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Veröffentlicht am 10.01.2024

Haute Cuisine einmal anders

Das Nord
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Alex war gerade einmal vierzehn Jahre alt, als er sich mit seiner Freundin Hannah in einen Unfall mit Todesfolge für ein kleines Mädchen verwickeln ließ. Seit damals ist er nicht nur bei seinen Freunden, ...

Alex war gerade einmal vierzehn Jahre alt, als er sich mit seiner Freundin Hannah in einen Unfall mit Todesfolge für ein kleines Mädchen verwickeln ließ. Seit damals ist er nicht nur bei seinen Freunden, sondern auch bei seiner Familie der Außenseiter. Trotzdem hat er es geschafft, seine Ausbildung zum Koch abzuschließen und als ein ehemaliger Kumpel ihm seine Stelle als Jungkoch im Das Nord anbietet, scheint sich das Blatt endlich für ihn zu wenden. Doch in der Küche des Nords geht es rau her und er muss dort nicht nur vor seinen Kollegen auf der Hut sein.
Mich hat das düstere und doch atmosphärische Cover auf dem ersten Blick angesprochen und so wurde ich auf diesen kulinarischen Thriller gleich neugierig. Der Prolog lässt den Leser dann ziemlich schockiert und fassungslos zurück, doch dann wird das Tempo erst einmal gebremst.
Gemeinsam mit Alex reist man zum Nord und lernt hier nicht nur die Kollegen und deren kleinen Machtkämpfchen in der Küche kennen, sondern auch seine äußerst attraktive wie charismatische Chefin Alice Duwal. Auch wenn man dadurch viele, teils auch interessante Einblicke in die exklusive Küche eines Luxusrestaurants erhält, zieht sich der Beginn für meinen Geschmack und das Tempo bleibt sehr ruhig. Allerdings schreiben die Autorinnen so flüssig, dass es nicht langweilig wird und man im Lesefluss bleibt. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen.
Trotz des ruhigen Beginns ahnt man, dass hier etwas nicht stimmen kann. Emil, Alex‘ Freund und Vorgänger im Nord ist telefonisch nie erreichbar und auch sonst scheint hier immer Mal jemand zu verschwinden. Je mehr Geheimnisse, Lügen und Fragen aufgeworfen werden, desto spannender wird dieser Thriller. Da es dann auch in diesem Jahr eine Fortsetzung geben wird, bleiben am Ende Fragen offen.
Die Handlung findet im Norden Schwedens statt und dazu noch mitten im Winter. Durch viele bildhafte Beschreibungen gelingt es den Autorinnen, eine kalte und düstere Atmosphäre heraufzubeschwören und es fröstelt einen beim Lesen.
Alex ist ein eher zurückhaltender Charakter, mit dem ich nicht sofort warm wurde. Allerdings mit Hinblick auf seine Vergangenheit konnte ich ihn sehr gut verstehen. Er versucht in keinster Weise aufzufallen, verstrickt sich aber immer mehr in seinen Handlungen. Je weiter diese fortschritt, desto besser konnte ich mit ihm mitfiebern. Da wir das Geschehen aus seiner Perspektive miterleben, erfahren wir auch immer nur das, was auch er miterlebt und dementsprechend bleibt vieles geheimnisvoll.
Die Nebencharaktere sind recht gut gezeichnet, zumindest diese, die Einfluss auf die Handlung nehmen. Zu Beginn dauerte es etwas, bis ich die Charaktere in der Küche auseinanderhalten konnte. Natürlich ist hier der spannendste Charakter Alice Duwal, zu der ich aber sonst nichts weiter erzählen möchte.
Mein Fazit: Trotz des zu Beginn sehr ruhigen Tempos entwickelt die Geschichte nach und nach einen immer stärkeren Sog. Durch die düstere Atmosphäre hat der Thriller etwas bedrückend, beklemmendes und ich könnte mir die Wirkung als Film ziemlich gut vorstellen. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt, da doch die ein oder andere Frage offen bleibt.

Veröffentlicht am 09.01.2024

Explosives Thema

Silvester
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Die siebzehnjährige Ebba ist zum ersten Mal richtig verliebt, ihre große Liebe ist der gleichaltige Marlon. Damit auch ihre Eltern sich kennenlernen, schlagen sie vor, zusammen Silvester zu feiern. Heute ...

Die siebzehnjährige Ebba ist zum ersten Mal richtig verliebt, ihre große Liebe ist der gleichaltige Marlon. Damit auch ihre Eltern sich kennenlernen, schlagen sie vor, zusammen Silvester zu feiern. Heute ist es endlich soweit, denn es ist Silvester. Lisa, Ebbas Mutter, kommt bereits gestresst von der Arbeit nach Hause und als sie dann auch noch einen Anruf ihres Kollegen Tom erhält, dass im Medizinschrank des Hospiz eingebrochen wurde, könnte sie nervöser nicht sein. Es war nämlich ihre Karte, mit dem der Schrank geöffnet wurde. Doch bevor sie grübeln kann, klingelt es an der Tür. Vor ihr und ihrem Mann Mikael stehen Marlon und seine Eltern, diese allerdings sind ihnen bestens bekannt. Einst waren sie Freunde bis ein schicksalhafter Schlag sie traf. Um ihren Kindern einen Gefallen zu tun, reißen sie sich zusammen. Während der Abend fortschreitet, wird die Stimmung immer angespannter bis es zu einer verheerenden Katastrophe kommt.

Mit Silvester erschien Ende November das Debüt des schwedischen Autors Martin Österdahl. Mit skandinavischen Krimis und Thrillern kann man mich eigentlich immer catchen und auch Martin Österdahl schafft es schnell, mich in seinen Roman zu ziehen.
Österdahl schreibt klar und direkt, lässt hin und wieder die Perspektiven zwischen Tochter Ebba und Mutter Lisa wechseln und auch Lisas Kollege Tom taucht hin und wieder auf. Zwischendurch geht es dann noch zurück zu dem Ereignis der Vergangenheit und warum die einstigen Freunde heute keinen Kontakt mehr haben.
Die Spannung baut sich langsam und Stück für Stück auf, von der Vorspeise bis hin zum Dessert wird es immer fesselnder und tragischer. Das Menü steigert sich also kontinuierlich. Dachte ich zu Beginn noch, dass dies eher ein Spannungsroman denn ein Psychothriller ist, wurde ich doch noch eines besseren belehrt. Zuvor hatte ich schon verschiedene Stimmen gehört, dass man der Lösung recht früh auf die Spur kam und ja, das kann ich durchaus bestätigen. Trotzdem ist der Moment der Enthüllung wirklich schockierend. Österdahl widmet sich hier einem Thema, das durchaus sehr nahe gehen kann.
Die Stimmung im Buch heizt sich nach und nach auf, so richtig sympathisch ist hier eigentlich keiner. Am ehesten konnte ich noch Mutter Lisa verstehen und ihre Handlungen, gerade am Ende, haben in mir echt ein – Entschuldigung – WTF hervorgerufen. Doch bis dahin haben die einzelnen Charaktere mit einigen Konflikten zu kämpfen. Nicht nur die beiden Paare haben miteinander so einige Probleme, auch zwischen Lisa und ihrem Mann Mikael gibt es einige Schwierigkeiten. All das jedoch kommt erst nach und nach heraus und durch die geschilderten Ereignisse der Vergangenheit erfährt man erst den wahren Hintergrund.
Lisa scheint unheimlich nervös, schien einst mit schweren Depressionen gekämpft zu haben und ist auch jetzt oft darauf bedacht, wie sie anderen gegenüber wirkt. Ihr Mann Mikael hingegen ertränkt seine Probleme regelrecht im Alkohol und gibt sie dann auch lautstark kund. Der Gegensatz zu Marlons Eltern wirkte zunächst sehr krass, denn diese scheinen nicht nur äußerst selbstbewusst, nein, sie geben sich auch genau so, manchmal schon fast hochmütig. Es ist recht schwer das zu schildern, ohne zuviel zu verraten, doch all die Entwicklungen der Charaktere, selbst die der Teenager, haben etwas mit der Vergangenheit zu tun.
Mir hat die Darstellung der Charaktere unheimlich gut gefallen, denn Österdahl schafft es, diese glaubhaft und authentisch agieren zu lassen, gerade ab da, wo man beginnt die Wahrheit zu erkennen.

Mein Fazit: Schon im Prolog weiß der Leser, dass der Silvester Abend nicht für alle gut enden wird, was Österdahl aber dann auftischt ist wirklich schockierend. Zwar bleibt es über weite Teile des Buches recht ruhig, doch die innerliche Anspannung, gerade bei Protagonistin Lisa, ist durchweg spürbar, was auch den Leser hier bei der Stange hält. Zum Ende hin gibt es dann noch einen regelrechten Showdown, bei dem man nicht schnell genug vorblättern kann. Mit Silvester hat Österdahl einen atmosphärischen und auch bedrückenden Psychothriller geschrieben, den ich gerne an alle weiterempfehle, die gerne sich langsam steigernde Thriller mögen.

Veröffentlicht am 06.01.2024

Wohlfühlbuch

Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel
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Job verloren, Beziehung am Ende, so hatte sich Maya Bashir ihre Rückkehr in die Heimat eigentlich nicht vorgestellt. Doch bevor sie nach Hause fährt, macht sie einen Zwischenstopp bei der Party ihrer Freundin ...

Job verloren, Beziehung am Ende, so hatte sich Maya Bashir ihre Rückkehr in die Heimat eigentlich nicht vorgestellt. Doch bevor sie nach Hause fährt, macht sie einen Zwischenstopp bei der Party ihrer Freundin Kirsty. Die hat auch dick aufgefahren, sogar ein Nacktkellner sorgt für das Vergnügen der Ladys. Als dieser sich umdreht, kann Maya es nicht fassen, denn der Kellner ist ausgerechnet ihre erste große Liebe, Sam. Das bleibt allerdings nicht die einzige Begegnung, denn auch in der Heimat laufen sie sich ständig über den Weg. Denn Maya springt als Skilehrerin ein, genau in der Skischule, in der auch Sam arbeitet. Kein Wunder also, dass die beiden sich langsam wieder näher kommen.

Das Cover finde ich sehr gelungen und der Klappentext versprach gleich eine locker leichte Geschichte mit Humor und Liebe. Genau diese habe ich auch dann auch erhalten.

Schon der Einstieg war locker leicht und wir begegnen gleich den beiden Protagonisten Maya und Sam, deren Geschichte wir abwechselnd aus der Sicht der beiden erleben. Zoe Allison schreibt sehr flüssig, leicht und locker, mit der passenden Portion Humor und einem Händchen für witzige Dialoge.

Die Geschichte ist richtig schön cozy und perfekt für gemütliche Lesestunden bei Kakao und Kuscheldecke, denn die winterliche Atmosphäre kommt richtig gut raus. Die Handlung ist eher ruhig und zieht sich hin und wieder etwas in der Länge, gerade wenn es um die gemeinsame Vergangenheit zwischen Sam und Maya dreht. Dabei ist es aber so schön erzählt, dass es nicht langweilig wird. Natürlich konnte man hier so einiges vorhersehen, gerade wenn man häufiger Geschichten dieser Art liest, doch trotzdem habe ich mich beim Lesen wohlgefühlt.

Besonders gut gefielen mir die Momente in der Skischule und die Neckereien zwischen Sam und Maya. Diese sorgen zusätzlich für den ein oder anderen Lacher und Abwechslung. Auch die Beziehung zwischen Maya und ihrem Vater und Mayas Wunsch, immer seinen Vorstellungen zu entsprechen und sich mit der Schwester zu messen und auch Sams Beziehung zu Cat machen die Geschichte abwechslungsreich und sorgen für die nötige Tiefe. Die Botschaft dahinter ist klar, mach was dir gut tut und dich glücklich macht.

Maya ist eine unheimlich sympathische Protagonistin, liebenswürdig, offen, sie kann zuhören und unterstützen. Mit ihr wäre man gern befreundet und würde mit ihr zum Kaffee trinken ins Café gehen. Sam ist wie ein großer Bär, irgendwie süß und doch voller Unsicherheit. Die Liebesgeschichte der beiden war sehr Slow Burn, aber passte so perfekt.

Die Nebencharaktere sind genauso intensiv und liebevoll gezeichnet und ich mochte die meisten von ihnen.

Mein Fazit: mit Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel hat Zoe Allison einen schönen Wohlfühlroman für gemütliche Lesestunden geschrieben, der den Leser in die Welt der Protagonisten abtauchen lässt. Ich mochte das Buch unheimlich gern, auch wenn man vielleicht das ein oder andere hätte abkürzen können. Wer eine cozy Liebesgeschichte sucht, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 06.01.2024

Eine Reise in die Vergangenheit

König der Turniere
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Wir befinden uns in Europa im zwölften Jahrhundert. Gemeinsam mit seinen Kameraden reist der junge Ritter durch die Länder, um an Ritterturnieren teilzunehmen. Er ist nicht nur unheimlich geschickt, sondern ...

Wir befinden uns in Europa im zwölften Jahrhundert. Gemeinsam mit seinen Kameraden reist der junge Ritter durch die Länder, um an Ritterturnieren teilzunehmen. Er ist nicht nur unheimlich geschickt, sondern auch sehr wagemutig und mit seinem mutigen Auftreten weckt er nicht nur das Interesse der jungen Genovefa, sondern auch das Interesse der Turniermannschaft des englischen Königs. Gemeinsam mit seinen Lanzenreitern wird er in die Turniermannschaft aufgenommen. Auf seinen Wegen begegnet er immer wieder der jungen Frau, in die er sich heimlich verliebt. Doch diese Liebe ist aussichtslos, denn Genovefa ist bereits verheiratet. Allerdings ist dies nicht die einzige Gefahr, in die sich Erec begibt, denn er wird zu einem Spielball der Mächtigen.
Ich lese eher selten historische Romane, doch bei diesem hier weckte der Klappentext meine Neugier. Der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht, denn der Roman beginnt mit der Vorstellung vieler, völlig unterschiedlicher Charaktere. Das ist allerdings absolut notwendig, da man hier auf eine sehr komplexe Erzählung trifft, die eine gelungene Mischung aus Fiktion und wahren Begebenheiten enthält.
Der Schreibstil hat mir unheimlich gut gefallen, denn Autorin Juliane Stadler erzählt hier trotz Historie recht modern und bildgewaltig und ich hatte immer wieder den Eindruck, Erec und alle anderen auf ihren Reisen zu begleiten.
Dadurch, dass die Autorin sich zu Beginn Zeit nimmt, ihre Charaktere und deren Lebensumstände aufzuzeigen, beginnt das Buch auch eher ruhig. Auch wenn man immer wieder Erec bei seinen Turnieren begleitet, dauert es gute zweihundert Seiten, bis die Geschichte dann auch mehr Tempo bekommt. So habe ich für die ersten Seiten längere Zei fürs Lesen benötigt, als für gute dreiviertel des Buches. Denn ab da wird es dann abenteuerliche, man verfolgt Intrigen, Ritterkämpfen, verbotener Liebe und das alles mit einem sehr realen Hintergrund. Juliane Stadler widmet sich nämlich nicht nur den Abenteuern des jungen Erec, sondern auch der realen Geschichte des Königs Henri, der sich gegenüber seinen Vater und seinen Brüder durchsetzen muss.
Neben diesem schafft es die Autorin auch noch die Lebensumstände der Frauen in dieser Zeit darzulegen, denn egal wie klug und geschickt sie waren, was sie wünschten war Nebensache und wurde eher übergangen. Natürlich war es damals auch für homosexuelle Menschen extrem schwierig und auch das wird, wenn auch nebensächlich, authentisch geschildert.
Was die wirklichen Begebenheiten betrifft, kenne ich mich leider nur wenig aus, aber Juliane Stadler erzählt darüber in ihrem Nachwort, was auch noch einmal verdeutlich wie gut und dicht sie hier recherchiert hat.
Besonders gut gefallen haben mir Erec und Genovefa. Erec ist mutig und tapfer und scheut keinerlei Konfrontationen. Manchmal ist er zu wagemutig, doch genau da fiebert man auch besonders mit ihm mit. Seine Liebe zu seinem Pferd hat mich irgendwie besonders gepackt, denn was wäre denn ein Ritter ohne sein Ross?
Genofeva ist ihrer Zeit weit voraus, sie weiß zwar, dass sie sich fügen muss und doch schafft sie es, sich wenigstens ein wenig Freirau zu schaffen. Ich mochte diese lebendige und temperamentvolle junge Frau unheimlich gern und habe sie für ihre Stärke bewundert.
Neben diesen beiden gibt es noch zahlreiche Nebencharaktere, ab und an erleben wir auch aus deren Perspektiven das Geschehen. Insgesamt ist hier allerdings die Zeichnung der Charaktere authentisch und glaubhaft und man fühlt und fiebert mit oder hasst sie.
Mein Fazit: Dieses Buch ist nicht nur ein sehr gut gezeichneter historischer Roman, sondern besticht durch all das, was man hier erlebt. Kämpfe, Abenteuer, Intrigen, gesellschaftliches Ansehen verbotene Liebe und noch viel mehr wartet hier auf seine Leser. Mir haben es vor allem die Charaktere hier angetan, denn mit dem jungen Ritter Erec konnte man so manches Mal mitfiebern. Wer historische Romane liest, sollte hier unbedingt zugreifen.

Veröffentlicht am 21.12.2023

Aussergewöhnliches Märchen für Erwachsene

Weit über der smaragdgrünen See
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Die junge Tress lebt auf einer kleinen Felseninsel namens Diggenspitze mitten in der smaragdgrünen See. Den Bewohnern ist es nicht gestattet, die Insel zu verlassen und Tress aufregendstes Hobby ist das ...

Die junge Tress lebt auf einer kleinen Felseninsel namens Diggenspitze mitten in der smaragdgrünen See. Den Bewohnern ist es nicht gestattet, die Insel zu verlassen und Tress aufregendstes Hobby ist das Sammeln von Tassen und dem Zuhören, wenn ihr Freund Charlie ihr Geschichten erzählt. Doch dann soll Charlie, der der Sohn des Herzogs ist, auf Brautschau gehen. Doch zwischen Tress und Charlie ist mehr als nur Freundschaft und so schwört er ihr, keine Braut zu wählen. Tress wartet auf Charlies Rückkehr, doch als das Schiff des Herzogs zurückkehrt, fehlt Charlie. Tress schwört, ihn zu finden und macht sich auf die verbotene Reise und muss dabei vielen Gefahren trotzen.
Mittlerweile ist Brandon Sanderson für mich ein Garant für tolle Fantasygeschichten und so war ich unheimlich neugierig auf dieses Buch. Dessen Gestaltung und die tollen Illustrationen im Innenteil haben mir sehr gefallen und regten die Fantasie noch einmal mehr an.
Der Einstieg fällt dank des leichten Schreibstils sehr leicht, dabei hat dieser hier einen absolut märchenhaften Ton, der zu dieser Geschichte richtig gut passt. Interessant ist hier auch die ungewöhnliche Erzählweise, bei der der Autor zwar einen Ich-Erzähler wählt, der aber eher eine Nebenfigur auf Tress' Reisen ist. Dieser wendet sich während der Geschichte immer wieder an sein Publikum, dem Leser, was bestimmte Passagen hervorhebt und eindringlicher werden lässt.
Sanderson ist ein Meister des Worldbuildings und ich konnte Tress' Abenteuer förmlich vor mir sehen, ebenso wie die unterschiedlichen Charaktere. Ich sah die karge Felseninsel, das grüne Meer, Piraten, Drachen und vieles mehr. Interessant war auch die Idee, das Meer gefährlich werden zu lassen, indem es nicht aus Wasser, sondern aus Sporen besteht. Diese reagieren auf unterschiedliche Art mit Wasser bzw mit Flüssigkeit im Allgemeinen und sind letzten Endes dadurch tödlich.
Insgesamt wechseln sich hier Momente voller Spannung und ruhige Passagen ab. Mir persönlich dauerten die ruhigen Passagen teilweise zu lang, was mich zwischendurch immer wieder abschweifen ließ. Das allerdings macht er mit seinen vielen und auch neuen Ideen dann wieder wett und macht trotz der Magie alles auf seine Weise klar und logisch.
Ganz besonders gut gefiel mir die Protagonistin Tress, die zu Beginn eher ruhig und schüchtern wirkte. Aufgrund ihrer Herkunft, dieser kleinen Felseninsel, ist sie recht naiv, umso mehr konnte sie mich mit unvorhersehbaren Handlungen immer wieder überraschen und ihre Entwicklung war einfach gelungen. Von den zahlreichen Nebencharakteren bekommen übrigens nur die wichtigsten Namen, was sie auf bestimmte Weise hervorhebt.
Mein Fazit: Brandon Sanderson besticht auch hier wieder mit seinem Talent, fremde Welten entstehen zu lassen und diese bis ins kleinste Detail zu durchdenken. Für die Entwicklung seiner Protagonistin nimmt er sich Zeit, was zwar wichtig ist und logisch, mir aber leider etwas zu langatmig war. Trotzdem ist dieses Buch etwas besonderes und etwas anderes und wirkte dadurch auch einfach ungewöhnlich. Ich könnte mir vorstellen, dass der ungewöhnliche Schreibstil nicht jedem gefallen wird und empfehle eine Leseprobe. Ansonsten ist Weit über der smaragdgrünen See ein atmosphärisches Märchen voller neuer Ideen und einer sehr sympathischen Protagonistin.