Profilbild von SillyT

SillyT

Lesejury Star
offline

SillyT ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SillyT über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2017

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Die gute Tochter
0

Achtundzwanzig Jahre ist es her, dass die Familie des Rechtsanwalts Rusty Quinn, bestehend aus der Mutter Gamma Quinn und ihren Töchtern Samantha und Charlotte, von den Brüdern Culpepper überfallen wurden. ...

Achtundzwanzig Jahre ist es her, dass die Familie des Rechtsanwalts Rusty Quinn, bestehend aus der Mutter Gamma Quinn und ihren Töchtern Samantha und Charlotte, von den Brüdern Culpepper überfallen wurden. Dabei wurde Gamma vor den Augen ihrer Töchter getötet und Samantha mit einem Schuss in den Kopf schwer verletzt und bei lebendigem Leib vergraben. Charlie konnte zwar entkommen, wurde dabei aber schwer traumatisiert. Heute arbeitet Charlotte ebenfalls als Rechtsanwältin gemeinsam mit ihrem berühmt berüchtigten Vater, der sich in dem kleinen Ort in Georgia viele Feinde machte, weil er immer den sogenannten Abschaum vertrat. Dann wird Charlotte plötzlich Zeugin eines Schusswechsels an einer Schule, bei der eine achtjährige Schülerin und der Direktor der Schule getötet wurden. Schützin, die Schülerin Kelly Wilson, doch was war ihr Motiv? Charlotte beginnt zu forschen, doch gleichzeitig wird sie von ihren Erinnerungen eingeholt.
Meine Meinung:
Karin Slaughter ist wohl schon seit langer Zeit nicht mehr aus der Thrillerwelt wegzudenken und auch ich bin seit Belladonna, ein großer Fan der Autorin. Mit Die gute Tochter hat sie aber ihren Hauptaugenmerk auf ganz andere Bereiche gelegt und erzeugt eher Grauen durch lange zurück liegende Traumata.
Der Schreibstil ist ohne Frage wieder richtig gut, sie fesselt den Leser an ihre Seite und mit ihrer Geschichte und lässt durch viele Details das Geschehen absolut realistisch und lebendig werden. Allerdings könnte dies auf den ein oder anderen Leser langatmig wirken. Mir wiederum hat dies sehr gut gefallen, da alles einfach eine Portion realistischer dadurch wurde. Sprachlich ist alles gut verständlich und auch bei den Taten nimmt die Autorin kein Blatt vor den Mund, sie erzählt durchaus schonungslos, wie die Opfer aussahen. Das macht sie z. B. beim Beschreiben des Mordes an der Mutter der Mädchen durch Wiederholungen sehr eindringlich und man kann als Leser absolut verstehen, warum die Mädchen auch als gestandene Erwachsene noch darunter leiden.
Der Plot ist hier sehr ungewöhnlich aufgebaut, denn Slaughter wechselt gerne zwischen den Perspektiven der Schwestern und auch in der Zeit. Mal erfährt man den Überfall aus Charlottes Sicht mal aus Samanthas, dies geschieht ebenso in der Gegenwart. Es kommt immer wieder zu spannenden Situationen, aber hier geht es nicht um das reine Tempo sondern vielmehr um das, was mit den Opfern der Überfälle geschehen ist und wie sich dies auf deren Psyche auswirkt. Gerade der Mittelteil wirkte dadurch etwas langatmig, aber nicht langweilig.
Durch einen Erzähler in der dritten Person erlebt der Leser das Geschehen. Dabei wird man hier zu einem Beobachter, der aber auch zu großen Teilen die Schrecken sehr deutlich gezeigt bekommt. Man ist nah am Geschehen, erlebt es aber immer wieder anders, da ja auch die Perspektiven wechseln. An manch einer Stelle wurde ich mit unvorhersehbaren Wendungen regelrecht überrascht, seien es Ereignisse aus der Vergangenheit, die erst jetzt wirklich herauskamen oder mit aktuellen Ereignissen. Das im Gesamtpaket wirkt alles sehr authentisch und man könnte hier fast schon vermuten, dass es irgenwo in einem kleineren Ort in Georgia wirklich zu diesen Ereignissen kam.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, man kann sich in die Schwestern, die hier als Protagonistinnen abwechselnd erzählen, sehr gut hineinversetzen. Vor allem Charlotte leidet bis heute noch sehr unter dem lang zurückliegenden Überfall, allerdings werden die Gründe dafür immer greifbarer, je weiter die Geschichte fortschreitet. Zunächst hatte ich noch recht wenig Verständnis, warum sie ausgerechnet an dem Ort des Grauens bleibt und sich sogar dafür entscheidet, mit ihrem Vater in der Kanzel zu arbeiten. Aber die Auflösung ist absolut glaubhaft. Samantha hingegen scheint das gesamte Geschehen auf den ersten Blick psychisch besser überstanden zu haben, auch wenn sie bis heute körperlich leidet, ist sie eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Doch auch bei ihr liegt noch mehr im Verborgenen, was sich erst später herauskristallisiert. Ein weiterer sehr spanender Charakter ist Rusty, für den ich zu Beginn nur wenig Sympathie aufbringen konnte, der mich aber letzten Endes doch absolut überzeugen konnte.
Mein Fazit:
Ein Buch, bei dem mich das gewählte Genre Thriller ein wenig stutzig zurücklässt, denn der eigentlich Fall, der hier aktuell vorliegt, bleibt eher im Hintergrund. Stattdessen werden hier eher die Bewältigung des Traumas der Vergangenheit in den Vordergrund gesetzt und auch die Charakterisierung der Protagonisten ist äusserst wichtig. Für Leser, die einen typischen Slaughter Thriller erwarten, kann dies sehr irreführend sein, denn meiner Meinung nach ist dies hier nur am Rande ein Thriller, auch wenn Slaughter durchaus Taten detailliert beschreibt. Für mich ein eindrucksvolles Buch, das mir nahe ging, für hartgesottene Thrillerfans könnte es abereher enttäuschend sein.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Ich liebe es!

Das Reich der sieben Höfe – Teil 2: Flammen und Finsternis
0

Nachdem es Feyre gelungen ist, Amarantha zu besiegen, ist sie an den Frühlingshof und somit zu Tamlin zurückgekehrt. Nun sind die Bewohner des Frühlingshofes dabei, ihre zerstörte Heimat wieder aufzubauen ...

Nachdem es Feyre gelungen ist, Amarantha zu besiegen, ist sie an den Frühlingshof und somit zu Tamlin zurückgekehrt. Nun sind die Bewohner des Frühlingshofes dabei, ihre zerstörte Heimat wieder aufzubauen und alles in den alten Glanz zurückzuversetzen. Doch Feyre quälen jede Nacht die Alpträume und auch Tamlins Schlaf ist nicht so ruhig, wie es sein sollte, ausserdem lauert immer noch in Feyres Hinterkopf das Versprechen, das sie Rhysand gegeben hat und das sie an ihn bindet. Immer noch wartet sie darauf, dass er sie an seinen Hof bestellt, so wie es vereinbart war - einmal im Monat für eine Woche. Bis jetzt ist er noch nicht aufgetaucht. Dafür ist Feyre nun mitten in den Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit mit Tamlin.
Meine Meinung:
Was habe ich mich auf die Fortsetzung zu dieser Reihe gefreut und gleich vorweg: ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, denn ich war in allerkürzester Zeit wieder zurück in Prythian und alles bisher Geschehene war schnell wieder präsent. Also ein extrem leichter und gelungener Einstieg in den zweiten Band zu das Reich der sieben Höfe.
Der Schreibstil ist einfach etwas ganz besonderes, denn Sarah J. Maas versetzt einen nicht nur in ihre Welt, sondern lässt diese dabei regelrecht lebendig werden. Sprachlich ist es sehr gut verständlich, flüssig und auf eine ganz besondere Art schon fast malerisch, dabei aber nicht langweilig oder langatmig. Durch die Dialoge, vor allem mit Rhysand wird es dann noch locker und spritzig und natürlich auch wieder sehr mitreißend, wenn es spannend wird.
Der Beginn ist wie ein kurzer Rückblick, auch wenn es nicht direkt erzählt wird, so gibt es kleinere Einwürfe durch Feyres Gedanken, die vorangegangene Ereignisse wieder präsent machen. Danach wechselt die Autorin zwischen Szenen voller Emotionen, manchmal aber auch Momenten, die mich schmunzeln ließen, mit Szenen die spannend und voller Action sind. Also es gibt hier ganz viel zu entdecken, zu durchleben und mitzufiebern.
Das Worldbuilding ist einfach grandios, wie auch schon im ersten Teil bekommt man einen sehr guten Eindruck über das Land und deren Wesen und Menschen. Dabei erzählt Sarah J. Maas mit vielen bildlichen Details, so dass man sich alles genau vorstellen kann. Kopfkino voller Fantasy ist angesagt. Aber auch die Wesen und deren Fähigkeiten werden lebendig, so dass der Leser mitten in Prythian verweilt oder noch viel mehr, richtig tief versinkt.
Erzählt wird diese Geschichte in der Ich-Perspektive und zwar wieder aus der Sicht Feyres. Man kann sich auch hier wieder sehr gut in sie hineinversetzen und spürt ihre Empfindungen gut nach. Ich mag ihre kämpferische Art und sie ist nach wie vor loyal. Allerdings merkt man gerade zu Beginn, wie sehr ihr das Erlebnis mit Amarantha zugesetzt hat. Wobei dies wiederum sehr glaubwürdig und nachvollziehbar ist und somit authentisch bleibt.
Dieses Mal bekommt der Leser auch einen viel tieferen Einblick in den Charakter des Rhysand. Während er im ersten Band noch düster und geheimnisvoll wirkt, verfällt man ihm nahezu in diesem Band. Er ist ein absolut gelungener und vielseitiger Charakter und man muss ihn einfach erleben.
Aber auch die weiteren Charaktere in dieser Geschichte bekommen ihre Gesichter, ich hatte bei keinem das Gefühl, dass da jemand farblos oder nicht greifbar wurde. Sarah J. Maas versteht es einfach ausgezeichnet, ihren Charakteren auch Persönlichkeit einzuhauchen und so bietet dieses Buch einfach eine Vielzahl an interessante Personen, denen man verfällt oder die man einfach nicht leiden kann.
Mein Fazit:
Wie schon Band 1 konnte mich auch Band 2 wieder absolut abholen und mitnehmen. Das ich dieses doch schon sehr umfangreiche Buch an nur einem Wochenende verschlungen habe, spricht da wohl Bände. Diese Welt und alles was dazu gehört, ist detailreich, ist lebendig und bietet in jeder Hinsicht Abwechslung. Es macht einfach nur Spaß, in dieser Welt zu versinken und die Erlebnisse der liebgewonnen, aber auch der verhassten Charaktere mitzuerleben. Für mich ist diese Reihe das Fantasyereignis der letzten Jahre und ich bin einfach nur noch gespannt, wohin Sarah J. Maas ihre Leser noch entführen möchte. Genial durch und durch!

Veröffentlicht am 04.10.2017

Kallisto - Das war super!

Die Perfekten
0

In einer Welt, in der nur perfekte Gene zählen und die Menschen sogar danach eingestuft werden, leben Rain und ihre Mutter Storm am Rande der Gesellschaft. Denn Rain ist ein Ghost, ein Mensch, der niemals ...

In einer Welt, in der nur perfekte Gene zählen und die Menschen sogar danach eingestuft werden, leben Rain und ihre Mutter Storm am Rande der Gesellschaft. Denn Rain ist ein Ghost, ein Mensch, der niemals in die Liste mit den Rängen der menschlichen Gene eingetragen wurde. Ständig muss sie sich vor dem System verstecken, dabei würde sie doch auch sehr gerne die Schule besuchen. Diese Schule wird von Lark und seiner Freundin Hail besucht, beide sind Menschen der Stufe 1 und dürfen deshalb noch immer am Unterricht teilnehmen. Lark träumt davon eine Karriere als Sentinal anzustreben, eine Art Soldat, doch nur die absolut Perfekten werden dafür ausgewählt. Er träumt davon seiner Familie dadurch ein besseres Leben ermöglichen zu können. Was wäre, wenn ausgerechnet diese Beiden aufeinander treffen würden?
Meine Meinung:
Mit die Perfekten hat die Autorin Caroline Brinkmann eine wirklich spannende Dystopie geschrieben, bei der ich gleich vom ersten Moment an mitten im Geschehen war und mich von diesem fesseln lassen konnte. Der Einstieg gelang problemlos, denn die Autorin gibt dem Leser eine Art Übersicht über das Leben in Grey und die politische Situation, welches sie aber ganz geschickt in das Geschehen einbaut. Der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen, denn die Sprache ist jung, modern und jugendlich, somit ist es auch durchaus für den jüngeren Leser geeignet. Aber auch erwachsene Leser bietet diese Geschichte sehr viel Spannung, des ist absolut mitreißend.
Gleich am Anfang gibt es eine spannende Situation und so führt Caroline Brinkmann auch den Leser durch das weitere Geschehen. Sie wechselt geschickt zwischen den Gefühlen der Protagonisten und der spannenden Handlung, so dass keinerlei Langeweile aufkam. Zwar hat man immer mal wieder Momente, die einem Liebhaber von Dystopien bekannt vorkommen, trotzdem hat diese Geschichte ganz viel Eigenständigkeit und die Autorin baut auch ganz viel eigenes mit ein. Viele Überraschungsmomente und Wendungen halten den Leser weiterhin in Atem, so dass man tief in der Handlung versinkt.
Die Welt, die hier entsteht, ist zum einen sehr erschreckend, zum anderen leider absolut vorstellbar. Menschen werden nach wie vor in Klassen eingeteilt, doch hier zählen nur noch perfekte Gene, alle anderen Menschen sind zweiter Klasse, also gar nicht ganz ungewöhnlich und denkbar. Trotz dieser dunklen Stimmung schafft es die Autorin doch immer mal wieder etwas einzubauen, das den Leser zum Schmunzeln bringt, z. B. wenn Dinge aus unserer Welt von den Menschen der neuen Welt entdeckt werden und sie sich vorstellen, was es damit auf sich haben könnte, ich sag nur Ronald McDonald oder Herr Weihnacht.
Erzählt wird hier durch einen personellen Erzähler in der dritten Person. Dabei wechselt die Autorin die Perspektive zwischen zwei Hauptcharakteren. Auf der einen Seite steht Rain, auf der anderen Seite Lark und wenn man sich auch noch so bemüht für einen von Beiden mehr Sympathien zu entwickeln, so fühlt man doch immer wieder mit Beiden mit und kann durchaus ihr Verhalten verstehen.
Die Charaktere sind hier sehr gut gelungen. Ich konnte mich durchaus in die Protagonisten hinein denken. Zum einen ist da Rain, ein Mädchen am Rande der Gesellschaft, versteckt und scheinbar ohne soziales Leben, denn ihre Mutter ist so gut wie ihre einzige Kontaktperson. Doch trotzdem ist Rain eine sehr starke Persönlichkeit, sie ist loyal und weiß ihre Meinung zu vertreten.
Lark, der zweite Protagonist, ist ebenfalls eine starke Persönlichkeit, der zwischen seiner Loyalität gegenüber seinen Freunden und seiner Familie und seinen Träumen für die Zukunft hin- und hergerissen scheint. Ich fühlte mich mit beiden Charakteren verbunden und habe mit ihnen mitgefiebert. Beide Protagonisten machen im Laufe der Geschichte sehr gut durchdachte Entwicklungen mit, die sie dadurch auch absolut greifbar machen.
Neben den beiden Protagonisten gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere, die hier für Leben und Glaubwürdigkeit sorgen. Mir sind ganz schnell Rose, Larks kleine Schwester, und auch die Fuchsmanguste Pi, Rains Haustier, sehr ans Herz gewachsen. Aber auch alle anderen Personen konnten mich überzeugen und wirkten authentisch.
Mein Fazit:
Eine sehr gut umgesetzte Dystopie, die mit einem typischen Zukunftsszenario aufwartet, jedoch für viele Überraschungen sorgte. Ich habe vieles nicht einmal ansatzweise vorausahnen können und bin von den vielen überraschenden Wendungen sehr begeistert. So gab es hier keinerlei Langweile und das Buch war ein regelrechter Pageturner. Überzeugende Charaktere, eine düstere und spannende Handlung und viele Wendungen konnten mich von der Story begeistern. Auf Grund des Endes hoffe ich mal, dass es sich hier um einen Einstieg in eine neue Reihe handelt, denn ich habe noch so einige Fragen offen. Ein Buch, das den absoluten Charakter eines Lieblingsbuches hat.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Es ist nie zu spät für eine zweite Chance

Heute fängt der Himmel an
0

Als Emily von einem Unbekannten ein geheimnisvolles Paket erhält, weiß sie zunächst nicht, was sie damit tun soll, denn darin befindet sich ein Bild mit einer Frau in einem roten Kleid und eine Nachricht, ...

Als Emily von einem Unbekannten ein geheimnisvolles Paket erhält, weiß sie zunächst nicht, was sie damit tun soll, denn darin befindet sich ein Bild mit einer Frau in einem roten Kleid und eine Nachricht, dass ihr Großvater ihre Großmutter immer geliebt habe. Das ist in dem Sinne ungewöhnlich, da sie nicht weiß, wer ihr Großvater ist, denn dieser verließ die Großmutter, als diese mit Emilys Vater schwanger war. Das allerdings ist viele Jahre her und doch macht die Botschaft Emily neugierig. Sie nimmt Kontakt mit ihrem Vater auf, zu dem sie kein gutes Verhältnis hat, um herauszufinden, ob er mehr weiß. Doch das ist nicht der Fall, allerdings bietet er Emily Hilfe an, um dem Geheimnis auf die Spur zu gehen.
Meine Meinung:
Bereits die ersten Romane der Autorin Kristin Harmel haben mir unheimlich gut gefallen, denn die Autorin erzählt mit sehr viel Feingefühl. Auch bei Heute fängt der Himmel an ist ihr dies vom ersten Moment an gelungen, denn der Einstieg beginnt leicht und fesselnd. Der Schreibstil ist einfach wunderschön, harmonisch und sehr flüssig, so dass man sich einfach wohl fühlt mit der Geschichte.
Dadurch, dass die Autorin dann auch gleich mit dem Geheimnis startet, erschafft sie ganz viel Neugierde beim Leser und man möchte einfach nur wissen, woher das Bild stammt, wer der Absender ist und was damals wirklich geschah. Dann beginnt die Autorin auch in zwei Erzählsträngen ihre Geschichte weiterzuerzählen, denn sie beginnt nicht nur die Spurensuche durch Emily und ihren Vater in der Gegenwart zu erzählen, sondern wir erfahren mehr über den Großvater. Denn Emilys Großvater war ein deutscher Kriegsgefanger, der in einem Gefangenenlager in den USA als Erntehelfer dienen musste. Damit konnte sie mich, genauso wie ihre Protagonistin, verblüffen, denn mir war gar nicht bewusst, dass es tatsächlich Kriegsgefangene in den USA gab. Tatsächlich waren es sogar sehr viele Männer, die damals in den Lagern der Amerikanern waren und damit bleibt Kristin Harmel auch ganz dicht an den tatsächlichen Begebenheiten, was wiederum sehr glaubhaft und authentisch auf ihre Geschichte wirkt.
Geschichten, deren Geheimnisse aus längst vergangenen Zeiten stammen, haben meist einen ganz besonderen Flair und so sieht es auch hier aus. Dadurch, dass man auch die Perspektive von Emilys Großvater miterlebt, weiß man als Leser, dass da einiges schief gelaufen ist. Was allerdings genau, muss Emily in der Gegenwart herausfinden und dabei kommt einiges zu Tage. So wird aus einer romantischen Geschichte, eine fast schon dramatische Liebesgeschichte. Dabei gibt es aber auch noch ganz viel Tiefgang, eine Moral, mit der die Autorin den Leser zum Nachdenken anregt: nämlich, dass es nie zu spät ist, seine begangenen Fehler zuzugeben und um Verzeihung zu bitten und dadurch eine zweite Chance zu erhalten. Genau dies vermittelt Kristin Harmel, allerdings zeigt sie auch gut auf, dass man oft auf eigene Beziehungen reagiert, wie man es selbst bei anderen, z. B. seinen Eltern, erlebt hat. Hier könnte man noch so viel erwähnen, aber letzten Endes würde das auch einfach zu viel von dieser wundervollen Geschichte verraten.
Erzählt wird hier aus unterschiedlichen Perspektiven, so berichtet Emily in der Gegenwart in der Ich-Form, während man die Geschichte des Großvaters Peter durch einen Erzähler miterleben kann. Man kann sich hier also in die Protagonistin mitfühlen, aber auch beobachten. Man erfährt mehr durch den Zweig in der Vergangenheit, aber nie so viel, dass es nicht absolut spannend bleibt.
Emily ist eine großartig gewählte Protagonistin, mit der sich viele Frauen identifizieren können. Ich konnte sie und auch ihre Handlungen absolut verstehen und nachvollziehen. Sie gibt das, was sie selbst erlebt hat weiter. Sie ist selbstständig, eigenständig, mit beiden Beinen im Leben, aber einsam. Die Entwicklung, die sie aber im Laufe der Geschichte durchmacht, ist absolut gelungen und gut umgesetzt. Der zweite Protagonist ist Emilys Großvater, doch dieser dient hier mehr dazu, um mehr über die Ereignisse aus der Vergangenheit zu schildern. Er bleibt, im Gegensatz zu Emily, eher ungreifbar. Hauptaugenmerk liegt also ganz deutlich auf Emily.
Neben den Beiden Protagonisten gibt es zahlreiche Nebencharaktere, von denen jeder Einzelne durch seine Handlungen Einfluss auf die Entwicklung der Protagonistin nehmen. Also auch diese Umsetzung der Wirkung des Einzelnen ist absolut glaubwürdig und gelungen.
Mein Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte voller Gefühl und mit viel Tiefgang, die zum Nachdenken und innehalten anregt. Letzten Endes konnte die Autorin auf ganzer Linie überzeugen und zum Schluss sogar zu Tränen rühren. Wer gerne Geschichten voller Gefühlen und Geheimnissen liest, ist hier genau richtig. Eine authentische Protagonistin und ein gefühlvoller, fesselnder Schreibstil sorgen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.10.2017

Mir fehlt das gewisse Etwas eines Thrillers

In der Tiefe
0

Eigentlich könnte Carmen kaum glücklicher sein, denn sie ist mit ihrem Traummann Tom verheiratet. Zwar ist es für ihn die zweite Ehe und mit seiner Exfrau hat er drei gemeinsame Kinder, doch trotzdem fühlt ...

Eigentlich könnte Carmen kaum glücklicher sein, denn sie ist mit ihrem Traummann Tom verheiratet. Zwar ist es für ihn die zweite Ehe und mit seiner Exfrau hat er drei gemeinsame Kinder, doch trotzdem fühlt sie sich wohl. Allerdings gab es etwas in Toms Vergangenheit, wovon er ihr zwar erzählt hat, doch scheinbar hat er ihr etwas verschwiegen. Bevor Tom nämlich mit Carmen zusammenkam, war er mit einer jungen Frau zusammen. Zena! Schön, tough, begehrenswert und eigensinnig. Zena starb bei einem Schwimmunfall, gleich im Meer hinter Toms und Carmens Ferienhaus. All das wusste Carmen, doch eins wusste sie nicht, Zenas Tod scheint kein Unfall gewesen zu sein. Hat Tom ihr etwas verschwiegen? Wie gut kennt sie diesen Mann denn eigentlich?
Meine Meinung:
Eine Geschichte, die mich mit einem sehr spannenden Klappentext lockte und viel Spannung versprach und auch der Einstieg in den Psychothriller fiel mir sehr leicht, denn das Buch beginnt gleich mit einem Paukenschlag, nämlich den Fund einer toten Frau. Dann wird aber doch erst einmal ein wenig das Tempo gebremst und wir lernen drei Jahre später die Protagonistin kennen. Der Schreibstil der Autorin hat mir an für sich sehr gut gefallen, denn sie erzählt ihre Geschichte sehr flüssig und ohne Schnörkel. Sprachlich ist es gut verständlich und das Buch lässt sich flott und locker lesen. Allerdings war es mir für einen Psychothriller einfach mit zu wenig Atmosphäre, denn hier hatte ich den Eindruck, dass die Protagonistin sich in ihrem Verdacht völlig verrannte. Psychospielchen, die den Leser auf Trab halten gibt es einfach zu wenig und auch die großen Überraschungen blieben aus. So konnte ich verfolgen, wie Carmen hinter Tom herspioniert, aber so richtig spannend war das leider nicht. Zwar gibt es immer wieder Punkte bei ihrer Recherche, die den Leser stutzig machen, doch im Nachhinein einfach im Sande verlaufen. Auch das Tempo bleibt recht flach, wenige Höhepunkte und auch wenige Wendungen waren zu finden und einiges war einfach zu offensichtlich und so plätscherte die Handlung auf weiten Teilen vor sich hin.
Erzählt wird hier durch den personellen Erzähler in der dritten Person, der einfach recht oberflächlich bleibt. Die Sicht auf die Handlung ist zwar durchaus gegeben, aber in die Tiefe geht es nur selten. Sehr schade, denn mit diesem Ausgangspunkt, mit dieser Grundstory, hätte man hier mit Sicherheit einiges mehr herausholen können.
So wie die Handlung relativ unspektakulär erschien, so blieben auch die Charaktere eher blass. Carmen war mir irgendwo schon recht sympathisch, aber ich konnte hier nicht mitempfinden, wie sie sich fühlt. Sie handelt an manch einer Stelle eher kopflos und immer dann, wenn ich dachte, jetzt kommt ein Punkt, an dem es eine Gänsehaut geben könnte, blieb auch das eher auf der Strecke.
Tom ist recht vorhersehbar, aber nicht so knallhart, wie ich es von ähnlichen Psychothrillern kenne. Auf der einen Seite hält er Carmen unter seiner Fuchtel, z. B. möchte er gar nicht, dass sie sich einen neuen Job als Journalistin sucht, auf der anderen Seite geht er auf sie ein, wenn sie über etwas mehr erfahren möchte. Gerade mit diesem Charakter hätte man viel mehr Möglichkeiten gehabt, auf die Handlung Einfluss zu nehmen.
Neben diesen Beiden gibt es noch den ein oder anderen Nebencharakter, der an den passenden Stellen für den richtigen Einfluss sorgten, aber auch da blieben mir einfach zu viele Handlungen zu offen.
Mein Fazit:
Ein Psychothriller, der sich zwar sehr leicht und flüssig lesen lässt, aber doch hinter meinen Erwartungen zurückbleibt. Die Protagonistin handelt oft kopflos und mir fehlte einfach das Gefühl, mit dieser Person mitfühlen, mitleiden zu können. Auch sonst hatte ich immer das Gefühl, dass ausgelegte Verdachtsmomente oder Überraschungen einfach im Sande verliefen und zu leicht erklärt oder geklärt werden konnten. Alles in allem ein Buch für zwischendurch, aber ein richtiger Psychothriller war es für mich nicht.