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Veröffentlicht am 06.03.2019

Grundsolider Krimi

Moses und das Schiff der Toten
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Als in den frühen Morgenstunden auf einem Spielplatz eines Hamburger Parks ein toter, nackter Mann auf einer Bank sitzend vorgefunden wird, wird Stefan Moses als leitender Ermittler hinzugezogen. Nicht ...

Als in den frühen Morgenstunden auf einem Spielplatz eines Hamburger Parks ein toter, nackter Mann auf einer Bank sitzend vorgefunden wird, wird Stefan Moses als leitender Ermittler hinzugezogen. Nicht nur, dass es keinerlei Zeugen für den Mord gab, auch sonst ist der Fall äußerst bizarr, denn der Mann ist ertrunken und in seiner Lunge befindet sich Salzwasser und noch weitere erschreckende Details kommen zu Tage. Gemeinsam mit der neuen Kollegin Katja Helwig beginnt Moses nach Spuren zu suchen.
Meine Meinung
Das Cover hat mir gleich auf den ersten Blick gut gefallen, gerade die Blautönen erwecken Interesse und Neugier.
Ziemlich schnell ist man gemeinsam mit dem Ermittler und Protagonisten des Krimis, Stefan Moses in den Fall eingestiegen. Der Schreibstil liest sich leicht und sehr flüssig, dabei verschont uns der Autor zum großen Teil mit grausigen Details, lässt aber durchaus auch kleinere Momente einfließen, die ein wenig ekelhaft waren. Trotzdem ist dies ein Krimi, der auch für zartbesaitetere Leser geeignet ist und spannende Unterhaltung bietet.
Denn der Fall an sich ist wirklich geschickt und durchdacht aufgebaut. Gerade zu Beginn tappt man noch ziemlich im Dunkeln und kann, genau wie die Ermittler sich so nach und nach mehr Gedanken über die Hintergründe machen. Die Ermittlungen rund um den Fall sind hier ganz klassisch aufgebaut und man begleitet in erster Linie Moses auf seinem Weg. Hin und wieder gab es kleinere Längen, die aber dank des sehr guten Schreibstils schnell weggelesen waren. Zum Ende hin steigert sich die Spannung wieder und der Fall gibt ein logisches Gesamtbild. Das ganze hatte so ein bisschen was von Tatort in Buchform.
Der Fall wird von einem dritte Person Erzähler beschrieben, der uns in erster Linie die Perspektive des Kommissars Stefan Moses wiedergibt. Dadurch ist man natürlich hautnah an den Ermittlungen beteiligt und kann auch den Ermittler näher kennenlernen. Auch von seinem Privatleben kann man hier schon das ein oder andere Detail kennenlernen, so dass Moses noch eine Spur lebendiger wird.
Stefan Moses war ein sehr interessanter Charakter, der mir hier richtig gut gefallen hat. Er ist ein nach außen hin verschlossen wirkender Mann, der aber nach innen doch so einiges an Einfühlungsvermögen besitzt. Als afrikanisch stämmiger Deutscher hat er es nicht immer so leicht und muss sich doch immer wieder mit Vorurteilen seiner Mitmenschen herumschlagen. Bisher blieben diese Konflikte aber noch eher Nebensache und Moses geht doch ganz klar mit den Vorurteilen um. Dafür muss ich allerdings sagen, dass ich die weiteren Ermittler und auch den Polizeichef als zu stereotyp empfunden habe. Der überkandidelte Chef, der Hacker, der Angraber, die Mutter und die quertreibende Neue, die doch sehr clever ist. Von ihnen war mir noch alles zu blass und zu sehr bekannt, aber da ich hier davon ausgehe, Moses in nächster Zeit häufiger zu begegnen, kann sich da ja immer noch etwas tun.
Mein Fazit
Ein von Anfang bis Ende grundsolider Krimi, der mich für ein paar Stunden gut unterhalten hat. Gerade der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und auch der Fall an sich war spannend. Lediglich die Charaktere blieben mir noch ein wenig blass, aber da kann sich ja noch die ein oder andere Überraschung verstecken. Protagonist Moses war hier auf jeden Fall sympathisch und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit dem Ermittler.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Götter in Paris

Gold und Schatten
4

Die sechzehnjährige Livia ist gerade gemeinsam mit ihren Eltern frisch nach Paris gezogen. Bei einer Erkundungstour durch die Stadt und deren Museen begegnet sie Maél, der sie gleich mit seinem Bad Boy ...

Die sechzehnjährige Livia ist gerade gemeinsam mit ihren Eltern frisch nach Paris gezogen. Bei einer Erkundungstour durch die Stadt und deren Museen begegnet sie Maél, der sie gleich mit seinem Bad Boy Look und seiner etwas düsteren Art einwickelt. Doch gleichzeitig hält er Livia auf Abstand, was sie doch verwirrt. Aber was noch viel verwirrender für sie ist, sind die merkwürdigen Vorkommnisse, die sie plötzlich umgeben. Denn auf einmal kann Livia die Gedanken der Pflanzen um sich herum wahrnehmen und ja, sie kann sogar mit ihnen reden. Zunächst glaubt sie noch, den Verstand zu verlieren, doch so nach und nach offenbaren sich ihr immer mehr Geheimnisse. Was aber wirklich hinter all den merkwürdigen Vorkommnissen steckt, ist ein Geheimnis, mit dem sie niemals gerechnet hätte.
Meine Meinung
Als alter Coverjunkie ist mir das Cover von Gold und Schatten gleich auf den ersten Blick aufgefallen, denn es ist wirklich schön gestaltet.
Da Livia neu in Paris ist, hat man dann gleich zu Beginn die Gelegenheit, gemeinsam mit ihr die Stadt zu erkunden und einen ersten Blick auf all die Ereignisse zu werfen. Dadurch gelingt der Einstieg sehr einfach und schnell und man wird ganz schnell in die Geschichte gezogen. Was allerdings auch dem wirklich wunderbaren Schreibstil der Autorin Kira Licht geschuldet ist, denn sie hat mich wirklich mit ihrem locker leichten und humorvollen Schreibstil fesseln und packen können. Sie erzählt locker und leicht und ihre Dialoge haben mich so manches Mal zum Lachen gebracht. Also wirklich super Unterhaltung zum Abtauchen und Abschalten.
Die Geschichte ist eine wirklich tolle Mischung aus Göttergeschichte der Antike und Urban Fantasy. Bekannte Gestalten wie Hades, Aphrodite, Hermes und mehr tauchen hier so natürlich auf, als wäre es ganz natürlich, dass sie so durch unsere Welt wandeln. Als Leser erkundet man hier nicht nur die Götterwelt und das heutige Paris, sondern wird auch mit Livias Geheimnis konfrontiert, von dem sie selber auch nicht die geringste Ahnung hat. Erst bei ihrem Zusammentreffen mit Maél wird klar, dass da deutlich mehr hintersteckt. Was, verrate ich an dieser Stelle allerdings nicht.
Aus der Ich-Perspektive erleben wir die Ereignisse durch Livia. Als Leser ist man hier genauso ahnunglos wie die Protagonistin und hat dadurch die Gelegenheit, sich gemeinsam mit ihr auf die kommende Ereignisse vorzubereiten.
Auch mit den gewählten Charakteren konnte Kira Licht bei mir punkten. Livia, äußerlich lieb und brav und unschuldig wirkend, hat eine ganz schlagfertige Ader. In Dialogen haben mich ihre Konter so manches Mal zum Lachen gebracht. Auch sonst ist sie absolut sympathisch und man fiebert, vor allem zum Ende hin, gut mit ihr mit. Auch ihr männliches Pendant Maél war mir sympathisch und hinter der Bad Boy Fassade steckt ein sehr sympathischer junger Mann, der doch so einige Geheimnisse noch zurückhält, sich aber Livia gegenüber doch langsam öffnet.
Neben den beiden gibt es eine ganze Menge weiterer Personen, die mich begeistern konnten, wie z. B. Livias neue Freundinnen an der Schule, eine kleine Motte mit dem Namen Evangéline, ein Götterbote uvm. Sie lockern die Stimmung auf, sorgen für Abwechslung und Spannung und machen die Geschichte lebendig.
Mein Fazit
Mit Gold & Schatten ist Kira Licht ein lockerer, aber auch spannender Einstieg in ihre Dilogie gelungen. Ich habe mich bei dieser Geschichte von der ersten Seite an sehr gut unterhalten gefühlt und habe mitgehofft, mich mit verliebt, mitgelacht und mitgezittert. Allem voran ist es der Schreibstil der Autorin, der mir richtig gut gefallen hat, denn sie lockert ihre Geschichte mit sehr viel Humor auf. Das Ende lässt mich gespannt auf den zweiten Band zurück. Tolle Jugendfantasy mit Herz und Humor, die mir rundum gefallen hat.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Absolut verstörend

Liebes Kind
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Mitten im Wald steht eine einsame Hütte, Fenster und Türen sind fest verschlossen und lediglich ein »Zirkulationsapparat« sorgt dafür, dass Sauerstoff in die Hütte gelangt. Denn in der Hütte leben Lena ...

Mitten im Wald steht eine einsame Hütte, Fenster und Türen sind fest verschlossen und lediglich ein »Zirkulationsapparat« sorgt dafür, dass Sauerstoff in die Hütte gelangt. Denn in der Hütte leben Lena und ihre Kinder, hier sind sie sicher vor den Gefahren des Lebens. Der Vater versorgt sie mit Lebensmitteln und hat ihren Tag absolut durchgeplant, selbst die Toilettengänge erfolgen zu einem vorher bestimmten Zeitpunkt. Aber was wäre wenn es den Bewohner der Hütte gelingen würde, zu entkommen?
Meine Meinung
Das eher schlichte Cover dieses Thrillers weckte schnell meine Aufmerksamkeit. Durch den sehr mitreißenden Schreibstil gelang dann auch der Einstieg mühelos, zumal Romy Hausmann ihre Leser hier gleich mitten ins Geschehen wirft und mit ihrem ersten Satz schon den ersten Schockmoment lieferte.
Der Schreibstil ist sehr eingehend und eindringlich, dabei flüssig zu lesen und so fesselnd, dass ich das Buch an nur einem Abend inhaliert habe. Mit ihren Worten entwickelt sie nach und nach eine sehr intensive, beängstigende und beklemmende Atmosphäre, die einen Sog auf mich ausübte.
Die Autorin arbeitet hier ganz geschickt mit unterschiedlichen Erzählebenen, sie wechselt nicht nur die Perspektive, sondern arbeitet mit Rückblicken, in denen der Leser nur bruchstückhaft der Lösung der Geschichte entgegenblickt. Nach und nach baut sich ein Bild zusammen, das nicht nur erschreckend und verstörend wirkt, sondern auch vorstellbar ist. Was hier aber ganz besonders geschickt dargestellt wurde, ist psychologische Seite dieser Geschichte.
Gerade die verschiedenen Perspektiven, die alle in der Ich-Form geschrieben sind und somit den Leser dicht an die Charaktere und deren Erlebnisse heranführen, machen die Geschichte glaubwürdig und erschreckend realistisch. Wir erleben die Geschichte durch die Augen Lenas, Lenas Tochter Hannah und Lenas Vater Matthias. Jeder von ihnen erlebt die Ereignisse anders und man fühlt mit jedem einzelnen von ihnen mit.
Ganz besonders spannend war die Darstellung dieser einzelnen Charaktere. Romy Hausmann zeichnet jeden einzelnen intensiv, facettenreich und glaubwürdig. Man darf als Leser ihre Gedanken verfolgen und sieht so nach und nach, was sie wirklich durchmachen oder erleben mussten. Allen voran die Geschichte des Mädchens Hannah machte mich sehr betroffen und ihr zuzuhören oder ihre Gedanken zu verfolgen, lösten in mir ein absolut beklemmendes Gefühl aus.
Mein Fazit
Ich kann kaum glauben, dass es sich bei diesem Buch um ein Debüt handelt, denn Romy Hausmann schreibt absolut dicht und glaubwürdig. Man kann ihre Charaktere intensiv miterleben, indem man nicht nur ihre Handlungen verfolgt, sondern auch ihre Gefühle und Gedanken kennenlernt. Ein spannender und auch auf psychologischer Ebene dichter Thriller, der mich nicht so schnell losgelassen hat. Schockierend, beklemmend, beängstigend, aber extrem spannend und fesselnd.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Ein Muss für Fantasyfans

Zorngeboren - Die Empirium-Trilogie
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Eine Prophezeiung hat sie vorhergesagt, zwei Königinnen, die in der Lage sind, die sieben verschiedenen Arten der Elementarmagie beherrschen zu können, die eine ist die Sonnenkönigin des Heils, die andere ...

Eine Prophezeiung hat sie vorhergesagt, zwei Königinnen, die in der Lage sind, die sieben verschiedenen Arten der Elementarmagie beherrschen zu können, die eine ist die Sonnenkönigin des Heils, die andere die Blutkönigin der Zerstörung. Doch die junge Rielle Dardenne ist es genau mit dieser Magie gelungen, den Kronprinzen zu retten. Nun steht sie vor sieben schweren Prüfungen, um zu beweisen, dass sie die Sonnenkönigin ist. Tausend Jahre später lebt die Kopfgeldjägerin Eliana Ferracora und auch sie verfügt über magische Fähigkeiten, die sie jedoch verheimlicht. Über das Land herrscht das Imperium, dessen Machenschaften düster und brutal sind, doch über welche Kräfte sie wirklich verfügen, ahnen selbst die Gegner des Imperiums nicht. Als Elianas Mutter eines Tages spurlos verschwindet, setzt die junge Frau alles daran, sie wiederzufinden. Doch nicht nur Elianas Mutter verschwindet, denn irgendjemand scheint Frauen zu entführen und das immer mehr und immer schneller.
Meine Meinung

Als Coverliebhaberin fiel mir dieses traumhaft schön gestaltete Cover sofort auf und die Geschichte dahinter klang spannend und anders. Genau diese Geschichte habe ich auch mit “Zorngeboren” erhalten.
Autorin Claire Legrand beginnt ihre Geschichte höchst ungewöhnlich, denn der Prolog scheint zugleich das Ende der Geschichte, zumindest eines der beiden Handlungsstränge, zu sein. Ohne Umschweife befindet sich der Leser hier mitten im Geschehen und so manches hat mich hier zu Beginn regelrecht verwirrt und jede Menge Fragen aufgeworfen. Aber genau all diese Fragen, die mir durch den Kopf schwirrten, machten mich auch unheimlich neugierig auf das Gesamtbild. Nach und nach versteht man immer mehr, worum es hier geht und wird völlig von der Handlung eingenommen. Claire Legrand erzählt sehr flüssig und absolut bildgewaltig. Für die Zielgruppe ab vierzehn Jahren zwar durchaus geeignet, aber auch so anspruchsvoll, dass auch der erwachsene Leser hier in eine tiefsinnge, durchdachte Welt, die immer lebendiger wird, abtauchen kann. Es gibt Kämpfe, Prüfungen, Intrigen, ein wenig Liebe und wenn man meint, man ahnt, wohin die Autorin mit ihrem Leser möchte, bringt sie eine neue, verblüffende Wendung. Dadurch schafft sie es aber auch permanent die Spannung aufrecht zu halten.
Aus zwei wechselnden Perspektiven verfolgt der Leser hier die Geschichte der beiden Frauen Rielle und Eliana, die auf den ersten Blick nicht nur von über tausend Jahren voneinander getrennt zu sein scheinen, sondern auch in völlig verschiedenen Welten leben. Während in Rielles Welt Magie alltäglich ist, ist die Welt Elianas hart und kalt und Magie nur ein Märchen. Doch letzten Endes hat Claire Legrand hier etwas eigenes und besonderes erschaffen.
Auch die Charaktere wissen zu überzeugen und war ich zu Beginn noch felsenfest davon überzeugt, wer bzw. wie Rielle ist, bin ich mir zum Schluss gar nicht mehr so sicher. Insgesamt hat die Autorin ihre Charaktere sehr lebendig und glaubhaft dargestellt. Sowohl Rielle als auch Eliana sind nicht nur voller Magie, sondern auch sonst kämpferisch, mutig und tapfer. Beide würden für die Menschen, die sie lieben, alles tun und über Leichen gehen. Auch die Nebencharaktere sind facettenreich und selten vorhersehbar, jeder von ihnen bekommt seinen Raum für ein glaubwürdiges Bild und auch die Gegner sind nicht das, was man ihrem Namen nach vermuten würde.
Mein Fazit

Eine Rezension, die mir gar nicht so leicht fiel, denn ich wollte hier so viel erzählen und doch nichts verraten. Claire Legrand hat mich nicht nur mit ihrem bildgewaltigen Schreibstil überzeugen können, sondern auch mit ihren Charakteren und dem gesamten Worldbuilding. Wer glaubt, auf einem sicheren und vorhersehbaren Weg zu sein, der könnte sich vielleicht auf dem Holzweg befinden. Sicherlich ist der Beginn nicht ganz so leicht, da man einfach sehr viele Eindrücke auf einmal erhält. Doch vieles wird noch aufgeklärt und gibt ein logisches Gesamtbild. Natürlich behält sich die Autorin auch vor, noch einige Fragen für ihre nächsten Bände offen zu lassen. Eine großartige Geschichte, bildgewaltig erzählt und ein absolutes must read für alle Fantasyfans.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Grausame Zeit

1793
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Als zwei Kinder beim Spielen in einem See, der gleichzeitig für Schlachtabfälle und Ableitungen der Fäkalien genutzt wird, eine Leiche entdecken, eilen sie sofort zu Mickel Cardell. Dieser schafft es, ...

Als zwei Kinder beim Spielen in einem See, der gleichzeitig für Schlachtabfälle und Ableitungen der Fäkalien genutzt wird, eine Leiche entdecken, eilen sie sofort zu Mickel Cardell. Dieser schafft es, die grausam entstellte und verstümmelte Leiche zu bergen und lässt die Stadtwache rufen. Cecil Winge, der bei der Stockholmer Polizei für seinen Scharfsinn bekannt ist, wird hinzugezogen. Gemeinsam mit Cardell beginnt er, dem ganzen auf die Spur zu gehen, doch hinter welch menschliche Abgründe er dabei noch blicken wird, hätte auch Winge nie gerechnet.
Meine Meinung
Eigentlich lese ich ja nur selten mal einen historischen Roman und wenn, dann meist Bücher aus dem letzten Jahrhundert. Doch die Mischung des Debütromans aus der Feder von Niklas Natt Och Dag machte mich sehr neugierig.
Ich muss zwar zugeben, dass ich mich ein wenig an den Stil des Autors gewöhnen musste und zu Beginn etwas Zeit benötigte, um in den Roman zu finden, doch schon bald konnte mich Niklas Natt Och Dag fesseln. Sprachlich findet man sich schon nah an der Zeit, von der er schreibt und das macht das Gelesene realer, zumal er sich hier wohl auch auf tatsächlich stattgefunde Ereignisse beruft. Er schreibt direkt und recht bildlich und das ließ mich so manch einen Gänsehautmoment erleben. Also für schwache Nerven ist es wohl nicht unbedingt geeignet.
Unterteilt ist der Roman in vier Teilen, passend zu den Jahreszeiten des Jahres 1793. Dabei kamen mir der erste und letzte Teil wie ein Rahmen um die beiden Mittelstücke vor, wie eine Umarmung der Grausamkeiten. Die Perspektiven wechseln in den einzelnen Abschnitten, was dem Leser einen guten Überblick schafft und die bis dato dargelegten Puzzlestücke langsam zu einem Gesamtbild werden lässt. Brutalität und Grausamkeiten, Entstellungen und Entbehrungen, der Autor packt hier einfach alles mit in den Roman und lässt dadurch die dargestellte Zeit lebendig werden. Ich kenne mich leider mit den historischen Fakten aus der Zeit nur wenig aus, hatte aber hier durchaus den Eindruck, dass der Autor sehr viel Wert auf eine korrekte Darstellung legt. Nimmt man all das zusammen, hat man einen sehr spannenden und vor allem eindrücklichen Roman, der auch nach dem Lesen noch nachdenklich stimmt.
In den unterschiedlichen Abschnitten stehen auch unterschiedliche Personen im Vordergrund. Gerade der zweite Abschnitt hat mich mehrfach schlucken lassen, denn hier wählt der Autor eine besondere Art der Erzählung. Hier lässt er seinen Protagonisten in der Briefform von seinen Erlebnissen erzählen und diese haben es wirklich ganz schön in sich. Aber auch die anderen drei Abschnitte, die in dritter Person erzählt werden, lassen den Leser einen guten Blick auf das Geschehen.
Die Personen sind äußerst facettenreich und lebendig. Seien es der Kriegsveteran Mickel Cardell oder der Polizist Cecil Winge, man konnte sie kennenlernen und verstehen und gerade Winges Schicksal machte betroffen. Doch in diesem Roman hat jeder Charakter sein Päckchen zu tragen und man verspürt beim Lesen immer wieder einen Kloß im Hals. Alles in allem bin ich begeistert von den Figuren, die der Autor hier erschaffen hat und den Gesamteindruck des Romans noch einmal mehr positiv erscheinen lassen.
Mein Fazit
Mit 1793 hat Niklas Natt Och Dag einen wirklich beeindruckende Debütroman vorgelegt, der mit einer lebendigen Darstellung der Zeit und einer dichten Recherche punkten kann. Auch seine Charaktere wirken greifbar und authentisch. Vor Grausamkeiten und schockierenden Momente macht der Autor keinen Halt, so dass man hier manches Mal einen Kloß im Hals hatte. Lediglich beim Einstieg hatte ich leichte Probleme, was allerdings auch mit daran liegt, dass ich eher selten historische Romane aus der Zeit lese. Alles in allem sehr lesenwert!