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Veröffentlicht am 04.10.2017

War leider nicht meine Geschichte

Der Klang der Erinnerung
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Nach einem Bürgerkrieg ist London zweigeteilt, die Armen in den Slums, die Reichen in ihrem eigenem Bereich der Elite. Ein ständiges Klangspiel nimmt den Menschen die Erinnerungen, mancher trägt sie in ...

Nach einem Bürgerkrieg ist London zweigeteilt, die Armen in den Slums, die Reichen in ihrem eigenem Bereich der Elite. Ein ständiges Klangspiel nimmt den Menschen die Erinnerungen, mancher trägt sie in Form von Gegenständen mit sich, um überhaupt noch an etwas zu denken. Doch eigentlich soll dies niemand mehr machen. Vögel gibt es nicht mehr, genau so wenig wie Bücher, die Menschen halten Worte für Chiffren, sie denken in musikalischen Begriffen, nicht mehr in Worten. Simon ist auf dem Land groß geworden, doch auch hier herrscht Not. Als seine Mutter nach einer Krankheit verstirbt, geht er ihrem Rat folgend in die Stadt. Dort soll er eine Frau suchen, die in der Lage sein soll, ihm zu helfen. Doch die Frau behauptet nichts davon zu wissen. Simon schließt sich einer Gang von Straßenkindern an, deren Anführer Lucien voller Geheimnisse scheint.


Meine Meinung:


Dieses Buch besticht durch seine Optik auf ganzer Linie und auch der Klappentext klang spannend und vielversprechend. Doch ich muss zugeben, dass ich mit diesem Buch leider große Probleme hatte. Anna Smaill macht dem Namen des Buches alle Ehre, denn sie beschreibt Empfindungen und Ereignisse oft mit musikalischen Begriffen, die mir als Laie aber leider so gar nichts sagten. Hier musste ich nicht nur einmal Google befragen, um halbwegs zu verstehen, was sie mir sagen wollte. Auch ihr Schreibstil machte es mir nicht einfach, zwar hat man beim Lesen den Eindruck, einen bestimmten Klang zu hören, beinahe einer Melodie zu folgen, doch genau dies machte es mir schwer, dem Inhalt zu folgen und das Lesen gestaltete sich zäh und langatmig.

Auch fühlte es sich über weite Strecken einfach so an, als würde nichts passieren. Allein bis ich wusste, wer der Protagonist ist, vergingen ca. 60 Seiten. Zwar bleibt sie dadurch absolut ihrer Grundidee, nämlich der Anonymität treu, konnte mich aber nicht fesseln.

Die Welt, die die Autorin erschafft, wirkt karg, trostlos und leer. Zwar gab es hier durchaus Momente, in denen ich mir vorstellen konnte, wie alles aussah, aber trotzdem blieb mir die Welt zu farblos. Ich mag es einfach, wenn Bilder im Kopf entstehen, aber dies gelang mir hier leider nicht.

Die Geschichte wird durch einen personellen Erzähler wiedergegeben, der die Perspektive des Protagonisten schildert. Aber auch dieser schaffte es nicht, mir die Geschichte oder die Charaktere näher zu bringen. Ich hatte einfach den Eindruck immer auf Abstand und Distanz zu bleiben. So richtig vorstellbar wurde mir das Ganze nicht und leider muss ich auch zugeben, dass ich immer wieder Probleme hatte, der Geschichte zu folgen. Immer wieder musste ich nachschlagen, worum es hier geht, weil ich beim Lesen völlig gedanklich abdriftete.

Wie mit der gesamten Geschichte hatte ich auch mit den Charakteren Schwierigkeiten. Zwa ist das irgendwo schon gelungen, dieses Gefühl ohne Erinnerung einzufangen und doch wurde ich mit dem Protagonisten Simon nicht warm. Mir fehlte das Mitfiebern und Hineinversetzen, ich beobachte einen für mich blassen Umriss einer Gestalt, deren Handlungen mir fremd erschien. Neben Simon spielt Lucien eine wichtige ROlle, dieser war tatsächlich nach und nach greifbarer und je mehr sich zwischen den Beiden eine Freundschaft entwickelte, wurde es etwas nachvollziehbarer. Aber halt auch das nicht permanent und einer Linie folgend.


Mein Fazit:


Eine Geschichte, die in den Grundzügen toll klingt, deren Umsetzung aber wohl nicht jeden Geschmack trifft. Ich kann mir gut vorstellen, dass es manch einem gefällt, diese melodische Sprache zu "lauschen". Mir aber war dies zu zäh und anstrengend und ich konnte mich nicht in die Geschichte versetzen. Oftmals hatte ich den Eindruck, dass ein guter Ansatz kommt, der aber dann im Sande verlief. Wer Interesse an der Geschichte hat, dem rate ich zu einer Leseprobe, ob es etwas für ihn ist, denn Schreibstil und Umsetzung sind schon sehr speziell.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Magisch

Iskari - Der Sturm naht
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Einst galten Menschen und Drachen als Freunde, die Drachen dienten den Menschen sogar. Doch dann änderte sich etwas und die Drachen wurden gejagt. Das Mädchen Asha, die Tochter des Drachenkönigs, wurde ...

Einst galten Menschen und Drachen als Freunde, die Drachen dienten den Menschen sogar. Doch dann änderte sich etwas und die Drachen wurden gejagt. Das Mädchen Asha, die Tochter des Drachenkönigs, wurde durch den ersten Drachen, Kuzo, sogar schwer verbrannt und nach diesem Angriff legte Kuzo die gesamte Stadt in Feuer und Asche. Die Schuld dafür bekam Asha und es hat viele Jahre gedauert, bis die Stadt von den Sklaven neu aufgebaut wurde, doch dann erstrahlte sie in neuem Glanz. Heute ist Asha eine Iskari, eine Drachenjägerin und weil der erste Krieger ihres Vaters ihr damals das Leben rettete, wurde sie ihm zur Frau versprochen. Damit ist Asha allerdings alles andere als glücklich, denn dieser brutale Mann ist ihr einfach nur verhasst. Doch plötzlich gibt es eine neue Chance für Asha, denn wenn es ihr gelänge Kuzo zu töten, würde sie von ihrer Schuld und somit von ihrer Hochzeit entbunden. Doch mit dem, was dann geschieht, hätte sie niemals gerechnet.
Meine Meinung:
Es fiel mir gar nicht so leicht, diese Geschichte kurz zusammenzufassen, denn da steckt noch so viel mehr dahinter, so viel Fantasie und Komplexität, dass es mir fast schon zu wenig ist, was ich bis hierhin beschrieben habe, aber nur fast, denn ich möchte natürlich auch nicht zu viel verraten. Der Einstieg in dieses wunderschöne Buch fällt recht leicht, auch wenn man hier mitten in die Geschichte geworfen wird und ein wenig Zeit benötigt, um die Zusammenhänge zu verstehen. Doch Kristen Ciccorellis Schreibstil ist einfach umwerfend, der Stil eine Mischung aus moderner Sprache und doch märchenhaft. Dabei mutet der Stil auch sonst eher ein wenig wie tausend und einer Nacht an und hat vom ersten Augenblick an etwas magisches, verzauberndes. Viele Bilder sorgen für das passende Kopfkino und bringen noch einmal mehr Abwechslung.
Der Beginn ist noch recht zusammenhanglos, allerdings bekommt man hier einige Puzzleteile, teilweise sogar durch Rückblicke auf die alten Geschichten, die kapitelweise in die laufende Handlung einfließen. Dieses betonte zum einen noch einmal mehr das märchenhaft-magische und zum anderen brachte es auch interessante Erkenntnisse. Während der Plot also recht ruhig beginnt, wird doch dann immer mehr an der Spannungsschraube gezogen und ab einem Punkt war ich dann so gefesselt, dass ich alles rund um mich herum nicht mehr wahrgenommen habe, sondern tief in der Geschichte angekommen war. Neben all der Spannung und der magischen Momente mit den Drachen gibt es hier auch noch etwas fürs Herz und dieser Part konnte mich richtig berühren.
Erzählt wird hier in erster Linie aus der Perspektive Ashas, der Iskari und Tochter des Drachenkönigs, gewählt wurde die personelle Erzählform in der dritten Person. Das brachte dieses märchenhafte und magische noch einmal deutlich in den Vordergrund, da man ein bisschen das Gefühl hatte, einem Geschichtenerzähler zu lauschen und ließ dem Leser auch Raum für genügend eigene Fantasie. Zwischendurch, wie bereits erwähnt, gibt es hier kleinere Geschichten, von denen man erst später erfährt, was es damit auf sich hat.
Die Charaktere sind hier sehr gut ausgearbeitet und ich hatte lange Zeit nur Ahnungen, wer welches Geheimnis hütet. Asha, die Protagonistin war mir lange Zeit nur wenig sympathisch, doch trotzdem war spürbar, dass in ihr viel mehr steckt, als man zunächst kennenlernt. Zu Beginn scheint sie einfach nur die kalte und knallharte Drachenjägerin zu sein, doch so nach und nach gelingt es, dass sie immer mehr zu sich selbst findet. Auch hier konnte sie mich dann doch letzten Endes von sich überzeugen und ich habe mit ihr mitgefiebert und gehöfft.
Neben Asha ist noch Torwin, der Sklave des Kriegsherrn und zukünftigen Bräutigams Ashas. Dieser Mann hat mich vom ersten Mann berühren können und er ist ein Charakter, der das Herz schneller schlagen lässt. Neben diesen Beiden gibt es zahlreiche Nebencharaktere, die hier mit ihren Handlungen geschickt ins Geschehen eingreifen und einfach nur komplett passend und stimmig wirkten. Schnell hat man als Leser seine Sympathien, aber auch seine Antipathien hier verteilt.
Mein Fazit:
Auch wenn diese Geschichte ein Jugendfantasybuch ist, ist es doch recht anspruchsvoll und so fließend erzählt, dass auch erwachsene Fantasyfans hier auf volle Kosten kommen. Gerade Fans von Drachen sind mit dieser Geschichte genau richtig und werden sich hier wohl fühlen. Ich war von Beginn an begeistert und ab einem bestimmten Punkt wie gebannt und verzaubert von der Geschichte. Die Charaktere sind lebendig und gut ausgearbeitet und auch die Entwicklungen der einzelnen, aber auch der Personen untereinander sind nachvollziehbar und glaubhaft. Alles in allem ein weiteres Highlight des Jahres - lest hier unbedingt einmal rein.