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Veröffentlicht am 07.11.2017

Guter Trilogiebeginn

Die Zwölf Könige
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Die neunzehnjährige Çeda lebt in Sharakhai und während sie am Tage eine eher unscheinbare Persönlichkeit zu sein scheint, wird sie in der Arena zu einer gefährlichen Gegnerin. Als weiße Wölfin ist sie ...

Die neunzehnjährige Çeda lebt in Sharakhai und während sie am Tage eine eher unscheinbare Persönlichkeit zu sein scheint, wird sie in der Arena zu einer gefährlichen Gegnerin. Als weiße Wölfin ist sie dort bekannt und ist nur schwer zu schlagen. Neben den regelmäßigen Kämpfen arbeitet sie noch als Botin für den Arenabesitzer Osman, doch ihr eigentliches Ziel ist ein ganz anderes. Bereits mit acht Jahren wurde sie zu einer Waise, als man ihre Mutter vor den Toren der Stadt erhängte. Seitdem kann sie nur an eines denken: an Rache. Doch die, an die sie sich rächen will, sind nicht allzu leicht zu erreichen, denn es sind die zwölf Könige, die seit vierhundert Jahren über Sharakhai herrschen. Auf ihrem Weg der Rache sucht und findet Çeda Verbündete, darunter auch einige eher zwielichtige Gestalten. Dabei kommt sie dem Geheimnis, warum ihre Mutter sterben musste immer näher und muss feststellen, dass sich da viel mehr hinter verbirgt, als sie jemals geglaubt hätte.
Meine Meinung:
Dieses Fantasybuch wurde bereits in vielen Fachkreisen hoch gelobt und auch mir brachte diese Fantasygeschichte spannende Lesestunden. Der Einstieg fiel leicht, da die Geschichte mittendrin startet und man gleich an einem der Kämpfe Çedas teilnimmt. Dazu kommt ein wirklich fesselnder und mitreißender Schreibstil, der, auch wenn es eher in Richtung High Fantasy geht, modern und flüssig zu lesen ist. Sprachlich wirkt es eher klar und schnörkellos.
Wie bereits erwähnt, ist schon der Einstieg sehr spannend gehalten und man befindet sich gleich mitten im Geschehen. Doch dann bremst der Autor sein Tempo und nimmt sich Zeit, seine Charaktere und auch seine Welt vor- und darzustellen. Man lernt hier so einiges über Sharakai kennen und kann auch nach und nach die Protagonistin einschätzen. Das wirkte ein wenig langatmig, dank des Schreibstils aber nicht langweilig und dann beginnt auch der Autor wieder die Spannung zu steigern. Irgendwann war ich dann völlig in diese ferne Welt abgetaucht und hatte klare Bilder vor Augen.
Der Autor entwirft mit der Stadt Sharakai und dem drumherum ein sehr gelungenes Weltbild. So hat man durchaus das Gefühl einer längst vergangenen Zeit beizuwohnen, die allerdings auch orientalisch angehaucht ist. Eine Wüstenstadt, die eine ganz eigene Welt verkörpert und gerade durch die geheimnisvollen Herrscher unglaublich spannend und fremd wirkt. Alles in allem konnte ich die Welt klar und deutlich vor mir sehen.
Durch einen personellen Erzähler in der dritten Person lernt man die Charaktere und die Welt kennen. Dabei wechselt dieser auch durchaus mal die Perspektiven, allerdings steht hier die junge Ceda deutlich im Mittelpunkt. Während man also zum großen Teil Çeda begleitet, bekommt man auch immer wieder Rückblenden aus Çedas Vergangenheit, in der man auch Çedas Mutter kennenlernt und auch mitverfolgt, was damals geschehen ist.
Bei den Charakteren merkt man deutlich, wie gut sie durchdacht wurden. Sie sind aussergewöhnlich und stecken voller Überraschungen, dabei sind sie facettenreich und haben sehr viel Persönlichkeit. Çeda ist hier klar gezeichnet und je mehr man auch von ihrer Vergangenheit erfährt, desto mehr kann man sie verstehen. Sie ist mir durchaus ans Herz gewachsen und ich konnte sie absolut verstehen. Sie behält ihren Weg klar bei und ist dabei durchaus hartnäckig und auch sonst wirkt sie sehr selbstbewusst, allein schon bei ihren Kämpfen in der Arena beweist sie immer wieder, was wirklich alles in ihr steckt.
Ihr bester Freund Emre begleitet sie schon seit ihrer Kindheit und die Beiden leben in einer gemeinsamen Wohnung. Er scheint so etwas wie ein Bruder für Çeda zu sein und doch gibt es immer mehr, durch das die eigentliche Beziehung der Beiden leidet.
Doch neben den Beiden gibt es noch eine ganze Menge mehr Charaktere, die hier wichtige Rollen im Geschehen spielen. Da wäre z. B. Ramahd dessen Geschichte mich sehr eingenommen hat und hier durchaus wichtig für das Gesamte wird.
Mein Fazit:
Eine sehr tiefgehende Geschichte, bei der man immer mehr ins Schwanken zwischen Gut und Böse gerät, nichts ist einfach nur schwarz oder weiß, sondern voller Facetten und man muss deutlich nachdenken, wem man vertraut. Eine Geschichte voller Intrigen und aussergewöhnlichen Figuren und allem voran eine komplett vorstellbare und durchdachte Welt, deren Setting im Orientalischem noch einmal mehr für etwas anderes sorgt. Der Einstieg kann auf den ein oder anderen etwas lang wirken, doch es lohnt sich hier auf alle Fälle am Ball zu bleiben, denn man wird mit einer facettenreichen Geschichte belohnt, die auf eine spannende Fortsetzung hoffen lässt.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Tolles Debüt

Angstmörder
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Nicholas Meller, Rechtsanwalt und eher ein kleines Licht unter den Strafverteidigern, ist auf der Suche nach einer Referendarin. Als sich die junge Nina bei ihm bewirbt, ist er im ersten Moment perplex, ...

Nicholas Meller, Rechtsanwalt und eher ein kleines Licht unter den Strafverteidigern, ist auf der Suche nach einer Referendarin. Als sich die junge Nina bei ihm bewirbt, ist er im ersten Moment perplex, denn obwohl sie wie auf dem Foto aussieht, hat sie Meller etwas verschwiegen, ihren von Geburt an zurückgebildeten rechten Arm. Doch trotz diesem Handicap überzeugt ihn die junge Frau und fängt bei ihm an. Kurze Zeit später erhält er einen Anruf der Polizei, einer seiner ehemaligen Klienten steckt in Schwierigkeiten, er wird verdächtigt, seine Frau brutal ermordet und im Wald verscharrt zu haben. Nicholas und Nina beginnen ihren ersten gemeinsamen Fall und schnell stellen die Beiden fest, dass bei diesem Fall einiges im Argen liegt.
Meine Meinung:
Allein das Cover dieses Thrillers sieht spannend aus und passt auch perfekt zu seinem Inhalt. Auch sonst konnte mich das Debüt des Autors Lorenz Stassen überzeugen. Mit einem sehr guten, flüssigen Schreibstil und einem gewissen Gefühl, seinen Charakteren die passende Sprache und das richtige Auftreten zu geben, wird dieser Thriller schnell zu einem Pageturner.
Der Einstieg fiel sehr leicht, da es gleich spannend beginnt und auch sonst wirkt der Plot gut durchdacht und glaubwürdig. Alles in allem bleibt die Spannung durchweg erhalten, Längen und/oder Logikfehler gibt es hier keine. Gegen Ende gibt es dann ein gelungenes Showdown, dass den Leser mitfiebern lässt.
Der Fall an für sich ist ebenfalls sehr gelungen und auch wenn man immer wieder mal die Perspektive des Täters gezeigt bekommt, gibt es Wendungen und Unvorhergesehenes. Mir hätte es hier sehr gut gefallen, wenn man noch ein wenig mehr Eiblicke in die Gedankenwelt des Täters erhalten hätte, um mehr über seine Beweggründe zu erfahren. Aber das ist durchaus schon jammern auf sehr hohem Niveau. Richtig spannend war für mich das Setting, da dieser Thriller sozusagen bei mir um die Ecke spielt und ich dementsprechend auch immer das passende Bild der Umgebung vor Augen hatte.
Aus der Ich-Perspektive lässt Stassen den Anwalt Nicholas Meller einen großen Teil seiner Geschichte erzählen. Lediglich bei Perspektivenwechsel kommt der dritte Personerzähler zum Einsatz. Zum einen lernt hier der Leser dadurch Meller recht gut kennen, zum anderen bekommt man durch die Perspektivwechsel auch das ein oder andere Detail mit, also eine gute Draufsicht, aber auch Einsicht ins Geschehen.
Der Protagonist Meller war mir gleich vom ersten Moment an recht sympathisch. Er ist ein sympathischer, authentischer Charakter, der weder verstellt noch aufgesetzt wirkt. Denkt man zu Beginn noch oft, dass er ein typischer Loser am Rande der Rechtsverdreherwelt ist, merkt man schnell, dass hinter der Fassade noch einiges mehr steckt. Interessant sind auch seine Kontakte in die russische Ecke, das war sehr clever eingearbeitet und lässt Meller noch natürlicher wirken.
Nina hat mir ebenfalls gut gefallen, allein ihr selbstsicheres Auftreten fand ich gelungen. Sie zeigt Nicholas schnell, dass sie nicht nur durchsetzungsfähig ist, sondern auch über ein hübsches, aber auch helles Köpfchen verfügt. Gemeinsam sind sie ein interessantes Duo, dass für viel Leben sorgt und dem man gerne bei den Ermittlungen zusieht.
Neben Nicholas und Nina gibt es noch eine handvoll weiterer Personen, die hier mit auf das Geschehen einwirken. Alles zusammen gibt ein großes und interessantes Gesamtbild.
Mein Fazit:
Ein rundum gelungenes Debüt, das kurzweilig und unterhaltsam ist und mit viel Spannung wird hier eine Geschichte erzählt, die durchweg logisch ist. Interessante Charaktere, die zum Mitfiebern einladen und eine flüssiger und geradliniger Sprachstil sorgen dafür, dass das Buch ein Pageturner wird. Ich hoffe, dass wir noch so einiges von diesem Autor lesen dürfen, denn er verspricht durchweg gute Unterhaltung.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Herzlich Willkommen in der Optimalwohlgesellschaft

Die Optimierer
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Wir befinden uns im Jahr 2052 in der Bundesrepublik Europa. Diese steht für eine sichere, hochentwickelte Gesellschaft, voller Wohnstand. Samson Freitag lebt hier mit seiner Freundin Melanie und ist ein ...


Wir befinden uns im Jahr 2052 in der Bundesrepublik Europa. Diese steht für eine sichere, hochentwickelte Gesellschaft, voller Wohnstand. Samson Freitag lebt hier mit seiner Freundin Melanie und ist ein absoluter Musterbürger. Für seine Arbeit als Lebensberater ist er regelrecht prädestiniert, denn er tut alles, was in seiner Macht steht, um auch wirklich jeden an seinem Platz zu wissen. Zur Zeit ist er kurz davor, eine Beförderung zu erlangen, einzig ein paar wenige Sozialpunkte fehlen ihm dafür noch, doch diese zu erhalten, dürfte keinerlei Probleme für ihn bereiten. Heute soll er der zwanzigjährigen Martina bei einer Lebensberatung zur Seite stehen, doch für Samson ist beinahe von vorneherein klar, was er der jungen Frau raten wird.
Meine Meinung:
Mit Die Optimierer erschafft die Autorin Theresa Hannig eine interessante Sicht auf eine mögliche Zukunft, bei der ich mir alles andere als sicher bin, ob mir diese gefallen würde. 2052 klingt ja auch eigentlich gar nicht so weit von uns entfernt, umso erschreckender empfinde ich das Weltbild, das hier hervorsticht.
Das Buch lässt sich locker und leicht lesen, denn der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig, modern und gut verständlich. Schnell war ich mitten im Geschehen und konnte den Protagonisten Samson begleiten. Sprachlich folgt die Autorin einer klaren Linie, ohne Schnörkel oder Ausschweifungen und somit ist dieses Buch auch eine perfekte Unterhaltung an einem Nachmittag auf dem Sofa.
Die Geschichte an für sich ist recht spannend, gerade wenn man so verfolgt, was sich in unserer Welt alles verändert hat. Dabei bleibt dem Leser genügend Raum, um sich das Gesamtbild vorzustellen, denn wir erhalten zwar Informationen, wie es aussieht, aber genügend Möglichkeiten, sein eigenes Bild dazu lebendig werden zu lassen.
Viele Ideen, wie die Zukunft aussieht, kann ich mir ebenfalls gut vorstellen, seien es die selbstfahrenden Autos oder die Lebensberater, die jeden Einwohner der Bundesrepublik Europa an seinen Platz verweist. Alles bleibt in einem Rahmen der Möglichkeiten und klingt nicht allzu weit hergeholt.
Erzählt wird die Geschichte durch den Protagonisten Samson, allerdings durch einen personellen Erzähler in der dritten Person. Dieser hält den Leser ein wenig auf Distanz und lässt das Geschehen mit ein wenig Abstand verfolgen. Dieser Abstand ist hier auch perfekt gewählt, denn der Protagonist macht es dem Leser nicht allzu leicht.
Samson Freitag ist ein grauenhafter Mensch, dessen Art es mir sehr schwer machte, ihn auch nur annähernd zu mögen. Er lebt streng nach Vorschrift und er kann es auch perfekt auf andere übertragen, diese nach seinen Ansichten zu drangsalieren. Er ist besserwisserisch, hält sich an die Guten Gesetze und bleibt dabei so engstirnig, dass er gar nicht mehr mitbekommt, wie es den Menschen in seiner Umwelt überhaupt geht. Auf gut Deutsch: ein widerliches kleines A.... ;)
Aber hat man sich halbwegs an diesen Kerl gewöhnt, kommt eine riesige Wende, mit der ich so gar nicht gerechnet habe und ich habe mich dabei ertappt, wie mir immer wieder der Gedanke kam: geschieht ihm Recht. Was passiert und warum, möchte ich allerdings gar nicht verraten, da es einfach zu viel vorwegnehmen würde.
Neben Samson gibt es nur wenige Charaktere, diese sind in erster Linie auch dazu da, zu zeigen, wie es in dieser Optimalwohlökonomie läuft und was alles falsch sein kann. Aber ich würde mal sagen, hier ist jeder an seinem Platz.
Mein Fazit:
Kurzweilig und interessant, dabei bin ich mir letzten Endes gar nicht so sicher, ob es hier eine Utopie oder eine Dystopie sein soll. Geschickt bringt die Autorin hier einen Charakter in den Vordergrund, der dem Leser nicht so recht sympathisch werden will und das mit voller Absicht. Was da genau hintersteckt, möchte ich nicht verraten. Das Buch lässt sich schnell und gut verständlich lesen und bringt gute Unterhaltung, bei der man hofft, dass es vielleicht doch nicht ganz so optimal für das Europa der Zukunft wird. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.10.2017

Guter Einstieg in eine neue Reihe

Ein Reif von Eisen
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Das Kaiserreich der Esche wird von düsteren Zeiten geplagt, denn es wird von vielen Naturgewalten wie Stürme und Unwetter und daraus resultierenden Hungersnöten geplagt. Der Stammesfürst, der Hetmann, ...

Das Kaiserreich der Esche wird von düsteren Zeiten geplagt, denn es wird von vielen Naturgewalten wie Stürme und Unwetter und daraus resultierenden Hungersnöten geplagt. Der Stammesfürst, der Hetmann, aus dem Norden, Morwa, scheint schwer krank und seine eventuellen Nachfolger ergehen sich in Machtkämpfen um die Nachfolgerschaft. Doch Morwa versucht noch vor seinem Ableben die Völker des Nordens zu einen und den richtigen Nachfolger zu bestimmen.
Auch in der Hauptstadt stehen alle Zeichen auf Veränderung, denn der heilige Baum beginnt zu welken - ein Anzeichen, dass ein baldiger Machtwechsel bevorsteht.
Zur gleichen Zeit bricht in den südlichen Landen eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Schwester auf, Leyken. Diese jedoch gerät in Gefangenschaft und landet ebenfalls in der Rabenstadt inmitten von höfischen Intrigen.
Meine Meinung:
Also bei dieser Geschichte fiel mir allein die kurze Zusammenfassung unheimlich schwer, denn Stephan M. Rother hat hier einen so komplexen ersten Band geschaffen, dass ich aufpassen musste, nicht zu viel zu erzählen. Allein schon der Einstieg in diese Geschichte war sehr schwierig, denn der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll, am Ende des ersten Kapitels musste ich das Buch erst einmal schließen, denn ich hatte schlichtweg nicht verstanden, worum es hier ging. Nach einem zweiten Anlauf gelang es mir dann aber doch noch, den richtigen Einstieg zu finden und mich an den recht anspruchsvollen Stil zu gewöhnen. Denn Rother schreibt sehr bildhaft und auch einfach anders, man befindet sich hier auch sprachlich absolut in einer anderen Zeit und man merkt der Geschichte an, dass sie von einem Historiker erzählt wird, denn er kann diese ferne Zeit auch sprachlich wiederspiegeln. Gelingt einem aber die Aufmerksamkeit beim Buch zu lassen, wird alles so nach und nach klarer und verständlicher. Aber Achtung, es ist definitiv kein Buch, das man einfach so weglesen kann, denn es erfordert Konzentration, um die Zusammenhänge und Personen wirklich sehen zu können.
Das Setting ist sehr düster, teilweise wird es etwas blutiger, so wie es auch sonst in dem Genre High Fantasy vorkommt. Alles in allem eine sehr komplexe Welt, mit vielen Facetten und ebenso facettenreichen Personen. Es wirkt von vorne bis hinten durchdacht und der Leser braucht hier auch eine gewisse Zeit, um sich zurecht zu finden. Interessant sind die Verbindungen zwischen bekannten Fantasyelementen, wie z. B. Zaubererei und völlig neuen Ideen, die der Autor hier einbringt.
Das Tempo der Geschichte ist gerade zu Beginn noch recht verhalten, denn der Autor lässt sich Zeit, seine Charaktere und seine Welt zu zeigen und vorzustellen. Erst nach und nach wird es spannender, wobei man auch durchaus nicht vergessen sollte, dass es hier auch der Einstieg in eine Reihe ist. Man braucht einfach auch seine Zeit sich an die Personen zu gewöhnen, dafür gibt es aber zum Glück am Ende eine Übersicht, die hilft, den Überblick zu bewahren.
Als Erzähler wird der personelle Erzähler der dritten Person gewählt, der dem Leser sehr bildlich die Welt näher bringt. Wir bekommen hier durch diesen Erzähler intensive Einblicke auf das mythisch-geheimnisvoll wirkende Setting.
Die Charaktere der Geschichte sind durchaus zahlreich, zumindest kommt es dem Leser gerade beim Einstieg so vor. Doch Rother erschafft auch seine Charaktere mit vielen Facetten und sehr detailreich. So lernt man den Hetmann Morwa und seinen Stamm kennen, wobei hier seine Tochter Sölva eine wichtige Rolle angedacht wird. Dann wäre da Leyken, die ihre Schwester Ildris sucht und auch Pol, der kleine Dieb. Alle Charaktere verfolgen ihre Ziele und wirken ebenfalls durchdacht und vielschichtig.
Mein Fazit:
Freunde der High Fantasy und der eher gehobenen Sprache werden hier auf ihre Kosten kommen. Leicht fiel mir gerade der Einstieg nicht, umso mehr konnte mich dann diese Geschichte doch noch überraschen. Der Autor erzählt mit einer sehr eingänglichen und bildhaften Sprache seine Geschichte, deren Puzzlestücke erst ganz langsam zu einem Bild werden. Diese Geschichte ist aber von vorne bis hinten völlig durchdacht und ich bin gespannt darauf, wie es weitergehen wird. Facettenreichte, durchdachte Charaktere und ein düsteres Setting mit einem spannenden Hintergrund sorgen für viel Abwechslung. Für Fans der High Fantasy!

Veröffentlicht am 22.10.2017

Es geht weiter in Kingsbridge

Das Fundament der Ewigkeit
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Kingsbridge, England, wir schreiben das Jahr 1558, doch die Katholiken und die Protestanten des Landes befinden sich in einem Widerstreit. Es entsteht ein regelrechter Kampf zwischen den Religionen und ...

Kingsbridge, England, wir schreiben das Jahr 1558, doch die Katholiken und die Protestanten des Landes befinden sich in einem Widerstreit. Es entsteht ein regelrechter Kampf zwischen den Religionen und selbst Familien und Freunde sind zerstritten. In dieser Zeit leben Ned Willard und Margery Fitzgerald, die sich eigentlich sehr einander zugetan sind. Als Ned nach einem Jahr aus Calais zurückkehrt, muss er genau diesen Widerstreit erfahren, denn er gehört zu den Protestanten und Margery zu den Katholiken. Zunächst glauben beide, dass es doch noch dazu kommt, dass sie einander heiraten dürfen, doch Margerys Eltern haben dem ganzen schon einen Riegel vorgeschoben und Margery soll Bart Shiring, den Sohn des Grafen und Katholik, heiraten. Ned verlässt Kingsbridge und ist der späteren Königin Elizabeth Tudor als einer der ersten Geheimagenten zu Diensten, denn die protestantische Königin bringt ganz Europe gegen sich auf. Doch was ist mit Neds Liebe zu Margery? Ist diese für immer verloren?
Meine Meinung:
Ich muss ja zugeben, dass ich an diesem dicken Wälzer eine ganze Zeit lang gelesen habe, was aber auch wirklich mit an dem Umfang liegt und ich nicht, wie sonst, alles in einem Rutsch gelesen habe, sondern doch immer mal wieder pausieren musste. Das liegt hier allerdings nicht an dem Schreibstil Ken Folletts, denn der ist wirklich großartig. Er schafft es, hier mit passenden Bildern und Details die damalige Zeit einzufangen und auch sprachlich kann man spüren, in welcher Zeit man sich befindet. Trotzdem lässt sich das Buch angenehm lesen, da es nicht so sehr hochgestochen erscheint, sondern eigentlich recht modern.
Auch sonst ist es dem Autor wieder einmal sehr gut gelungen, seine fiktive Geschichte in das wirkliche Zeitgeschehen zu integrieren. Wobei es für mich hier doch so einige Momente gab, die Längen hatten, es ist zwar vieles sehr spannend und immer wieder war ich mitten in der Zeit gefangen, doch ich benötigte auch immer wieder Pausen, wenn es zu weiten Ausschweifungen kam.
Auch wenn Das Fundament der Ewigkeit wieder in Kingsbridge spielt, ist es keine direkte Fortsetzung, denn allein in der Zeit sind wir nun viel weiter als zuvor. Wir befinden uns kurz nach der Reformation und es herrscht eine sehr bedrohliche Stimmung, allein schon, weil sich die Protestanten gegen die Katholiken wenden und sich gegenseitig bekriegen, dabei spielen weder Familie noch Freundschaft eine Rolle.
Follett setzt auch in diesem Buch wieder sehr viele, verschiedene Handlungsstränge ein und gerade zu Beginn musste ich immer mal wieder schauen, wer gerade handelte. Wobei der Autor dem Leser durchaus genügend Zeit einräumt, seine Protagonisten kennenzulernen und einschätzen zu können. Wir können den Charakteren bei den Reisen zusehen und bekommen hier durchaus einen sehr guten Eindruck vom Geschehen der Zeit und das nicht nur in England.
Allerdings gibt Follett, wie so oft, hier seinen Lesern ein klares Bild, wer und was hier zu den Guten gehört und wer oder was hier Böse ist. Man befindet sich hier also in einer sehr festgefahrenen Schiene und bleibt ein Beobachter des Geschehens. Dieses ist, zu einem großen Teil jedoch, äußerst spannend zu verfolgen, es gibt Intrigen, Mord und noch vieles mehr. All das in das aktuelle Zeitgeschehen integriert, bilden hier Fiktion und Realität nahtlose Übergänge und genau diese Kunst beherrscht der Autor einfach perfekt.
Ned Willard ist hier einer der Protagonisten der Geschichte und mir äußerst sympathisch. Man verfolgt sein Leben und dieses wurde durchaus durchdacht und stimmig aufgebaut. Aber auch den weiteren Charakteren haucht er Leben ein und lässt die fiktiven Personen so mit den realen Persönlichkeiten agieren, dass man als Leser hier keine Zweifel hat.
Mein Fazit:
Wer Ken Folletts Bücher kennt und liebt, kommt auch an Das Fundament der Ewigkeit nicht drum herum. Es fordert durchaus Interessa an dem damaligen Geschehen in Europa und man muss auch damit rechnen, dass Follett den Leser in seine Richtung des Denkens lenkt, sprich Gut/Böse oder schwarz/weiß sind hier klar vorgegeben. Trotzdem sorgt das Buch für gute Unterhaltung und gerade seine Hauptfigur Ned ist eine tolle und gut ausgearbeitete Persönlichkeit. Es gab hier zwar auch die ein oder andere Länge, aber im Großen und Ganzen ist es wieder ein großes Werk des Autors, auf das es ich zu warten gelohnt hat.