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Veröffentlicht am 20.11.2023

Zwischen Genie und Wahnsinn

Himmelfahrt
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Beinahe dreißig Jahre ist es her, dass Ben zum letzten Mal von seinem Bruder Harold hörte. Mittlerweile haben seine Schwester und er Harold für Tod erklären lassen. Doch dann kommt ein Anruf eines ehemaligen ...

Beinahe dreißig Jahre ist es her, dass Ben zum letzten Mal von seinem Bruder Harold hörte. Mittlerweile haben seine Schwester und er Harold für Tod erklären lassen. Doch dann kommt ein Anruf eines ehemaligen Freundes. Dieser glaubt Harold in einem Pflegeheim in England gesehen zu haben. Ben fährt unverzüglich los und traut seinen Augen kaum: es ist tatsächlich Harold in dem Heim. Dieser hat einen ganzen Packen Briefe bei sich, alle adressiert an Bens Tochter. Es scheint, als wäre Harold vor dreißig Jahren auf einer unglaublichen Mission gewesen, denn dort tauchte wie aus dem Nichts ein Berg mitten im Pazifik auf, ein Berg, größer als alles, was je auf der Erde existiert hat. Gemeinsam mit anderen Forschern machte sich Harold damals auf den Weg und was ihm begegnete, war schier unglaublich.
Angezogen vom Buchcover und einem verheißungsvollen Klappentext wollte ich Himmelfahrt unbedingt lesen. Gleich vorab, es ist definitiv eine Geschichte, auf die man sich einlassen muss, zwar liest sich der Text recht flüssig und viele was Handlungen und Gedanken angeht wird auch intensiv geschildert, nichtsdestotrotz muss man bei bestimmten Punkten aufpassen, damit man die Kernaussage des Buches nicht verpasst. Ob ich diese tatsächlich richtig verstanden haben, sei dahingestellt, aber ein interessanter Gedanke war es auf jeden Fall.
Autor Binge schickt den Leser auf eine Expedition mitten in den Pazifik. Dieser gigantische Berg, der dort auftauchte, ist bar jeder Beschreibung, die Idee, die der Autor allerdings damit verbreitet ist tatsächlich eine Mischung aus Genialität und Nonsens. Ich weiß auch jetzt, nachdem ich zwei Tage gegrübelt habe, was ich über das Buch sagen möchte, nicht genau, wie ich meine Gedanken formulieren soll.
Insgesamt liest sich die Story wirklich spannend, der Autor hat das gewisse Händchen dafür, sein Setting lebendig werden zu lassen. Ich für mein Teil konnte regelrecht die eisige Kälte am eigenen Leib nachempfinden und habe beinahe schon gefroren beim Lesen.
Auch sonst birgt die Handlung immer wieder neue Überraschungen und alles, was man immer mal wieder vermutet, wird doch wieder verworfen. Ich musste durchaus aufpassen, beim Folgen der Handlung, da hier mit Falten in Raum und Zeit gearbeitet wird. Mit fremdartigen Wesen und Brutalitäten, teilweise abschreckend und doch nicht so detailreich beschrieben, dass man sich ekeln würde.
Kommen wir zu den Charakteren, denn erzählt wird die Geschichte mehr oder weniger in Briefform durch Harold. Allerdings glaube ich bei manchen Formulierungen, dass es so nicht in einem Brief auftauchen würde. Was allerdings an Briefe erinnert, sind die direkten Ansprachen an Harolds Nichte. Harold, auch bei ihm schwanke ich ähnlich wie bei dem, wie mir das Buch gefallen hat. Prinzipiell sehr gut, aber mit Vorsicht zu genießen. Insgesamt mochte ich ihn durchaus, er ist hochintelligent und kann schneller Dinge abschätzen als jeder andere. Das habe ich regelrecht bewundert, allerdings ist er auch ein schwieriger Charakter, den der Autor wirklich sehr gut und authentisch gezeichnet hat.
Die Nebencharaktere bleiben hier überschaubar, sind es doch in erster Linie die Personen, die gemeinsam mit Harold auf einer Mission sind. Doch auch hier ist es dem Autor sehr gut gelungen, die Unterschiede in den Eigenschaften der einzelnen Personen hervorzuheben. Insgesamt also auch hier interessante Darstellungen der unterschiedlichen Typen.
Mein Fazit: ein ungewöhnliches Buch mit einer faszinierenden Grundidee, die ich so auch noch nie gelesen habe. Von daher bietet Himmelfahrt durchaus mal richtig Abwechslung. Auch stilistisch und mit seinen Charakteren konnte mich der Autor überzeugen. Allerdings, wie ich zu Beginn schon schrieb, bin ich mir, was die Kernaussage angeht, absolut unschlüssig. Nichtsdestotrotz mal etwas anderes und durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 20.11.2023

Immer noch wichtige Kernaussage

ZAP. Für die einen ist es Vergnügen. Für ihn ein Albtraum.
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Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass der fünfzehnjährige Finn Ahlmann gemeinsam mit seiner Familie umziehen musste, da sein Vater einen neuen Job bei 1Spaß-TV bekommen hat. Eigentlich war er schon immer ...

Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass der fünfzehnjährige Finn Ahlmann gemeinsam mit seiner Familie umziehen musste, da sein Vater einen neuen Job bei 1Spaß-TV bekommen hat. Eigentlich war er schon immer ein Außenseiter, der lieber Bücher liest als TV schaut und auch hier im neuen Ort fühlt er sich genauso, nur dass ihm hier auch sein Freund fehlt. Zum Glück ist heute Freitag und Finn kann in Ruhe lesen. Doch als er die Wohnungstür öffnet, findet er ein ihm fremdes Paar vor und seine Familie samt gesamter Einrichtung ist verschwunden und auch sonst scheint nichts mehr so, wie er es kennengelernt hatte, selbst die Straßennamen sind anders.
Ich kenne bereits einige Bücher des Autors Andreas Eschbach, wobei es da eher um Erwachsenenliteratur ging, so wie z.B. das Jesus Video. Aber dieses Jugendbuch klang einfach spannend und ich kann hier durchaus behaupten, dass es ein kurzweiliges Lesevergnügen war. Sprachlich passt die Geschichte perfekt in den Jugendbuchbereich und ich habe dem Protagonisten hier den Teenager durchaus abgenommen.
Auch sonst liest sich das Buch flott und flüssig und auch wenn es etwas dauert, bis die Handlung richtig einsetzt, fand ich es keineswegs langweilig, eher wie der typische Teeniealltag. Ab dem Moment, in dem Finn die Wohnungstür öffnet, fand ich es auch recht spannend. Man ist zu Beginn ähnlich verwirrt wie Finn und ich als Mama hätte ihn gern beschützt. Umso wütender wurde ich auf Finns Eltern, die ihren Sohn schon als Kleinkind vermarktet haben und dessen Gesicht bis heute auf einer Kekspackung zu finden ist. Ich sehe das hier auch als Kritik an viele Eltern, die ständig ihre Kinder in verschiedenen Social Media Portalen posten müssen. Speziell jetzt hier im Buch setzen Finns Eltern dem ganzen noch eine Schippe drauf, indem sie ihren Sohn regelrecht lächerlich machen vor der Gesellschaft. Nein, und nochmal nein, das ist etwas, was mich hier richtig verärgert hat. Was auch meiner Meinung nach absolut gewollt ist.
Das Setting, der kleiner Ort Ostwaldau, könnte jeder x-beliebige Ort sein, wichtig für diese Geschichte ist der kleine, im Ort hoch angesagte TV-Sender 1SpaßTV. Auch wenn das alles ein wenig überzogen wirkte, war es genau dieser Sender, bei dem man ins Grübeln kam. Solche Menschen, wie den für die Show verantwortlichen, gibt es mit Sicherheit in jedem Sender, Firma etc.
Finn war mir ein sehr sympathischer Protagonist, ich habe hier mit ihm mitgefühlt und mitgelitten. Ob ein Teenager allerdings wirklich so wie Finn gehandelt hätte oder eher kopflos geworden wäre, ich weiß es nicht einzuschätzen. Ich hätte mir hier tatsächlich noch mehr gewünscht, dass Finn sich rächt, aber das Ende hat mir dann die nötige Zufriedenheit gebracht.
Nebencharaktere gibt es nur wenige, die auch eher am Rand bleiben. Wichtig für die Handlung sind Finns bester Freund Navid und eine Mitschülerin, Lea, deren Vater auch für den TV-Sender arbeitet. Über die beiden verrate ich nicht zuviel, sie sind mir allerdings sehr sympathisch.
Der Regisseur der Sendung fand ich ebenfalls soweit glaubwürdig, arrogant und rücksichtslos und nur darauf bedacht, seine Karriere voran zu bringen. Zu Finns Eltern habe ich ja bereits meine Meinung kundgetan.
Mein Fazit: ein kurzweiliger Jugendroman mit einem ganz wichtigen Fingerzeig, der zwar schon lange wichtig ist, aber diese Wichtigkeit halt auch nicht verliert. Für den erwachsenen Leser ist die Geschichte kurzweilige Unterhaltung mit einem Reminder, was man doch besser seinen Kindern ersparen sollte, für Jugendliche einfach gute Unterhaltung.

Veröffentlicht am 20.11.2023

This cozy crime is very british

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam
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Bereits im vergangenen Jahr hatte Mrs. Judith Potts aus dem kleinen beschaulichen Marlow an der Themse ihre eigene Berühmtheit bei der Aufklärung eines Mordes geschaffen. Als sie vom reichsten Bürger des ...

Bereits im vergangenen Jahr hatte Mrs. Judith Potts aus dem kleinen beschaulichen Marlow an der Themse ihre eigene Berühmtheit bei der Aufklärung eines Mordes geschaffen. Als sie vom reichsten Bürger des Ortes, Sir Peter Bailey zu dessen Gartenparty anlässlich seiner Hochzeit eingeladen wird, wird sie neugierig und geht zu dem Empfang, wo sie auf ihre Freundinnen Suzie und Becks trifft, die ihr bereits bei den ersten Mordermittlungen geholfen hatten. Mitten während der Feier ertönt ein lauter Knall aus dem Haus und ausgerechnet Sir Peter wird in seinem Büro, von einem großen Schrank erschlagen, aufgefunden. Während der Chefermittler noch von einem Unfall ausgeht, beginnen Judith, Suzie und Becks auf ihre eigene Art zu ermitteln und werden von der Polizistin Tanika unterstützt.
Schon beim Titel habe ich gleich die berühmten Figuren Miss Marple oder Jessica Fletcher aus Mord ist ihr Hobby vor mir gesehen. Ich muss hier auch gleich vorab sagen, dass diese Geschichte durchaus auch Parallelen aufweist und mir dementsprechend gut gefallen hat.
Der tote Bräutigam ist der zweite Band einer Reihe, aber ich denke, dass zum Verständnis der Geschichte die Bücher auch unabhängig voneinander gelesen werden können.
Schon gleich zu Beginn gab es eine Szene, die mich absolut schmunzeln ließ und danach geht es schon los mit dem Mord. Autor Robert Thorogood schreibt sehr einnehmend und meiner Meinung nach auch very british, ich hatte hier zu keinem Zeitpunkt der Handlung Zweifel daran, dass das Buch in England spielt.
Es ist ein cozy Crime und kann mit einer fast schon heimelig wirkenden Atmosphäre punkten. Das Örtchen Marlow bietet dazu natürlich die passende Atmosphäre. Für schwache Gemüter punktet das Buch auch damit, dass es völlig unblutig daherkommt. Trotzdem ist es spannend zu lesen, denn im Laufe des Buches folgt man den drei Damen bei ihren Ermittlungen. Hin und wieder waren mir die Gespräche dabei zu ausführlich, so dass es für mich zu Längen kam. Nichtsdestotrotz hat man aber als Leser ganz viel Gelegenheit mit zu rätseln und eigene Theorien aufzustellen. Letzten Endes wird man trotzdem überrascht.
Mit den drei Protagonistinnen hat Robert Thorogood natürlich echte Unikate geschaffen, die mich schon schmunzeln ließen, wenn ich an sie gedacht habe. Judith liebt Kreuzworträtsel und nackt baden in der Themse. Allein bei der Vorstellung, dass die ältere Dame bei egal welchen Temperaturen pudelnudel in die Themse hüpft, musste ich grinsen. Auch sonst ist sie so eine richtige Miss Marple, mischt sich gerne überall ein und gibt niemals klein bei. Becks scheint die brave Ehefrau eines Pfarrers zu sein, doch hier ist es mehr der Schein, denn selbst Becks hat so ihre Geheimnisse, außerdem zögert sie nicht, ebenfalls mit zu ermitteln. Definitiv hat sie eine große Leidenschaft für Mode und was gerade angesagt ist, was bei den Ermittlungen absolut hilfreich ist. Suzie ist ebenfalls ein Unikum, hat etwas von einem eher etwas naiven Charakter und doch ist sie ein Herzmensch. Alle drei zusammen fand ich großartig.
Die ansonsten vorkommenden Nebencharaktere sind hier einfach passend für die Handlung entwickelt und besitzen alle ihren „englischen Charme“
Mein Fazit: Cozy Crime mit sehr viel britischem Flair und Miss Marple Vibes, der sehr unterhaltsam geschrieben ist und mit bildhaftem Schreibstil und besonderen Charakteren punkten kann. Nur zwischendurch gab es bei den Ermittlungen ein paar Längen. Trotzdem eine Empfehlung an alle, die gern Detektiv spielen, aber auf literweise Blut verzichten wollen.

Veröffentlicht am 15.11.2023

Leichte Geschichte für zwischendurch

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
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Die Lehrerin Roisin und der Drehbuchautor Joe sind schon seit zehn Jahren ein Paar. Doch schon seit einer Weile läuft es nicht mehr rund zwischen ihnen. Als einer ihrer besten Freunde sie zu einem gemeinsamen ...

Die Lehrerin Roisin und der Drehbuchautor Joe sind schon seit zehn Jahren ein Paar. Doch schon seit einer Weile läuft es nicht mehr rund zwischen ihnen. Als einer ihrer besten Freunde sie zu einem gemeinsamen Wochenende einlädt, hofft sie, dabei auch an ihrer Beziehung arbeiten zu können. Zu Beginn der Beziehung war Joe noch erfolglos, aber derzeit ist er auf einem Höhenflug und selbst Hollywood klopft an die Tür. Während des gemeinsamen Wochenendes startet Joes neue Serie, allerdings kann Roisin über deren Inhalt nicht lachen, denn es scheint, als hätte sich Joe an intimen Details ihrer Geschichte bedient, ohne zu fragen. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, läuft es auch innerhalb der Clique nicht rund und Roisin stellt nun nicht nur ihre Beziehung in Frage.
Ich kannte bereits Bücher der Autorin Mhairi MacFarlane und auch ihr neuer Roman klang nach einer witzigen Lektüre für zwischendurch. Auch in Between us trifft man auf den typischen Schreibstil der Autorin mit einer großen Portion ihres trockenen, englischen Humors. Genau dieser Stil macht es auch hier leicht, durch die Geschichte zu kommen, allerdings hatte ich hier und da kleinere Probleme.
Der Prolog und somit der Einstieg in den Roman fand ich noch sehr gut und lässt auch den ersten Blick auf die Protagonistin zu, deren nüchtern wirkende Art schon da zum Vorschein kommt. Doch dann zog sich die Handlung ein wenig während des Wochenendes mit ihren Freunden. Man spürt allerdings sehr gut, dass auch die Freunde sich nicht mehr so verstehen wie einst, Das fand ich schon recht gut aus dem Leben gegriffen. Aber die Interaktionen zwischen den Charakteren konnte ich nicht immer ganz nachvollziehen. Das machte für mich die Handlung hin und wieder etwas zäher, was ich schade finde, denn ihr Grundthema wie sich Beziehungen ob Liebe oder Freundschaft im Laufe des Lebens verändern durchaus gut umgesetzt war. Ich fand mich sogar ab und an ein wenig an die Serie Friends erinnert, wobei mir hier die Charaktere nicht alle sympathisch waren.
Roisin als Protagonistin mochte ich ganz gerne, auch wenn ich nicht jede ihrer Handlungen nachvollziehen konnte. Sie ist sympathisch und einfach nett und dementsprechend fiel es mir schwer, zu verstehen, warum sie bei diesem Vollidioten Joe blieb. Denn Joe ist alles andere als sympathisch und seine Art brachte mich beim Lesen zur Weißglut. So selbstgefällig und wenig einsichtig wie Joe sich gibt, war ich echt erstaunt, das Roisin das mitmachte. Natürlich gibt es hier eine große Veränderung, aber auch mit dieser hatte ich leichte Probleme, denn mir fehlte leider dieses Gefühl, mich mit in einen Charakter zu verlieben. Das Kribbeln und Prickeln bleibt hier eher aus, so dass auch dieser Bereich nicht ganz rund auf mich wirkte.
Alle weiteren Nebencharaktere sind durchaus glaubwürdig gezeichnet, aber so richtig ans Herz gewachsen ist mir leider niemand, was ich ganz schade finde, dreht sich die Geschichte ja eigentlich auch so ein bisschen um diese Freundschaft.
Mein Fazit: Between us ist eine RomCom mit sehr typischem, englischem Humor, hin und wieder musste ich schmunzeln, hin und wieder habe ich mich über den ein oder anderen Charakter geärgert, aber leider blieb die Geschichte insgesamt hinter meinen Erwartungen. Dafür gab es für mich einfach zu oft Längen in der Geschichte und die Liebesgeschichte zwischen Roisin und ihrem Freund Matt konnte mich einfach nicht erreichen, weil sie mir zu plötzlich kam. Insgesamt ist es eine leichte und nette Lektüre für zwischendurch.

Veröffentlicht am 13.11.2023

Großartige Geschichte nicht nur für Pferdefans

Das Gemälde
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Kentucky 1850, in einer Märznacht wird auf dem Hof des Doktors ein Fohlen geboren. Seine Abstammung allein ist legendär und eine Karriere als Rennpferd ist vorprogrammiert. Doch auch sein Pfleger, der ...

Kentucky 1850, in einer Märznacht wird auf dem Hof des Doktors ein Fohlen geboren. Seine Abstammung allein ist legendär und eine Karriere als Rennpferd ist vorprogrammiert. Doch auch sein Pfleger, der Sklavenjunge Jarret, trägt einiges bei an den Erfolgen des Rennpferdes. Bis dann der Bürgerkrieg in Amerika ausbricht.
Im Jahre 1954 entdeckt eine Kunsthändlerin ein Gemälde eines Pferdes und dessen Pfleger. Sie wird neugierig, denn über die Herkunft des Bildes weiß sie nichts.
Washington im Jahre 2019, als der junge Maler Theo ein Bild eines Pferdes und dessen Pfleger vor dem Haus der Nachbarin im Sperrmüll entdeckt, auch er möchte mehr erfahren und trifft am Smithsonian auf Jess, die gerade ein Pferdeskelett bearbeitet. Die beiden finden heraus, dass es sich bei beidem um das berühmte Rennpferd Lexington handelt, der zu seinen Lebzeiten eine Legende war.
Grundsätzlich mag ich Romane, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielen und als ich dann noch las, dass es sich hier mehr oder weniger auch um eine Geschichte über Pferde oder besser gesagt eines berühmten Pferdes handelte, wurde ich auch neugierig.
Der Einstieg ins Buch fiel mir unheimlich leicht, denn die Autorin schreibt mit sehr viel Gefühl und dem richtigen Maß an Bildhaftigkeit und dem Leser seine eigene Fantasie lassen. Das hat mir unheimlich gut gefallen und mich mehr als positiv überrascht. Hinter diesem schlichten Cover steckt eine wirklich eindrucksvolle Geschichte.
Neugierig geworden, inwieweit die Autorin Realität mit Fiktion verknüpft, habe ich ein wenig selber über Lexington, das Rennpferd, nachgelesen und bin wirklich beeindruckt, wie dicht die Autorin ihr Fiktion mit den wahren Begebenheiten verknüpft. Hier wurde absolut hervorragend recherchiert und mit ganz viel Gefühl der Geschichte ein eigenes Bild gegeben.
Die Geschichte wird sehr spannend erzählt, auf weit über 500 Seiten kommt hier keinerlei Langeweile auf, ganz im Gegenteil, ich war hier gebannt von den Geschichten. Gerade die Zeit, in der Lexington lebte, hatte ich gleich vor Augen. Die Autorin verschönert hier nichts, zeigt klar und deutlich, wie es einst für POC war und wie es heute ist. Da fragt man sich, inwieweit hat sich der Rassismus verändert, denn die Vorbehalte der weißen Bevölkerung gegenüber den POC ist auch über beinahe 2 Jahrhundert zu deutlich spürbar.
Da das Buch auf diversen Zeitebenen spielt, erlebt man auch die Kapitel aus unterschiedlichen Perspektiven. Insgesamt ist die Zeichnung der unterschiedlichen Figuren absolut glaubwürdig und authentisch. Jeder einzelne Charakter bekommt ein individuelles Bild und ich konnte sie alle vor mir sehen.
Meine persönlichen Lieblinge sind jedoch Jarret und Lexington und vor allem die Beziehung zwischen den beiden. Gerade Jarret hat so ein unglaubliches Gespür für Pferde und weiß instinktiv, wie er sich richtig verhält. Die Vertrauensbasis die dadurch zwischen ihm und dem berühmten Hengst entsteht ist etwas ganz Besonderes. Als Reiterin kann ich hier guten Gewissens sagen, dass diese Beziehung zwischen dem Sklavenjungen und dem Pferd wirklich gelungen ist, man spürt hier, dass auch die Autorin ein großes Knowhow über Pferde besitzt. Nur eine winzige Anmerkung an die Übersetzung (und ja, Mecker auf hohem Niveau, aber von einem Pferdemenschen): es heißt Schweif, nicht Schwanz (zwinker).
Mein Fazit: das Gemälde ist für mich eine absolute Überraschung gewesen und das im positiven Sinne. Ich glaube, hätte mich das Wort Pferd nicht so neugierig gemacht, hätte ich diese großartige Geschichte nie gelesen und dadurch wirklich ein ganz besonderes Werk verpasst. Glaubwürdig gezeichnete Figuren, ein sehr gefühlvoller Schreibstil und eine Verbindung zwischen Mensch und Tier, die dem Leser nahegeht, ließen mich das Buch kaum aus der Hand legen. Nicht nur für Pferdefans eine großartige Geschichte.