Kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest
An Ocean Between UsKlappentext:
Avery Cole will nichts anderes als Ballett tanzen, doch dann zerstört ein schwerer Autounfall ihren Lebenstraum. Sie wird nie wieder tanzen können.
Am Boden zerstört beginnt Avery ein Studium ...
Klappentext:
Avery Cole will nichts anderes als Ballett tanzen, doch dann zerstört ein schwerer Autounfall ihren Lebenstraum. Sie wird nie wieder tanzen können.
Am Boden zerstört beginnt Avery ein Studium am LaGuardia Community College – obwohl sie eigentlich gar nicht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Und dann begegnet sie in ihrer ersten Vorlesung auch noch einem Typen, der arrogante Kommentare über ihre Verletzung ablässt: Theo Jemison, dem gefeierten Star-Schwimmer des Colleges. Nur dumm, dass Schwimmen eine der wenigen Sportarten ist, die Avery mit ihrem kaputten Rücken noch bleiben. Und natürlich ist es ausgerechnet Theo, der ihren Kurs trainiert.
Wohl oder übel verbringt sie mehr Zeit mit ihm und lernt eine völlig andere und viel nettere Seite von ihm kennen, die er sorgsam hinter der arroganten Fassade verbirgt. Doch als er sie plötzlich wieder von sich stößt, muss sich Avery fragen, wer der wahre Theo ist …
Das Cover:
Finde ich durchaus hübsch und sehenswert. Ich mag es, dass es einerseits recht schlicht gehalten ist, dennoch aber nicht langweilig wirkt, weil der Titel schön gesetzt und noch dazu gliterfarbend ist.
Der Schreibstil:
Nina Bilinszki schreibt ziemlich unaufregend, leicht und locker und flüssig. Mich hat im Lesefluss nichts gestört, allerdings hätte ich mir manchmal gewünscht, dass sie die Gefühlsebene noch mehr ausführt. Es kratzte zu häufig nur an der Oberfläche, weil einiges eben nicht weit genug ausgeführt wurde.
Meine Meinung:
Ich bin anfangs gut in das Buch reingekommen und habe das erste Mal ein wenig verpasst, wer Hauptprotagonist istXD Nie hätte ich gedacht, dass der lediglich als eingebildet beschriebene Typ aus der Vorlesung derjenige ist, von dem ich nun dreihundert Seiten lesen werde. Ich denke, dass man hieran schon ein wenig sehen kann, dass sich diese Verkürzung einiger Dinge, auch auf die Geschichte ausgewirkt hat. Es hätte einfach noch ein wenig mehr zu Theo am Anfang kommen müssen, damit man sich als Leser mehr auf ihn fokussiert und auch eine Art von Gespanntheit auf ihn ausgelöst wird.
Aber fangen wir erst einmal mit Avery an. Die war durch die erste Erzählperspektive sehr deutlich als Hauptprotagonistin zu erkennen und hatte auch durchaus das Potential dafür. Sie ist anfangs ein teilweise gebrochener Mensch, der sich aber dennoch nicht seinen Charakter hat nehmen lassen. Sie zieht sich nicht in dem Sinne zurück, als dass sie nur noch bedingt an den Geschehnissen in ihrer Umwelt teilnimmt. Stattdessen fehlt ihr einfach ein wenig die Lebensfreude und alles andere bemerkt sie durchaus. So verteidigt sie sich mit deutlichen Worten, ist direkt und ehrlich und hält andere damit ein wenig auf Abstand. Mir hat das unheimlich gut gefallen, weil sie so trotz der Umstände kein reiner Trauerkloß war, mit dem man nun Mitleid hätte haben müssen. Der Unfall war immer präsent und dennoch hat sie auch etwas von sich gezeigt.
Im Verlauf der Handlung entwickelt sie sich da noch weiter. Der Unfall und seine Auswirkungen verschmelzen immer mehr mit ihrem Leben. Das fand ich schön gemacht, weil es auch entsprechend langsam voranschritt und sie eigentlich immer positiv eingestellt blieb. Einzig kritisieren möchte ich, dass ich etwas merkwürdig fand, dass sie in Bezug auf Theo nicht aufmerksamer war, ihn nie ausgefragt hat, wenn es drauf ankam.
So komme ich zu Theo, der durchaus Momente hatte, in denen ich gerne ein Befragungsteam auf ihn losgelassen hätte. Mitten in irgendwelchen Szenen hat er einfach irgendwelche überdramatisierten Anfälle, die von seinen Freunden als normal abgetan werden. Sie sind aber so überdramatisiert, dass es mir nicht vorkam, als wäre das nur Teil seines Charakters. Sowas wie seine fünf Minuten beispielsweise. Stattdessen hat es für mich immer wieder Fragen aufgeworfen, die ich gerne beantwortet gehabt hätte. Auch hier bleibt es aber oberflächlich.
Ansonsten wird einem als Leser durch den Wechsel der Erzählperspektiven ziemlich schnell klar, dass Theo ein deutliches Gewissen hat. Er bereut Entscheidungen und vergisst nichts so leicht und denkt unheimlich viel darüber nach. Mir schon fast zu viel, denn es bremst jedes Mal die Handlung und führt letztlich auch nie zu etwas. Er bleibt in Bezug auf Avery einfach unehrlich, was man als Leser schon ziemlich früh weiß. Diese ganzen Passagen, in denen er nicht mit der Sprach rausrückte, etwas kaputt machte, was er hätte retten können und quasi Momente erzeugt, die man immer erst am Wendepunkt der Geschichte, wenn das Paar kurzzeitig getrennt ist, erlebt. werden dadurch schon früher beschworen. Es gibt also mehrere solcher Passagen in diesem Buch, was es nicht unbedingt leicht macht, es zu lesen. Ich habe es dann tatsächlich ein paar Mal weggelegt, weil die Spannung leider verloren ging. Auch von Avery kommt dann nämlich nichts. Keine explosiven Szenen, keine Emotionen, nur bloßes Grübeln und das bringt einem als Leser, der schon weiß, worum es geht, einfach nichts.
Damit bin ich schon beim Handlungsverlauf und hier möchte ich gerne kritisieren, dass es auch emotional alles recht oberflächlich blieb. Ja, es gibt logische Entscheidungen, die einiges beeinflussen und immer schön alles vergegenwärtigen, was nicht vergessen werden sollte. So kann man als Leser die meisten Momente nachvollziehen. Allerdings sind die Übergänge zwischen den Gefühlen immer ziemlich abrupt und man bekommt als Leser gar nicht richtig mit, wie tief die Verbindung nun geht. Es wird schlicht nur gesagt, nicht aber beschrieben oder für den Leser erlebbar gemacht. So kann ich mir natürlich vorstellen, wie man sich in Theo und auch in Avery verlieben kann, von der Tiefe dessen, was zwischen ihnen ist, habe ich aber nur eine Ahnung. Das fand ich wirklich schade.
Und dabei fand ich die Thematik echt gut und auch sinnvoll aufgearbeitet. Nur wurde sie leider vom Rest nicht so unterstützt.
Fazit:
Dieses Buch hatte für mich einige Schwachstellen. So zum Beispiel, dass die Spannungselemente zu früh aufgelöst wurden und sich dann einfach in Phasen verliefen, in denen ich als Leser nicht viel Spaß an der Lektüre hatte. Die Liebesgeschichte ist irgendwo süß und gut durchdacht, allerdings bleibt es sowohl auf Schreibstilebene als auch auf Ebene der Emotionen zu flach und oberflächlich. Die Gefühle wollten nicht so richtig durchkommen. So kann man die Geschichte durchaus lesen, man sollte sich aber bewusst machen, dass man das Buch nicht in einem Rutsch durchliest.
3 von 5 Sterne von mir.