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Veröffentlicht am 28.03.2017

Eine Lehrerin auf Holmes´ Fährten

Das Haus in der Nebelgasse
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Wir sind im Jahr 1900. Matilda Gray ist ein junge Lehrerin an einer Londoner Mädchen-Privatschule. Die Schülerinnen sind Töchter aus besserem Hause und sollen auf eine Zukunft als Ehefrau vorbereitet ...


Wir sind im Jahr 1900. Matilda Gray ist ein junge Lehrerin an einer Londoner Mädchen-Privatschule. Die Schülerinnen sind Töchter aus besserem Hause und sollen auf eine Zukunft als Ehefrau vorbereitet werden. Sie sollen als interessante Gesprächspartnerin an der Seite eines wohlhabenden Ehemannes einen gepflegten Haushalt leiten können. Doch Matilda ist das nicht genug. Nach ihrer Vorstellung sollen auch Frauen über einen Beruf verfügen und dieses Streben nach Unabhängigkeit lässt sie mit Bedacht auch in ihren Unterricht einfließen.
Nach den Sommerferien kommt die Schülerin Laura nicht mehr zum Unterricht. Ihr Vormund erscheint an der Schule und lässt sein Mündel entschuldigen. Sie sei erkrankt und werde sich in seiner Begleitung auf eine Bildungs- und Erholungsreise auf den Kontinent begeben.
Matilda ist beunruhigt. Als sie eine Karte von Laura erreicht mit einer kryptischen Botschaft, macht sie sich auf die Suche nach Lauras Familiengeschichte. An der Seite eines Geschichtsprofessors begibt sie sich in Londons Unterwelt und Vergangenheit und entdeckt zahlreiche Geheimnisse, die man für immer verborgen glaubte.
Ich habe die Lektüre dieses Buches sehr genossen. Es kam für mich genau zur richtigen Zeit, als ich spanndende Ablenkung mit gefühlvoller Untermalung gut brauchen konnte.
Matilda ist ein sehr liebenswerter Charakter, mit dem man sich gerne und gut identifizieren kann. Besonders gefallen hat mir Matildas Vermieterin, Mrs. Westlake, die durch Schreiben von Groschenromanen ihren Lebensunterhalt verdient und über einen äußerst interessanten, wenn auch etwas verschrobenen Freundeskreis verfügt.
Da ich selber sehr gerne in London bin, fand ich es besonders spannend, die verschiedenen Schauplätze im Buch um 1900 aufzusuchen. Die Autorin versteht es vortrefflich die Stimmung in den unterschiedlichen Quartieren und zu den unterschiedlichen Tageszeiten zu beschreiben, so dass man sich förmlich ins Geschehen hinein versetzt fühlt. Ich habe auf jeden Fall einiges aus diesem Buch mitgenommen, was meine nächsten London-Aufenthalt zusätzlich beleben wird.
Von mich hat dieser spannende Roman seine 5 Sterne herzlich verdient.

Veröffentlicht am 28.03.2017

Erstaunlicher Debüt Thriller

Der Knochensammler - Die Ernte
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In London untersucht die Polizistin Etta Fitzroy mehrer Vermisstenfälle von Kindern. Bei zwei Kindern stößt das Ermittlerteam auf eine erstaunliche Gemeinsamkeit. Beide Kinder weisen Knochenanomalien ...

In London untersucht die Polizistin Etta Fitzroy mehrer Vermisstenfälle von Kindern. Bei zwei Kindern stößt das Ermittlerteam auf eine erstaunliche Gemeinsamkeit. Beide Kinder weisen Knochenanomalien auf. Schnell wird klar, dass die Entführungen auf den gleichen Täter zurückgehen, weil er eine unverkennbare Signatur zurücklässt. Was für ein Täter hat es auf Kinder mit Knochenmissbildungen abgesehen? Was tut er mit den Opfern?
Diese Fragen führen Etta tief in die Familiengeschichten der Opfer, die mir teilweise wirklich ans Herz gewachsen sind. Vor allem der kleine Jakey, der an Fibrodysplasia Ossificans Progressiva leidet, einer Krankheit, bei der die Knochen unkontrolliert wachsen und der Patient im Verlauf immer unbeweglicher wird. Ich habe in den Thriller viel über diese seltene Krankheit erfahren, ohne dass die Autorin sich in Tränendrüsendrückerei verliert.
Durch Perspektivwechsel und Cliffhanger bleibt die Spannung immer auf einem bestimmten Level. Es gibt Abschnitte, die nicht einfach zu ertragen sind, wenn man empfindlich ist. Obwohl ich generell Mühe habe, mit Büchern, in denen Kindern Schlimmes zustößt, habe ich dieses Buch gerne gelesen, weil die Autorin genügend Abstand und Würde gegenüber den Opfern wahren lässt.
Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen. Ich vermute, dass es eine Fortsetzung gibt und freue mich jetzt schon darauf, die zu lesen.
Von mir erhält dieses erstaunliche Debüt 5 Sterne.


Veröffentlicht am 06.02.2017

Schattenkiller - oder doch eher ein Thriller-Schatten

Schattenkiller
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Wir sind in einem äußerst regnerischen Spätsommer in Rom. An verschiedenen, düsteren Orten in der Nähe des Tiber wurden drei Leichen gefunden. Obwohl vordergründig kein Zusammenhang zwischen den Toten ...

Wir sind in einem äußerst regnerischen Spätsommer in Rom. An verschiedenen, düsteren Orten in der Nähe des Tiber wurden drei Leichen gefunden. Obwohl vordergründig kein Zusammenhang zwischen den Toten erkennbar ist, wird der erfolgreiche Profiler Enrico Mancini auf die Fälle angesetzt.
Mancini ist traumatisiert, weil er erst kürzlich seine geliebte Frau Marisa an eine unheilbare Krebserkrankung verloren hat und diesen Verlust noch überhaupt nicht verarbeitet hat. Das Team aus mehr oder minder begabten Ermittlern wird im Hintergrund unterstützt von Mancinis altem Mentor Professor Biga.
Für mich hatte der Thriller auf den ersten Blick alles, was ein tolles Buch braucht. Der Schauplatz Rom sagt mir sehr zu. Ich habe es in Büchern durchaus gerne auch mal etwas blutiger (obwohl ich hier schon ein paar mal über die Zeilen hinweglesen musste, weil es mir zuviel war) und ich mag besonders gerne Bezüge zu Mythologie oder Literatur, die zur Enträtselung des Falles beitragen. Eigentlich bringt dieses Buch alles das mit. Dennoch konnte es mich leider nicht überzeugen. Die Polizeiarbeit des Teams ist teilweise sehr schlampig, so dass der Fall dadurch unnötig in die Länge gezogen wird. Möglicherweise hätte das Spannung erzeugen sollen, mich hat es nur gelangweilt.
Die Figuren finden im Laufe der Geschichte durchaus als Team zusammen, so dass man sich eine Fortsetzung vorstellen kann. Mir war die Hintergrundsgeschichte, vor allem von Mancini teilweise einfach zu viel. Bei manchen Ausschweifungen in die Vergangenheit der Figuren, konnte ich überhaupt keinen Zusammenhang mit der Handlung sehen.
Ich kann diesen Thriller leider nicht wirklich empfehlen, obwohl sich der Verlag bei der Gestaltung des Covers wirklich viel Mühe gegeben hat. Das Buch ist lesbar, auch nicht gänzlich unspannend, aber für mich war es kein Lesevergnügen, wie ich es von einem Thriller erwarte.
Ich würde dem Buch gerne 2,5 Sterne vergeben, da wo das nicht geht, runde ich auf 3 Sterne auf.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Unerwartete Wendungen

Die Gerechte
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Der amerikanische Autor Peter Swanson lässt seinen Thriller „Die Gerechte“ (egl. Originaltitel: „The Kind Worth Killing“) in einer Flughafenbar in Heathrow beginnen. Es kommt zu einer zufälligen Begegnung ...

Der amerikanische Autor Peter Swanson lässt seinen Thriller „Die Gerechte“ (egl. Originaltitel: „The Kind Worth Killing“) in einer Flughafenbar in Heathrow beginnen. Es kommt zu einer zufälligen Begegnung der attraktiven Lily Kintner mit dem erfolgreichen Geschäftsmann Ted Severson. Beide fliegen mit der gleichen Maschine nach Boston und kommen in ein längeres Gespräch in dessen Verlauf Ted nach einigen Gins Lily anvertraut, dass seine Frau Miranda ihn mit einem Bauunternehmer betrügt. Die beiden beschließen, dass sie Miranda umbringen. Was in einem scheinbaren Spiel beginnt, wird zu bitterem Ernst und hat nicht wenige Verbrechen und Betrug zur Folge.
Der Thriller besteht aus relativ kurzen Kapiteln, die jeweils aus der Sicht einer bestimmten Figur in der Ich-Perspektive verfasst sind. Dadurch ist der Thriller abwechslungsreich zu lesen. Die Schauplätze und Personen sind genau genug beschrieben, um eine Vorstellung davon zu gewinnen ohne sich in Details zu verlieren. Die Handlung ist spannend und nimmt immer wieder eine überraschende Wendung, was einen dann auch gerne weiterlesen lässt. Ich persönlich konnte mit Ausnahme zweier Polizisten mit den Figuren nichts anfangen. Sie erschienen mit unnahbar und nicht wirklich authentisch. Aber das liegt weniger an der Qualität des Buches als an meiner Vorliebe zu ausgebauteren Charakteren. Obwohl an dem wirklich raffiniert aufgebauten Thriller vieles stimmt, konnte er mich nicht vollends überzeugen oder mitnehmen. Vermutlich habe ich das Buch zu langsam gelesen, weil ich nur unregelmäßig abends mal eine halbe Stunde Zeit hatte.
Der Beginn der Handlung nimmt es eigentlich schon vorweg. Es ist ein typisches Buch, das einem auf einer Reise bestens unterhalten kann.
Ich vergebe dem Thriller 4 Sterne mit der Tendenz zu 3,5.

Veröffentlicht am 13.12.2016

Spannender Stuttgart Krimi

Tödliche Verdächtigungen
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Mit „Tödliche Verdächtigungen“ schließt Silvia Stolzenburg ihre Krimi-Trilogie um die Ermittlerin Anna Benz und Markus Hauer ab. Dieser letzte Fall ist für Anna sehr persönlich. Sie wird von ihrem Vater ...

Mit „Tödliche Verdächtigungen“ schließt Silvia Stolzenburg ihre Krimi-Trilogie um die Ermittlerin Anna Benz und Markus Hauer ab. Dieser letzte Fall ist für Anna sehr persönlich. Sie wird von ihrem Vater zu Hilfe gerufen, weil dieser seine Assistentin ermordet in einer Blutlache liegend in seiner Villa auffindet. Es sieht nicht gut für ihn aus. Alle Hinweise deuten aus Annas Vater als Täter. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser überhaupt nicht mehr an den Ablauf des Abends erinnern kann.
Die Ermittlungen verfolgen verschiedene Richtungen. Wie die beiden Vorgängerbände „Tödliche Jagd“ und „Die Fliege“ besticht auch dieser Kriminalroman durch sehr detailreiche Schilderungen von Arbeitsabläufen bei der Polizei, die auf eine sehr gewissenhafte Recherchearbeit schließen lassen. Da ich in der Nähe von Stuttgart wohne, hat mir natürlich sehr gut gefallen, dass ich die Schauplätze so gut nachempfinden konnte. Besonders beeindruckt haben mich die Abschnitte, die von der Haftanstalt Stammheim erzählen. Da konnte die die beklemmende Stimmung richtig gut nachempfinden. Nicht weniger faszinierend war auch eine rasante Befreiungsaktion, in die Anna und ihr Vater verwickelt waren.
Die Auflösung am Ende war für mich unerwartet, aber dennoch schlüssig. Man kommt von alleine nicht wirklich auf die richtige Fährte.
Da die Handlung im Laufe der Trilogie rund um das Privatleben der Protagonistin Anna aufgebaut ist, empfehle ich die Einhaltung der Reihenfolge. Die Fälle selber sind aber in sich abgeschlossen, so dass der Krimi auch isoliert gelesen und verstanden werden kann.
Ich würde diesem Krimi gerne 4,5 Sterne geben. Da das nicht überall möglich ist, runde ich auf 5 auf.