Ich sage gern: Es ist ein Emma Scott!
Never DoubtSchreibstil:
Emma Scott schreibt (zum Glück) wie gewohnt wundervoll emotional und gefühlsecht. Ihre Worte sind immer so gut ausgewählt und kombiniert, dass Sätze entstehen, die man allesamt unbedingt in ...
Schreibstil:
Emma Scott schreibt (zum Glück) wie gewohnt wundervoll emotional und gefühlsecht. Ihre Worte sind immer so gut ausgewählt und kombiniert, dass Sätze entstehen, die man allesamt unbedingt in sein Poesiealbum schreiben möchte. Ich bin jedes Mal verzaubert, wie authentisch und auch zart Emma Scott schreibt. Und dieses Mal hat sie es noch ein wenig übertrumpft, indem sie Shakespeares Worte weise eingesetzt hat, um ihre Protagonisten sprechen zu lassen. Das fand ich wirklich gut eingebaut. Ich hätte nicht gedacht, dass man diese alten Worte so verständlich und sinnvoll in einem modernen Text unterbringen könnte.
Meine Meinung:
Ich bin sehr gut in das Buch reingekommen. Gleich zu Anfang wird im Prolog deutlich, dass Willow ein dunkles Geheimnis hat. Die Spannung steigt. Und dann zieht sie mit ihren Eltern um und man weiß, dass sich nun etwas ändern wird.
Willow war mir dabei vom ersten Moment an sympathisch. Sie ist in einer Situation, zu der ich nicht unbedingt schreiben will, dass es für mich nachvollziehbar ist, aber es ist schon so, dass ich mir vorstellen konnte, dass ihre Reaktion eine logische Reaktion wäre.
So ist Willow anfangs ein ziemlich harter Brocken, den die anderen Protagonisten irgendwie versuchen, zu knacken. Ich mochte an ihr aber sehr, dass sie sich trotz aller Zurückgezogenheit bemüht und in vielen Situationen doch sehr ausgelassen ist.
Man muss sich bei ihr einfach darauf einstellen, dass nicht alles so flott und leicht vorangeht, wie man es vielleicht im Hinblick auf den Fortlauf der Geschichte gerne hätte.
Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifle, ob lügen kann die Wahrheit,
Nur zweifle an meiner Liebe nicht!
HAMLET VON SHAKESPEARE (AKT 2 SZENE 2)
Was bei Willow, aber auch bei Isaac sehr gut herausgearbeitet wurde, war, wie das Theaterspiel die beiden beeinflusst. Anstatt uns ihre Gedanken nur zu präsentieren, erleben wir vieles durch das Theaterspiel mit. Ich fand es echt cool und wunderschön, wie ihre Leben mit denen der Figuren verknüpft werden. Vieles wird dadurch einfacher zu verstehen, lässt sich eher fassen und ist auch einfach mit mehr Tiefe versehen. Zudem wird uns Lesern Hamlet dann vielleicht doch noch etwas verständlicher;) Die Autorin arbeitet intensiv das Wesentliche dieses Stücks heraus.
Isaac ist vielleicht ein wenig das Herzstück dieses Romans. Er ist der insgeheime Bad Boy der Schule. Der Leser lernt ihn aber gleich von einer ganz anderen Seite kennen, sodass er für mich stets der sensible, begabte, sympathische, großartige Isaac ist, der sich für andere aufopfert und seiner Leidenschaft nachkommt.
Auf der Bühne hat er eine unglaubliche Präsenz. So wird es zumindest immer beschrieben. Ich konnte es mir gut vorstellen, da die Kapitel aus seiner Perspektive diese unglaubliche Selbstverständlichkeit und Leidenschaft, mit der er auf der Bühne steht, sehr gut beschreiben.
Neben der Bühne ist sein Leben alles andere als leicht und dennoch hat er so viel Liebe zu verteilen und ist ein überaus emotionaler Mensch. Mir hat es zwischendurch das Herz gebrochen, wie das Leben ihm mitspielt. Die Momente auf der Bühne und mit Willow konnten es aber zum Glück wieder heilen. Er macht meinem Theo aus All in wirklich Konkurrenz:)
Ich kannte dieses Mädchen überhaupt nicht, aber dass Willow Holloway mich heute auf der Bühne gesehen hatte, zählte ich zu meinen Geburtstagsgeschenken dazu.
Und zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich reich.
NEVER DOUBT – EMMA SCOTT (KAPITEL 5)
Im Umgang mit Willow war er wirklich das Beste, was ihr passieren konnte. Emma Scotts Stärke liegt u.a. in den Emotionen und die kommen hier nicht zu kurz. Willow hat sie ein ziemlich schwieriges Thema zugewiesen. Sie ist nicht an einer Bagatelle wie einem Streit mit ihren Eltern zerbrochen, sondern wegen einer viel schlimmeren Sache. (Ich habe mir sagen lassen, an dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass für den Roman eine Triggerwarnung ausgesprochen werden muss.) Isaac geht da überaus sensibel mit um und man spürt von Seite zu Seite, wie das Vertrauen zwischen ihnen wächst. Ich hatte nicht einen Moment, an dem ich gedacht habe: Was tut er denn da?! Stattdessen war er die Konstante, die ihr immer stützend zur Seite stand.
Neben jeder Menge Emotionen bietet die Geschichte aber natürlich auch jede Menge Spannung. Es gab keine Längen, keine nervigen Situationen. Jede Szene saß, hatte ihren Sinn und hat die Geschichte vorangebracht. Die Liebesgeschichte der beiden ist wundervoll inszeniert. Vielleicht kann man ein wenig bemäkeln, dass der Anfang beinahe schon zu vertraut war. Ich hatte das Gefühl, Willow kannte Isaac schon von der ersten Minute an in seiner ganzen Persönlichkeit. Das passt einerseits zu der besonderen Ebene, auf der die beiden miteinander kommunizieren. Gleichzeitig war es zunächst aber auch etwas befremdlich.
Harmony ist zur Geschichte passend ein wundervolles Setting. Es erinnerte mich ein wenig an Redwood. Vielleicht etwas amerikanischer in seiner Art. Alle kannten sich, man ging zu Fuß, man kümmerte sich um andere und man liebte sein Heimatdorf. Das ist einfach ein schönes Gefühl beim Lesen:)
Ebenso herzerwärmend sind die Nebencharaktere. Angie und ihre Mum sowie Martin und die anderen Menschen im Theater sind alle super lieb und tragen ihren Teil zur Geschichte bei. Ich fand es super, wie sie die beiden Hauptprotagonisten unterstützen.
Ich nickte langsam. Sie hatte ihm die Worte von jemand anderem gegeben.
´NEVER DOUBT – EMMA SCOTT (KAPITEL 3)
Zuletzt möchte ich noch einmal über das Ende sprechen. Ich war überrascht, wie viel dort doch noch passiert. Willows und Isaacs Welt wird erneut komplett auf den Kopf, ihre Liebe auf die Probe gestellt. Die Geheimnisse werden aufgeklärt. Logisch und angemessen. Wie alles in dem Buch verbunden mit jeder Menge Emotionen.
Wenn ihr es lest, werdet ihr verstehen, dass ich beide Protagonisten am Ende noch ein kleines Stück mehr schätzen lernte. Sie bleiben sich treu und einfach total authentisch. Mir hat es super gefallen.
Fazit:
Emma Scott hat mich mit diesem Buch wieder vollständig von sich überzeugt. Emotionen, gebrochene Charaktere, die so authentisch und echt und wundervoll sind, das herzerwärmende Setting und der wunderbar flüssige und wortgewandte Schreibstil. Ich kann nur loben!
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und war sehr fasziniert davon, wie gut die Autorin Shakespeare in ihre Geschichte einflicht.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen!
5 von 5 Sterne von mir.