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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2023

Ruhiger, solider Krimi

Glutspur
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Als die Polizeibeamtin Liv Jensen von Jütland nach Kopenhagen zieht, beschließt sie, sich als Privatdetektivin selbstständig zu machen. Ihr ehemaliger Kollege und Freund Petter bittet Liv, ihm bei der ...

Als die Polizeibeamtin Liv Jensen von Jütland nach Kopenhagen zieht, beschließt sie, sich als Privatdetektivin selbstständig zu machen. Ihr ehemaliger Kollege und Freund Petter bittet Liv, ihm bei der Aufklärung des Mordes an einem Journalisten behilflich zu sein. Da der Fall schon mehr als drei Jahre alt ist, soll er zu den Akten gelegt werden. Während Liv beginnt, nachzuforschen, wird eine Bibliothekarin ermordet aufgefunden und auch der Selbstmord des Bruders ihrer neuen Vermieterin scheint eher ungewöhnlich. Doch kann es sein, dass diese Fälle zusammenhängen? Während der Ermittlungen muss Liv feststellen, dass der Ursprung der Verbrechen weit in der Vergangenheit liegt und jemand alles daran setzt, zu verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
Auch wenn das Cover recht unscheinbar wirkt, hat es doch gleich meine Aufmerksamkeit geweckt und auch der Klappentext klang vielversprechend. Ich finde Cold Cases bzw. Fälle, die mit der Vergangenheit zu tun haben, immer total spannend.
Die Autorin hat einen absolut einnehmenden Schreibstil, bei dem die Handlung klar vorstellbar wird und das Gelesene ein lebendiges Kopfkino erzeugt. Allerdings schreibt sie auch unheimlich ausschweifend, viele Gespräche hätten für mich durchaus schneller abgehandelt werden können. Ebenso gab es einige Passagen mit Ortsbeschreibungen etc. die für mich das Buch stellenweise zu langatmig werden ließen. Ich persönlich mag es, vor allem bei Krimis und Thrillern, wenn die Kapitel kurz und das Tempo hoch ist, aber Liebhaber von intensiven, langsam aufbauenden Krimis werden hier absolut auf ihre Kosten kommen. Denn Katrine Engberg erzählt hier ruhig und unaufgeregt ihre Geschichte mit viel Tiefgang.
Zu Beginn prasseln hier unheimlich viele, völlig unterschiedliche Perspektiven aufeinander, was mir den Einstieg nicht gerade erleichterte. Es waren immer wieder verschiedene Personen, die ihre Sicht darstellten und dann gibt es auch noch Rückblicke in die Zeit des zweiten Weltkriegs. Das alles ergab zu Beginn ein kunterbunt durcheinander geworfenes Bild. Doch die Autorin versteht es ausgezeichnet, aus einem verworrenen Knäuel so nach und nach lose Fäden zu ziehen, die sie nachher ganz geschickt zu einem großen Gesamtbild miteinander verknüpft. Wäre es zwischendurch nicht so langatmig erzählt, hätte mich diese Geschichte völlig überzeugen können.
Was der Autorin sehr gut gelungen ist, sind die Darstellungen ihrer unterschiedlichen Charaktere. Dabei schafft sie es sehr leicht, jedem einzelnen ein authentisches Bild zu geben. Liv Jensen mochte ich im Laufe des Buches immer lieber. Kam sie mir zu Beginn noch sehr unscheinbar vor, zeigt sie immer mehr, was wirklich hinter dieser eher stillen Persönlichkeit steckt. Auch alle weiteren Charaktere werden klar strukturiert und gezeichnet und man bekommt von jedem einzelnen einen intensiven Eindruck.
Mein Fazit: Die Autorin kann definitiv erzählen und auch ihren Charakteren Glaubwürdigkeit und Authentizität vermitteln, auch ihre Story hat definitiv Hand und Fuß. Allerdings fehlte für meinen Geschmack einfach das Tempo und diese Plottwists, bei denen man einfach nur mit offenem Mund dasitzt. Nichtsdestotrotz ist das Buch ein durchaus solider Krimi, den ich vor allem an Leser weiterempfehle, die es ruhig aber mit viel Tiefgang mögen.

Veröffentlicht am 30.10.2023

Absolut gelungene Fortsetzung

Two Lives to Rise (Breaking Waves 2)
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Isabella White ist die Tochter des Besitzers des luxuriösen Inselhotels Seasons auf Harbour Bridge. Auch sie gehörte zu den fünf Mädels, die jeden Sommer zum Surfen auf die Insel kamen, bzw. hier lebten. ...

Isabella White ist die Tochter des Besitzers des luxuriösen Inselhotels Seasons auf Harbour Bridge. Auch sie gehörte zu den fünf Mädels, die jeden Sommer zum Surfen auf die Insel kamen, bzw. hier lebten. Als damals Josie spurlos verschwand, gingen auch die Freundinnen getrennte Wege. Doch nun ist Avery nach zehn Jahren wieder zurück auf der Insel und Isabella ist völlig durcheinander. Sie möchte eigentlich nur eines, nämlich die Vergangenheit ruhen lassen. Doch Avery und Odina würden alles daransetzen, wieder mit Isabella befreundet zu sein. Isabella hingegen verschweigt etwas, denn sie glaubt, zu wissen, warum Josie damals verschwand und gibt sich selbst die Schuld. Neben all dem ist dann da auch noch dieser nervige Nachbar Preston, der dabei ist, die alte Bruchbude neben ihrem Haus zu renovieren und ihr mit dem Höllenlärm mächtig auf die Nerven fällt.
Nachdem mich der erste Band der Reihe nicht ganz überzeugen konnte, war ich zunächst noch hin- und hergerissen, ob ich die Breaking Waves Reihe weiterverfolgen wollte. Doch irgendwie war ich schon neugierig, was hinter Josies Verschwinden steckt und so griff ich doch wieder zu der Reihe.
Tatsächlich hat mir dieser zweite Teil um einiges besser gefallen und die Autorin konnte mich schon von der ersten Seite an catchen und ihre Story ziehen. Der Schreibstil liest sich unheimlich leicht und flüssig und dabei wird die Handlung lebendig erzählt und dargestellt. Ich hatte das Gefühl, Isabella und Co beim Surfen zuschauen zu können.
Die Handlung selber fand ich dieses Mal spannend, denn schnell spürt man, Isabella weiß etwas über Josie, was die anderen nicht wissen. Ihre Verbindung zum damaligen Geschehen ist ein ganz anderes. Doch natürlich schweigt sie über einen längeren Zeitraum und irgendwann ahnt man, was ihr widerfahren ist. Insgesamt hat mich die Handlung in ihren Bann geschlagen, so dass ich das Buch in einem Rutsch inhaliert habe.
Aus Isabellas Sicht erfahren wir auf zwei unterschiedlichen Handlungsebenen von der Vergangenheit gemeinsam mit ihren vier Freundinnen und von der Gegenwart, in der sie genau das geworden ist, was sie niemals wollte: die Geschäftsführerin des Hotels. Stückchen für Stückchen enthüllt sich die Vergangenheit, allerdings wird noch lange nicht aufgeklärt, was mit Josie geschah.
Isabella hat mir unheimlich gut gefallen, nach außen kühl, überlegt und selbstsicher, macht sie auf die Menschen in ihrer Umgebung einen nahezu unnahbaren Eindruck. Doch nicht nur ein Ereignis in ihrer Vergangenheit hat sie zu einem Menschen gemacht, der niemand anderen mehr traut, denn sie ist von Natur aus eher introvertiert.
Ihr neuer Nachbar Preston schafft es, Isabella immer wieder soweit auf die Palme zu bringen, dass sie immer mehr aus sich herausgeht. Er ist einfach durch und durch sympathisch und ich mochte ihn vom ersten Moment an. Was sich zwischen ihm und Isabella entwickelt, ist natürlich vorhersehbar, hat mir aber trotzdem gefallen, da diese Romanze einfach natürlich dargestellt wurde.
Neben Isabella und Preston gibt es weitere Charaktere, die wir zum großen Teil aus dem ersten Band bereits kennen. Im Vordergrund steht hier aber eindeutig Isabella und die Bewältigung ihrer Vergangenheit.
Mein Fazit: mit dem zweiten Band der Breaking Waves Reihe konnte mich Autorin Kristina Moninger diesmal fesseln und überzeugen. Mit einer authentischen und sympathischen Protagonisten fiel es mir sehr leicht, die Geschichte zu verfolgen. Man könnte die Bücher wahrscheinlich sogar unabhängig voneinander lesen, auch wenn die Handlung da anknüpft, wo Band 1 endet, aber natürlich macht es auch hier mehr Sinn, die Bücher in Reihenfolge zu lesen. Für mich eine gelungene Fortsetzung, die mir um einiges besser gefallen hat, als der erste Teil. Ich freu mich auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 27.10.2023

Spannende Lektüre

NACHT - Die Toten von Jütland
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Mitten im beschaulichen Jütland findet ein Bauer mitten in der Nacht eine Leiche auf einem Hügel. Neben dem Toten ist eine Schaufel in den Boden gerammt und auf seiner Brust wurde der Name Grandberg eingeritzt. ...

Mitten im beschaulichen Jütland findet ein Bauer mitten in der Nacht eine Leiche auf einem Hügel. Neben dem Toten ist eine Schaufel in den Boden gerammt und auf seiner Brust wurde der Name Grandberg eingeritzt. Der größte Magnat der Gegend und dessen Söhne, von denen einer der Chef der örtlichen Kriminalpolizei ist, tragen diesen Namen. Aufmerksam aufgrund der Schaufel beginnen die Ermittler den Hügel zu untersuchen und stoßen auf einen grausigen Fund. In dem Hügel sind die Überreste von achtzehn Frauen vergraben. Doch was haben die Grandbergs damit zu tun? Weil Kommissar Grandberg als befangen gilt, werden zwei Männer der Task Force 14 hinzugezogen. Doch dann verschwindet eine weitere junge Frau.

Bei diesem Buch faszinierte mich der Klappentext sofort und das schlichte Cover erweckt Neugier. Der Einstieg fällt leicht, da man ziemlich schnell mitten im Fall landet und der Autor einen sehr guten, flüssigen Schreibstil hat. Er erzählt zwar recht bildhaft und vieles kann man sich, manchmal leider, auch sehr gut vorstellen, beschreibt aber nicht jedes kleinste blutige Detail. Ich denke, dass auch Thrillerleser, die eher zart besaitet sind, hier durchaus zugreifen können.

Was mir sehr gut gefallen hat, war diese Mischung aus dem persönlichen Leben des ein oder anderen Ermittlers, einigen Rückblicken, bei denen man erstmal nur erahnt, wer da erzählt und dem Blickwinkel eines Opfers. Allerdings war es dann bei der Spannung so ein extrem zwischen spannenden Momenten und Passagen, die deutlich ruhiger wurden. Nichtsdestotrotz fand ich den Fall sehr gut konstruiert und teilweise auch sehr grausam. Gegen Ende steigert sich die Spannung immer mehr bis hin zu einem Showdown und einem extrem fiesen Cliffhanger.

Die einzelnen Ermittler sind alle absolut unterschiedlich, der Fokus liegt hier auch deutlich auf die beiden Männer der Task Force, von dem der einen ein stiller, fast schon bedrückt wirkender Mann ist, während der andere schonungslos den Menschen seine Meinung um die Ohren haut. Die beiden polarisieren auf jeden Fall.

Mein Fazit: mit Nacht konnte mich der Autor Thomas Bagger durchaus fesseln und es liest sich leicht und flüssig. Ja, es gab vielleicht das ein oder andere kleinere Detail, das mich stutzig machte, das allerdings der spannenden Story keinen Abbruch tat. Ich freu mich bereits auf die Fortsetzung und empfehle den Thriller gerne weiter.

Veröffentlicht am 27.10.2023

Aktuelles Thema spannend verpackt

Koogland
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Nach einer verheerende Flutkatastrophe beschließt die Regierung Deutschlands, die Köge, die Gebiete gleich hinter dem Deich, aufzugeben. Viele Bauern nehmen die viel zu geringe Entschädigung an und verlassen ...

Nach einer verheerende Flutkatastrophe beschließt die Regierung Deutschlands, die Köge, die Gebiete gleich hinter dem Deich, aufzugeben. Viele Bauern nehmen die viel zu geringe Entschädigung an und verlassen ihre Heimat. Doch Thies und seine Familie mit einigen weiteren Bauern weigern sich und beginnen nicht nur ihre Heime, sondern auch den Deich wieder aufzubauen. Auch Laras Schwester Alina lebt gemeinsam mit ihrem Freund in den Kögen, sehr zum Missfallen Laras. Diese würde alles daransetzen, ihre Schwester zurück nach Berlin zu holen, doch Alina weigert sich. Während eines Telefonats der Schwestern, passiert etwas im Hintergrund und Alina verschwindet. Lara reist in die Köge, um heimlich herauszufinden, was hier passiert ist.
Der Klappentext des Buches hat mich extrem neugierig gemacht und auch das Cover passt hier sehr gut.
Der Einstieg ist gleich spannend, denn der Autor beschreibt die Flutkatastrophe und den Kampf der Menschen, um ihr Überleben. Autor Michael Lange beschreibt das Geschehen so intensiv, dass man gleich mit den Charakteren mitfühlt. Auch sonst liest sich sein Schreibstil flüssig und die Darstellung der Ereignisse ergeben ein lebendiges Kopfkino.
Das Setting ist deutlich beschrieben und der Autor scheint sich selbst hier in den Kögen sehr gut auszukennen.
Da das Buch in naher Zukunft spielt, sind die Ereignisse erschreckend vorstellbar. Dabei verbindet der Autor aktuelles Zeitgeschehen mit Dingen, die zwar noch in der Zukunft liegen, aber sehr logisch erscheinen. Verfolgt man Kommentare unserer Mitmenschen in den sozialen Medien, ist die im Roman dargestellte Unzufriedenheit der Bevölkerung leider sehr realistisch. Viele Ereignisse und Meinungen wirken wie aus unserer Gegenwart aufgegriffen, was beim Lesen des Buches einfach sehr authentisch wirkt.
Der Plot des Buches bleibt auf einem Level, Langeweile kommt hier nicht auf. Zwar dreht sich hier auch ein großer Part um die Suche nach Laras Schwester, trotzdem bekommt man viele Einblicke in die Gegend, aber auch in die technische Entwicklung, die ebenfalls nicht all zu weit hergeholt scheint, denn einiges davon ist heute schon möglich.
Interessant fand ich vor allem die Charaktere. Protagonistin Lara, deren Erlebnissen man zu großen Teilen aus ihrer Sicht verfolgt, ist eine zu allem entschlossene, junge Frau, die nicht zaudert, ihre Schwester zu finden. Als gelernte Krankenschwester in der Notaufnahme der Berliner Charité, zögert sie nicht, sich auf Thies Angebot die Ärztin der Region zu werden, einzulassen. Ich mochte ihr selbstbewusster Auftreten und ihre Energie und dadurch wirkte sie authentisch. Aber auch Thies Cordes, den alle nur den Hauptmann nennen, ist ein sehr stark gezeichneter Charakter. Seinen Wunsch nach Unabhängigkeit konnte ich tatsächlich sehr gut nachvollziehen. Allerdings zeigt sich schnell, auf welche Methoden er zurückgreifen muss oder will, um seine Gesetze in seinem Koogland durchzusetzen. Zunächst mochte ich ihn sogar noch, doch hinter Thies steckt noch viel mehr, als man zunächst annimmt.
Es gibt auch noch eine ganze Menge Nebencharaktere, die je nach Wichtigkeit ebenfalls deutlich gezeichnet werden. So dass nicht nur das gesamte Koogland, sondern auch dessen Einwohner lebendig werden.
Mein Fazit: auch wenn Laras Suche nach ihrer Schwester etwas zu viel Raum bekommt, konnte mich der Autor mit seiner Idee hier überzeugen und fesseln. Geradezu erschreckend, schafft er es, unser aktuelles Zeitgeschehen und die Unzufriedenheit der Bevölkerung darzustellen. Es fühlt sich an, als würde er der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Authentische Charaktere, dazu viel Lokalkolorit und glaubwürdige technische Entwicklung machen das Buch zu einem spannenden Kopfkino. Sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 26.10.2023

Nicht nur ein Krimi

Mord im Christmas Express
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Ganz Großbritannien liegt unter einer dichten Schneedecke begraben, als Roz, Polizeibeamtin a.D., mit dem Zug von London in die Highlands reisen möchte. Hier möchte sie Weihnachten bei ihrer schwangeren ...

Ganz Großbritannien liegt unter einer dichten Schneedecke begraben, als Roz, Polizeibeamtin a.D., mit dem Zug von London in die Highlands reisen möchte. Hier möchte sie Weihnachten bei ihrer schwangeren Tochter und der Lebenspartnerin bleiben und danach einfach für ihre Tochter da sein. Doch die Fahrt im dichten Schneetreiben erweist sich als äußerst schwierig und dann passiert das Unglück, ein Baum bringt den Zug zum Entgleisen. Beim Kontrollieren, ob jemand verletzt ist, findet man die Leiche der jungen Meg, B-Promi und Influencerin, tot auf und Roz beginnt zu ermitteln.
Wer muss bei dem Titel des Buches nicht gleich an Agatha Christies berühmtes Werk denken?! Mich machte das auf jeden Fall neugierig und ich war mächtig gespannt auf die Umsetzung.
Was mir gleich aufgefallen ist, ist der extrem klare und flüssig zu lesende Schreibstil der Autorin Alexandra Benedict. Sie versprüht damit nicht nur englischen Charme, sondern versetzt den Leser recht schnell zunächst an den Bahnhof, dann in den Zug. Mit ihren Metaphern trifft sie so manches Mal den Nagel auf den Kopf.
Wer hier allerdings einen typischen Krimi erwartet, könnte evtl. enttäuscht werden, denn allein die erste Hälfte des Buches ist eher eine Beschreibung der Passagiere, die ein völlig kunterbuntes Häufchen sind, und deren Probleme. Von toxischer Beziehung mit häuslicher Gewalt, Traumas aus der Vergangenheit oder einer dysfunktionalen Familie – es scheint, als hätte hier jeder sein Päckchen zu tragen. Erst in ca. der Hälfte des Buches geschieht der Mord und dann kommen auch die Ermittlungen hinzu, die aber wirklich spannend sind. Natürlich ist klar, dass der Mörder im Zug sitzen muss, doch wer sollte ein Motiv haben, Meg umzubringen. Jeder einzelne scheint auf seine Art verdächtig und selbst Roz gerät ins Visier.
Das Setting ist eine Mischung aus weihnachtliche Stimmung, irgendwie finde ich, passt die gesamte Umsetzung dazu, und klirrender Kälte. In dieser Hinsicht passte es einfach perfekt und ich hatte die Atmosphäre, gerade im Speisewagen, direkt vor meinem inneren Auge.
Protagonistin Roz war mir sympathisch, sie hat nicht nur durch die eigenen Vergangenheit ein schweres Päckchen zu tragen, sondern steht auch unter enormer Anspannung, da ihre Tochter zu früh in den Wehen liegt und Roz sich selbst Vorwürfe macht, nicht rechtzeitigt in den Highlands zu sein, um ihrer Tochter zur Seite zu stehen. Alles das macht sie unheimlich menschlich und authentisch und man möchte mit ihr gerne befreundet sein.
Die Mitreisenden und auch die Bahnangestellten sind vielfältig gezeichnet. Dabei scheut die Autorin auch nicht davor zurück, deutlich darzustellen, dass irgendwie jeder irgendwelche Sorgen mit sich trägt. Diese Darstellung fand ich irgendwie sehr realistisch, an der ein oder anderen Stelle vielleicht etwas überzogen, aber doch greifbar.
Mein Fazit: mir persönlich hat Mord im Christmas Express sehr gut gefallen. Die Autorin hat einen sehr schörkellosen, direkten Schreibstil und lässt ihre Figuren lebendig werden. Der Fall war ebenfalls ganz spannend, allerdings würde ich diese Geschichte gar nicht unbedingt als reinen Krimi bezeichnen, sondern eher als Roman mit Mord. Durchaus lesenswert.