Sehr subtil
Die MutterÜber ein Mütterforum haben sie sich kennengelernt: die Mai-Mütter. Seitdem treffen sie sich einmal in der Woche im Park, dabei verbindet sie alle eigentlich nur eines, ihre Babies. Doch es entstehen dabei ...
Über ein Mütterforum haben sie sich kennengelernt: die Mai-Mütter. Seitdem treffen sie sich einmal in der Woche im Park, dabei verbindet sie alle eigentlich nur eines, ihre Babies. Doch es entstehen dabei auch Freundschaften und als die Mütter beschließen, einmal eine Auszeit zu nehmen und sich ohne Babies zu treffen, sind alle begeistert. Alle bis auf die alleinerziehende Winnie, doch diese wird so lange von den anderen bekniet, bis sie zustimmt und ihren kleinen Sohn Midas für einen Abend bei einer Babysitterin lässt. Winnie trifft sich mit den anderen Müttern, scheint den Abend aber nicht richtig genießen zu können. Als sie zu Hause ankommt, ist das unaussprechliche Geschehen, Midas wurde entführt und es fehlt jegliche Spur des Säuglings. Dies bringt die Mütter dazu, eigene Nachforschungen zu stellen, doch es scheint, als hätte die ein oder andere von ihnen etwas zu verbergen.
Meine Meinung
Das Cover ist schlicht und bei diesem Buch war es vor allem der Klappentext, der mich unglaublich neugierig macht. Selber Mutter zweier Kinder war allein der Gedanke daran, dass man eins meiner Babies hätte entführen können, mehr als beängstigend.
Der Beginn lässt gleich den Schluss zu, dass bei einer der Mütter etwas schlimmes geschehen ist, doch um wen es sich dabei handelt, erfährt man zunächst nicht. Nach dem Einstieg und das erste Treffen der völlig unterschiedlichen Mütter bekommt man als Leser einen recht guten Überblick über die verschiedenen Persönlichkeiten. Gerade dieser Aspekt des Mutterseins in unserer Zeit hat die Autorin sehr überzeugend herübergebracht. Da sind die schlaflosen Nächte, die Angst um das Finanzielle, aber auch die Angst nur noch Mutter zu sein und sich selbst zu verlieren. Damit hat die Autorin wohl so gut wie jede Mama mit in die Geschichte integriert und auch ich konnte mich bei dem ein oder anderen Aspekt durchaus wiederfinden.
Auch der Schreibstil liest sich leicht und flüssig, dabei ist es hier gar nicht so das Tempo, das hier an den Roman fesselt, sondern eher das Bedürfnis, zu erfahren, was wirklich mit dem Baby Midas geschehen ist. Die Geschichte landet dann auch recht schnell in den Medien und es ist sehr realistisch, in welche Richtungen all das abdriftet, z. B. die Verurteilung der Medien, dass die Mütter einfach mal einen Abend sie selbst sein wollten und nicht nur Mama.
Aus verschiedenen Perspektiven der Mütter erzählt die Autorin, wie jede einzelne von ihnen zum einen mit dem Verschwinden des Säuglings umgeht, zum anderen, wie sie selber empfinden. Die meisten Perspektiven werden dabei durch den dritte Person Erzähler dargestellt, bis auf eine, die in der Ich-Form erzählt. Wer die Ich-Erzählerin ist, bleibt jedoch lange unbeantwortet. Das machte so neugierig und lädt geradezu dazu ein, mitzurätseln.
Die Charaktere, bei denen vor allem drei Mütter, Colette, Francie und Nell und ein Vater in Mutterzeit, Token, im Mittelpunkt stehen, bekommen nach und nach eine deutliche Persönlichkeit. Allerdings sind diese Perspektivwechsel gerade zu Anfang recht verwirrend und ich brauchte ein wenig Zeit, die einzelnen Persönlichkeiten auseinanderhalten zu können. Eins haben auf jeden Fall alle Charaktere gemeinsam, sie haben Geheimnisse. Was mich hier besonders überraschte, dass man von der Mutter des Babies Midas nur sehr wenig zu erfahren scheint. Aber auch hier bekommt alles ganz langsam eine Auflösung.
Mein Fazit
Alles in allem konnte mich Aimee Molloy mit ihrem Roman überzeugen. Zwar ist es gerade am Anfang noch verwirrend, doch die Autorin schafft es sehr gut, die scheinbar losen Fäden aufeinander zuzuführen und letzten Endes zu verbinden. Dabei nimmt die Autorin durchaus auch Kritik an der Gesellschaft und den Medien, die schnell dabei sind, die Mütter zu beurteilen und auch ein wenig zu verurteilen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und auch wenn es nicht vor Action und Tempo strotzt, konnte ich es erst nach dem Beenden aus der Hand legen. Sehr lesenswert!