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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine brutale Welt

Der Junge, der Träume schenkte
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Die junge Cetta, die in Süditalien in armen Verhältnissen groß wird, will ihrem Sohn Natale eine bessere Zukunft ermöglichen. Sie wandert mit ihm nach Amerika aus. Da man mit dem Namen Natale in New York ...

Die junge Cetta, die in Süditalien in armen Verhältnissen groß wird, will ihrem Sohn Natale eine bessere Zukunft ermöglichen. Sie wandert mit ihm nach Amerika aus. Da man mit dem Namen Natale in New York nicht viel anfangen kann, wird er von der Einwanderungsbehörde kurzerhand mit Christmas übersetzt und so heißt der Junge fortan, der mit Cetta im ärmlichen New Yorker East End aufwächst. Cetta muss sich prostituieren, um sich un ihren Jungen zu ernähren. Christmas erlebt viel Schweres und begreift, dass die wahre Macht der Straße in den Gangs liegt. So gründet er seine eigene Gang, die Diamond Dogs und mogelt sich mit an Hochstapelei grenzenden Lügengeschichten durchs Leben.
Ein anderer Erzählstrang handelt von der jungen Ruth, die in einer wohlhabenden jüdischen Familie aufwächst. Eines Tages wird sie misshandelt und vergewaltigt, was ihr fortwährendes Leben auf Jahre hinaus überschattet.
Ich habe diese Geschichte als Hörbuch in einer gekürzten Lesung gehört. Ich habe anfangs sehr schnell in die Geschichte hineingefunden und Cetta und ihren kleinen Natale liebgewonnen. Dass das Leben Christmas, wie er fortan genannt wird in die brutale Welt der Gangs führt, war vom Klappentext her klar. Dennoch hatte ich etwas zu kämpfen mit den teilweise sehr brutalen Vergewaltigungsszenen. Die warmherzigeren Szenen, die zwischendrin bei Christmas wie bei Ruth eingestreut waren, habe ich sehr genossen. Aber insgesamt konnte mich das Hörbuch nicht so wirklich mitnehmen, wie ich es erwartet hätte. Von Cetta und den Problemen, die sie beim Einleben in Amerika hatten, habe ich kaum was erfahren. Dafür haben mich die Ausflüge in die Gangsterwelt nicht so wirklich interessiert. Interessant fand die mediengeschichtlichen Aspekte, die Entwicklung des Radios und Films zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Ich vermute, dass dieses Hörbuch Männern recht gut gefällt, weil es sich nicht mit ellenlangen Beschreibungen und gefühlvollen Schilderungen von Beziehungen aufhält. Möglicherweise wird das Hörbuch infolge der Kürzungen dem Roman nicht wirklich gerecht. Ich würde gerne 3,5 Sterne vergeben, da es aber zu einem 4 Sterne Buch doch noch einiges an Luft hat erhält dieses Hörbuch 3 Sterne mit einer verhaltenen Empfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Charactere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Recherche
  • Stimme
Veröffentlicht am 15.09.2016

Durchgehend spannend

Das Gold des Meeres
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In diesem dritten Teil der Feury-Serie von Daniel Wolf steht Balian de Fleury im Mittelpunkt. Balian ist der Sohn Rémys, des Buchmalers aus „Das Licht der Welt“. Balian muss das Handelshaus der Fleurys ...

In diesem dritten Teil der Feury-Serie von Daniel Wolf steht Balian de Fleury im Mittelpunkt. Balian ist der Sohn Rémys, des Buchmalers aus „Das Licht der Welt“. Balian muss das Handelshaus der Fleurys leiten und fühlt sich so gar nicht als Kaufmann geboren. So dauert es auch nicht lange, bis er das Geschäft an die Wand fährt und als einzigen Ausweg, um die Gläubiger zu befriedigen, eine gewagte Handelsreise gegen Osten nach Gotland mitmacht.
Die Reise führt durch unwirtliche Gegenden, von Raubrittern beherrschte Pässe, über stürmische See und durch Kriegsumkämpfte Länder.
Ich fand diesen Roman, der etwas kürzer ausfällt als die Vorgänger, zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Figuren sind sehr gut charakterisiert und das Personenverzeichnis vorne im Buch sowie der Stammbaum der de Fleurys in der vorderen Klappe hilft einem, dass man sich bei den zahlreichen Figuren schnell zurecht findet. In der hinteren Klappe ist eine Karte abgedruckt, die es einem erlaubt, die Reise nach zu vollziehen.
Dieses Buch vereinigt die Welt der Ritter mit der Welt der Kaufleute und vermittelt Einblicke in heidnische baltische Stämme. Aber auch sensibel dargestellte Liebesgeschichten kommen drin vor, ohne dass sie die gesamte Handlung beherrschen oder aufdringlich wirken.
Sprachlich lässt sich der 660 Seiten starke Schmöker wunderbar lesen. Ich konnte herrlich in die vergangenen Zeiten eintauchen und mit den Hauptfiguren mitfiebern. Ich habe auch einiges gelernt über den Fernhandel im Osten im 13. Jahrhunderts und über die Gefahren, die auf den Handelswegen lauerten.
Bei vielen neuen Büchern, die ich lese, denke ich am Ende: „Naja, war ganz schön, spannend, lehrreich oder was auch immer. Aber braucht die Welt dieses Buch wirklich oder ist es ein Jahr nach Erscheinen schon in der Versenkung verschwunden?“ Bei diesem Buch ist das definitiv anders. Dieser Roman ist, egal ob einzeln oder als Teil einer Reihe gelesen, auf jeden Fall eine Bereicherung für die Leserwelt und ich bin sicher, dass man ihn auch in 5 Jahren noch gerne lesen und schenken wird.
Von mir erhält dieses Buch 5 Sterne und es ist im Moment mein Lesehighlight im Jahr 2016.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Für Münchner-Tatort-Fans

Die Toten von der Falkneralm
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Mit dem Kriminalroman „Die Toten von der Falkneralm“ präsentiert Miroslav Nemec einen klassischen „Whodunit“-Krimi, den er aus der Perspektive als Tatort-Kommissar Schauspieler erzählt. Nemec ist als Stargast ...

Mit dem Kriminalroman „Die Toten von der Falkneralm“ präsentiert Miroslav Nemec einen klassischen „Whodunit“-Krimi, den er aus der Perspektive als Tatort-Kommissar Schauspieler erzählt. Nemec ist als Stargast eingeladen ins Hotel Falkneralm, um an einem „Mörderischen Wochenende“ eine Lesung zu halten und über das Thema Mord, Fiktion und Wirklichkeit zu diskutieren.
Doch das Wochenende steht unter keinem glücklichen Stern. Kurz nachdem die ersten Gäste mit der Seilbahn im Hotel Falkneralm eintreffen, bricht ein heftiger Gewittersturm aus. Die Seilbahn ist außer Betrieb, ebenfalls Mobilfunkmasten und Telefon bleiben stumm, so dass das Berghotel völlig von der Außenwelt abgeschlossen ist. Im Verlauf des Abends kommt es zu Todesfällen. Fernsehkommissar Nemec drängt sich natürlich die Frage auf, ob es sich wirklich um Todesfälle infolge Krankheit oder Unfälle handelt oder ob jemand nachgeholfen hat.
Der Krimi ist in einer sehr eingängigen Sprache verfasst und lässt sich schön locker lesen. Man erfährt einiges über den Schauspieler Nemec als Mensch. Inwieweit es sich dabei um Tatsachen oder doch eher Fiktion handelt, kann ich nicht beurteilen. Aber jeden Fall wirkt es auf mich glaubwürdig. Die Figuren sind nicht ausschweifend beschrieben und charakterisiert, aber man verfügt über ausreichend Information, um in den Fällen - falls es denn solche sind - mitzuraten.
Mich hat die Ausgangslage im isolierten Sturm umtobten Berghotel etwas zu sehr an „Raunacht“ von Kobr Klüpfel erinnert, das mir so ganz und gar nicht gefallen hat. Somit hatte es dieser Krimi mit mir in der ersten Hälfte etwas schwer. Aber vor allem im letzten Drittel ist die zuvor mäßig vorhandene Spannung deutlich gestiegen, so dass ich die letzten 80 Seiten in einem Rutsch gelesen habe. Die Auflösung am Ende ist schlüssig und für mich unerwartet, auch wenn ich gerne noch etwas mehr von der polizeilichen Ermittlungsarbeit gelesen hätte.
Ich empfehle diesen Krimi allen Fans des München-Tatorts und bewerte ihn mit 3 Sternen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Demelzas Entwicklung

Poldark - Von Anbeginn des Tages (Poldark-Saga 2)
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Der zweite Teil der Poldark Reihe spielt in den Jahren 1788 bis 1790. Ross hat bereits im ersten Teil Demelza Carne geheiratet, die als Tochter eines verarmten Minenarbeiters so gar nicht standesgemäß ...

Der zweite Teil der Poldark Reihe spielt in den Jahren 1788 bis 1790. Ross hat bereits im ersten Teil Demelza Carne geheiratet, die als Tochter eines verarmten Minenarbeiters so gar nicht standesgemäß ist. Zu Beginn dieses Teils gebiert Demelza ihr erstes Kind, ein kleines Mädchen.
In diesem Band gewinnt Demelza viel an Charakter und macht eine sehr schöne Entwicklung durch. Sie wird von ihren Verwandten, mit Ausnahme von Ross´Cousine Verity mit der sie eine herzliche Freundschaft verbindet, nicht wirklich akzeptiert, bemüht sich aber sehr, dazu zu gehören ohne sich zu sehr zu verbiegen.
Ross ist ein eher grüblerischer Mensch, dem die herzliche, teilweise kindliche Naivität von Demelza sehr gut tut. In dieser Geschichte tritt sein Gerechtigkeits liebender Charakter sehr deutlich ans Licht, wenn es um die Rechte von Grubenarbeitern geht, was mir sehr gut gefallen hat.
Die beiden Bände sind eine wunderbare Einstimmung auf diese Serie, die ich nun auf jeden Fall auf meinen DVD-Wunschzettel setzen werde.
Da in den Poldarkbüchern eine Menge Personen vorkommen, empfehle ich erst die Lektüre des ersten Teils, obwohl mir inhaltlich der zweite Teil fast besser gefallen hat.
Ich vergebe diesem Buch, gleich wie dem ersten 4 Sterne und empfehle es Genusslesern, die nicht immer absolute Spannung benötigen, aber die gerne historisch gut aufbereitete, atmosphärisch schöne Familieromane lieben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Zeit der Umbrüche in Cornwall

Poldark - Abschied von gestern
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Der Autor Winston Graham beginnt den Roman „Poldark – Abschied von gestern“, der erstmalig 1945 erschienen ist, mit der Rückkehr von Ross Poldark aus Kriegsdiensten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ...

Der Autor Winston Graham beginnt den Roman „Poldark – Abschied von gestern“, der erstmalig 1945 erschienen ist, mit der Rückkehr von Ross Poldark aus Kriegsdiensten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1783 ins heimische Cornwall. Ross findet eine veränderte Welt vor. Sein Vater Joshua ist verstorben. Sein Knecht Jud und seine Magd Prudie haben das Haus und den Hof verkommen lassen. Ein besonders herber Schlag für Ross ist, dass seine große Liebe Elizabeth mit seinem Cousin Francis verlobt ist. Er kommt nur schwer über diesen Verlust hinweg und wird während der schwersten Zeit von seiner Cousine Verity getröstet.
Um wirtschaftlich überleben zu können, eröffnet Ross unterstützt von Investoren eine Kupfergrube.
Man erfährt in diesem Roman einiges über das Leben sowohl der reicheren Bevölkerung als auch von Land- und Grubenarbeitern. Die gesellschaftlichen Umwälzungen sind sehr anschaulich beschrieben. Durch die angenehme Übersetzung lässt sich das Buch auch heutzutage flüssig lesen. Ich konnte sehr schön eintauchen in die Zeit der französischen Revolution im Süden Englands. Da es sich bei diesem Roman wirklich um eine Geschichte handelt, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit so hätte zutragen können und sich nicht wie in manchen anderen modernen historischen Romanen sich Zufall an Zufall reiht, kommt die Handlung etwas behäbiger daher und ist vielleicht nicht durchgehend als sehr spannend zu bezeichnen. Dennoch empfand ich dieses Buch nicht als langweilig und empfehle es Lesern, die gerne ruhigere, authentisch wirkende Gesellschafts- und Familienromane lesen mit 4 Sternen.