teenager die Anpassung des Geschlechts zugesteht, aber ich denke, dadurch wird vor allem der Bereich Mobbing noch einmal eindrücklicher und intensiver und auch jüngere Leser können sich hier sehr gut in das Geschehen einfühlen und vielleicht auch so manch eine Handlung überdenken.
Wie dem auch sei, Als ich Amanda wurde ist eine fiktive Geschichte und doch konnte diese mich völlig in ihren Bann ziehen. Meredith Russo hat einen sehr gefühlvollen, weichen Schreibstil und versteht es sehr gut, mit wenigen Worten Gefühle und Gedanken zu beschreiben. Sie schreibt sehr flüssig und gut verständlich und auch wenn ich zugeben muss, dass ich diese tief liegenden Gefühle und Gedanken in einem fremden Körper zu sein, nicht wirklich begreifen kann, schafft es die Autorin, es einfach auch für Aussenstehende klar zu machen.
Richtig gut gelungen sind die verschiedenen Rückblicke auf Situationen, die Amanda leider erleben musste. So erzählt sie von dem häufigen Unverständnis ihrer Mitschüler, über das Mobbing, das man an ihr ausübte, aber auch über die Ablehnung oder eher das Unverständnis der eigenen Familie. Dies alles klingt so absolut authentisch, dass für mich Amanda richtig greifbar wurde. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, allein weil ich die ganze Zeit hoffte, dass es Amanda in ihrem "neuen" Leben bei ihrem Dad gelingen würde, wieder glücklich und frei zu sein.
Amanda erzählt hier in der Ich-Perspektive und dadurch fällt es sehr leicht, sich mit ihr verbunden zu fühlen und die Welt durch ihre Augen zu betrachten. Sie wurde mir richtig nahe gebracht und ich fühlte mich so wohl mit ihr, dass ich mir gut vorstellen könnte, mit Amanda befreundet zu sein.
Amanda ist nämlich durchweg eine besondere Protagonistin, nicht nur, dass sie im falschen Körper geboren wurde und dadurch auf viel Missverständnis in ihrer Umgebung trifft, macht sie zu etwas besonderem, sondern eher ihre Art. Sie ist ein wirklich toller Mensch, der ohne jemanden zu verurteilen das Gegenüber annimmt. Ich habe mich absolut mit ihr mitfreuen können, dass sie an der neuen Schule so gut angenommen wird und endlich, zum ersten Mal in ihrem Leben, auf gleichaltrige Freunde trifft. Amanda ist durchweg etwas besonderes und konnte mich mit ihrer liebevollen Art mitnehmen in ihrer Geschichte.
Aber auch die Nebencharaktere sind hier glaubwürdig und gelungen. Zwar legt Meredith Russo hier nicht so sehr den Tiefgang in den Vordergrund, lässt sie dafür aber absolut glaubhaft agieren und interagieren. Sei es Amandas Vater, den ich hier ebenso verstehen konnte, wie auch Amandas Mutter und die hier kurz, aber intensiv ihre persönlichen Eindrücke Amanda schildern. Auch die Teenager an ihrer Schule sind gut dargestellt und hier konnte Amanda zum ersten Mal erleben, dass auch hier manch einer etwas zu verbergen hat. Bee, Amandas beste Freundin, hat in mir sehr widersprüchliche Gefühle hervorgerufen. Warum möchte ich allerdings nicht verraten.
Mein Fazit:
Ein Buch, dessen Umsetzung mir sehr gut gefallen hat und mit dem Meredith Russo sehr gut die Gefühlswelt Amandas dargestellt hat. Diese Geschichte zeigt wieder einmal sehr eindrücklich, dass Menschen immer noch verurteilen und nicht mit anderen umgehen können, wenn diese nicht dem Standard entsprechen. Akzeptanz sollte doch eigentlich in unserer Zeit möglich sein, aber leider ist es immer noch so, dass anders zu sein, ausgrenzt. Ich hoffe, dass dieses Buch noch viele Menschen erreicht, allein um zu zeigen, dass da ein Mensch hinter dem anders sein steckt, der einfach nur, wie jeder, akzeptiert und geliebt werden möchte. Das Buch ist dank der jungen Protagonistin auch durchaus für jüngere Leser geeignet, aber auch mich konnte die Autorin mit ihrer Geschichte abholen, überzeugen und fesseln.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Sehr erschütternd

Ich soll nicht lügen
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Als Mags von Amerika aus zurück in ihre Heimat kehren muss, weil ihr Bruder einen Unfall hatte, beginnt sie diese Reise noch mit sehr gemischten Gefühlen. Schon lange hat sie sich von ihrer Familie abgewandt ...

Als Mags von Amerika aus zurück in ihre Heimat kehren muss, weil ihr Bruder einen Unfall hatte, beginnt sie diese Reise noch mit sehr gemischten Gefühlen. Schon lange hat sie sich von ihrer Familie abgewandt und sie weiß so gut wie nichts, über ihren Bruder. Doch Abe hat sie zu seinem gesetzlichen Vertreter ernannt, wenn ihm einmal irgendetwas geschehen sollte. Im Krankenhaus lernt Mags Jodie, Abes Verlobte, kennen. Doch das, was sie Mags erzählt, klingt zum großen Teil unglaubwürdig. Abe solle Depressionen gehabt haben und gesprungen sein, doch Mags kann das nicht glauben. Sie beginnt, auf eigene Faust dem Geheimnis rund um Abes Sturz auf den Grund zu gehen und das, was sie zu Tage fördert, ist wirklich unglaublich.
Meine Meinung:
Der Klappentext dieses Buches klang sehr ungewöhnlich und da ich immer wieder auf der Suche nach Büchern bin, die etwas anders oder besonders sind, war ich gleich Feuer und Flamme.
Allerdings war der Einstieg in diese Geschichte zunächst doch sehr verwirrend und ich sah keine wirklichen Zusammenhänge, doch hier hat Naughton eigentlich nur einen Kreis zu einem großen Gesamtbild geöffnet, welches sie mit einem Ende mit Knalleffekt wieder schließt.
Der Schreibstil ist allein durch die Zeitform, der Gegenwart, schon ein wenig anders, lässt sich aber trotz allem vom reinen Inhalt her gut verstehen. Zusammenhänge werden erst nach und nach klarer und doch zieht die Geschichte den Leser immer weiter und tiefer in das Geschehen. Durch diesen Schreibstil fühlt man sich nicht nur wie ein Beobachter der Geschichte, sondern auch teilweise als könnte man durch die Augen der Charaktere mit- und nachverfolgen. Man ist hier durchaus sehr nah am Geschehen und muss einiges an Eindrücken und Ungereimtheiten verarbeite.
Durch den zusammenhanglos wirkenden Beginn ist man als Leser doch sehr neugierig, womit man es hier zu tun hat und auf der Suche nach Antworten wird man durch die Seiten getrieben. Spannend bleibt es in dem Sinne, dass man sich gemeinsam mit Mags auf die Suche nach Antworten macht und dabei genau wie sie immer wieder aufs Neue völlig überrascht wird. Hat man in einem Moment noch das Gefühl, dass man weiß, worauf es hinausläuft, merkt man schnell, man ist auf dem Holzweg.
Da dies nirgendwo auf dem Klappentext steht, sag ich mal - Achtung der folgende Abschnitt könnte auf den ein oder anderen wie ein Spoiler wirken. Es war mir aber sehr wichtig, dies zu erwähnen.
"Gerade das Thema, auf dass das Schrecken hier basiert, ist ein wirklich grausames, denn Naughton beschreibt hier durch Rückblicke zwar nicht detailliert, aber doch durch kleine Bemerkungen sehr lebhaft, was Kinder durchmachen, die missbraucht, misshandelt und "verkauft" werden. Damit hatte ich so gar nicht gerechnet und war teilweise doch sehr schockiert, denn verschönigt wird hier nichts, zumal es bei diesem Thema auch nichts zu verschönigen gibt. Die daraus resultierende psychischen Probleme klangen für mich sehr plausibel und grausam."
Durch wechselnde Perspektiven zwischen Mags, Abes Schwester und Jodie, Abes Verlobten, erlebt man die Geschichte. Zwischendurch erlebt man die zuvor genannten Rückblicke einer Person, bei der man zwar ahnt, um wen es sich handelt, es aber nicht explizit erwähnt wird. Gerade durch die Ich-Perspektive, die die beiden Protagonistinnen bieten, sollte man glauben, dass man sie näher kennenlernt. Doch auch das muss man sich nach und nach erarbeiten, denn hier ist eigentlich nichts richtig klar. Zwischendurch bekommt man dann auch noch kleinere Momente die eine Nachbarin von Abe und Jodie erzählt und diese sorgen noch einmal mehr für Wendungen und Drehungen.
Die Charaktere bleiben hier recht überschaubar. Zum einen gibt es hier Mags, die mir gerade am Anfang durch ihre kalte, distanzierte und fast schon rücksichtslos wirkende Art alles andere als sympathisch war. Zum anderen gibt es Jodie, die aber allein in ihren Gedanken, die man kennenlernt, schon sehr merkwürdig erscheint. Dank des Titels stellt man sich hier immer wieder die Frage, wer der- oder diejenige ist, der/die hier nicht lügen soll. Doch ich muss sagen, dass mir die Entwicklung der Beiden gut gefallen hat und plausibel erscheint.
Wenige Nebencharaktere sorgen dafür, dass man immer wieder auf falsche Spuren gerät, bleiben aber neben Mags und auch Jodie blass und nebensächlich. Letzten Endes dienen sie nur zur Weiterentwicklung der Geschichte.
Mein Fazit:
Alles in allem ein sehr hartes Buch, bei dem ich noch ein bisschen mit dem Genre Psycho"thriller" hadere. Wobei es hier auch eindeutig ganz viel um die Psyche der Charaktere geht, ob das allerdings dann gleich ein Thriller ist, sie mal dahingestellt. Trotzdem hat mir das Buch so spannende Lesestunden beschert, dass ich es an nur einem Abend gelesen habe. Die Autorin fängt auf jeden Fall mit ihrem Schreibstil sehr gut die Stimmung des Buches ein und konnte mich fesseln. Wer sich nicht sicher ist, ob diese Geschichte etwas für ihn ist, sollte einfach mal in eine Leseprobe schnuppern.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Ein Tim kommt selten allein?!

Vorübergehend verschossen
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Endlich ist es soweit, heute ist Nellis großer Tag, denn sie heiratet ihre große Liebe Tim nach zwei Jahren Beziehung. Alles ist, wie es Nellis Art ist, komplett durchgeplant und jetzt kann ja nichts mehr ...

Endlich ist es soweit, heute ist Nellis großer Tag, denn sie heiratet ihre große Liebe Tim nach zwei Jahren Beziehung. Alles ist, wie es Nellis Art ist, komplett durchgeplant und jetzt kann ja nichts mehr schief gehen, oder? Womit Nelli nicht gerechnet hat, ist, dass ihr zukünftiger Ehemann mit seiner besten Freundin Doro kurzfristig zu einem Junggesellenabschied nach Las Vegas entführt wurde. Wäre ja alles gar nicht so schlimm, wenn die beiden nicht gerade erst aufgewacht wären und den Ring an ihren Fingern entdeckt hätten. Tim ist selbst fast sprachlos, er hat wirklich Doro geheiratet, an seinem eigentlichen Hochzeitstag mit Nelli. Was nun? Da kann nur noch Felix helfen, Tims eineiiger Zwillingsbruder. Dieser springt dann auch tatsächlich fünf Minuten vor der Trauung für Tim ein. Ob das gut gehen kann?
Meine Meinung:
Mit vorübergehend verschossen erscheint bereits der zweite Roman der Autorin von Anke Maiberg und ich muss sagen, dass ich mich sehr wohl gefühlt habe mit dieser lustigen und doch auch gefühlvollen Liebesgeschichte. Anke Maibergs Schreibstil führt den Leser ganz schnell in die Geschichte und ist dabei genau die richtige Mischung aus humorvoll und emotional. Oftmals setzt sie ihre Charaktere in teils skurrile Situationen, die mich fast permanent schmunzeln ließen beim Lesen. Richtig gut gefallen haben mir die sehr authentischen und lebhaften Dialoge zwischen den einzelnen Charakteren. Man kann sich dabei einfach richtig gut in die Personen hineinfühlen und lernt sie intensiv kennen.
Schon auf den ersten Seiten gelangen die Protagonisten in ihre doch äußerst komische Situation und auch wenn man vom ersten Moment an ahnt, in welche Richtung dies alles führen wird, ist es trotzdem so spannend geschrieben, dass man einfach am Ball bleiben möchte. Dieses Buch ist einfach die perfekte Lektüre für einen verregneten Herbstnachmittag auf dem Sofa und bringt seinem Leser entspannende Lesestunden.
Zugegeben, die Idee mit dem vertauschten Zwilling, bzw. mit dem Zwilling der in einer Notsituation einspringt, ist vielleicht nichts Neues, verspricht aber doch schon im Voraus einen witzige Geschichte. Hier fand ich bestimmte Situationen so lustig gelöst, dass diese "alte" Grundstory keineswegs stört.
Vorrübergehend verschossen wird durch einen personellen Erzähler in der dritten Person erzählt, der aber schon fast eine auktoriale Funktion hier übernimmt. Dadurh das hier die Perspektiven zwischen vier Protagonisten wechseln, erfährt man als Leser also einiges mehr, als so mach ein Charakter. Vor allem Nelli bleibt hier lange im Ungewissen und so manches Mal hätte ich ihr doch gerne mal zugerufen, dass sie doch die Augen öffnen sollte. Doch dies hätte ja dann nur halb so komisch gewirkt und auch wenn man vieles vorausahnt, bleibt es doch einfach so gut erzählt, dass es nicht langweilig wirkt.
Durch die vier Perspektiven - Nelli, Felix, Doro und Tim - hat man hier auch den Eindruck vier Protagonisten zu folgen. Wobei ich denke, dass der Hauptaugenmerk hier auf Nelli liegt, denn im Prinzip ist es ihre Geschichte. Man lernt sie auch schnell kennen und man kann nicht anders sagen, als das sie rundum sympathisch und nett wirkt. Doch sie ist mir auch ein wenig blauäugig, auch wenn sie nach aussen hin absolut durchorganisiert wirkt. Letzten Endes ist sie eine Person, der Sicherheit sehr wichtig ist und durch das Geschehen, gibt es hier eine sehr glaubwürdige Entwicklung Nellis.
Doch auch die anderen drei Personen lernt der Leser sehr gut kennen, denn man erfährt hier sehr viel über die einzelnen Charaktere. Sie sind auf jeden Fall alle authentisch und glaubhaft und so lebendig geschildert, dass sie mir schnell wie gute Bekannte vorkamen. Nebencharaktere gibt es gar nicht so viele, aber einen, der mir besonders ans Herz gewachsen ist: Oma Ilse. Kam sie mir am Anfang noch sehr schrullig und bestimmend vor, wurde ich schnell eines besseren belehrt und so manch eine Aussage der alten Dame ließ mich laut lachen.
Mein Fazit:
Ein heiterer, gefühlvoller Roman, perfekt für alle, die gerne locker-leichte Unterhaltung für zwischendurch lieben. Gut verständlicher Schreibstil, nette und lebendige Charaktere und eine, zwar bekannte, aber immer wieder lustige Grundstory sorgen für das richtige Maß an Spaß. Von mir gibt es hier auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.10.2017

Ein Psychothriller, der diesen Titel absolut verdient hat

Ich will brav sein
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Juli hat es gewagt, sie zieht von Berlin nach München, um dort ihr Psychologiestudium zu beginnen. Ihr Freund Hannes ist vorläufig noch in Berlin geblieben, doch auch er plant, nach München zu ziehen. ...

Juli hat es gewagt, sie zieht von Berlin nach München, um dort ihr Psychologiestudium zu beginnen. Ihr Freund Hannes ist vorläufig noch in Berlin geblieben, doch auch er plant, nach München zu ziehen. Um mit ihren knappen finanziellen Mitteln auszukommen, sucht Juli ein Zimmer und kann ihr Glück auch kaum fassen, als es ihr gelingt in einem Mietshaus auf der Rabenstraße ein Zimmer zu bekommen. Margaretha Brandstätter, kurz Greta, die junge, charismatische Schauspielerin, ist ihre Mitbewohnerin, doch diese hat so ihre Eigenarten, trotzdem sind die beiden jungen Frauen sich auf Anhieb sympathisch. Doch dann finden Gregor, Gretas Freund, und Juli eine Leiche auf dem Dachboden des Hauses. Aus dem Mund der Leiche quellen rote Haare und an der Tür zum Dachboden befindet sich eine Botschaft in kindlicher Schrift: Ich werde brav sein. So langsam werden alle Personen im Hause unheimlich und auch die Sommerhitze über der Stadt raubt Juli regelrecht den Atem.
Meine Meinung:
Das Cover dieses Psychothrillers finde ich allein schon richtig gut gelungen, denn dieses verspricht hier so einige Gänsehautmomente und diese findet man dann auch wirklich im Buch. Schon der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht, denn der Schreibstil ist sehr fesselnd und dabei so bildlich, ohne sich in Details zu verlieren, dass der Leser das Geschehen klar vor Augen hat. Sprachlich bleibt es dabei geradlinig und schnörkellos, so dass auch keine Verständnisprobleme auftreten.
Vom ersten Moment an verspürt man eine leichte Gänsehaut, wenn man die Protagonistin Juli beim Betreten des Hauses begleitet und auch zwischen Greta, der WG-Mitbewohnerin und Juli spürt man gleich, dass da etwas im argen liegen könnte. Doch gerade zu Beginn ist es noch recht beschaulich, die beiden Frauen verstehen sich soweit gut und Juli findet in Elli eine Freundin an der Uni. Nur nach und nach wird es immer merkwürdiger, Greta entwickelt einige Eigenheiten, wie ihren extremen Sauberkeits- und Aufräumfimmel, bei denen man sich nicht sicher ist, ob das alles "normal" ist. Als dann der erste Mord entdeckt wird, beginnt es auch immer unheimlicher zu werden. Alle Bewohner des Hauses, die hier beschrieben werden, kommen einem sehr suspekt vor und so richtig traut man dann auch keinem mehr.
Unterteilt ist das Buch in fünf größere Abschnitte, bei denen man an jedem Abschnittsbeginn eine Art Gedicht mit anschließender Rückblende findet. Um wen es sich in dieser Rückblende handelt, bleibt allerdings verborgen und so sehr man sich auch bemüht, es einem der Charaktere anmerken zu wollen, bekommt man doch erst sehr spät eine Ahnung, in welche Richtung es führen wird.
Durch kleine Details in den Beschreibungen erhält das ganze dann auch noch die passende Atmosphäre. Seien es die Worte "Ich will brav sein", die an der Tür zum Dachboden stehen oder das unheimliche Mädchen, das immer wieder im Treppenhaus auftaucht. Jeder wirkt verdächtig und jeder hat gewisse Eigenarten, die sich nach und nach herauskristallisieren. Dazu herrscht dann noch ein viel zu heißer Sommer in der Stadt, der ebenfalls mit auf die ganzen Begebenheiten einwirkt, denn man spürt und riecht beinahe die Umgebung.
Die Charaktere sind hier wirklich perfekt für diesen Psychothriller, denn durch den personellen Erzähler, der Julis Perspektive einnimmt, kann der Leser die Personen der Geschichte regelrecht beobachten. Die Autorin schafft es immer wieder, kleine Hinweise einzustreuen, die aber dann doch immer wieder in die Irre führen. Erst nach und nach baut sich ein großes Gesamtbild auf und alles findet eine logische Erklärung.
Zu den Charakteren möchte ich gar nicht zu viel verraten, aber jeder Einzelne der Geschichte ließ mich innehalten und nachdenken, was es wohl mit ihm oder ihr auf sich hat. Sei es die Protagonistin Juli, die Schauspielerin Greta oder der Gemüsehändler als Nebencharakter, jeder davon ist gut vorstellbar und wirkt immer wieder mit auf die Atmosphäre ein.
Mein Fazit:
Ein Psychothriller, der seinen Namen wirklich absolut verdient hat und der seine Wirkung durch ganz viel Atmosphäre in der Erzählung hat. Wirklich vertrauen kann man hier Niemandem und man möchte gar nicht mit der Protagonistin Juli tauschen, da so gut wie jeder unheimlich wirkt. Ganz viele Gänsehautmomente durch geschickt eingestreute Details lassen das Buch zu einem Pageturner werden, denn man möchte einfach nur noch wissen, was dahinter steckt, gerade wenn man die Rückblenden mitverfolgt. Ein absolut gut gelungener Thriller, den ich sehr gerne empfehle.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Macht Gänsehaut

Sag kein Wort
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Téo Avelar ist Medizinstudent und im Seziersaal fühlt er sich richtig wohl. Unter anderen Menschen fühlt er sich eher unwohl, doch als er von seiner Mutter überredet wird, mit zu einer Gartenparty zu kommen, ...

Téo Avelar ist Medizinstudent und im Seziersaal fühlt er sich richtig wohl. Unter anderen Menschen fühlt er sich eher unwohl, doch als er von seiner Mutter überredet wird, mit zu einer Gartenparty zu kommen, kann er nicht schon wieder nein sagen. Hier lernt er die junge Clarice Manhães kennen, die mit ihrer ungezwungenen Art und auch mit ihrem Aussehen Eindruck auf den jungen Mann macht. Mit einer List gelangt er an ihre Anschrift und findet auch heraus, wo sie studiert. Heimlich folgt er ihr und hilft ihr sogar aus einer unglücklichen Situation zu kommen. Doch Clarice findet schnell heraus, dass es kein Zufall war, dass er ihr geholfen hat und um dieser Konfrontation zu entgehen, wird Téo handgreiflich, schlägt sie nieder und entführt sie letzten Endes.
Meine Meinung:
Bei diesem Buch ging mir das Cover einfach nicht aus dem Kopf, dieser Blick ist so eindringlich, dass er immer wieder die eigenen Blicke auf sich zieht und so wurde ich auch sehr neugierig auf den Inhalt. Dank des sehr leichten und flüssigen Schreibstils fiel mir auch der Einstieg in die Geschichte nicht allzu schwer. Montes beschreibt allerdings vieles sehr bildlich und da sei gleich gesagt: man sollte nicht allzu zart besaitet sein, bei mancher Szenebeschreibung. Trotzdem ist die Sprache sehr gut verständlich und das Buch lässt sich dadurch auch sehr gut lesen.
Die Spannung allerdings ist hier leider nicht immer gegeben. Mir war es zwischendurch zu langatmig und ich hätte mir an mancher Stelle etwas mehr Tempo gewünscht. Zwar gibt es immer wieder Augenblicke, bei denen ich mitgerissen wurde, aber auch immer wieder Abschnitte, in denen ich aufpassen musste, um nicht den Faden zu verlieren. Einen etwas konstanteren Spannungsbogen hätte ich mir hier gewünscht, allerdings gibt es dann wieder das große Aber, denn durch die eher ruhigen Passagen hat man einen sehr guten Blick auf den Protagonisten Téo und seinen sehr speziellen Charakter. Ich würde dieses Buch auch schon eher in Richtung Psychothriller einordnen, denn es geht hier auch sehr viel um Téos Psyche.
Ein Erzähler gibt die Geschichte in der dritten Person wieder, dabei ist er aber auf Téo konzentriert und erzählt alles aus dieser Perspektive. Man bekommt hier ein sehr klares und deutliches Bild des Mannes und das lässt hier durchaus immer wieder eine Gänsehaut entstehen.
Das Hauptaugenmerk liegt hier absolut auf die Charakterisierung des Medizinstudenten Téo und diese Umsetzung ist auf jeden Fall komplett gelungen. Der Autor zeigt sowohl, wie der junge Mann auf seine Umwelt wirkt, aber auch wie er wirklich ist. Téo scheint eigentlich nur ein sehr intelligenter, aber auch stiller Mann zu sein, doch in Wirklichkeit ist er jemand, dem jegliche Empathie fehlt. Gleich vom ersten Moment an stellt man fest, dass hier etwas ganz arg im Bösen liegt. Doch wie schlimm es um Téo steht, erfährt man dann nach und nach und ich muss sagen, dass mir selten ein Charakter so grausig vorkam. Er ist weder ein reiner Psychopath noch ein reiner Soziopath, doch eines ist ihm gewiss: er kann sich nicht in sein Gegenüber versetzen. Das, was in ihm vorgeht, wird hier so gut beschrieben, dass ich tatsächlich hoffe, niemals solch einer Person zu begegnen.
Neben Téo erfährt man hier noch recht viel über die Frau, die er entführt: Clarice. Doch so richtig konnte ich bei ihr nicht nachempfinden, wie sie sich fühlt. Alles in allem wurde sie mir in keinster Weise richtig sympathisch und ihre Handlungen waren nicht immer nachvollziehbar. Aber ich denke, dass auch genau das hier so gewollt war, denn der Fokus liegt auf Téo.
Im Prinzip sind diese beiden Personen auch die wichtigsten Charaktere, alle anderen sind und bleiben hier Nebensache und das passt auch so.
Mein Fazit:
Mit einigen Überraschungsmomenten und der wirklich großartigen Darstellung des Téo konnte dieses Buch hier punkten. Allerdings fehlte mir an manch einer Stelle die Spannung, so dass ich nicht permanent gefesselt wurde, trotzdem gibt es hier einige Szenen, die eine Gänsehaut hervorrufen und die mich schaudern ließen. Jedes Mal, wenn man glaubt zu wissen, wie es läuft, kommt etwas, dass man einfach nicht vorausahnen konnte und das Ende, das hat es dann noch einmal in sich. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch sehr kontroverse Meinungen hervorrufen wird. Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung.