Ein Roadmovie in die eigene Vergangenheit
Ein Teil von ihrDer Thriller „Ein Teil von ihr“ von Karin Slaughter ist außerhalb der Serie um Will Trent als „stand alone“ erschienen. Er spielt auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart im Jahr 2018 und ab 1986.
Wir lernen ...
Der Thriller „Ein Teil von ihr“ von Karin Slaughter ist außerhalb der Serie um Will Trent als „stand alone“ erschienen. Er spielt auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart im Jahr 2018 und ab 1986.
Wir lernen zu Beginn Laura Oliver und ihre einunddreißig jährige Tochter Andrea kennen, die aus Anlass von Andreas Geburtstag in einem Einkaufszentrum zusammen essen gehen. Es kommt zu einer Schießerei in die auch Andrea und ihre Mutter verwickelt werden. Laura wird dabei verletzt und es kommt zu mehreren Todesopfern. Obwohl sich Mutter und Tochter recht nahe scheinen und Andrea immer noch bei Laura wohnt, sieht Andrea bei diesem Überfall eine völlig neue Seite ihrer Mutter. In der Folge schickt Laura ihre Tochter mit genauen Anweisungen weg. Laura fühlt eine Bedrohung, die sie aber nicht artikuliert. Andrea macht sich auf eine Reise zu den Wurzeln ihrer Vergangenheit.
Im anderen Erzählstrang lernt der Leser eine Gruppe junger Menschen kennen, alle intelligent, gebildet und mehrheitlich sehr gut situiert, die sich auf eine gewisse Weise radikalisiert haben.
Mehr möchte ich zum Inhalt nicht verraten. Ich fand die Ausgangslage sehr spannend, war auch sehr schnell im Geschehen drin. Durch die beiden Erzählstränge, die jeweils mit einem Cliffhanger enden, wurde die Spannung jeweils recht hoch gehalten.
Die Erzählweise ist, wie man es von der Autorin gewohnt ist, flüssig und angenehm zu lesen. Dennoch habe ich mich mit diesem Buch nicht so gut unterhalten gefühlt, die mit den Thrillern um Will Trent. Da es sich zumindest zum Teil um einen Roadmovie (als Buch) handelt, was ich so gar nicht mag, hatte es der Thriller mit mir natürlich etwas erschwert. Zudem habe ich bei all den wirklich interessanten Figuren nur einen Sympathieträger gefunden: Andreas Stiefvater Gordon, der aber im Laufe der Geschichte nicht mehr so wichtig ist. Die anderen Figuren blieben mir eher schemenhaft oder abstoßend.
Den in der Vergangenheit um 1986 spielenden Strang fand ich spannender und auch interessanter, weil er im weiteren Sinne auch von aktuellen Fragestellungen handelt wie Missbrauch und Manipulation durch narzisstische Menschen und Radikalisierung. Ich fand es auch spannend, zu raten, wie die beiden Stränge zusammenhängen. Teilweise habe ich recht früh ein Gefühl dafür gehabt, was sich dann auch als richtig herausgestellt hat. Bei anderen Figuren lag ich völlig falsch.
Die Auflösung des Thrillers ist im Prinzip schlüssig, dennoch lässt mich das Buch mit einem etwas zwiespältigen Gefühl zurück. Ich vergebe diesem Buch 3 Sterne und werde in Zukunft bei der Autorin wieder auf die Will Trent Bücher zurückgreifen.