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Veröffentlicht am 16.11.2018

Trümmermode

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Die Familie Thalheim führte in Berlin am Ku´damm ein beliebtes Warenhaus, das der Bombardierung Berlins zum Opfer fiel. Der Roman setzt im Mai 1945 ein, nach der Kapitulation Deutschlands. Die Stadt liegt ...

Die Familie Thalheim führte in Berlin am Ku´damm ein beliebtes Warenhaus, das der Bombardierung Berlins zum Opfer fiel. Der Roman setzt im Mai 1945 ein, nach der Kapitulation Deutschlands. Die Stadt liegt in Trümmern, viele Menschen haben alles verloren. Die Schwestern Rike, Silvie und Flori Thalheim haben mit ihrer Stiefmutter Claire überlebt. Der Vater Friedrich ist in Gefangenschaft und Silvies Zwillingsbruder Oskar gilt als verschollen. Berlin ist in vier Besatzungszonen geteilt.
Rike übernimmt als älteste Tochter viel Verantwortung. Silvie zeigt viel Geschick beim Besorgen von Lebensmitteln auf dem Schwarzmarkt, so dass die Familie zwar bisweilen Hunger leidet, aber vergleichsweise gut durch die ersten Nachkriegsjahre kommt. Als Friedrich wieder frei ist, beginnt er mit Rike und einem Geschäftspartner aus Lumpen Kleidung zu produzieren. Mitten in den Trümmern organisiert die Familie die erste Modeschau. Es dauert aber noch Jahre, bis in Deutschland wieder neue Stoffe erhältlich sind. Rikes Traum ist ein Modegeschäft am Ku´damm, wo ihr früheres Warenhaus gestanden hat.
Brigitte Riebe gelingt es die Stimmung im Nachkriegsberlin anschaulich einzufangen. Die Protagonisten sind glaubwürdig angelegt und machen alle eine Entwicklung durch. Die politische Stimmung steht nicht im Zentrum, dennoch ist es sehr interessant, wie sich die Deutschland und vor allem Berlin unter der Besatzungsmacht entwickelt hat. Vor allem die beginnende Abgrenzung der Sowjetzone vom restlichen Westberlin bis hin zur Luftbrücke mit der Westberlin mithilfe der Candybomber mit Lebensmitteln und Brennstoffen versorgt worden ist, fand ich sehr interessant zu lesen. Ergänzend sind hinten im Buch die wichtigsten historischen Ereignisse von 1945 bis 1951 aufgeführt. Das hat mir sehr gut gefallen, so konnte ich am Ende die Handlung nochmal vor diesem ereignisreichen historischen Hintergrund Revue passieren lassen.
Ich konnte mit dem Buch sehr schön in die Aufbruchsstimmung der Vierzigerjahre eintauchen. Die Jahre 1945 bis 1950 in Berlin wurden mir sehr anschaulich näher gebracht. Ich bin mir bewusst, dass die Familie Thalheim im Roman in einer sehr privilegierten Lage war, weil es gelungen ist, einige Schätze wie Nähmaschinen und Schmuck zu retten, was einen Neustart des Geschäftes ermöglichte. Dennoch hat mich das Schicksal der Menschen sehr berührt und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Von mir erhält dieser wunderschöne Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.10.2018

Spannende Geschichte über Johann Georg Faustus

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Mit „Der Spielmann“ geht der der Autor Oliver Pötzsch den historischen Hintergründen Johann Georg Faust auf die Spur. Johann wird gegen Ende des 15. Jahrhunderts in eine Knittlinger Bauernfamilie hineingeboren. ...


Mit „Der Spielmann“ geht der der Autor Oliver Pötzsch den historischen Hintergründen Johann Georg Faust auf die Spur. Johann wird gegen Ende des 15. Jahrhunderts in eine Knittlinger Bauernfamilie hineingeboren. Seine Mutter liebt ihn sehr und verwöhnt ihn. Doch sobald sie stirbt, geht für ihn die glückliche Kindheit zu Ende. Er verlässt Knittlingen und seine Familie. Eine Begegnung mit einer Gauklertruppe, die er mit 8 Jahren hatte, prägt sein weiteres Leben. Er begegnet dem Magier Tonio del Moravia wieder, der ihn als seinen Lehrling aufnimmt und in Zauberstücken, Astrologie und magische Künste einführt. Doch Tonio teilt mit üblen Gesellen eine geheime Gemeinschaft und Johann gerät in Gefahr.
Ich habe das Hörbuch in leicht gekürzter Fassung gehört. Ich fand die Geschichte sehr spannend, teilweise recht brutal und unheimlich. Auf der anderen Seite folgen aber immer wieder sehr schöne Abschnitte, in denen Johann glücklich ist und wo man viele interessante und liebenswerte Charaktere trifft. Von den Schauplätzen her ist der Roman sehr abwechslungsreich. Das innere Kopfkino entführt einen vom Kraichgau nach Italien. Vom abgeschiedensten, geheimnisvollen Turm im Wald in pulsierende Städte wie Augsburg und Venedig.
Die Figur des Johann Georg Faust ist dem historischen Faust nachempfunden. Da ich mich bisher nicht damit auseinander gesetzt habe, kann ich nicht sagen, ob er realistisch gezeichnet ist. Auf jeden Fall macht es Freude durch das durch den Synchronsprecher Tobias Kluckert gelungen eingelesene Hörbuch seine Geschichte zu verfolgen.
Von mir erhält dieses Hörbuch eine Empfehlung mit 5 Sternen

Veröffentlicht am 24.09.2018

Helikoptereltern sind nicht immer nur die anderen

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen!
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Mit „Ich muss mit auf Klassenfahrt – meine Tochter kann sonst nicht schlafen!“ ist der zweite Teil einer Sammlung aus Anekdoten und Elternbriefen, die Helikoptereltern aufs Korn nimmt. Das Buch macht ...


Mit „Ich muss mit auf Klassenfahrt – meine Tochter kann sonst nicht schlafen!“ ist der zweite Teil einer Sammlung aus Anekdoten und Elternbriefen, die Helikoptereltern aufs Korn nimmt. Das Buch macht eine Zeitreise von der pränatalen (und bestimmt sogar gut gemeinten) Förderung des Nachwuchses, dem Babyalter über Kindergarten, Schule, Studium bis zum Berufseinstieg. Es lädt ein zum Schmunzeln und sich Wundern, durchaus auch mal über sich selber. In der einen oder anderen Situation konnte ich den Tunnelblick aus Elternsicht schon etwas nachvollziehen. Helikoptereltern sind wahrlich nicht immer nur die anderen.
Da ich selber an einer Grundschule arbeite, kamen mir viele Elternbriefchen natürlich auch bekannt vor. In der einen oder anderen Form kommen die überbehütenden Eltern in jeder Klasse vor. Jede Mitarbeiter*in an der Schule musste sich schon über Eltern ärgern, die das Schultor zuparkten, während sie dem Nachwuchs den Schulranzen ins Klassenzimmer trugen. Und kein Argument hilft!
Besonders amüsant fand ich, zu lesen, was sich Eltern mit diesen unglückseligen Whatsapp Gruppen antun. Was bin ich froh, dass dieser Kelch an mir vorbei gegangen ist!
Leider wird so ein Buch keine Wunder wirken, aber vielleicht hilft es, dem einen oder anderen Elternteil etwas Distanz zu gewinnen und manches nicht so bierernst zu nehmen. Oder man stelle sich einfach vor, wie die ElternWA Gruppe frei dreht, wenn man schon wieder bei der Lehrerin auf der Matte steht, weil Josefinchen nicht in der vordersten Reihe neben ihrer Freundin sitzen darf oder zu lautstark besorgt ist, weil die Lehrerin möglicherweise nicht damit umgehen kann, dass Torben-Hendrik in der ersten Klasse schon lesen kann. Keine Sorge, in jeder Klasse hat es mindestens fünf andere Mütter, die die gleiche Sorge teilen.
Ich habe mich mit dem Büchlein gut unterhalten gefühlt. Es ist sehr angenehm, um etwas drin zu blättern und zu schmökern. Ein absolutes Highlight ist es aber nicht wirklich. Von mir gibt es aufgerundete 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.09.2018

Der Schrecken kommt als Weihnachtsmann

Der Schmetterling
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In ihrem Debut setzt die Autorin Gabrielle Ullberg Westin mit einem sehr schlimmen Ereignis ein. Henna, die Ehefrau des Fußballstars Mans Sandin wird an Heiligabend vor den Augen ihrer Kinder von einem ...

In ihrem Debut setzt die Autorin Gabrielle Ullberg Westin mit einem sehr schlimmen Ereignis ein. Henna, die Ehefrau des Fußballstars Mans Sandin wird an Heiligabend vor den Augen ihrer Kinder von einem als Weihnachtsmann verkleideten Mann ermordet. Die Familie lebt im beschaulichen Hudiksvall. Als leitender Kriminalinspektor ermittelt Johan Rokka, der eben aus Stockholm in seine Heimatgemeinde zurückgekehrt ist. Rokka ist alleinstehend und trauert einer längstvergangenen Liebe nach. Seine Freundin Fanny war vor vielen Jahren aus Hudiksvall verschwunden und seither gibt es keine Spur von ihr.
In diesem vorliegenden Fall ermittelt Rokka an der Seite eines bewährten Teams. Die Untersuchungen führen ins Umfeld des erfolgreichen Fußballers, nach Florenz, wo dieser früher lebte und in seine Vergangenheit.
Der Einstieg in den Krimi ist mir sehr leicht gefallen. Sehr schnell hatte ich eine Vorstellung der Figuren innerhalb der Polizei, aber auch unter dem Bekanntenkreis von Sandin und Henna gewonnen. Sehr bald wird die Handlung recht komplex, so dass ich mich ziemlich konzentrieren musste bei der Lektüre. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven und an verschiedenen Schauplätzen und Zeiten erzählt, wobei mir der Übergang nicht immer gleich klar war. Dazwischen sind in kursiver Schrift sehr kurze Kapitel aus einer Art Tagebuch eingefügt, bei dem man erst gegen Ende erfährt, wer es geschrieben hat und an wen es sich richten soll.
Vom sprachlichen Ausdruck her, habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Für mich ist es eine gute Mischung als erzählerischen Passagen und Dialogen. Die Stimmung im verschneiten Hudiksvall konnte ich sehr gut nachfühlen. Obwohl es sich um den ersten Band einer Reihe handelt, ist das Privatleben der Protagonisten zwar anschaulich dargestellt worden, aber doch zugunsten der Auflösung des Kriminalfalls im Hintergrund geblieben.
Aufgrund der teilweise etwas komplexeren Handlung mit den zahlreichen Figuren konnte ich den Kriminalroman nicht so schnell lesen, wie das sonst üblich ist. Ich habe mich nicht gelangweilt, dennoch war es für mich kein Pageturner. Ich kann mir vorstellen, dass ich den zweiten Band auch lesen werde, um zu sehen, wie es mit den Figuren weitergeht und mir danach ein Urteil fälle, ob die Bücher von Gabriella Ullberg Westin mein neues „Skandinavien-must-read“ sind oder nicht. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Ein Roadmovie in die eigene Vergangenheit

Ein Teil von ihr
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Der Thriller „Ein Teil von ihr“ von Karin Slaughter ist außerhalb der Serie um Will Trent als „stand alone“ erschienen. Er spielt auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart im Jahr 2018 und ab 1986.
Wir lernen ...

Der Thriller „Ein Teil von ihr“ von Karin Slaughter ist außerhalb der Serie um Will Trent als „stand alone“ erschienen. Er spielt auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart im Jahr 2018 und ab 1986.
Wir lernen zu Beginn Laura Oliver und ihre einunddreißig jährige Tochter Andrea kennen, die aus Anlass von Andreas Geburtstag in einem Einkaufszentrum zusammen essen gehen. Es kommt zu einer Schießerei in die auch Andrea und ihre Mutter verwickelt werden. Laura wird dabei verletzt und es kommt zu mehreren Todesopfern. Obwohl sich Mutter und Tochter recht nahe scheinen und Andrea immer noch bei Laura wohnt, sieht Andrea bei diesem Überfall eine völlig neue Seite ihrer Mutter. In der Folge schickt Laura ihre Tochter mit genauen Anweisungen weg. Laura fühlt eine Bedrohung, die sie aber nicht artikuliert. Andrea macht sich auf eine Reise zu den Wurzeln ihrer Vergangenheit.
Im anderen Erzählstrang lernt der Leser eine Gruppe junger Menschen kennen, alle intelligent, gebildet und mehrheitlich sehr gut situiert, die sich auf eine gewisse Weise radikalisiert haben.
Mehr möchte ich zum Inhalt nicht verraten. Ich fand die Ausgangslage sehr spannend, war auch sehr schnell im Geschehen drin. Durch die beiden Erzählstränge, die jeweils mit einem Cliffhanger enden, wurde die Spannung jeweils recht hoch gehalten.
Die Erzählweise ist, wie man es von der Autorin gewohnt ist, flüssig und angenehm zu lesen. Dennoch habe ich mich mit diesem Buch nicht so gut unterhalten gefühlt, die mit den Thrillern um Will Trent. Da es sich zumindest zum Teil um einen Roadmovie (als Buch) handelt, was ich so gar nicht mag, hatte es der Thriller mit mir natürlich etwas erschwert. Zudem habe ich bei all den wirklich interessanten Figuren nur einen Sympathieträger gefunden: Andreas Stiefvater Gordon, der aber im Laufe der Geschichte nicht mehr so wichtig ist. Die anderen Figuren blieben mir eher schemenhaft oder abstoßend.
Den in der Vergangenheit um 1986 spielenden Strang fand ich spannender und auch interessanter, weil er im weiteren Sinne auch von aktuellen Fragestellungen handelt wie Missbrauch und Manipulation durch narzisstische Menschen und Radikalisierung. Ich fand es auch spannend, zu raten, wie die beiden Stränge zusammenhängen. Teilweise habe ich recht früh ein Gefühl dafür gehabt, was sich dann auch als richtig herausgestellt hat. Bei anderen Figuren lag ich völlig falsch.
Die Auflösung des Thrillers ist im Prinzip schlüssig, dennoch lässt mich das Buch mit einem etwas zwiespältigen Gefühl zurück. Ich vergebe diesem Buch 3 Sterne und werde in Zukunft bei der Autorin wieder auf die Will Trent Bücher zurückgreifen.