Außergewöhnliche Geschichte
Die Magie goldgewebter HerzenIn Brinon ist es eine Tradition, dass wenn ein Ehepartner stirbt, ein anderes Familienmitglied geheiratet wird, ein Grund dafür ist, dass magische Gewebe zwischen den verbundenen Familien zu erhalten. ...
In Brinon ist es eine Tradition, dass wenn ein Ehepartner stirbt, ein anderes Familienmitglied geheiratet wird, ein Grund dafür ist, dass magische Gewebe zwischen den verbundenen Familien zu erhalten. Nach dem Tod seiner Frau heiratet Noel nun ihren Bruder Lucien, mit dem er auf den ersten Blick nur wenig gemeinsam hat. Während Lucien sich in der Stadt nicht wohl fühlt und Noel und seine Tochter um Frau und Mutter trauern, beschließen sie, aufs Land zu ziehen. Zwar ist Noel durch und durch ein Stadtmensch, doch da das Leben in der Stadt Lucien regelrecht zerstört, geht er mit ihm nach Cinq Soleis, Luciens Gut. Während des Sommers nähern sie sich einander an und müssen sich eingestehen, dass Liebe und Magie viele Facetten beinhalten.
Ich war von diesem wunderschönen Cover bereits magisch angezogen und der Klappentext versprach einen sehr gefühlvollen Fantasyroman. Genau dieses erhält man auch mit diesem Buch, das einfach auch mal etwas anderes ist, als Mainstream.
Autorin Eleanor Bardilacs Schreibstil ist einfach anders und sehr besonders, sehr gefühlvoll, beinahe zart und bildlich erzählt sie ihre Geschichte. Der Einstieg fiel mir aber zunächst nicht ganz leicht, da die Handlung sehr ungewöhnlich ist und in Kombination mit dem Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig war.
Doch je tiefer man in der Story abtauchen konnte, desto nachdenklicher stimmte diese. Bardilac widmet sich nicht nur einer Vielzahl an bunten Charakteren, sondern geht auch auf unterschiedlichste Stimmungen dieser ein. Was oft in anderen Büchern schnell zu überladen wirkt gibt diesem Roman eher das ganz besondere.
Das Magiesystem ist nicht leicht zu durchschauen, da man auch zunächst nur miterlebt, wie Herzen magisch miteinander verwoben werden. Dieses dient dazu, dass die Magie der jeweiligen Familien miteinander verbunden werden.
Das Worldbuilding ist eher ein historisches, anhand der Begebenheiten in der Regencyzeit angesiedeltes Setting. Man spürt hier durchaus den Wandel der Zeit. Auch die Darstellung zwischen dem Leben in der Stadt und auf dem Land wurde sehr gut dargestellt. Hatte man in der Stadt noch ein beklemmendes Gefühl beginnt es auf dem Land ruhiger und beschaulicher zu werden.
Wer eine Geschichte mit viel Tempo sucht, wird hier nicht unbedingt fündig. Vielmehr ist eine Geschichte der Kontraste und der Andersartigkeit.
Die Charaktere waren unglaublich intensiv und voller Tiefgang gezeichnet und ihre Besonderheiten klar zum Ausdruck gebracht. So wie im echten Leben ist jeder anders und besonders und das zeigt die Autorin hervorragend.
Noel ist in Trauer, seine Stimmung passt zum bedrückenden Setting der Stadt, genauso wie Luciens Abneigung gegenüber diesem Leben. Erst mit dem Umzug aufs Land ändern sich auch die Stimmungen.
Mein Fazit: Die Magie goldgewebter Herzen ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Wer es schafft, sich auf dieses besondere Buch mit all seinen Farben und Facetten einzulassen, erhält einen unheimlich gefühlvollen und cozy Fantasyroman, der durch intensiv gezeichnete Charaktere brilliert. Es ist kein leichtes Buch für zwischendurch, aber absolut besonders. Leseempfehlung an alle, die auch gerne mal zu etwas anderem greifen.