Zwei Perspektiven, zwei Welten
Der Stoff, aus dem Träume sindAls ich den Klappentext dieses Buches gelesen habe, vermutete ich bereits, dass diese Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart spielt. Was ich nicht vermutet habe, war, dass wir hier nicht nur eine, ...
Als ich den Klappentext dieses Buches gelesen habe, vermutete ich bereits, dass diese Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart spielt. Was ich nicht vermutet habe, war, dass wir hier nicht nur eine, sondern gleich zwei wundervolle Frauen kennen lernen.
Klapptentext:
Efeugrün, verwoben mit einem hauchzarten himmelblauen Faden – als Claire das Jackett in einem Londoner Vintage-Laden entdeckt, weiß sie sofort, dass es von der kleinen schottischen Hebrideninsel Barra stammt. Fast ein ganzes Leben ist es her, dass sie dort aufgewachsen ist. Ein Leben für die Mode, voller großer Pläne, Hoffnungen und Fehler. Und plötzlich lassen Claire die Erinnerungen nicht mehr los. Vielleicht ist jetzt endlich die Zeit gekommen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und verschüttete Träume zu bergen.
Cover:
Wieder ein Buch, dessen Cover nur so halb erahnen lässt, worum es geht und das es versteht seine Geschichte zu verstecken.
Schreibstil:
Der war flüssig und gut zu lesen. Die Beschreibungen der schottischen Insel und des Londons der Nachkriegszeit fand ich sehr schön. Die Stimmung war sofort da, es kam sehr realitätsnah rüber und die Übergänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart waren für mich flüssig und logisch.
Charaktere:
Zunächst einmal zu Claire: Diese war mir am Anfang total unsympathisch, wie ich zugeben muss. Ihre Handlungen und ihre Art schienen geradezu gefühlskalt und ich hatte wirklich Angst um die arme Vivian. Nach und nach lernt man Claire jedoch immer besser kennen und verstehen. Das ihre Vergangenheit sie zu der Person gemacht hat, die sie jetzt ist, fand ich für mich sehr logisch. Da war es dann auch nicht verwunderlich, dass sie sich nicht komplett ändern kann. Siebzig Jahre Leben können nicht in ein paar Wochen aufgearbeitet werden.
Vivian war für mich das perfekte Gegenstück zu Claire. Vivian, die gerne alles überanalysiert und deswegen viel zögert und Claire, die schon so viel durchlebt hat und in ihrer Meinung stur und direkt ist. Beide haben während der Geschichte viel voneinander gelernt. Im Vergleich zu anderen Büchern fand ich diese Entwicklung zwar relativ klein, dennoch war sie da und passte, so wie sie war, sehr gut zur Geschichte.
Vivian war für mich ein Charakter, der eine Claire gebraucht hat. Ohne sie, wäre Vivian wohl einzig Mutter geblieben. Durch die alte Dame hat sie von einem ganz anderen, gegensätzlichen Leben erfahren und konnte nach und nach ihre Weisheiten auf sich selbst anwenden.
Zur Geschichte allgemein:
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven geschildert. Durch Vivians Perspektive werden wir in der Gegenwart gehalten und Claires Geschichte wird durch sie an die Realität und den Alltag gekoppelt. Claire erzählt in zwei Perspektiven. Einmal den ihrer Vergangenheit und den ihrer Gegenwart. Letzterer ergänzt eigentlich nur und stellt eine Verbindung zu Vivian her, ersterer macht den größten Teil der Geschichte aus. Eigentlich wird man als Leser nämlich durch die Gegenwartsperspektiven in Bezug auf Claire vor jede Menge Tatsachen gestellt. So entsteht Spannung, die durch die wirklich schön erzählten Vergangenheitspassagen nach und nach beleuchtet werden. Schön ist, dass man immer die direkte Reaktion von Claire in der Gegenwart erlebt. So merkt man als Leser, dass die Vergangenheit für sie noch längst nicht vergangen ist. Insgesamt belaufen sich die Rückblicke auf die Jahre zwischen 1946 und 1981. Die Verknüpfungen zwischen den Punkten in der Claires Geschichte und der Gegenwart sind wirklich gut gelungen. Es tauchen immer wieder unvorhergesehene Dinge auf.
Alles in allem zieht es sich vielleicht manchmal ein bisschen, weil man gerade im ersten Teil des Buches nicht weiß, worauf die Geschichte hinausläuft. Das liegt vielleicht auch daran, dass man durch den Klappentext irrtümliche Erwartungen entstanden. Zumindest bei mir. Denn es geht hier nicht um eine Frau, die zurück in ihren Heimatort fährt und dort ihre Vergangenheit nochmals durchlebt. Stattdessen würde ich sagen, dass man die Geschichte durch Vivian erlebt und diese ihre eigenen Probleme mit in die Geschichte bringt.
Fazit:
Das Buch hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Es ist interessant, die Rückblicke wirklich wunderbar erzählt und Claire eine besondere Frau, die es zu entdecken gilt. Vivian muss da vielleicht ein bisschen zurückstecken, aber auch sie bringt Tiefe und Gefühl in die Geschichte. Ich kann das Buch durchaus empfehlen, auch wenn man es nicht in einem Rutsch durchlesen kann.
Liebe Grüße